Film und Adoleszenz in den 90ern - Katja von Garniers "bandits" als Bearbeitungsfolie für ein Lebensgefühl


Examination Thesis, 2003

111 Pages, Grade: 1


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methodisches Vorgehen
2.1 Fragestellung und vorläufiger Gegenstand der Arbeit
2.2 Theoretischer Hintergrund der Arbeit
2.2.1 Cultural Studies
2.2.2 Der qualitativ-heuristische Forschungsansatz
2.2.3 Erinnerungsarbeit als Datenerhebungsmethode
2.2.4 Auswahl der Befragungsgruppe
2.3 Durchführung
2.4 Auswertungsvorgehen
2.4.1 Analyse auf Gemeinsamkeiten
2.5 Zwischenergebnis - der Untersuchungsgegenstand

3. Die Adoleszenz
3.1 Begriffsabgrenzung — Jugendphase, Pubertät, Adoleszenz
3.2 Entwicklungsaufgaben im Jugend- und frühen Erwachsenenalter
3.2.1 Themen der Adoleszenz
3.3 Geschlechtsunterschiede in der Adoleszenz
3.4 Die Befragten als Adoleszente

4. Themen der Adoleszenz in bandits
4.1 Exzesse und Suizid
4.2 Musik
4.2.1 Filmmusik
4.2.2 Videoclips
4.2.3 Exkurs: Medienrezeption Jugendlicher in den 90ern
4.2.4 Frauen und Rockmusik
4.3 Reisen
4.3.1 Road Movie
4.3.2 Frauen im Road Movie
4.3.3 Der Schluss von bandits
4.4 Peergroup
4.5 Zum Weiblichkeitsentwurf in bandits
4.6 Die Männerfiguren in bandits

5. bandits als Teenpic — eine Schlussbetrachtung
5.1 Der Teenpic
5.2 Der deutsche Jugendfilm
5.3 Bandits als deutscher Teenpic

6. Literaturverzeichnis
Rezensionen

7. Filmografie

Anhang

1. Einleitung

"Wir machen Musik!" — "Wir sind `ne Band!" — "Die Bandits!" — "Rock`n´Roll, du weißt schon!"

Diese und andere Passagen zitierten viele meiner Bekannten und ich nachdem wir den Film bandits[1] von Katja von Garnier 1997 im Kino gesehen hatten. Wir hörten den Soundtrack, sangen die Lieder mit und diskutierten über den Film und was wir über ihn und seine DarstellerInnen[2] erfuhren immer wieder. Obwohl der Film von der Kritik nicht durchgängig wohlwollend rezensiert wurde[3], nahmen ihn doch viele meiner Bekannten und ich selbst begeistert auf.

Für uns war der Film ein 'Frauenfilm', da die Protagonistinnen weiblich sind und motiviert durch ihre weibliche Biografie agieren oder reagieren.

Am Anfang meiner Arbeit ging ich vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen davon aus, dass der Film hauptsächlich Frauen anspricht.

In den psychoanalytischen Ansätzen der Filmtheorie wird der Zuschauerin ein fester Platz innerhalb der Filmstrukturen zugewiesen. Laura Mulvey hat in ihrem Aufsatz "Visual Pleasures and Narrative Cinema" dargestellt, dass die Frau im Film des klassischen Hollywood-Kinos immer als idealisiertes oder abgestraftes Objekt repräsentiert würde (Mulvey 1975: 64). In einem späteren Aufsatz ergänzt sie, dass weibliche Zuschauerinnen sich mit dem männlichen Protagonisten verknüpfen könnten, um ihre aktive Seite auszuleben (Mulvey 1981: 70f.).

Wie Zuschauerinnen sich selbst in einen Film hineinlesen, welche Position sie aus ihrer eigenen Sicht bei der Identifikation mit den ProtagonistInnen[4] oder anderen Figuren einnehmen und welche Fantasien sie während eines Films haben, bleibt dabei gänzlich unberücksichtigt.

Obwohl der Ansatz Mulveys aufschlussreich ist und Filmstrukturen entlarvt hat, fällt es vielen Frauen schwer zu akzeptieren, dass ihre eigene Schaulust sich nur aus einem sadistischen Vergnügen speisen könne oder über die Identifikation mit männlichen Protagonisten befriedigt werde (vgl. Mulvey 1981: 70f.).

Meine Arbeit sollte ursprünglich den Fragen nachgehen, was Frauen am Kino der 90er Jahre interessierte, warum sie gerne ins Kino gingen und ob ihre Bedürfnisbefriedigung nicht aus ZuschauerInnensicht anders möglich ist als Mulvey es annimmt.

Aus diesem Grund zog ich für meine Arbeit einen rezeptionsästhetischen Ansatz heran, der, im Gegensatz zu Mulveys psychoanalytischem, fragt, wie die ZuschauerInnen selbst mit dem was sie sehen umgehen, was sie auf sich beziehen, was sie vielleicht auch ganz und gar ausblenden.

Erst im Laufe der Arbeit hat sich aufgrund der Angaben der RezipientInnen der Schwerpunkt der Arbeit verschoben. Als HauptrezipientInnengruppe gelangten nun (nicht nur weibliche) Adoleszente in den Fokus der Untersuchung. Was sie im Film diskursiviert[5] sahen und wie ihre 'Lesart' zustande gekommen sein könnte, soll nun bearbeitet werden. Die Entwicklung des endgültigen Gegenstands der Arbeit wird im Methodenteil (Abschnitt 2.7) ausführlich dargestellt.

Für die Arbeit setze ich voraus, dass Film eines der wichtigen Medien in den 90ern war. Ob dem zuzustimmen ist und inwiefern gerade bandits ein Film ist, der Einflüsse der 90er aufweist, wird in Abschnitt 4.1.3 gezeigt.

Im ersten Teil der Arbeit stelle ich das methodische Vorgehen ausführlich dar. Dabei wird der heuristisch-qualitative Ansatz der Arbeit sowie die Entwicklung der Fragestellung vorgestellt. Des Weiteren beschäftige ich mich mit den Inhalten des Films, die die Befragungsgruppe diskursiviert sieht. Als Bezugsrahmen stehen dabei die Adoleszenz und Entwicklungsaufgaben der Jugendphase im Betrachtungsmittelpunkt. Was in dieser Phase geschieht, wie sie sich von anderen abgrenzt und was in dieser Zeit bedeutsam für Jugendliche ist, wird im dritten Teil herausgearbeitet, um im Hauptteil zu zeigen, wie Adoleszenz, insbesondere die Adoleszenz Jugendlicher in den 90ern, im Film thematisiert wird (Abschnitt 4).

Abschließend möchte ich vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Untersuchung erörtern, ob bandits als ein Teenpic bezeichnet werden kann (Abschnitt 5).

Neben dem Nachweis meiner Kompetenz einer wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas erhoffe ich mir durch diese Examensarbeit auch einen Erkenntniswert für meine zukünftigen Aufgaben in der Schule in mindestens zweierlei Hinsicht:

Der rezeptionsästhetische Ansatz hat in der Deutschdidaktik noch immer seine Berechtigung, auch wenn er viel kritisiert wurde und andere Konzepte mittlerweile vorrangig bedacht werden.

Eine der ersten Studien zur Rezeptionsästhetik in der Schule stammt von einer Forschungsgruppe um Eggert, Berg und Rutschky. Sie stellten fest, dass jedeR SchülerIn in die eigene Interpretation seines/ihres Textes auch seine/ihre Biografie einbringt (Eggert, Berg, Rutschky: 285f.). Gleiches lässt sich auf die Filmrezeption beziehen. JedeR wird einen anderen Zugang zu dem Film haben und aufgrund persönlicher Vorerfahrungen den Film ein wenig anders verstehen als die anderen. Meiner Ansicht nach gibt es für bandits außerdem eine dominierende Lesart der Jugendlichen in den 90ern, die vermutlich auf gemeinsame oder ähnliche Erfahrungen der Adoleszenten in dieser Zeit in der Bundesrepublik zurückzuführen ist; eine These die ich in der Arbeit entwickeln werde. Es ist also in der Schule gut möglich, dass man ohne Berücksichtigung der möglichen divergierenden Lesarten die Rezeption seiner SchülerInnen nicht versteht und nicht nachvollziehen kann, was sie an einem Film oder einem Buch besonders interessiert. Mit der Verwendung dieses Ansatzes kann man seine SchülerInnen und sich zu einem gegenseitigen Verständnis der jeweiligen Ansichten und Lesarten führen. Dabei sollte es allerdings nicht bleiben. Unterricht hat sicher auch die Aufgabe, zur Weiterentwicklung beizutragen. SchülerInnen sollten nicht nur im Radius ihrer bisherigen Vorerfahrungen Zugang zu Medien finden, sondern auch im Zusammenhang mit neuem Wissen. Damit ist der hier gewählte Ansatz innerhalb der Deutschdidaktik kritisch zu hinterfragen und nicht ausschließlich einsetzbar. Das Wissen um die Medienrezeption führt aber zu einem gewissen Verständnis für die SchülerInnen und kann aufschlüsseln, wie sie mit repräsentierten Inhalten umgehen.

Zum Anderen kann dieser Ansatz wissenschaftspropädeutisch eingeführt werden und den SchülerInnen aufzeigen, wie Medienrezeption, insbesondere Bedeutungsproduktion bei der Filmrezeption, vonstatten geht.

Ein solches Vorgehen hat für die Medienerziehung Bedeutung: Durch die immer schneller werdende Entwicklung und Verbreitung von Medien sind gerade Jugendliche gezwungen, sich immer wieder auf den neusten Stand zu bringen, da sie zukünftig auf diese Medien angewiesen sein werden. Es ist zu beobachten, dass Jugendliche kompetenter im Umgang mit neuen Medien sind als Erwachsene in dem Sinne, dass sie sehr schnell auf aktuelle Entwicklungen reagieren können und sich die Nutzung der Medien für ihre Bedürfnisse aneignen (vgl. Kähler: 51f.). Damit sollten Jugendliche aber nicht alleine bleiben. So weist Baacke darauf hin, dass einige Jugendliche Medien sehr produktiv nutzten, in dem sie sie variabel einsetzten und ihre Gebrauchsgewohnheiten für jeweils neue Anforderungen veränderten. Andere Jugendliche aber gebrauchten Medien unverändert, könnten ihre Kompetenzen nicht auf Neues übertragen und verpassten dadurch Entwicklungschancen (Baacke 1994: 50f.). Schule hat die Aufgabe, eben diese Kompetenzen zu entwickeln. Auch reicht es nicht aus, dass Jugendliche mit der Geschwindigkeit, mit den vielen Reizen und schnellen Neuerungen besser zurecht kommen als Erwachsene, sie müssen ihren eigenen Medienumgang reflektieren und kritisch hinterfragen können, um das, was sie sehen und hören bewerten zu können. Sie sollten verstehen, warum eine bestimmte TV-Serie, ein Computerspiel oder eben ein Kinofilm sie besonders anspricht, um sich gegebenenfalls darüber klar zu werden, welche Bedürfnisse eigentlich angesprochen werden. Wenn man versteht, wie ein Medium es erreicht, seine ZuschauerInnen zu bannen, wie es die Möglichkeit bietet, Bedürfnisse zu befriedigen kann man sich dem Medienerleben hingeben, ohne die kritische Distanz zu verlieren.

In diesem Sinn ist auch der Film als `Bearbeitungsfolie´ zu verstehen. Zum einen ist der Film eine mediale Möglichkeit, bestimmte Themen und gesellschaftliche Diskurse auf verschiedene Weise zu verarbeiten und zu repräsentieren, darüber hinaus können aber auch die RezipientInnen den Film als Folie (und ein Celluloidstreifen ist nichts anderes) benutzen, um ihre Vorerfahrungen, Bedürfnisse und Fantasien auf seiner Handlungsoberfläche zu verarbeiten.

In welcher Weise bandits von den RezipientInnen als Bearbeitungsfolie genutzt wurde, wird in dieser Arbeit entwickelt.

2. Methodisches Vorgehen

2.1 Fragestellung und vorläufiger Gegenstand der Arbeit

Wie in der Einleitung skizziert, ging ich zu Beginn dieser Arbeit durch meine persönlichen Rezeptionserfahrungen davon aus, dass bandits vorwiegend Frauen begeisterte. Aus diesem Grunde wollte ich den Film darauf hin untersuchen, was Frauen in ihm diskursiviert sahen, inwiefern eventuell aus weiblichen Biografien heraus gemeinsame Vorerfahrungen in den 90ern zu entdecken gewesen wären, die diese Rezeptionsweise begründen könnten.

Der im Folgenden beschriebene methodische Ansatz sollte mich also zu einer Struktur für die weitere Bearbeitung des Films führen. Anhand der Auswertung von "Erinnerungsszenarien" wollte ich herausfinden wie der Film seine ZuschauerInnen ansprach und die diskursivierten Themen danach genauer bearbeiten.

2.2 Theoretischer Hintergrund der Arbeit

2.2.1 Cultural Studies

Es galt herausfinden, wie die ZuschauerInnen den Film verarbeiteten, wie sie ihn sahen und was ihrer Meinung nach im Film diskursiviert wurde. Die ZuschauerInnen-Seite wird, im Gegensatz zu anderen Ansätzen, in den Untersuchungen aus dem Gebiet der Cultural Studies stark berücksichtigt.

In den Untersuchungen auf diesem Feld wird die Kulturaneignung in den Mittelpunkt gestellt. Es geht nur am Rande darum, inwiefern Kultur in der Zeit von massenmedialer Unterhaltung ideologisch durchsetzt die Menschen beeinflussen kann. Im Vordergrund steht die Frage, welche Bedeutung die Kultur tatsächlich für Menschen in ihrem Alltag hat. Die Möglichkeit, widerständige Bedeutungen zu produzieren wird in vielen Studien aus diesem Bereich betont. Dabei wird auch der Kulturbegriff ausgedehnt. Der Ausdruck bezieht sich jetzt auf den Alltag, auf Lebensformen insgesamt und untersucht jede Form von Alltagskultur (vgl. Hipfl 1996: 151).

In diesen Ansätzen wird herausgearbeitet, wie ZuschauerInnen einen Film[6] aufnehmen, wie sie ihn verarbeiten und interpretieren. Die Bedeutung wird nicht als dem Film immanent betrachtet, sondern den ZuschauerInnen wird eine wichtige Rolle in der Bedeutungsproduktion zugewiesen.

Anders als in den psychoanalytischen Ansätzen der Filmtheorie wird den Zuschau-erInnen also eine aktive Position zugestanden. Sie haben die Möglichkeit, sich zu entscheiden, mit wem sie sich auf welche Weise im Film identifizieren.

2.2.2 Der qualitativ-heuristische Forschungsansatz

Für meine Arbeit bediene ich mich der qualitativ-heuristischen Methodologie nach Gerhard Kleining, die für sich in Anspruch nimmt, "...entdeckende Verfahren, wie sie auch in anderen Forschungsmethodologien angelegt sind, zu bündeln und zu optimieren, um ein Maximum an entdeckender Kapazität zu erreichen." (Kleining 1995: 227). Es geht also darum, Neues zu entdecken und nicht schon Vorhandenes auf neue Art zu verstehen und zu interpretieren, wie es in der Hermeneutik der Fall ist.

Im Folgenden sollen die Regeln und Prinzipien des Ansatzes erläutert werden. Wie ich sie bei meinem eigenen Vorgehen berücksichtige, lege ich im Abschnitt zur Durchführung dar.

Ausdrücklich weist Kleining darauf hin, dass eine Formalisierung durch Regeln auch durch Freiheiten bei der Umsetzung dieser Regeln ausgeglichen würde (ebd.: 227). Eine begründete Abweichung von den Regeln ist somit in einigen Fällen möglich oder sogar wünschenswert.

Qualitativ-heuristische Sozialforschung arbeitet mit dem Dialogprinzip, das sich in vier Regeln unterteilen lässt, sowie mit drei grundlegenden Entdeckungsstrategien (ebd.: 227).

Das Dialogprinzip fordert eine Betrachtung des zu erforschenden Gegenstandes von unterschiedlichen Seiten. Es werden Fragen an den Gegenstand, in diesem Fall an die RezipientInnen, oder noch genauer an deren Erinnerungen gerichtet (s. Abschnitt 2.2.1) und die Antworten so aufgenommen, dass sie zu neuen Fragen führen können. Durch die Perspektiven des Fragenden und der Befragten soll Intersubjektivität hergestellt werden, so dass nicht nur der subjektive Blick der/des Forschende bleibt (ebd.: 228).

Die folgenden vier Regeln sind Teil des Prinzips:

Die Offenheit des Forschers als erste Regel bezeichnet Kleining als besonders schwer zu erfüllen, da die Forschungsperson dazu bereit sein müsse, auch die eigenen Vorstellungen und Interessen bezüglich des Forschungsgegenstandes, sollten sie durch die Erhebung angezweifelt werden, zu hinterfragen. Der Forscher müsse in jeder Hinsicht dem Forschungsgegenstand gegenüber offen sein (ebd.: 231).

Die zweite Regel von der Offenheit des Forschungsgegenstandes besagt, dass der Forschungsgegenstand nicht im Vorwege definiert sein dürfe, da er erst im Laufe des Forschungsprozesses entdeckt werde und demzufolge auch erst am Ende des Forschungsprozesses präzise definiert werden könne (ebd.: 233f.).

Die M aximale strukturelle Variation der Perspektiven ist der Titel der dritten Regel, nach welcher der Gegenstand von allen möglichen Perspektiven aus betrachtet werden sollte. Dabei meint Kleining sowohl die Sichtweise z.B. von Befragten, als auch die der Fachliteratur. Im Vordergrund steht die „Zusammenstellung von Sichtweisen“ (ebd.: 236). Um diese strukturelle Variation zu erreichen schlägt Kleining außerdem vor, nicht nur eine Methode zu verwenden, sondern Methoden in verschiedenen Variationen einzusetzen (ebd.: 236).

Die vierte Regel, Analyse auf Gemeinsamkeiten, betrifft die Grundlagen der Datenauswertung. Da alle Daten bis zur Auswertung als subjektiv gälten und nur mit Hilfe des Auswertungsprozesses intersubjektiv werden könnten, kommt diesem Teil der Forschung eine besondere Bedeutung zu. „Als intersubjektiv gilt, worin die maximal verschiedenen subjektiven Meinungen, Interessen und Blickwinkel übereinstimmen, zeitlich gesehen das relativ Stabile in der Veränderung“, so Kleining zum Begriff der Intersubjektivität (ebd.: 242).

Das erhobene Datenmaterial wird dahingehend betrachtet, ob sich Übereinstimmungen finden lassen und nicht wie sonst oft üblich, auf Differenzen hin untersucht.

Der Forschungsprozess sollte von drei heuristischen Forschungsstrategien begleitet werden, um den Forschungsprozess nicht ziellos dahingleiten zu lassen. Diese Strategien lauten Maximierung/Minimierung, Testen der Grenzen sowie Anpassung der Gedanken an die Tatsachen.

Die erste Strategie Maximierung/Minimierung zielt auf das Extreme des Gegenstandes ab. Die Befragten sollen durch Extremnennungen Perspektiven offen legen, die sonst nicht erwähnt würden und somit der dritten Regel der maximalen strukturellen Variation der Perspektiven genügen.

Testen der Grenzen als zweite Forschungsstrategie soll den Forscher dazu anhalten, die Grenzen des eigenen Forschungsbereichs im Laufe der Forschung zu definieren, denn Forschungsgegenstände sind nach Kleining nie allgemeingültig, sondern immer gesellschaftlich und historisch beschränkt.

Die dritte und letzte Forschungsstrategie mit dem Titel Anpassung der Gedanken an die Tatsachen soll den/die ForscherIn dazu veranlassen, sich auf den untersuchten Gegenstand einzulassen und die persönlichen Vorüberlegungen zum Untersuchungsgegenstand erneut zu überdenken, um sich dem Sachverhalt zu nähern. Diese Strategie fordert über die ersten beiden Regeln der Offenheit hinaus, dass sich der/die Forschende auf den Gegenstand zu bewegen und ihn aktiv verstehen soll (ebd.: 263ff.).

Beim qualitativ-heuristischen Forschungsansatz kommen verschiedene Methoden in Betracht, doch sollte bei der Auswahl darauf geachtet werden, dass sie alle am Dialogprinzip angelehnt sind. Grundsätzlich gebe es keine, für die qualitativ-heuristische Forschung, völlig ungeeignete Methode (ebd.: 236).

2.2.3 Erinnerungsarbeit als Datenerhebungsmethode

Ich wählte das Verfahren der Erinnerungsarbeit, mit dem Haug und Hipfl in einem ähnlichen Projekt arbeiteten. In ihrem Forschungsprojekt beschäftigten sie sich mit dem Widerspruch zwischen Vernunft und Gefühl intellektueller Frauen, einerseits 'Liebesschnulzen' genießen zu können und zu wollen, andererseits aber kritisch gegenüber repräsentierten Inhalten zu bleiben (Haug 1996: 5f.).

Es handelt sich bei der Erinnerungsarbeit um eine sozialwissenschaftliche Methode, bei der die Erlebnisse Einzelner Hinweise auf allgemeingültige Vergesellschaftungsprozesse geben sollen. Es wird also beobachtet, wie sich Einzelne in gesellschaftliche Strukturen einfügen, sie dabei aber auch umdeuten oder verändern, so dass sie in ihnen handlungsfähig sind (ebd.: 8f.). Nach dieser Annahme wird also das Individuum nicht nur von äußeren Verhältnissen determiniert, sondern hat die Möglichkeit, über sein Handeln zu entscheiden.

Mit diesem Ansatz werden die Frauen, genauer ihre „Erinnerungsszenarien“ (ebd.: 10) in Bezug auf den Film erforscht. Der Ansatz geht davon aus, dass Vergangenheit und Erfahrung die Persönlichkeit prägten, allerdings nicht alles Einfluss habe. Die Erfahrungen würden selektiert und teilweise ausgeblendet. Damit gelte die Vergangenheit als Konstruktion, die nicht für jeden in gleicher Weise zurückliege. Es stünden nicht alle Erinnerungen zur Verfügung, nicht alle Erlebnisse prägten die Persönlichkeit gleichsam. Einiges würde ausgeblendet, anderes könne sogar umgedeutet werden. Ein Film würde auch selektiv erinnert und genau das gäbe ihm erst Bedeutung (ebd.: 10f.). Erst in der Verarbeitung durch die/den ZuschauerIn und in ihrer/seiner Bewertung dessen, was wichtig und unwichtig ist, entsteht also eine Aussage, eine Bedeutung.

Ich arbeitete mit Erinnerungsszenarien, über die ich herausfinden wollte, was die Befragten vom Film hauptsächlich in Erinnerung hatten und wie sie das bewerteten. Schon insofern sollten Bedeutungen erkennbar werden, weil offenkundig wurde, an was die Befragten sich überhaupt noch erinnerten und wie sie es in das Netz ihrer Vorerfahrungen einordneten, so dass es für sie sinnhaft wurde.

Darüber hinaus wurde von den ZuschauerInnen nicht nur Sinnhaftigkeit hergestellt, sondern der Film als lustvoll im Rahmen der Vorerfahrungen erlebt. Schließlich befragte ich lediglich Frauen, die den Film positiv aufgenommen hatten (s. Abschnitt 2.4).

2.2.4 Auswahl der Befragungsgruppe

Ich bat Frauen aus meinem Bekanntenkreis darum, mir Erinnerungen an den Film aufzuschreiben und die Fragestellung ebenfalls an Freundinnen weiterzuleiten. Voraussetzung war, dass die Teilnehmenden den Film bereits gesehen hatten und ihn positiv erinnerten. Ich wollte vermeiden, dass der Film extra kurz vor der Bearbeitung der Aufgabe noch einmal gesehen wurde, da mir wichtig war herauszubekommen, an was sich die Befragten noch erinnerten und in welchem Lebenszusammenhang der Film auf Interesse gestoßen war. Als ich mich im Weiteren um männliche Rezipienten bemühte, wurde die Suche schwieriger, erfolgte jedoch nach den gleichen Kriterien. Nicht alle Befragten sind mir also persönlich bekannt.

2.3 Durchführung

Mit folgender Aufforderung bat ich 24 Frauen, ihre Erinnerungen an den Film aufzuschreiben: "Bitte erinnere dich an den Film bandits von Katja von Garnier zurück und schreibe auf, was dir genau gefallen hat, welche Szenen dir besonders in Erinnerung geblieben sind, was du mit dem Film verbindest (Erinnerungen/Lebensgefühl) oder was dir sonst spontan dazu einfällt."

Zudem bat ich alle, einen kurzen Fragebogen zur Person auszufüllen (s. Anhang: Iff.).

Außerdem bat ich einen Mann, die gleiche Aufgabe zu bearbeiten, um in der Abgrenzung zu sehen, weshalb der Film vorwiegend ein weibliches Publikum ansprach. Mit Hilfe der Antworten wollte ich herausfinden, was genau den Film so spannend und beliebt machte, was für ein Lebensgefühl sich mit ihm verband und was der Film für die Frauen repräsentierte, so dass ich mit Hilfe der Erinnerungen zu allgemeingültigen Aussagen über den Erfolg des Films bei Frauen kommen könnte.

Bewusst habe ich lediglich einen Impuls geben wollen, der die Erinnerungen anregt und in jede Richtung offen war. Ich erhoffte mir von diesem Vorgehen, auch Informationen, Erinnerungen, Erlebnisse oder andere Verknüpfungen mit dem Film zu erfahren, an die ich selbst nicht gedacht hatte und mit einer engen Fragestellung vielleicht ausgeschlossen hätte. Die Regel zur Offenheit des Forschungsgegenstandes ist damit erfüllt. Der Gegenstand ist bis zu diesem Zeitpunkt noch offen, der Ansatz soll dazu verhelfen, ihn einzugrenzen.

Andererseits war mir klar, dass eine zu weit gefasste Aufforderungen sich zu erinnern, lähmend auf Befragten hätte wirken können. Unsicherheit darüber, was genau erwartet würde oder wie der eventuell vorliegende 'Berg an Erinnerungen' bearbeitet werden könne, war zu erwarten. Erschwerend trat hinzu, dass ich die Frauen bat, mir ihre Erinnerungen schriftlich zukommen zu lassen, was einen zusätzlichen Arbeitsaufwand für sie bedeutete. Ich entschied mich aus zwei Gründen trotzdem für diesen Weg. Zum einen meldeten Bekannte mir bei der Ankündigung meines Vorhabens zurück, dass sie durchaus Spaß daran hätten, gelegentlich zu schreiben und Zeit für die Rückerinnerung aufzubringen, zum anderen erhoffte ich mir, dass der Prozess des 'sich Hinsetzens und Schreibens' eine stärkere Bereitschaft zur Erinnerung und Empathie mit sich bringen würde.

