Vegetarische und vegane Ernährung. Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit?


Bachelor Thesis, 2020

69 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungen

Zusammenfassung

Abstract

1 Einleitung
1.1 Einführung in die vegetarische und vegane Ernährungsweise
1.2 Fragestellung der Arbeit
1.3 Dimensionen sportlicher Leistungsfähigkeit

2 Methodisches Vorgehen
2.1 Ein- & Ausschlusskriterien für Literatur
2.2 Workflow der Literaturrecherche

3 Ergebnisse
3.1 Allgemeine Empfehlungen zur vegetarischen & veganen Ernährung im Sport
3.2 Reviews über den Einfluss einer vegetarischen oder veganen Ernährung auf die sportliche Leistungsfähigkeit
3.3 Einfluss auf Kraft
3.4 Einfluss auf anaerobe & aerobe Ausdauer
3.5 Einfluss auf Schnelligkeit

4 Diskussion
4.1 Allgemeine Empfehlungen zu einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise bei Sportlern
4.2 Effekte einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise auf die Leistungsfähigkeit
4.3 Fazit

5 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vereinfachtes Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit

Abbildung 2: Workflow der Literaturrecherche

Abbildung 3: 1-RM [N] des Oberkörpers zu Beginn (Woche 2) und am Ende (Woche 14) eines 12-wöchigen Krafttrainings. Vergleich der LOV- (TVP-) und BC- (Fleisch-) Gruppe. Mittelwerte und Standardabweichungen. Haub et al. (2005).

Abbildung 4: 1-RM [Nm] der unteren Extremitäten zu Beginn (Woche 2) und am Ende (Woche 14) eines 12-wöchigen Krafttrainings. Vergleich der LOV- (TVP-) und BC- (Fleisch-) Gruppe. Mittelwerte und Standardabweichungen. Haub et al. (2005).

Abbildung 5: Darstellung der Mittelwerte der erbrachten Gesamtenergie während 50 Wiederholungen einer isokinetischen Kraftmessung des Beinbeugers und des Beinstreckers bei 180°/s. Die jeweils linke Säule stellt den Wert zu Beginn, die rechte Säule den Wert nach 8 Wochen dar. VGCr: Vegetarier, die Kreatin supplementierten; VGPI: Vegetarier, die ein Placebo erhielten; NVCr: Nicht-Vegetarier, die Kreatin supplementierten; NVPI: Nicht-Vegetarier, die ein Placebo erhielten. * bedeutet eine signifikante Änderung der Gesamtenergie vor und nach der Intervention. ** bedeutet eine signifikante Änderung zwischen der Versuchsgruppe und der Supplementierung über die Zeit (P 0,05). Burke et al. (2003).

Abbildung 6: Maximales Drehmoment [ft-lbs] des Beinstreckers bei weiblichen und männlichen Nicht-Vegetariern (NV) im Vergleich zu Veganern und Lacto-Ovo-Vegetariern (VEG). Mittelwerte und Standardabweichungen. Lynch et al. (2016).

Abbildung 7: Maximale auf dem Radergometer erbrachte Leistung Pmax [W/kg] bei Nicht-Vegetariern (NV) und Lacto-Ovo-Vegetariern (LOV) eine Woche vor und in Woche 12 der Carnitin-Supplementation. Mittelwerte und Standardabweichungen. Novakova et al. (2016).

Abbildung 8: Vergleich der Zunahme der Leistung [W] bei den sechs Sprints (S1 – S6) zwischen der Gruppe, die sich lacto-ovo-vegetarisch ernährte (VD, n 9) und der Kontrollgruppe, die sich omnivor ernährte (MD, n 10). Baguet et al. (2011).

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Gegenüberstellung unterschiedlicher Ernährungsweisen

Tabelle 2: Einschlusskriterien der Literaturrecherche

Tabelle 3: Übersicht der Studien zum Einfluss einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise auf die Kraft. n, Anzahl der Studienteilnehmer; VEG, Lacto-Ovo-Vegetarier & Veganer; NV, Nicht-Vegetarier; Suppl., Supplementation; KG, Körpergewicht, FFM, fettfreie Körpermasse; LOV, Lacto-Ovo-Vegetarier; TVP, Fleischersatz aus Soja; BMI, Body Mass Index; 1-RM, one repetition maximum; VEGAN, Veganer

Tabelle 4: 1-RM vor (Woche 3) und nach (Woche 15) einem 12-wöchigen Krafttraining bei 10 Männern, die Fleisch verzehrten (BC) und 11 Männern, die sich lacto-ovo-vegetarisch ernährten und TVP als Proteinquelle nutzten (LOV). Nm, Newtonmeter; N, Newton; *, signifikante Änderung über die Zeit (P < 0,05). Haub et al. (2002)

Tabelle 5: Mittelwerte des 1-RM mit Standardabweichung vor (Woche 2) und nach einem 12-wöchigen Krafttraining (Woche KT12) bei 10 Männern, die Fleisch verzehren (BC) und 11 Männern, die sich lacto-ovo-vegetarisch ernähren und TVP als Proteinquelle nutzen (LOV). Nm, Newtonmeter; N, Newton; x, signifikante Änderung über die Zeit zwischen beiden Ernährungsgruppen (P < 0,05); y, signifikante Änderung über die Zeit (P < 0,01); z, signifikante Änderung über die Zeit (P < 0,05). Wells et al. (2003)

Tabelle 6: Übersicht der Studien zum Einfluss einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise auf die Ausdauer. n, Anzahl der Studienteilnehmer; VEG, Lacto-Ovo-Vegetarier & Veganer; NV, Nicht-Vegetarier; LOV, Lacto-Ovo-Vegetarier; VEGAN, Veganer; Suppl., Supplementation; KG, Körpergewicht, FFM, fettfreie Körpermasse; TVP, Fleischersatz aus Soja; BMI, Body Mass Index; 1-RM, one repetition maximum, Pmax, maximale Leistung

Tabelle 7: Ergebnisse des modifizierten Wingate Tests vor und nach der Supplementation (Suppl.). Mittelwerte Standardabweichungen für sechs bis neun Teilnehmer je Gruppe, bzw. fünf Teilnehmer für den dritten Sprint bei der vegetarischen Gruppe. *** P = 0,07; * P < 0,05; ** P < 0,01 gegenüber vor der Supplementation. Shomrat et al. (2000)

Tabelle 8: Ergebnisse der Messung der auf dem Radergometer erbrachten maximalen Leistung Pmax bezogen auf das Körpergewicht (PmaxKG) und auf die fettfreie Körpermasse (PmaxFFM) bei Nicht-Vegetariern (NV), Lacto-Ovo-Vegetariern (LOV) und Veganern (VEGAN). Mittelwerte und Standardabweichungen. Nebl et al. (2019)

