Über Fritz Kleins Autobiographie "Drinnen und Draußen, ein Historiker in der DDR"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil

1. Biographie von Fritz Klein und seine Einstellung zum Sozialismus in der DDR
2. Historisch – politischer Hintergrund
a. Die Weimarer Republik
b. Der Zweite Weltkrieg
c. Nachkriegszeit, DDR und Wende
3. Der Erste Weltkrieg
a. Geschichte des Ersten Weltkrieges
b. Der Erste Weltkrieg in der Geschichtswissenschaft der DDR und dem Westen

III. Schlussfolgerung

IV. Quellenangaben

I. Einleitung

Dieses autobiographische Werk von dem deutschen Historiker Fritz Klein beschreibt nicht nur das Leben und Werk dieses Mannes, sondern es ist zugleich ein Zeugnis deutscher Geschichte. Von der Zwischenkriegszeit über das Naziregime zur DDR und der Wende sind hier fast alle wichtigen Daten der deutschen Geschichte bezeugt. Fritz Klein berichtet über seine Kindheit in den Goldenen Zwanzigern, zur Zeit des Börsencrashs und der Weimarer Republik, vom Jugendalter in der Nazizeit, aus dem Leben eines Wehrmachtssoldaten, der eigentlich gegen den Krieg ist und vom Leben eines politisch interessierten Historikers in der DDR.

Diese Arbeit soll aber nicht nur den Werdegang des DDR-Historikers Fritz Klein behandeln, sondern auch die Funktionalisierung des Ersten Weltkrieges in der DDR anhand eines Artikels von Fritz Klein in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft aus dem Jahr 1994.

Nach einer Biographie des genannten Historikers folgt ein kurzer historischer Überblick über die politischen Ereignisse im Leben von Fritz Klein, welche sein Schaffen beeinflusst haben. Anschließend wird der Erste Weltkrieg behandelt, da Fritz Klein sich als politisch interessierter Historiker sehr für diese Zeit interessiert hat und seine Arbeiten auf diesem Gebiet noch heute als Referenz eine große Bedeutung haben. Außerdem wurde gerade der Erste Weltkrieg von der DDR oft zu politischen Zwecken herangezogen.

II. Hauptteil

1. Biographie von Fritz Klein und seine Einstellung zum Sozialismus in der DDR

Fritz Klein wurde am 11. Juli 1924 als erstes von vier Kindern in Berlin geboren. Seine Eltern, Michael Arthur Friedrich Klein und Gertrud Klein, geborene Orendt, waren beide Siebenbürgischer Abstammung. Seit November 1925 war sein Vater Chefredakteur der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ). Fritz Klein entstammt einer gutsituierten bürgerlichen Familie.[1]

Der Vater, der relativ nationalistisch eingestellt war, befürwortete die Beteiligung der Nationalsozialisten an der Reichsregierung. Insofern stand er den Nationalsozialisten relativ nahe, war aber selbst keiner, da er den Antisemitismus der Nazis kritisierte und auch ihrem, in seinen Augen problematischen Sozialismus kritisch gegenüber stand.[2]

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1936 litt die Familie vorerst keine finanzielle Not. Doch nach der Erkrankung der Mutter an Tuberkulose wurde Fritz Klein, zusammen mit seinem Bruder 1937 zum Oberschulrat Heinrich Deiters in Pflege gegeben. Auch Heinrich Deiters war sehr patriotisch. Er hat Fritz Klein sehr geprägt was dessen politische Einstellung zur DDR anbelangt und war sozialdemokratisch eingestellt.[3] Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1938, blieben die beiden älteren Söhne bei der Familie Deiters, während die beiden jüngeren Söhne zu den Großeltern nach Hermannstadt (heute Sibiu, Region Siebenbürgen in Rumänien) gingen.[4]

Als Fritz Klein im Juli 1942 achtzehn Jahre alt wurde, fasste er den Entschluss sich freiwillig zum Dienst in der Wehrmacht zu melden. Er tat dies keineswegs aus Sympathie dem Nationalsozialismus gegenüber, sondern aus ganz pragmatischen Gründen, da er dadurch einerseits dem Arbeitsdienst entging und andererseits die Waffengattung selbst auswählen durfte und deshalb nicht in die Infanterie musste, welche die meisten Verluste zu melden hatte. Er meldete sich zum Nachrichtendienst. Gegen Ende des Krieges wurde er an die Ostfront versetzt.[5]