Tatsächlich dauerte es lange, bis die Antworten eintrafen. Mir lagen 12 Szenarien von Frauen und ein Bericht des männlichen Befragten vor. Manche Antworten waren sehr knapp ausgefallen, was einerseits mit der Unlust zu tun gehabt haben könnte, lange Aufsätze zu schreiben, in der Regel aber damit entschuldigt wurde, dass die Rezeption des Films schon so lange zurücklag, dass kaum noch Erinnerungen vorliegen würden.

Die erste Lektüre der Erinnerungsszenarien machte deutlich, dass sich die meisten Frauen an ähnliche Eindrücke des Films erinnerten und oft auf gleiche Szenen Bezug nahmen oder sogar die Stimmung des Films fast gleich beschrieben.

Bemerkenswert war nach diesem Schritt, dass auch der männliche Befragte ganz ähnliche Aussagen über den Film traf wie die Frauen.

In der Folge bemühte ich mich um weitere männliche Personen, die mir ihre Erinnerungen an dem Film zukommen ließen und stellte fest, dass es mehr Männer gab, die bandits gern gesehen hatten, als ich es vermutet hatte. Durch Berücksichtigung der ersten Regel Kleinings, Offenheit der ForscherIn änderte sich zum einen meine Zusammensetzung der Befragungsgruppe zum anderen kristallisierte sich dadurch ein anderer Gegenstand der Arbeit heraus, als ich anfangs erwartete hatte.

Ich musste meine Annahme, der Film würde ein überwiegend weibliches Publikum erreichen, zwar nicht komplett revidieren, entschloss mich aber, auch Erinnerungsszenarien von Männern mit in die Untersuchung einzubeziehen. Ich konnte weitere vier Erinnerungsszenarien von Männern aufnehmen.

2.4 Auswertungsvorgehen

2.4.1 Analyse auf Gemeinsamkeiten

Ich ging in diesem Schritt entsprechend der vierten Regel Kleinings, die sich auf die Datenauswertung bezieht, vor. Die Erinnerungsszenarien zerstückelte ich in ihre einzelnen Aussagen. Dabei erhielten auch Bemerkungen aus Nebensätzen Berücksichtigung, die beispielsweise gar nichts mit der in der Passage beschriebenen Aussage zu tun hatten und wahrscheinlich unbewusst geäußert worden waren, in denen aber die Einstellung der jeweiligen RezipientIn gegenüber dem Film deutlich wurde.

Ich schrieb die einzelnen Äußerungen über den Film auf Karteikarten. Diese Aussagen, die teilweise nun auch mehrfach vorkamen, da mehrere Befragte den Punkt genannt hatten, fasste ich nach Gemeinsamkeiten zusammen. Bei dieser Analyse auf Gemeinsamkeiten werden Antworten so gruppiert, dass sie inhaltlich zusammenpassen. Es entstehen also 'Cluster'[7] aus verschiedenen Aussagen. Für diese Blöcke wurden anschließend Überschriften gesucht (vgl. Kleining 1995: 85). Nach Kleining sollen in einem zweiten Schritt diese Überschriften nochmals zusammengefasst werden, so dass die Informationen in einer Pyramide untereinander stehen (ebd.: 86). Diesen Schritt ließ ich aus, da zwar Zusammenhänge zwischen einigen Feldern deutlich waren, mir eine Hierarchisierung aber nicht sinnvoll erschien. Im Gegenteil sollte die Zerstückelung ein einfacheres Bearbeiten möglich machen, indem manche Zusammenhänge erst einmal unberücksichtigt blieben. Später sollte auf die vielschichtigen Bezüge zurückgekommen werden. Einige Aussagen konnte ich gar nicht mit anderen zusammenfassen, sie blieben als einzelne Aussagen stehen (s. Anhang: XXIf.).

Die Szenarien der Männer verarbeitete ich auf gleiche Weise in einem eigenen Schritt, um zu überprüfen, ob sie ähnliche Aussagen über den Film trafen wie die Frauen oder in welchen Punkten sie abwichen.

Im Ergebnis kam ich bei den Frauen auf 12 Felder, in denen ich teilweise noch Untergruppen festmachen konnte. Die Cluster machten deutlich, was den Frauen am Film am wichtigsten war, was stark in Erinnerung geblieben ist und welches Lebensgefühl sich mit ihm bis heute verbindet.

Die fünf Erinnerungsszenarien der männlichen Befragungsgruppe ließen sich in acht Clustern zusammenfassen, wobei auch hier einige Einzelaussagen auftraten, die ich nicht zuordnen konnte (s. Anhang: XXIII).

Als wichtige Themen, die von vielen genannt wurden sind insbesondere die Musik, das repräsentierte "Frauenbild", das "Gefühl von Freiheit", das der Film vermittelt sowie das Thema "Freundschaft" und "Wir-Gefühl" hervorzuheben. Auch dass der Film zu weiten Teilen in Hamburg gedreht wurde spricht viele an.

Diese Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse soll nur einen kurzen Überblick geben. In den jeweiligen Kapiteln wird genauer auf die Erinnerungsszenarien eingegangen.

Die Kurzfragebögen wurden von den Teilnehmenden ausgefüllt, nachdem ich die Erinnerungsszenarien erhalten hatte. Sie dienten dazu, einen Einblick in den Lebensabschnitt der Befragten zum Zeitpunkt der ersten Rezeption zu bekommen. Auch hier gilt natürlich, dass die Erinnerung eine Konstruktion ist. Viele Aussagen wurden von den Befragten als vage gekennzeichnet, da sie sich nicht ganz sicher über die Antworten waren. Andere Angaben sind wahrscheinlich nicht korrekt, da die Befragten den Filmstart offensichtlich falsch erinnerten.

Die aus dem Fragebogen gewonnenen Daten fließen als Hintergrundinformationen zu den Erinnerungen in die Bearbeitung der diskursivierten Themen ein.

2.5 Zwischenergebnis - der Untersuchungsgegenstand

Die Bearbeitung der Erinnerungen in der vorliegenden Form öffnete schnell den Blick dafür, dass für die RezipientInnen im Film nicht nur die vordergründigen Inhalte eine Rolle spielten, sondern in vielen 'Lesarten' Themen benannt wurden, die gerade in der Adoleszenz eine wichtige Rolle spielen. Es ergab sich also die Vermutung, dass der Film hauptsächlich von Jugendlichen in den 90er Jahren rezipiert wurde und positiv in Erinnerung geblieben war, die ihre aktuellen Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz im Film gespiegelt sahen. Gemäß der Forschungsstrategie Testen der Grenzen soll mit in den Untersuchungsfokus gelangen, ob und inwiefern die Befragungsgruppe aufgrund besonderer Vorerfahrungen in dieser Zeit den Film besonders ansprechend fand.

Die RezipientInnen formulierten natürlich nicht ausdrücklich, dass sie den Film gerne sahen, weil er ihre Adoleszenz thematisierte. Doch auch wenn der Vorgang unbewusst ist, scheinen ihre Aussagen darauf hinzuweisen.

In dieser Arbeit wird nun untersucht, wie die Lesart des Films vor dem Hintergrund entwicklungspsychologischer Aufgaben in der Adoleszenz und spezieller Vorerfahrungen in den 90ern zustande gekommen sein könnte.

Durch dieses methodische Vorgehen arbeitete ich also meine Untersuchungsgegenstände heraus. Der Hauptteil meiner Arbeit besteht daraus, die Themen und Inhalte, die der Film nach Aussage der ZuschauerInnen diskursiviert, genauer zu untersuchen.

Mit diesem Vorgehen ist auch eine strukturelle Variation, wie sie Kleinings dritte Regel fordert, gegeben. Die Annahme wird durch immer weitergehende und auf bestimmte Aspekte zugeschnittene Fragen an die Erinnerungsszenarien überprüft.

Als Bezugsrahmen wird folgend die Phase der Adoleszenz begrifflich eingegrenzt, und bearbeitet, welche entwicklungspsychologischen Themen Jugendliche in dieser Zeit beschäftigen.

3. Die Adoleszenz

3.1 Begriffsabgrenzung — Jugendphase, Pubertät, Adoleszenz

Die Lebensphase, der ich mich in dieser Arbeit widme, wird unterschiedlich bezeichnet. Die Begriffe Jugend, Adoleszenz und Pubertät werden im Allgemeinen vor dem Hintergrund verschiedener Forschungsinteressen unterschieden.

Jugend wird demnach eher in der Soziologie und in der Alltagssprache benutzt. Der Begriff bezeichnet Jugendliche als eine soziale Gruppe neben anderen wie Kinder oder Erwachsene.

Von der Pubertät spricht man vor allem, wenn man einen biologischen Untersuchungsschwerpunkt hat und vordergründig körperliche und hormonelle Veränderungen betrachtet. In der Alltagssprache bezieht sich der Begriff aber oft nur auf die frühe Jugendphase, die in der Regel auch deutlich früher abgeschlossen wird als die Adoleszenz.

Adoleszenz schließlich wird vor allem von PsychologInnen verwendet, um das psychische Erleben im Rahmen eines Entwicklungsmodells zu beschreiben. Hier werden also die emotionalen Folgen der Pubertät und der Umgang der Jugendlichen in ihrem neuen Erlebnisraum benannt. Die Adoleszenz überdauert die Pubertät, da auch nach Abschluss der körperlichen Veränderungen die oft krisenhaft erlebten Herausforderungen auf dem Weg ins Erwachsenenalter andauern (vgl. Fend 2000: 22f. / Baacke 1993: 36ff. / Gudjons 1997: 132f.).

Auch in der Literaturwissenschaft und Medienkultur wird mit dem Begriff der Adoleszenz gearbeitet. Der Entwicklungsprozess, verbunden mit altersspezifischen Problemen, wird in Literatur und Film immer wieder auf verschiedenen Niveaus verarbeitet; Adoleszenzromane haben einen festen Platz in der Literaturlandschaft eingenommen.[8]

In meiner Arbeit geht es ebenfalls um die Verarbeitung entwicklungspsychologischer Fragen resultierend aus den Anforderungen, die in einem neuen Lebensabschnitt an Jugendliche oder junge Erwachsene gestellt werden.

3.2 Entwicklungsaufgaben im Jugend- und frühen Erwachsenenalter

Welche Herausforderungen und Entwicklungsaufgaben sich Adoleszenten in den 90er Jahren in der BRD stellten, soll hier auf Grundlage soziologisch-psychologischer Informationen gezeigt werden. Da sich 'Jugend', der Blick auf sie und gesellschaftliche Anforderungen aber natürlich stetig verändern, werden auch strukturelle Entwicklungen betrachtet, die schon in den 80er Jahren begonnen haben und bis heute andauern.

In den letzten Jahren wurde viel über die sogenannte 'Verlängerung' oder 'Entstrukturierung' der Jugendphase geschrieben. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das auch Krampen und Reichle in der aktuellen Ausgabe der "Entwicklungspsychologie" von Montada und Oerter (2002) berücksichtigen. Sie unterscheiden mit aller Vorsicht gegenüber zu einfachen Kategorisierungen zwischen 'Jugendalter' und 'frühem Erwachsenenalter'. Buba spricht bei der Beschreibung von Entwicklungsverläufen 18- bis 29-Jähriger von der 'Postadoleszenz'. Er kennzeichnet diesen Abschnitt als Phase, "... in der sich in verschiedenen Lebensbereichen ... eine wachsende Verselbständigung junger Menschen vollzieht und Korrelate des Erwachsenenstatus erworben werden." (Buba 1997: 351).

Krampen und Reichle bezeichnen diese Lebensphase als 'frühes Erwachsenenalter'. Dabei blieben die Altersgrenzen unscharf und seien nach unten wie nach oben offen (vgl. Krampen/Reichle 2002: 319 u. 321).

Hafeneger siedelt die Jugendphase zwischen dem 16./17. und dem 27./29. Lebensjahr an (Hafeneger 1995: 20f.). Damit bezeichnet er eine sehr ausgedehnte Jugendphase, die von anderen schon als Erwachsenenalter bezeichnet wird.

Meine Befragungsgruppe möchte ich hauptsächlich dieser Phase zuordnen. Ob diese Gruppe nun Jugendliche oder junge Erwachsene genannt werden, ist schwierig zu definieren, da sich die zu beschreibende Gruppe in einer Übergangsphase befindet.

Im Folgenden werden alle Begriffe benutzt; im Vordergrund stehen die Entwicklungsaufgaben und die Lebenssituationen, die beschrieben werden und in dem oben definierten Sinn hier als Adoleszenz bezeichnet werden.

Ausschlaggebend sind bei Krampen und Reichle bestimmte Übergangskriterien von der Jugendphase ins Erwachsenenalter, die eine Zugehörigkeit zu dieser Phase beschreiben: Für junge Erwachsene spielten "formale und rechtliche Kriterien" eine Rolle, die sich beispielsweise auf die Folgen der Volljährigkeit beziehen, "objektive Kriterien", wie der Auszug aus dem Elternhaus und die finanzielle Unabhängigkeit, gefolgt von der "psychologischen Ablösung" von den Eltern und Ausbildung von Reife, sowie "subjektive Kriterien", das heißt die Selbstzuordnung junger Menschen zu einer Lebensphase (ebd.: 319ff.).

Die Gruppe wird also nicht nur von außen definiert, sondern auch aus ihrem eigenen Empfinden heraus. Es ist schwierig, die jungen Erwachsenen weiter zu beschreiben, da es sich um eine sehr heterogene Gruppe handelt. Allerdings ließen sich zwei soziokulturelle Trends beobachten, die den Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter betreffen. Es finde eine "säkulare Akzeleration" im biologischen Sinne statt. Neben dieser beschleunigten körperlichen Entwicklung und dem früheren Eintritt der Geschlechtsreife, komme es oftmals auch zur früheren Aufnahme intimer Beziehungen.

Dagegen blieben junge Erwachsene länger ökonomisch von ihren Eltern abhängig, womit eine "säkulare Retardation" bestehe (ebd.: 322).

Während früher bestimmte Einschnitte für den Übergang von der Jugend zum Erwachsensein eindeutig gewesen seien, würden Zäsuren wie der Übergang ins Berufsleben, Heirat oder Auszug aus dem Elternhaus heute nur begrenzt gelten (Roth/Rucht 2000: 25). Diese Ereignisse fänden nicht nur in der Regel später satt (SPoKK 1997: 10), sie hätten auch keine so einschneidende Bedeutung mehr. Baacke vollzieht diesen Prozess seit Ende des 19. Jahrhunderts nach (Baacke 1987: 168f.). Es handele sich also um eine stete Entwicklung und keine plötzlich auftauchende Erscheinung. Allerdings nehme die Gesellschaft Jugend sehr ernst und stelle so viele Angebote und Betreuungshilfen für Jugendliche zur Verfügung wie nie zuvor, so dass Jugendliche sehr lange subjektive Erfahrungen machen könnten. Es komme also einerseits zu einer Entstrukturierung von Altersphasen, andererseits grenzten sich Jugendliche von anderen ab (ebd.).

Diese Abgrenzung würde heute allerdings nicht so aggressiv betrieben. Die Jugendlichen lehnten die Protesthaltung ihrer Elterngeneration ab und griffen zu subversiveren Mitteln wie Verfremdung und satirischer Zitation (Kähler 2000: 31). Diese Beobachtung wird in dieser Arbeit später im Zusammenhang mit der Betrachtung des Weiblichkeitsentwurfs bestätigt (Abschnitt 4.4).

Welche Entwicklungsziele in dieser Phase genau erreicht werden müssen und wie sie erreicht werden, ist schwer zu vereinheitlichen.

Vielmehr scheint es so zu sein, dass Jugendliche in der BRD hochgradig individualisiert sind und sich permanent selbst entscheiden müssen. Es gebe kaum noch Verbindlichkeiten, die für alle gelten würden (Roth/Rucht 2000: 13). Insgesamt würde zudem ein relativ negatives Jugendbild in der Gesellschaft vorherrschen (ebd.: 12).

Baacke sieht Jugendliche vor diesem Hintergrund aber nicht befreit in ihrem Handeln, sondern gefangen in einem Paradox. Einerseits seien sie gefordert, immer mehr Verantwortung für sich zu übernehmen und viele Entscheidungen selbst und scheinbar unabhängig zu treffen, andererseits seien sie doch immer noch eingeschränkt, es würde ihnen keine volle Selbständigkeit zugesprochen und das Handeln würde oft noch kontrolliert (Baacke 1987: 189).

"Insgesamt dominiert die Einordnung des frühen Erwachsenenalters als Zeit der Beziehungs- und Verantwortungsentwicklung. Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung spiegeln und vollziehen sich in den sozialen Beziehungen junger Erwachsener, die ausdifferenziert und intensiviert sowie mit einer zunehmenden Übernahme von Verantwortlichkeiten verbunden werden."

(Krampen/Reichle 2002: 324)

Auch Hafeneger sieht die Jugendphase, als "Zeit der produktiven Anpassung d.h. der Lösung von Entwicklungsaufgaben,..." (Hafeneger 1995: 20f.).

Gemein sei vielen jungen Erwachsenen, dass sie sich signifikant häufiger als ältere darüber Gedanken machten, ob sie neue Freundeskreise erschließen und ihre alten erhalten könnten sowie darüber, ob sie eine gewisse Unabhängigkeit und Gelassenheit im Leben erhalten oder fördern könnten (Krampen/Reichle 2002: 331).

Die Entwicklungsaufgaben können also sehr individuell sein und dauern natürlich ein Leben lang an. In der Adoleszenz spielen sie aber verstärkt eine Rolle.

3.2.1 Themen der Adoleszenz

Trotz dieser großen möglichen Unterschiede gibt es einige Themen innerhalb der Entwicklungspsychologie, die scheinbar viele Jugendliche in dieser Phase beschäftigen, ihre Entwicklung beeinflussen und für sie in dieser Zeit wichtig sind.

Einige von ihnen werden meiner Meinung nach auch in bandits aufgegriffen, weswegen ich sie hier kurz aus soziologisch-psychologischer Sicht einführen möchte.

3.2.1.1 Exzesse

In einigen Phasen der Entwicklung könne es zu Identitätsverwirrungen kommen, in denen Jugendliche besonders vielen Erlebnissen ausgesetzt sind, sie sich entscheiden müssen und vielen Ansprüchen gerecht werden wollen. Neben anderen Lösungsversuchen wendeten sich Jugendliche in solchen Phasen auch oft "kurzfristig hedonistischen Lösungen" wie Drogen, Alkohol, Sexualität, Auto- oder Motorradraserei zu (vgl. Baacke 1987: 188f.).

3.2.1.2 Suizid

Auch die Suizidrate ist unter Jugendlichen besonders hoch (vgl. Baacke 1987: 189 und Oerter/ Dreher 2002: 303) Nach Angaben der Jugendlichen seien ausschlaggebende Gründe für Suizidversuche vor allem Konflikte mit den Eltern und an zweiter Stelle Liebeskummer und Partnerprobleme (Oerter/Dreher 2002: 303).

Mädchen litten außerdem signifikant häufiger an depressiven Verstimmungen und würden zweimal so häufig Suizidversuche wie Jungen unternehmen (Fend: 434f.).

3.2.1.3 Musik

Dass der Musik in der Jugendphase eine große Bedeutung zukommt, scheint schon fast selbstverständlich. Wie stark Musik mit Jugendkultur verbunden ist, erörtere ich in Abschnitt 4.2. Dass sie einen hohen Stellenwert im Freizeitverhalten einnimmt könne man schon daran sehen, dass Jugendliche ihr Geld, nach Kleidung und Accessoires, an zweiter Stelle für Tonträger und Discobesuche ausgäben (Kähler 2001: 25f.).

3.2.1.4 Reisen

Nicht nur in den Anfängen der Jugendbewegung gehörte das Unterwegssein, z.B. bei den Wandervögeln, zu einem wichtigen Merkmal von Jugend. Auch heutzutage spielt das Reisen eine wichtige Rolle für Jugendliche. Dabei gehe es nicht mehr um Zielerreichung und das Kennenlernen fremder Orte, wie in der bürgerlichen Bildungsreise, sondern um das Lebensgefühl an sich. Jugendliche schafften sich durch das Reisen Kontrasterlebnisse. Doch fühlten sich Jugendliche innerhalb dieser Gruppen, in denen sie unterwegs sind, auch zu Hause. Sie seien bereit, füreinander Verantwortung zu übernehmen und fühlten sich aufgehoben (Baacke 1987: 129 ff.).

3.2.1.5 Die Peergroup

Die Gleichaltrigengruppe ist sehr[9] wichtig für den Entwicklungsprozess Jugendlicher.

In ihr können Heranwachsende sich, anders als innerhalb der asymmetrischen Beziehung zu ihren Eltern, autonom entwickeln, ohne auf soziale Anbindungen zu verzichten.

Innerhalb ihrer Gruppen erlebten Jugendliche einen Freiraum zur Erprobung ihres Sozialverhaltens. Sie könnten sich also von ihren Eltern ablösen, ohne Orientierung und Halt zu verlieren. Auch ein gewisser "Jugendegozentrismus", kenntlich durch lautes Sprechen, Schreien, Angeberei u.ä. könnten hier ausgelebt werden (Oerter/Dreher: 310).

Einige Freundschaften würden sogar so intensiv, dass sich die Jugendlichen in ihnen vorbehaltlos öffnen und ihre Wünsche formulieren könnten (Fend 2002: 310). Insgesamt dienten Freundschaften den Jugendlichen stark "... als Medium der Selbstoffenbarung (self-disclosure). Die wechselseitige Rückmeldung von Verständnis, Vertrauen und Verlässlichkeit stabilisiert zudem die Identität." Auch wenn dieses Bedürfnis vor allem in der mittleren Adoleszenz bestehe, bleibe es auch nach dieser Phase erhalten (Oerter/Dreher 2002: 315).

3.3 Geschlechtsunterschiede in der Adoleszenz

Mädchen erleben die Adoleszenz anders als Jungen. In der Forschung wurde dieser Beobachtung in den letzten Jahren vermehrt Beachtung eingeräumt, was sich nicht zuletzt an den vielen Publikationen zu dem Thema ablesen lässt. Die männliche als die Normalentwicklung steht nicht mehr alleine im Forschungsmittelpunkt. (Vgl. Flaake/King (Hg.) 1993; Cremerius/ Fischer/ Gutjahr u.a. (Hg.) 1997; Dalsimer 1993 u.a.)

Bei der Bildung von Peergroups seien geschlechtsspezifische Muster zu beobachten. "Jungen fühlten sich von anderen besser angenommen und sozial integrierter als Mädchen." Mädchen fühlten sich auch häufiger einsam (Fend 2002: 314).

Fend stellt dar, dass Mädchen es in der Adoleszenz schwerer haben als Jungen. Mädchen würden schon früh in soziale Verantwortung gezogen und fühlten sich darum auch schnell schuldig, wenn sie dieser Verantwortung nicht gerecht werden können. Ihre Aggressionen lenkten sie nach innen und könnten sich in Konflikten schlechter distanzieren.

Außerdem müssten Mädchen sich mit größeren Diskrepanzen zwischen ihren eigenen Wünschen und an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen in zweifacher Hinsicht auseinander setzen. Zum einen stießen sie auf die Normierung eines Schönheitsideals, das von kaum jemandem zu erfüllen sei, zum anderen hätten sie es nach wie vor schwerer, die weibliche Rolle zu realisieren, in der immer noch oft Beruf und Familie vereinigt werden müssten (vgl. Fend 2000: 435f.; Flaake/King: 1993: 16f.). Dabei seien Mädchen innerhalb der Ausbildung oft erfolgreicher als Jungen. Spätestens im Berufsleben jedoch, hätten sie schlechtere Chancen eingestellt zu werden, arbeiteten oft unter ihrer Qualifikation und würden schlechter bezahlt (vgl. Krampen/Reichle 2002: 334f.; Flaake/King 1993: 15).

Mädchen seien insgesamt immer noch weniger deviant als Jungen und weniger aggressiv. Diese Geschlechtsunterschiede verringerten sich in den letzten Jahren jedoch deutlich (Fend 2000: 444).

Auch während der Sexualentwicklung haben Mädchen besondere Schwierigkeiten zu meistern. Während ihrer Sexualentwicklung verbünden sich sexuelle Fantasien und Wünsche mit der körperlichen Möglichkeit der Fortpflanzung. Wenn auch heutzutage das Ideal der aufopfernden Mutter nicht mehr ganz massiv sei, und auch kulturell Weiblichkeit nicht mehr zwangsläufig mit Mutterschaft verknüpft würde, gelte eine Mutter trotzdem oft nicht als ein selbständiges Wesen mit sexuellen Fantasien und Bedürfnissen. Das bringe eine junge Frau zwangsläufig in eine paradoxe Situation, da sie einerseits in der Pubertät sexuelle Fantasien entwickle, andererseits ihren Körper zunehmend als einen wahrnehme, der auf die Mutter verweist und der damit, dem kulturellen Mutterbild nach, nicht sexuell sei (King 1993: 104f.).

Das heißt, dass die Möglichkeit der Mutterschaft ab der Pubertät immer eine Bedeutung im Zusammenhang mit Sexualität hat, sei es als Kinderwunsch, Angst davor oder unterschwellig als diffuser Gedanke.

3.4 Die Befragten als Adoleszente

Über die Erinnerungsszenarien und durch den Kurzfragebogen wird deutlich, dass der Film Interessen Jugendlicher in einer bestimmten Altersphase anspricht. Wichtige Entwicklungsaufgaben, die mit dem Beginn der Pubertät zusammen fallen, haben die RezipientInnen schon abgeschlossen und widmen sich nun weiteren Herausforderungen, die in einer Lebensphase zwischen Jugend und Erwachsensein liegen muss. Eine der Befragten führt in ihrem Erinnerungsszenario an, dass sie ihrer Einschätzung nach "...als der Film in den Kinos lief wohl noch etwas zu jung war, um ihn so richtig klasse zu finden." (Reika: VII) Sie hat ihn also mit 14 Jahren noch nicht so ansprechend gefunden wie einige Jahre später.

Auch einige andere der Befragten geben an, dass sie erst 12 und 15 Jahre alt gewesen seien, als sie den Film gesehen haben. (Imke: X, Lara: I, Alma: III). Während Reika in ihren Erinnerungen bestätigt, dass sie sich für zu jung hielt, um an dem Film damals Gefallen finden zu können, kann man aus den Erinnerungen von Imke, Lara und Alma ablesen, dass sie noch relativ wenig mit dem Film verbunden haben, er sie nicht so stark angesprochen hat und sie dem Film nicht so viel Bedeutung zugemessen haben wie andere Befragte.

