Im Anfang war das Wort.
Der Johannesprolog setzt das Wort an den Anfang und damit an eine zentrale Position. In der christlichen Verkündigung ist das Wort von jeher das Medium der Übermittlung der göttlichen Heilszusage.
Das göttliche Wort muß aber in eine Form gegossen werden. Dazu tut Sprache not. Der Muttersprache Jesu, dem Aramäischen, folgt das Griechische als Sprache der Schriften des Neuen Testaments und der ersten Christen, abgelöst von Latein als Sprache der etablierten Kirche. Hier setzt das Thema dieser Arbeit an: „Vom Latein zu den Volkssprachen. Der Umbruch in der Verbreitung der christlichen Botschaft im 16. Jahrhundert.“ Damit ist ein doppelter Wandel angedeutet. Ein Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft und ein Wandel in der Sprache. Das eine ist ohne das andere nicht vorstellbar. Ziel der Arbeit ist es, exemplarisch Zusammenhänge dieses Bedingungsgeflechts zu untersuchen.
Dazu ist der sprachliche und historische Hintergrund zu beleuchten, ohne den die Entwicklung, die ein ganzes Faktorenbündel beeinflußt hat, nicht nachzuvollziehen ist. Anhand des Wirkens zweier prominenter Gelehrter des 16. Jahrhunderts, Guillaume Budé und Jean Calvin, den „beiden typischen Persönlichkeiten des damaligen Geisteslebens“ 1 soll gezeigt werden, welche alternativen Handlungsmöglichkeiten gewählt werden konnten und wie trotz unterschiedlicher Zielsetzung der Protagonisten eine Renaissance des Lateins dazu geführt hat, dessen noch unbedeutende Schwester, das Französische, salonfähig zu machen. „La gloire certaine d’avoir créé l’éloquence française,“2 wird dabei Calvin zugeschrieben, der heute indes hauptsächlich als Theologe bekannt ist.
Die Verbreitung der christlichen Botschaft erfolgt im wesentlichen auf zwei Arten. Die Bibel trägt die religiöse Botschaft über die Zeiten und die Predigt entfaltet daraus die christliche Lehre. Beide Formen der Verbreitung haben im 16. Jahrhundert die Herausbildung des Französischen als eigenständige Sprache befördert. Für die Gelehrten der Renaissance war in allen Wissensgebieten das Latein die angemessene Sprache. Im Bereich der Theologie nicht zuletzt, weil sie den Kreis der potentiellen Diskutanten beschränkt. Mit den Worten von Francis Higman: „Il appartenait aux théologiens fomés de traiter de ces questions, non à un public à peine lettré.“3 Die christliche Botschaft allerdings kann schwerlich in den Elfenbeinturm der Wissenschaften gesperrt werden wie die Medizin oder Mathematik [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Voraussetzungen
- II.1. Sprachgeschichtlicher Hintergrund
- II.1.1. Emanzipation vom Latein
- II.1.1.1. Ursprung
- II.1.1.2. Vulgärlatein
- II.1.1.2.1. Konzil von Tours
- II.1.1.2.2. Glossare
- II.1.1.2.3. Königlicher Erlaß von Villers-Cotterêts
- II.2. Weltlicher und religiöser Hintergrund
- II.2.1. Staat und Kirche
- II.2.1.1. Sakrale Rolle des Königs
- II.2.1.2. Gallikanismus
- II.2.1.2.1. Pragmatische Sanktion
- II.2.1.3. Funktion des Parlement
- II.2.1.4. Herrscher
- II.2.1.4.1. François I.
- II.2.1.4.2. Exkurs Religionskriege
- II.2.2. Gesellschaft und Kirche
- II.2.2.1. Bildung
- II.2.2.2. Humanismus
- II.2.1. Staat und Kirche
- II.1.1. Emanzipation vom Latein
- III. Träger des Umbruchs
- III.1. Guillaume Budé
- III.2. Jean Calvin
- IV. Formen der Verbreitung der christlichen Botschaft
- V. Sprachliche Analyse einer Predigt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft im 16. Jahrhundert, insbesondere den Übergang vom Latein zu den Volkssprachen. Sie analysiert die komplexen Zusammenhänge zwischen sprachlicher und historischer Entwicklung und beleuchtet exemplarisch das Wirken von Guillaume Budé und Jean Calvin. Die Arbeit zeigt auf, wie unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten zur Verbreitung der Botschaft genutzt wurden und wie trotz verschiedener Zielsetzungen der Protagonisten eine Renaissance des Latein zum Aufstieg des Französischen beitrug.
- Der Übergang vom Latein zu den Volkssprachen in der Verbreitung der christlichen Botschaft.
- Der sprachliche und historische Hintergrund dieser Entwicklung.
- Das Wirken von Guillaume Budé und Jean Calvin als exemplarische Beispiele.
- Die Rolle der Bibelübersetzung in der Verbreitung der christlichen Botschaft.
- Die Bedeutung der Predigt als Medium der Verbreitung der christlichen Botschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft vom Latein zu den Volkssprachen im 16. Jahrhundert vor. Sie hebt die enge Verknüpfung zwischen sprachlichem und gesellschaftlichem Wandel hervor und benennt die beiden Hauptprotagonisten der Untersuchung, Guillaume Budé und Jean Calvin, um exemplarisch die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten und Auswirkungen dieser Entwicklung zu beleuchten. Die Einleitung skizziert den Ansatz der Arbeit, der den sprachlichen und historischen Kontext beleuchtet und die Rolle der Bibel und der Predigt in der Verbreitung der christlichen Botschaft untersucht.