Tabelle 9: Zeit bis zur Erschöpfung [min] bei einem Stufentest auf dem Radergometer nach 0, 3 und 6 Monaten. Mittelwerte und Standardabweichungen. LOV, Lacto-Ovo-Vegetarier; Suppl., β-Alanin- und Kreatin-Supplementation. Blancquaert et al. (2018)

Abkürzungen

1-RM one repetition maximum

ADA American Dietetic Association

ALA Alpha-Linolensäure

BMI Body-Mass-Index

DC Dietitians of Canada

DEGS1 Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland

DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

DHA Docosahexaensäure

EPIC European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition

FAT Female Athlete Triad

FFM fettfreie Körpermasse (engl. fat free mass)

FNB Food and Nutrition Board

FODMAP fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols

IAAF Internationan Association of Athletics Federations

IOC International Olympic Committee

LCHF Low Carb High Fat

LOV Lacto-Ovo-Vegetarier

NV Nicht-Vegetarier

NVS II Nationale Verzehrsstudie II

Pmax maximale Leistung

ROS Reactive Oxygen Species

RSA Repeated Sprint Ability

Suppl. Supplementation

TVP Textured Vegetable Protein

VEG Lacto-Ovo-Vegetarier & Veganer

Zusammenfassung

Die vorliegende Bachelorthesis widmet sich der Frage, inwiefern die sportliche Leistungsfähigkeit durch eine vegetarische und vegane Ernährungsweise beeinflusst wird. Ziel ist es, die vorhandene Literatur zu dieser Thematik zu untersuchen und die Ergebnisse gebündelt darzustellen.

Dazu wurden zunächst die unterschiedlichen Ernährungsweisen und Einflussgrößen auf die sportliche Leistungsfähigkeit betrachtet und anschließend die Literaturdatenbank PubMed durchsucht. Diese Suche ergab 422 Treffer, wovon letztlich sieben Reviews oder Positionspapiere zu allgemeinen Richtlinien der Sporternährung, fünf Reviews, die den Einfluss einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise auf die sportliche Leistungsfähigkeit betrachten, sowie zehn Primärstudien zur Fragestellung eingeschlossen wurden. Von den Primärstudien beschäftigten sich vier Studien mit der Ausdauerleistungsfähigkeit, fünf Veröffentlichungen mit dem Einfluss der Ernährungsweise auf die Kraft und eine Studie untersuchte denselben auf die Schnelligkeit.

Aus den Ergebnissen der Studien und Reviews kann keine Evidenz dafür abgeleitet werden, dass eine ovo-lacto-vegetarische Ernährungsweise, sofern eine adäquate Nährstoffversorgung gewährleistet ist, die sportliche Leistungsfähigkeit fördert oder mindert. Gründe hierfür sind die kurze Interventionsdauer der meisten Studien, die fehlende Kontrolle des Einhaltens einer bestimmten Ernährungsweise, die unterschiedliche und meist kurze Dauer, in der eine lacto-ovo-vegetarische Ernährungsweise praktiziert wurde, sowie uneinheitliche Ergebnisse der Studien. Außerdem ist eine Übertragung der Ergebnisse auf den Leistungssport nicht möglich, da die Teilnehmer in keiner der Studien Leistungssportler waren. Zum Einfluss einer veganen Ernährungsweise auf die sportliche Leistungsfähigkeit kann aufgrund der mangelnden Studien kein abschließendes Fazit gezogen werden.

Zur weiteren Untersuchung des Einflusses beider Ernährungsweisen auf die Leistungsfähigkeit im Sport werden künftig weitere kontrollierte Studien, insbesondere über längere Zeiträume und mit Leistungssportlern, benötigt.

Abstract

The scope of this bachelor´s thesis is to answer the question of the extent to which athletic performance is influened by a vegetarian and vegan diet. Therefore the aim is to examine the existing literature on this topic and present the results clearly.

First the different diets and factors which affect athletic performance were considered and then the literature database PubMed was searched. This search resulted in 422 hits, of which seven reviews or position papers on general guidelines for nutrition in sport, five reviews that sight the influence of a vegetarian or vegan diet to athletic performance and ten primary studies dealing with the question were included. Four of the primary studies dealt with endurance performance, five publications with the influence of vegetarian or vegan diet on strength and one study examined speed.

The results of these studies and reviews show no evidence that an ovo-lacto-vegetarian diet, provided an adequate supply of nutrients is guaranteed, promotes or reduces athletic performance. This is because of the short intervention duration of most of the studies, the lack of control over adherence to a certain diet, the different and usually short duration in which a lacto-ovo-vegetarian was practiced, and due to the inconsistent results of the studies. In addition, the results can´t be transfered to competitive sports, since the participants were not competitive athletes in any of the studies. On account of the absent studies, no final conclusion can be drawn about the influence of a vegan diet on athletic performance.

Further investigations about the influence of both, vegetarian and vegan diets on performance in sport, especially controlled trials over long periods of time and with competitive athletes, will be needed.

1 Einleitung

1.1 Einführung in die vegetarische und vegane Ernährungsweise

Unter Vegetarismus werden Ernährungsformen zusammengefasst, die in unterschiedlichem Ausmaß tierische Lebensmittel vom Verzehr ausschließen (Biesalski, 2018, S. 435). Die wesentlichsten Formen sind die ovo-lacto-vegetarische und vegane Ernährungsweisen. In Tabelle 1 ist dargestellt, welche Lebensmittel bei diesen Ernährungsformen im Vergleich zur fleischhaltigen Ernährung gemieden werden.

Tabelle 1: Gegenüberstellung unterschiedlicher Ernährungsweisen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben den dargestellten Ernährungsweisen werden zahlreiche weitere Abstufungen einer vegetarischen Ernährung unterschieden. Wenn im Folgenden die Rede von „Vegetariern“ ist, sind, sofern nicht anders vermerkt, Ovo-Lacto-Vegetarier gemeint.