Zwei der Befragten sind signifikant älter als der Rest der Befragungsgruppe. Mit 25 und 26 Jahren (Susanne: IV, Alex: XVII) fallen sie aber keineswegs aus der beschriebenen Altersphase heraus und können durchaus im Film noch Probleme dieser Phase diskursiviert sehen. Mit Blick auf ihre Erinnerungsszenarien bestätigt sich, dass sie, genau wie die anderen Befragten, noch viele Erinnerungen an den Film hatten und sie bestimmte Gefühle und Stimmungen mit ihm verbanden, die sich eventuell darauf zurückführen lassen, dass sie im Zusammenhang mit ihrer Entwicklungsphase Bedeutung bekamen.

Gerade durch die letzten zwei Fragen des Fragebogens wird deutlich, dass sich alle Befragten, bis auf die Jüngeren, in einer Phase befanden, in der sie sich orientieren wollten, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen waren und sie Erfahrungen machen wollten, damit sie diese Entscheidungen auch treffen konnten. Auch Ablösung von den Eltern, kenntlich durch Auszug oder längere Abwesenheit von zu Hause, wurde angegeben.

Damit befinden sich die Befragten eindeutig in der Adoleszenz und waren mit den Entwicklungsaufgaben, Freiheiten und Herausforderungen dieser Phase beschäftigt.

4. Themen der Adoleszenz in bandits

Die dargestellten Themen der Jugendphase, die für männliche und weibliche Adoleszente auf verschiedene Weise bedeutsam sind, werden auch im Film angesprochen. Dabei werden sie nicht ausdrücklich als Themen der Adoleszenz dargestellt, es werden aber ähnliche Entwicklungsaufgaben repräsentiert, die aus der Sicht adoleszenter ZuschauerInnen auf die Probleme und Herausforderungen ihrer eigenen Lebensphase anspielen könnten.

Auch wenn es in bandits vordergründig um Frauen geht, die nach einer Flucht aus dem Gefängnis versuchen, das Land zu verlassen, werden im Film über diese Rahmenhandlung anscheinend Themen verarbeitet, die wichtig für Jugendliche sind.

Durch die Erinnerungsszenarien und den sich anschließenden Fragebogen habe ich herausgearbeitet, dass es vorwiegend Adoleszente waren, die den Film gerne gesehen haben und sich auch noch gut erinnern können.

Die Betrachtung der Jugend- und junge Erwachsenenphase hat gezeigt, dass die in dieser Zeit liegenden Themen und Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz durchaus mit den Themen der Erinnerungsberichte und des Fragebogens korrespondieren.

Die in den Clustern zusammengefassten Erinnerungen sowie die für Adoleszenten wichtigen Themen geben im Folgenden die Bearbeitungsstruktur vor.

Es soll herausgearbeitet werden, wie die vielfach genannten Themen, die gleichzeitig auch wichtige Themen in der Adoleszenz sind, im Film repräsentiert werden. Dabei soll weiterhin ein Bezug zu den Vorerfahrungen der Adoleszenten in den 90er Jahren hergestellt werden. Nur im Zusammenhang mit der Kenntnis von Jugendtrends, wichtigen Themen und Besonderheiten der Zeit lässt sich der Erfolg des Filmes bei der Befragungsgruppe nachvollziehen.

4.1 Exzesse und Suizid

In Abschnitt 3.2.1.1 habe ich dargestellt, dass kurzfristige Lösungen für Probleme während der Adoleszenz oft in Exzessen gesucht würden und auch die Suizidrate in diesem Alter relativ hoch ist. Beides sind Begebenheiten, die auch in bandits diskursiviert werden.

Sowohl in der Kneipe kurz vor ihrem Auftritt und der darauf folgenden Geiselnahme betrinken Emma und Luna sich und füllen sich großzügig den Wodka nach [48][10]. Auch der Aufenthalt auf dem Hausboot vermittelt einen ausschweifenden Lebensstil. Es kommt zu einer Verführung der Geisel durch Angel [57] und alle trinken viel [56]. Lediglich in einem Erinnerungsszenarium wird (positiv) festgestellt, dass im Film "viel getrunken, geraucht und gesungen" wird und die Frauen "viele Parties machen" (Martina: IX). Offenbar spielen diese Exzesse in den Erinnerungen keine große Rolle.

Die Suizidgefährdung von Marie wird schon sehr früh und nachfolgend oft im Film thematisiert, sowohl in der Szene in der sich die Frauen kennenlernen [2], bei ihrem ersten Suizidversuch [7] und durch die Profile, über die die Polizeipsychologin informiert [27]. Dabei handelt es sich anscheinend auch um Selbstmordversuche aus Liebeskummer im weitesten Sinne, wie er häufig als Grund Jugendlicher angegeben wird, die einen Suizid versuchten (s. Abschnitt 3.2.1.2). Marie betont nämlich oft, dass sie zu Otto will. Auf dem Friedhof wird deutlich, dass sie sehr wohl wusste, dass er schon einige Jahre tot ist [67]. Doch die Thematisierung des Selbstmordes wird in einem der Szenarien als "künstlich sentimental" beschrieben und ausdrücklich betont, dass das am Film als schlecht empfunden wurde (Clementine: VI).

Sowohl Exzesse und Suizid werden also im Film thematisiert und haben aus entwicklungspsychologischer Sicht auch einen wichtigen Stellenwert in der Adoleszenz, werden aber von den ZuschauerInnen nicht als wichtig empfunden.

Im Rahmen dieser Arbeit muss offen bleiben, warum diese Themen den ZuschauerInnen nicht wichtig waren. Es könnte sein, dass die Form der Repräsentation die RezipientInnen nicht angesprochen hat (Marie ist zu alt und rezitiert Brecht), vielleicht ist Selbstmord aber auch ein Thema, über das man zwar redet, sich Gedanken macht aber mit dem nur wenige direkt in Kontakt kommen.

Anschließend werden die Themen bearbeitet, die sowohl in der Entwicklungspsychologie als wichtig vermerkt werden als auch in den Erinnerungsszenarien signifikant häufig genannt und scheinbar aus Sicht der Befragten im Film diskursiviert werden.

4.2 Musik

Musik hat einen sehr wichtigen Stellenwert in unserer Gesellschaft eingenommen. Sie kommt immer und überall vor, untermalt fast jedes Erlebnis, jede Lebenssituation, so dass viele Lebensphasen, viele Erinnerungen und jeder Urlaub einen eigenen 'Soundtrack' haben. Auch in bandits wird die Musik als wichtiges Element des Films hervorgehoben. Der Befragungsgruppe gefiel die Musik durchgängig gut. Selbst in den kurzen Erinnerungsszenarien ist das Stichwort Musik enthalten und wird dabei positiv bewertet. In zwei Szenarien wird herausgehoben, dass die Musik im Zusammenhang mit den Bildern noch stärker beeindruckt habe (Alex: XVI, Randolf: XIX, Susanne: IV), wobei in einem Bericht von der Untermalung der Musik gesprochen wird, also die Musik ganz deutlich bei der Rezeption in den Vordergrund getreten ist. Weiterhin wurde vielen Szenen zugesprochen eine 'Videoclip-Ästhetik' zu haben. Dabei wurden in der Hauptsache das Konzert am Hafen [92] genannt aber auch die Szene auf der Brücke [63]. In einer Erinnerung wird sogar auf die "MTV-Szenen" hingewiesen (Conni: X). Die Nähe zu Videoclips und Musikfernsehen wurde also deutlich wahrgenommen und dabei nicht abgelehnt.

4.2.1 Filmmusik

FilmwissenschaftlerInnen betrachten Musik in der Regel als Untermalung des Visuellen. Die Musik soll die Bilder und durch sie angedeutete Gefühle verstärken, ist insofern also funktionalisiert (Vgl. Junker/Kettner 1996: 47 u. Hickethier 1996: 95).

Dabei werde zwischen "synchroner" (die Musikquelle ist im Film zu sehen) und "asynchroner" (die Musikquelle ist nicht sichtbar) Filmmusik unterschieden.

Oft wirke die Musik gerade dort, wo sie nicht bewusst bemerkt wird und die Musikquelle nicht sichtbar ist (Hickethier 1996: 95). Bei bandits wird Musik sowohl synchron als auch asynchron eingesetzt. Zum einen werden viele Sequenzen gezeigt, in denen die Frauen eines ihrer Lieder spielen, sei es nun beim Proben im Gefängnis [0, 13] oder auf einer Bühne [39, 49, 62 u. a.]. Daneben wird Musik der bandits aber auch asynchron eingesetzt. Zum Beispiel werden die Akkorde von "Time is Now" angeschlagen, als Luna den Polizisten zusammenschlägt [19], womit ein "Alarmsignal" gegeben wird und noch einmal verstärkt wird, dass sich die Frauen in einer gefährlichen und angespannten Situation befinden (vgl. Hickethier: 97).

Seit den Musikfilmen aus den Anfängen des Tonfilms werde die Filmhandlung auch oft mit der Musik dahingehend verknüpft, dass das Musizieren an sich Teil der Handlung werde (Bolte 1997: 118).

Auch bandits ist in diesem Sinne ein Musikfilm[11]. Die Handlung ist maßgeblich davon geprägt, dass die Frauen miteinander musizieren. Über die Musik lernen sie sich kennen und kommen wegen eines gemeinsamen Auftritts überhaupt in die Situation, fliehen zu können.

Der Stellenwert und die Form der Musikdarbietung soll hier nun genauer untersucht werden.

4.2.2 Videoclips

In der professionellen Kritik wird bandits oft als Aneinanderreihung von Videoclips abgehandelt (Knoben, SZ 28./29. Juni 1997: 15; o.A., Blickpunkt Film, 16. Juni 1997: 51). Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass im Film auf bestimmte Stilelemente des Videoclips zurückgegriffen wurde, wie z.B. die Schnittgeschwindigkeit und die Art und Weise wie Sichtbares und Auditives gekoppelt werden. An dieser Stelle soll genauer dargestellt werden, welchen Entstehungshintergrund Videoclips haben, was genau ein Clip ist und welche Elemente in bandits aufgenommen wurden.

"Musikvideos sind in der Regel drei- bis fünfminütige Videofilme, in denen ein Musikstück ... in Verbindung mit unterschiedlichen visuellen Elementen präsentiert wird". (Neumann-Braun/Schmidt 1999: 10). Sie würden produziert, um den Plattenabsatz zu unterstützen, seien also in ihrem Ursprung Werbefilme ( ebd.: 11).

Junker und Kettner stellen dar, dass Videoclips durchaus avantgardistisch zu nennen seien und man stets neue Effekte in der Welt der Videoclips entdecken könne. Allerdings würden die Bemühungen lediglich dem Ziel gelten, etwas Spektakuläres zu bieten, um verkaufsfördernd zu wirken (Junker/Kettner 1996: 51).

Vordergründige Stilmerkmale seien die auffallende Dynamik der Kameraführung und der häufige Einsatz des Zooms, der wiederum oft durch einen Schnitt unterbrochen würde. Die Bilder würden "auf den Beat geschnitten", jedoch nicht auf die Eins, sondern unregelmäßig, häufig zwischen Zählzeiten, so dass Bilder und Rhythmus zwar zusammen spielten, das Bild der Musik aber schon vorweg genommen würde (Kloppenburg 2000: 277ff.). In bandits wird, entgegen dem Schnittverfahren, das Kloppenburg beschreibt, sehr oft der Ton den Bildern vorweg genommen. Ein Lied fängt in einer Szene schon an, gehört aber zur nächsten [42/43] oder man hört schon jemanden sprechen, bemerkt eine Einstellung später aber, dass die Quelle der Stimme in der nächsten Sequenz erst zu sehen ist [5/6]. Sicherlich soll dieses Verfahren an die Schnitttechniken wie Kloppenburg sie beschreibt anspielen.

Es gibt in bandits immer wieder Szenen, in denen Lieder fast voll ausgespielt und dazu Bilder gezeigt werden, die man auch in Kategorien der Videoclips einordnen könnte. Würden sie aus dem Film ausgekoppelt, könnten sie, nach leichter Überarbeitung, unabhängig von der Narration des Films sinngebend gesehen werden. Sie wirken auf den ersten Blick wie Videoclips im Film.

Neumann-Braun und Schmidt stellen drei Arten von Videoclips zusammen, denen sich auch die Lied-Präsentationen der bandits zuordnen lassen:

Das "Präsentationsvideo", in dem die ProtagonistInnen in 1-2 Einstellungen musizierend gezeigt würden, das "Narrative Video", in denen um die ProtagonistInnen oder das Lied herum eine Geschichte erzählt würde und das "Konzeptvideo", in dem in "assoziativ-illustrativer" Form Bild und Musik verknüpft würden" (Neumann-Braun/Schmidt 1999: 13).

In bandits werden insgesamt 15 Lieder gespielt, wobei nicht alle Präsentationen eindeutig Elemente des Videoclips zeigen. Beispielhaft möchte ich einige Lied-Szenen zuordnen. Die am häufigsten genannte und scheinbar eine der eindrucksvollsten Szenen ist die des Abschlusskonzerts am Hafen [92]. Hier sind die Elemente des Videoclips besonders prägnant. Diese Sequenz sticht durch die Rottönung aus dem vorigen Filmgeschehen heraus. So wird noch einmal die Künstlichkeit, das Besondere betont. Die Bandits werden wie in einer Art "Präsentationsvideo" abwechselnd in zwei Einstellungen spielend gezeigt. In einer Einstellung stehen sie an Trommeln, in der anderen bespielen sie ihre Instrumente. Zwischendurch ist auch die Menschenmenge zu sehen. Schnelle Schnitte und die sich ständig abwechselnden Einstellungen unterstützen den Eindruck, dass man gerade einen Clip sieht. Zum Ende des Liedes bekommen die Aufnahmen eher den Charakter eines "Narrativen Videos". Die Bandits werden nicht mehr musizierend gezeigt, obwohl die Musik weiter läuft. Nun wird der Schluss ihrer Geschichte erzählt. Unterbrochen wird das Beschriebene durch eine kurze Sequenz, die im Polizeipräsidium angesiedelt ist [93].

Eine Sequenz, die man wie ein "Narratives Video" sehen könnte, ist nicht eindeutig auszumachen. Sicherlich wird auch während die Lieder eingespielt werden die Narration teilweise vorangetrieben. Nachdem die Frauen die Hundejäger in der Kieskuhle bedroht haben, wird zum Titel "Time is Now" wieder in verschiedenen ineinander geschnittenen Einstellungen gezeigt, wie sie unterwegs sind, sich waschen und auf einer Wiese Wettrennen veranstalten [33]. Im Filmzusammenhang wird deutlich, dass sie gerade den Männern das Auto gestohlen haben und weiter auf der Flucht sind. Abgetrennt könnte man diese Szene aber nicht als abgeschlossene Narration sehen.

Wie ein "Konzeptvideo" ist die Sequenz 90 angelegt. Zu dem Titel "Blinded" wird gezeigt, wie die Senatorin Kommissar Schwarz die neusten Schlagzeilen vorlegt, in denen über das Entkommen der Bandits getitelt wird, wie Passanten in den Einkaufsstraßen ähnliche Schlagzeilen lesen, dass die letzten, z. B. auf Häuserwände gesprühten, Hinweise auf die Bandits in der Stadt weggewischt werden und zwischendurch immer wieder, wie in einem Musikladen Instrumente zusammengestellt werden. Auch wenn es für die ZuschauerInnen nicht eindeutig zu erkennen ist, liegt der Verdacht nahe, dass sich die Bandits neue Instrumente besorgen. Hier spielt also das Sichtbare auf den Titel an. Die Polizei ist blind beziehungsweise die Bandits sind für sie unsichtbar.

Für einige der eingespielten Lieder gilt, dass die Präsentation sich nicht realistisch in das Filmgeschehen einfügt. Generell stellten viele der Befragten fest, dass die Handlung wenig glaubhaft sei, sie das aber nicht störe oder es sogar als angenehm empfunden hätten ("Ich hatte das Gefühl, dass der Inhalt auch nicht den Anspruch auf Realitätsnähe hatte, es sollte nicht echt wirken, sondern cool." Maja: II/ "Die Story fand ich nicht sonderlich realistisch aber trotzdem als Idee gut umgesetzt." Hansi: V/ "Außerdem war der Film märchenhaft in postivem Sinne [sic!], vor allem das Ende als die Band auf einem der Hafenstraßenhäuser ihr Abschiedskonzert gibt und alles gut ausgeht." Anna: XII/ "Dass die Story eher dünn war und auch nicht sehr neu, hat mich überhaupt nicht gestört." Thorsten: XIV).

Unabhängig davon, wie gut und glaubhaft die erzählte Geschichte bewertet wird, fallen einige der Video-Clip-Szenen sehr deutlich aus der Illusion einer realistischen Handlung heraus. Schon während des Vorspanns [0] sieht man einerseits die Frauenkapelle proben und kennt damit die Musikquelle, zum Anderen wird das Gefängnis mit seinen Inhaftierten gezeigt. Diese bewegen sich eindeutig in einer Choreographie, während sie auf dem Hof oder beim Putzen gefilmt werden. Die Bilder erzeugen nicht die Illusion, man würde Inhaftierte eines Gefängnisses sehen, sondern wirken wie im Musical. Diese Form der Lied-Präsentation wiederholt sich später noch einmal, wenn die Bandits im Stau stehen, erkannt werden und mit allen Passanten gemeinsam tanzen [63].

Insgesamt kann also nicht bestritten werden, dass der Film in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit Videos der 90er aufweist.

Trotzdem kann bandits nicht wie ein beliebiger Videoclip analysiert werden. Es ist und bleibt ein Kinofilm und kann auch nur in diesem Rahmen betrachtet werden:

Häufig kommt es vor, dass die Videoclip-Sequenzen durch kurze Dialoge unterbrochen werden [39, 92/93 u.a.]. Das ist innerhalb des Films nötig, da die Handlung weitergehen muss. In einem Videoclip würde das nicht geschehen.

Auch die Darbietungsform und die Länge des Films erfordern ein anderes Rezipieren als ein Musikvideo. Videoclips im Fernsehen werden eher nebenbei geschaut; das Auditive wird genutzt, um gezielt die Aufmerksamkeit von Zeit zu Zeit auf den Fernseher zu lenken. Das Sehen von Musikclips würde in den Alltag integriert (vgl. Junker/Kettner 1996: 47). Im Kino hingegen ist die Konzentration voll auf den Film — mit seinen musikalischen Elementen — gerichtet, Umwelt und Alltag sind ausgeblendet. Ein verdunkelter Kinoraum und die Ausrichtung zur Leinwand ermöglichen und erzwingen ein anderes Rezipieren als das häusliche Fernsehen.

4.2.3 Exkurs: Medienrezeption Jugendlicher in den 90ern

Welche Medien in den 90ern wichtig für Jugendliche waren und welche Gewohnheiten sie im Umgang mit ihnen ausbildeten, soll im Folgenden kurz dargestellt werden, um Rückschlüsse darauf ziehen zu können, inwiefern bandits Seh- und Hörgewohnheiten der RezipientInnen bedient hat. Ein besonderes Augenmerk gilt hier wieder dem Kino und dem Musikfernsehen, da bereits festgestellt wurde, dass der Film Elemente von Videoclips birgt, gleichzeitig aber im Rahmen des Dispositivs[12] Kino zu sehen ist.

Kinder und Jugendliche wuchsen in den 90ern in eine Medienwelt hinein, in der ein audio-visueller Diskurs vorherrschte. Medien stellten damals wie heute einen weitgehenden Erfahrungs- und Emotionslieferanten, auch als Lernwelten bekommen sie eine immer stärkere Bedeutung.

4.2.3.1 Kino

Schon in den Anfängen des Kinos zu Beginn des 20. Jahrhunderts seien es vorwiegend Jugendliche und Frauen gewesen, die das Kino besuchten (Baacke u.a. 1994: 151)

In den 90ern seien die Jugendlichen die größte Gruppe der KinogängerInnen gewesen, obwohl das Kino mittlerweile eine große Konkurrenz von anderen Freizeitangeboten und häuslichen visuellen Medien bekommen habe (vgl. ebd.: 87f.). Nach Umfragen seien nur ca. 20% der Jugendlichen gar nicht ins Kino gegangen und das aus finanziellen Gründen. Der Rest habe gelegentlich bis regelmäßig Filme gesehen (ebd.: 96). Nach eigenen Angaben spiele Flucht vor Alltagsstress oder Eintauchen in eine Traumwelt keine Rolle beim Entschluss für einen Kinobesuch. Vielmehr stehe der gesellige Aspekt im Vordergrund, gemeinsam mit Freunden einen unterhaltsamen Abend zu verbringen (ebd.: 103f.).

Nach dieser Untersuchung bleibt jedoch offen, was sich hinter dem Interesse an einem bestimmten Film als Motiv für einen Kinobesuch sonst verbirgt oder auch, was für Bedürfnisse im Kino befriedigt werden, wenn oberflächlich der Wunsch nach Unterhaltung angegeben wird. Es ist nicht auszuschließen, dass im Kino sehr wohl Fantasien ausgelebt werden können, die den Befragten eventuell nicht bewusst sind oder auf die Frage nach dem Grund für einen Kinobesuch nicht herausgearbeitet werden können.

Auch Baacke, Schäfer und Vollbrecht implizieren die Wichtigkeit solcher Bedürfnisse als Motiv für Kinobesuche, wenn sie darlegen, wie Filmrezeption bei Jugendlichen funktioniere:

"Rezeption ist, das wurde deutlich, eben nicht nur passiv, sondern immer ein psychodynamisch belebter Vorgang." (Baacke u.a. 1994: 150)

In diesem könnten Anspannung und Beteiligung sehr hoch sein (ebd.: 150). Wie genau die Rekontextualisierung von Filmerfahrungen in den Alltag funktioniere, sei noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Baacke, Schäfer und Vollbrecht gehen aber davon aus, dass Jugendliche Filmwirkungen stärker ausgesetzt seien, als alle anderen Altersgruppen, da sie in Bezug auf Autonomie- und Identitätsbildung noch relativ unselbständig seien. Ihre These ist, dass Adoleszenz eine Identitätsdiffusion mit sich bringe, in die sich Jugendliche einerseits fallen ließen, andererseits Strukturierungsleistungen unternehmen würden, um ihre Identitätsentwicklung voranzubringen. (Visuelle) Medien hätten nun hauptsächlich die Funktion, entdifferenzierend zu wirken. Über sie könnten Jugendliche Bedürfnisse nach intensiven Gefühlen, Größenphantasien und Geborgenheitserfahrungen befriedigen. Es sei sogar eine Homologie zwischen den Medienstrukturen und dem Wunsch, sich der Identitätsdiffusion hinzugeben erkennbar. Schnelle Bilder, Musik, Ton, Geräusche, für andere verwirrend, seien eine Form, die den Adolezenten sehr entgegen komme und auch die Faszination dieser Medien unter Jugendlichen verständlich machten (ebd.: 150f.).

bandits entspricht damit, vielleicht sogar stärker als andere Filme, den Sehbedürfnissen Jugendlicher. Musik und schnelle Bilder dominieren den Film, so dass die Jugendlichen sich im visuellen Exzess der Videoclipsequenzen einer Identitätsdiffusion hingeben können.

4.2.3.2 Musikfernsehen

Obwohl schon seit den 70er Jahren kurze Musikfilme und erste Videoclips von Gruppen ausgestrahlt wurden, erlebten die Clips mit den privaten Musiksendern ihren Durchbruch (vgl. Kloppenburg 2000: 266).

MTV ging 1981 von New York aus auf Sendung und inszenierte und etablierte sich durch teilweise sehr aufwendige Strategien[13] als unkonventionelles und widerständiges Medium der Jugend (vgl. Schmidt 1999: 103). Die KünstlerInnen und Plattenfirmen profitierten anfangs von der werbewirksamen Ausstrahlung der Clips ebenso wie der Sender, der relativ geringe Kosten hatte und sich über Werbung finanzieren konnte (vgl. ebd.: 98ff.). Später forderten die Plattenfirmen aufgrund hoher Produktionskosten Gebühren für die Ausstrahlung von Videoclips, dafür schloss MTV aber Exklusivverträge mit einigen Major-Labels ab. Der Musiksender kam in die Zwangslage, einerseits das rebellische Image beizubehalten, das seine ZuschauerInnen anzog, andererseits den verkaufsstrategischen Interessen seiner Werbepartner gerecht zu werden. Als Reaktion darauf versuchte MTV die Grenzen zwischen Programm und Werbung aufzulösen. Beides näherte sich in ihrer Ästhetik an. Videoclips, die ja sowieso schon als Werbung für die Plattenindustrie gereichten, Werbespots und andere Programminhalte erfüllten gleichermaßen Werbe- und Unterhaltungsfunktion (vgl. ebd.: 119).

An der Geschichte des Senders MTV lässt sich ablesen, dass das Musikfernsehen immer wieder Probleme hatte, sich in der Fernsehlandschaft zu etablieren. Doch gerade in Deutschland setzte sich dieses Konzept in den 90er Jahren durch. 1993 erst ging der deutsche Musiksender VIVA mit großem Erfolg auf Sendung.

In bandits spiegelt sich wider, wie Musik in Zeiten von Musikfernsehen vermarktet wird. Die Frauen wollen ihre Musik machen und damit erfolgreich werden. Auch ihnen haftet das Image einer widerständigen Kultur an, das der Plattenproduzent "Gold" gleich in seine Vermarktungsstrategie einbezieht. Die Frauen sind Kriminelle, stehen außerhalb der Gesellschaft und dem Gesetz entgegen. Gold produziert die Frauen lediglich, weil sie auf der Flucht sind. Aus sämtlichen Videoaufzeichnungen, die es von ihnen gibt, wird ein Clip geschnitten, und in Musikläden und Kaufhäusern gezeigt, der eindeutig zum Kauf der CD animieren soll. Damit greift im Film genau das, was bei der MTV-Einführung auch funktioniert hat: Ein Publikum wird beworben, das einerseits die Frauen in ihrem Widerstand bewundert, zum anderen aber dadurch in die Mühlen der Kulturindustrie gerät. Die Plattenindustrie verdient an dem Image.[14]

Schmidbauer und Löhr stellen weiterhin dar, dass Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren ein großes Interesse an Musikvideos hätten und bei der Frage nach Lieblingssendern MTV und VIVA auf den vorderen Plätzen lägen (Schmidbauer/Löhr 1999: 326f.). Auch bei ihren weiteren Untersuchungen zur Zuschaueranalyse wird deutlich, dass die Musiksender eine enorme Bedeutung für Jugendliche haben (vgl. ebd.: 327f.).