Viele Soldaten nutzten den chaotischen Rückzug der deutschen Wehrmacht und die Nähe des Gegners um überzulaufen. Auch Fritz Klein hatte die Gelegenheit dazu, doch er wollte nicht fliehen:

„Es war so einfach wie logisch unvereinbar: ich fand den Krieg, den wir führten, nicht gut, und ich billigte die Haltung von Soldaten nicht, die die Front wechselten. Der Gedanke, das zu tun, kam mir gar nicht in den Sinn.“[6]

Nach dem Krieg wollte Fritz Klein den Nationalsozialismus überwinden. Er wollte mithelfen am Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung: „[…] geprägt durch das Vorbild von Vater und Pflegevater, denen es selbstverständlich gewesen war, tätig am öffentlichen Leben teilzunehmen, wäre es mir ganz fremd gewesen, beiseite zu stehen, abzuwarten, wie die Dinge sich entwickeln würden. Ich wollte mittun bei dem, was nun zu tun war.“[7] Aus diesem Grund ist Fritz Klein 1946 der KPD beigetreten, welche dann zusammen mit der SPD die SED, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands bildete.[8]

Fritz Klein wollte, wie viele andere auch, die Einheit Deutschlands. Doch viele Menschen wandten sich ab von der SED, da sie nicht mit der undemokratischen und diktatorischen Politik der Partei einverstanden waren. Ganz anders Fritz Klein. Er verurteilte damals eine solche Haltung und dachte nicht daran aufzugeben. Er wollte sich beteiligen am „Aufbau einer radikal veränderten, ausbeutungsfreien, dem Frieden verpflichteten Gesellschaft der sozialen Gerechtigkeit“. Dies war für ihn die einzige Alternative zum faschistischen Deutschland und wurde seiner Meinung nach nur in Ostdeutschland angewendet.[9]

Für Fritz Klein gab das sozialistische Regime die Aussicht auf Überwindung der alten Ordnung. Er war sich dabei der demokratischen Defizite des Regimes durchaus bewusst. Der DDR-Historiker wollte Gleichheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Frieden in seiner Heimat durchsetzen. Er wollte das Regime nicht stürzen, sondern von innen reformieren. Durch eine kritische Untersuchung der Vergangenheit und besonders der rezenten Vergangenheit „im Sinne eines undogmatisch aufgefassten Marxismus“, wollte er seinen Beitrag zu einer solchen Entwicklung leisten.[10]

1947 begann er mit seiner publizistischen Tätigkeit. Er hat sein Leben lang kleinere Beiträge zur Zeitgeschichte und jüngsten Vergangenheit für Tages – und Wochenzeitschriften verfasst.[11] 1952 promovierte er mit einer Dissertation über Die diplomatischen Beziehungen Deutschlands zur Sowjetunion 1917 bis 1932, welche noch im selben Jahr publiziert wurde[12]. Ausserdem war er seit 1952 Redaktionssekretär der neu gegründeten Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG), dem Ostdeutschen Pendant zur westdeutschen Historischen Zeitschrift. 1953 wurde er Chefredakteur der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.[13]

Mitbegründer der ZfG war der DDR-Historiker Alfred Meusel, einer der Gründungsväter der DDR-Geschichtswissenschaft und Mentor von Fritz Klein während des Studiums. Genau wie Meusel hielt Fritz Klein die sozialistische Ordnung der DDR für sozial gerechter und antifaschistisch zuverlässiger als die restaurative westdeutsche Politik.[14] Beide wollten mit den Mitteln der Geschichtswissenschaft einen Beitrag leisten „zur Schaffung eines einheitlichen, demokratischen, friedliebenden Deutschlands.“[15]

