Was geschieht wirklich zwischen den Zeilen von Goethes "Faust I"? Tauchen Sie ein in eine Welt der Andeutungen und unausgesprochenen Wahrheiten, in der die größten Tragödien im Verborgenen lauern. Diese tiefgründige Analyse enthüllt die subtilen, aber entscheidenden Momente in Goethes Meisterwerk, die oft übersehen werden und doch den Schlüssel zum Verständnis der Gretchentragödie bilden. Entdecken Sie, wie Goethe durch Auslassung und Andeutung eine Atmosphäre der Spannung und des Ungewissen schafft, die den Leser unweigerlich in ihren Bann zieht. Erforschen Sie die psychologischen Abgründe der Charaktere und die gesellschaftlichen Zwänge, die ihr Handeln bestimmen, während Sie die versteckten Motive und Konsequenzen aufdecken, die das Schicksal von Faust und Gretchen besiegeln. Von Gretchens heimlicher Schwangerschaft bis zum Tod ihrer Mutter, erfahren Sie, wie diese unsichtbaren Ereignisse die Handlung vorantreiben und die emotionale Wucht der Tragödie verstärken. Diese Arbeit beleuchtet die erzählerischen Strategien, mit denen Goethe das Publikum fesselt und zum Nachdenken anregt, indem er die wesentlichen Wendepunkte der Geschichte nur andeutet und dem Leser die Freiheit lässt, die Lücken selbst zu füllen. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die Goethes "Faust" in seiner ganzen Komplexität erfassen und die tiefere Bedeutung hinter den Worten erkennen wollen. Erleben Sie "Faust" neu, indem Sie die verborgenen Zusammenhänge entschlüsseln und die dunklen Geheimnisse lüften, die in den Tiefen dieses zeitlosen Klassikers verborgen liegen. Eine spannende Reise durch die Welt der literarischen Analyse, die Ihnen neue Perspektiven auf Goethes Meisterwerk eröffnet und Ihr Verständnis für die Feinheiten des Dramas vertieft.
Johann Wolfgang Goethe, Faust I
Fach: Deutsch
Kategorie: Schularbeit, 11. Schulstufe Gymnasium (AHS)
Autor: Matthäus K. Deutsch
Wortanzahl: 704
Datum: Jänner 2006
Aufgabenstellung:
In Goethes „Faust“ lassen sich wesentliche Zusammenhänge im Handlungsverlauf nur zwischen den Zeilen erkennen. Arbeite diese Stellen heraus und stelle Überlegungen an, welche Funktion sie für den Gesamtbau des Dramas haben.
Wesentliche, aber „unsichtbare“ Ereignisse in Goethes „Faust“.
Um das Drama „Faust“ wirklich verstehen zu können und als Leser beziehungsweise Zuschauer die Ereignisse, besonders in der Gretchentragödie zu begreifen, muss man zwischen den Zeilen lesen und scheinbar unwichtige Andeutungen verstehen lernen.
Goethe hat die Gretchentragödie innerhalb des Stückes nach aristotelischem Prinzip aufgebaut. Doch das Besondere daran ist, dass die wesentlichen Teile eines solchen in diesem Stück fehlen. So wird zum Beispiel der Höhepunkt der Tragödie nie gezeigt. Goethe baut noch ein retardierendes Moment ein und lässt die Spannung in der Szene „Marthens Garten“ enorm ansteigen. Margarete und Faust lieben sich, sie lieben sich so sehr, dass Gretchen in Fausts Angebot, der Mutter einen „Schlafestrunk“ zu geben, einwilligt (Vers 3514). Der Zuseher erkennt nun, dass die beiden eine Nacht miteinander verbringen werden, er wartet nun geradezu auf eine Liebesszene, doch er wartet vergebens. Diese eigentlich so wichtige Szene lässt Goethe völlig aus! Der Teil, ab dem die Handlung fällt, wegen dem Gretchen zum Kindesmord, in den Wahnsinn getrieben wird, sie fehlt! Doch man erfährt mit einigem Mitdenken, dass Gretchens Mutter an dem Trank, den sie von Faust (bzw. Mephistopheles) bekommen hat, gestorben ist und dass Gretchen schwanger ist. Doch vorerst werden nur Andeutungen gemacht. Der Leser wird im Dunkeln gelassen. Und erst einige Szenen später weiß man wirklich, woran man ist. Das macht Goethe mit voller Absicht. Man fragt sich, was los ist, man will mehr wissen, es wird einfach mehr Interesse geweckt. Schon in der nächsten Szene wird klar, dass Gretchen und Faust sexuellen Kontakt hatten, aber es ist noch nicht sicher, ob Gretchen wirklich auch schwanger ist. Gretchen ist am Brunnen einsilbig, lästert nicht mit Lieschen über die vorehelichen Kontakte von Bärbelchen (Verse 3545-77). Und in dem Monolog von Gretchen, welcher auf das Gespräch folgt, wird ein wenig Klarheit geschaffen (Vers 3584). Valentin gibt hingegen schon zu, das Gretchen schwanger ist. In dem simplen Satz „Wenn erst die Schande wird geboren“ (Vers 3740) steckt unheimlich viel Bedeutung für den Verlauf der Handlung. Einerseits sagt der Satz aus, dass Gretchen, wie vermutet, tatsächlich schwanger ist, andererseits zeigt er auch die maßlose Verachtung, die die damalige Gesellschaft „unehelichen“ Kindern entgegenbrachte. Versteht man die Bedeutungen dieses Verses, kann man unter Umständen den weiteren Verlauf des Dramas schon erahnen. Auch vom Tod der Mutter erfährt man ohne eine