Globalisierung ist überall. Alle reden davon. Die Medien sind voller Berichte über Globalisierungsfolgen.
Ob Süßigkeitenregal, die Mecklenburg-Vorpommern’sche Provinz oder der Vatikan, der Diskurs der Globalisierung schreibt sich in alle Bereiche ein und hat auch konkrete Auswirkungen:
Die Bevölkerungsstruktur ändert sich, weil Menschen in der globalisierten Welt gezwungener Maßen oder freiwillig wandern. Entweder zieht es sie in andere Räume, weil diese attraktiver erscheinen (vielleicht gibt es mehr Geld für gleiche Leistung oder es gibt überhaupt etwas zu tun), oder ihr ursprünglicher Raum ist unbewohnbar geworden (sei es wegen kriegerischer Handlungen, ethnischer Auseinandersetzungen oder Umwelteinflüssen).
Wie Globalisierung mittlerweile in politischen Kreisen diskutiert wird, zeigt der Anfang der Berliner Rede des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler am 1. Oktober 2007:
„Hier in Berlin prangt auf einigen Stadtbussen die Werbung: ‚Incredible India - nur sieben Stunden entfernt’. In Wahrheit liegt Indien natürlich viel näher, denn die sieben Stunden sind ja nur die Flugzeit für Reisende. In Wahrheit ist uns Indien längst so nah wie die meisten anderen Länder: bloß einen Mausklick entfernt, eine Tastenfolge auf dem Telefon, eine E-Mail von Kontinent zu Kontinent. Im 21. Jahrhundert sind fast alle Nationen füreinander Nachbarn geworden. Sie werden verbunden durch rasch wachsende Ströme von Menschen, Wissen, Bildern, Waren und Geld.“
(Bundespräsident Horst Köhler)
Um einen differenzierten Blick auf Globalisierung bzw. die Auswirkungen der Prozesse der Globalisierung auf das Lokale zu erhalten, wird diese Arbeit versuchen, Globalisierung zunächst zu definieren ohne auf die umfangreiche Diskursgeschichte des Begriffs tiefer einzugehen. Im Anschluss wird das Modell der Global Cultural Flows des Globalisierungstheoretikers Arjun Appadurai ausgebreitet.
Mit dem bereits durch die weitreichende Definition vorbereiteten Zusammenhang zwischen Globalen und Lokalen in der globalisierten Welt untersucht diese Arbeit die Produktion von Lokalität unter den von Appadurai beschriebenen Bedingungen der globalisierten Welt.
Im Anschluss daran soll untersucht werden, inwieweit ein Zusammenhang zwischen dem Habitus, wie er durch den französischen Soziologen Pierre Bourdieu beschrieben wurde, herstellbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Global-lokal - Lokal-global: Herausforderungen in einer globalisierten Welt
- 2. Globalisierung – Glokalisierung
- 3. Global Cultural Flows
- 4. „The production of Locality“ – die Erzeugung von Lokalität in einer deterritorialisierten globalisierten Welt
- 4.1. Global Production of Locality
- 4.2. Kontexte im Fluss der Landschaften
- 5. Habitus - sozialisierter und sozialisierender Körper
- 6. Habitus und Globalisierung: Zusammenhänge, Widersprüche, Folgen, Fragen
- 7. Nachtrag zum ersten Teil: Globalisierung einer Krise - Wie sich die Dimensionen der Globalisierung äußern können
- Beispiel: Birma
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Erzeugung von Lokalität in einer globalisierten Welt. Sie analysiert, wie globale Prozesse die lokalen Gegebenheiten beeinflussen und wie sich diese gegenseitig bedingen. Dabei werden die Konzepte der Global Cultural Flows (Appadurai) und des Habitus (Bourdieu) herangezogen.
- Die Definition und Auswirkungen von Globalisierung
- Das Konzept der Global Cultural Flows nach Appadurai
- Der Habitus nach Bourdieu und seine Relevanz im globalisierten Kontext
- Die Interaktion von globalen und lokalen Prozessen bei der Produktion von Lokalität
- Die Rolle von Medien und Migration in der Gestaltung lokaler Räume
Zusammenfassung der Kapitel
1. Global-lokal - Lokal-global: Herausforderungen in einer globalisierten Welt: Dieses Kapitel beginnt mit einer Einführung in die allgegenwärtige Diskussion um Globalisierung, anhand von aktuellen Beispielen aus Medienberichten. Es verdeutlicht die weitreichenden Auswirkungen der Globalisierung auf verschiedene Bereiche des Lebens, von der Süßwarenindustrie bis zum Vatikan. Der Einfluss von Migrationsprozessen, sowohl durch „Push“- als auch „Pull“-Faktoren, wird hervorgehoben. Der Abschnitt schließt mit einer kurzen Einführung in den Begriff der Globalisierung und der Ankündigung, das Modell der Global Cultural Flows von Arjun Appadurai im weiteren Verlauf der Arbeit zu untersuchen.
2. Globalisierung – Glokalisierung: Das Kapitel definiert Globalisierung anhand verschiedener soziologischer Perspektiven, beginnend mit der ökonomischen Sichtweise der OECD und erweitert durch die umfassenderen Ansätze von Giddens und Beck. Giddens betont die Intensivierung weltweiter Beziehungen, während Beck die Unterscheidung zwischen Globalität und Globalisierung herausstellt und den Begriff der Glokalisierung einführt, um den Zusammenhang zwischen globalen und lokalen Prozessen zu verdeutlichen. Das Kapitel legt den Grundstein für die spätere Analyse der Interaktion zwischen Globalem und Lokalem.