Kritische Stimmen behaupten, der Videoclip überfordere "... hemmungslos unsere Wahrnehmungs- und Verstehensmöglichkeiten und ist daher zum Inbegriff einer zum Schwachsinn tendierenden Unterhaltung geworden." (Buddemeier 1993: 62) Während Buddemeier anklagt, dass Jugendliche Videoclips nutzten, um sich von den Erwachsenen abzugrenzen, ihre Bedürfnisse über den Videoclipkonsum aber nur passiv befriedigten (ebd.: 71), zeichnen Schmidbauer und Löhr ein differenzierteres Bild der Rezeption durch Jugendliche.

In ihren Untersuchungen wird deutlich, dass Jugendliche tatsächlich Musik zur Ablenkung und als Form von Eskapismus benutzten, sich aber auch sehr bewusst diesem Gefühl hingeben könnten (Schmidbauer/Löhr 1999: 341) und sich nicht in eine passive Lage versetzen ließen, wie sie Buddemeier beschreibt. Vielmehr spielten Hörgewohnheiten, Einschätzungen über Musik und Fachwissen eine wichtige Rolle innerhalb von Gruppen. Schmidbauer und Löhr führen in diesem Zusammenhang an, dass Musik auch als Medium von Ausbruch und Provokation nach wie vor wichtig bleibe (ebd.: 342). Außerdem würden Jugendliche trotz ihres Interesses an Videoclips andere Freizeitaktivitäten nicht vernachlässigen, sondern im Gegenteil sogar sehr häufig sozial eingebundene Unternehmungen machen (ebd.: 328f.).

Die Jugendlichen der 90er sind mit den Clips 'groß geworden', gehören also zu einer Generation, die eine gewisse Kompetenz in der Rezeption von Videoclips entwickelt hat und deswegen sicher nicht mit ihrer Schnelligkeit überfordert ist. Diese Kompetenz, schnelle Schnitte, zeitliche Verschiebungen oder Überbrückungen zu verfolgen, wird von ihnen nicht nur ausgehalten, sondern sogar als lustvoll empfunden. Auch bandits erfordert diese Kompetenz. So leuchtet ein, dass der Film in der Hauptsache von Jugendlichen gerne gesehen wurde, weil er ihrem Bedürfnis nach Zerstreuung entgegenkam, gleichzeitig aber auch die Konnotation einer Protestkultur trug, die mit Rockmusik und Musikfernsehen verbunden war. Ältere ZuschauerInnen konnten wahrscheinlich in der Regel weder die Medienkompetenz aufbringen, um den Film zu genießen, noch die gleichen Bedeutungen im Film sehen.

Die Musik in bandits ist also nicht nur ein untermalender Soundtrack. Und obwohl entsprechende Stilelemente zu erkennen sind, ist der Film nicht einfach nur ein zu langer Videoclip. In seiner Form verweist bandits auf die Seh- und Hörgewohnheiten, die sich durch das Musikfernsehen der 90er bei Jugendlichen verfestigt haben. Dabei ist die Form mit dem Inhalt verwoben und nicht nur übergestülpt. Der Inhalt bestimmt die Form und die Struktur ist Teil dessen, was der Film transportieren will: Wenn der Film das Lebensgefühl der 90er-Jahre-Adoleszenten ansprechen will, gehört dazu, auf das Musikfernsehen in Verbindung mit seiner Inszenierung einer widerständigen Kultur anzuspielen.

Wie der Film auch Teile der in den 90er Jahren präsentierten Inhalte des Musikfernsehens verarbeitet, wird im folgenden Abschnitt über "Frauen und Rockmusik" gezeigt.

4.2.4 Frauen und Rockmusik

"Außerdem war cool, dass die Hauptpersonen in dem Film alles Frauen waren, die emanzipiert rüber gekommen sind und die zudem noch Musik gemacht haben, also auf der Bühne gestanden haben und von Männern bewundert wurden. Wohingegen ich mit Bands und Musik sonst eher Männer als Musiker verbinde, die auf der Bühne stehen und von Frauen angehimmelt werden." (Anna: XI)

So explizit wurde nur in einer Erinnerung erwähnt, dass es nach wie vor ungewöhnlich ist, reine Frauenbands zu sehen, die Rock- oder Punkmusik machen. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle auf Frauen und Rockmusik in den 90ern Bezug nehmen, da die Protagonistinnen durchgehend als sehr starke Frauen beschrieben wurden. Diese Stärke könnte ihnen unter anderem durch die Repräsentation als Rockmusikerinnen verliehen worden sein. Des Weiteren vermute ich, dass Frauenbands in den 90ern in der Medienlandschaft und im 'Rockbusiness' präsenter waren als heute.

Auch Musik sei 'gegendert' und Rockmusik würde in der Regel nicht nur von Männern gemacht; sie konstruiere sogar Männlichkeit (Coates 1997: 52f.). Cubitt sagt, dass Rock`n´Roll die soziale Funktion habe, die Sicherheit über die eigene Zugehörigkeit zu einem Geschlecht und der damit verbundenen Rolle zu bestärken. Mit Absicht habe Rock auch mit Verunsicherung beispielsweise durch Androgynität gearbeitet, um im Nachhinein den 'richtigen' Weg der patriarchalen Geschlechterrollen zu weisen (Cubitt 1997: 300).

Gitarre spielen würde unbewusst immer als phallische[15] Aktivität gesehen, die eigentlich Männern alleine vorbehalten sei (Horrocks 1995: 127). Mavis Bayton betont, dass das besonders für das Spielen der E-Gitarre gelte. Wenn Frauen in Bands mitmachten, sängen sie überwiegend oder spielten Keyboard. Auch eine große Anzahl von Folk-Musikerinnen könne sich etablieren, doch die E-Gitarre sei bisher noch nicht aus den Händen der Männer erobert worden (Bayton 1997: 37). Sie arbeitet in ihrer Studie heraus, dass Frauen, die E-Gitarre spielen, den Gender-Code durchbrächen. Die Gitarre sei immer — in manchen Inszenierungen sogar sehr explizit — eine Verlängerung des männlichen Körpers. Die Form des heftigen Bespielens würde zusätzlich phallische Macht ausdrücken, da sie kraftvoll und aggressiv erscheine. Auch die Gitarre vor die Genitalien zu hängen hält Bayton für eine phallozentrische Botschaft. Die meisten Spieler und Spielerinnen fänden es einfacher, die Gitarre höher zu halten, machten es nur nicht, weil es 'seltsam' aussehe (ebd.: 43ff.).

Kerstin Grether ergänzt, dass Frauen vor allem diskursiv von der Rockmusik ausgeschlossen seien. Auch sie interessierten sich dafür, jedoch auf eine Art und Weise, die nicht wahrgenommen würde. Gleichzeitig würde die Berichterstattung und Gespräche über Musik in einer Form dargeboten, die das Interesse der Mädchen nicht befriedigen kann (Grether 1997: 211). In ihrer Sozialisation würden Mädchen dazu angehalten, individuelle Hörerinnen zu werden, während Jungen Rock als kollektive Kultur erführen. Sie wüchsen wie selbstverständlich in Strukturen hinein, in denen man sich über Musik und alles was damit zusammenhängt austausche. Diese Kollektivität sei erst mit der Riot-Grrrl -Bewegung auch für Mädchen erlebbar geworden (ebd.: 210).

Die Bandits sind also scheinbar mit großer Macht ausgestattet, weil sie sich in einem Musikgenre bewegen, das männlich codiert ist. Während Marie das Keyboard spielt und damit ein klassisches Instrument besetzt, werden die anderen an Instrumenten aktiv, die in der Regel von Männern gespielt werden. Die Bedeutung der E-Gitarre, die von Luna gespielt wird, wurde mit Hilfe der Arbeit von Bayton schon in ihrer Bedeutung eingeordnet. Den E-Bass von Angel kann man in ähnlicher Bedeutung wie die Gitarre sehen — vielleicht ist er durch seine Größe sogar als noch mächtiger konnotiert. Auch ohne Studien über Schlagzeugerinnen heranziehen zu können liegt meines Erachtens auf der Hand, dass es davon noch weniger gibt als E-Gitarristinnen und Schlagzeugspielen damit ein noch viel stärker männlich dominierter Bereich ist .

Anfang der 1990er Jahre war zu beobachten, dass die Präsenz von Frauen in der Rockmusikszene zunahm. Neben der Gründung von immer mehr Bands entstanden auch Organisationen zur Unterstützung von Frauen in diesem Bereich, sowie Plattenlabels, die verstärkt oder sogar nur Frauen produzierten.

Während Gillian Gaar diese Bewegung in ihrem Buch über Frauen in der Rockmusik nicht einfach als Trend sieht, sondern vielmehr als stete Bewegung (Gaar 1994: 16), muss man rückblickend wohl sagen, dass sich dieser Aufwärtskurs wieder gewandelt hat. bandits ist aber in der Zeit in die Kinos gekommen, als die Vermarktung von Frauen im Rockbusiness auf dem Höhepunkt war und sich vermutlich mehr Menschen mit dieser Musik und der Rolle von Frauen in diesem Bereich auseinander gesetzt haben als je zuvor und auch je wieder danach.

Am Anfang des Films wird gezeigt, wie Luna eine Absage von der Plattenfirma Goldrecords bekommt [4] Als die Frauen bei Goldrecords Geld verlangen, kanzelt der Produzent sie mit den Worten ab: "Ihr seid lediglich vier Weiber aus´m Knast, die ziemlich beknackte Musik machen, die sich nur deshalb vielleicht ganz gut verkaufen lässt, weil die Polizei hinter euch her ist." [45] Damit spielt der Film darauf an, wie Frauen damit zu kämpfen haben, dass sie in den männlich dominierten Plattenfirmen keine Chance kriegen, zu zeigen, was sie können und mit ihrer Musik nicht ernst genommen werden. Ein Vorwurf, der auch in Publikationen wie der von Gillian Gaar deutlich wird, die sagt, dass die schwache Präsenz von Frauen und ihr geringer Erfolg nichts mit der Güte ihrer Musik zu tun habe, sondern mit ihrer Chancenlosigkeit (ebd.: 17). Eine Ansicht, die in den 90ern viel diskutiert wurde. Das Gezeigte schließt damit wahrscheinlich an die Vorerfahrungen, beziehungsweise den Wissensstand der RezipientInnen des Films an.

Eine weitere Bewegung, die in den 90ern groß wurde, ist die der Riot Grrrls. Es ist schwierig einzugrenzen, was diese Bewegung ist. Von Seite der Mädchen, die dieser Gruppe angehören, wird die akademische Auseinandersetzung, der Versuch sie zu beschreiben, meist kritisiert. Trotzdem möchte ich versuchen, diese Bewegung vorzustellen. Die Mädchen dieser Gruppierung setzten ihr Anliegen durch, auch in der Musikszene mitmischen zu können. Sie würden schnelle, aggressive Musik machen, die oft mit Punk assoziiert[16] würde und veröffentlichten ihre eigenen Fanzines[17] (vgl. Kearny 1997: 208f.). Es handele sich um ein Netzwerk von weiblichen Musikfans, die sich für diese Musik und ihre Anliegen interessierten. Es solle allen Frauen und Mädchen ein Forum gegeben werden, in dem die Anliegen des weiblichen Rockpublikums gehört und diskutiert werden könnten (Leonard 1997: 233ff.).

Die Anhängerinnen dieser Bewegung hätten sich bewusst für den Neologismus grrrl in Anlehnung an girl entschieden, um ihre ablehnende Haltung gegenüber der 'alten' Frauenbewegung zu signalisieren. Während ihre 'Müttergeneration' noch darauf bestanden hätte, als Frauen wahrgenommen und angesprochen zu werden, da sie glaubten, so als machtvolle, gleichwertige Wesen neben dem Mann in der Gesellschaft Eintritt zu erlangen, würden die riot-grrrls den Begriff ganz neu konnotieren: "It signified an angry, assertive feminist who relished engaging in activity" (ebd.: 232). Eine Bewegung also, die das Girl -Sein positiv sieht und als einen sehr kraftvollen Weiblichkeitsentwurf für sich entdeckt hatte.

Während bandits damals noch genau mit diesen Bewegungen, in denen Frauen und Mädchen scheinbar im Kommen waren korrelierte, ist der Blick auf diese schon ein paar Jahre später ein anderer. Die Frauenbands spielen in den Medien keine Rolle mehr. Teilweise haben sie sich selbst entzogen, da weniger über ihre Musik als über ihr Auftreten und über ihre Kleidung berichtet wurde, weswegen sie lieber im Untergrund über ihre eigenen Netzwerke Informationen über sich geben wollten (vgl. ebd.: 245).

Der Film spricht die RezipientInnen also vermutlich zum einen aufgrund seiner Darbietungsform an, die Jugendliche aus dem Musikfernsehen kennen und mögen, zum anderen scheint es aber in den 90ern ein generelles Interesse an Rockmusik von Frauen gegeben zu haben. Somit wurde in bandits ein Trend aufgegriffen. Ob dieser Trend auch bewusst wahrgenommen wurde und bandits dadurch ein besonderes Interesse ausgelöst hat, ist schwierig zu sagen. Es ist gut vorstellbar, dass der positive Eindruck, den man beim Hören und Sehen bekannter Frauen-Rockbands schon bekommen hatte, auf die bandits übertragen wurde.

4.3 Reisen

Das Thema Reisen, der Wunsch Jugendlicher, unterwegs zu sein wird in bandits ebenso sehr thematisiert, wie die Musik im Vordergrund steht. In den Erinnerungs-szenarien wird das Unterwegssein lediglich in zwei Fällen direkt erwähnt: "Auf der Ungarn-Reise mit den Mädels haben wir die Mucke viel gehört. Passte auch irgendwie: im Wohnmobil, nur Frauen, auch fast wie auf der Flucht — Freiheit! Kitsch!" (Maja: II). eine andere Rezipientin äußert Gefallen daran, dass die Frauen "...road-movie-mäßig durch die Gegend ziehen" (Anna: XI). In fast allen anderen Erinnerungen wird nicht explizit auf das Reisen Bezug genommen, allerdings hervorgehoben, dass ein Gefühl von Freiheit und der Möglichkeit auszubrechen durch den Film vermittelt wurde.

Hervorgebracht wurde dieses Gefühl vermutlich durch bestimmte Elemente des Road Movies.

4.3.1 Road Movie

Road Movies würden immer mit dem ur-amerikanischen Gefühl von Neuanfang und Besiedlung des neuen Landes in Verbindung gebracht (Bertelsen 1991: 47). Eventuell handelt es sich dabei um das gleiche Gefühl, nach dem Adoleszente suchen, wenn sie auf Reisen gehen.

Das Hauptanliegen dieses Genres sei das Reisen, das hier einerseits als Bindeglied für die einzelnen Handlungssegmente sorge, weiterhin aber auch symbolischen Charakter habe und als Prozess eigene Bedeutung bekomme. Das Thema 'Freiheit' würde in verschiedenen Variationen bearbeitet. Es gehe also nicht mehr um das Reisen von A nach B, sondern um den Zustand der Freiheit, so lange man unterwegs sei und sich nicht zwischen A und B im Sinne von Lebensformen, die einen wieder festlegen, entscheiden müsse (Bertelsen 1991: 19ff.).

"Freiheit ist im Road Movie mit einem Ausbruch aus der Gesellschaft verbunden. Wer die Verbindung zum sesshaften [sic!] Leben abbricht, stellt sich damit außerhalb der Gesellschaft, die Rücksichtnahme fordert und freiheitseinengend ist. Mit diesem Ausbruch kann im Road Movie kein Paradies ohne Zwänge erreicht werden. Entweder das Ergebnis der Suche nach Freiheit bleibt offen, die Fahrt ohne Ende, oder die Desillusion über das vermeintlich freie Dasein auf der Straße ist unvermeidlich." (Bertelsen 1991: 34f.)

Gegen den Druck der Gesellschaft sei das Individuum machtlos. Aus diesem Grunde endeten viele Road Movies mit dem Scheitern oder dem Tod als einzig möglichen Ausweg aus den Zwängen (ebd.: 34).

Auch Soyka stimmt zu, dass es beim Reisen und damit auch in den meisten Road Movies nicht um Fortbewegung gehe, sondern um einen psychischen Prozess:

"Den meisten Road Movie-Reisen, [...] haftet ein Moment der (metaphorischen) Suche an. Basierend auf der Annahme, dass jeder Mensch sein Schicksal selbst zu lenken vermag, ist Reisen nicht mehr nur physische Fortbewegung, sondern wird zum psychischen Prozess. Es geht um die Bestimmung der eigenen Identität" (Soyka 2002: 9).

Wie dargestellt wurde, ist die Bestimmung der Identität eine der Entwicklungsaufgaben, mit denen sich Adoleszente stark beschäftigen. Es ist insofern möglich, dass Jugendliche sich in bandits mit der Möglichkeit identifizieren, frei von elterlichem oder allgemein sozialem Druck ihre Erfahrungen zu machen, sich Träume zu erfüllen und herauszufinden, was sie eigentlich zukünftig gerne tun möchten. Aus diesem Grund könnte bandits die Adoleszenten zusätzlich in einem besonderen Maße ansprechen.

Road Movies werden als eigenständiges Genre bezeichnet. Martin Bertelsen ermittelt konstitutive Merkmale von Road Movies auf Grundlage des "common consensus" von ZuschauerInnen. Demnach würden zum Road Movie die Filme gezählt, für die, neben dem Vorkommen von Autos oder Motorrädern, vor allem die Straße ein wichtiges Element bildeten. Seinen Ursprung fände das Genre in den USA der 60er Jahre; als sein bekanntester Vertreter sei Easy Rider [18] zu nennen (Bertelsen 1991: 19ff). Fast zehn Jahre nach Easy Rider kommt mit Die Abfahrer[19] auch der erste deutsche Road Movie auf die Leinwand und ins Fernsehen (vgl. Baacke u.a.1994: 177f.).

Bertelsen ordnet seine Filmauswahl (amerikanische Produktionen zwischen 1960 und 1990) fünf Sub-Genres zu, die vordergründig nach dem Grund der Reise geordnet sind, aber auch aufgrund weiterer Merkmale bestimmte Filme zusammenfassen (vgl. Bertelsen 1991: 50f).

bandits lässt sich eindeutig dem Sub-Genre "Reisen als Flucht" zuordnen, weswegen ich die weiteren Sub-Genres hier nicht betrachten möchte.

4.3.1.1 banditsals Flucht-Road-Movie

"Im Flucht-Road-Movie wird die Reise zum Überlebenskampf. Die Helden haben keine Wahl mehr zwischen dem Unterwegssein und dem seßhaften [sic!] Leben. Auf der Flucht ist es ihre einzige Chance, in Bewegung >auf der Straße<, zu bleiben. [...] Die Helden im Flucht-Road-Movie suchen nicht die Freiheit, sondern nehmen sie sich und kommen dadurch in Konflikt mit der Gesellschaft." (Bertelsen 1991: 78f.)

Die bandits sind auf der Flucht. Sie sind aus dem Gefängnis ausgebrochen und werden verfolgt. Sie haben sich damit einfach die Freiheit genommen, als sich Gelegenheit bot. Obwohl es sich um einen spontanen Ausbruch handelt, möchte im Nachhinein keine der Frauen die Möglichkeit ungenutzt lassen. Nur Angel zögert kurz [24]. Gleichzeitig sind die Frauen durch diese Situation aber auch unfrei, da sie ständig verfolgt werden. Sie erfüllen sich trotzdem ihre Wünsche, wofür sie jeweils ein großes Risiko auf sich nehmen und ihre Freiheit bedroht wird: Sie bringen sich selbst ins Fernsehen, indem sie bei einem Sender anrufen [37]. Dadurch kommt die Polizei ihnen auf die Spur [41] und sie werden bekannt. Sie treten öffentlich auf [49], die Polizei nimmt sie beinahe fest und sie entkommen nur durch eine Geiselnahme [51]. Selbst den Wunsch auf Händen getragen zu werden, den Angel im Interview äußert [39], erfüllen sie sich in der Schlussszene wenn sie vom Dach in die Menge springen [92b]. Deutlich wird die Eingeschränktheit jedoch einmal durch Angels Ausspruch: "Toll, jetzt bin ich `n Popstar und keine Sau erkennt mich!", da sie aufgrund ihres mittlerweile hohen Bekanntheitsgrades (den sie sich ebenfalls gewünscht hatten) gezwungen waren, sich zu verkleiden [64]. Trotzdem versuchen sie immer wieder, sich ihre Wünsche ungeachtet der Risiken zu erfüllen.

In dieser Hinsicht erscheinen die Figuren beharrlich und charakterstark. Sie bringen ihr Vorhaben zu Ende. Nach Bertelsen werde die Handlungsstruktur im Road Movie eben davon bestimmt. Besonders wenn ihre VerfolgerInnen ebenso beharrlich an der Festnahme arbeiteten, würde die Spannung stetig aufgebaut (ebd: 85).

Im Flucht-Road-Movie würden weiterhin Gesellschaften gezeigt, die von Ungerechtigkeit geprägt seien, welche die ProtagonistInnen zu betreffen schienen. Vor dem Hintergrund der ungerechten und unmoralischen Gesellschaft würden die Motive der ProtagonistInnen nachvollziehbar (ebd.: 80f.). Das trifft auf bandits zu. Eine Rezipientin merkt entschuldigend an, dass die " 'kriminellen' Charaktere [...] eindeutig weibliche Entstehungshintergründe zu haben [scheinen]." (Susanne: IV). Die Straftaten werden vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die Frauen in vielen Bereichen benachteiligt, verstanden.

Auch als die Profile der Frauen durch die Assistentin des Kommissars vorgestellt werden, glaubt man nicht, die ganze Wahrheit zu erfahren. Gerade, weil man die Frauen zwischendurch als sympathisch erlebt, scheinen die Profile etwas vorzuenthalten. Es kommt zu offenen Fragen, warum Marie und Emma ihre Männer umgebracht haben, weswegen Luna so aggressiv ist [27-29]. Außerdem werden die Frauen im Gefängnis gedemütigt. Es wird gezeigt, wie Emma bei ihrer Einweisung alles was ihr wichtig ist, abgeben muss und als sie darum bittet, ihren Anhänger behalten zu dürfen, brutal zu Boden geworfen wird [0]. Auch in die Situation der Fluchtmöglichkeit kommen sie letztendlich, weil Luna sich gegen die verbalen und körperlichen Übergriffe des wachhabenden Beamten wehrt und ihn zusammentritt [19]. Als ZuschauerIn teilt man mittlerweile ihre Wut und hat Verständnis für ihr Verhalten, da der Beamte als schmierig, demütigend und respektlos gezeigt wurde. Wie in den meisten Flucht-Road Movies werden die bandits zu Sympathieträgern der Zuschau-erInnen und der Bevölkerung. Sie werden berühmt und ihre CD verkauft sich rasend schnell.

4.3.2 Frauen im Road Movie

Das Thema "Frauen im Road Movie" kann und soll hier nicht in all seinen Facetten untersucht werden. Lediglich auf einige Aspekte möchte ich im Zusammenhang mit dem Film hinweisen.

In mancher Hinsicht wird in bandits mit den Genremerkmalen wie Bertelsen sie aufstellt gespielt. Er betont, dass die männlichen Helden (das Genre wurde erst spät für Frauen entdeckt) über überdurchschnittliches Können in verschiedenen Bereichen verfügten. Im Vordergrund stehe dabei das Beherrschen des Fahrzeugs. Als schlechter Fahrer würde ein Held unweigerlich scheitern (Bertelsen 1991: 122).

Auch Soyka stellt dar, dass das Automobil nach wie vor männlich konnotiert sei und für die Vereinigung von Männlichkeit und Technologie stehe (Soyka 2002: 32f.). Das Konstrukt, Männer beherrschten ein Fahrzeug besser als Frauen, besteht also beharrlich. Die Bandits bestätigen dieses Konstrukt einerseits, hebeln es aber gleichzeitig aus. Sie beherrschen ihr Fahrzeug (den Polizeitransporter) anfangs nicht; Emma fährt rückwärts an eine Mauer, schlingert über den Hof und scheint fast die Kontrolle über den Wagen zu verlieren [22]. Nun wirkt dieser Fahrstil aber so unberechenbar, dass alle PolizistInnen, die mittlerweile auf den Hof gelaufen sind, zur Seite springen. Die Frauen können vom Hof fahren und haben schon bald die Polizei abgehängt. Ähnliches wiederholt sich, als die Bandits im VW-Bus der Geisel flüchten. Emma 'haut die Gänge knarrend rein', so dass die Geisel ein ängstliches "careful!" ruft. (Ängstlich ist sie scheinbar in ihrer männlichen Sorge um das Auto und nicht aufgrund der Geiselnahme.) Letztendlich kommt Emma aber auch hier wieder zurecht; sie kann die VerfolgerInnen abermals abschütteln [52]. Der Mann darf sich über das knarrende Getriebe aufregen, es sagt aber in diesem Film nichts über die Fluchtchancen der Frauen aus.

Auch im Umgang mit Waffen wirken die Frauen bedrohlich, gerade weil sie nicht mit ihnen umgehen können. Als Luna und Angel den Kommissar und seine Assistentin überfallen, droht Luna sogar damit, dass Angel nicht mit Waffen umgehen könne und darum Vorsicht geboten sei. Wie zur Bestätigung löst sich ein Schuss aus Angels Waffe [84]. Diese Inkompetenz wirkt bedrohlich, da die Frauen nicht einzuschätzen sind. Ihre WidersacherInnen wissen, dass sie entschlossen sind, ihre Flucht erfolgreich zu beenden und können nicht absehen, was sie 'aus Versehen' noch anstellen könnten. Inwiefern es sogar ein wirkungsvoller 'Bluff' war, den Kommissar nicht direkt mit der Waffe sondern mit Angels Unfähigkeit zu bedrohen, bleibt offen. Als Luna mit Emma ins Parkhaus kommt, lässt Angel sehr professionell die Waffe rotieren, als würde sie sich sehr gut auskennen [88].

In den beiden Bereichen, Autofahren und Waffenumgang, werden die Klischees bestätigt, dass Frauen in ihnen nicht kompetent seien. Allerdings wird auch gezeigt, dass dies nicht von Bedeutung ist, sondern die Frauen Möglichkeiten gefunden haben, trotzdem gut zurecht zu kommen.