Während seiner Redaktionsleitung in der ZfG legte Fritz Klein besonderen Wert auf moderate und sachliche Argumentation. Doch genau das war den SED Leuten wohl ein Dorn im Auge, besonders im Jahr 1957, als die DDR nach dem Ungarn – Aufstand im Oktober 1956 einen verschärften innenpolitischen Kurs einschlug. Im Mai 1957 musste Fritz Klein seinen Posten in der ZfG verlassen, da man ihn in Zusammenhang brachte mit der Harich – Janka – Gruppe. Diese Gruppe um den Philosophen Wolfgang Harich und den Leiter des Aufbau – Verlages Walter Janka hatte ein regimekritisches Dokument verfasst mit dem Ziel die DDR zu reformieren und die Wiedervereinigung Deutschlands zu erreichen. Die SED sah dies jedoch anders und klagte die Gruppe an. Sie habe das Ziel der Wiedervereinigung Deutschlands verfolgt, so die Anklage, und dabei die Liquidierung der DDR in Kauf genommen.[16]

Im Juni 1957 wird Fritz Klein wissenschaftlicher Oberassistent im Institut für Geschichte an der Deutschen Akademie in Berlin angestellt. Dieses Geschichtsinstitut ist eine Institution für marxistisch – leninistische Geschichtswissenschaft. Folglich war der Druck, der von der Partei auf die Mitarbeiter ausgeübt wurde sehr stark. Die Deutsche Akademie, welche 1972 in Akademie der Wissenschaften der DDR umbenannt wurde, blieb Fritz Kleins Arbeitsstelle bis zum Ende seiner Berufstätigkeit im Jahr 1991.[17]

Mit dem Bau der Mauer 1961 änderte sich Fritz Kleins Grundeinstellung nicht. Er nahm die Mauer hin als kleineres Übel für die Aufgabe eines „legitimen Gesellschaftsversuchs“.[18]

Als Historiker wandte er sich der Geschichte Deutschlands im Ersten Weltkrieg zu.[19] Er erhielt 1957 den Auftrag am Lehrbuch der deutschen Geschichte mitzuarbeiten. Er war für die Zeitspanne zwischen der Jahrhundertwende und der Oktoberrevolution im Jahr 1917 zuständig. Das Lehrbuch der deutschen Geschichte war relativ erfolgreich und wurde zwischen 1961 und 1986 in fünf Auflagen gedruckt.[20] Fritz Klein interessierte sich deshalb für den Ersten Weltkrieg, da die beiden Strömungen Faschismus und Kommunismus, die ihn besonders geprägt haben, diesem Elementarereignis entsprungen sind. Er wollte die Quelle der beiden Strömungen untersuchen, die seine Generation so geprägt haben. Er studiert also „die Vergangenheit um die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft besser zu gestalten.“[21]

[...]


[1] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Frankfurt am Main: Fischer Verlag GmbH 2000, Seite 15-24.

[2] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 37.

[3] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 58-64.

[4] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 65.

[5] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 85-88.

[6] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 89.

[7] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 115.

[8] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 120-121.

[9] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 140-141.

[10] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 143.

[11] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 150.

[12] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 157.

[13] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 163-167.

[14] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 169-171.

[15] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 171.

[16] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 192-195. Vergl. auch Ullrich, Volker: Eine grandiose Täuschung, der bedeutende DDR-Historiker Fritz Klein hat seine Erinnerungen geschrieben, in: Die Zeit, 2000, http://www.zeit.de/2000/11/200011.p-klein_.xml?page=4 (25.05.2008).

[17] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 198-201.

[18] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 213.

[19] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 220.

[20] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 203-205.

[21] Klein, Fritz : Drinnen und Draußen, Ein Historiker in der DDR, Erinnerungen, Seite 220-221.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Über Fritz Kleins Autobiographie "Drinnen und Draußen, ein Historiker in der DDR"
Hochschule
Université du Luxembourg
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V112344
ISBN (eBook)
9783640136469
ISBN (Buch)
9783640136926
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fritz, Kleins, Autobigraphie, Drinnen, Draußen, Historiker
Arbeit zitieren
Isabelle Schleich (Autor:in), 2008, Über Fritz Kleins Autobiographie "Drinnen und Draußen, ein Historiker in der DDR", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112344

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Über Fritz Kleins Autobiographie "Drinnen und Draußen, ein Historiker in der DDR"



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden