Am 31.12.1994 hat die Treuhandanstalt ihre Arbeit der Privatisierung beendet. Ostdeutschland hat damit die Transformation des Wirtschaftssektors als eines der ersten Länder in Ost- und Mitteleuropa abgeschlossen. Das Ziel lag in einer Dezentralisierung wirtschaftlicher Entscheidungen und die Entstaatlichung weiter Teile von Wirtschaft und Gesellschaft.1 Ein derartigen Prozess, den Großteil des Kapitalstocks einer Volkswirtschaft zu privatisieren, konnte man historisch gesehen noch nirgends wo beobachten. Angesichts des dramatischen Abbaus von Produktionskapazitäten und Arbeitsplätzen in den Treuhand- und Ex-Treuhandunternehmen ist die Privatisierungsstrategie der Treuhandanstalt nach wie vor umstritten: Die Geschwindigkeit der Privatisierung, die Wahl der Privatisierungsverfahren und der weitgehende Verzicht auf Sanierungsinvestitionen werden auch heute noch kontrovers diskutiert. Im ersten Teil dieser Arbeit steht die Treuhand selber im Mittelpunkt. Ihr Auftrag, ihre Organisation und die rechtlichen, finanziellen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden näher untersucht, um das Verständnis für die Organisation zu bekommen, die für die Privatisierung einer ganzen Volkswirtschaft verantwortlich war. Für die Umsetzung dieses schwierigen Prozesses konzipierte die Treuhand verschiedene Modelle der Privatisierung. Als maßgebliches Instrument zählte hierbei das Modell der Management-KG`s, welches die Vergabe von Treuhand-Unternehmen oder Unternehmensteilen an Privatinvestoren beinhaltete. Daher wird im zweiten Teil am ausführlichsten auf dieses Konzept eingegangen. Es werden die verschiedenen Management-Programme umrissen, ihre Strukturen analysiert und die entsprechenden Voraussetzungen sowie Bedingungen für die Einordnung der Unternehmen aufgezeigt. In diesem Zusammenhang entstanden auch unterschiedliche Auffassungen dahingehend, ob die Treuhand die Beteiligungsunternehmen vor der Privatisierung hätte sanieren sollen. Im vierten Kapitel soll diese Debatte kurz angeregt werden, da sie während des gesamten Privatisierungsprozesses immer wieder entflammte. Abschließend wird im fünften Kapitel eine umfassende Bilanz der Treuhand und ihrer Privatisierungsmodelle gezogen. [1 Vgl.Brücker, H. (1995), S. 22 ]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Aufbau der Treuhandanstalt
- Auftrag und rechtliche Legitimation der Treuhandanstalt
- Die Organisation der Treuhandanstalt und finanzielle Förderungen
- Externe Rahmenbedingungen
- Privatisierungsmodelle der Treuhandanstalt
- Privatisierung mit Länderbeteiligung
- Privatisierung in Management-KG`s
- Management-Buy-In-Programme
- Management-Buy-Out-Programme, Mitarbeiterkapitalbeteiligungen, Privatisierung von Kleinunternehmen
- Sanierung vs. Privatisierung
- Bilanz der Treuhand
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Treuhandanstalt und ihre Rolle bei der Privatisierung der ostdeutschen Wirtschaft nach der Wiedervereinigung. Sie beleuchtet die Organisation und die rechtlichen Rahmenbedingungen der Treuhand, untersucht die verschiedenen Privatisierungsmodelle und diskutiert die Debatte um die Priorität von Sanierung gegenüber Privatisierung.
- Die Gründung, den Auftrag und die rechtlichen Grundlagen der Treuhandanstalt
- Die verschiedenen Privatisierungsmodelle der Treuhand, insbesondere das Modell der Management-KG`s
- Die Debatte um Sanierung versus Privatisierung im Kontext der Treuhandaktivitäten
- Die Bilanz der Treuhand und ihrer Privatisierungsmodelle
- Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Treuhandaktivitäten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Treuhandanstalt und ihre Aufgabe bei der Privatisierung der ostdeutschen Wirtschaft vor. Sie erläutert die Ziele der Privatisierung und skizziert die Problematik der Geschwindigkeit und der Wahl der Privatisierungsverfahren.
- Der Aufbau der Treuhandanstalt: Dieses Kapitel befasst sich mit der Gründung, dem Auftrag und den rechtlichen Grundlagen der Treuhandanstalt. Es beleuchtet die Organisation, die finanziellen Förderungen und die externen Rahmenbedingungen, die die Arbeit der Treuhand beeinflusst haben.
- Privatisierungsmodelle der Treuhandanstalt: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Privatisierungsmodelle, die die Treuhandanstalt angewandt hat. Es geht insbesondere auf das Modell der Management-KG`s ein, welches die Vergabe von Treuhand-Unternehmen an Privatinvestoren beinhaltete. Die verschiedenen Management-Programme werden umrissen, ihre Strukturen analysiert und die entsprechenden Voraussetzungen sowie Bedingungen für die Einordnung der Unternehmen aufgezeigt.
- Sanierung vs. Privatisierung: Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte um die Priorität von Sanierung gegenüber Privatisierung. Es diskutiert, ob die Treuhand die Beteiligungsunternehmen vor der Privatisierung hätte sanieren sollen und welche Auswirkungen dies auf den Privatisierungsprozess gehabt hätte.
Schlüsselwörter
Treuhandanstalt, Privatisierung, Ostdeutschland, Wirtschaftstransformation, Management-KG`s, Sanierung, Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze, Kapitalstock, Treuhandgesetz, Volkswirtschaft.
- Arbeit zitieren
- Patrick Kiesch (Autor:in), 2001, Die Treuhand und ihre Privatisierungsmodelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11004