Seit 1991 ist der Fleischkonsum in Deutschland stetig rückläufig (Biesalski, 2018, S. 435). Die Statistiken zur Häufigkeit einer vegetarischen Ernährungsweise zeigen, dass diese in den letzten Jahren innerhalb der Bevölkerung zunahm. Laut der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) waren im Jahr 2006 ca. 2 % der 14- bis 89-jährigen Deutschen Vegetarier (Max Rubner-Institut, 2008). Nach einer Schätzung des Vereins ProVeg Deutschland (ehemaliger Vegetarierbund) ernährten sich im Jahre 2015 rund 10 % der deutschen Bevölkerung vegetarisch und 1,1 % vegan (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 2016, S. 18). Laut einer 2016 veröffentlichten Studie von Gert et al., welche die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008-2011) hinsichtlich der Prävalenz einer vegetarischen Ernährung auswertete, waren lediglich 4,3 % der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren vegetarisch (Gert, 2016, S. 3). Auffallend war, dass sich Personen, die über 4 Stunden Sport pro Woche treiben, häufiger vegetarisch ernähren. Das Odds Ratio im Vergleich zur Referenzgruppe, die höchstens 4 Stunden Sport pro Woche ausüben, betrug 1,7.

1.2 Fragestellung der Arbeit

„Ohne Fleisch kann ich schneller regenerieren und bin leistungsfähiger“, so Patrick Lange, IRONMAN-Weltmeister über die Triathlon-Langdistanz 2017 & 2018, in einem Interview (Hoberg, 2017). Nach eigenen Aussagen ernährt er sich seit 2011 pescetarisch (kein Fleisch, aber Fisch und Meeresfrüchte) und seit 2018 ovo-lacto-vegetarisch (Lange, 2019).

Eine Leistungssteigerung durch eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise zu erzielen, das erhoffen sich in den letzten Jahren immer mehr Leistungssportler und Amateure, wie auch in den obengenannten Statistiken der zunehmenden Anzahl an Vegetariern und Veganern in der Gesellschaft deutlich wird. Mittlerweile gelangt das Thema auch in die allgemeine Öffentlichkeit. So zeigt der US-amerikanische Dokumentarfilm „The Game Changers“ aus dem Jahre 2018, welche Folgen der Wechsel zu einer veganen Kost auf das Leben und sportliche Leistungen haben kann (Psihoyos, 2018). Der Film und die Reaktionen darauf demonstrieren auch, wie emotional aufgeladen die Frage nach der geeigneten Ernährungsweise ist. Wissenschaftliche Arbeiten zu dem Einfluss einer vegetarischen oder veganen Ernährung auf die sportliche Leistungsfähigkeit sind bislang rar. Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Ergebnisse vorhandener Studien zusammenzufassen und auszuwerten. Hierzu wird zuerst eine Literaturrecherche durchgeführt. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der einzelnen Artikel dargestellt und diskutiert. Neben direkt messbaren Auswirkungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit in Form von Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit, die sowohl in Übersichtsartikeln, als auch in Primärstudien untersucht wurden, werden allgemeine Empfehlungen für vegetarische oder vegane Sportler betrachtet. Vor der Darstellung der Literatur werden Faktoren, die die sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen, näher charakterisiert und die Vorgehensweise bei der Literaturrecherche beschrieben.

1.3 Dimensionen sportlicher Leistungsfähigkeit

Die sportliche Leistungsfähigkeit setzt sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Neben konditionellen Fähigkeiten spielen auch koordinativ-technische Fertigkeiten, sowie psycho-mentale, soziale, taktisch-kognitive und veranlagungsbedingte Faktoren eine Rolle (Weineck, 2009, S. 25). Abbildung 1 zeigt ein vereinfachtes Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit nach Weineck.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vereinfachtes Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit

In der Bachelorarbeit werden ausschließlich die konditionellen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit beleuchtet, da diese im Vergleich zu den anderen leistungsbestimmenden Faktoren leichter messbar sind und sich die Literatur daher bisher auf diese Aspekte beschränkt. Die Flexibilität wurde in keiner der gefundenen Studien untersucht.

Die konditionelle Fähigkeit Kraft ermöglicht es, „durch Muskelaktivität Widerstände zu überwinden, ihnen nachgebend entgegenzuwirken oder sie zu halten“ (Güllich, 2013, S. 467). Damit ist Kraft eine grundlegende Voraussetzung, um in der Lage zu sein, Körperbewegungen auszuführen.

Ausdauer ist „die Fähigkeit, eine sportmotorische Leistung über einen bestimmten Zeitraum zu erbringen“ (Dickhuth, 2011, S. 292). Sie wird auch als „Ermüdungswiderstandsfähigkeit“ bezeichnet (Graf, 2012, S. 12). Dabei wird zwischen lokaler Muskelausdauer, bei der die Ausdauer einer Muskelmasse, die kleiner als 1/7 bis 1/6 der gesamten Skelettmuskulatur gemeint ist, und der allgemeinen Ausdauer, bei der entsprechend mehr als 1/7 bis 1/6 der Muskelmasse der Skelettmuskulatur beteiligt ist, unterschieden (Hollmann, 2009, S. 167). Nach der Energiegewinnung wird die Ausdauer in die zwei Bereiche aerobe und anaerobe Ausdauer unterteilt. Während bei der aeroben Ausdauer Sauerstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht, ist die Sauerstoffmenge bei der anaeroben Ausdauer unzureichend, sodass es bereits nach kurzer Zeit zur Bildung von Laktat kommt (Friedmann, 2009, S. 44-46).

Unter Schnelligkeit wird die Fähigkeit verstanden, maximale Reaktions- und Bewegungsgeschwindigkeiten zu erzielen (Dickhuth, 2011, S. 305). Dementsprechend wird dabei zwischen Reaktionsschnelligkeit und Aktionsschnelligkeit unterschieden. Schnelligkeit ist abhängig von dem Querschnitt des Muskels, der Muskelfaserzusammensetzung, der maximalen Anzahl an Aktionspotentialen pro Zeiteinheit, der Vordehnung des Muskels, der Gelenkwinkelverhältnisse und der Dauer der Belastung (Graf, 2012, S. 14).

2 Methodisches Vorgehen

Für die Bachelorarbeit wurde Literatur mit der Datenbank PubMed gesucht. PubMed umfasst nach eigenen Angaben derzeit über 30 Millionen Zitate biomedizinischer Literatur der Datenbank MEDLINE, von der U.S. National Library of Medicine, aus Fachzeitschriften und Ebooks (National Center for Biotechnology Information, 2020). Damit ist PubMed weltweit die größte Datenbank medizinischer Literatur (Universitäts- und Landesbibliothek Münster, 2020).

PubMed wurde nach dem Suchterm “(vegetarian OR vegan OR vegetarian diet OR vegan diet) AND (physical fitness OR sport* OR performance OR athletic potential OR exercise OR athletes)” am 21.11.2019 durchsucht. Dabei wurden lediglich Humanstudien und diejenige Literatur, die ab dem 01.01.2000 erschienen ist, berücksichtigt. Die Suche ergab 422 Treffer.

