Kreatives Schreiben als Förderung der Schreibfähigkeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

44 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist »Schreiben«?
2.1 Schreibkompetenz
2.2 Schreibentwicklung
2.3 Schreibprozess

3 Kreatives Schreiben
3.1 Was versteht man unter kreativem Schreiben?
3.2 Methoden des kreativen Schreibens
3.3 Kreatives Schreiben im Unterricht

4 Resümee

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Schreib- aber auch Lesekompetenz sind in der heutigen Informationsgesellschaft zu unver­zichtbaren Schlüsselqualifikationen geworden. Diese Kompetenzen zählen zu den zentralen Fähigkeiten, die die Schulausbildung den Kindern und Jugendlichen vermitteln muss.[1]

Diese Arbeit versucht die Frage zu klären, inwieweit kreative Schreibmethoden das Schreiben bei Schülerinnen und Schülern fördern können. Im ersten Kaptitel wird zunächst das »Schrei­ben« an sich näher erläutert. In diesem Zusammenhang wird zuerst der Begriff der Schreib­kompetenz eingehender beleuchtet. Im weiteren Verlauf wird ein Blick auf die Schreibent­wicklung der Kinder und Jugendlichen geworfen. Im Hinblick auf die Schreibentwicklung bilden einerseits das Entwicklungsmodell von Becker-Mrotzek und andererseits das Stufen­modell von Bereiter den Ausgangspunkt dieser Betrachtung. Infolgedessen wird der Schreib­prozess definiert und das Schreibprozess-Modell von Hayes und Flower dargestellt.

Im zweiten Kapitel werden das kreative Schreiben sowie dessen Methoden erläutert. Zunächst wird der Begriff des kreativen Schreibens definiert, indem erst einmal der Terminus »Kreati­vität« näher betrachtet wird. Infolgedessen wird das kreative Schreiben als solches charakteri­siert. Im darauffolgenden Unterkapitel werden, in Anlehnung an Böttcher, die sechs Metho­dengruppen des kreativen Schreibens dargestellt. Zu jeder dieser sechs Gruppen wird je ein exemplarisches Beispiel gegeben. Im Folgenden wird eine der sechs Methodengruppen, das Schreiben zu und nach (literarischen) Texten, anhand eines Stundenentwurfs in die Praxis übertragen. Der Stundenentwurf ist eine 8. Klasse eines Gymnasiums entworfen und beschäf­tigt sich mit der kreativen Bearbeitung einer ausgewählten Textstelle des Dramas »Der Be­such der alten Dame« von Friedrich Dürrenmatt. Die in der Unterrichtsstunde angewendete Methode wird in der entsprechenden Methodengruppe näher erläutert.

Um zunächst einen Überblick über die Teilfähigkeiten des Schreibens zu geben, wird im Fol­genden der Begriff Schreibkompetenz sowie die Schreibentwicklung und der Schreibprozess näher erläutert.

2 Was ist »Schreiben«?

2.1 Schreibkompetenz

Wenn man im Universalwörterbuch des Dudens unter Kompetenz nachschaut, findet man folgenden Eintrag zum Kompetenzbegriff:

Kom׀pe׀tenz, die; -, -en [1: lat. competentia = Zusammentreffen; 2: engl. Competence, nach dem amerik. Sprachwissenschaftler N. Chomsky, geboren 1928]: 1. a) Sachverstand; Fähigkeiten: seine große fachli­che, wissenschaftliche, kommunikative, soziale K.; ihre K. in Fragen der Phonetik ist unbestritten; b) (bes. Rechtsspr.) Zuständigkeit: bestimmte –en haben; seine –en überschreiten; die Verteilung der –en; das liegt außerhalb meiner K.; das fällt in die K. der Behörden. 2. (Sprachw.) Summe aller sprachlichen Fähigkei­ten, die ein Muttersprachler besitzt.[2]

Demnach versteht man unter Kompetenz den Sachverstand und die Fähigkeiten einer Person sowie aus sprachwissenschaftlicher Sicht die Summe aller sprachlichen Fähigkeiten, die ein Muttersprachler besitzt. Die Definition unter 1. b) kann in diesem Zusammenhang unberück­sichtigt bleiben, da sie eher mit dem rechtlichen Bereich in Verbindung zu bringen ist. Eine weitere Definition des Kompetenzbegriffs, welche den Problemlöseprozess mit einbezieht, findet man in der Expertise zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards des Bundesministe­riums für Bildung und Forschung. Hier werden Kompetenzen als vom Individuum erworbene kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Problemlösung beschrieben sowie die damit ver­bundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, die Pro­blembewältigungen in unterschiedlichen Kontexten erfolgreich und verantwortungsvoll nut­zen zu können. Somit ist die Kompetenz eine Disposition, die Individuen befähigt, bestimmte Arten von Problemen erfolgreich zu lösen und konkrete Anforderungssituationen zu bewälti­gen.[3] Günther erläutert den Kompetenzbegriff wie folgt:

„In der Standardsprache sagt man, dass jemand Kompetenz in bestimmten Bereichen hat, weil er/sie be­stimmte Aufgaben in dem benannten Bereich zu bewältigen im Stande ist und gegebenenfalls auftretende Probleme meistern kann. Dass jemand über die entsprechende Kompetenz verfügt, lässt sich messen am Ergebnis seiner Handlungen. Zwar ist dieses Ergebnis auch durch andere Faktoren geprägt, sodass auch bei zum Beispiel ausgeprägter Problemlösekompetenz manches Problem ungelöst bleibt, bei Bügelkom­petenz manches Wäschestück nicht glatt wird usw. – aber nur wenn die Dinge fortlaufend nicht gemeistert werden, ist er/sie inkompetent.“[4]

Die Begriffsbestimmungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie die von Günther zeichnen sich im Gegensatz zur Definition des Dudens dadurch aus, dass der Problemlöseprozess in die Begriffsbestimmung aufgenommen ist. Werden diese Definitionen nun auf das Schreiben übertragen, kann man Schreibkompetenz als Problemlöseprozess be­zeichnen. Der Schreiber versucht unter Anwendung bestimmter Schreibstrategien eine Auf­gabe, wie beispielsweise das Verfassen eines Textes, zu lösen. Dabei muss der Verfasser zum einen bestimmte Schreibkonventionen wie Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik beachten und zum anderen muss das Thema bzw. der Sachverhalt ziel- und adressatenorien­tiert sowie strukturiert dargelegt werden. Darüber hinaus muss der Schreibende beim Lösen der Aufgabe vorhandene Schreibmuster aufgreifen und weiterentwickeln. Schreibkompetenz bedeutet demzufolge, dass der Schreibende entsprechende metakognitive Kompetenzen zur Verfügung hat, die er für das persönliche Schreibvorhaben gezielt einsetzt.[5] Bei Schreib-kompetenz handelt es sich folglich um einen komplexen Problemlöseprozess, bei dem meh­rere Teilfähigkeiten und Kenntnisse eine Rolle spielen. Unter Berücksichtigung dieser Teilfä­higkeiten definiert das Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen den Begriff Schreibkompetenz wie folgt:

„Schreibkompetenz wird […] verstanden als eine zielgerichtete Fähigkeit, Texte herzustellen, indem das Schreiben als fortlaufend und bewusst durch die folgenden Elemente gesteuert wird:

- die thematischen und kommunikativen Ziele
- die gesammelten und geordneten Sachverhalte
- das metakognitive Wissen um die Prozess-Schritte des Schreibens
- die Auswahl angemessener Schreibstrategien
- die Kenntnis geeigneter Textordnungsmuster (als modellhafte Lösungen eines Schreibpro­blems)
- die Beherrschung spezieller Prozeduren (zur Planung, Aufarbeitung, Gliederung …bis hin zum Redigieren) und kooperativer Arbeitsweisen (Schreibkonferenz, Schreibberatung)“[6]

Somit stellt jeder Schreibanlass das Ergebnis einer komplexen Problemlösung dar, die aus der gezielten Übertragung komplexer mentaler Konzepte in einen linearen, sinnergebenden und rezeptionsadäquaten Text besteht.[7]

Kruse und Jakobs nehmen die Schreibkompetenz ebenso als Menge von Teilfähigkeiten wahr und unterscheiden im Wesentlichen drei Dimensionen: Wissen, Sprache und Kommunikation.

Das Schreiben erfordert eine flexibel organisierte Wissen sbasis, die entweder kognitiv reprä­sentiert wird oder auf die extern zugegriffen werden kann. Je flexibler die Wissensbestände organisiert sind, desto einfacher ist es für den Schreibenden, einen Text zu verfassen. Flexibel heißt in diesem Zusammenhang, dass die Wissenseinheiten separat abrufbar und frei mitein­ander verknüpfbar sind.

