Nach dem viel beschworenen "Ende der Utopie" ist seit den Späten 1990ern ein erneutes Interesse an der Utopie in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Publizistik zu verzeichnen.
Die Studie untersucht, inwieweit gegenwärtige Neuverortungen utopischen Denkens noch in der Tradition von Thomas Morus stehen.
Weniger der Zusammenbruch des real-existierenden Sozialismus als vielmehr grundlegende Revisionen der modernen Raum- und Zeitwahrnehmung sowie ihre sozialen und politischen Implikationen stehen einer Wiederaneignung der Utopie in der Spätmoderne im Wege.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Utopiebegriff und Bezugsrahmen
- Totalitärer, intentionaler und klassischer Utopiebegriff
- Wandlungsfähigkeit und Lernprozesse der Utopie
- Das Ende der Utopie — zwei Versionen der Utopiekritik
- Utopie = Sozialismus = Totalitarismus. Die liberal-konservative Utopiekritik
- Das Ende der großen Erzählungen. Die postmoderne Utopiekritik
- Aspekte einer Neubestimmung utopischen Denkens seit 1990
- Die Erreichbarkeit der Utopie
- Die illusionslose Utopie
- Die konkrete Utopie nach dem Ende des Sozialismus
- Utopie als Szenariotechnik?
- Der Weg ist das Ziel: Die Utopie als Prozess
- Das Bilderverbot der Utopie
- Die Prozess-Utopie der kleinen Schritte
- Die Prozess-Utopie der Spätmoderne
- Die Diffusion des Utopischen in der Heterotopie
- Die Heterotopie nach Michel Foucault
- Pluralität heterogener Konstruktionen
- Beunruhigung statt Kompensation
- Der Übergang von der Utopie zur Heterotopie
- ,Degenerate Utopias' (Harvey)
- Die konservative Utopie der Gegenwart
- ,Living in Utopia' (Bauman): Die Utopie der Marktwirtschaft
- Der perfekte Körper als Utopie?
- Wandlungen der Utopie
- Die bisherigen Ergebnisse vor dem Hintergrund von Hartmut Rosas „Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne"
- Die Geschichte der Moderne als Beschleunigungsgeschichte
- Die Erosion der modernen Grundlagen utopischen Denkens
- Die Grenzen des Utopischen in der Spätmoderne
- Utopie als Chiffre oder: die Sehnsucht nach der Utopie
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, inwieweit sich aus der Vielfalt divergierender Positionen eine zeitgenössische Lesart der Utopie herauskristallisieren lässt. Dabei wird der klassische Utopiebegriff nach Richard Saage als Bezugspunkt verwendet, um die Unterschiede zwischen älteren und neueren Utopiekonzepten aufzuzeigen.
- Die Veränderung des Utopiebegriffs seit 1990
- Die Relevanz der Utopie in der Spätmoderne
- Die Rolle von Technik und Innovation in der Gestaltung von Utopien
- Die Beziehung zwischen Utopie, Heterotopie und Atopie
- Die Grenzen des Utopischen in der Spätmoderne
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 definiert den klassischen Utopiebegriff nach Richard Saage und grenzt ihn von anderen Utopiebegriffen ab. Es wird die Wandlungsfähigkeit und das Lernen innerhalb des Utopiediskurses beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert die beiden prominenten Kritiken am utopischen Denken: die liberal-konservative Utopiekritik, die Utopie mit Sozialismus und Totalitarismus gleichsetzt, und die postmoderne Utopiekritik, die die „großen Erzählungen" der Moderne als totalitär entlarvt.
Kapitel 4 untersucht vier Argumente, die im Zeichen einer Neubestimmung utopischen Denkens seit 1990 immer wieder auftauchen. Es geht um die Erreichbarkeit der Utopie, die Utopie als Prozess, die Diffusion des Utopischen in der Heterotopie und die „Degenerate Utopias" (Harvey).
Kapitel 5 stellt die bisherigen Ergebnisse in den Kontext von Hartmut Rosas soziologischer Spätmoderne-Diagnose. Es wird gezeigt, wie die Geschichte der Moderne als Beschleunigungsgeschichte verstanden werden kann und welche Auswirkungen die Beschleunigung auf die Grundlagen des utopischen Denkens hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Utopiebegriff, die Utopiekritik, die Spätmoderne, die Heterotopie, die Atopie, die Beschleunigung, die Entzeitlichung, die Individualisierung, die Globalisierung und die „degenerate utopias".
- Die Erreichbarkeit der Utopie
- Citation du texte
- Jan Rohgalf (Auteur), 2007, Renaissance der Utopie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112263