[...]
Die Regeln dieser Kremlinologie schien Nikita S. Chruščev überraschenderweise am Besten zu beherrschen. Die unverteilte Erbschaft Stalins als de facto absolutistischer Machthaber trat er spätestens 1957 mit einem finale fortissimo an, nachdem er sich in drei schwerwiegenden Machtkämpfen zu behaupten wusste.Ebendiese Machtkämpfe – besonders gegen Lavrentij Berija 1953 und Georgii Malenkov 1955 – wird diese Arbeit genauer untersuchen. Zentrale Frage soll dabei sein, mit welchen Mitteln es Nikita S. Chruščev – der innerhalb seines Kollegiums eher als Bauerntölpel denn als potenzieller Totengräber des Stalinkults galt – gelang solch politische Schwergewichte Schachmatt zu setzen und sich an die Spitze des Staates zu manövrieren. Um diese Vorgabe zu erfüllen wird es zunächst nötig sein, sich die politischen und gesellschaftlichen Ausgangspunkte genauer vor Augen zu führen. Denn gerade in den spätstalinistischen Entwicklungen von Politik und Gesellschaft liegen diverse Handlungsimperative verborgen, welche zunächst herausdestilliert werden müssen. Vor diesem Hintergrund soll sich die Arbeit dann direkt in die Situation des Jahres 1953 hineinzoomen, um anschließend das Hauptanliegen aus ihr heraus zu entwickeln. Dieses wird im Wesentlichen die zwei Machtkämpfe Chruščevs gegen Lavrentii Berija und Georgii Malenkov mit all ihren zum Einsatz gekommenen Kampfmitteln detailliert untersuchen, komplettierend, jedoch weniger tiefgründig die Geschehnisse rund um den Vorabend des Chruščevschen Zenits im Jahre 1957 darstellen, um abschließend die herausgefundenen Ergebnisse in einer Schlussfolgerung zusammenzufassen.Unumgänglich anzumerken sei noch die grundsätzlich nicht zufriedenstellende Quellenlage zur post-stalinistischen Sowjetunion. Da die russischen Archive immer noch nicht vollständig geöffnet sind, beschränken sich die Untersuchungen über die UdSSR der 50er Jahre im Wesentlichen auf die Memoiren Nikita Chruščevs und anderer Zeitzeugen, sowie auf vereinzelte Protokolle der ZK-, Präsidiumssitzungen etc. pp. Demzufolge wird man zu einem endgültigen Ergebnis mit definitiven Aussagen darüber was, wie und warum geschehen ist, kaum kommen. Ein Versuch das Dunkel der Kremlpolitik nach dem Tode Stalins mit dem vorhandenen Material zu beleuchten sei aber nichtsdestotrotz versucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangspunkte
- Gesellschaftlich
- Politisch
- Machtkämpfe
- Chruščev gegen Berija
- Chruščev gegen Malenkov
- Chruščev gegen die antiparteiliche Gruppe
- Resultate
- Literatur
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Machtkämpfen im post-stalinistischen Mežducarstvie zwischen 1953 und 1955. Sie untersucht, wie Nikita S. Chruščev, der als potenzieller Totengräber des Stalinkults galt, es schaffte, sich an die Spitze des Staates zu manövrieren. Die Arbeit analysiert die politischen und gesellschaftlichen Ausgangspunkte, die zu den Machtkämpfen führten, und untersucht insbesondere die Konflikte zwischen Chruščev und Lavrentij Berija sowie Chruščev und Georgii Malenkov.
- Die politische und gesellschaftliche Situation in der Sowjetunion nach Stalins Tod
- Die Machtkämpfe zwischen Chruščev und Berija, Chruščev und Malenkov
- Die Strategien und Taktiken, die Chruščev in den Machtkämpfen einsetzte
- Die Rolle des Politbüros und der Partei im post-stalinistischen Machtgefüge
- Die Folgen der Machtkämpfe für die sowjetische Politik und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Situation in der Sowjetunion nach Stalins Tod dar und führt in die Thematik der Machtkämpfe ein. Sie beleuchtet die Bedeutung der „Einheit der Führerschaft" als propagandistische Fassade und beschreibt das Interregnum, das nach Stalins Tod einsetzte. Die Einleitung stellt Nikita S. Chruščev als den entscheidenden Akteur in den Machtkämpfen vor und skizziert die zentralen Fragen, die die Arbeit behandelt.
Das Kapitel „Ausgangspunkte" analysiert die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die den Machtkämpfen zugrunde lagen. Es beschreibt die schwierige wirtschaftliche und soziale Situation in der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg und beleuchtet die Folgen des Stalinismus für die Gesellschaft.
Das Kapitel „Machtkämpfe" untersucht die wichtigsten Konflikte zwischen Chruščev und seinen politischen Gegnern. Es analysiert die Strategien und Taktiken, die Chruščev in den Machtkämpfen gegen Lavrentij Berija und Georgii Malenkov einsetzte, und beleuchtet die Rolle des Politbüros und der Partei in diesen Auseinandersetzungen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den post-stalinistischen Machtkampf, Nikita S. Chruščev, Lavrentij Berija, Georgii Malenkov, Politbüro, Partei, Sowjetunion, Entstalinisierung, Interregnum, Kremlinologie, politische Strategie, gesellschaftliche Bedingungen, wirtschaftliche Situation, soziale Lage, Zweiter Weltkrieg, Stalinismus, Terror, Propaganda, Machtgefüge.
- Citation du texte
- Markus Müller (Auteur), 2008, Die Anatomie politischer Machtkämpfe im post-stalinistischen Mežducarstvie 1953-1955, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112472