Arztrolle-Krankenrolle: Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient


Hausarbeit, 2004

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Arzt/Ärztinrolle in der soziologischen Theorie nach Talcott Parsons

3 Die Krankenrolle aus medizinsoziologischer Sicht nach Talcott Parsons

4 Das Rollenhandeln im Rahmen sozialer Systeme

5 Das Arzt/Ärztin–Patient/in-Verhältnis nach Erving Goffman

6 Zusammenfassung

7 Quellenverzeichnis

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die seit Jahrhunderten bestehende Beziehung zwischen Arzt/Ärztin und Patient/in ist eine häufig dis­ku­tierte Dyade, die stets kulturellen, gesellschaftlichen, religiösen und ökonomischen Schwan­kun­gen un­terlag und auch zukünftig unterliegen wird.

Wurde der Beruf anfänglich nur von Männern höheren Standes, die zusätzlich besondere „heil­kund­li­che“ Fähigkeiten besaßen, was teilweise auch für Priester galt, ausgeführt, ist es seit einiger Zeit je­dem/r gutem/n Abiturienten/in möglich ein Medizinstudium aufzunehmen, was impliziert, dass auch Frau­en der Zugang zur Wissenschaft der Medizin nicht mehr verwehrt bleibt. Diese po­si­ti­ve Ent­wick­lung hat viele Jahrhunderte gedauert und ist nach wie vor nicht in allen Nationen und Re­ligionen der Welt eingeführt. So wird noch heute der/die Arzt/Ärztin in vielen Kulturen als der/die „Heilkundige“ von Natur aus oder von Gott gesandt angesehen, was ihm/ihr allein dadurch ei­nen hohen ge­sell­schaft­li­chen Stand einbringt: Die Patient(inn)en vertrauen ohne kritisches Hin­ter­fra­gen auf die Kräfte und Fä­higkeiten des/der „Heilkundigen“ und zollen ihm/ihr hohen Respekt [Mamlock 1925].

Ganz anders ist die Beziehung in der westlich industrialisierten Welt zu betrachten: Viele Pa­tien­t(inn)en ken­nen ihre Rechte ebenso wie ihre Pflichten, haben die Möglichkeit sich medizinisch zu in­for­mie­ren und sind in der Lage, selbst Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen.

Wei­tere Faktoren machen zum Einen die voranschreitende Forschung und Wissenschaft sowie die Ap­pa­ratisierung der Medizin aus, die es zu überblicken gilt. Zum Anderen werden ärztliche Hand­lun­gen und Therapien als Dienstleistungen angesehen, die von den Patient(inn)en zu entgelten sind; im Gegensatz zu früheren Zei­ten, als „Heilkundige“ durch das Land zogen, um aus Barmherzigkeit o­der ärzt­li­cher Pflicht die Menschen zu behandeln.

In Anbetracht dieser Tatsachen hat sich das Verhältnis zwischen Ärzt(inn)en und Patient(inn)en da­hin­ge­hend verändert, dass sie sich mit mehr oder weniger Respekt, Selbstbewusstsein und Au­to­ri­täts­ver­hal­ten gegenüber stehen. Im vergangenem Jahrhundert beschäftigten sich viele Wis­sen­schaft­ler/innen mit der „mystischen“ Arzt/Ärztin-Patient/in-Beziehung und entwickelten dazu The­ori­en aus mehreren Pers­pektiven. Diese Arbeit konzentriert sich auf die soziologische Ebene und stellt u. a. die Theorie des namhaften Soziologen Talcott Parsons vor.

2 Die Arzt/Ärztinrolle in der soziologischen Theorie nach Talcott Parsons

Der amerikanische Soziologe Talcott Parsons entwickelte eine „strukturell-funktionale Theorie“, auch ge­nannt die „große Gesellschaftstheorie“, die es ermöglichte, verschiedene soziologische Er­schei­nungs­formen sowie gesellschaftliche Abläufe adäquat erklären zu können.

Parsons geht davon aus, dass das System „Gesellschaft“ sich in verschiedene interpenetrierende Sub­sys­teme, wie z. B. das kulturelle oder das ökonomische System, untergliedert. Er versucht so­mit So­zia­li­sationsmechanismen zu beschreiben, die, um in der Gesellschaft seine Position zu fin­den, maß­geb­lich für jedes Individuum sind.