2.1 Ein- & Ausschlusskriterien für Literatur

Die Suche wurde auf Literatur in englischer oder deutscher Sprache begrenzt. Primärstudien wurden verwendet, wenn darin ein direkter Vergleich von vegetarischen oder veganen mit nicht-vegetarischen Probanden hinsichtlich der sportlichen Leistungsfähigkeit stattfand. Das heißt, dass die Leistungsfähigkeit direkt, also zum Beispiel durch Veränderung der Kraft oder Geschwindigkeit, gemessen wurde. Studien, die sich ausschließlich auf das Erfassen von Blutparametern, die Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben (z.B. Laktatkonzentration), beschränkten, wurden ausgeschlossen, da anhand dieser Parameter nicht direkt Rückschlüsse auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit gezogen werden können.

Reviews wurden eingeschlossen, wenn sie entweder allgemeine Richtlinien zur Sporternährung thematisieren oder den Einfluss einer vegetarischen/veganen im Vergleich zu einer nicht-vegetarischen Ernährungsweise auf die sportliche Leistungsfähigkeit beleuchten.

Tabelle 2: Einschlusskriterien der Literaturrecherche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Workflow der Literaturrecherche

Folgende Graphik bildet den Ablauf der Auswahl der Literatur ab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Workflow der Literaturrecherche

Von den 422 Treffern wurden 317 aufgrund des Titels von einer weiteren Betrachtung ausgeschlossen. Die übrigen Studien wurden anhand ihrer Zusammenfassung weiter selektiert, sodass im Anschluss 37 Studien im Volltext gelesen wurden und anhand der beschriebenen Einschlusskriterien schlussendlich 22 Studien für die Betrachtung der Fragestellung herangezogen wurden. Hierbei handelt es sich um sieben Reviews oder Positionspapiere, in denen allgemeine Richtlinien zur Sporternährung gegeben werden, um fünf Reviews, die den Einfluss einer vegetarischen Ernährungsweise auf die sportliche Leistungsfähigkeit im Vergleich zu einer fleischhaltigen Ernährungsweise betrachten, sowie um zehn Primärstudien, die den genannten Einschlusskriterien entsprechen.

3 Ergebnisse

3.1 Allgemeine Empfehlungen zur vegetarischen & veganen Ernährung im Sport

Bei der Recherche konnten sieben Veröffentlichungen gefunden werden, die sich mit einer vegetarischen und veganen Ernährungsweise bei Sportlern beschäftigen. Die Artikel wurden in den Jahren 2004 bis 2019 publiziert. Im Folgenden werden die Inhalte der Artikel grob zusammengefasst.

In dem von Barr und Rideout im Jahre 2004 veröffentlichten Review werden Studien zusammengefasst, die mögliche Effekte einer vegetarischen Kost auf die sportliche Leistungsfähigkeit untersuchen (Barr, 2004). Hierbei wird die Möglichkeit, über eine vegetarische Ernährung adäquate Mengen an Proteinen, Kohlenhydraten, Eisen, Vitamin B12, Antioxidantien und Kreatin aufzunehmen, diskutiert. Daneben beinhaltet der Artikel Informationen zu vegetarischer Ernährung bei Sportlern im Kindes- und Jugendalter, sowie zur Female Athlete Triad (FAT). Bei dieser „Triade der sporttreibenden Frau“ kommt es durch die Kombination eines hohen Energiebedarfs in Folge des Sports und einer gleichzeitig zu geringen Energieaufnahme zu einem relativen Energiedefizit und damit zur Abnahme von Körpergewicht. Durch das mangelnde Körperfett geht die Hormonproduktion zurück, sodass es schließlich wegen zu geringem Östrogen- & Progesteronspiegel zur Amenorrhö und aufgrund des niedrigen Östrogenspiegels zu einer verminderten Knochendichte kommt. Diese geht einher mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose und Stressfrakturen (Korsten-Reck, 2016). Bei sich vegetarisch ernährenden Athletinnen treten neben der FAT auch Essstörungen häufiger auf. Allerdings ist der Wechsel zu einer vegetarischen Ernährung teilweise eher die Folge einer Essstörung und nicht deren Ursache. Es ist umstritten, ob bei einer vegetarischen Kost Störungen des Menstruationszyklus häufiger auftreten. Aufgrund der geringen Kalziumaufnahme bei einer veganen Ernährung wird vermutet, dass Veganer eine geringere Knochendichte haben, was wiederum die Entstehung von Osteoporose fördern würde. Insgesamt wird also das Phänomen der FAT bei vegetarischen Sportlerinnen gehäuft beobachtet. Eine vegetarische Ernährungsweise kann aber nicht als alleinige Ursache des Syndroms betrachtet werden. Von den Autoren wird darauf hingewiesen, dass bei einem Umstieg einer Athletin oder eines Athleten auf eine vegetarische Ernährung deren Trainer und Betreuer besonders auf gestörtes Essverhalten oder Gewichtsverlust achten sollten, um negative Konsequenzen eines relativen Energiemangels zu vermeiden.

Laut Barr und Rideout kann eine vegetarische Ernährungsweise, die gut geplant und adäquat supplementiert wird, die sportliche Leistung vermutlich ebenso wie eine omnivore Ernährung unterstützen. Eine quantitativ und qualitativ ausreichende Menge an essentiellen Aminosäuren kann über die Proteinzufuhr einer vegetarischen Ernährung auch beim Sportler aufgenommen werden. Das höhere Risiko für einen nicht-anämischen Eisenmangel, der Ausdauerleistung mindern kann, beschränkt sich nicht ausschließlich auf Vegetarier, sondern kann auch Nicht-Vegetarier, insbesondere Ausdauersportler und sporttreibende Frauen betreffen. Die submaximale Leistung könnte durch den geringeren Kreatinspiegel im Muskel bei Vegetariern vermindert sein. Aufgrund des geringeren Ausgangslevels sollte eine Supplementation bei Vegetariern einen größeren Zuwachs der Leistung bewirken als bei Nicht-Vegetariern. Diese Annahme wird von einer von Burke et al. durchgeführten Studie für die Entwicklung der Beinkraft bestätigt, während Shomrat et al. keinen signifikanten Unterschied in der Verbesserung der anaeroben Leistungsfähigkeit zwischen Vegetariern und Omnivoren feststellen konnten (Burke D. G., 2003; Shomrat, 2000). Die beiden genannten Studien werden unter 3.3 bzw. 3.4 näher beleuchtet. Da die Plasmakreatinkonzentration starken interindividuellen Differenzen unterliegt, kann aus der Ernährungsweise alleine nicht auf die Effekte einer Kreatin-Supplementation geschlossen werden. Insgesamt basieren die Aussagen zu Effekten einer vegetarischen Ernährung auf die körperliche Leistungsfähigkeit auf wenigen Studien, wovon bei einigen die Probanden keine Athleten waren. Schlussfolgerungen, so Barr und Rideout, sind daher nur vorsichtig und vorläufig zu treffen.

