Betrachtet man den Begriff „Zorn“ in den klassisch gewordenen Werken der Literatur, der Musik und des Kinos, wird sich die Bibel schwerlich übergehen lassen, denn in ihren Kapiteln und Versen ist häufig von dieser Emotion die Rede. Und mehr noch als von menschlichem, zeugt sie von göttlichem Zorn. Daran nehmen besonders Christen Anstoß, denn in ihr Bild vom lieben und guten Gott Jesus passt der Jahwe nicht, der in Raserei schreckliche und grausame Strafen vom Himmel regnen und Vernichtungskriege führen lässt, die mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, sämtlichen Genfer Konventionen und den Transparentbotschaften der Ostermärsche nicht im Einklang stehen. Das geht soweit, dass selbst einige Theologen all das von Jahwe, das nicht jesuanisch genug ist, um als christlich in ihrem Sinne durchgehen zu können, als „jüdischen Atavismus“ ablehnen und aus dem Christentum ausscheiden.
Atheisten gibt der Gotteszorn in der Bibel ein Argument in die Hand, das sie in ihrer Ablehnung der jüdisch-christlichen Religion bestärkt. Ein Gott, der unmenschlich ist, der unfair reagiert, der unaufgeklärt agiert, der nicht den Werten der heutigen Menschen entspreche, dem fehle schlechthin die Legitimation, um Gott zu sein. Agnostiker mögen sagen, diesem Gott, sollte er denn existieren, gebühre keine Anbetung.
Ich möchte mich in dieser Arbeit mit dem Phänomen des Gotteszorns in der Bibel beschäftigen, den Zorn beschreiben, die Rechtfertigung des Zorns, die die Bibel anbietet, darlegen, sowie Erklärungen und Anwendungen des Zorns vorstellen, die drei Größen der Kirchengeschichte gefunden haben. Ich vertrete dabei die Haltung, der Zorn Gottes an sich verfolge bei aller Emotion einen heilsgeschichtlichen Plan und sei nicht das Wüten einer in seiner Ehre gekränkten, leicht reizbaren Gottheit. Das Ausmaß der Zornesausbrüche jedoch, gerade im Alten Testament sowie der Offenbarung, kann ich nur darstellen. In dieser Arbeit geht es nicht darum, den Grad dieser Grausamkeiten zu erklären.
Diese Arbeit im Bereich der Buchwissenschaft, nicht der Theologie, muss, weil ihr eine detaillierte sprachliche Analyse der hebräischen und griechischen biblischen Urtexte fehlt, in ihrer Erklärungskraft notwendigerweise beschränkt bleiben. Einem Überblick über den grundsätzlichen Inhalt und die Intention des literarischen Werks Bibel in Bezug auf den Zorn Gottes sollte diese Arbeit jedoch dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung der Bibel
- Der Gott der Bibel
- Der Begriff „Zorn“ in der Bibel
- Gottes Zorn im Alten Testament
- Die Mittel des Gotteszorns
- Anlass und Zweck des Gotteszorns
- Exkurs: Gottes Reue
- Gottes Zorn im Neuen Testament
- Die Mittel des Gotteszorns
- Anlass und Zweck des Gotteszorns
- Gottes Zorn aus Sicht der Kirchenväter
- Caecilius Firmianus Lactantius
- Augustinus von Hippo
- Martin Luther
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Gotteszorns in der Bibel. Sie analysiert den Zorn Gottes, seine Rechtfertigung in der Bibel sowie Erklärungen und Anwendungen des Zorns, die in der Kirchengeschichte gefunden wurden. Die Arbeit verfolgt die These, dass der Zorn Gottes einen heilsgeschichtlichen Plan verfolgt und nicht das Wüten einer leicht reizbaren Gottheit ist.
- Der Begriff „Zorn“ in der Bibel
- Die Mittel und Ursachen des Gotteszorns im Alten und Neuen Testament
- Die Rechtfertigung des Gotteszorns in der Bibel
- Die Interpretation des Gotteszorns durch Kirchenväter
- Die Rolle des Gotteszorns in der Heilsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „Gottes Zorn“ in der Bibel dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie beleuchtet die kontroversen Perspektiven auf den Gotteszorn, die von Christen, Atheisten und Agnostikern vertreten werden.
Das Kapitel „Die Entstehung der Bibel“ gibt einen Überblick über die Entstehung des Alten und Neuen Testaments, die verschiedenen Autoren und die Herausforderungen, die sich aus der Vielschichtigkeit der Bibel ergeben. Es wird die Bedeutung des Begriffs „Bund“ für das Verständnis der Bibel erläutert.
Das Kapitel „Der Gott der Bibel“ beschäftigt sich mit dem Namen Gottes „Jahwe“ und seiner Bedeutung. Es werden verschiedene Interpretationen des Namens und die Rolle Moses bei der Bekanntmachung des Gottesnamens beleuchtet.
Das Kapitel „Der Begriff „Zorn“ in der Bibel“ analysiert die Verwendung des Begriffs „Zorn“ in der Bibel und die verschiedenen Facetten des Gotteszorns. Es wird die Bedeutung des Zorns für das Verständnis der Bibel und der Gottesbeziehung beleuchtet.
Das Kapitel „Gottes Zorn im Alten Testament“ untersucht die Mittel des Gotteszorns, die Ursachen und den Zweck des Zorns sowie die Frage nach Gottes Reue. Es werden Beispiele aus dem Alten Testament herangezogen, um die verschiedenen Aspekte des Gotteszorns zu veranschaulichen.
Das Kapitel „Gottes Zorn im Neuen Testament“ analysiert die Mittel des Gotteszorns im Neuen Testament, die Ursachen und den Zweck des Zorns. Es wird die Frage nach der Kontinuität und Veränderung des Gotteszorns vom Alten zum Neuen Testament beleuchtet.
Das Kapitel „Gottes Zorn aus Sicht der Kirchenväter“ stellt die Interpretationen des Gotteszorns durch drei bedeutende Kirchenväter, Caecilius Firmianus Lactantius, Augustinus von Hippo und Martin Luther, dar. Es werden die verschiedenen Perspektiven auf den Gotteszorn und seine Bedeutung für die christliche Theologie beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Gotteszorn, die Bibel, das Alte Testament, das Neue Testament, die Kirchenväter, die Heilsgeschichte, die Rechtfertigung des Zorns und die Interpretation des Gotteszorns.
- Quote paper
- Carsten Gäbel (Author), 2006, Der Zorn Gottes in der Bibel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112576