Geschichte der Etymologie - Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert


Dossier / Travail, 2007

21 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltverzeichnis

1. Vorwort

2. Einleitung

3. Eigene Überlegungen zu Etymologien

4. Zur Definition von Etymologie

5. Geschichte der Etymologie
5.1 Bei den Griechen
5.2 Von den Römern bis zum Mittelalter
5.3 Renaissance
5.4 Aufklärung
5.5 Die „Entdeckung“ der Sanskrit-Grammatik

6. Schlusswort

7. Quellenverzeichnis
7.1 Wörterbücher
7.2 Sekundärliteratur
7.3 Internetseiten

1. Vorwort

Ich habe mir oft die Fragen gestellt, warum manche Wörter in bestimmten verschiedenen Sprachen so ähnlich sind. Wieso sind z.B. Wörter, wie die, die man sehr früh beim Fremdspracherwerb lernt – Zahlen, Personal Pronomen, Familienmitglieder u.s.w., in einer Vielfalt von Sprachen gewissermaßen gleich?. Z.B. die deutsche Zahlwörter zwei/drei heißen auf English two/three, auf Spanisch dos/tres, auf Bulgarisch две/три, auf Lateinisch duo/trēs, auf Russisch две/три. Und wenn man sich die Mühe macht, auch Altgriechisch zu lernen, stellt man fest, dass es duo/treîs heißt.

Bei den Personalpronomen ist das gleiche zu beobachten – du heißt auf Englisch you, auf Spanisch , auf Bulgarisch ти, auf Lateinisch , auf Russisch , auf Altgriechisch . Dies lässt die Vermutung zu, dass die oben genannten Wörter eine gemeinsame Quelle aufweisen, oder dass eine der aufgelisteten Sprachen selbst diese Quelle ist.

Aber nicht nur die zwischensprachlichen Laut- und Bedeutungskonvergenzen von bestimmten Wörtern haben mein Interesse für die Sprachwissenschaft und besonders für die Etymologie geweckt, sondern auch die innersprachlichen (eine einzelne Sprache betreffend). Ähnlich haben die Griechen versucht, vor mehr als 2500 Jahren den wahren/ursprünglichen Sinn des Wortes [1] zu finden. Noch früher als die Griechen haben die Inder ihre immer stärker von der Alltagsprache abweichenden religiösen Texte untersucht und beschrieben. So wollten sie die heiligen Texte für die folgenden Generationen verständlich bewahren.

2. Einleitung

In der folgenden Arbeit wird die Geschichte der Etymologie thematisiert. Als erstes werden einige Etymologien verfolgt. Um dem Leser einen Überblick zu geben, was verschiedene Sprachwissenschaftler über Etymologie sagen, werden anschließend Etymologie -Definitionen dargestellt. Allerdings haben viele Religionen schon vor der Entstehung der Wissenschaft einen „Vorschlag“ gegeben und den Ursprung der Menschen und in dieser Art auch die Entstehung der Wörter beschrieben. Im Rahmen meiner Arbeit werde ich diese „vorwissenschaftlichen“ Quellen vernachlässigen. Im Anschluss präsentiere ich die Geschichte der Wissenschaft Etymologie aus europäischer Perspektive. Dabei werde ich mich nur auf die Zeitspanne von Griechenland bis zur „Entdeckung“ der Sanskrit-Grammatik beschränken, um so den Rahmen meiner Arbeit nicht zu sprengen.

D.h. die moderne etymologische Forschung[2], wie wir sie heute kennen, wird nicht diskutiert, sondern nur deren Vorentwicklung. Ich möchte außerdem anmerken, dass ich dem Sprachvergleich „sprungweise“ Beachtung schenken werde, weil ich der Überzeugung bin, dass viele linguistische Disziplinen sich erst in den letzten zwei Jahrhunderten als eigenständigen Wissenschaften etabliert haben. Eine klare Grenze zwischen den linguistischen Teilgebieten in der Vergangenheit ist daher nur schwer zu ziehen. Außerdem kann man nicht etymologisieren, ohne die Dialekte und die Standardsprachen seines Forschungsraumes, und die Beziehungen zwischen ihnen in Betracht zu ziehen. Sprachliche Varietäten unterliegen einem permanenten Wandel, und der politische Faktor spielt dabei sehr oft eine wichtige Rolle bei der Feststellung Sprache oder Dialekt.

