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Es ist festzustellen, dass innerhalb der deutschen Frauenbewegung vielfache Initiativen, Projekte und Vereinsgründungen oftmals dem Engagement jüdischer Frauen zu verdanken sind. Dies ist vor allem im Bereich der Sozialen Arbeit der Fall. Auswertungen zeitgenössischer und gegenwärtiger Darstellungen zur Geschichte der Frauenbewegung der Historikerin Irmgard Maya Fassmann belegen, dass insgesamt ca. ein Drittel der führenden Frauenrechtlerinnen jüdischer Abstammung gewesen sind.
Diese Hausarbeit möchte daher ausgehend von der Feststellung, dass jüdische Frauen innerhalb der deutschen bürgerlichen Frauenbewegung überdurchschnittlich stark repräsentiert waren, zunächst der Frage nachgehen, wie sich der hohe Anteil jüdischer Frauen innerhalb der frühen sozial ausgerichteten Fürsorge- und Wohlfahrtsorganisationen erklärt. Zudem soll weiter gefragt werden, ob es primär Emanzipationsbestrebungen (im doppelten Sinne: der Frauen und der Jüdinnen) waren, die sie zur Sozialen Arbeit geführt haben? Oder wollten sie vielleicht eher durch soziale Leistungen und „Assimilation“ antisemitischen Tendenzen innerhalb der Gesellschaft entgegenwirken? Welche Rolle spielt dabei die jüdische Religion und Tradition bzw. sind Einflüsse und wenn ja, welche, für die Entwicklungen der Profession innerhalb der Sozialen Arbeit zu verzeichnen?
Zur eingehenden Auseinandersetzung mit den Fragestellungen wird ein spezifischer historischer Ausschnitt gewählt: Es sollen die frühesten Verbindungen von Sozialer Arbeit/Sozialpädagogik in Zusammenhang mit der deutschen Frauenbewegung untersucht werden, wie sie in der sog. Fröbelbewegung im 19. Jahrhundert zu Tage treten. Anhand der sozialen Tätigkeiten der jüdisch-bürgerlichen Frauenrechtlerinnen Johanna Goldschmidt, Henriette Goldschmidt und Lina Morgenstern, soll diese “Verbindung“ vor dem Hintergrund der sozialhistorischen Lage der jüdischen Frauen in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts auf einen wohlmöglichen jüdischen Einfluss hin untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Johanna Goldschmidt (1806-1884)
- Zum Zusammenhang von Professionalisierung der Sozialen Arbeit und bürgerlicher deutscher Frauenbewegung unter dem Einfluss deutsch-jüdischer Frauenrechtlerinnen
- Das deutsch-jüdische Bürgertum und die Rolle der deutsch-jüdischen Frau innerhalb der Gesellschaftsordnung des 19. Jahrhunderts
- Jüdinnen in der Fröbelbewegung
- Henriette Goldschmidt (1825-1920)
- Lina Morgenstern (1830-1909)
- Die Entwicklung der Profession unter dem Einfluss von Frauenbewegung und Judenemanzipation
- Forschungsliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung der Profession der Sozialen Arbeit im 19. Jahrhundert, insbesondere unter dem Einfluss der bürgerlichen Frauenbewegung und der Judenemanzipation. Sie analysiert die Rolle jüdischer Frauen in der Fröbelbewegung und untersucht, wie ihre Emanzipationsbestrebungen und die jüdische Tradition die Entwicklung der Sozialen Arbeit beeinflusst haben.
- Zusammenhang zwischen Professionalisierung der Sozialen Arbeit und bürgerlicher Frauenbewegung
- Rolle deutsch-jüdischer Frauen im 19. Jahrhundert
- Einfluss jüdischer Frauen auf die Fröbelbewegung
- Emanzipationsbestrebungen jüdischer Frauen und ihre Motivation zur Sozialen Arbeit
- Bedeutung der jüdischen Religion und Tradition für die Entwicklung der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Professionalisierung der Sozialen Arbeit und der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland. Es wird die Rolle deutsch-jüdischer Frauenrechtlerinnen in diesem Prozess hervorgehoben und die spezifischen Herausforderungen für Frauen im 19. Jahrhundert beleuchtet. Das zweite Kapitel widmet sich dem deutsch-jüdischen Bürgertum und der Rolle der deutsch-jüdischen Frau innerhalb der Gesellschaftsordnung des 19. Jahrhunderts. Es werden die Prozesse der Assimilation und Akkulturation des deutschen Judentums sowie die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen für jüdische Frauen in dieser Zeit untersucht. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Rolle jüdischer Frauen in der Fröbelbewegung. Es werden die Biografien von Johanna Goldschmidt, Henriette Goldschmidt und Lina Morgenstern vorgestellt und ihre sozialen Tätigkeiten im Kontext der Fröbelbewegung analysiert. Das vierte Kapitel untersucht die Entwicklung der Profession der Sozialen Arbeit unter dem Einfluss von Frauenbewegung und Judenemanzipation. Es werden die spezifischen Herausforderungen und Chancen für jüdische Frauen in der Sozialen Arbeit im 19. Jahrhundert beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Professionalisierung der Sozialen Arbeit, die bürgerliche Frauenbewegung, die Judenemanzipation, die Fröbelbewegung, deutsch-jüdische Frauenrechtlerinnen, Assimilation, Akkulturation, jüdische Religion und Tradition, Johanna Goldschmidt, Henriette Goldschmidt, Lina Morgenstern.
- Citar trabajo
- Katarina Lenczowski (Autor), 2007, Die Entwicklung der Profession der Sozialen Arbeit unter dem Einfluss von Frauenbewegung und Judenemanzipation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112537