Der globale Kapitalmarkt - Entstehung, Struktur und politische Probleme


Dossier / Travail de Séminaire, 2006

17 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der globale Kapitalmarkt und seine Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg

3. Akteure und Struktur der internationalen Finanzmärkte
3.1. Akteure
3.2. Struktur

4. Politische Probleme
4.1. Das Trilemma der Politik
4.2. Steuerung und Aufsicht durch staatliche Organe
4.3. Umverteilungsproblematik

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Neben der globalisierten Welt der Gütermärkte – beinahe täglich haben wir mit Waren aus anderen Ländern zu tun, seien es Sportschuhe aus Taiwan, DVD-Player aus China oder Kleidung aus Vietnam – existiert auch eine ebenso globalisierte Welt der Kapitalmärkte. Vielmehr hängen beide Märkte direkt zusammen. Kapital aus den damit reichlich ausgestatteten Industrieländern fließt heute beinahe überall hin, immer auf der Suche nach der besten Rendite, und dies fast immer ohne Einschränkungen.

Doch jede Entwicklung bringt Begleiterscheinungen mit sich. So positiv die Verbraucher die Produkte aus aller Herren Länder auch aufnehmen – sei es wegen deren ungekannter Vielfalt oder den günstigen Preisen – so sehr bedauern sie die damit einhergehenden Verwerfungen auf dem eigenen Arbeitsmarkt. Eine stattfindende Umverteilung zwischen Kapital und Arbeit sowohl in den Industrie- wie in Entwicklungsländern beschreibt diese Verwerfungen. Bevor auf die Ursachen und Mechanismen dieser Problematik, die vor allem innenpolitischer Natur sind, im zweiten Teil eingegangen werden wird, sollen aber die Probleme in Bezug auf die Steuerung und Überwachung der weitgehend freien Kapitalmärkte thematisiert werden. Diese eher rahmenpolitischen Fragen können in einem internationalen Umfeld nur international beantwortet werden. Doch hierbei existiert ein Trilemma der innerstaatlichen Ziele und die außenpolitische Abstimmung funktioniert, wegen teils ungeklärter Zuständigkeitsfragen, nicht reibungslos.

Wie jedoch hat sich nun nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges dieser internationale Kapitalmarkt überhaupt entwickelt, was waren die Auslöser und wie sieht er heute aus? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der nun folgende erste Teil der Arbeit ausführlich.

2. Der globale Kapitalmarkt und seine Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg

Nach dem endgültigen Zusammenbruch des Systems von Bretton-Woods 1973, das durch feste Wechselkursen zwischen den Währungen der Welt geprägt war, geben zunächst die westlichen Industrieländer und später auch viele weitere Schwellen- und Entwicklungsländer ihre Wechselkurse frei. Damit einher gehen auch Lockerungen bzw. die völlige Freigabe von Kapitalbewegungen über die Landesgrenzen hinweg. Der freie Kapitalverkehr verzeichnet seither eine rasante Entwicklung und Steigerungsraten, die jene des weltweiten BIP deutlich überflügeln (vgl. Krugman / Obstfeld 2004: 824).

Ein Kennzeichen für diese Entwicklung ist im so genannten 'Off-Shore-Banking' zu sehen. Darunter versteht man die Geschäftstätigkeit einer Bank entweder in einem anderen Land als seinem Stammsitz oder die Annahme und Vergabe von Einlagen bzw. Krediten in einer exterritorialen Währung (z.B. die Vergabe eines auf US-Dollar lautenden Kredits einer Bank in Groß Britannien). Beim letzteren spricht man auch von 'Off-Shore-Devisengeschäften' (vgl.Krugman / Obstfeld 2004: 825). Diese 'Off-Shore-Aktivitäten' lassen sich schon in den 1950ern ausmachen, wobei ein schnelles Wachstum dieser mit der Einführung der Ausländerkonvertibilität durch die bedeutendsten europäischen Staaten im Jahr 1958 eintritt. Besonders London zeigt sich als Finanzplatz, der bis dahin schon hohe Dollarguthaben verzeichnen, und damit vom Wegfall von Beschränkungen beim Handel mit ausländischen Währungen profitieren kann (vgl. Ehrlicher 1984: 123f). Dieser historischen Gegebenheit verdanken auch alle Einlagen in der – bis zur Einführung des Euro 1999 – unangefochtenen Leitwährung US-Dollar in Gebieten außerhalb der USA die Bezeichnung 'Euro-Dollar'. Trotz der erwähnten europäischen Gemeinschaftswährung und der Tatsache, dass sich diese 'Euro-Dollar-Märkte' schon lange nicht mehr auf Europa beschränken – wichtige Handelsplätze sind beispielsweise Singapur, Hongkong oder die Bahamas – wurde die Bezeichnung bis heute beibehalten (vgl. Krugman / Obstfeld 2004: 825).