Die Sprache stellt beim Schreiben gleichzeitig Einschränkung und Ressource dar. Sie muss immer den genre- und adressatenbezogenen Erwartungen gerecht werden und dadurch wird sie in ihrem Gebrauch eingeschränkt. Als Ressource wird Sprache deshalb verstanden, weil sie als aktives Medium dazu dient, Sinn und Strukturen herzustellen. Demnach ist Sprache ein Medium mit epistemischer Funktion.

Texte sind immer auch kommunikative Ereignisse und enthalten Informationen über Absen­der und Adressaten. Texte müssen sich den Kommunikation sgewohnheiten und -erwartungen der Adressaten anpassen, wenn sie wirkungsvoll und zweckmäßig sein wollen. Beim Schrei­ben sollte der Verfasser daher auf die kommunikative Dimension seines Textes - und damit verbunden auf die Adressatenorientierung - ein besonderes Augenmerk legen.[8]

Schreiben stellt also eine komplexe Handlung dar, welche durch das Zusammenspiel der ver­schiedenen Teilfähigkeiten gekennzeichnet ist. Becker-Mrotzek nennt dieses Zusammenspiel von verschiedenen Kompetenzbereichen »Expertise« und stellt dieses grafisch wie folgt dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Schreibkompetenz

(Vgl. Becker-Mrotzek, M.; Böttcher, I.: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. S. 59)

Der Begriff »Expertise« vereint die Teilfähigkeiten, welche ein Schreiber zum Verfassen ei­nes Textes benötigt. Demzufolge setzt sich Schreibkompetenz aus grammatischen, lexikali­schen, Textmuster- und Schriftkenntnissen sowie sozialer Kognition zusammen. Die parallele Umsetzung der verschiedenen Teilfähigkeiten macht die Schwierigkeit und das Anforde­rungsniveau an den Schreiber aus. Daher kommt es bei ungeübten Schreiberinnen und Schrei­bern vor allem bei komplexen Schreibaufgaben zu Problemen.[9] In diesem Zusammenhang unterscheidet Becker-Mrotzek drei Anforderungsniveaus von Schreibaufgaben: einfache, schwierige und komplexe. Diese drei Anforderungsniveaus bzw. Kompetenzstufen bauen auf­einander auf und sind dadurch bestimmt, dass die Aufgaben eines bestimmten Schwierig­keitsgrades erst ab einer gewissen Stufe gelöst werden können. Das Anforderungsniveau der Textproduktion steigt in dem Maße, in dem beim Schreiben Wissen zu aktivieren und zu strukturieren ist. Der Schreibende hat die Aufgabe Fachwissen, Textartenkenntnisse über Aufbau und Formulierung, Adressatenwissen und eigene Ziele in seinem Text zu vereinen. Dies erfordert Planung, Beherrschung von Arbeitstechniken und Ausdauer. Das niedrigste Anforderungsniveau an den Schreiber bilden die einfachen Schreibaufgaben. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass Textstrukturen unter elementarem Rückgriff auf vorhandenes Wissen hergestellt werden können. Hier dominieren vor allem Textmuster des Erzählens oder Be­schreibens. Die mittlere Kompetenzstufe der schwierigen Schreibaufgaben ist im Gegensatz zu den einfachen dadurch gekennzeichnet, dass die Texte erst dann ihre Funktion erfüllen, wenn das vorhandene Wissen für die Textdarstellung unter einem bestimmten Gesichtspunkt verändert wird. Zu den schwierigen Schreibaufgaben zählen beispielsweise Berichte, Zusam­menfassungen oder Instruktionen. Anhand dieser Aufgaben sollen die Schülerinnen und Schüler lernen wie Texte verfasst werden und welche wesentlichen Textarten es gibt. Darüber hinaus sollen sie bestimmte Verfahren der Textproduktion (von Planung bis zur Überarbei­tung) kennenlernen und auch erste eigene Schreibstrategien entwickeln. Das höchste Anforde­rungsniveau bilden die komplexen Schreibaufgaben. Für die Textproduktion von derartigen Schreibaufgaben genügt der Rückgriff auf eigenes Wissen nicht mehr, sondern es muss auch fremdes Wissen herangezogen oder durch Beobachtung neues Wissen geschaffen werden. Dieses eigene und fremde Wissen muss anschließend ziel- und adressatenorientiert unter Be­achtung der Textkonvention wiedergegeben werden. Demnach hat die komplexe Schreibauf­gabe die Funktion, selbst geschaffenes Wissen in zusammenhängender, logischer und ver­ständlicher Weise darzustellen. Klassische Aufgabenstellungen für komplexe Schreibaufga­ben sind beispielsweise Referate, Textanalysen, Rezensionen, Präsentationen und Facharbei­ten.[10] Die komplexen Schreibaufgaben verlangen demnach einen anderen Umgang mit der Wirklichkeit und auch umfassende Schreibstrategien, in die die grundlegenden Schreibstrate­gien einfließen.[11]