Der Review „Vegetarian Diets: Nutritional Considerations for Athletes“, der 2006 von Venderley und Campbell veröffentlicht wurde, bezieht sich häufig auf das Positionspapier der American Dietetic Association (ADA) und der Dietitians of Canada (DC) aus dem Jahre 2003 (Venderley, 2006; Association, 2003). Da dieses 2009 erneuert wurde, werden dessen Inhalte ab Seite 20 separat dargestellt (Rodriguez, 2009). Venderley und Campbell halten zunächst fest, dass ein kleiner Anteil der vegetarischen oder veganen Athleten sich von ihrer Ernährungsweise in erster Linie eine Verbesserung der Gesundheit und Leistung erhoffen. Insbesondere für Ausdauerathleten könnte die vegetarische Ernährung ein Weg sein, um den erhöhten Bedarf an Kohlenhydraten zu decken und bei der Gewichtskontrolle zu unterstützen. Allerdings kann es aufgrund der geringeren Energiedichte einer pflanzenbetonten Ernährung gegenüber einer omnivoren Ernährung schwierig sein, den Energiebedarf zu decken. Um dies zu vermeiden sind häufigere Mahlzeiten, sowie der Verzehr von Fleischalternativen, Nüssen, getrockneten Früchten und Fruchtsäften zu empfehlen. Die Autoren unterscheiden bei der Empfehlung für die Proteinzufuhr zwischen Leistungssportlern und Freizeitsportlern. ADA, DC und ACSM empfehlen für Leistungssportler im Ausdauerbereich 1,2 - 1,4 g Protein/kg Körpergewicht/Tag und im Kraftbereich 1,6 - 1,7 g Protein/kg Körpergewicht/Tag. Dagegen unterscheidet sich die vom Food and Nutrition Board (FNB) für den Freizeitsportler empfohlene Proteinzufuhr mit 0,8 g Protein/kg Körpergewicht/Tag nicht von derjenigen für den Nichtsportler.

Im Review wird die Studienlage zur Leistungsfähigkeit bei vegetarischer oder veganer Ernährungsweise dargestellt. Zum Einfluss auf die Ausdauerleistung werden fünf Publikationen betrachtet, die jedoch alle vor 2000 veröffentlicht wurden und somit nicht den Einschlusskriterien entsprechen. Venderley und Campbell schließen sich der Meinung von Barr und Rideout an, nach der mehr Studien notwendig sind, um ein abschließendes Fazit zu den Auswirkungen einer vegetarischen Ernährung auf die Ausdauerleistungsfähigkeit ziehen zu können. Zu dem Einfluss einer vegetarischen Ernährung auf die Körperzusammensetzung, Muskelwachstum und Muskelkraft bei Kraftsportlern konnten von Venderley und Campbell keine Studien gefunden wurden.

Diskutiert wird außerdem, ob bei vegetarischen Sportlern eine Supplementation von Kreatin einen größeren Leistungszuwachs bei kurzen maximalen Leistungen bewirkt als bei Nicht-Vegetariern. Diese Hypothese stammt daher, dass die intramuskuläre Kreatinkonzentration bei Vegetariern im Vergleich zu Omnivoren geringer ist. Bei Athleten, die bereits größere Mengen an Fleisch verzehren, sind die Kreatinspiegel im Muskel normalerweise bereits hoch, sodass durch eine Supplementation kein großer Zuwachs mehr erreichbar ist. Ein hoher Kreatinspiegel im Muskel bewirkt, dass Kreatinphosphat schneller resynthetisiert wird, sodass die Leistungsfähigkeit und Erholung während kurzen maximalen Übungen erhöht ist. Jedoch legt eine von Lukaszuk et al. publizierte Studie nahe, dass die maximal erreichte Konzentration an Kreatin durch eine Supplementation nicht durch die Ernährung beeinflusst wird (Lukaszuk, 2002). Auf weitere Studien von Burke et al. und Shomrat et al. wird, wie bereits bemerkt, an dieser Stelle nicht eingegangen, da sie bei den Primärstudien dargestellt werden (Burke D. G., 2003; Shomrat, 2000).

Als kritische Nährstoffe einer vegetarischen oder einer veganen Ernährung bei Sportlern werden Eisen, Zink, Vitamin B12, Vitamin D, Riboflavin und Calcium genannt. Immer wieder diskutiert wird die Wichtigkeit des Verzehrs von Antioxidantien bei Sportlern (Clarkson, 2000). Bei einem erhöhten Sauerstoffbedarf aufgrund hoher Intensität oder langer Trainingsdauer steigt die Produktion an freien Radikalen oder anderer reaktiver Sauerstoffspezies (ROS: Reactive Oxygen Species) und die Lipidperoxidation läuft vermehrt ab. Antioxidantien können dies verhindern. Eine vegetarische Ernährung beinhaltet, sofern sie reich an Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen ist, eine größere Menge an den Vitaminen A, C und E, sowie β-Carotinen, als eine omnivore Ernährung. Jedoch ist die Zufuhr an Zink, Kupfer und Selen, die ebenfalls antioxidativ wirken, bei einer vegetarischen Ernährung teilweise geringer als bei einer fleischhaltigen Kost. Bislang gibt es keine Studien, die den antioxidativen Status von vegetarischen und nicht-vegetarischen Sportlern vergleichen, sodass keine Aussage darüber getroffen werden kann, ob eine vegetarische Ernährung den antioxidativen Status von Athleten verbessert. Auch die Supplementation von Antioxidantien bei Sportlern ist umstritten. Nach Betrachtung der verfügbaren Studien ziehen Venderley und Campbell das Fazit, dass eine vegetarische Ernährung die sportliche Leistungsfähigkeit vermutlich weder beeinträchtigt noch verbessert.

Im Positionspapier der American Dietetic Association, Dietitians of Canada und des American College of Sports Medicine, das 2009 publiziert wurde, wird die Sportlerernährung überwiegend allgemein diskutiert (Rodriguez, 2009). Lediglich ein kleiner Auszug beschäftigt sich speziell mit vegetarischer Ernährung im Sport. Demnach scheint eine durchdachte vegetarische Ernährung Parameter, welche die sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen, zu unterstützen. Es wird ebenfalls auf die geringere Energiedichte einer vegetarischen Kost aufgrund des höheren Ballaststoffgehaltes hingewiesen. Daraus kann eine zu geringe Energieaufnahme und damit ein höheres Risiko für die FAT resultieren. Des Weiteren thematisieren Rodriquez et al. die Quantität und Qualität der verzehrten Proteine. Generell ist eine vegetarische Kost häufig proteinärmer als eine omnivore, was bei Athleten aufgrund des höheren Proteinbedarfs kritisch werden kann. Bei veganen Sportlern kann die Zufuhr der vier essentiellen Aminosäuren Lysin, Threonin, Tryptophan und Methionin kritisch sein. Aufgrund der schlechteren Verdaubarkeit pflanzlicher Proteine im Vergleich zu tierischen Proteinen wird sowohl veganen, als auch vegetarischen Athleten empfohlen, die Proteinzufuhr um 10 % zu erhöhen. Somit ergibt sich eine empfohlene Proteinzufuhr von 1,3 bis 1,8 g/kg Körpergewicht/Tag im Vergleich zu 1,2 bis 1,4 g/kg Körpergewicht/Tag für nicht vegetarischen Ausdauerathleten bzw. 1,2 bis 1,7 g/kg Körpergewicht/Tag für nicht vegetarische Kraftsportler. Bei der Empfehlung für vegetarische & vegane Sportler wird im Positionspapier nicht zwischen unterschiedlichen Sportarten differenziert. Als weitere kritische Nahrungsinhaltsstoffe einer vegetarischen Ernährung bei Athleten werden Vitamin B12, Riboflavin, Vitamin D, sowie Calcium, Eisen und Zink genannt. Bei einer veganen Ernährung muss außerdem auf eine adäquate Aufnahme essentieller Fettsäuren geachtet werden.

Fuhrman und Ferreri beleuchten in dem 2010 erschienenen Review „Fueling the Vegetarian (Vegan) Athlete“ bis dato verfügbare Literatur zur vegetarischen, bzw. insbesondere veganen Ernährung und der sportlichen Leistungsfähigkeit und geben praktische Tipps für die Auswahl passender Lebensmittel im Alltag veganer Athleten (Fuhrman, 2010). Die Hypothese der Forscher zu Beginn ist, dass eine vegane Ernährung, die reich an Nährstoffen ist, einen leistungsfördernden Effekt auf Sportler hat. In jedem Falle wird für eine Ernährung – vegan oder nicht vegan – geworben, die reich an Mikronährstoffen ist. Diese wird als Nutritarian bezeichnet. Der hauptsächliche Vorteil einer solchen Ernährungsweise ist möglicherweise eine Verbesserung der Immunfunktion. So werden Trainingsausfälle als Folge einer Infektion vermieden.

Trotzdem gibt es bei einer veganen Ernährungsweise auch kritische Nährstoffe. Eine Supplementation wird im Review für Zink, Iod, Vitamin B12, Vitamin D, sowie ggf. für n-3-Fettsäuren und Taurin empfohlen. Der Zinkbedarf von Veganern ist rund 50 % höher als bei Omnivoren, da die Absorption aus pflanzlichen Quellen wesentlich geringer als aus tierischer Nahrung ist. Daher ist es schwierig, die erforderlichen Mengen über die Ernährung aufzunehmen. Eine Supplementation von n-3-Fettsäuren scheint bei Sportlern den oxidativen Stress und die durch das Training induzierten Entzündungsprozesse zu reduzieren. Für Veganer ist die einzige Möglichkeit, n-3-Fettsäuren zu konsumieren der Verzehr von Algen oder eines Supplementes, das auf Algen basiert. Taurin ist eine Aminosäure, die hauptsächlich im Skelettmuskel vorkommt und möglicherweise einen leistungssteigernden Effekt hat. Bei veganen Sportlern kommt Taurin häufig in geringeren Mengen vor, weshalb bei Leistungssportlern eine Supplementation von zwei Dosen a 500 mg Taurin pro Tag sinnvoll sein kann.

Den Autoren des Reviews zufolge muss Calcium nicht supplementiert werden, da es von veganen Athleten aus Gemüse, Nüssen und Sämereien ausreichend aufgenommen werden kann. Auch der Eisenbedarf eines veganen Sportlers, so Fuhrmann und Ferreri, kann über die Ernährung gedeckt werden, sofern gezielt auf einen hohen Verzehr von eisenhaltigen Gemüsesorten und Hülsenfrüchten geachtet wird. Eine Supplementation sollte nur erfolgen, wenn bereits niedrige Ferritinspiegel oder eine Eisenmangelanämie vorliegt, oder bei Athletinnen, die eine starke Menstruation haben.

Um die Schädigung der Muskulatur infolge des Trainings zu vermindern und die Proteinsynthese im Muskel zu unterstützen, ist der Verzehr von verzweigtkettigen Aminosäuren, wie diese z.B. in Sesamsamen oder Tofu zu finden sind, ratsam. Fuhrman und Ferreri halten die Angabe des Proteinbedarfs von Sportlern als Anteil der Gesamtkalorien sinnvoller, als eine auf das Körpergewicht des Athleten bezogene Empfehlung. Schließlich hängt der Bedarf in erster Linie von dem Trainingsvolumen ab, nicht vom Körpergewicht. Die Empfehlung für die Proteinzufuhr liegt bei einem Anteil von 12 – 15 % der Gesamtkalorien Eine Supplementation von Proteinen wird von den Autoren nicht empfohlen. Stattdessen kann der Bedarf auch bei Sportlern über den Verzehr von Lebensmitteln gedeckt werden. Problematisch kann eine vegane Ernährung bei Sportarten sein, bei denen eine Maximierung des Körpergewichts notwendig ist, wie etwa auf der Position des Linebackers im Football. Grund hierfür ist, dass die Sportler häufig nicht in der Lage sind, die erforderlichen Mengen an Gesamtkalorien und Proteinen aufzunehmen, die für den Masseaufbau notwendig wären. In solchen Fällen sollte über eine Eiweiß-Supplementation in Form von pflanzlichen Proteinkonzentraten nachgedacht werden.

In dem 2016 von Bytomski publizierten Review „Fueling for Performance“ wird beleuchtet, wie hoch die Zufuhr der einzelnen Makronährstoffe bei Sportlern sein sollte und welche Mikronährstoffe in bestimmten Fällen kritisch sein können (Bytomski, 2016). Die Proteinempfehlung entspricht der Empfehlung des IOCs (International Olympic Committee). Demnach sollte der Proteinverzehr bei 15 –30 % der Gesamtkalorien liegen, bzw. 1,2 bis 2,7 g/kg Körpergewicht/Tag betragen. In Phasen der Gewichtsabnahme sollte der Proteinverzehr auf 1,8 bis 2,8 g/kg Körpergewicht/Tag angehoben werden. Die benötigte Menge an Kohlenhydraten ist stark von Umfang und Intensität des Trainings abhängig und beträgt zwischen 3 und 12 g/kg Körpergewicht. Die Empfehlung für den Verzehr von Fett unterscheidet sich mit 20 – 35 % der verzehrten Kilokalorien nicht von derjenigen für den Nichtsportler. Als spezieller Fall werden Athleten genannt, die sich kohlenhydratarm und fettreich ernähren. Diese sog. LCHF (Low Carb High Fat) Ernährungsweise wird besonders von Ausdauersportlern, die auf langen Distanzen unterwegs sind, angewandt. Dabei stammen weniger als 10 % der aufgenommenen Kilokalorien aus Kohlenhydraten. Dies bewirkt eine Fettadaptation des Körpers, sodass auch im Wettkampf die notwendige Energie überwiegend aus Fett bezogen werden kann.

Vegetarische Athleten sollten ggf. Vitamin B12, Eisen, Calcium, Vitamin D, Riboflavin und Zink supplementieren. Es wird ausdrücklich festgehalten, dass eine adäquate Versorgung mit Mikronährstoffen nicht leistungssteigernd, sondern gesunderhaltend ist. Durch die Supplementation sollen Verletzungen vorgebeugt und die Erholung von einer solchen verbessert werden. Ebenso kann eine erhöhte Aufnahme an Antioxidantien bei der Rehabilitation einer Verletzung unterstützende Effekte haben. Bei einer pflanzenbasieren Kost ist der Gehalt an Antioxidantien im Normalfall zwangsläufig höher. Für die Supplementation von Antioxidantien gibt es eine geringe Evidenz dafür, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Ein von Brown 2018 veröffentlichter Artikel hat die Ernährung des vegetarischen und veganen Tänzers als Thema (Brown, 2018). Eine vegetarische und vegane Ernährungsweise scheint im Tanzsport häufiger als in der Durchschnittsbevölkerung zu sein. In einer im Review zitierten Studie liegt der Anteil der vegetarischen Tänzer beispielsweise bei 33 % (Brown D, 2014). Bislang sind keine Studien vorhanden, die langfristige Auswirkungen einer vegetarischen oder veganen Kost auf die Leistungsfähigkeit eines Tänzers bzw. einer Tänzerin untersuchen. Daher können nur vorläufige Empfehlungen ausgesprochen werden.

Die empfohlene Makronährstoffverteilung für Tänzer entspricht den allgemeinen Empfehlungen. Die Kohlenhydratzufuhr ist bei Veganern und Vegetariern mit 50 – 65 % bzw. 50 – 55 % höher als bei Omnivoren (50 % oder weniger). Für Veganer wird eine Supplementation von Docosahexaensäure (DHA) auf Basis von Algen und Aufnahme von α-Linolensäure (ALA) über die Nahrung (z.B. aus Leinöl, Leinsamen oder Walnüssen) geraten. Die empfohlene Proteinzufuhr für Tänzer liegt bei 1,2 bis 1,6 g/kg Körpergewicht/Tag. Aufgrund der schlechteren Verdaubarkeit pflanzlicher Proteine wird Veganern empfohlen, den Proteinkonsum um 15 – 20 % zu erhöhen. Insbesondere Veganer, die sich ausschließlich oder überwiegend von rohen Speisen ernähren, sind in Gefahr, relativ betrachtet zu wenig Energie aufzunehmen, was zur FAT führen kann. Zwar gibt es bislang kaum wissenschaftliche Studien, die die Auswirkungen einer veganen Rohkost auf die Leistungsfähigkeit untersuchen. Jedoch hat eine Ernährungsweise, bei der es längerfristig zu einem relativen Energiedefizit kommt, in jedem Fall negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Wie auch in zuvor beschriebenen Reviews beleuchtet Brown, welche Mikronährstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente bei vegetarischer oder veganer Ernährung besonders berücksichtigt werden müssen. Auch er hält eine Vitamin B12 Substitution bei Veganern für unerlässlich. Selbst Vegetarier könnten möglicherweise von dem Verzehr von mit Vitamin B12 angereicherten Lebensmitteln profitieren. Im Falle eines Mangels an diesem Vitamin kommt es zur makrozytären Anämie, sodass der Sauerstofftransport schlechter ist und die aerobe Leistung abnimmt. Besonders zu bedenken ist, dass eine hohe Folatkonzentration im Serum, wie sie insbesondere durch eine pflanzenbasierte Kost erreicht werden kann, einen Mangel an Vitamin B12 maskieren kann. Die Verzehrsempfehlungen von Eisen zu erreichen, stellt nicht nur für vegetarische oder vegane, sondern auch für omnivore Sportler eine Herausforderung dar. Wenn sich eine Person allerdings über einen langen Zeitraum vegetarisch ernährt, scheint eine verbesserte Absorption bei gleichzeitig geringeren Verlusten an Eisen stattzufinden.

Eine adäquate Aufnahme von Calcium stellt laut Brown bei Vegetariern kein Problem dar, da über Milch und Milchprodukte entsprechende Mengen aufgenommen werden können. Veganern wird dagegen empfohlen, mit Calcium angereicherte Lebensmittel zu verzehren. Ein Calciummangel hätte negative Folgen auf die Knochenfestigkeit und -stabilität. Dies zeigt die EPIC-Oxford Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), bei der bei einer Kohorte von über 1100 Veganern gegenüber Omnivoren ein 30 % erhöhtes Risiko eines Knochenbruchs festgestellt wurde. Auch Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel. Da dieses zu 85 - 90 % durch UV-B Strahlung aus 7-Dehydrocholesterol in der Haut synthetisiert wird, ist eine adäquate Versorgung von Tänzern, da diese nicht im Freien trainieren, kritisch. Veganern wird empfohlen, auf mit Vitamin D2 (Ergocalciferol) angereicherte Lebensmittel zurückzugreifen und ggf. über eine Supplementation nachzudenken. Vitamin D3 wäre zwar ernährungsphysiologisch ebenso sinnvoll wie Vitamin D2, da es aber häufig aus tierischen Quellen synthetisiert wird, wird es von Veganern nicht verzehrt (Celik, 2020).

Insgesamt kann festgehalten werden, dass bei einer vegetarischen, aber insbesondere einer veganen Ernährungsweise das entsprechende Wissen darüber benötigt wird, wie der Bedarf an wertvollen Nahrungsinhaltsstoffen durch die Auswahl adäquater Lebensmittel, sowie der richtigen Kombination und Zubereitung derselben gedeckt werden kann. Um dies zu gewährleisten kann es laut Brown ratsam sein, wenn der Tänzer, oder allgemein der Sportler, für Ernährungsfragen eine qualifizierte Fachperson aufsucht.

In dem im Jahre 2019 erschienenen Consensus Statement der IAAF (International Association of Athletics Federations) zur Ernährung für Leichtathleten gehen Burke et al. zunächst allgemein auf die verschiedenen Anforderungen der Sportler in Abhängigkeit der jeweiligen Disziplin ein (Burke L. M., 2019). Die disziplinübergreifenden Ziele der Sportler, deren Erreichen mit einer entsprechenden Ernährung unterstützt werden kann, sind die Durchführung eines harten Trainings, sodass in der darauffolgenden Regeneration eine Anpassung erfolgt, sowie die Aufrechterhaltung der Gesundheit um ein kontinuierliches Training zu ermöglichen und am Wettkampftag das Leistungsvermögen bestmöglich abrufen zu können. Die leichtathletischen Disziplinen werden im Artikel in die fünf Gruppen Sprint, Sprung/Wurf-Kombinationen, sowie Läufer über die Mittel-, Lang- und Ultralangdistanz/Berglauf eingeteilt. Für die verschiedenen Anforderungsprofile wird die Periodisierung der Ernährung im Verlaufe des Jahres, sowie die Deckung des Energiebedarfs diskutiert. Kommt es zu einem relativen Energiedefizit, kann es bei Männern zu geringeren Testosteronspiegeln und Libidoverlust, sowie, ähnlich wie bei der FAT, zu einer verschlechterten Knochengesundheit kommen. Darüber hinaus geht ein relatives Energiedefizit im Sport mit erhöhtem Erkrankungsrisiko und einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Beschwerden und kardiovaskuläre Erkrankungen einher.

Im Übersichtsartikel wird für den Verzehr von Proteinen eine Menge von 1,3 - 1,7 g/kg Körpergewicht/Tag empfohlen. Dabei sollten über den Tag verteilt vier bis fünf Mahlzeiten mit jeweils ca. 0,3 - 0,4 g/kg Körpergewicht aufgenommen werden, sofern der Athlet nicht Gewicht verlieren möchte. Auf weitere thematisierte Bereiche, wie etwa die Betrachtung des Flüssigkeitsbedarfs und der adäquaten Energieversorgung auf langen und ultralangen Distanzen wird in dieser Arbeit nicht näher eingegangen, da sie für die Fragestellung unerheblich sind. Eine Thematik mit Relevanz für die Fragestellung ist hingegen der Einfluss der Ernährung auf das Immunsystem. Als Einflussfaktoren werden von Burke et al. die Energieaufnahme und die Eisenversorgung genannt. Auch die Prävention von Verletzungen, insbesondere von Ermüdungsbrüchen, kann durch die Ernährung wesentlich unterstützt werden. Erneut spielt eine adäquate Energieaufnahme und außerdem die Deckung des Bedarfs an Vitamin D, Calcium und Proteinen eine wesentliche Rolle. Die vegetarische Ernährung im Speziellen wird nur kurz thematisiert. Die Bedürfnisse eines Athleten können demnach mit einer vegetarischen Kost erfüllt werden, sofern die teilweise geringeren Mengen oder schlechtere Bioverfügbarkeit einiger Nährstoffe aus pflanzlichen Quellen berücksichtigt werden.

3.2 Reviews über den Einfluss einer vegetarischen oder veganen Ernährung auf die sportliche Leistungsfähigkeit

Bei der Literaturrecherche wurden fünf Reviews gefunden, die den Einfluss einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise auf die sportliche Leistungsfähigkeit thematisieren. Diese wurden in den Jahren 2014 bis 2019 publiziert. Es werden im Folgenden nur die Passagen der Artikel beleuchtet, die sich mit der konkreten Fragestellung befassen.

Der 2014 von Pilis et al. veröffentlichte Artikel „Health benefits and risk associated with adopting a vegetarian diet“ thematisiert zunächst die Frage, ob eine vegetarische Ernährung ausreichende Mengen an Protein für Sportler liefert (Pilis, 2014). Für Ausdauersportler sollten diese pro Tag bei 1,2 bis 1,6 g Protein/kg Körpergewicht und für Kraftsportler bei 1,6 bis 1,7 g Protein/kg Körpergewicht liegen. Es sollten ca. 12,5 % der aufgenommenen Energie aus Proteinen stammen. Wenn der Körper bei intensiven Belastungen nicht ausreichend mit Kohlenhydraten versorgt wird, steigt stattdessen der Proteinverbrauch bis auf das Doppelte an. Bei einer vegetarischen Ernährung ist der Gehalt an Mono- und Disacchariden gegenüber einer fleischhaltigen Ernährung erhöht. Generell gibt es erste Hinweise darauf, dass ein erhöhter Kohlenhydratanteil in der Ernährung mit besseren Ergebnissen im Ausdauersport assoziiert ist (Barr et al. 2004). Weitere Bestandteile der Nahrung, die in Verbindung mit der Leistungsfähigkeit von Pilis et al. diskutiert werden, sind Eisen und Kreatin. Bei einem Eisenmangel und insbesondere im Falle einer Anämie käme es zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit. Laut den Autoren kann der erhöhte Eisenbedarf von vegetarischen Athleten durch einen größeren Verzehr an organischen Säuren durch die bessere Aufnahme kompensiert werden. Der Kreatin-Spiegel im Muskel kann bei vegetarischen Athleten durch eine Supplementation erhöht werden, sodass es zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit bei kurzen maximalen oder submaximalen Intensitäten kommt. Zu diesem Ergebnis kommen Burke et al. in der unter 3.3 dargestellten Studie (Burke D. G., 2003). Da es insgesamt erst wenige Studien zu der Fragestellung gibt, kann lediglich das vorläufige Fazit gezogen werden, dass eine adäquat durchgeführte vegetarische Ernährung bei Weltklasse Athleten erfolgreich sein kann.

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Excerpt out of 69 pages

Details

Title
Vegetarische und vegane Ernährung. Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit?
College
University of Hohenheim  (Institut für Ernährungswissenschaften)
Grade
1,3
Author
Year
2020
Pages
69
Catalog Number
V1119310
ISBN (eBook)
9783346487421
ISBN (Book)
9783346487438
Language
German
Keywords
sportliche Leistungsfähigkeit, vegetarisch, vegan, pflanzliche Ernährungsweise, Schnelligkeit, Kraft, anaerobe & aerobe Ausdauer, Ernährungsempfehlungen
Quote paper
Hannah Wild (Author), 2020, Vegetarische und vegane Ernährung. Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1119310

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