Die Ausweitung des Handels mit den beschriebenen Euro-Dollar lässt sich zunächst auf den gestiegenen Welthandel nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zurückführen. Hauptgrund war der Bedarf nicht-amerikanischer und vornehmlich europäischer Unternehmen an US-Dollar zur Abwicklung ihrer Auslandsgeschäfte. Der Einfachheit halber und auch wegen der größeren Nähe zu ihren angestammten Hausbanken wandten sich die Unternehmen an diese, um an Dollar zu kommen. Dennoch lässt sich mit dem reinen, den Güterhandel tragenden Devisenumschlag nicht das Ausmaß des globalen Kapitalmarktes erklären. Hinzu treten politische Erwägungen sowie gesetzliche Vorschriften für die Geschäftsbanken, die die Euro-Dollar-Märkte anwachsen lassen.

Ein großer Teil der Dollar-Einlagen bei europäischen Banken ist darauf zurückzuführen, dass die Sowjetunion und die in ihrem Einflussbereich liegenden Staaten Osteuropas ihre bis dahin in den USA angelegten Gelder, die vornehmlich als Währungsreserven dienen, abziehen. Aus Furcht vor Beschränkungen bzw. dem Einfrieren der Guthaben durch die US-Regierung im sich zuspitzenden Antagonismus zwischen West und Ost und dem sich abzeichnenden 'Kalten Krieg' wollen jene Staaten ihre Guthaben lieber dem Geltungsbereich der amerikanischen Gerichtsbarkeit entziehen und setzen dabei auf die schon bestehenden Euro-Dollar-Märkte, allen voran in London (vgl. Krugman / Obstfeld 2004: 826; Ehrlicher 1984: 135f).

Bevor ich zu einem weiteren weltpolitisch motivierten Grund komme, US-Dollar außerhalb des eigentlichen Dollar-Währungsgebietes anzulegen, zunächst zu zwei regulatorischen Gründen, weshalb die Euro-Dollar-Märkte so stark wurden.

Der eine ist darin zu sehen, dass der Vorkriegs-Leitwährung – das britische Pfund – durch eine Zahlungsbilanzkrise 1957 unter solchen Druck geriet, dass die britische Regierung den dort ansässigen Banken untersagte den nicht-britischen Außenhandel mit Pfund-Krediten zu finanzieren. Um sich dieses Geschäft nicht entgehen zu lassen, satteln die Banken in Groß Britannien auf Dollar um, für dessen Handel zudem im Vereinigten Königreich die strengen gesetzlichen Regelungen, die für das Pfund gelten, keine Anwendung finden (vgl. Krugman / Obstfeld 2004: 826; Ehrlicher 1984: 135).

Die in Groß Britannien fehlenden Regularien den Dollar betreffend erfahren darüber hinaus eine Aufwertung, da in den Vereinigten Staaten Vorschriften für die Annahme und Verzinsung von Dollar-Einlagen gelten. Die so genannte 'Regulation Q' sieht ein Verbot der Verzinsung von Sichteinlagen und eine Obergrenze für die Verzinsung von Termineinlagen mit relativ niedriger Obergrenze vor. Hinzu kommen besondere Regelungen für die Besteuerung der Zinsen. Da die europäischen Banken bzw. die dortigen Niederlassungen von US-Banken an diese Einschränkungen nicht gebunden sind, wird die Anlage von US-Dollar zu besseren Konditionen im Off-Shore-Markt attraktiv, und das ohne ein Wechselkursrisiko tragen zu müssen. Darüber hinaus gelten von 1965 bis 1974 Kapitalverkehrsbeschränkungen in den USA, um das US-Zahlungsbilanzdefizit zu bekämpfen. US-amerikanische Unternehmen umgehen dieses allerdings durch bilanztechnisches Verschieben der Gewinne auf ihre ausländischen Töchter. Ähnliche Vorschriften in den USA gelten auch für die Kreditvergabe, bei der die Bildung eines unverzinslichen Gegenguthabens von bis zu 20% der Kreditsumme gefordert wird. Auch dies gilt so nicht für Banken in London. Damit werden aber beide Bankentätigkeiten aus den USA verdrängt und stärken die Euro-Dollar-Märkte (vgl. Ehrlicher 1984: 134f; Krugman / Obstfeld 2004: 827).

Mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems enden auch in weiten Bereichen die Kapitalverkehrskontrollen und die Freigabe der Wechselkurse erfolgt. Damit ist ein Antrieb für den Euro-Dollar-Markt gefallen. Zugleich ergibt sich aber ein erneuter politischer Grund für die Anlage von US-Dollar in Europa: Die beiden Öl-Krisen 1973/74 und 1979/80 bescheren den OPEC-Staaten Einnahmen in ungekannter Höhe. Da Öl in US-Dollar gehandelt wird, besitzen diese Staaten nun enorme Devisenreserven, die sie aber, aus ähnlichen Motiven wie 20 Jahre zuvor die Sowjetunion, nicht in den USA anlegen, sondern lieber bei europäischen Banken einzahlen. Das Wachstum der Euro-Dollar-Märkte geht also ungebremst weiter (vgl. Krugman / Obstfeld 2004: 827).

Die Folgejahre zeigen keine neuen Entwicklungsstufen. Vielmehr werden die nun vorhandenen Märkte in Anbetracht der Freigabe von Kapitalverkehr und dem freien Floaten der Währungen zueinander wie selbstverständlich genutzt. Neben der weitreichenden Entwicklungen in der Telekommunikationstechnik bleiben aber unterschiedliche regulatorische Maßnahmen der Einzelstaaten die Triebfedern. Beispielsweise entfallen in Groß Britannien Mindesreservevorschriften, die für Pfundkredite sehr wohl gelten, für Einlagen in anderer Währung. Daher genießen Banken im Vereinigten Königreich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Banken in den USA oder auch Deutschland, wo diese Vorschriften für alle Einlagen ähnlich beschaffen sind. Die Feststellung, dass solche Staaten zu Umschlagplätzen des internationalen Kapitals werden, in denen generell oder für Fremdwährungen vergleichsweise lockere Bestimmungen gelten, lässt sich auch am Beispiel Luxemburg ablesen (vgl. Krugman / Obstfeld 2004: 828). Die globale Integration der globalen Finanzmärkte, beginnend mit dem Devisenmarkt, setzt sich auch in den Folgejahren fort. Zunächst entsteht in den 1980ern ein globaler Markt für Anleihen. Dieser ermöglicht insbesondere ein breiteres Angebots­spektrum für die Finanzierung von Unternehmen abseits vom klassischen Bankkredit, der allenfalls durch unterschiedliche Zinssätze in den verschiedenen Staaten eine gewisse Auswahl bietet. Erst zu Beginn der 1990er erfolgt schließlich auch die Internationalisierung der Aktienmärkte mit Käufen von Unternehmensanteilen im großen Stil durch institutionelle amerikanische Anleger und die Listung von ausländischen Unternehmen an den US-Börsen (vgl. Cobbers 2005: 86ff).

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Der globale Kapitalmarkt - Entstehung, Struktur und politische Probleme
Université
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg  (Institut für Wirtschaftswissenschaften)
Cours
Hauptseminar Außenwirtschaft
Note
1,7
Auteur
Année
2006
Pages
17
N° de catalogue
V112523
ISBN (ebook)
9783640111572
Taille d'un fichier
488 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kapitalmarkt, Entstehung, Struktur, Probleme, Hauptseminar, Außenwirtschaft
Citation du texte
Christian Schneider (Auteur), 2006, Der globale Kapitalmarkt - Entstehung, Struktur und politische Probleme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112523

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