Insbesondere differenziert Parsons dabei drei Subsysteme und ihre jeweiligen Beziehungen zu­ein­an­der: Der Begriff des „Kulturellen Subsystems“ entspricht dem normativen Rahmen, der po­si­tiv sank­tio­nier­te Verhaltensmuster in einer Gesellschaft beinhaltet. Durch das „personale Sub­sys­tem“ wird jedes In­di­viduum gemäß seiner Sozialisation befähigt, Erwartungshaltungen, die an sei­ne so­zi­ale Rolle ge­knüpft sind, zu erfüllen. Die Einhaltung bestimmter Rollenerwartungen sowie die struk­turelle Ver­fes­ti­gung sozialer Positionen werden durch das „soziale Subsystem“ her­vor­ge­bracht.

In­nerhalb der Subsysteme gibt es seiner Auffassung nach „generalisierte Interaktionsmedien“, die der Ver­einfachung der gesellschaftlichen Abläufe dienen. Ein von ihm benanntes Medium ist der „Ein­fluss“, der die spezielle Bedeutung der Motivation zu einem bestimmten Handeln ohne genaue Be­grün­dung und ohne Androhung negativer Folgen innehat.

Bezüglich der Arzt/Ärztin-Patient/in-Beziehung nimmt der/die Patient/in den Rat des/der Arz­tes/Ärztin an, ohne eine detaillierte medizinische Erklärung zu erhalten. Aufgrund der Ü­ber­zeu­gung, dass der/die Arzt/Ärztin die beste Therapie zur Verbesserung des Gesundheitszustandes vor­schlägt, geht der/die Patient/in weiterhin davon aus, dass sich keine negativen Folgen für ihn/sie er­ge­ben werden.

Voraussetzung in dieser Beziehung ist das Vertrauensverhältnis des/der Patienten/in in die soziale und fach­liche Kompetenz des/der Arztes/Ärztin. Hier wird die enge Verflechtung des „kulturellen Sub­sys­tems“ mit dem „sozialen Subsystem“ deutlich: In vielen Gesellschaften werden die Är­zte/in­nen erst durch akademische Titel oder Veröffentlichungen hinsichtlich ihrer Fachkompetenz an­er­kannt, ob­wohl dies zur Ausübung des Berufes nicht notwendig ist. Des Weiteren ist das Einhalten ei­nes be­stimm­ten Rollenverhaltens des/der Arztes/Ärztin dem/der Patienten/in gegenüber für das Ver­trau­ens­ver­hältnis unabdingbar. Erst diese Verzahnung der Subsysteme schafft die Basis für ein sol­ches Ver­trau­ensverhältnis, in dem der/die Patient/in sich freiwillig dem Einfluss des/der Arz­tes/Ärz­tin un­ter­stellt [Rausch 1999].

Da die Arzt/Ärztinrolle und die Patienten/inrolle gegenseitig komplementär sind, bedingen sie Er­war­tungs­haltungen, die die Interaktionspartner aneinander knüpfen. Die Arzt/Ärztinrolle steht haupt­säch­lich in der professionellen Verpflichtung und zeichnet sich durch affektive Neutralität, kol­lektive und universalistische Orientierung sowie einer funktionalen und spezifischen me­di­zi­ni­schen Hand­lungs­weise aus. Parsons benannte dies als „Pattern Variables“, wodurch jede denkbare In­ter­ak­tions­si­tu­a­tion anhand zehn schematisch vorgegebener Eigenschaften analysiert werden kann und wählte o. g. Variablen nach seiner Vorstellung des Rol­len­bil­des des Arzt/Ärztin­be­ru­fes aus [Koschnick 1984].

3 Die Krankenrolle aus medizinsoziologischer Sicht nach Talcott Parsons

Auf der rein biologischen Betrachtungsebene wird Krankheit als eine Abweichung bezüglich des ide­al­typisch optimal bestimmten Gesundheitszustandes oder eines statistischen Durch­schnitts­wer­tes be­zeich­net.

Parsons sieht Krankheit in seiner strukturfunktionalistischen Theorie zusätzlich als gesellschaftlich un­er­wünscht und charakteristisch dysfunktional an. Die Krankenrolle ist durch folgende Recht-Pflicht-Paare ge­kenn­zeichnet:

1. Der/die Arzt/Ärztin erklärt dem/der Patienten/in für seine/ihre Krankheit als nicht ver­ant­wort­lich, indem sie als medizinischer Tatbestand diagnostiziert wird, der nicht durch das in­dividuelle Vermögen des/der Kranken allein vollständig durchschaut und überwunden wer­den kann.
2. Gerade weil der/die Patient/in seine/ihre Krankheit nicht angemessen zu beurteilen in der La­ge ist, hat er/sie die Verpflichtung, von dem/der Arzt/Ärztin kompetente Hilfe in An­spruch zu nehmen und mit ihm/ihr zu kooperieren.
3. Der/die Patient/in wird von dem/der Arzt/Ärztin dazu legitimiert, seine/ihre Aufgaben in Fa­milie und Beruf sowie die übrigen Rollenverpflichtungen vorübergehend nicht wahr­zu­neh­men.
4. Die krankheitsbedingte Rollenbefreiung enthält für den/die Patienten/in gleichzeitig die Ver­pflichtung zur schnellstmöglichen Genesung, d. h. insbesondere, das Aufbringen des Willens zum Gesundwerden.

