Allgemeine Depressionsskala und Beck Depression Inventar

Beschreibung beider Testverfahren


Seminar Paper, 2008

7 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Allgemeine Depressionsskala ( ADS)

1. Allgemeine Informationen:

Die Allgemeine Depressionsskala stellt die deutsche Form der von Radloff (1977) entwickelten CES-D Skala dar. Bei der CES-D handelt es sich um einen Fragebogen, der in erster Linie als Auswahl – oder Screeninginstrument entwickelt wurde und folgende Bereiche depressiver Symptome erfragt: Emotionale Symptome, Motivationale Symptome, Kognitive Symptome, Somatische Symptome, Motorische Symptome

Bei der ersten deutschen Form der CES-D erwies sich diese Skala zwar als sensibel, aber wenig spezifisch. Es wurden übermäßig viele Personen als depressive beurteilt. Somit wurde die deutschsprachige CES-D revidiert und liegt nun als Allgemeine Depressionsskala (ADS) in Lang – und in Kurzform (ADS-L / ADS-K) vor.

2. Testart und Anwendungsbereich der ADS :

Die ADS ist ein Selbstbeurteilungsinstrument, was in Form der ADS-L speziell für den Einsatz bei Untersuchungen an nicht klinischen Stichproben entwickelt wurde.

Weiterhin findet die ADS auch Einsatz als Messinstrument bei Bevölkerungsstichproben (Screening), bei epidemiologischen Untersuchungen, bei der Eingangsdiagnostik, der Verlaufsdiagnostik, der Veränderungsmessung und der Therapieevaluation.

2.1 Bezug zur Psychotherapie:

Bei jeder Art von antidepressiv wirkender Interventionen kann das ADS als Erfolgs- und Verlaufsmaß dienen. Insbesondere liegen hier die Erfahrungen in Psychotherapiestudien von u. a. Depression, Schmerzstörungen, somatoformen Störungen und bei Angststörungen. Da sich die ADS auf einen wöchentlichen Bezugsrahmen bezieht, ist sie ein einfaches Instrument bei Verlaufsmessungen und zur Dokumentation bei ambulanten Psychotherapien.

3. Aufbau und Auswertung der ADS:

Die 20 Items (Kurzform 15: speziell entwickelt für große Bevölkerungsstichproben durch weglassen der wenig trennscharfen Items 2,4,8,15 und 17) erfragen folgende depressive Symptome:

Verunsicherung, Erschöpfung, Hoffnungslosigkeit, Selbstabwertung, Niedergeschlagenheit, Einsamkeit, Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Gefühl der Ablehnung, Weinen, Genussunfähigkeit, Rückzug, Angst, fehlende affektive Reagibilität , Schlafstörungen, Appetitstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Pessimismus.

Die 20 (bzw. 15) Aussagen beziehen sich auf das Befinden während der vergangenen Woche.

4 Antwortmöglichkeiten :

0 = selten und überhaupt nicht (weniger als einen Tag lang)

1 = manchmal ( ein bis zwei Tage lang)

2 = öfters ( drei bis vier Tage lang)

3 = meistens, die ganze Zeit ( fünf oder mehrere Tage lang)

16 der 20 Items sind positiv gepolt, d.h. das die Beantwortung mit 3=meistens auf deutliche depressive Beeinträchtigung hinweist. Im Gegensatz dazu sind die Items 4,8,12 und 16 negativ gepolt, so dass hier eine Antwort mit O= selten depressive Symptome ausdrückt.

Die Punktewerte 0-3 der jeweiligen Antworten werden nach der Umpolung zu einem Summenwert von minimal 0 bis zu maximal 60 Punkten zusammenaddiert und können mit vorliegenden Normwerten verglichen werden:

Die Normwerte:

- Gesunde/unauffällige Patienten : < 17 Punkte( Frauen : 16, Männer : 14)
- Andere Patientengruppen(Angstpatienten etc) : 18-22 Punkte
- Kritischer Wert für eine klinisch relevante Depression : 23 Punkte(ADS-K.: 18 Punkte)

Lediglich der Summenwert der Antworten wird als Kennwert aktueller depressiver Symptomatik interpretiert.

Zur Entdeckung von stereotypen Antwortmustern(wenn Personen z. B. immer mit selten und überhaupt nicht antworten) wurde das Lügenkriterium eingeführt, in dem die 4 Antworten der umgepolten Items benutzt werden, um die Aussagen dieser Person zu überprüfen.

Formel: Summe der pos. gepolten Items - 4 x Summe der neg. gepolten Items

->Wird hier ein kritischer Wert von < - 28 erreicht, so sollten die Antworten dieser Person als nicht glaubwürdig angesehen werden.

Aufbau und Lügenkriterium bei der ADS- Kurzform:

Bei dieser Form bestehend aus 15 Items sind die Aussagen von Item 9 und 12 umgepolt.

Der kritische Wert zur Erkennung stereotyper Antwortmuster liegt hier bei > - 24

Formel: Summe der pos. gepolter Items - 6,5 x Summe der neg. gepolter Items

Auch hier werden die Punktewerte 0-3 der jeweiligen Antworten nach der Umpolung zu einem Summenwert von minimal 0 und maximal 45 Punkten aufaddiert.

3.1 Altersbereich , Bearbeitungszeit und Materialien:

Die ADS ist in einem Altersbereich von 14 – 80 Jahre einsetzbar.

