Korruptionsprävention im Unternehmen - Analyse und Instrumente


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2006

29 Pages, Note: sehr gut -


Extrait


Inhaltverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Korruption?
2.1 Korruption im Allgemeinen
2.2 Korruptionsformen in der Privatwirtschaft
2.3 Wie entsteht Korruption?
2.3.1 Korruption auf der Agenten
2.3.2 Korruption auf der Prinzipals
2.4 Warum sollte Korruption bekämpft werden?

3 Woran kann bei der Korruptionsbekämpfung angesetzt werden?
3.1 Präferenzen.
3.2 Anreize
3.2.1 Korruptionsprävention auf institutioneller Ebene
3.2.2 Korruptionsprävention auf Unternehmensebene

4 Instrumente der Korruptionsprävention auf Unternehmensebene
4.1 Verhaltenskodizes
4.2 Der Kodex der KfW Bankengruppe
4.3 Governancestrukturen
4.3.1 Wettbewerb zwischen Agenten
4.3.2 Rechnungslegung und Kontrolle
4.3.3 Transparenz
4.3.4 Funktionstrennung
4.3.5 Vier-Augen-Prinzip
4.3.6 Klientenbestrafung
4.3.7 Rotation
4.3.8 Karrieresprungbrett

5 Zusammenfassung und kritische Würdigung

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Korruption ist ein Problem! Korruption wird auch zunehmend als Problem erkannt. Manager erkennen die damit verbundenen Kosten. Zahlreiche Forschungsprojekte und wissen- schaftliche Beiträge wurden in den letzen Jahren zum Thema publiziert. Gesetze und Konven- tionen widmen sich der Bekämpfung der Korruption. Verwiesen sei z.B. auf die Neufassung des Einkommensteuergesetzes (EStG) von 1999, die die Steuerabzugfähigkeit von Beste- chungsgeldern für ausländische Amtsträger aufhebt, auf das EU-Bestechungsgesetz, das deut- sche Antikorruptionsgesetz (IntBestG) oder auch die OECD-Konvention zur Bekämpfung der Korruption im internationalen Geschäftsverkehr.1 Aber dies ist nur ein Teil dessen, was nötig

ist, um Korruption wirksam eindämmen zu können. Sie nur zu verbieten ist zu wenig.2 Denn Korruption war in den meisten Ausprägungen schon immer verboten und wurde trotzdem prak- tiziert. Dies hat u.a. mit der Natur der Korruption zu tun, die hauptsächlich im Geheimen statt- findet und daher auch dem direkten Zugriff von Außen weitgehend entzogen ist.3 Solange es trotz Verbot für die Beteiligten vorteilhaft ist zu korrumpieren, werden diese Tätigkeiten wei- tergeführt.

Zusätzlich zu einem Verbot müssen also Maßnahmen zur Bekämpfung von Korruption getroffen werden. Diese können an verschiedenen Stellen ansetzen. Z.B. kann der Staat auf gesamtgesellschaftlicher Ebene versuchen verschiedene Initiativen zu starten, wie Aufklä- rungskampagnen, Sensibilisierungsmaßnahmen oder eine Verwaltungsreform. Es kann aber auch auf darunter liegenden Ebenen angesetzt werden, d.h. bei betroffenen Organisationen, wie Unternehmen und deren Mitarbeitern. Ansätze die diese untere Ebene betreffen, sollen im Fo- kus dieser Arbeit stehen. Ich möchte mich v.a. mit den Möglichkeiten der Korruptionspräven-tion im Unternehmen beschäftigen.4

Zunächst werde ich im folgenden Abschnitt die Frage klären, was unter Korruption ver- standen wird und in welchen Formen sie häufig auftritt. Dann erörtere ich, wie Korruption ent- steht und warum sie aus ökonomischer und moralischer Sicht als schädlich angesehen werden sollte. Analytisch stütze ich mich auf ein erweitertes Prinzipal-Agenten-Modell. Nachdem ich die Schädlichkeit der Korruption aufgezeigt habe, werde ich mich der Theorie ihrer Bekämp- fung widmen. Dies macht den Hauptteil der Arbeit aus und soll sich hauptsächlich auf die Be- kämpfung auf Unternehmensebene beziehen.

vorgestellten Maßnahmen sind sowohl geeignet bestehende Korruption zu bekämpfen, als auch präventiv zu verhindern.

Denn in diesem Bereich scheint bisher noch ein theoretisches Defizit zu bestehen. Wo kann die Bekämpfung ansetzen und welche Instrumente könnten Erfolg versprechend sein? Hier werde ich als eines der Instrumente Verhaltenskodizes vorstellen und aufzeigen wo diese zu kurz greifen. Dann werde ich auf weitere Möglichkeiten in Form von Governancestrukturen hinweisen und diese kurz erläutern. Zum Schluss möchte ich dann die Argumentation noch einmal zusammenfassen und einen kurzen Überblick über eine wirksame Mischung von Kor- ruptionsbekämpfungsmaßnahmen auf Unternehmensebene geben.