Für die Inhaber/innen einer Krankenrolle heißt dies im soziologischen Sinne der Verlust oder die Be­ein­trächtigung der Fähigkeiten zur normativen Rollenausübung, sowie die unterschiedlich aus­ge­prägte Ein­schränkung der Leistungskapazität. Des Weiteren beinhaltet die Legitimation des Kran­ken­status ei­ne strukturelle Koppelung an die Definitions- und Expertenmacht des/der Arz­tes/Ärztin und die Mo­ti­va­tion des/der Kranken zur Beendigung dieser Rolle, was Parsons als „psy­cho­logisch mo­tivationale Kom­ponente“ im Krankheitsverlauf benennt.

Die Krankenrolle erfüllt durch die bedingte Legitimation additional eine substanzielle ge­sell­schaft­li­che Funktion, da die Devianz des/der Kranken einer gesellschaftlichen Kontrolle bedarf, die die Wie­der­her­stellung des normativen Rollenverhaltens des/der Erkrankten zum Ziel hat [Ebert 2003].

4 Das Rollenhandeln im Rahmen sozialer Systeme

Parsons geht davon aus, dass Arzt/Ärztin und Patient/in eine komplementäre wechselseitige Er­war­tungs­struktur als soziales System verbindet, d. h., dass die Rechte und Pflichten beiderseits auf­ein­an­der abgestimmt sind und das gemeinsame Ziel der baldigen Gesundheit durch die bestmögliche Be­handlung verfolgen.

Wie bereits erwähnt haben Ärzte/innen den Umständen entsprechend das Recht, vertraulichste In­for­ma­tionen aus dem Privatleben der Patient(inn)en zu erfahren. Die Patient(inn)en haben eine er­höh­te Mit­teilungsbereitschaft, da sie für ihren Krankheitszustand nicht verantwortlich gemacht wer­den. Durch die affektive Neutralität sowie die funktionale Spezifität des/der Arztes/Ärztin ist es den Pa­tien­t(inn)en sogar möglich, über tiefergehende intime Auskünfte zu reden, denn e­thische, mo­ralische oder e­motionale Reaktionen sind im ärztlichen Rollenhandeln nicht vor­ge­se­hen.

Ein Weiteres gesellschaftlich zugeteiltes „Exklusivrecht“ für Ärzte/innen besteht darin, dass sie das Recht auf kontrollierte Körperverletzung haben. Dies kann von der sachgerechten Behandlung bis zum nicht sanktionierbaren Tod der Patient(inn)en durch den medizinischen Eingriff führen. Der ärzt­liche Ein­griff in die körperliche Unversehrtheit kann jedoch Gefühle von Angst und Ver­letz­bar­keit aus­lö­sen, wodurch die emotionalen Anpassungsprobleme an dieses Recht des/der Arz­tes/Ärz­tin nicht behoben wer­den können.

Ein drittes Recht der Ärzte/innen bezieht sich auf die Tatsache, dass sie die Behandlung der Pa­ti­en­t(inn)en monopolisieren können, was bedeutet, dass sie während des Zeitraumes eines zu be­han­deln­den Krankheitsfalles die Konkurrenzsituation innerhalb der Ärzteschaft außer Kraft setzen kön­nen. Nur sie selbst entscheiden über anstehende Therapiemaßnahmen oder das Hinzuziehen ei­nes/r wei­te­ren Arztes/Ärztin, was in der Regel per Überweisung geschieht. Von dem/der Pa­ti­en­ten/in wird sei­tens der Ärzteschaft erwartet, dass er/sie während der Behandlung den/die Arzt/Ärz­tin nicht wechselt, falls dies doch eigenaktiv eintritt, hat der/die hinzugezogene Kollege/in das Recht auf Erhalt aller In­for­mationen über den/die Patienten/in.

Insgesamt wird deutlich, dass in der Arzt/Ärztin-Patient/in-Beziehung zentrale Alltagsnormen par­tiell au­ßer Kraft gesetzt werden. Als vorteilhaft daraus ergibt sich, dass beide Parteien sich Ver­trau­en ent­ge­genbringen und durch das kollektive Beschreiten des Gesundungsprozesses das Ziel der Ge­nesung for­ciert und erreicht werden kann [Ebert 2003].