Sicher sind diese Szenen in ironischer Anspielung auf das männlich dominierte Genre zu verstehen. Der Kommissar ist diesen alten Genreregeln noch verhaftet. Er kann die Frauen nicht festnehmen, da er selbstherrlich davon ausgeht, dass sie in einer bestimmten Weise handeln. Dass sie zum Beispiel aufgrund ihrer Unfähigkeit im Umgang mit Autos und Waffen irgendwann nicht weiter wissen oder Fehler machen. Er rechnet nicht damit, dass sie immer wieder über ihre eigenen Grenzen gehen würden und sehr risikobereit sind. So kalkuliert er nicht ein, dass sie eine Geisel nehmen könnten, dass sie von der Köhlbrandbrücke springen und versuchen würden Emma zu befreien.

Erst zum Ende des Films fängt er an sie zu verstehen. Mit den Worten:" Die sind verrückt, die sind krank — die wollen mich ärgern!" kommt er auf die Idee, dass die Bandits früher oder später öffentlich spielen werden. Diesmal hat er die Frauen verstanden, denn tatsächlich tritt die Band am Hafen auf.

Wie sich die Frauen verhalten und in welcher Weise sie mit den 'Regeln' spielen, bekommt weiter unten im Zusammenhang mit dem dargestellten Weiblichkeitsentwurf weitere Bedeutung.

4.3.3 Der Schluss von bandits

Kurz soll hier noch auf das Ende des Films eingegangen werden. Nicht alle RezipientInen haben den Schluss des Films auf die gleiche Weise gesehen. Christian konnte sich daran erinnern, dass das Ende offen blieb (Christian: XV) Susanne formuliert sogar ausdrücklich, dass sie sich unsicher über das Ende ist aber glaube, dass es sich um das Konzert handle (Susanne: IV). Andere sahen, dass die Frauen erschossen wurden. Doch scheinbar hat das Ende trotzdem gefallen und wurde als beste Lösung betrachtet (Reika: VIII/ Conni: X).

Wenn die Flucht der Frauen wie oben dargestellt dem adoleszenten Bedürfnis gleicht, sich den Anforderungen der Gesellschaft zu entziehen, könnte der Tod am Ende auf die RezipientInnen sehr perspektivlos gewirkt haben. Die Befragten empfanden das aber nicht so. Viele thematisierten das Ende gar nicht, was darauf schließen lässt, dass es für sie im Zusammenhang mit dem Lebensgefühl, das er vermittelt, nicht bedeutsam ist.

Es wurde schon erwähnt, dass viele Road Movies mit dem Tod der ProtagonistInnen endeten, da ein dauerhaftes Ausbrechen aus der Gesellschaft schwierig vorstellbar sei. Auch Reika konstatiert, dass die 'Alternative' einer Festnahme sehr unbefriedigend gewesen wäre und der Film die bestmögliche Lösung zeige (Reika: VIII).

Ohne das Konzert zu geben heimlich das Schiff zu besteigen, hätte vielleicht die Chance geboten zu entkommen, die Bandits wären aber dann einen Kompromiss eingegangen und hätten ihre Wünsche (berühmt zu sein und auf Händen getragen zu werden) nicht erfüllen können.

Schon vor der Abschlussszene merkt Emma an: "Für mich war´s jedenfalls die schönste Zeit meines Lebens." [89]. Damit wird deutlich, dass, egal was kommt, sich alle Risiken gelohnt haben. Wie es danach noch weitergeht, spielt schon fast keine Rolle mehr. Damit muss das Ende auch nicht als Abstrafung für den Versuch aus der Gesellschaft auszubrechen gelesen werden. Die Frauen haben das durchlebt, was sie ausprobieren und kennenlernen wollten. Sie konnten nicht aufgehalten werden.

4.4 Peergroup

Die Konstellation der Personen, wie sie in bandits vorliegt ist neu und fällt aus den Merkmalen des Genres Road Movie heraus. In bandits gibt es vier ProtagonistInnen, die sehr unterschiedlich zu charakterisieren sind.

Im Road-Movie gebe es oft die sogenannte 'Buddy-Konstellation', in denen zwei ProtagonistInnen mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander stünden. Sie hätten oft gegensätzliche Positionen und verschiedene Fähigkeiten. Auch das Angebot zur Identifikation würde so verdoppelt (Soyka 2002: 37).

In bandits wird das Angebot zur Identifikation durch vier Protagonistinnen nochmals erweitert.

Es scheint keine Haupt-Heldin zu geben. Die Erinnerungsszenarien zeigen deutlich, dass die Hauptsympathien nicht nur bei einer Figur liegen, sondern sich jedeR eine ausgesucht hat. Lediglich Marie wird kaum noch erinnert. Eine starke Identifikation war mit ihr anscheinend nicht möglich. Das könnte zum einen daran liegen, dass sie offensichtlich psychotisch war, andererseits daran, dass sie zur Identifikation zu alt war. Letztendlich spiegelt sie keinerlei Entwicklungsaufgaben wieder, sie wirkt von Anfang an durch ihre Suizidgefährdung perspektivlos.

Es scheint nicht so zu sein, dass die Schwächen einer Person dazu dienen, die Stärken einer anderen zu betonen, wie es Bertelsen in Bezug auf die Buddy-Konstellation beschreibt (vgl. Bertelsen: 124f.). Vielmehr werden die Schwächen einer Person durch die Stärken der anderen ausgeglichen.

Diese Konstellation der Vierergruppe birgt aber die Möglichkeit, auf der Reise gruppendynamische Prozesse abzubilden, die ein weiteres Spannungselement ausmachen. So zum Beispiel der Machtkampf zwischen Luna und Emma [2, 11, 15] oder auch die Eifersucht zwischen Angel und Luna [76].

Diese Prozesse in der Gruppe könnten von den adoleszenten ZuschauerInnen ähnlich denen aus der eigenen Peergroup gesehen werden. Weiter oben wurde schon deutlich, dass fast alle Jugendlichen sich in einer solchen Bezugsgruppe befinden, in der sie Konflikte austragen, gemeinsame Erlebnisse haben und die ein Gegenstück zur Familie bildet.

Einen Hinweis, dass Geschehnisse unter den Frauen im Film als wichtig wahrgenommen wurden geben wiederum die Erinnerungsszenarien: "Erst nach und nach gibt es da eine Öffnung der Individuen und ein Wir-Gefühl." (Tibor: XVIII)/ " 'Zusammen sind wir stark', also zieht Euch warm an, Arschlöcher dieser Welt... "(Alex: XVI)/ "Verantwortung füreinander übernehmen." (Conni: XI)

Freundschaft und die Entwicklungen in der Gruppe spielten also für die RezipientInnen eine große Rolle.

Bertelsen weist dagegen darauf hin, dass Freundschaften in Road Movies zwar wachsen würden, die einzelnen Figuren trotz ihrer Loyalität aber einsam blieben, da sie sich durch Freundschaft viel zu sehr verpflichtet und unfrei fühlten (Bertelsen1991: 132). In bandits ist diese Haltung von Konkurrenz und Individualismus anfangs auch deutlich, wird aber mit der Erkenntnis aufgegeben, dass die anderen eigene Schwächen akzeptieren und ausgleichen oder sogar darüber hinweg helfen können. So sprechen Luna und Angel sich in einer Szene aus, was beiden bis dahin offensichtlich schwer gefallen ist [59].

Auch in der Thematisierung von 'Freundschaft' weicht bandits also von anderen Road Movies ab, was, wie beschrieben, dazu führen könnte, dass adoleszente ZuschauerInnen Ähnlichkeiten zu ihren Vorerfahrungen in Peergroups wahrnehmen.

4.5 Zum Weiblichkeitsentwurf in bandits

"Jasmin Tabatabai war cool, ein bißchen [sic!] wie ein weiblicher TKKG-Tarzan." (Thorsten: XIV) "Die (Tabatabai) fand ich schon ziemlich cool und sie sieht gut aus. (Tibor: XVII) "Sie sind toughe Frauen." (Martina: XIII)

Solche und ähnliche Äußerungen waren in fast allen Erinnerungsszenarien zu lesen. Auch auf der Metaebene wurde über das Frauenbild nachgedacht und von Tibor und Thorsten sogar festgestellt, dass es dem entsprach, das sie aus ihrem Umfeld teilweise kannten. Das repräsentierte Frauenbild interessierte also männliche wie weibliche RezipientInnen. Während viele seine/ihre 'Lieblingsprotagonistin' genannt haben, ist bei einigen Zuschauern durchweg eine der Frauen in den begehrenden männlichen Blick geraten. Christian würde Nicolette Krebitz sofort heiraten wollen (Christian: XVI) und Alex ist begeistert, weil "Jasmin [...] einfach geniale Augen [hat]." (Alex: XVI)

Die Protagonistinnen werden im Film nicht immer als "Frauen" bezeichnet und gesiezt [1, 9]. Die Nonne duzt sie, was ihre mütterliche Fürsorge noch einmal unterstreicht, spricht gegenüber anderen aber von Frauen [1, 6]. Während die Justizsenatorin und der höhere Gefängnisdirektor respektvoll über die Frauen reden, duzen der Kommissar und der Beamte, der den Polizeitransport begleitet die Frauen. Der Kommissar nennt sie spöttisch "Ladies" und "Mädchen" [25]. Der Plattenproduzent Gold duzt die Frauen und beschimpft sie als "Weiber" [45]. Durch diese Anredestrukturen, soll sicherlich noch einmal betont werden, dass die Frauen außerhalb der Gesellschaft stehen und alle, die auf der Seite der Gesellschaft sind, eine mächtigere Position einnehmen.

Eventuell ist diese Verniedlichung der Frauen im Zusammenhang mit einem Weiblichkeitsentwurf, der vor allem in den 90ern eine Rolle spielte, nur scheinbar eine Herabwürdigung.

"Mädchen-Sein" in den 90ern

Wie bereits im Abschnitt über die riot-grrrls beschrieben, nehme ich an, dass "Mädchen-Sein" in den 90ern als kraftvoller Weiblichkeitsentwurf empfunden wurde. Dazu beigetragen, dass dieser Weiblichkeitsentwurf sich in dem Maße durchgesetzt hat, hat sicherlich auch die Untersuchung von Carol Gilligan und Lyn Brown.

In ihrer Studie zur Entwicklung von Mädchen und jungen Frauen stellten sie fest, dass Mädchen vor ihrer Pubertät in der Lage seien, Beziehungen und ihre Brüche zu erkennen und zu thematisieren. Sie könnten über Wut und Streit sprechen und in einer Beziehung deutlich machen, und gegebenenfalls auch durchsetzen, was sie für richtig hielten (Gilligan/Brown 1994: 10f.). In der Pubertät verlören Mädchen diese Fähigkeit. Sie sprächen Konflikte in Beziehungen nicht mehr an, weil sie Angst hätten, dadurch die Beziehung zu gefährden. Paradoxerweise sehen sie sogar, dass gerade durch ihr Verharren in der ungeklärten Beziehung, diese kaputt gehen könnte (ebd.: 14). Mit diesem Verlust schienen auch Probleme in Verbindung zu stehen, die in der Psychologie der Frau zentral sind: Schwierigkeiten, zu sprechen, ein Gefühl von Unverbundenheit, das Gefühl, dass ihnen nicht zugehört würde, dass eigene Erfahrungen nicht ernst genommen würden und Ähnliches.

Gilligan und Brown stellten fest, dass die jüngeren 7- und 8-jährigen Mädchen andere noch auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machten.

"Diese Mädchen brechen die ruhige Oberfläche des Alltagslebens auf, denn sie bestehen darauf, das zu sagen, was zwischen den Menschen passiert." (Gilligan/Brown 1994: 55)

Doch schon ab diesem Alter sei ihnen bewusst und von vielen Seiten mitgeteilt worden, dass es wichtig sei, nett zu sein wenn man gemocht werden will (ebd.: 56). Aus den Ergebnissen dieser Studie ist ganz deutlich der Appell herauszulesen, dass Frauen sich an ihre Kraft zurückerinnern sollen, die sie hatten, bevor sie in die Adoleszenz kamen und in ihren Rollen als Vorbilder, Mütter und Erzieherinnen, die Mädchen aus diesem Konflikt zu befreien.

Unabhängig davon, wie die Studie in der Erziehungswissenschaft rezipiert wurde, ist diese Arbeit sicherlich eine entscheidender Grundlage, die mit zu dem Verständnis der Girly -Bewegung geführt hat.

Exemplarisch für die Girly -Bewegung wird hier Courtney Love vorgestellt. Sie hat bei ihrer spektakulären Inszenierung ganz eindeutig die gleichen Beweggründe gehabt, sich als Mädchen darzustellen wie sie von Gilligan und Brown als positive Aspekte dargestellt wurden. Die Sängerin der Band Hole und Witwe von Kurt Cobain trat grundsätzlich in viel zu kleinen Kinderkleidchen auf, trug Zöpfe und verschmierten Lippenstift. Wie Debbi Stoller zeigt, stellte sie sich als selbstsüchtiges Mädchen dar und als schlechte Mutter. Sie machte darauf aufmerksam,

"...daß [sic!] kleine Mädchen alles andere als süß und unschuldig sind. Im Gegenteil, sie sind zornig und laut und haben den typisch weiblichen Sozialisationsprozeß [sic!], der Frauen in adrette sittsame, unterwürfige und stille Wesen verwandelt, noch nicht durchlitten." (Stoller 1998: 173)

Sie berief sich auf das ' Mädchen -Sein' und lehnte andere Weiblichkeitsentwürfe wie das Muttersein ab. Mit ihren Äußerungen erregte sie viel Aufsehen.

Starke, laute Mädchen waren also in den 90ern präsent und wurden schon bald von der Kulturindustrie vollständig verwertet. "Die Inkorporation der Ware 'Girl' in die internationale Marktökonomie funktionierte — trotz oder gerade wegen der widerspenstigen Thematik — glatt wie selten." (Baldauf/Weingartner 1998: 17) Baldauf und Weingartner stellen dar, dass die positiven Aspekte dieser Bewegung lange erhalten geblieben seien. Die Mädchen und jungen Frauen haben aus einer Bandbreite von verschiedenen Rollenbildern wählen können, geschlechtsspezifische Normen und Repressionen seien beleuchtet und öffentlich gemacht worden. Durch die Vermarktung dieser Bewegung sei einerseits natürlich die Gruppe der Mädchen größer geworden, die in gleicher Weise die Möglichkeit haben wollten, innerhalb dieses Stils fordernd und selbstbestimmt zu sein, andererseits sei das Girl auch zum Objekt des männlichen Blicks geworden und habe sich innerhalb der Marktökonomie in bestimmter Weise verhalten und kleiden müssen (ebd.: 17ff.).

bandits ist zum Ende dieser Entwicklung in die Kinos gekommen. Die meisten der jüngeren ZuschauerInnen werden zu dieser Zeit mit der ' Mädchen welle' schon in Berührung gekommen sein und haben beim Sehen des Films vermutlich auch die Assoziation von mutigen, frechen, zornigen Mädchen mitgelesen. Das wird über die Erinnerungsszenarien noch einmal deutlich. Viele benutzen den Ausdruck "Mädels" statt Frauen aber auch die, die von "starken Frauen" sprechen machen das in der Regel nicht im Sprachgebrauch des 70er-Jahre-Feminismus sondern ergänzen ihre Beschreibung durch Adjektive und Anglizismen wie "tough", "cool". Einer unterstreicht noch einmal, "... dass es ein Film voller Frauen war, der so gar nicht ins Klischee des Frauenfilms passen wollte, der nicht kitschig, süßlich, melancholisch, dialogbeladen war." (Thorsten: XIV)

Die Repräsentation der Figuren soll hier noch einmal genauer untersucht werden, um nachzuvollziehen, warum die dargestellten Frauen von Adoleszenten möglicherweise als "starke Mädchen" gelesen wurden. Dabei möchte ich Marie außen vor lassen, da sie, wie schon zuvor gesehen, die RezipientInnen nicht zur Identifikation anregt.

Machtvolle 'Mädchen' in bandits

Allen Vieren gemeinsam ist, dass sie sich durch verschiedene Merkmale auf einer machtvollen Position befinden. Es wurde schon deutlich, dass die Frauen ihre Musik an männlich kodierten Instrumenten spielen und sie wie die Helden im Road Movie auf der machtvollen Position, nämlich dem Fahrersitz, Platz nehmen. Sie sind in dieser Hinsicht also mit phallischer Macht ausgestattet. Andererseits sind die Frauen nicht auf den ersten Blick als "phallische Frauen" kodiert. Sie tragen keine typischen Attribute. Mit klassischen Kennzeichen wie der "Pistole" werden sie nicht verbunden, sondern wie gezeigt, Angels ungeschickter Umgang in den Vordergrund gestellt. Auch wenn sie gelegentlich Waffen benutzen, sind diese keine ständig präsenten Kennzeichen.

Lediglich in einer Szene werden die Bandits sehr deutlich als phallische Frauen kodiert. Zu Beginn des Konzerts in der Kneipe [49] tragen sie rote eng geschnittene paillettenbesetzte Kleider mit hochgeschnittenen Schlitzen, ihre Haare sind hochgesteckt und eng anliegend. Angel und Emma tragen sogar lange Handschuhe. Die nackten Beine der Frauen werden in einzelnen Einstellungen hervorgehoben. Es zeigen sich hier also gleich eine ganze Reihe phallischer Attribute. Die Frauen suggerieren durch dieses Auftreten die Verkörperung des Phallus (Weingarten 1995: 6). Die phallische Frau im Kino verkörpere dadurch Macht, dass sie dem weiblichen Mangel entgehe, indem die beschriebenen Attribute als Fetisch eingesetzt würden. Der Phallusmangel würde verdrängt und die Frau zum fetischistischen Objekt, das prä-ödipale Vollkommenheit verkörpere (ebd.: 8f.). Außerdem ist deutlich, dass dieses "Spektakel" nicht von der "Narration" mitgetragen wird (vgl. Mulvey 1975: 62). Die Frauen sind nur in einer Art Traumsequenz oder Wunschvorstellung so zu sehen.

Diese Repräsentation wird sofort wieder gebrochen durch die laute (Punk-)Version des Liedes, das nun gespielt wird. Die Frauen sind wieder in ihren gewohnten Kleidern zu sehen.

Doch auch diese "gewohnte Kleidung" ist insofern besonders, da es sich um Männerkleidung handelt, die sie den Tierquälern abgenommen hatten, um sie gegen ihre Sträflingsmontur einzutauschen [32/33]. Auch Angel trägt eine Baseballjacke, allerdings einen Jeansrock dazu, womit sie nicht durchgängig männlich gekleidet ist. Dieses "cross-dressing" wiederum ist ein Hinweis auf einen Frauentyp aus dem Action-Kino, wie Yvonne Tasker ihn herausgearbeitet hat: Der "Tomboy" -Charakter sei jungenhaft gekleidet und habe einen jungenhaften, sportlichen Körper, der allerdings gerade durch die "Verkleidung" hindurch sehr attraktiv wirken könne (Tasker 1998: 81). Tomboys seien noch unreif, schienen noch nicht voll entwickelt zu sein und ließen sich nicht von den Pflichten des Erwachsenenlebens vereinnahmen. Sie wiesen eine Mischung aus Kompetenzen und Erfahrungen, aber auch aus sexueller Naivität auf (ebd.: 84).

Es gilt für die Bandits, dass sie sich nicht vereinnahmen lassen wollen. Angel wird naiv dargestellt, im Bezug auf Sexualität ist sie es allerdings nicht, so dass sie die Geisel verführen kann [57]. Auch Emma scheint klar erwachsen zu sein, wäre beinahe Mutter geworden und trauert um ihr verlorenes Baby. Innerhalb der Gruppe ist sie die 'Mutter' und übernimmt für die anderen Verantwortung. Sie verhandelt über die Schiffspassage und ist diejenige, die vor allzu riskanten Vorhaben warnt. Doch letztendlich lässt auch sie sich von den anderen und ihrem Leichtsinn immer wieder anstecken. Sie nimmt während des Fernsehinterviews die Augenbinde ab [39] und tanzt auf der Brücke und gibt Autogramme, obwohl ihr erster Impuls war, sich zu verstecken [63]. Luna ist am ehesten tomboyisch. Sie ist am stärksten maskulinisiert durch ihre derbe Ausdrucksweise und ihre burschikose, aggressive Art. Anders als Angel muss die Geisel sie verführen, sie übernimmt in der Szene nicht die führende Rolle [73]. Insofern wirkt sie tatsächlich sexuell unerfahrener beziehungsweise unsicherer als Angel.

Durch diese vielfältige Repräsentation der Frauen verstärkt sich der Eindruck, dass sie als Mädchen im Sinne des oben beschriebenen Entwurfs agieren. Sie dürfen alles, können sich immer wieder neue Rollentypen aussuchen und wollen sich nicht festlegen. Dass sie Ähnlichkeiten zum von Tasker beschriebenen Tomboy aufzeigen scheint vor diesem Hintergrund einleuchtend. 'Kleine Mädchen' haben genau wie die Tomboy die ödipale Phase noch nicht durchlebt und sind dadurch nicht als Frauen im Rahmen determinierter Rollenzuschreibungen festgelegt. Die Tomboy -Heldin entwickle sich allerdings und durchlebe innerhalb der Narration eine ödipale Phase, so dass sie eindeutig erwachsen und eindeutig weiblich würde (Tasker 1998: 81). Die Bandits erleben eine solche Entwicklung nicht.

'Mädchen-Sein' als post-moderner Weiblichkeitsentwurf

Als Mädchen dürfen die Bandits als phallische Frauen auftreten und als Tomboys. Auch mütterliche Elemente werden ausprobiert. Doch nichts davon wollen sie immer sein. Wie im Spiel der kleinen Mädchen probieren sie immer wieder etwas Neues aus.

Irene Dölling stellt in ihrer Analyse von "Burning Life"[20] dar, dass die Protagonistinnen eine postmoderne Weiblichkeit verkörperten, die sich in der "Verflüssigung" von vorherrschenden Geschlechtergrenzen ausdrücke (Dölling 1997: 20).

Sie würden sich einfach so benehmen, wie es ihnen in der jeweiligen Situation richtig erscheine, ohne zu fragen, ob es weiblich oder männlich sei. Das entspreche den Girlies, die mit den Rollenunterscheidungen genauso wenig strikt umgingen und sie auch nicht mehr so bewusst hinterfragten, sondern einfach (spielerisch) mit alten Zuschreibungen verhandelten, sie umdeuteten und für sich akzeptabel machten.

In diesem Sinne sei der Weiblichkeitsentwurf der Girlies auch postmodern:

"Sie nehmen die 'Werte' der Moderne, die sich mit dem Auslaufen des Industriezeitalters zunehmend als dysfunktional und daher 'veraltet' herausstellen, nicht mehr ganz ernst, auch wenn sie sich ihnen praktisch, in den institutionalisierten (Geschlechter-) Beziehungen ihres Alltags, nicht entziehen können."(Dölling 1997: 17)

Diese Beschreibung des Weiblichkeitsentwurfs trifft auf den in bandits gezeigten ebenso zu. Die Frauen finden sich auf vielen Positionen wieder, auch auf klassischerweise männlich codierten. Sie sind Rockmusikerinnen und Road-Movie-Heldinnen genauso wie Verführerinnen und Mütter.

Man kann in diesem Sinne wohl von Girlies als post-modernem Weiblichkeitsentwurf sprechen, der jedoch nur so lange kraftvoll ist, wie er sich nicht festschreiben lässt. Sobald nicht mehr über das 'Spiel der Mädchen' gestaunt wird, sie in ihrem Verhalten nicht mehr über Grenzen gehen und sie in neue Zuschreibungen geraten, beim Versuch die alten abzuschütteln, hat der Entwurf nichts Widerständiges mehr an sich.

In den 90ern wurde dieser Entwurf sicher noch als sehr kraftvoll empfunden und hat gerade für die weiblichen Zuschauerinnen anscheinend einen Anreiz geboten, sich zu identifizieren. Es wurde hervorgehoben, dass die Stärke der Frauen (oder der Mädels!) beeindruckt hat.

Die Repräsentation als Girlies würde auch erklären, warum sich die männlichen Zuschauer mit den Frauen identifizieren können. Zum einen sind die Protagonistinnen innerhalb ihrer Repräsentation als Mädchen zwar schon 'gegendert' aber noch nicht eindeutig als erwachsene Frauen festgelegt, so dass eine Identifikation leichter möglich ist. Weiterhin werden innerhalb des post-modernen Weiblichkeitsentwurfs Grenzen zwischen männlichen und weiblichen Eigenschaften und Verhaltensweisen verwischt, so dass sich auch Männer auf den Positionen der Bandits wiederfinden können, weil sie die Erlebnisse und Handlungen nicht als 'typisch weibliche' ablehnen (müssen). Sicherlich gilt das nicht durchgängig und die Erinnerungen zeigen, wie eingangs zitiert, dass der männliche Blick die Frauen durchaus auch als erotische Objekte wahrnimmt.

4.6 Die Männerfiguren in bandits

Die Männerrollen scheinen für die RezipientInnen nicht im Vordergrund zu stehen. Nicht in allen Erinnerungen wird auf sie eingegangen, wenn sie erwähnt werden, geht es um knapp beschriebene Stereotypen: "Der Polizist zählt nicht richtig und ist letztendlich ja auch ein Loser." (Thorsten :XVIII) "...und der [sic!] komischen [sic!] Modellschwuchtel, der [sic!] irgendwann von den Mädels als Geisel genommen wird, den [sic!] hätte man auch weglassen können." (Christian: XV) "... mit diesem hübschen aber blöden Mann, der da `ne zeitlang [sic!] mitgefahren ist." (Maja II). Die Frauen finden die Geisel "süß" und "hübsch", die männlichen Zuschauer gehen entweder gar nicht auf sie ein oder beschimpfen sie als "Schwuchtel". Innerhalb der Arbeit sollen die Männerrollen ebenfalls nur kurz betrachtet werden, da sie scheinbar nur funktionalen Charakter haben.

Die Männer stehen im Film immer auf der Seite der Gesellschaft. Sie versuchen, die Ausbrecherinnen, (die auch Ausbrecherinnen aus der Gesellschaft sind) wieder festzusetzen. Die Frauen müssten sich also ihnen und ihren Gesetzen, innerhalb der "symbolischen Ordnung", fügen. Im Film geht es vordergründig um den Versuch von Frauen, aus der patriarchalen Gesellschaft auszubrechen und sich nicht den demütigenden Behandlungen der Männer innerhalb dieses Systems auszusetzen.

Mit den Augen der adoleszenten ZuschauerIn wird aber eventuell über die Identifikation mit den Frauen der eigene Konflikt mit den Eltern und Anforderungen der Gesellschaft gesehen. Damit könnte der Ausbruch als Auflehnung gegen die Forderungen der Erwachsenen empfunden werden, die der Jugend einen bestimmten Lebensentwurf vorgeben wollen. Beide 'Ausbruchversuche' sind sich ähnlich, da es um die Sicherung patriarchaler Macht geht:

"Die Sicherung von patriarchalen Macht- und Herrschaftsverhältnissen basiert immer auch auf der Abwertung von Jüngeren (wie auch von Frauen, von Minderheiten, Fremden und 'Abweichlern'); dies vor allem in Zeiten, in denen sowohl Vertrauen, als auch die Kontinuität und Harmonien in Austauschbeziehungen schwinden." Hafeneger 1995: 124)

Hafeneger gibt diese Einschätzung im Zusammenhang mit der Problematisierung seiner Beobachtungen ab, dass Jugendliche in unserer Gesellschaft immer wieder mit Misstrauen der Erwachsenenwelt konfrontiert seien und wiederkehrend Jugendfeindlichkeit entstehe. Die Generationsprobleme verwiesen seiner Meinung nach auf die "krisenhaften Prozesse und gewaltförmigen Strukturen in der Gesellschaft" (ebd.: 124).

Die Erwachsenen seien selbst nicht in der Lage mit ihren eigenen Ängsten und darüber hinaus mit gesellschaftlichen Problemen umzugehen, hielten Differenz in der Gesellschaft nicht aus und produzierten Jugendfeindlichkeit, um das Funktionieren der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Aus den tief verwurzelten Ängsten heraus sei auch zu erklären, warum die Erwachsenen unserer Gesellschaft sich nicht selbst reflektierten (ebd.: 124f.).

Die Männer sind also nur Repräsentanten der Gesellschaft, die im Sinne Hafenegers ihr Funktionieren sicher stellen wollen. Innerhalb des Schaubildes wird sichtbar, dass im Film auf den Positionen der Machtausübung in der Regel Männer sitzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Justizsenatorin Roth ist eine Ausnahme, doch sie scheitert schon am Anfang des Films, da ihr Resozialisationsprojekt nicht funktioniert. Auch die alte Wirtin, die sie in einem der Lokale am liebsten gar nicht bedienen möchte, vertritt die 'Ordnung', aus der die Bandits ausgebrochen sind. Alle anderen Frauen sind auf untergeordneten Posten untergebracht. Die Nonne betreut die Frauen im Gefängnis, doch die Leitung ist männlich. Die Polizeipsychologin steht dem Kommissar als Assistentin zur Verfügung, auch bei Goldrecords ist eine Frau nur im Vorzimmer zu sehen.

Die jungen Leute sind weniger stark in der Gesellschaft gefestigt. Der Assistent des Kommissars, der scheinbar gerade von der Polizeischule kommt und den Fall im Gegensatz zu dem erfahrenen Chef mit Hilfe von Statistiken lösen will, wird den ganzen Film über nicht vom Kommissar ernst genommen. Auch der überwiegende Anteil der Bevölkerung, der mit den Bandits fiebert, ist jung.

Diese Personen werden also einerseits von der Gesellschaft an den Rand gedrängt und auf Positionen geschoben auf denen sie wenig Macht haben, andererseits scheinen sie selbst auch Sympathien für den Ausbruchversuch der Frauen zu haben. Die Assistentin und der Assistent können die komischen Seiten der Geschichte sehen und lachen über die Begeisterung in der Bevölkerung [91]. Auch die Sekretärin von Gold scheint durchaus schadenfreudig zu sein, als sie ihrem Chef den Vertrag ohne die erwarteten Unterschriften zeigt [47].

Unklar ist die Position der Geisel und des Journalisten. West ist den Frauen gegenüber nicht loyal. Er will eindeutig seinen Spaß haben und versucht, Gewinn aus seiner Situation zu erzielen, als er seine Sachen aus dem VW-Bus an die Fans verkauft [63]. Er unterstützt die Frauen auch nicht bei ihren Fluchtplänen. Er ist in keine Richtung engagiert.

Der Journalist wird von der Polizei unter Druck gesetzt, Bescheid zu geben, sobald die Frauen sich bei ihm melden [41]. Da es nicht mehr dazu kommt, bleibt unklar, wem gegenüber er loyal gewesen wäre und vor allem aus welchem Grund. Sie nicht zu verraten, hätte auch ein eigennütziges Motiv gehabt. Seine 'gute Story' wäre dahin gewesen.

Im Sinne des Weiblichkeitsentwurfes Mädchen, die niemanden und nichts ganz ernst nehmen, werden auch die Vertreter der "symbolischen Ordnung" nicht ernst genommen. Aus diesem Grunde werden sie als Karikaturen dargestellt. Der Plattenproduzent Gold kokst ununterbrochen, so dass seine Figur lächerlich erscheint und deutlich wird, dass das Klischee, in der Plattenindustrie würde generell gekokst, absichtlich strapaziert wird. Kommissar Schwarz ist ein Macho, der in seiner selbstgerechten und herablassenden Art schon wieder komisch erscheint, weil auch seine Sprüche und Anspielungen überzogen und dabei abgegriffen wirken.

Auch die Geisel West ist in vielfacher Hinsicht nur ein Stellvertreter:

Es ist auffällig, dass er ähnlich inszeniert wird wie Brad Pitt als J.D. in Thelma and Louise [21], sodass eine der Befragten sogar in Erinnerung hat, Brad Pitt würde mitspielen (Anna: XII). Dadurch wird deutlich, dass er wahrscheinlich genau wie J.D. als Objekt des weiblichen Blickes und Begehrens inszeniert sein soll.

Vielleicht soll er darüber hinaus aber auch auf die weibliche Rolle im klassischen Road Movie anspielen. Bevor das Genre Road Mo vie von Frauen erobert wurde, herrschte Einstimmigkeit darüber, dass die Narration nur zwei mögliche Positionen für Frauen bereit hielte. Entweder sie sei eine passive Komplizin gewesen oder eine gefährliche Ablenkung am Wegesrand (Soyka 2002: 40). In bandits lässt sich diese Position auf die männliche Geisel übertragen. Anfangs scheint dem Touristen (bezeichnenderweise ist er Amerikaner und stammt somit aus dem 'Land der Road Movies ') seine Situation nicht unangenehm. Er versucht nicht zu fliehen, sitzt fröhlich zwischen den Frauen und nimmt damit eher eine passive, komplizenhafte Position ein [62]. Als er aber zum Mittelpunkt der Eifersüchteleien zwischen Luna und Angel wird, rückt er auf die Position der gefährlichen Ablenkung. Die Frauen können sich für kurze Zeit nicht auf die wesentlichen Pläne ihrer Flucht konzentrieren und selbst die Wahl des nächsten Fluchtautos wird zum Machtkampf [65].

Hier dient die Männerrolle dazu, mit den Genremerkmalen zu spielen. Durchgehend werden die Männer in bandits also verzerrt dargestellt und immer funktionalisiert. In der Regel sind sie Vertreter der "symbolischen Ordnung", die aber lächerlich wirken und schon durch ihre Repräsentation allein verspottet werden.

5. bandits als Teenpic — eine Schlussbetrachtung

Abschließend möchte ich vor dem Hintergrund der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit der Frage nachgehen, ob es sich bei bandits um einen "Teenpic" handeln könnte. Dazu werden die Merkmale des Teenpics und des deutschen Jugendfilms dargestellt und überprüft, ob sie an bandits im Zusammenhang mit den erarbeiteten Aspekten ebenfalls festgemacht werden können.

5.1 Der Teenpic

Das Phänomen des Teenpics ist eingehend von Thomas Doherty in den 80er Jahren beschrieben worden. Er ordnet den Teenpic den "Exploitation Films" zu, wobei "exploitation", also die kommerzielle Verwertung und Ausnutzung, in einem dreifachen Sinn verstanden werden soll: Die Bewerbung des Films bevor er in die Kinos kommt ist wichtig. Es würde im Vorwege verstärkt Pressearbeit geleistet und der Film über Plakate und Trailer begleitend zum Filmstart bekannt gemacht. Desweiteren versuchten die FilmemacherInnen mit ihrem Zielpublikum in einen Dialog zu treten, um seine Seherwartungen und Bedürfnisse zu erfahren und ihnen gerecht zu werden. Der letzte Aspekt bezieht sich direkt auf den Filminhalt. Ein Exploitation Film verarbeite immer zeitnah ein Thema, das aufsehenerregend war, politische Bedeutung hatte, einen Skandal auslöste oder das eine Großzahl von Menschen in anderer Weise bewegte (Doherty 1988: 3ff.).

Doherty behandelt den Teenpic als Genre, sieht aber das Problem, dass es wohl im allgemeinen Sprachgebrauch eine gewisse Einigkeit darüber gebe, was ein Genre ausmache, eine Definition jedoch umgangen werde. Gerade der Teenpic zeige sich als eine Verschmelzung verschiedener Genres. Doherty unterstützt aufgrund der unbefriedigenden Diskussion einen Paradigmenwechsel, der zwar den Genrebegriff aufrecht erhält, Genre aber nicht mehr aufgrund gemeinsamer Motive, Merkmale oder anderer Übereinstimmungen in der Repräsentation bestimmt, sondern mit der Frage "Warum?" arbeitet. Er erhofft sich durch dieses Vorgehen, sichere Aussagen über die Herkunft und Entstehung des Genres treffen zu können und es so auch eindeutig beschreiben zu können (ebd.: 10ff.).

Ende der 40er Jahre wurden erste ZuschauerInnenanalysen erhoben. Der daraus abgeleitete Hinweis darauf, dass Kino als Kulturform vorwiegend junge Menschen anspreche, die in der Mehrzahl jünger als 25 sind, veranlasste die Industrie allerdings nicht, sich gezielt um die Bedürfnisse ihres Publikums zu kümmern. Weiterhin sei das Konzept verfolgt worden, Unterhaltung für die ganze Familie im Kino zu bieten (ebd.: 62f.).

Erst der Erfolg von Sam Katzmans "Rock Around the Clock"[22] habe 1956 einen neuen Abschnitt für die Produktionsstrategien eingeläutet (ebd.: 71f.). Katzman habe sich auf die alte Strategie des Exploitation Films besonnen, der sich zu Nutze gemacht hätte, ein viel diskutiertes und aus den Medien bekanntes Ereignis zeitnah im Film zu verarbeiten - in diesem Fall Rock `n´ Roll- Musik. Es habe sich gezeigt, dass Teenager alleine so finanzkräftig waren, einen Film zum erfolgreich Kassenschlager zu machen (vgl. ebd.: 74).

Erst mit diesem Erfolg fing die Industrie an, Teenager als ZuschauerInnengruppe stärker zu berücksichtigen und Teenpics als Exploitation-Filme zu produzieren.

Teenpics sind also Filme, die Jugendliche und ihre Probleme, Ängste und Interessen ansprechen, in der Absicht, ein möglichst großes zahlendes Publikum zu gewinnen.

Wenngleich man kaum verbindliche Aussagen über inhaltliche Gemeinsamkeiten von Teenpics treffen kann, behandelt Doherty verschiedene Arten des Genres von Rock`n´Roll-Filmen über Horror bis zu den "clean teenpics", die zwar häufig vorkommen aber auch nicht die ganz Bandbreite abdecken.

Auch diese Genrebeschreibung ist unbefriedigend, da die meisten Filme, die anlaufen, auch auf ein jugendliches Publikum abzielen. Das hat auch Doherty schon für die 50er Jahre festgestellt. So habe kein Blockbuster[23] in den USA Kinostart gehabt, ohne vorher das Interesse von Teenagern für das jeweilige Projekt abzuklären. (ebd.: 241).

5.2 Der deutsche Jugendfilm

In Deutschland hat man bislang nicht von der Existenz von Teenpics gesprochen, wohl aber vom Jugendfilm. Doch auch die Beschreibung dieses Genres ist schwierig und umstritten.

Dieter Weidemann versucht aus verschiedenen Perspektiven heraus, das Genre einzugrenzen. Demnach stünden vor allem Generationskonflikte, Umgang mit Ausbruch und Anpassung an Spielregeln der Erwachsenen sowie das Ausprobieren verschiedener Lebensentwürfe im Mittelpunkt dieser Filme s. Außerdem bedienten die Filme sich häufig jugendspezifischer Gestaltungsmittel, wie dem passenden Outfit der ProtagonistInnen, Musik und Erzählrhythmus (Weidemann 1995: 189).

Weidmann merkt weiterhin an, dass Jugendfilme immer Projektionen der erwachsenen FilmemacherInnen auf Jugend seien und nur selten von jungen RegisseurInnen gemacht würden (ebd: 189f.).

Im Fall von bandits ist eindeutig, dass die Regisseurin Katja von Garnier den Jugendlichen sehr nah ist. In Anbetracht der Entstrukturierung von Lebensphasen, wie in Abschnitt 3 erörtert, gehörte sie 1997 wahrscheinlich noch zu den jungen Erwachsenen. Ihre Darstellung in der Presse und auch im bandits-Buch[24] entspricht der jungen attraktiven Filmemacherin, die selbst gerne auf Parties geht und mit ihren Freundinnen trinkt und tanzt.

Wie in Abschnitt 4.2 gezeigt, spricht die Musik im Film Adoleszente wahrscheinlich deswegen an, weil sie viele Trends der 90er Jahre aufgreift. Frauenbands sind stark in den Medien vertreten und auch die Präsentation entspricht den Seh- und Hörgewohnheiten, die Jugendliche durch das Musikfernsehen in dieser Zeit entwickelt haben. Weiterhin wurde gezeigt, dass entwicklungspsychologisch relevante Themen wie der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit innerhalb des Loslösungsprozesses von den Eltern auf dem Weg zum Erwachsensein in bandits eine wichtige Rolle spielen (Abschnitt 4.3). Daneben konnte auch die mögliche Widerspiegelung sozialer Konflikte innerhalb der Peergroup (Abschnitt 4.4) und die für die RezipientInnen relevante Frage nach dem Weiblichkeitsentwurf (Abschnitt 4.5) in bandits als wichtige Themen für Adoleszente in der Zeit herausgearbeitet werden.

In diesem Sinne entspricht der Film also der Beschreibung Weidemanns und könnte daher als Jugendfilm eingeordnet werden.

Die Komponente, dass Jugendfilme auch Exploitation Filme sind, ist in Deutschland nicht in dem Maße gegeben wie in den USA. ZuschauerInnenanalysen und Auswertungen im Bezug auf Bedürfnisse des Publikums, werden in der Regel nicht unternommen.

5.3 Bandits als deutscher Teenpic

Es spricht jedoch einiges dafür, dass es sich bei bandits um einen Teenpic nach US-amerikanischem Vorbild handelt. Es ist zwar nicht bekannt, inwiefern die Produ-zentInnen des Films Bedürfnisse, wichtige Themen und Sehgewohnheiten Jugendlicher ausgewertet haben. Allerdings hat Katja von Garnier gemeinsam mit Uli Kerschbaumer ebenfalls 1997 eine Dokumentation zur Jugend in der BRD fertig gestellt[25].

Durch die Arbeit an dieser Dokumentation hat sie sich wohl auf die Themen der Jugend und ihre Einstellungen vorbereiten können. In einem Interview bestätigt sie, dass sie Erkenntnisse aus diesem Projekt beeinflusst hätten. Sie sei erstaunt, dass die befragten Jugendlichen (zwischen 15 und 30 Jahren) häufig Beschäftigungen nachgingen, die sie zur „Alltagsflucht“ nutzten (Blickpunkt Film Spezial 1997: VII). Es ist gut vorstellbar, dass man Katja von Garnier bewusst für bandits gewinnen wollte, da sie als junge Regisseurin eher mit den Problemen und Angelegenheiten der Jugend konfrontiert war, als andere RegisseurInnen.

Insofern kann man in diesem Falle davon ausgehen, dass die FilmemacherInnen mit der jugendlichen Zielgruppe im Dialog standen, so wie es Doherty für den Exploitation Film beschrieben hat.

Auffällig ist weiterhin, dass die Vermarktung des Films sehr stark betrieben wurde. Auch in den Erinnerungsszenarien wird deutlich, dass die meisten befragten RezipientInnen schon im Vorwege darüber informiert waren, dass die Schauspielerinnen die Lieder selbst gesungen und gespielt hatten (z.B. Randolf: XIX). Andere erinnern sich, dass "Die großen Plakate mit den finster dreinblickenden Frauen [...] ja überall [hingen]." "Und das Fernsehen war auch voll mit Interviews mit den Hauptdarstellerinnen, ..." (Thorsten: XIII) Auch Maja hat über einen Zeitungsartikel von dem Film erfahren und "... im Fernsehen einen Bericht über die Premiere gesehen und da haben die Mädels im Anschluss noch live gespielt, auch beeindruckend." (Maja: II) Anna erinnert sich, dass sie die Musik schon kannte, bevor sie den Film gesehen hatte (Anna: XII).

Die Aufmerksamkeit wurde also durch Werbung auf den Film gelenkt und zwar in einem Maße, dass viele der RezipientInnen sich noch erinnern, wie massiv die Berichterstattung und die Reklame war.

Damit ist auch der zweite Hinweis auf einen Exploitation Film gegeben, der die PR-Arbeit zum Filmstart betrifft.

Ob der Film aber auch ein Ereignis, ein Phänomen oder eine Situation verarbeitet, das oder die zum damaligen Zeitpunkt gesellschaftlich relevant war, ist schwierig zu beurteilen. In der vorliegenden Arbeit wurde herausgearbeitet, dass der Film in seiner Präsentation den Seh- und Hörgewohnheiten seiner jugendlichen RezipientInnen in den 90ern entspricht. Auch ein Weiblichkeitsentwurf wird repräsentiert, der die Adoleszenten der Zeit beschäftigt. So gesehen wird auf die Trends und Strömungen, über die das Musikfernsehen die Jugendlichen in den 90ern informierte, eingegangen. Wenngleich das Phänomen Rock`n´Roll zu Zeiten von Katzmans Rock Around the Clock sicher für mehr gesellschaftliches Aufsehen und Debatten geführt hatte, ist das Bemühen um ein zeitnahes Verarbeiten der Themen der MTV-Generation in bandits deutlich abzulesen.

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Arbeit kann man also eingeschränkt von bandits als Teenpic sprechen, auch wenn die dreifache Bedeutung des Exploitation Films nicht in jedem Fall ganz unverfälscht nachzuweisen ist.

Nicht alle Fragen, die sich bei der Rezeption von bandits stellen, konnten in dieser Arbeit beantwortet werden. Der häufig geäußerte Hinweis, dass der Film gut gefallen habe, da er in Hamburg spielt, gelangte nicht in den Untersuchungsfokus, da im Rahmen dieser Arbeit, die Adoleszenz und Film in den 90ern betrachtet, dieser Abzweig zu weit geführt hätte. Vermutlich gaben nur die Befragten diesen Hinweis, die schon damals in Hamburg wohnten.

Innerhalb eines psychoanalytischen Ansatzes könnte man sicherlich noch weitergehende Erkenntnisse über die Repräsentation der Männer- und Frauenbilder erzielen. Gerade in der Beachtung der Frage, wie Männer und Frauen den dargestellten Weiblichkeitsentwurf bewerten, könnten noch interessante Aspekte aufgedeckt werden. Warum in einem der Erinnerungsszenarien die männliche Geisel durchgehend als “Modellschwuchtel“ diffamiert wurde und gerade die Frauen die Initiative von Luna bei der Verführung der Geisel begrüßen, (die auf den zweiten Blick eher eine Verführung durch ihn ist), wären Fragen, denen in diesem Zusammenhang noch nachgegangen werden könnte.

Ansatz dieser Arbeit war es, anhand der Aussagen der RezipientInnen und ausgehend von ihren Bedeutungszuschreibungen, den Film zu 'lesen'. Es konnte ein Verständnis dafür eröffnet werden, warum dieser Film von einigen begeistert aufgenommen und von anderen als uninteressant oder sogar schlecht abgelehnt wurde.: Das Lebensgefühl und die Vorerfahrungen Adoleszenter in den 90ern wurden – aus ihrer Sicht – verarbeitet.

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Rezensionen

o.A.: Blickpunkt: Film 25 (16. Juni 1997)

Kniebe, Tobias: "Die höheren Töchter der Hölle", SZ Nr. 146 (26./29. Juni 1997), 15

Knoben, Martina: O. T., epd-Film Nr. 7 (1997), 38

Koll, Horst Peter: O. T., Film-Dienst Nr. 13 (24. Juni 1997), 17

Weingarten, Susanne: "Aufstand im Girlie-Format", Der Spiegel Nr. 27 (30. Juni 1997), 178-181

7. Filmografie

Bandits

(Spielfilm BRD 1997, f, 105 min)

Regie: Katja von Garnier

ProduzentInnen: Harald Kügler, Elvira Senft, Molly von Fürstenberg

Buch: Katja von Garnier, Uwe Wilhelm

Kamera: Thorsten Breuer

Musik: Udo Arndt, Volker Griepenstroh, Peter Weihe, Curt Cress, Bandits

DarstellerInnen: Katja Riemann (Emma Moor), Jasmin Tabatabai ("Luna" Ludmilla Nabiba), Nicolette Krebitz ("Angel" Angelika Kleinschmidt), Jutta Hoffmann (Marie Irrgang), Werner Schreyer (West Frazier), Peter Sattmann (Plattenproduzent Michael Gold), Hannes Jaenicke (Kommissar Robert Schwarz), Andrea Sawatzki, (Kriminalassistentin Karin Ludwig), Oliver Hasenfratz (Kriminalassistent Mario Schneider), August Schmölzer (Gefängnisaufseher Gunther Vogel), Peter Rühring (Gefängnisdirektor), Irmhild Wagner (Nonne), Sarah Camp und Helga Storck (Aufseherinnen), Heio von Stetten (Nick), Babara M. Ahren (Innensenatorin) u.a.

Easy rider

(Spielfilm USA 1969, f, 94 min)

Regie: Dennis Hopper

Produzent: Peter Fonda

Buch: Peter Fonda, Dennis Hopper, Terry Southern

Kamera: Lazlo Kovacs

Musik: Steppenwolf, Jimi Hendrix u.a.

DarstellerInnen: Peter Fonda, Dennis Hopper, Antonio Mendoza, Phil Spector, Mac Mashourian, Warren Finnerty u.a.

Burning life

( Spielfilm BRD 1994, f, 105 min)

Regie: Peter Welz

Produzent: Peter Welz

Buch: Stefan Kolditz

Kamera: Michael Schaufert

Musik: Neil Quinton

DarstellerInnen: Anna Thalbach, Maria Schrader, Max Tidof, Jaecki Schwarz, Andreas Hoppe, Dani Levy, Gojko Mitic u.a.

Thelma and Louise

(Spielfilm USA 1991, f, 128 min)

Regie: Ridley Scott

Produzent: Ridley Scott, Mimi Polk

Buch: Callie Khouri

Kamera: Adrian Biddle

Musik: Hans Zimmer

DarstellerInnen: Geena Davis, Susan Sarandon, Harvey Keitel, Michael Madsen, Brad Pitt, Christopher McDonald, Stephen Tobolowsky u.a.

Rock around the clock

(Spielfilm USA 1956, s/w, 77 min)

Regie: Fred F. Sears

Produzent: Sam Katzman

Buch: Robert E. Kent, James B. Gordon

Kamera: Benjamin Kline

Musik: Fred Karger

DarstellerInnen: Bill Haley and the Comets, The Platters, Tony Martinez and His Band, Frankie Bell and His Bellboys, Alan Freed, Johnnie Johnston u.a.

Die Abfahrer

(Spielfilm BRD 1978, f, 97 min)

Regie: Adolf Winkelmann

Produzent: Michael Braun

Buch: Adolf Winkelmann, Gerd Weiss

Kamera: David Slama

Musik: Die Schmetterlinge

DarstellerInnen: Detlev Quandt, Ludger Schnieder, Anastasios Avgeris, Beate Brockstedt, Willi Wagener, Otto Schnelling, Hermann Lause, Gerd Weiss, Freddy Garber, Tana Schanzara u.a.

Denk ich an Deutschland — kix?

(Dokumentarfilm BRD 1997, f, 43 min)

Regie: Katja von Garnier, Uli Kerschbaumer

Buch: Katja von Garnier, Uli Kerschbaumer

Produktion: Esther Wenger - Megaherz, BR, WDR

Kamera: Dixie Schmiedle, Tom Bierbaumer, Carsten Peter

Schnitt: Michael Springer

Musik: DETOUR, Robert Kiesl

Anhang

Erinnerungsszenarien[26]

1. Lara

es tut mir leid, aber ich kann mich nicht mehr besonders gut an den Film erinnern. Ich weiß ehrlich gesagt nur noch, dass ich das Ende ziemlich klasse fandt, aufgrund der Musik und der Freiheit die sie Verkörpert haben da oben auf dem Dach(?). Naja du das wars auch schon. an andere Stellen kann ich mich nicht erinnern.

Kurzfragebogen Lara

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 15.

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Auf Video

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- Mit meinem Freund

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Bei meinen Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Ich bin zur Schule gegangen

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Weiß ich gar nicht mehr richtig. Ich glaube ich hatte Schulstress

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Weiß nicht. Stress mit Eltern?

2. Maja

Ich weiß gar nicht mehr so recht wann und warum ich diesen Film gesehen habe. Ich kann mich noch so vage daran erinnern, dass ich einen Artikel über diesen Film in der Mopo gelesen habe in dem die Musik gelobt wurde, der Rest des Films nicht so sehr. Außerdem war ich ganz schön beeindruckt von der Story, dass Katja Riemann extra für den Film Schlagzeugunterricht bekommen hat. Ich meine, ich hätte im Fernsehen einen Bericht über die Premiere gesehen und da haben die Mädels im Anschluss noch live gespielt, auch beeindruckend.

Peinlicherweise fällt mir gar nicht mehr ein mit wem und wo ich im Kino war. Ich glaube es war im Winter, wahrscheinlich 1997, also nach dem Abi und mit Anne, Katrin, Lena und Dir. Im Gloria? Zeise? Nebensache.

Die Story wäre nur halb so gut gewesen, wenn die Musik scheiße gewesen wäre. Also die Musik war supi, ruhige und „rockige“ Lieder, so dass ich die ganze Zeit im Kino innerlich „mitgerockt“ habe. Total eingängig.