II. Voraussetzungen: Dieses Kapitel untersucht den sprachlichen und weltlichen Kontext des Übergangs vom Latein zu den Volkssprachen. Es beleuchtet die sprachgeschichtliche Entwicklung vom Vulgärlatein zu den modernen Volkssprachen, einschließlich wichtiger Meilensteine wie dem Konzil von Tours und dem königlichen Erlass von Villers-Cotterêts. Der weltliche und religiöse Hintergrund wird durch die Analyse des Verhältnisses von Staat und Kirche, der Rolle des Königs, des Gallikanismus und der Funktion des Parlement erörtert. Die Kapitel analysieren die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Verbreitung der christlichen Botschaft, wie etwa Bildung und Humanismus, und legt so die Basis für das Verständnis der darauffolgenden Entwicklungen im Kontext der Verbreitung der christlichen Botschaft.
III. Träger des Umbruchs: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Lebensläufe und das Wirken von Guillaume Budé und Jean Calvin. Es analysiert Budés Beiträge zur philologischen und literarischen Entwicklung des Französischen und untersucht Calvins Rolle in der Verbreitung des Protestantismus und seine sprachliche Arbeit im Kontext der Reformation. Das Kapitel vergleicht die unterschiedlichen Ansätze beider Gelehrten und zeigt auf, wie ihre Arbeit zum Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft beitrug. Die detaillierte Betrachtung ihrer Werke und ihres Einflusses auf die Entwicklung der französischen Sprache und die Verbreitung der reformierten Theologie bietet einen zentralen Einblick in die Thematik.
IV. Formen der Verbreitung der christlichen Botschaft: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Formen, in denen die christliche Botschaft im 16. Jahrhundert verbreitet wurde. Es untersucht die Bedeutung der deutschen Bibel Martin Luthers als Beispiel für eine volkssprachige Bibelübersetzung und vergleicht sie mit der Tradition volkssprachlicher Bibeln in Frankreich. Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und Widerstände, die mit der Übersetzung und Verbreitung volkssprachlicher Bibeln verbunden waren, einschließlich der Rolle des Königs und der Auseinandersetzungen um die Autorität der Vulgata. Die Rolle der Predigt als wichtiges Medium für die Verbreitung der christlichen Botschaft wird ebenfalls detailliert betrachtet.
Schlüsselwörter
Latein, Volkssprachen, Christliche Botschaft, Reformation, Guillaume Budé, Jean Calvin, Bibelübersetzung, Predigt, Sprachwandel, Frankreich, 16. Jahrhundert, Gallikanismus, Humanismus.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Der Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft im 16. Jahrhundert
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft im 16. Jahrhundert, insbesondere den Übergang vom Latein zu den Volkssprachen. Sie analysiert die komplexen Zusammenhänge zwischen sprachlicher und historischer Entwicklung und beleuchtet exemplarisch das Wirken von Guillaume Budé und Jean Calvin.
Welche Hauptthemen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Übergang vom Latein zu den Volkssprachen, den sprachlichen und historischen Hintergrund dieser Entwicklung, das Wirken von Guillaume Budé und Jean Calvin, die Rolle der Bibelübersetzung und die Bedeutung der Predigt als Medium der Verbreitung der christlichen Botschaft.
Welche Personen stehen im Mittelpunkt der Untersuchung?
Guillaume Budé und Jean Calvin werden als exemplarische Beispiele für die unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und Auswirkungen des Wandels in der Verbreitung der christlichen Botschaft untersucht. Ihre Beiträge zur philologischen und literarischen Entwicklung des Französischen sowie Calvins Rolle in der Reformation werden detailliert analysiert.
Welchen Zeitraum umfasst die Arbeit?
Die Arbeit konzentriert sich auf das 16. Jahrhundert in Frankreich.
Welche sprachgeschichtlichen Aspekte werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die sprachgeschichtliche Entwicklung vom Vulgärlatein zu den modernen Volkssprachen, einschließlich wichtiger Meilensteine wie dem Konzil von Tours und dem königlichen Erlass von Villers-Cotterêts. Der Einfluss von Faktoren wie Bildung und Humanismus auf den Sprachwandel wird ebenfalls erörtert.
Welche Rolle spielt die Bibelübersetzung?
Die Rolle der Bibelübersetzung in die Volkssprachen wird als entscheidender Faktor für den Wandel in der Verbreitung der christlichen Botschaft betrachtet und im Vergleich mit der Tradition volkssprachlicher Bibeln in Frankreich analysiert. Die Herausforderungen und Widerstände bei der Übersetzung und Verbreitung werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Bedeutung hat die Predigt?
Die Predigt wird als wichtiges Medium für die Verbreitung der christlichen Botschaft detailliert betrachtet.
Welchen historischen Kontext beleuchtet die Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet den weltlichen und religiösen Hintergrund, einschließlich des Verhältnisses von Staat und Kirche, der Rolle des Königs, des Gallikanismus und der Funktion des Parlement. Der gesellschaftliche Kontext, insbesondere die Rolle von Bildung und Humanismus, wird ebenfalls analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Voraussetzungen (sprachlicher und historischer Hintergrund), Träger des Umbruchs (Budé und Calvin), Formen der Verbreitung der christlichen Botschaft und Sprachliche Analyse einer Predigt. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Latein, Volkssprachen, Christliche Botschaft, Reformation, Guillaume Budé, Jean Calvin, Bibelübersetzung, Predigt, Sprachwandel, Frankreich, 16. Jahrhundert, Gallikanismus, Humanismus.
- II.1. Sprachgeschichtlicher Hintergrund
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- Ralf Strauss (Author), 2002, Vom Latein zu den Volkssprachen - Der Umbruch in der Verbreitung der christlichen Botschaft im 16. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10997