entsprechende Szene, in der die Mutter sterben würde. Der Zuseher erfährt nur durch den „bösen Geist“, dass die Mutter nach Einnahme des Trankes gestorben ist (Verse 3786-87). Und doch – diese beiden Ereignisse sind der Grund für die ganze Tragödie, ohne sie wäre Gretchen nie zugrunde gegangen. Das Paradoxe und zugleich Interessante dabei ist, dass genau diese Ereignisse nie auf der Bühne gezeigt werden, obwohl nach ihnen die Handlung zu fallen beginnt. Auch die wichtigste Stelle dieser eben erwähnten fallenden Handlung wurde weggelassen, da Goethe den Fall auch drastisch kürzt, um die Ereignisse in der Walpurgisnacht besser darstellen zu können. So wird der Kindermord wieder nur angedeutet, ebenso wie die Einkerkerung. Diese lässt sich durch die Vision in der Walpurgisnacht (um Vers 4185) nur erahnen, Gewissheit schafft erst der Streit im „Trüber-Tag-Feld“. Hier wird das Publikum wieder an Gretchen erinnert (obwohl nicht ein einziges Mal der Name Gretchens vorkommt) und mit einem Male darüber aufgeklärt, dass Margarethe für eine Missetat eingesperrt wurde. Man weiß weder, welche Missetat das Mädchen begangen haben soll, noch ob sie zur Todesstrafe verurteilt worden ist. Es bleibt jedem Leser und Zuseher selbst überlassen, sich seinen Teil dazu zu denken. Der erste Teil der Lösung des Rätsels folgt gleich in der letzten Szene („Kerker“). Durch die Verse 4427 und 4433 wird klar: Gretchen ist zum Tode verurteilt. Und nach dem bald darauf nachfolgenden Satz „Sie nahmen’s mir um mich zu kränken, und sagen nun ich hätt’ es umgebracht“ kann man vermuten, dass Gretchen des Kindesmorden schuldig befunden wurde. Gewissheit bekommt der Zuseher aber erst mit dem Vers 4508, wenngleich man nie erfährt, ob Margarethe nur für Kindesmord, oder aber auch wegen des unbeabsichtigten Mordes an der Mutter in den Kerker gesperrt wurde.
Häufig gestellte Fragen zu Johann Wolfgang Goethes Faust I
Worum geht es in dem Text?
Der Text analysiert, wie Goethe in seinem Drama "Faust I" wesentliche Handlungszusammenhänge und Ereignisse, insbesondere in der Gretchentragödie, zwischen den Zeilen versteckt, und welche Funktion diese Auslassungen für den Gesamtbau des Dramas haben.
Was ist das aristotelische Prinzip im Zusammenhang mit der Gretchentragödie?
Goethe baut die Gretchentragödie nach dem aristotelischen Prinzip auf, jedoch lässt er wesentliche Teile wie den Höhepunkt der Tragödie bewusst aus. Er verzichtet auf die explizite Darstellung entscheidender Szenen, um die Spannung zu erhöhen und das Interesse des Lesers zu wecken.
Welche wichtigen Szenen werden ausgelassen und warum?
Goethe lässt unter anderem die Liebesszene zwischen Faust und Gretchen, den Tod der Mutter Gretchens, den Kindermord und die Einkerkerung Gretchens aus. Diese Auslassungen dienen dazu, die Fantasie des Lesers anzuregen und die Tragik der Ereignisse indirekt zu vermitteln.
Wie erfährt der Leser von den Ereignissen, die nicht gezeigt werden?
Der Leser erfährt von den Ereignissen durch Andeutungen, Monologe, Gespräche und Visionen. So wird beispielsweise der Tod der Mutter durch den "bösen Geist" erwähnt, und die Einkerkerung Gretchens wird durch eine Vision in der Walpurgisnacht angedeutet.
Welche Bedeutung hat der Satz "Wenn erst die Schande wird geboren"?
Dieser Satz von Valentin hat eine große Bedeutung, da er einerseits bestätigt, dass Gretchen schwanger ist, und andererseits die Verachtung der damaligen Gesellschaft gegenüber unehelichen Kindern verdeutlicht. Das Verständnis dieses Verses ermöglicht es dem Leser, den weiteren Verlauf des Dramas zu erahnen.
Welche Rolle spielt die Walpurgisnacht im Zusammenhang mit der Gretchentragödie?
Die Walpurgisnacht dient als retardierendes Moment und bietet eine Vision, die die Einkerkerung Gretchens andeutet. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers von der Gretchentragödie ab, bevor diese wieder in den Fokus rückt.
Wie erfährt der Leser von der Verurteilung Gretchens?
Die Verurteilung Gretchens wird dem Leser erst in der Kerkerszene bewusst, wo durch Andeutungen klar wird, dass sie zum Tode verurteilt wurde. Die Gründe für ihre Verurteilung (Kindermord und/oder Mord an der Mutter) bleiben jedoch unklar.
Welche Funktion haben die Auslassungen für den Gesamteindruck des Dramas?
Die Auslassungen tragen dazu bei, ein Meisterwerk zu schaffen, das den Leser dazu anregt, aktiv am Geschehen teilzunehmen und die Handlung selbst zu interpretieren. Durch das Verstehen der Zusammenhänge zwischen den Zeilen wird die Tragik der Gretchentragödie umso deutlicher.
- Arbeit zitieren
- Matthäus Deutsch (Autor:in), 2006, Goethe, Johann Wolfgang von - Faust - Wesentliche, aber "unsichtbare" Ereignisse in Goethes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109951