Die Geschichte zur Musik war eher platt, aber trotzdem lustig. Ich hatte das Gefühl, dass der Inhalt auch nicht den Anspruch auf Realitätsnähe hatte, es sollte nicht echt wirken, nur cool, mädelsmäßig cool.

Die Charaktere waren total unterschiedlich, obwohl ich gar nicht mehr alle weiß: Katja Riemann, derbe verschlossene Tante; die Jasmin Tabatabei (?), voll burschikos; die Nicole Krebitz (?), bisschen blöd (Sprachfehler?), aber lieb dabei und noch so´ ne Ältere, keine Ahnung wie die nun hieß, hat die überhaupt geredet? Wurde die nicht vergewaltigt? Oder hatte die einen umgelegt?

Albern waren die Szenen im Gefängnis, mit dieser Nonne in der Gefängniskirche. Lustiger waren die Szenen auf der Flucht, vor allem mit diesem hübschen, aber blöden Mann, der da ´ne zeitlang mitgefahren ist. Das war so´ n bisschen verkehrte Welt: ein Typ zum Amüsement auf einer Flucht schwerer Mädels! Wie ein Gebrauchsgegenstand halt. Obwohl die „Doofe“ (Krebitz) da ja auch zwischendurch drauf reingefallen ist, oder? Ach, da war ja auch noch diese Matschszene, in Zeitlupe (?), auch cool.

Die Abschlussszene war nett, weil die auf dem Hamburger Fischmarkt gedreht wurde, auf dem Dach von der Fischauktionshalle.

Auf der Ungarn-Reise mit den Mädels haben wir die Mucke viel gehört. Passte auch irgendwie: im Wohnmobil, nur Frauen, auch fast wie auf der Flucht – Freiheit! Kitsch! Die Musik höre ich, zwar selten, heute auch immer mal wieder. Mir fällt gerade auf, dass die Texte völlig egal sind und ich die auch gar nicht mehr weiß, außer: „wenn ich ein Vöglein wär“

Kurzfragebogen Maja

2. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- Ich glaube ich war 21.

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Zuerst im Kino, dann 2-3x auf Video, aber NIE im Fernsehen!

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- Ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube ich habe ihn mit Freundinnen gesehen.

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Wenn ich wirklich 1998 gesehen habe: in einer WG.

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Ich habe damals gerade ein FSJ in einem Alten- und Pflegeheim in Bramfeld beendet und gerade mit meinem Studium begonnen: LOA –Berufl. Schulen/ Gesundheit und Soziologie.

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Hätte ich man Tagebuch geschrieben... Ich glaube ich musste erst mal mein Studium regeln, da ich nicht „richtig“ bzw. in einem anderen Studiengang eingeschrieben war, habe ich sehr viele Gedanken daran verschwendet, ob und wie ich dieses Studium so ausrichten kann, dass ich am Ende das werde, was ich eigentlich wollte: Lehrerin für Altenpfleger.

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Welche Themen waren für dich emotional wichtig, was hat dich bewegt? Weiß ich auch nicht mehr so wirklich. Wenn ich mich recht erinnere fühlte ich mich gerade total „frei“, weil ich nicht mehr so viel und hart arbeiten musste (FSJ war vorbei) bin ich immer viel abends weggegangen und habe auch viel rumgegammelt.

3. Alma

Ich mag den Film "Bandits" sehr gerne, was wohl daran liegt, dass ich die Musik super schön finde. Diese einfach gestrickten Gitarrenlieder sind leicht nachzuspielen und klingen gut. Meine absolute Lieblingsszene ist die, wo Luna im Gras sitzt und "Another sad song" spielt.

Kurzfragebogen Alma

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- Ich war ungefähr 12 Jahre alt.

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Im Fernsehen, später nochmal mit Freundinnen auf Video.

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- alleine

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Ich habe bei meinen Eltern gewohnt.

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Ich ging zur Schule

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Zu der Zeit hatte ich keine Besonderen Anforderungen zu bewältigen.

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Das weiß ich nicht mehr

4. Susanne

Bandits also... Ansprechende Musik fällt mir dazu ein ("Feministischer Jailhose-Rock der 90iger"), unterhaltsame Geschichte ("Brave Mädchen kommen in den Himmel und böse Mädchen überall hin"), trotzdem kommen sie ohne Herz-Schmerz auch nicht aus und die "kriminellen" Charaktere scheinen eindeutig weibliche Entstehunghintergründe zu haben. Aber am schönsten war die finale Szene im Hamburger (wenn nicht sogar Altonaer ...) Hafen: Tolles Licht, schöne Musik und der Hafen als Kulisse einfach prima. Ansonsten kurzweilig, weil ich gerade schwanke, ob das tatsächlich die Abschlussszene in Bandits war, aber ich denke schon. Irgendwie so, ist schon ganz schön lange her . . .

Kurzfragebogen Susanne

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 25 Jahre

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Video

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Mit meinem Freund

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- alleine

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Studentin (Lehramt Grund- und Mittelstufe)

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Finanzierung meines Studiums, Planung des Staatsexamens

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Schwere Erkrankung meiner Mutter

5. Hansi

Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis daher weiß ich die Filmnamen nicht mehr. Ich weiß aber, dass mich Katja Riemann in ihrer Rolle nicht überzeugt hat. Jasmina Tabatabai fand ich sehr souverän und überzeugend gespielt. es wirkte nicht gestellt und sehr entspannt. Katja Riemann habe ich "die harte Nummer" nicht abgenommen. Die dritte Schauspielerin habe ich gar nicht mehr so im Kopf (bezeichnender Weise). Die Story fand ich nicht sonderlich realistisch aber trotzdem als Idee gut umgesetzt. Mir hat die Musik gefallen, das Lebensgefühl, das in meinen Augen ausgedrückt werden sollte war nicht meins aber trotzdem einleuchtend und nachvollziehbar. Die Szene am Schluss mit dem Konzert auf dem Dach?? der Werft??? (irgendwas am Hafen) hat mir besonders gut gefallen. Die Stimmung im Film die ich über die ausgewählten Drehorte, die Kostüme und die Musik wahrgenommen habe, hat mir gefallen, nicht gleichgültig gelassen, aber auch nicht übermäßig zum Nachdenken angeregt. Ein Film, den ich mir gerne wieder an einem regnerischen Abend ansehe, mit ein paar Mädels...oder so. unterhaltsam aber nicht flach, mit Inhalt aber trotzdem entspannt.

Kurzfragebogen Hansi

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- Als er raus kam, also? 23?

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- im Kino

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Mit Freunden

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Anfang des Studiums

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Erwachsen werden, Freundschaften, Verantwortung? Schwerpunkt auf Überlegen, wohin das Leben laufen soll und was ich erreichen will.

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Freunde, Liebe, Frage zum Selbstvertrauen, Lust am Leben, Angst vor Erwachsen sein und Leben verpasst haben.

6. Clementine

Tja wie hat mir der Film gefallen. Auf jeden Fall gut, sonst stünde er nicht als Video in meinem Regal (Keine Angst, ich hab ihn nicht jetzt noch einmal angeschaut). Aber versuchen wir das gut mit Inhalt zu füllen, was war gut und warum? Ich beginne mal mit einer Liste was war gut, um dann das warum heraus zu finden

- die Musik
- die Mädels
- der Schauplatz
- der Witz

Was war das gute an der Musik? Sie war stark, autonom und eingängig, ohrwurmig und irgendwie echt, nicht so a la ich heiß Janette Biedermann (oder wie die heißt) und spiel in ner Soap und sing auch ganz toll.

Was war gut an den Mädels? Sie sahen gut aus, waren stark und selbstbewusst hatten alle ihre maßlos überzogenen Charaktere und waren dadurch charmant, witzig und wahre Sympathieträgerinnen, Dass sie eigentlich entflohenen Mörderinnen und Betrügerinnen waren schaffte dem keinen Abbruch. Im Gegenteil man genoss es mit ihnen wie sie Kaffeeflecken auf den teuren Teppich des schleimigen Plattenproduzenten (Peter Sattmann uhrg L) machten den super Vertrag mit den Worten Junge komm bald wieder unterschrieben und dem Ekel Kommissar Schwarz mehr als einmal entwischten.

Was war gut an dem Schauplatz? Als eingefleischte Hamburgerin erübrigt sich diese Frage wohl von selbst. Hamburg bot in vielen Szenen einfach eine perfekte Kulisse, z.B. beim Abschlusskonzert am Fischmarkt, beim Spannungshöhepunkt auf der Köhlbrandbrücke, beim Verkleidung kaufen im Hanseviertel und bei der Musikvideo ähnlichen Szene auf der Brücke in der Speicherstadt.

Was war gut an dem Witz? Man durfte die Geschichte des Films nicht als realistisch betrachten, denn eigentlich war diese an vielen Stellen flach und eher märchenartig. Aber wenn man sich darauf einlassen konnte, konnte man den schnellen Witz gut genießen (z.B: ein Geschenk von Phil...sie könn sich ja gar nicht vorstellen was da los war ich hätte fast`n Schleuderdrama gehabthalt an ich muss brechen, oh ich glaub ich muss doch nicht brechen... hey mach nich so`n Lärm der Automat kann doch nichts dafür. Wofür? Dafür das du zu blöd bist ihn zu knacken.Fluchtversuch Habt ihr heute der Kunde ist das Arschloch Woche oder was?...and kiss me twice...).

Schlecht fand ich an dem Film das ich dass Gefühl bekam dass mit den Szenen um Emmas Baby, Maries Otto und Maries Tod die Macherinnen künstlich sentimentale Szenen mit rein schreiben wollten. Damit auch in jedem Fall die ganze Palette im Film vorhanden ist.

So ich hoffe du kannst mit diesen stichwortartigen Gedanken was anfangen.

Kurzfragebogen Hansi

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 20 Jahre

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- im Kino

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Wahrscheinlich mit Freunden

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Bei Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Abi gemacht und FSJ angefangen, um eine Schonfrist zu haben und mich beruflich zu orientieren.

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Umzug fürs FSJ stand an, das erste Mal raus zu Hause, "Ernst des Lebens" fängt an, Selbständig werden und abnabeln

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Selbständig werden, Berufsweg auswählen, Leben war spannend und aufregend aber auch frustig, ich erinnere mich aber nicht mehr ganz genau.

7. Reika

Da ich als der Film in den Kinos lief wohl noch etwas zu jung war, um ihn so richtig klasse zu finden, nehme ich es meiner Schwester besonders übel dass sie, beim Aufnehmen auf Video als er vor inzwischen einiger Zeit im Fernsehen lief, nicht auf die Länge des Bandes achtete und so beträchtliche Teile fehlen. Von deiner Mail animiert mache ich mich also auf die Suche wenigstens nach meiner Bandits-Kassette (von der CD meiner Schwester überspielt) um mich sozusagen auf das Thema einzustimmen, und muss erschüttert feststellen dass auch diese anscheinend dem -von mir wegen Abwesenheit nicht kontrollierten- Umzug meiner Schwester letzte Woche zum Opfer gefallen ist. (Da sie selber ihre CD verloren hat, hatte meine Kassette merkwürdigerweise einen dezenten Stehplatz in ihrem Regal gefunden.) Sie kommt also auf die Liste der wieder-mit-nach-Hause-zu-bringenden-Sachen-wenn-ich-Lena-das-nächste-Mal-besuche und ich muss diesen Text leider ohne die richtige Background-Beschallung schreiben. -Schade eigentlich, dass es in “Stadtgespräch” keine Soundtrack-würdige Musik gibt.

Bandits...

Vier Frauen im Knast, die meisten -soweit ich es erinnere- aus nachvollziehbaren Straftaten, also durchaus sympathisch, machen Musik. Gute Musik, wohlgemerkt. Nicht dass ich mich wirklich daran erinnern könnte, und da ich es -aus bereits erwähnten Gründen- auch nicht noch einmal überprüfen kann, muss ich mich wohl oder übel auf mein recht unzuverlässiges Musik-Gedächtnis verlassen, abgesehen davon, dass ich die Texte damals eh noch nicht verstehen konnte. Außer vielleicht “Wenn ich ein Vöglein wär..”, “Sad Song” und “Catch Me”.

“Wenn ich ein Vöglein wär, und auch zwei Flügel hätt, flög ich zu dir, weil´s aber nicht kann sein, weil´s aber nicht kann sein, bleib ich all hier.”

Ein altes Kinderlied, Volkslied? -Zumindest bekannt. Und fast ironisch in anbetracht der Tatsache dass sich die Interpretinnen im Gefängnis befinden und daher wohl auch noch andere Gründe haben, sich Flügel zu wünschen. Außerdem -wem kommt diese simple Melodie nicht in den Sinn, wenn er -präziser wäre wohl: wenn sie verträumt allein irgendwo sitzt und sich nach einer bestimmten oder auch unbestimmten Person sehnt?! Und was machen diese vier starken Frauen? -Sie verschaffen sich kurzerhand “Flügel”, machen sich auf und davon, selbst wenn sie dabei ein Schleuderdrama riskieren.

Weiter geht´s zum spießigen Plattenverleger, den die vier von vorne bis hinten verarschen, den teuren Teppich zerstören und trotzdem noch zu ihrem Geld kommen.

Und dann noch die süße Geisel, Hahn im Korb und troztdem nichts zu melden. Dessen erste sehr spaßige Verführung (“...and kiss me - twice”) und dessen zweite, wunderschöne, romatische und ein wenig verrückte. Luna, allein mit ihrer Gitarre und ihren Gedanken im Wald bei dem Versuch, ein fröhliches Lied zu schreiben, “but all that comes out is: another sad song.” Und dann dieser Dialog: “Hey, du hast wunderschöne Augen”- “Halt die Backen.”

(Zumindest sinngemäß) Der verletzte Ausdruck auf dem Gesicht von Lunas Freundin (Name weiß ich leider nicht mehr) als sie die beiden Arm in Arm sieht, die Streitereien, und schließlich die Lösung: die Geisel muss weg. Die Priorität ist deutlich gesetzt: die Freundschaft zwischen den Frauen geht vor die Beziehung zu irgendeinem Schönling, und versöhnt geben sie ihr letztes Konzert. (Nur noch zu dritt, weil Marie vorher stirbt??)

Das Konzert am Hafen, auf Hausdächern oder freien Plätzen, mit einer Masse von Fans, die den ganz zu Anfang geäußerten Wunsch “ich möchte einmal auf Händen getragen werden” endlich in Erfüllung gehen lassen.

Zum Aufgeben verdammt ziehen die drei übriggebliebenen in der Schlussszene ihre Pistolen -wohl um sie wegzuwerfen, doch im selben Moment vereinen sich ihre Hände mit denen Maries, was den Schluss zulässt, dass sie erschossen wurden. Zwar ein trauriges Ende, aber erstens sind die vier wieder vereint, und zweitens wären die anderen Möglichkeiten nur, dass sie wieder in den Knast gingen, was keine gute Lösung wäre, weil es zu wirklichkeitsnah wäre, oder dass sie fliehen, was ebenfalls keine gute Lösung wäre, da dann die Unwahrscheinlichkeit des Filmes zu deutlich würde. Bandits...

Ein wunderschöner Mutmach-Film über die Freundschaft zwischen Frauen denen Flügel wachsen.

Kurzfragebogen Reika

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 14

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Im Kino

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Mit meiner Schwestern und meinen Eltern (im Urlaub)

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Bei meinen Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Ich bin zur Schule gegangen.

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Ich war im Jugendzirkus sehr engagiert, erste Soloauftritte

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Ich war voll verkanllt, ein bisschen Distanzierung von den Eltern, sonst weiß ich nix mehr!

8. Martina

Bandits

Eins, zwei, drei, vier Frauen, die aus dem Knast ausgebrochen sind, um ihre Ideen zu Ende zu bringen. Die alte will zu Max? ihrem Macker, den sie aber umgebracht hat. Ich glaube sie bringt sich dann auch tatsächlich um bzw. wird beim großen Showdown im Hamburger Hafen erschossen. Katja Riemann (Filmname entfallen) wollte schon immer nach Französisch Guayana. Des wegen sind auch alle im Hafen, weil dort das Schiff ablegt, mit dem sie (Katja) dorthin kommen kann. Loona weiß eigentlich gar nicht, was sie machen möchte, Hauptsache raus aus dem Knast. Und Jennifer oder Janette? Krebitz will die große Liebe treffen und sesshaft werden.

Sie sind so unterschiedlich aber ihre gemeinsame Sprache ist die Musik, die sie auch aus dem Knast befreit und sie immer wieder motiviert und tröstet. Hat mich auch angesprochen, die CD wurde gleich gekauft. Außerdem haben sie selber Musik gemacht und es war kein Sampler. Wir sind die Bandits, wir machen Musik, oder so.

Sie sind toughe Frauen, die gegen die Männer kämpfen. Gegen Männer die Macht haben, wie der Kommissar, der Plattenproduzent, der Polizist im Gefängniswagen der sie vom Knast zu ihrer Aufführung fährt. Aber Macht ist nicht alles, sie tricksen diese Männer durch weiblichen Spürsinn aus.

Sie haben selbst alle ein Problem mit Männern. Die Alte hat ihren Alten umgebracht, warum weiß ich nicht. Katja wurde von ihrem eifersüchtigen Bandmanager verprügelt und hat deshalb ihr Kind verloren, was sie wiederum ‚motiviert’ hat, ihn umzubringen. Jennifer mag Männer wegen ihres Geldes (ist ja wahrscheinlich auch ein Problem), Loona kann selber auch nicht so viel mit Männern anfangen. Mit dem Hugo Boss Modell wird klappt das erst nicht so.

Übrigens ist das der einzige Mann mit dem sie alle können. Er ist ihre Geisel und sie haben Macht über ihn. Jenni und Loona poppen mit ihm, die alte findet ihn auch ganz süß. Ja Katja ist da glaube ich ein wenig abgeklärter. Sie ist auch der denkende Kopf der Bande. So ein bisschen die Mutti der Truppe.

Es wird viel getrunken und geraucht und gesungen. Alle versuchen sich zu finden, wer sie sind und was sie machen wollen. Irgendwie ist es ein aufregendes Spiel. Sie werden gesucht, aber machen Parties. Sie haben keine Verpflichtung, der sie nachkommen müssen bzw. wollen. Sie sind spontan. Alles scheint so leicht zu sein, auch wenn es brenzlig wird, ist eine Lösung schnell gefunden.

Kurzfragebogen Martina

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 22?

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Im Kino

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Mit Schwester und Freundinnen

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Ich habe studiert und im Kindergarten gearbeitet

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Studium bewältigen, Motivationstief im Studium. (Habe ich die richtigen Fächer gewählt?)

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Werde ich das englische sprachprktische Studium je wuppen? Wollte raus aus Hamburg, nach England und hoffte, dass ich dort eine Auszeit bekomme und mit neuer Kraft und guten Sprachkenntnissen mein Englischstudium fortsetzen kann.

9. Imke

Das einzige, was mir jetzt so spontan zu dem Film einfällt ist: Die Musik hat mir sehr gut gefallen. Und der Satz: "Der Tod dauert das ganze Leben und hört womöglich auf, wenn er eintritt" ist mir sehr in meinem Kopf hängen geblieben, weil ich finde, daß da etwas Wahres drann ist.

Kurzfragebogen Imke

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- ca. 15 Jahre

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- auf Video

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- mit Freunden

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- bei meinen Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Schülerin auf einer Gesamtschule

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- weiß ich nicht

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- weiß ich nicht

10. Conni

Blöde Szenen: Die roten Engel in der Schlusszene sind zu kitschig. Die Eifersuchtsstory um den gekidnappten (Name?) und Tabatabai und Angie = typisch Hollywood, hätten sie sich sparen können.

Gute Szenen: Konzert im Hafen am Schluss = Ein Gefühl von "wilder Freiheit", cooler Song, hinterlässt aufgedrehte Hochstimmung, dass sie erschossen werden, trübt die Stimmung nicht, knackiger Schluss, hat mit gut gefallen, andere Lösung (Verhaftung oder so) hätten Ende und Stimmung "zerredet".

Die anderen "MTV-Szenen" waren auch gut, da nimmt man`s auch gerne hin, dass es teilweise unrealistisch ist (Konzert auf der Brücke).

Allgemein: Angie-Figur mochte ich, schön naiv, hat Witz reingebracht, Tabatabai und die andere (Namen schon wieder vergessen, fand ich aber super) hatten stimmige Charaktere, schön verschieden. Riemann war nicht so überzeugend, kein echter Charakter erkennbar gewesen. Kommissaren-Duo (zwischen Hass und Anerkennung? Neid? auf jeden Fall hat sich ne Art von Zuneigung zu den bandits entwickelt) waren auch gut. Schön, dass er in Hamburg gespielt hat.

Identifikation mit den Mädels, die es trotz Schwierigkeiten irgendwie immer schaffen durchzukommen, Verantwortung füreinander übernehmen, alles in allem irgendwie unbekümmert, Spaß am Leben haben, teils völlig ausgeflippt/ausgelassen (irgendwann spielen die Mädels Fangen im Kornfeld, die Szene ist z.B. sehr schön - war auch mit netter Musik unterlegt, glaube ich). Passender Soundtrack

Ein Kraftfilm

Kurzfragebogen Conni

3. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 20

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- im Kino

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- Auf keinen Fall alleine, wahrscheinlich mit Freundinnen.

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Ich war gerade in eine WG gezogen.

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Erstes Semester Studium

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Orientierung im Studium, gucken, wie das Studium läuft und ob es mir gefällt, gucken, welche Seminare ich belegen will und erst mal nach Paraguay-Jahr wieder "runterkommen".

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

Wechsel, neuer Lebensabschnitt war aufregend, rumknutschen, Freiheit, bin aber unsicher, weils schon so lange her ist.

11. Anna

Was war cool an dem Film?

Ich fand das Lebensgefühl cool, das der Film transportiert hat und zwar, dass frau einfach das machtworauf sie Bock hat, sich von den Zwängen befreit und roadmoviemäßig durch die Gegend zieht.

Außerdem war cool, dass die Hauptpersonen in dem Film alles Frauen waren, die emanzipiert rüber gekommen sind und die zudem noch Musik gemacht haben, also auf der Bühne gestanden haben und von Männern bewundert wurden. Wohingegen ich mit Bands und Musik sonst eher Männer als Musiker verbinde, die auf der Bühne stehen und von Frauen angehimmelt werden.

Warum mochte ich den Film?

Ich glaube, ich mochte den Film, weil ich mich jedenfalls zum Teil mit den Frauen identifiziert habe, denn die meisten Frauen waren starke Frauen, die was auf die Beine gestellt haben. Außerdem war der Film märchenhaft in postivem Sinne, vor allem das Ende als die Band auf einem der Hafenstraßenhäuser ihr Abschiedskonzert gibt und alles gut ausgeht. Genervt hat mich de Rolle von Angel (so hieß die glaube ich), die das naive Dummchen gespielt hat.

Wie passte der Film zu meiner damaligen Lebenslage?

Ich habe nicht das Gefühl als hätte sich meine Lebenslage/mein Lebensgefühl im Vergleich zum Jahre 1997/98 als ich den Film gesehen habe derart verändert, so dass ich in etwa eine Aussage treffen könnte wie: "Damals habe ich mich ganz anders gefühlt und daher hat der Film auch besser zu mir gepasst." Ich habe eher das Gefühl, dass ich immer gerne Filme sehe in denen Frauen die Hauptrolle spielen, weil mir das wichtig ist.

Was verbinde ich mit dem Film (wichtige Szenen, Lieblingspersonen)

Natürlich verbinde ich die Musik mit dem Film. Wobei mir gerade einfällt, dass ich die Musik gehört habe, lange bevor ich den Film gesehen habe. Meine Lieblingsperson war Luna. Und ich fand es super, dass sie am Ende noch Brad Pitt ins Bett gekriet hat und nicht nur die "schöne" Angel. Überhaupt fand ich es cool, dass ein Mann und ausgerechnet Bad Pitt die Rolle des Groupie abgekriegt hat.

Kurzfragebogen Anna

4. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 21.

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- im Kino

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- mit einem Freund zusammen

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- in einer WG

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Ich habe in der Zeit studiert, (ich glaube ca. 3. Semester)

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- schwer zu sagen, es war eher `ne lockere Zeit, Party machen, neue Leute kennenlernen, Spaß haben.

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Mich hat die Frage beschäftigt, ob ich mit meiner alten Beziehung Schluß machen soll und ob das mit der neuen Liebe was wird

12. Anja

Ich hab den Film damals nicht im Kino gesehen, aber die CD immer bei meiner Freundin gehört, und fand die supertoll. den Film hab ich dann etwas später, weiß leider nicht mehr wann, im Uni-Kino mal gesehen, und war total begeistert. Was ich vorher über den Film wusste war die ungefähre Story, und daß die Darstellerinnen im Film angeblich wirklich spielen. Die Figur, die mich am meisten beeindruckt hat war Jasmin Tabatabai. Ich kannte die Schauspielerin bis dahin nicht, und fand sie da so richtig gut, fotzelig, stark, nicht auf den Mund gefallen und irgendwie mysteriös traurig. Toll fand ich den Film, weil er nicht so steril war wie die Ami Filme (ist abe ne generelle Einstellung von mir), weil die Story mal was anderes war, und weil die Hauptfiguren starke Frauen waren. Allgemein fand ich den Film gut, weil das Verhältnis von Spannung/Entspannung stimmte, es gab nicht 90 Minuten nur Action, die Bilder waren schön, und die Musik passte wie die Faust aufs Auge.

Kurzfragebogen Anja

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 18

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Unikino

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Mit meinem Freund

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- 12. Klasse

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Abi, sonst nichts

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- In dem Film: starke Frauen, Zusammenhalt,

Persönlich: Liebe, Gerechtigkeit, Umwelt

Männer

1. Thorsten

“Band” und “Tits” – das da noch keiner drauf gekommen ist!

Nachdem ich mir den Bandits-Soundtrack gekauft hatte, kannte ich schnell diverse Filmzitate auswendig – und es hält an. Aber von vorne:

Aufmerksam auf den Film wurde ich klassischerweise durch die Werbung. Die großen Plakate mit den finster dreinblickenden Frauen hingen ja überall. Und das Fernsehen war auch voll mit Interviews mit den Hauptdarstellerinnen, weil sie ja ganz alleine quasi und mit so viel Mühe auch den Soundtrack selbst geschrieben, gespielt und produziert hatten. Da war mir schnell klar, dass ich das sehen wollte.