Um diese unterschiedlichen Kompetenzniveaus des Schreibens zu erreichen, ist es wichtig, die Schreiberinnen und Schreiber aktiv am Schreibprozess zu beteiligen. Denn nur über die aktive Bewältigung konkreter Schreibaufgaben und deren Reflexion entwickelt sich die Schreibkompetenz weiter.[12] Das Schreiben ist ein fester Bestandteil des lebenslangen Ler­nens[13] und soll daher schrittweise in Schülerhände überführt werden.[14] Darüber hinaus ist der motivationale Aspekt, den die Schülerinnen und Schüler dem Schreiben entgegenbringen, entscheidend an der Entwicklung der Schreibkompetenz beteiligt. Hinderlich bzw. hemmend für die Weiterentwicklung der Schreibkompetenz sind hier vor allem eine Engführung schuli­schen Schreibens auf wenige Schreibanlässe bzw. Aufsatzarten und ein Lehrer als dominanter Adressat. Positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Schreibkompetenz haben demge­genüber abwechslungsreiche Auseinandersetzungen mit verschiedenen Schreibanlässen und Textarten in sozialen Kontexten.[15]

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass man unter Schreibkompetenz die Fähigkeit zur Text­produktion versteht. Es handelt sich dabei um eine spezifisch sprachliche Fähigkeit, die es ein Leben lang zu entwickeln gilt.[16] Des Weiteren stellt das Schreiben einen Problemlöseprozess dar, bei dem der Schreibende verschiedene Teilfähigkeiten synchron aktivieren muss. Hier spielen vor allem Komponenten die Becker-Mrotzek unter dem Begriff »Expertise« vereinigt eine wesentliche Rolle. Der Schreibende hat die Aufgabe, ziel- und adressatenorientiert, strukturiert und genrespezifisch zu schreiben. Ferner ist festzuhalten, dass vor allem für den schulischen Rahmen die Schreibkompetenz durch die aktive Bewältigung von Schreibaufga­ben, also dem Üben, verbessert werden kann. Des Weiteren spielt die Motivation, die die Schülerinnen und Schüler den Schreibaufgaben entgegenbringen, eine wichtige Rolle für den Erwerb der Schreibkompetenz. Den Schülern sollten viele verschiedene Anlässe gegeben werden, ihre Schreibfähigkeit auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Da es sich bei der Schreibkompetenz um einen lebenslangen Entwicklungsprozess handelt, erscheint es nun sinnvoll, einen eingehenderen Blick auf die Schreibentwicklung zu werfen.

2.2 Schreibentwicklung

Auf dem Hintergrund der Begriffsbestimmung von Schreibkompetenz als Zusammenspiel von verschiedenen Teilfähigkeiten und als ein lebenslanger Entwicklungsprozess, der bis weit in die Jugend hineinreicht, erscheint es notwendig den Entwicklungsprozess der Schreib­kom­petenz näher zu beleuchten.

Becker-Mrotzek hat in diesem Zusammenhang versucht, den Prozess der Schreibentwicklung in verschiedene Entwicklungsniveaus zu gliedern. Entwicklung sieht er dabei als zunehmende Entfaltung von schriftsprachlichen Kompetenzen. Der schriftsprachliche Kompetenzerwerb wäre bei Becker-Mrotzek der Weg vom bereits Vorhandenen, noch Unvollkommenen, zum Vollkommeneren. Bei dieser Entwicklung stellt die kontinuierliche Routinisierung im Schrei­ben einen wichtigen Aspekt dar. Nach seiner Auffassung lernt man Schreiben am nachhaltig­sten durch das Schreiben selbst sowie durch das (gemeinsame) Nachdenken über Schreib­handlungen und dessen Organisation im Schreibprozess. Schreiben hängt nach
Becker-Mrotzek daher weniger vom Lebensalter, sondern vielmehr vom Schreibalter ab. Er un­terscheidet vier verschiedene Entwicklungsniveaus im Schreibentwicklungsprozess, welche im Folgenden näher erläutert werden. Die Altersangaben stellen dabei nur grobe Anhalts­punkte dar, welche von Schreibenden zu Schreibenden deutlich abweichen können.