3. Eigene Überlegungen zu Etymologien

Das bulgarische Wortpaar разхождам се – разходка (spazieren gehen – Spaziergang) oder die deutschen Vokabel brechen – Bruch – Brocken sind intralinguale Beispiele, die deren phonetische, sowie semantische Ähnlichkeit gut sichtbar machen. Diese Lemmata sind in Wörterbücher zu finden, wie auch ihre Geschichte bis zu einer gewissen Zeit zurück in die Vergangenheit. Der Zusammenhang kann aber auch durch das Sprachbewusstsein gesichert [3] werden. Diese Zusammenhänge sind nicht nur Teil meines Interesses, sondern sie sind auch von vielen linguistischen Laien beobachtet und thematisiert worden. Ebenfalls Komposita (z.B. Achillesferse) und Sprichwörter (Es geht zu wie in Sodom und Gomorrha/ Wissen, wie der Hase läuft) haben eine Geschichte, die nicht immer ohne Aufwand herzuleiten ist. Bei Achillesferse wissen die meisten von uns (die im 21. Jahrhundert leben), dass dieses Kompositum aus der griechischen Mythologie kommt – Achilles ist Urenkel des Zeus, Sohn des Myrmidonenkönigs Peleus und der Nereide Thetis, die Achilles unverwundbar macht, indem sie ihn in den Fluss Styx taucht - mit Ausnahme der Ferse, an der sie ihn festhält. Achilles wird später an seiner Ferse tödlich verletzt, daher kommt auch die Bedeutung von Achillesferse - verwundbare, empfindliche, schwache Stelle eines Menschen. [4] Bei der Geschichte des Satzes Es geht zu wie in Sodom und Gomorrha handelt sich um zwei Städte - biblische Sündenpfuhle, die wegen ihrer Lasterhaftigkeit zerstört wurden. Sie werden an mehreren Stellen in der Bibel als warnendes Beispiel für das herangezogen, was passiert, wenn Menschen sich unmoralisch verhalten.[5] Meiner Hypothese zufolge hat diese Redewendung den deutschen Sprachraum mit dem Beginn des Christentums betreten. Nicht so einfach herzuleiten sind viele andere Wörter und Redewendungen, deren Geschichte und Ursprung aufgrund der zerstörten oder gar fehlenden Antike-Schriften nicht belegt werden können.

4. Zur Definition von Etymologie

Etymologie gehört zu den diachronen Sprachwissenschaften, d.h. die Untersuchungsobjekte bzw. Wörter werden in ihrer Entwicklung untersucht. Ich benutze den Begriff Untersuchungsobjekt deshalb, weil die Etymologie sich nicht ausschließlich auf die Geschichte der Wörter begrenzt. Ihre Aufgabe besteht darin, das formale Sprachmaterial zu determinieren, das derjenige verwendete, der ein Wort als erster geschaffen hat, und zugleich die Vorstellung, die er mit diesem Wort ausdrücken wollte.[6] Außer der Geschichte des betreffenden Wortes muss sie den Fakten der Lautgeschichte und der Geschichte der Wortbildung […] sowie der Bedeutungsgeschichte Rechnung tragen, sie muß die Zusammenhänge mit der bezeichneten Sache […] und das Verhältnis des Wortes zu stammverwandten Bildungen klarlegen.[7] Diese Definitionen zeigen die Beziehungen der Etymologie zu anderen sprachwissenschaftlichen Disziplinen: Phonologie und Lautgeschichte, Morphologie, Semantik und Syntax, wobei die von Pisani vorgeschlagene Begriffbestimmung sehr an vorwissenschaftlichen Diskussionen der griechischen Antike erinnert, auf die ich im späteren Verlauf dieser Arbeit einen detaillierten Blick werfe. Abaev, seinerseits gibt eine ausführlichere und klarere Definition der Aufgabefelder der Etymologie.

