Das Problem der Erkenntnis ist für alles "Philosophieren", und das heißt mit Heidegger für alles ersthafte Bedenken des Daseins, das natürlich gerade auch in der Kunst zum Ausdruck kommt, in einer charakteristischen selbstbezüglichen und daher paradoxen Weise grundlegend, wobei die tiefste Paradoxie darin deutlich wird, daß das Problem der Selbsterkenntnis in der Existenz des Denkenden schon gelöst sein muß, wenn das Nachdenken darüber überhaupt möglich sein soll (vgl. LF, 19). Der Begriff des Erkennens ("das Begreifen des Begreifens") zeigt sich dunkel und dem Nachforschen spürbarer als andere Begriffe mit der Gesamtheit aller anderen grundlegenden Begriffe verbunden, sodaß sich seine Klärung weder isoliert, noch als einfache Kombination anderer Begriffsinhalte leisten läßt, ja das Begriffliche selbst in seiner diskursiven "Umwegigkeit" und analytischen Auflösung von Ganzheiten am Ende fragwürdig wird. Wer den gedanklichen "Hebel" an einer noch so kleinen Stelle des geistigen Fundaments seiner selbst ansetzte, müßte das gesamte Fundament des Denkens "heben", sollte das Ergebnis nicht von vornherein Bruchstück sein; aber woher den Hebel nehmen und ansetzen, wenn nicht wieder vom Denken selbst im Denken - und was wäre dieser Hebel anderes als eben das zu vermeidende Bruchstück des Ganzen? Schon hier im Ansatz der Problemlösung zeigt sich das in der Kapitelüberschrift angegebene Problem in seiner gedanklichen Unlösbarkeit und verweist so über seine Grenze hinaus auf eine Quelle des Verstandes jenseits seiner, auf die der stößt, der die Grenzen des Verstandes erreicht:
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG: SELBST-ERKENNEN-BEGREIFEN-WOLLEN
- ZIELSETZUNG DER UNTERSUCHUNG
- KOMMENTIERUNG UND INTERPRETATION ZWEIER TEXTE VON FICHTE UND NOVALIS AUS DER ZEIT UM 1800
- FICHTE UND NOVALIS: GEMEINSAME SUCHE NACH EINEM URSPRUNG DER VERNUNFT IM LEBEN EINES ABSOLUTEN WESENS
- DER ERKENNTNISBEGRIFF IN DEN FICHTE-STUDIEN DES NOVALIS
- DER BEGRIFF DES ERKENNENS IN DER "GRUNDLAGE DER GESAMMTEN WISSENSCHAFTSLEHRE" (1794)
- DER ALLGEMEINE CHARAKTER DER PHILOSOPHIE FICHTES
- DER GEDANKENGANG DER GRUNDLEGUNG
- DER ERKENNTNISBEGRIFF DER GRUNDLEGUNG
- DIE FICHTE-STUDIEN DES NOVALIS ALS VERTIEFUNG DER PHILOSOPHIE FICHTES ZU EINER THEORIE UNIVERSALER POESIE
- DIE AUFWERTUNG DES NICHT-ICHS
- DIE NEUINTERPRETATION DES ABSOLUTEN IN DEN FRAGMENTEN DER SECHSTEN HANDSCHRIFTENGRUPPE
- VERZEICHNIS DER BENUTZTEN LITERATUR/ABKÜRZUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Erkenntnisbegriff in Fichtes "Wissenschaftslehre" von 1794 und in den Fichte-Studien des Novalis. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Herangehensweise beider Denker an das Problem der Erkenntnis aufzuzeigen und die Bedeutung des Erkenntnisbegriffs für ihre jeweiligen philosophischen Systeme zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die transzendentale Dialektik als Methode, die sowohl Fichte als auch Novalis anwenden, um die Einheit von Sein und Bewußtsein zu erklären. Dabei werden die unterschiedlichen Auffassungen von Fichte und Novalis hinsichtlich der Einheit von Sein und Bewußtsein und der Rolle des Nicht-Ichs im Erkenntnisprozess untersucht.
- Der Erkenntnisbegriff in der Philosophie Fichtes und Novalis
- Die transzendentale Dialektik als Methode der Erkenntnis
- Die Einheit von Sein und Bewußtsein
- Die Rolle des Nicht-Ichs im Erkenntnisprozess
- Die Bedeutung des Erkenntnisbegriffs für die philosophischen Systeme von Fichte und Novalis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und erläutert die grundlegende Problematik des Erkenntnisbegriffs. Sie stellt die Paradoxie der Selbsterkenntnis heraus und zeigt die enge Verknüpfung des Erkenntnisbegriffs mit den Begriffen "Sein" und "Bewußtsein".
Das zweite Kapitel beschreibt die Zielsetzung der Untersuchung und stellt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Fichte und Novalis in ihrer Herangehensweise an das Erkenntnisproblem heraus. Es wird die transzendentale Dialektik als gemeinsame Methode beider Denker vorgestellt und die unterschiedlichen Auffassungen von Fichte und Novalis hinsichtlich der Einheit von Sein und Bewußtsein und der Rolle des Nicht-Ichs im Erkenntnisprozess erläutert.
Das dritte Kapitel analysiert die "Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre" von Fichte und die Fichte-Studien des Novalis. Es werden die wichtigsten Argumente beider Denker zum Erkenntnisbegriff dargestellt und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer jeweiligen Interpretation des Fichteschen Systems herausgearbeitet.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Bedeutung des Erkenntnisbegriffs für die philosophischen Systeme von Fichte und Novalis. Es wird gezeigt, wie der Erkenntnisbegriff in Fichtes "Wissenschaftslehre" die Grundlage für seine gesamte Philosophie bildet und wie Novalis den Fichteschen Erkenntnisbegriff in seinen Fichte-Studien weiterentwickelt und auf die Theorie der universellen Poesie anwendet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Erkenntnisbegriff, die transzendentale Dialektik, die Einheit von Sein und Bewußtsein, das Nicht-Ich, die Philosophie Fichtes, die Fichte-Studien des Novalis, die Theorie der universellen Poesie, die Philosophie der Frühromantik.
- Quote paper
- Martin Gabel (Author), 1993, Überlegungen zum Erkenntnisbegriff in Fichtes Wissenschaftslehre von 1794 und in den Fichte-Studien des Novalis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110728