5 Das Arzt/Ärztin–Patient/in-Verhältnis nach Erving Goffman

Goffman entwickelte die soziologische Theorie des „Symbolischen Interaktionismus“, die besagt, dass Men­schen in einer symbolisch vermittelten Umwelt interagieren.

Individuelles Verhalten, Handeln und Bewusstsein sind Erwiderungen auf mitgeteilte, mit be­stimm­ten Be­deutungen verbundene Symbole, wie z. B. Wörter und Gesten, die innerhalb eines Kul­tur­kreises definiert und allgemeinverständlich verwendet werden.

Das Handeln eines Individuums kann eine Erwiderung eines anderen Individuums hervorrufen und die­se Reaktion zur Kontrolle seines eigenen Verhaltens und zur erneuten Aktion einsetzen. Da­durch wird die De­finition sowie die Redefinition sozialer Situationen und Interaktionen ermöglicht. Hier­bei voll­zieht sich der Prozess des Lernens von Symbolen und Rollen, der zur Sozialisation des In­di­vi­du­ums zu ei­ner sozial handlungsfähigen und interaktiv kompetenten Persönlichkeit haupt­säch­lich bei­trägt.

Die interaktionistische Rollentheorie ist der Prozess, in dem die Beteiligten ihre Rollen in einer so­zia­len Situation vorläufig an­ord­nen, um sie dann im gemeinsamen Handeln festzulegen. Nach An­sicht Goffmans ist eine Rol­le die Tä­tigkeit, die ein Individuum in einer bestimmten Position aus­führt; inklusive der Erfüllung der normativen Anforderungen, die diese Funktion mit sich bringt. Sie ist vom tatsächlichen Ver­hal­ten des Individuums, al­so des Rol­lenverhaltens, zu un­ter­schei­den, was bedeutet, dass eine Rolle nur gespielt werden kann.

In der sozialen Situation äußert sich das Rollenverhalten eines Individuums durch die Interaktion mit re­levanten Bezugspersonen (Rollenpartner(inne)n) und unterliegt somit verschiedenen Rol­len­be­zie­hun­gen, die wiederum in Unterrollen aufgeteilt werden: Ein/e Arzt/Ärztin geht verschiedene Rol­len­be­ziehungen mit unterschiedlichen Rollenpartner(inne)n ein, die jeweils durch bestimmte Sym­bo­le, Rech­te, Pflich­ten und Assoziationen gekennzeichnet sind. Diese einzeln gespielten Rol­len sind Aus­schnitte, die un­ab­hängig voneinander eine Vereinigung von Tätigkeiten zur Rol­len­ana­ly­se bil­den.

Um als Arzt/Ärztin tätig werden zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, wie z. B. Abitur, Studium, Approbation und Promotion zur gesellschaftlichen Anerkennung. Keiner be­son­de­ren Qualifikation oder Bildung bedarf es im Gegensatz dazu der Patient(inn)en-Rolle: Um die Po­si­tion des/der Patienten/in einnehmen zu können, ist eine physische oder psychische Un­re­gel­mäßigkeit aus­reichend. Anhand dieser unterschiedlichen Anforderungen an bestimmte Rollen lässt sich er­ken­nen, wie verschieden die Maßstäbe bezüglich des Bildungsniveaus, Titels, Status etc. sein können.

Durch entsprechende Statussymbole, wie beispielsweise das Tragen des weißen Kittels in Kom­bi­na­tion mit einem Stethoskop von Ärzt(inn)en, können Individuen in soziale Klassen eingeordnet wer­den; zu­dem wird in jedem Fall ein bestimmter sozialer Maßstab an eine Position angelegt, der dem/der In­ha­ber/in ein hohes oder geringes Maß an sozialem Prestige einbringen kann [Rausch 1999].