1. Erbwörter einer bestimmten Sprache mit den Wörtern der verwandten Sprachen und Dialekte zu vergleichen und deren formale und inhaltliche Geschichte bis in die Grundsprache zurückzuverfolgen;
2. Wörter, die sich als abgeleitet innerhalb einer bestimmten Sprache (innersprachliche Derivate) erweisen, hinsichtlich ihrer Bestandteile, der Wurzel, des Stammes und der Formantien im Rahmen dieser Sprache zu identifizieren;
3. bei Lehnwörtern deren Quelle zeigen.[8]

Von einer wenig anderen Sicht stellt Jost Trier die Etymologie dar. Er fügt eine zweite Bedeutung der Etymologie hinzu und weist auf die interdisziplinären Eigenschaften dieser Wissenschaft hin. Für Trier heißt Etymologie: das Bemühen, die Verwandtschaft zwischen den Wörtern zu klären und auf Grund der erkannten Verwandtschaft die Geschichte der Wörter möglichst weit zurückzuverfolgen. Dabei verstehn wir unter Wort die Ganzheit von Wortleib und Wortinhalt. Etymologie ist demnach Wortgeschichte mit Bevorzugung jener Strecken, welche nicht (meine Hervorhebung) im Licht historischer, literarischer, lebendiger Bezeugung liegen. Man verwendet aber das Wort Etymologie noch in einem zweiten Sinne. Auch das Ergebnis jener Bemühung wird Etymologie genannt. So sagt man: Die Etymologie von Baum ist nicht ganz geklärt, die von Wunder noch immer dunkel, aber von frz. père sei lat. pater (patrem).[9]

[...]


[1] Definition von Etymologie laut Duden Deutsches Universalwörterbuch (CD-ROM); Als zweite Bedeutung von Etymologie gibt Duden Herkunft und Geschichte eines Wortes und seiner Bedeutung an.

[2] Einige Grundprinzipien der modernen Etymologie sind die Betrachtung von Laut- und Bedeutungswandel in synchroner und diachroner Sicht und deren Ausnahmen. Wobei die Wortfeldtheorie von Jost Trier eine beachtliche Ergänzung ist (Die Bedeutung eines Wortes kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern die vielfältigen Verbindungen zu Bedeutungen von anderen Wörtern müssen ebenfalls beachtet werden). Für einen vollständigeren Überblick vgl. auch Abaev, Vasily I. (1956:177-199), „Die Prinzipien etymologischer Forschung“. In Schmitt, Rüdiger (Hrsg.), Etymologie.

[3] Trier, Jost (1981:9), Wege der Etymologie, hrsg. von Hans Schwarz.

[4] Duden Deutsches Universalwörterbuch (CD-ROM).

[5] Für mehr Information und Redewendungen siehe Röhrch, Lutz (1992), Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redenarten.

[6] Pisani, Vittore (1975:79), Die Etymologie.

[7] Schmitt, Rüdiger (1977:4), Etymologie.

[8] Abaev, Wassily I. (1956:179).

[9] Trier, Jost (1981:11).

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Geschichte der Etymologie - Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert
Université
University of Siegen
Cours
Semantik und Lexikon
Note
2,0
Auteur
Année
2007
Pages
21
N° de catalogue
V110899
ISBN (ebook)
9783640090372
Taille d'un fichier
590 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geschichte, Etymologie, Antike, Jahrhundert, Semantik, Lexikon
Citation du texte
Luben Alargov (Auteur), 2007, Geschichte der Etymologie - Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110899

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