Ich habe den Film dann mit einem Freund in einem sehr dünn besetzten Kinosaal des Cinemaxx gesehen. Und war begeistert. Was mich begeistert hatte, war in erster Linie die Musik, die ich als extrem mitreißend und überzeugend empfand. Dann kam dazu, dass ein Großteil des Films in Hamburg spielt, das macht immer einen Reiz aus. Dass die Story eher dünn war und auch nicht sehr neu, hat mich überhaupt nicht gestört. Die Dialoge waren fetzig, die Szenen gut kombiniert – ein cooler Film. Über Sätze wie: “Toll! Jetzt bin ich ‘n Popstar und keine Sau erkennt mich! Außerdem ist mir kalt!” kann ich immer noch lachen. Katja Riemann, die mich damals schon eher nervte, hat mir da auch nichts ausgemacht. Jasmin Tabatabai war cool, ein bißchen wie ein weiblicher TKKG-Tarzan. Und Nicolette Krebitz stand ohnehin recht hoch auf der Favoritenliste.

Was ich als sehr angenehm an dem Film empfand war, dass es ein Film voller Frauen war, der so gar nicht ins Klischee des Frauenfilms passen wollte, der nicht kitschig, süßlich, melancholisch, dialogbeladen war. So hatte ich Filme mit weiblichem Hauptensemble bisher erlebt. Außerdem brach er aus dem Schema der deutschen Kino-Komödie mit Katja Riemann in der Hauptrolle aus.

Ich kaufte mir also die CD und hörte sie monatelang fast ausschließlich. Einen besonderen Reiz machte es für mich aus, nachts auf der A7 nach Verlassen des Elbtunnels Richtung Süden, “Catch Me” voll aufzudrehen und so durch den erleuchteten Containerhafen zu fahren. Auf Parties in meinem Bekanntenkreis wurde die Musik ebenfalls rauf und runtergespielt.

Ich stellte mit der Zeit fest, dass ein Großteil meines weiblichen Freundeskreises den Film zu einer Art “Mädels-Kult” erhoben hatte, ich hatte zuvor nicht mit ihnen über den Film gesprochen. Dabei fiel mir auf, dass dies alles Frauen waren, denen ich einen sehr starken Charakter, großes Selbstbewußtsein, Selbständigkeit und wenig “mädchenhaftes” Verhalten zusprechen würde. Sie konnten sich anscheinend eher mit den Titelfiguren identifizieren als andere.

Auch wenn ich mir den Film später auf Video gekauft habe – ein Kultfilm ist es für mich nicht geworden. Ich sehe ihn aber nach wie vor sehr gerne und finde ihn wirklich gut, bestimmt auch, weil der im Film gezeichnete Typ Frau ähnlich dem Frauenbild ist, das sich durch Erziehung und Freundeskreis bei mir als Ideal festgesetzt hat.

Kurzfragebogen Thorsten

5. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 18 oder 19, eher 19.

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Kino

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- mit einem Freund

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- bei meinen Eltern

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Ich war Schüler, kurz vorm Abi

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Das Abi, Party, Zivildienst, ein neuer Lebensabschnitt fing an

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Studienwahl. Zu der Zeit hatte ich noch gar keine Idee und brauchte Infos. Ich wollte raus in die Welt und war veknallt!

2. Christian

Am besten gefallen hat mir Nicolette Krebitz, wegen der hab´ ich den Film erst überhaupt gesehen.

Für einen Frauenfilm ist Bandits gar nicht mal so schlecht, die Schauspielleistungen sind super bis auf Tabatabai (die kann ich eh überhaupt nicht leiden und ging mir den ganzen Film lang auf die Nerven) und der komischen Modellschwuchtel, der irgendwann von den Mädels als Geisel genommen wird, den hätte man auch weglassen können. Und die Story ist auch o.k. Die Mucke ist mittelklassig, hab´ zwar den Soundtrack aber höre ihn kaum bis gar nicht.

Ach, und natürlich die Szenen die in Hamburch gedreht wurden, aber ich als HH Patriot, finde fast alle Filme geil die hier gedreht werden (FAST).

Da ich den Film, durch meine damalige Freundin, öfters mal auf Video gesehen habe, und ich ein gutes Filmgedächtnis habe, werde ich meine Erinnerungen an diesen Film extrem kürzen, sonst müßte ich so viel schreiben.

Also, ein paar Mädelz gründen m Knast eine Band, die irgendwann auf´n Polizeifest spielen soll.

Dort schaffen sie es zu entkommen und sind auf der Flucht. Verfolgt werden sie von einem Bullen, gespielt von Hannes Jaenicke, der besessen darauf ist sie zu catchen.

Irgendwann sehen sie im TV `ne Geschichte über einen Knastausbruch, aber nicht ihren eigenen, sind dann genervt das keiner über sie berichtet, und rufen, ich glaub Sat.1 den Prot [nicht leserlich] an, egal, irgendeinen Fernsehsender an, und treffen sich mit nem Kameraman, um Werbung für ihre Band zu machen. Blablabla, Kurzerhand später bekommen sie einen Gig inna Bar und spielen ihren scheiß.

Der Cop (Hannes Jaenicke) hat natürlich auch Wind bekommen und ist mit nem Haufen anderer Cops auch in dem Laden. Um da raus zu kommen nehmen sich die Mädelz einen Typen, ne Schwuchtel, als Geisel und entkommen so den Mehlmützen.

Dann kommt das, was in jedem Frauenfilm vorkommt, die eine (Nicolette) macht sich an die Geisel ran, und streitet sich mit der Sängerin, weil die auch bock auf die Scwuchtel hat. Die andere, will aussteigen, und noch ne andere bringt sich um, Fazit, die schöne heile Welt der Frauen zerbricht. Aber zum Glück gibt es ja eine Katja Riemann, die die Mutterrolle der Mädelz übernommen hat, sie bringt die Welt wieder ins Lot, und sie alle fliehen, mit einer weniger, nach Hamburg.

Uups, ganz vergessen zu schreiben, warum sie überhaupt nach Hamburch wollen, weil dort ein Schiff ablegt, daß die Mädelz auser Lande bringen soll. Das alles wiederum hat Mutter Riemann organisiert.

In Hamburg werden sie kurz ma auf der Köhlbrandbrücke eingekesselt, springen runter, überleben. Ach ja, Katja Riemann springt glaube ich nicht und wird von Jaenicke eingebuchtet, aber die anderen beiden hohln sie da raus, und es geht zum Hafen, begleitet von Fans, die die Flucht im Fernseher gesehen haben, und schwer begeistert von den Bandits sind. Also spielen die Mädels ein Abschlußkonzert in unserem schönen Hafen, wo ich mich immer noch Frage wo zum Teufel sie Strom herbekommen haben und wo her das Eqvitment [!] ist.

Na, ist halt nen Film, also sie spielen dort den Titelsong "catch me" den ich persönlich auch ganz gut finde, machen stagediving in die Menge und rennen zum Schiff. Schnitt. Film ist zu Ende ohne das wir wissen ob sie es geschafft haben, schreit nach einem 2ten Teil.

Verbinden tue ich mit diesem Film nichtz, sorry, ist halt ein netter Unterhaltungsstreifen, schön für einen verkarterten Sontag, außer vielleicht die Köhlbrandbrücke da war ich auch schon mal, stand im Stau.

NUN SCHLUßSATZ:

Nicolette würde ich ohne zu zögern heiraten, Tabatabai würde ich das Schauspiel verbieten und Riemann würde ich den Posten von Mutter Theresa überlassen.

Ich hoffe ich konnte helfen, für Rechtschreibfehler und Grammatikfehler, übernehme ich keine Haftung.

Kurzfragebogen Christian

6. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 19

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Kino

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- Mit meiner damaligen Freundin

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- WG

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

- Mischung zwischen arbeitslos und Fotoassistent

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Jobz zu bekommen als Fotoassi, mit meiner streßigen Freundin KLar kommen u.s.w.

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Das weiß ich nicht mehr, schon ewig her, hab leider ein Kurzzeithirn, Sorry. BEstimmt was mit Job/ Frauen/ Fußball/ Feiern und so weiter.

3. Alex

Was mir gefallen hat...

völlig verschiedene Charaktere

die Musik (allein schon gut, aber in Verbindung mit den jeweiligen Szenen genial)

Jasmin hat einfach geniale Augen...

Die Grundidee - einfach mal ausbrechen, was verrücktes tun, ohne wirklich jemandem zu schaden (obwohl, eigentlich mussten einige schon leiden - hm, tat mir irgendwie trotzdem nicht leid um sie...)

unheimliches Gefühl von Freiheit

Keine(r) ist, was sie scheint, und unter der Oberfläche wurde es durchaus interessanter (blöde Formulierung, aber der Sinn ist ja klar)

"zusammen sind wir stark", also zieht Euch warm an, Arschlöcher dieser Welt...

Situationskomik ("Schleuderdrama", in der Telefonzelle beim Klingeln `rangehen)

Gute Mischung aus Komik, Traurigkeit, Party, "die Welt ist schön", Freundschaft, Schadenfreude

Die besten Szenen:

die letzte (Konzert auf dem Dach) (mit Abstand!)

"Geiselnahme" mit dem Ami

Geld kassieren bei dem Musik- (Platten-) Produzenten

Autogrammstunde auf der Brücke

ganz am Anfang: ("Wenn hier einer anzählt, bin ich das" - "Wenn du bis 4 zählen kannst")

... und eigentlich immer, wenn es "Konzerte" gab

Kurzfragebogen Alex

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 26 (27?)

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Viedeo

3. Mit wem hast du den Film gesehen oder warst du alleine?

- Mit meiner Schwester und ihrem Freund

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Mit (Ex-) Freundin

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden? (bitte kurz skizzieren)

Ich glaub schon Unternehmensberatung oder sonst noch Wi-Ing-Diplomarbeit bei Still (Bremspedalfertigung für Gabelstapler optimieren)

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Wenn ich mich richtig erinnere, war das relativ kurz nach einem Berufseinstieg - alles neu / aufregend / anders / anstrengend / usw.

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- s.o. , außerdem ist Opa in der Zeit gestorben und gleichzeitig habe ich das Leben in Zeit in vollen Zügen genossen…besondere Themen weiß ich nicht mehr.

4. Tibor

Also, von meinem Lebensgefühl und meinen Erinnerungen, die ich mit dem Film Bandits verbinde, soll hier die Rede sein. Gar nicht so leicht zu beantworten. Zum einen ist das natürlich schon eine Weile her und zum anderen sind solche Sachen schwer zu beschreiben.

Erstmal, um das ganze zeitlich einzuordnen: der Film kam glaube ich 1996 in Deutschland. Wahrscheinlich war das Abitur gerade bestanden und der Zivildienst drohte. Seltsamer weise kann ich mich nicht mehr richtig erinnern, mit wem ich den Film geguckt habe und wo, was ich normalerweise immer recht gut weiß.

Der Film traf damals, kurz nach dem Abitur, recht gut meinen Drang nach Freiheit und Wildheit. Habe ich natürlich nie in befriedigendem Umfang umgesetzt… Auch auf den Soundtrack, der im nachhinein betrachtet doch musikalisch gesehen ein ziemlich mieses Niveau hat, bin ich einigermaßen abgefahren. „Baby…don´t forget to catch me“. Das ganze hatte ja, wie die Mädels da im Knast geübt haben, doch sehr viel Ähnlichkeit mit einer Schülerband… und so klang es eben auch. Streitereien und Konfrontation…vor allem von der wilden Jasmin Tabatabai. Die fand ich schon ziemlich cool und sie sieht gut aus. Katja Riemann hat hingegen immer was peinliches und Nicole Krebitz sieht mir ein bißchen zu magersüchtig und langweilig aus..außerdem mußte sie ja das Dummchen spielen.

Szenen, die bei mir wirklich noch stark im Kopf sind, gibt es nicht so viele. Das ist eher eine diffuse Masse. Natürlich wäre da das große Finale mit dem Konzert auf diesem großen Podest, wo die sich dann am Schluß runter in die Menschenmenge fallen lassen. Oder ziemlich am Anfang, wie die vier sich wie oben schon erwähnt zum Proben in irgendeinem Raum des Knastes treffen und am Anfang gar nichts zusammen geht und bei jedem sein eigener Film abläuft. Jeder ist mehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Erst nach und nach gibt es da eine Öffnung der Individuen und ein Wir-Gefühl.

Der Film wird natürlich sehr stark von der Musik dominiert, was Kritiker dazu verleiten könnte ihn als überdimensioniertes Musikvideo zu beschreiben.

Für mich ist das Hauptmotiv des Films, trotz der Wunden die jede einzelne mit herumschleppt (oder vielleicht gerade deswegen?), das ungeheure Selbstbewußtsein der Mädels. Insgesamt kann man die Filme, in denen Frauen uneingeschränkt und ohne Männer die Hauptrollen spielen, ja an einer Hand abzählen. Der Polizist zählt nicht richtig und ist letztendlich ja auch ein Loser. Der Film und sein Erscheinungszeitpunkt paßten in gewisser Weise gut zu dem persönlichen Umfeld, in dem ich mich bewegte und zu dem Frauenbild, dass zur Normalität für mich wurde. Aber wer wüßte das besser als Du ;-). Meine weiblichen Mitschülerinen, zumindest die aus einem mehr oder weniger engem Freundeskreis, besaßen ein fast schon erschreckend hohes Selbstbewußtsein. Sie waren intelligent und sahen gut aus (das sind sie natürlich immernoch ;-)…auch wenn Männer nunmal schöner altern als Frauen ;-)….ist nur Spaß).

Bezeichnend dafür ist eine Filmszene, in der Jasmin Tabatabai sich einen Typen schnappt, mit ihm Sex im Regen und im Matsch hat und ihn dann am nächsten Tag abserviert (habe ich das richtig in Erinnerung?). Zuvor war das ganze halt meistens umgekehrt.

Insgesamt muß man schon sagen, dass der Film nicht besonders gut ist, aber eben durch bestimmte Eigenschaften wie das „neue Frauenbild“ und einen emotionalen Soundtrack ähnlich wie „Tank Girl“ („She walks softly but she carries a

big gun“ ;-) ) einen gewissen Kultstatus erlangt hat. Aber es gibt einfach zuviel überzeichnetes und Klischeehaftes, was sicherlich zum großen Teil Absicht ist, aber dann doch oft peinlich oder zu platt rüber kommt.

Ich denke das war es soweit.

Kurzfragebogen Tibor

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- 18 oder 19

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Kino

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Mit Freunden (ich glaube sogar mit Lena oder so)

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- Eltern…waren das noch tolle Zeiten ;-)

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Kurzgesagt: mitten in der Oberstufe

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- Abitur, den Frauen gefallen ;-), Weltschmerz verarbeiten ;-) … das Übliche halt

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Kann ich nicht mehr so genau sagen. Aber Frauen waren dabei und Zukunftsplanung bezüglich Beruf, Studium, etc. Nicht besonders spannend denke ich, weil das wohl jedem so ging. Aber der Film paßte da schon irgendwie gut rein.

5. Randolf

Gefallen hat mit, dass aus einer ziemlich schwachen Handlung doch ein ziemlich dichter Film geworden ist. Als erstes hat mir einfach die Musik unheimlich gut gefallen, die durch die Bilder immer toll untermalt wird. "If I Were God" mit den schrägen Aufnahmen auf dem Dach, "Another Sad Song" draußen im Grünen und das alleraller größte "Catch Me" im Hamburger Hafen... gerade "Catch Me" fand ich unheimlich irre und es ist jedesmal wieder für eine Gänsehaut gut. Da ist die "Theatralik" fast schon zu dick aufgetragen und das Verhältnis zur Wirklichkeit verkrümelt sich verschämt hinter der hintersten Ecke - aber ich mag's trotzdem .

Wahrscheinlich hätte mir eine US-Version (ist doch wohl irgendwie im Gespräch, oder?) gar nicht so gut gefallen - die flapsige und trockene Art und die typisch deutschen Filmdialoge gehören einfach dazu. Vielleicht merkst Du jetzt an dieser Stelle, dass ich auch gar nicht genau weiß, warum ich den Film so toll finde...

Besonders in Erinnerung ist mir (wie gesagt) die "Catch Me"-Szene geblieben — "Wir sind frei und niemand kann uns daran haindern, unsere Musik zu spielen"...

Nicht zu vergessen, dass die Songs größtenteils selbst gesungen sind.

Kurzfragebogen Randolf

1. Wie alt warst du, als du den Film das erste Mal gesehen hast?

- Ca. 22 Jahre

2. Wo hast du ihn gesehen, im Kino, auf Video oder im Fernsehen?

- Video

3. Mit wem hast du ihn gesehen oder warst du alleine?

- Freunde

4. Wie hast du damals gewohnt? (Bei den Eltern, in WG, alleine)

- 2er WG

5. Was hast du zu der Zeit beruflich gemacht oder in welcher Ausbildungsphase hast du dich befunden (bitte kurz skizzieren)

- Tiermedizinstudium in Hannover, irgendwann während einer schier unendlichen Prüfungsphase…

6. Welche Aufgaben und Herausforderungen stellten sich dir in der Zeit?

- S.o. – mündliche Prüfungen am laufenden Band

7. Welche Themen waren für dich in dieser Zeit emotional wichtig?

- Die Aussicht auf einen kleinen Rest der Sommerferien (nach den Prüfungen), irgendwie durchhalten und immer an den Prüfungen teilnehmen – und gegen den Fluchtreflex ankämpfen war in der Zeit wohl die größte Herausforderung – das erklärt vielleicht auch, warum ich von dem Film so angetan war J

"Cluster" der Erinnerungen: Frauen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Cluster der Erinnerungen: Männer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] bandits: BRD 1997, R: Katja von Garnier, K: Torsten Breuer.

[2] Obwohl mir bewusst ist, dass viele LeserInnen die Schreibweise mit großem `I´ (und `R´ und `N´ bei Pronominaladjektiven beispielsweise) für mühsam zu lesen halten, wähle ich diese Form, da sie mir als die kürzeste Schreibweise der inklusiven Sprache gefällt und ich überzeugt bin, dass nach einigen Seiten Lektüre eine Gewöhnung eintritt und der Lesefluss nicht mehr beeinträchtigt ist.

[3] Während Susanne Weingarten in der Spiegel-Rezension dem Film durchaus einen Stellenwert in der Kinolandschaft zugesteht und mutmaßt, dass er abgelehnt würde, "weil er formal der radikalste Film der neuen deutschen Leinwandwelle ist" (Weingarten, Spiegel 30. Juni 1997), kann Tobias Kniebe in der Süddeutschen Zeitung dem Film gar nichts abgewinnen und bezeichnet die Bilder als "visuelle[n] Durchfall", in dem das Drama jeweils fünf Minuten Zeit habe, sich zwischen zwei Videoclip-Sequenzen zu entwickeln (Kniebe, SZ 27. Juni 1997).

[4] Obwohl mir bewusst ist, dass viele LeserInnen die Schreibweise mit großem `I´ (und `R´ und `N´ bei Pronominaladjektiven beispielsweise) für mühsam zu lesen halten, wähle ich diese Form, da sie mir als die kürzeste Schreibweise der inklusiven Sprache gefällt und ich überzeugt bin, dass nach einigen Seiten Lektüre eine Gewöhnung eintritt und der Lesefluss nicht mehr beeinträchtigt ist.

[5] Der hier verwendete Diskursbegriff soll nach Foucault spezialisierte Wissensbereiche einer Gesellschaft bezeichnen, die voneinander relativ abgegrenzt sind. Dabei unterliegt jeder Bereich einer diskursiven Praxis, die bestimmte Verfahren der Wissensproduktion, den Austausch und Konstituierung eines Diskurses bezeichnet (Vgl.: Gerhard/Link/Parr 2001, S. 115ff.)

[6] In ihren Anfängen haben sich die Cultural Studies stärker mit Fernsehrezeption beschäftigt, doch mittlerweile nehmen sie auch in der Filmtheorie einen wichtigen Platz ein. Vgl. Warth, Eva 2003: 65-80

[7] Der Ausdruck 'Cluster' wird hier in dem Sinne verwendet wie er in der Moderationsmethodik vorkommt. Er bezeichnet nach inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengefasste Gruppen, die zur Visualisierung als 'Klumpen' angeordnet werden. (Vgl. Kleber, Karin 2002: 109)

[8] Zur Tradition und Definition verschiedener Formen des Adoleszenzromans vgl.: Kaulen, Heinrich 1999. Er weist auch darauf hin, dass sich der Themenbereich in den 90er Jahren nicht nur auf dem Buchmarkt einen festen Platz erobert hat, sondern ebenfalls andere Medien wie 'Soaps' und Filme bedient (S.325).

[9] Peergroup wird hier im weitesten Sinne als Bezugsgruppe Gleichaltriger definiert, die in ihrer Qualität und Nähe der Bindungen sehr unterschiedlich sein kann (Vgl. Oerter/Dreher: 310 und: Fend: 312).

[10] Die Zahlen in eckigen Klammern bezeichnen im Folgenden die Sequenz des Filmes, auf die ich mich jeweils beziehe (s. Sequenzprotokoll Anhang: XXIVff.).

[11] In dieser Arbeit möchte ich bandits keinem Genre zuweisen. Im Gegenteil wird schon deutlich, dass der "Genrebegriff" zur Beschreibung des Films nicht mehr ausreicht, da es zu Überschneidungen mehrerer Genres kommt. Hier kann der Film als "Musikfilm" gelten, später können noch Elemente des "Road Movies", und vielleicht auch des "Teenpics" ausgemacht werden. Eventuell könnte man von einem "Multi-Genre-Film" sprechen, der ein möglichst breites Publikum ansprechen soll. Letztendlich scheint aber ein solcher Begriff sehr beliebig zu sein, dient keinerlei scharfen Abgrenzung und hat damit auch keine Funktion (vgl. Müller 1997: 141f.). In dieser Arbeit soll diesem Komplex nur am Rande Beachtung geschenkt werden.

[12] Der viel diskutierte Begriff des Dispositiv wird hier innerhalb der Kinotheorie als 'das Netz zwischen den Elementen' verstanden, die den/die ZuschauerIn im Kino positionieren. Dabei kommt psychischen und kulturellen Prozessen ebenso Bedeutung zu wie technischen (vgl. Hickethier: 18f.).

[13] Schmidt stellt dar, dass das Format bis ins kleinste Detail durchgestylt und von der Innenausstattung bis zur Entwicklung des Logos nichts dem Zufall überlassen worden sei. Deutlich würde das unter anderem daran, dass sehr viel Zeit und Sorgfalt für das Casting der ersten ModeratorInnen aufgewendet wurde.

[14] Die Erfolgsinszenierung funktioniert zudem nicht nur im Film, sondern gleichzeitig auch in der Wirklichkeit. Der Soundtrack zum Film befand sich gleich in der ersten Woche auf Platz 3 der Media Control Charts (vgl. Blickpunkt Film, 21. Juli 1997: 3).

[15] Der Phallus ist im psychoanalytischen Ansatz nach Lacan als Signifikant gedacht, der nach der Trennung von der Mutter auf ihr Fehlen, das heißt symbolisch auf alle weiteren Mangelerfahrungen und dem daraus entstehendem Begehren verweist. Der Phallus des Vaters stellt dem männlichen Kind in Aussicht, nach Eintritt in die "symbolische Ordnung" sein Begehren durch das Besetzen einer Herrschaftsposition zu befriedigen und (genau wie der Vater die Mutter) eine Frau 'besitzen' zu können. Innerhalb der symbolischen Ordnung sitzt der Phallusträger also auf einer mächtigeren Position. Das Mädchen ist beim Eintritt in die symbolische Ordnung beeinträchtigt, da es nicht über den Signifikanten der Differenz verfügt. Da sie also nicht über den Phallus verfügt, ihn aber gleichzeitig im Begehren des anderen repräsentiert, stellt sie auch eine Bedrohung dar. Sie verkörpert den Mangel und damit die Kastrationsdrohung. (Vgl.: Weingarten, S. 9-11; Weissberg, S. 7f.; Lacan 119-132)

[16] Allerdings trifft das nicht für jede Band zu, die sich zu den riot - grrrls zugehörig fühlt. Zumal Punk eindeutig als männliches Feld konnotiert ist, lehnen einige riot-grrrls diesen Vergleich explizit ab.

[17] Dabei handelt es sich um selbst hergestellte und vervielfältigte Hefte, in denen Informationen zu Bands, Musik, Hintergrundinformationen oder auch politischen Themen zusammengestellt wurden. Diese Hefte wurden von Privatpersonen gebastelt und in Clubs oder Bars verschenkt und verkauft.

[18] Easy Rider: USA 1969, R: Dennis Hopper, K: Lazlo Kovacs.

[19] Die Abfahrer: BRD 1978, R: Adolf Winkelmann, K: David Slama.

[20] Burning Life: BRD 1994, R: Peter Welz, K: Michael Schaufert. Auch in diesem Film sind zwei Frauen, ähnlich wie in "Thelma & Louise" und in "bandits", gemeinsam auf der Flucht.

[21] Thelma & Louise: USA 1991, R: Ridley Scott, K: Adrian Biddle

[22] wer wann wo

[23] "Amerikanische Bezeichnung für einen Erfolgsfilm, der innerhalb weniger Wochen seine Produktionskosten einspielt" (Hoffmann, 1997: 38). Die Veröffentlichung des Films verlangt besondere Werbung und einem möglichst günstigen Starttermin.

[24] Im bandits-Buch beschreiben Katja Riemann, Jasmin Tabatabai, sowie Katja von Garnier, wie sie sich auf eine Party kennengelernt haben. Dabei wird betont, dass sie bis früh in den Morgen gefeiert haben und mit steigendem Alkohol-Genuss immer ausgelassener tanzten (Das Bandits-Buch: 10ff.).

[25] Denk ich an Deutschland — Kix? BRD 1997, R: Katja von Garnier / Uli Kerschbaumer, K: Dixie Schmiedle u.a.

[26] Die Erinnerungen werden hier in nicht überarbeiteter Form wiedergegeben. Lediglich Namen wurden geändert.

Excerpt out of 111 pages

Details

Title
Film und Adoleszenz in den 90ern - Katja von Garniers "bandits" als Bearbeitungsfolie für ein Lebensgefühl
College
University of Hamburg
Grade
1
Author
Year
2003
Pages
111
Catalog Number
V110082
ISBN (eBook)
9783640082599
File size
1190 KB
Language
German
Keywords
Film, Adoleszenz, Katja, Garniers, Bearbeitungsfolie, Lebensgefühl
Quote paper
Kirsten Schröder (Author), 2003, Film und Adoleszenz in den 90ern - Katja von Garniers "bandits" als Bearbeitungsfolie für ein Lebensgefühl, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110082

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