Dien Bearbeitungszeit dauert ca. 10 Minuten.

Benötigte Materialien sind: Manual, Testbogen, Schablonen zur Auswertung, gegebenenfalls Taschenrechner/ ADS liegt auch als PC-Version vor.

4. Anleitung :

Die ADS kann einzeln oder in Gruppen schriftlich oder auch verbal durchgeführt werden. Wenn eine Gruppenuntersuchung durchgeführt wird, ist dafür zu sorgen, dass jeder Teilnehmer die Fragen unabhängig und frei von äußeren Störungen beantwortet.

Die einfache und kurze Testinstruktion befindet sich auf dem Fragebogen. Weiterhin werden die vier Antwortmöglichkeiten vorgestellt.

5. Gütekriterien

5.1 Objektivität: Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität sind gegeben.

5.2 Reliabilität:

- Interne Konsistenz der ADS- Langform:
- Cronbach´s Alpha der internen Konsistenz bei depressiven Patienten(N=150) : . 93
- Cronbach´s Alpha der internen Konsistenz bei Bevölkerungsstichprobe(N=1.205) : . 89
- Interne Konsistenz der ADS- Kurzform:
- Cronbach´s Alpha der internen Konsistenz bei depressiven Patienten(N=150) : . 93
- Cronbach´s Alpha der internen Konsistenz bei Bevölkerungsstichprobe(N=1.205) : . 90
- Testhalbierungs- Reliabilität:
- Cronbach´s Alpha für Testhalbierungs- Reliabilität : .81 (Männer: . 76 / Frauen: . 84)
5.3 Validität:

- Inhaltsvalidität: Die inhaltliche Validität ist durch die Anlehnung an die akzeptierten Diagnosesysteme und – kriterien (DSM III / ICD 10)gegeben
- innere Validität:
- Die Korrelationen der ADS mit anderen Selbstbeurteilungsinstrumenten
Depressiver Symptome(z.B. BDI) liegt zwischen. 72 und . 94.
- Korrelation der ADS mit Fremdbeurteilungsinstrumenten(z.B. HAMD) liegt zwischen .49 und .86
- Die ADS ist veränderungssensitiv; eine statistische signifikante Veränderung liegt vor, wenn der Summenwert sich um mindestens 5 Punkte(bei ADS-Kurzform: 4 Punkte) verändert.
- Konstruktvalidität:
Durch Faktorenanalyse werden zwar die vier von Radloff (1977) interpretierten Faktoren repliziert, aber es laden alle Items auf dem ersten Faktor. Die drei anderen Faktoren werden nur von wenigen Items markiert. Das spricht dafür, dass nur der Summenwert als einzige Messgröße zuzulassen ist.

5.4 Trennschärfe

-Trennschärfekoeffizient bei Gesamtpopulation: .52( Männer: .46/ Frauen: . 56)
- Trennschärfekoeffizient bei Patientengruppen(Schmerzpatienten): zwischen . 16 und . 70
(im Mittel: . 59)
-Trennschärfekoeffizient bei depressiven Patienten: Männer im Mittel: . 57 /
Frauen im Mittel: .63

5.5 Normierung :

Auf der Basis großer epidemiologischer Stichproben und zahlreichen klinischen Studien

liegen differenzierte Vergleichs- und Normwerte für verschiedene Altersgruppen

(von 16-85 Jahre) und für beide Geschlechter vor.

5.6 Übereinstimmungen zwischen Lang- und Kurzform:

- Hit-Rate bezüglich des kritischen Wertes(Lang: >23/ Kurz:<17 Punkte) liegt bei 97%

( N=1166 von N= 1203). Nur 3%( 37 Personen) wurden durch beide Version

unterschiedlich eingeordnet. Somit erweist sich die Kurzform als reliabel, valide

und nahezu identisch mit der Langform

Kritik

Positiv:

- Einfach verständliche Formulierung der Items
- Schnelle Bearbeitung / schnelle Auswertung durch Schablone( bei der Langform)
- Weites Spektrum der Einsetzbarkeit : Bevölkerungsstichproben, epidemiologischen Untersuchungen, bei der Eingangsdiagnostik, der Verlaufsdiagnostik, der Veränderungsmessung und der Therapieevaluation.
- Kurzform ist reliabel , valide und nahezu identisch mit der Langform und ökonomisch beim Einsatz an Bevölkerungsstichproben
- Lügenkriterium , um stereotype Antwortmuster zu erkennen
- Sensibel für Veränderungsmessungen
- Einsetzbar zur Dokumentation bei ambulanten Therapien und zur Evaluation
Negativ:
- Nur der Summenwert der Antworten wird als Kennwert aktueller depressiver Symptomatik vorgeschlagen

Excerpt out of 7 pages

Details

Title
Allgemeine Depressionsskala und Beck Depression Inventar
Subtitle
Beschreibung beider Testverfahren
College
Technical University of Braunschweig
Course
Seminar Testtheorie
Grade
1,7
Author
Year
2008
Pages
7
Catalog Number
V112149
ISBN (eBook)
9783640104222
File size
524 KB
Language
German
Keywords
Allgemeine, Depressionsskala, Beck, Depression, Inventar, Seminar, Testtheorie
Quote paper
Stefanie Kowalczyk (Author), 2008, Allgemeine Depressionsskala und Beck Depression Inventar, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112149

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