Die Startphase (5. - 7. Lebensjahr) der Schreibentwicklung ist gekennzeichnet durch die er­sten Schreibversuche der Kinder. Das Kind erwirbt hier eine neue Fähigkeit, das Schreiben, welche dem Kind ermöglicht, an der literalen Kultur teilzunehmen. In dieser ersten Phase ha­ben es die Schreiblernerinnen und -lerner mit zwei Aufgabenbereichen zu tun: dem Verschriften an sich, also dem Festhalten von sprachlichen Einheiten mittels der Schrift, und dem Vertexten. Schreiban­fänger haben demnach neben der Orthographie auch mit der Gra­fomotorik – dem Herstellen von Schriftzeichen – zu kämpfen. Der Schreibprozess wird zu Beginn der Schreibentwicklung folglich durch zwei elementare Tätigkeiten belastet. Diese Tatsache muss in der Textproduktion von Schreibanfängern berücksichtigt werden. Schreibanfänger verzichten bei der Textproduktion weitgehend auf strukturierende Hilfen und schreiben nieder, was ihnen gerade einfällt und beenden ihren Text, wenn ihnen nichts mehr in den Sinn kommt. Darüber hinaus differenzieren Schreibende in der ersten Phase nicht zwischen Konzepten und Notizen sowie zwischen entworfenen und fertigen Texten. Außerdem verzichten sie überwiegend auf die systematische Überarbeitung, da Schreibanfänger noch keine Vorstellung von ihrem Text haben. Ihnen fehlt die Distanz und Reflektiertheit zu ihrem Text, welche für einen geplanten Schreibprozess Voraussetzung ist.[17] Die erste Phase der Schreibentwicklung ist folglich gekennzeichnet durch die Entdeckung der konzeptionellen Schriftlichkeit, durch die Alphabetisierung und das Erstschreiben.

[...]


[1] Vgl. Becker-Mrotzek, M.; Böttcher, I.: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. Berlin 2006. S. 75

[2] Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim 42001

[3] Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Expertise. Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Bonn 2003. S. 72f

[4] Günther, H.: Über Lesekompetenz. Köln 2004. S. 6. In: Becker-Mrotzek, M.; Böttcher, I.: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. Berlin 2006. S. 52

[5] Vgl. Dahmen, M.: Was heißt: Schreibkompetenz?. In: Deutschunterricht 1 (2007). S. 5

[6] Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Lernstand 9. Zentrale Lernstandserhebung in der Jahrgangsstufe 9 Nordrhein-Westfalen 2004. Deutsch. Auswertungsanleitung: Umgang mit Texten/Reflexion über Sprache/Schreiben, für Lehrerinnen und Lehrer. Düsseldorf 2004. S. 33

[7] Vgl. ebd. S. 33

[8] Vgl. Kruse, O.; Jakobs, E.-M.; Ruhmann, G.: Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreiberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Neuwied 1999. S. 21f

[9] Vgl. Becker-Mrotzek, M.; Böttcher, I.: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. a.a.O. S. 30

[10] Vgl. ebd. S. 60ff

[11] Vgl. ebd. S. 77ff

[12] Vgl. ebd. S. 78f

[13] Vgl. ebd. S. 30

[14] Vgl. Boehncke, H.; Humburg, J.: Schreiben kann jeder. Handbuch zur Schreibpraxis für Vorschule, Schule, Universität, Beruf und Freizeit. Hamburg 1980. S. 81

[15] Vgl. Becker-Mrotzek, M.; Böttcher, I.: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. a.a.O. S. 74

[16] Vgl. ebd. S. 64

[17] Vgl. ebd. S. 66ff

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Kreatives Schreiben als Förderung der Schreibfähigkeit
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Germanistisches Institut)
Veranstaltung
Schreiben zu Bildmedien
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
44
Katalognummer
V112081
ISBN (eBook)
9783640107605
ISBN (Buch)
9783640109517
Dateigröße
639 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreatives, Schreiben, Förderung, Schreibfähigkeit, Schreiben, Bildmedien
Arbeit zitieren
Britta Wertenbruch (Autor:in), 2007, Kreatives Schreiben als Förderung der Schreibfähigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112081

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