4. „The production of Locality“ – die Erzeugung von Lokalität in einer deterritorialisierten globalisierten Welt: Dieses Kapitel erforscht die Entstehung von Lokalität in einer globalisierten Welt. Es untersucht, wie globale Produktionsweisen und die Verbreitung von Informationen durch Medien die Wahrnehmung und Gestaltung von Lokalität beeinflussen. Die Rolle des Nationalstaates und die Herausforderungen des Auseinanderbrechens von räumlichem und sozialem Raum werden diskutiert, ebenso wie die Entstehung virtueller Nachbarschaften im digitalen Zeitalter. Der Fokus liegt auf der komplexen Interaktion von globalen und lokalen Kräften bei der Formierung von Lokalität.
5. Habitus - sozialisierter und sozialisierender Körper: In diesem Kapitel wird der Habitusbegriff nach Pierre Bourdieu vorgestellt. Der zitierte Satz „Ich bin in der Welt enthalten, aber die Welt ist auch in mir enthalten“ unterstreicht die enge Verknüpfung zwischen Individuum und sozialer Umwelt. Das Kapitel legt die Grundlage für die spätere Anwendung des Habitus-Konzepts auf die Analyse der Globalisierung und der Produktion von Lokalität.
6. Habitus und Globalisierung: Zusammenhänge, Widersprüche, Folgen, Fragen: Dieser Abschnitt untersucht die Verbindung zwischen dem Bourdieuschen Habituskonzept und den Prozessen der Globalisierung. Es analysiert, wie globale Einflüsse den Habitus prägen und wie der Habitus wiederum die Interaktion mit globalen Phänomenen beeinflusst. Die Analyse beleuchtet die komplexen Zusammenhänge, Widersprüche und Folgen dieser Interaktion.
Schlüsselwörter
Globalisierung, Glokalisierung, Global Cultural Flows, Arjun Appadurai, Habitus, Pierre Bourdieu, Lokalität, Deteritorialisierung, Medien, Migration, Nationalstaat, Raum, virtuelle Nachbarschaften.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: [Titel des Textes einfügen]
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text untersucht die Entstehung und Gestaltung von Lokalität in einer globalisierten Welt. Im Mittelpunkt steht die Analyse, wie globale Prozesse lokale Gegebenheiten beeinflussen und umgekehrt. Dabei werden die Konzepte der "Global Cultural Flows" (Appadurai) und des Habitus (Bourdieu) angewendet.
Welche Konzepte werden im Text behandelt?
Zentrale Konzepte sind Globalisierung, Glokalisierung, Global Cultural Flows (Appadurai), Habitus (Bourdieu), Deteritorialisierung, die Interaktion von globalen und lokalen Prozessen, die Rolle von Medien und Migration bei der Gestaltung lokaler Räume sowie die Herausforderungen einer globalisierten Welt.
Welche Autoren werden im Text zitiert?
Die Arbeit bezieht sich hauptsächlich auf die Theorien von Arjun Appadurai (Global Cultural Flows) und Pierre Bourdieu (Habitus). Zusätzlich werden Ansätze von Giddens und Beck zur Globalisierung diskutiert.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text gliedert sich in Kapitel, die verschiedene Aspekte der Globalisierung und Lokalität behandeln. Er enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Themen werden in den einzelnen Kapiteln behandelt?
Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Globalisierung und deren Auswirkungen. Kapitel 2 definiert Globalisierung und Glokalisierung anhand verschiedener soziologischer Perspektiven. Kapitel 4 konzentriert sich auf die "Produktion von Lokalität" in einer globalisierten Welt. Kapitel 5 erläutert Bourdieus Habitus-Konzept. Kapitel 6 untersucht den Zusammenhang zwischen Habitus und Globalisierung. Kapitel 7 analysiert die Auswirkungen der Globalisierung anhand eines Beispiels (Birma).
Welche Rolle spielen Medien und Migration im Text?
Medien und Migration werden als wichtige Faktoren betrachtet, die die Gestaltung lokaler Räume beeinflussen und die Interaktion zwischen globalen und lokalen Prozessen prägen.
Was versteht der Text unter „Produktion von Lokalität“?
Der Text untersucht, wie globale Produktionsweisen und Informationsverbreitung (durch Medien) die Wahrnehmung und Gestaltung von Lokalität beeinflussen. Es wird analysiert, wie sich globale und lokale Kräfte bei der Formierung von Lokalität gegenseitig bedingen.
Wie wird der Habitus im Kontext der Globalisierung betrachtet?
Der Text analysiert, wie globale Einflüsse den Habitus prägen und wie der Habitus wiederum die Interaktion mit globalen Phänomenen beeinflusst. Es werden die komplexen Zusammenhänge, Widersprüche und Folgen dieser Interaktion beleuchtet.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich mit den Themen Globalisierung, Lokalität und soziologischen Theorien auseinandersetzt.
- Quote paper
- BA Michael Kempmann (Author), 2007, Die Erzeugung von Lokalität in einer globalen Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112256