6 Zusammenfassung

„Das Leben ist kurz, die Kunst lang, der rechte Augenblick flüchtig, der Versuch trügerisch, die Ent­scheidung schwierig.“1

Dieser zweieinhalbtausend Jahre alter hippokratische Aphorismus berührt nach wie vor ent­schei­den­de Aspekte der Medizin: Die ärztliche Kunst bezieht sich auf die Kürze des Lebens neben nicht en­dender Forschung, sie hängt oftmals vom richtigen Augenblick ab, basiert auf Versuchen und be­steht grundsätzlich aus schwierigen Entscheidungen. Ärztliche Kunst schließt jedoch auch immer die Mitarbeit der Patient(inn)en ein, wie es im Aphorismus weiterhin lautet: „Nicht allein der Arzt muß in seinem Tun diese Bedingung einsehen, auch der Patient, seine Angehörigen und die Um­welt müssen sich an diese Wahrheit halten.“2

Das ärztliche Handeln war und ist stets Ausdruck der Kultur und der Gesellschaft und unterliegt so­mit den Veränderungen der allgemeinen Vorstellungen über Gesundheit, Krankheit, Sterben, Ethik, Re­ligion, Beziehung und Gespräch [Engelhardt v. 2001].

Die ärztliche Rolle hingegen ist seit den frühesten Kulturepochen bis heute weitestgehend stabil: Der Arzt/die Ärztin nimmt eine hervorragende Stellung ein, da er/sie durch besondere Fähigkeiten o­der spezielle Ausbildung eine in hohem Maße geeignete Person zur Beratung und Heilung bei Krank­heit und Gesundheit ist und somit privilegiert, in die Intimität eines jeden Individuums ein­drin­gen zu dürfen. Doch diese von den Patient(inn)en an ihn/sie herangetragenen hohen Er­war­tun­gen in seiner Rolle bedeuten auch, dass er/sie eine schwere Last auf den Schultern zu tragen hat, denn ein ihm/ihr unterlaufender Fehler in seinem/ihrem ärztlichen Handeln kann ein rasches Schwin­den der Autorität und des Status bedeuten [Saynisch 1997].

In der Praxis wird von einem/r Arzt/Ärztin aktives Handeln bezüglich der Krankheit erwartet, aber ein zu frühes Handeln ohne auf den/die Patienten/in einzugehen birgt die Gefahr, etwas zu über­se­hen, denn jedes Individuum muss in seiner Gesamtheit gesehen werden.

Gerade in der heutigen „Apparatemedizin“ steht der/die Arzt/Ärztin nicht nur der Krankheit ge­gen­ü­ber, sondern dem/der Patienten/in als Mensch mit all seinen/ihren individuellen Besonderheiten, die von der Krank­heit nicht zu trennen sind. So wird in vielen Foren und Fachzeitschriften ge­for­dert, dass der/die Arzt/Ärztin neben der rein medizinischen Tätigkeit auch psychologisch geschult wer­den sol­lte, um den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit wahrnehmen zu können und die Be­zie­hung zu den Patient(inn)en mit menschlicher Nähe auszufüllen.

7 Quellenverzeichnis

8 Literaturverzeichnis

1. Ebert, M.: Talcott Parsons - Seine theoretischen Instrumente in der Medizinsoziologischen Analyse der Arzt-Patienten-Beziehung.; Shaker; Aachen; (2003)
2. Engelhardt v., D.: Das Bild des Arztes aus medizinhistorischer Sicht. In: Huth, K. (Hrsg.): Arzt-Patient: Zur Geschichte und Bedeutung einer Beziehung.; Attempto; Tübingen; (2001) 31-48
3. Koschnick, W.-J.: Standardwörterbuch für die Sozialwissenschaften.; K-G-Saur Verlag KG; München, New York, London, Paris; (1984)
4. Mamlock, G.: Arzt und Patient.; Kullmann & Marcus-Willenberg GmbH; Berlin; (1925)
5. Rausch, S.: Forschungsstand. Eine Untersuchung zur Arzt-Rolle unter besonderer Be­rück­sichtigung des Arzt/Patienten-Verhältnisses und der professionellen Situation der Ärzteschaft in Ost- und Westdeutschland: Ähnlichkeit trotz vormaligen Systemunterschieds?; Verlag für Wissenschaft und Forschung; Berlin; (1999) 39-50
6. Saynisch, D.: Arzt und Patient: Die bedrohte Beziehung: Ein ärztlicher Befund.; agenda; Münster; (1997)

[...]


1 Engelhardt v., D.: Das Bild des Arztes in medizinhistorischer Sicht. In: Arzt – Patient: Zur Geschichte und Bedeutung einer Beziehung.; Huth, K. (Hrsg.); Tübingen; Attempto; (2001); S. 31

2 ebd. S. 31

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Arztrolle-Krankenrolle: Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Soziologie
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
12
Katalognummer
V110264
ISBN (eBook)
9783640084395
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arztrolle-Krankenrolle, Verhältnis, Arzt, Patient, Soziologie
Arbeit zitieren
Dipl.-Pflegewirtin (FH) Anike Bäslack (Autor:in), 2004, Arztrolle-Krankenrolle: Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110264

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