Für die Stadt Köln fehlt eine wissenschaftliche Darstellung der Turngeschichte. Neben den Festschriften der einzelnen Vereine existieren nur wenige Publikationen, die häufig von Funktionären verfasst wurden. Die Bedeutung des Turnens und der Turnvereine im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird herausgestellt, aber die nationalsozialistische Zeit weitgehend ausgeblendet. Allenfalls werden sportliche Erfolge dokumentiert. Erwähnenswert sind die Arbeiten von Gabi Langen zum Frauensport und zur kommunalen Verwaltung der Stadt Köln. Die aktuelle Studie „Siegen für den Führer“ widmet sich erstmals der Kölner Sportgeschichte der NS-Zeit. Ein Beitrag zum Turnen ist nicht enthalten. Parallel zur Veröffentlichung war eine sporthistorische Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln zu sehen, die sich auch mit Fragen der Veränderungen für die Turnvereine nach 1933 beschäftigte.
Die Relevanz des Themas der Kölner Turnvereine in der NS-Volksgemeinschaft ergibt sich daraus, dass wir mehr über den Alltag der Diktatur erfahren. Turnen war ein wichtiger Teil der Freizeitgestaltung. Erwartet werden Erkenntnisse über das Vereinsleben, über die Festkultur und das alltägliche Zusammenleben im NS-Staat.
Der Alltag der Vereine soll unter dem Gesichtspunkt des Konzepts "Volksgemeinschaft" untersucht werden. Das Ziel der Analyse besteht darin, eine Forschungslücke zu schließen. Wissenschaftliche Arbeiten zu Kölner Turnvereinen der NS-Zeit sind kaum vorhanden. Auch wird der Frage nachgegangen, wie sehr der nationalsozialistische Staat mit der Kontrolle der Vereine innerhalb einer Stadt erfolgreich war.
Folgende Leitfragen stehen im Mittelpunkt der Untersuchung: Welche organisatorischen Veränderungen prägten die Turnvereine nach 1933? Welchen Anteil hatten die Kölner Turnvereine an der nationalsozialistischen Machteroberung und -konsolidierung? Und welche "sozialisierenden" Funktionen hatten die Turnvereine im Alltag der NS-Volksgemeinschaft?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Welche organisatorischen Veränderungen prägten die Turnvereine nach 1933?
- Angebot der Turnvereine
- Zugehörigkeit zu Verbänden und Organisationen
- Anzahl der Vereine und Mitgliederzahlen
- Welchen Anteil hatten die Kölner Turnvereine an der nationalsozialistischen Machteroberung und -konsolidierung?
- Reaktionen auf die Maßnahmen der Gleichschaltung
- Exklusion aus der Volksgemeinschaft: die jüdischen Mitglieder
- Jugendarbeit
- Arbeitersport und konfessionelle Verbände
- Welche sozialisierenden Funktionen hatten die Turnvereine im Alltag der NS-Volksgemeinschaft?
- Traditionen und Brüche
- Neue Festkultur?
- Beteiligung an Veranstaltungen des Staates
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Dietarbeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle der bürgerlichen Turnvereine in Köln während der Zeit des Nationalsozialismus, genauer gesagt in den Jahren 1933 bis 1938. Der Fokus liegt auf der Frage, wie diese Vereine sich an die veränderten politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse anpassten, welche organisatorischen Veränderungen sie durchliefen und welchen Einfluss die Ideologie der "Volksgemeinschaft" auf ihr Vereinsleben hatte.
- Organisatorische Veränderungen der Turnvereine nach 1933
- Beteiligung der Kölner Turnvereine an der nationalsozialistischen Machteroberung und -konsolidierung
- Sozialisierende Funktionen der Turnvereine im Alltag der NS-Volksgemeinschaft
- Die Rolle des Konzepts "Volksgemeinschaft" im Kontext der Turnvereine
- Die Quellenlage und die Herausforderungen der Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Situation des Turnverbandes Köln und stellt die Relevanz des Themas für die Erforschung des Alltags der NS-Diktatur heraus. Kapitel 2 widmet sich den organisatorischen Veränderungen der Turnvereine nach 1933, betrachtet die Anpassung des Angebots, die Zugehörigkeit zu Verbänden und Organisationen sowie die Entwicklung der Mitgliederzahlen. In Kapitel 3 wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Kölner Turnvereine an der nationalsozialistischen Machteroberung und -konsolidierung beteiligt waren, wobei die Reaktionen auf die Gleichschaltungsmaßnahmen, die Exklusion jüdischer Mitglieder und die Jugendarbeit im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenfeldern des Turnens und der Turnvereine im Nationalsozialismus, insbesondere im Kontext der Stadt Köln. Sie analysiert die Anpassungsmechanismen der Vereine an die NS-Diktatur, die Auswirkungen der "Volksgemeinschaft" auf das Vereinsleben und die Veränderungen in der Vereinsstruktur und -organisation. Die Arbeit berücksichtigt auch die schwierige Quellenlage und die Herausforderungen der Forschung in diesem Bereich.
- Citation du texte
- Maik Bubenzer (Auteur), 2016, Kölner Turnvereine und die nationalsozialistische Volksgemeinschaft (1933 bis 1938), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1119012