2 Was ist Korruption?

Unter Korruption wird meist der Missbrauch eines Amtes in Wirtschaft, Politik oder Verwaltung zum persönlichen Vorteil verstanden.5 Diese Begriffsdefinition kann als eine erste Annäherung verstanden werden. Es gibt viele verschiedene Definitionen und Betrachtungswei- sen der Korruption. Jede Disziplin, die sich des Problems annimmt, definiert auch den Begriff anders. Je nachdem wie es die jeweilige Methode nahe legt.6 In diesem Abschnitt werde ich daher zunächst phänomenologisch zu ergründen versuchen, welche Sachverhalte im Allgemei- nen unter Korruption verstanden werden und welche nicht. Dabei möchte ich auch speziell auf Korruptionsformen, die in der Wirtschaft häufig vorkommen, eingehen und anschließend den hier verwendeten Begriff von Korruption im Rahmen des Prinzipal-Agenten-Modells präzisie- ren.

2.1 Korruption im Allgemeinen

Die ältesten Quellen zur Korruption reichen über 2300 Jahre zurück bis in das alte In- dien.7 Es können folgende Arten der Korruption unterschieden werden: Bestechung, Verun- treuung und Nepotismus.8

Bestechung ist ein Tausch zwischen zwei Akteuren: der Bestechende (Klient) bietet dem Bestochenen (Agent) eine Geldsumme oder sonstige Vorteile an und erhält dafür eine Gegenleis- tung, die er ohne die Bestechung nicht oder u.U. nicht in der gewünschten Qualität oder Zeit

erhalten hätte. Zusätzlich verstößt dieser Tausch aber gegen anderweitige Vertragsbeziehungen des Agenten.9

Ein Beispiel hierfür ist der Fall zweier Siemens-Manager, die zwischen 1999 und 2002 zwei Geschäftsführer der italienischen Energiekonzerne Enel Produzione und Enelpower mit Bestechungsgeldern in Höhe von insgesamt 5,637 Millionen € dazu bewegen wollten, Aufträge für zwei Großprojekte im Gesamtwert von rund 450 Millionen € an ein Konsortium von Sie-

mens und Ansaldo zu vergeben.10

Veruntreuung liegt dann vor, wenn Mittel, die einem Agenten von einem Prinzipal an- vertraut wurden, um sie in nicht näher spezifizierte Projekte zu investieren, zur persönlichen Bereicherung verwendet werden. Der Agent ist in diesem Fall auch gleichzeitig Klient. Diese Form der Korruption findet sich vorwiegend im Bereich der staatlichen Verwaltung, aber auch in der privaten Wirtschaft. Ein aktuelles Beispiel stellt der Skandal um das Geldtransportunter-

nehmen Heros und seine Tochterunternehmung Nordcash dar.11 Hier wurden über mehrere

Jahre hinweg Gelder, die Heros von Kunden wie REWE, McDonalds u.a. einsammelte nicht wie vereinbart sofort überbracht, sondern für wenige Tage in andere Verwendungen gelenkt, um dort für die Beteiligten zu wirtschaften. Diese machten dabei Millionengewinne. Die verun- treute Summe soll sich auf 300 Millionen € belaufen.

Nepotismus liegt dann vor, wenn z.B. Ämter von einem Agenten nicht nach klar er- sichtlichen Kriterien, sondern nach persönlichem Gutdünken vergeben werden. Dabei werden

u.a. Familienmitglieder oder enge Freunde bevorzugt. Auch wenn man hierüber streiten kann, ist z.B. die Besetzung des Aufsichtsratpostens des Konsortiums, das den Bau der Ostseepipeline zwischen St. Petersburg und Greifswald bauen soll, mit Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht ganz vom Vorwurf der Vetternwirtschaft freizusprechen. Der russische Präsident Putin gilt als enger Freund Schröders und hat erheblichen Einfluss auf die Besetzung dieses Postens,da das Mutterunternehmen die halbstaatliche russische Gazprom ist.12

2.2 Korruptionsformen in der Privatwirtschaft

Eine Unterscheidung der Korruption in z.B. Korruption in der Privatwirtschaft und Korruption in der öffentlichen Verwaltung lässt sich nur schwer treffen, da an vielen Delikten Akteure beider Bereiche beteiligt sind. Sinnvoller erscheint eine Strukturierung in ein Drei- Ebenen-Schema, das Korruptionsarten danach unterscheidet, welche Gruppierungen (nach ih- rer Aggregationsstufe) davon betroffen sind.13

Die gesellschaftliche oder auch institutionelle Ebene bezeichnet die höchste Aggregati- onsstufe. D.h. also die Ebene der Gesamtgesellschaft. Auf dieser Ebene wird das institutionelle Rahmenwerk festgelegt. Hier werden die Verfassung, allgemeine Gesetze und Regulierungen erlassen, die für sämtliche Bürger des Staates gelten. Da es sich hierbei um die Staatebene han-

delt, kann auf dieser auch nur Korruption stattfinden zwischen staatlichen Stellen und anderen Akteuren, die durch Rent-seeking-Aktivitäten versuchen Vorteile für sich zu erlangen.14 Diese Art der Korruption mit Beteiligung staatlicher Akteure wird auch als „Grand Corruption“ be- zeichnet.15

Korruption unter Wirtschaftsakteuren findet nur auf der institutionellen oder der indivi- duellen Ebene statt. Die individuelle Ebene bezeichnet dabei das einzelne Individuum, die Or- ganisationsebene Vereinigungen von Individuen zu Organisationen, wie z.B. Unternehmen.16 Die Akteure auf diesen Ebenen können durch Korruption zum einen versuchen Akteure der institutionellen Ebene zu beeinflussen, um Rahmenregeln zu erhalten, die ihnen vorteilhaft

erscheinen. Sie könne zum anderen versuchen sich gegenseitig zu ihrem Vorteil zu beeinflus- sen und Rahmenregeln und darunter gemachte Verträge zu umgehen. Erwähnt sei hier aber auch, dass Korruption – egal auf welche Ebene sie Auswirkungen hat – immer nur zwischen realen Personen, d.h. Individuen und nicht Organisationen oder Staaten stattfindet.17 D.h. Kor- ruption kann auf unterschiedliche Ebenen und Organisationsformen Auswirkungen haben, be- stochen werden aber nur Individuen und nicht ganze Organisationen oder gar Staaten.

[...]


1 Vgl. Schilling (2004), 18-29.

2 Genauso wenig reicht es aus, sie zu legalisieren, weil sie angeblich nur hilft Überregulierung zu umge- hen, wie vereinzelt vorgeschlagen wurde. Vgl. Techmeier (2002).

3 Vgl. Shleifer & Vishny (1993), 600.

4 Die Begriffe Korruptionsprävention und -bekämpfung werden in dieser Arbeit synonym verwendet. Die

5 Die übliche Formel im Englischen ist „corruption as the use of public office for private gains“, Bardhan (2006), 341.

6 Vgl. Stierle (2005), 262.

7 Vgl. Klitgaard (1988), 23.

8 Vgl. Für diese Unterscheidung z.B. Payer (2001). Shleifer & Vishny (1993) treffen eine ähnliche Unter- scheidung zwischen „corruption with theft“ (Veruntreuung) und „corruption without theft“ (Bestechung),Shleifer & Vishny (1993), 601. Für manche Fragestellungen ist diese Unterscheidung sinnvoll. Im Rah- men dieser Arbeit wird sie aber keine tragende Rolle spielen.

9 Ohne diese Bedingung würde beispielsweise auch Trinkgeld als eine Form der Bestechung gelten. Vgl. hierzu z.B. Dunfee & Donaldson (2002), 62, oder Rose-Ackerman (1998), 300-303.

10 Vgl. Der Spiegel (2006).

11 Vgl. z.B. Reppesgaard (2006), k06.

12 Vgl. z.B. Funk (2005).

13 Diese Strukturierung sollte trotz großer Ähnlichkeit nicht mit dem aus der Wirtschafts- und Unterneh-mensethik bekannten Drei-Ebenen-Schema (s.u.) verwechselt werden. Dort werden Handlungsebenen beschrieben in Abhängigkeit von der Aggregationsstufe, hier werden keine Handlungsebenen, sondern nur die Aggregationsstufen betrachtet, für die bestimmte Maßnahmen eine Auswirkung haben. Die Ein- teilung orientiert sich grob an Schilling (2004), 66.

14 Zum Zusammenhang von Rent-seeking und Korruption vgl. Harm & Charap (2000) und Harm (2005).

15 Vgl Rose-Ackerman (1999), 27.

16 Diese Ebene wird daher in dieser Arbeit auch Unternehmensebene genannt, wenn sie sich auf die Organi- sationsform des privatwirtschaftlichen Unternehmens beschränkt.

17 Vgl. Graeff (2005), 41.

Fin de l'extrait de 29 pages

Résumé des informations

Titre
Korruptionsprävention im Unternehmen - Analyse und Instrumente
Université
University of Bayreuth  (Institut für Philosophie - Juniorprofessur für Angewandte Ethik)
Cours
Unternehmens- und Wirtschaftsethik - Vorlesungsreihe und Seminar
Note
sehr gut -
Auteur
Année
2006
Pages
29
N° de catalogue
V110846
ISBN (ebook)
9783640089994
ISBN (Livre)
9783640119226
Taille d'un fichier
645 KB
Langue
allemand
Mots clés
Korruptionsprävention, Unternehmen, Analyse, Instrumente, Unternehmens-, Wirtschaftsethik, Vorlesungsreihe, Seminar
Citation du texte
Jörg Viebranz (Auteur), 2006, Korruptionsprävention im Unternehmen - Analyse und Instrumente, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110846

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