Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule. Vorteile und mögliche Umsetzung


Proyecto/Trabajo fin de carrera, 2007

103 Páginas, Calificación: 2


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung
1.1 Einführung in die Thematik
1.2 Ziele der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit

2 Allgemeine Ausdauerfähigkeit des Menschen
2.1 Begriffserklärung und Definition von Ausdauer
2.2 Biologische Grundlagen von Ausdauerfähigkeit
2.2.1 Energiebereitstellung in der Muskelzelle
2.2.2 Muskelfasertypen
2.2.3 Maximale Sauerstoffaufnahme
2.3 Adaptionserscheinungen des Organismus
2.3.1 Ausbildung des Sportherzens
2.3.2 Strukturelle und biochemische Veränderungen im Muskel
2.3.3 Strukturelle und biochemische Veränderungen im Blut
2.4 Zusammenfassende Übersicht: Allgemeine Ausdauerfähigkeit des Menschen

3 Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule
3.1 Gründe für eine Förderung
3.1.1 Auftrag der Schule
3.1.2 Voraussetzungen der Kinder
3.1.3 Auswirkungen auf das Lernen
3.1.4 Auswirkungen auf die Psyche
3.1.5 Gesundheitliche Prävention
3.2 Möglichkeiten und Umsetzung einer Förderung
3.2.1 Prinzipien der Unterrichtsgestaltung
3.2.2 Einsetzbare Methoden
3.2.3 Ausdauertraining im übrigen Sportunterricht
3.2.4 Möglichkeiten zur Förderung außerhalb des Sportunterrichts
3.2.5 Motivationsanreize
3.3 Zusammenfassende Übersicht: Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule

4 Erprobung einer Unterrichtseinheit zum Thema Ausdauer
4.1 Beethovenschule in Offenbach am Main
4.2 Darstellung der Lerngruppe
4.3 Ziele der Unterrichtseinheit
4.4 Didaktisch-Methodische Überlegung
4.5 Verlaufsplan der Einheit
4.6 Exemplarische Stunden aus der Einheit ‚Ausdauer’
4.6.1 Lernziele der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
4.6.2 Inhalt der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
4.6.3 Unterrichtsverlauf der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
4.6.4 Reflexion der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
4.6.5 Lernziele der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
4.6.6 Inhalt der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
4.6.7 Unterrichtsverlauf der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
4.6.8 Reflexion der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
4.7 Zusammenfassende Übersicht: Erprobung einer Unterrichtseinheit zum Thema Ausdauer

5 Schlussbemerkung
5.1 Zusammenfassung
5.2 Fazit
5.3 Ausblick

6 Literaturverzeichnis

7 Abbildungsverzeichnis

8 Anhang

1 Einleitung

1.1 Einführung in die Thematik

Durch die vor kurzer Zeit entstandene Konsum- und Medienwelt werden sinnliche Erfahrungen und Wahrnehmungen immer seltener. Veränderungen in der Familie und ökologische Probleme sind meist die Ursache dafür dass Kinder sich nicht optimal entwickeln können (vgl. RUSCH/WEINECK, 1998, S.11). Die Bewegung, die für Kinder notwendig ist, um optimale Entwicklungsmöglichkeiten zu bekommen, findet nicht in diesem Maße statt. LANGE zeigt auf, dass ein Zusammenhang zwischen Bewegung und Gesundheit, sowie zwischen Bewegung und Lernen besteht (vgl. LANGE, 2005, S.5).

Folgeerscheinungen des Bewegungsmangels können Schwächen in der Haltung, der Koordination und im Herz-Kreislauf-System sein. Diese können psychische Probleme wie Angst und Unsicherheit nach sich ziehen und zu einem Teufelskreis führen (vgl. RUSCH/WEINECK, 1998, S.11).

Unter anderem sollte es die Aufgabe des Schulsports sein, die Verbesserung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten anzustreben und den Schülern Gesundheitsbewusstsein zu vermitteln. Immer weniger Kinder können in ihrer Umgebung Flächen zum Spielen und zur Bewegung nutzen, so wie es noch vor Jahren der Fall war. Der Schulsport muss dem entgegenwirken und den Schülern als Ausgleich einen qualifizierten Sportunterricht bieten (vgl.: JÜNGST, 2002, S. 51-52).

Ausdauerfähigkeit wird für fast jede Sportart benötigt und sollte auf Grund dessen schon im Grundschulalter trainiert werden, beziehungsweise vermittelt werden. Damit später im Erwachsenenalter das Ausdauertraining beliebt bleibt, ist es wichtig, dass in der Grundschule solch eine Einheit mit Spaß und Abwechslung gelehrt wird.

1.2 Ziele der Arbeit

Wie soll ein Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule aussehen? Welche Besonderheiten müssen beachtet werden? Warum sollte ein Ausdauertraining in der Grundschule durchgeführt werden? Diese drei zentralen Fragen ziehen sich durch die gesamte Arbeit hindurch und werden in den einzelnen Kapiteln erörtert und beantwortet.

Das Ziel meiner Examensarbeit ist es, Ideen aufzuzeigen, bei denen sichtbar wird, dass ein Ausdauertraining nicht nur aus stupidem Runden laufen bestehen muss, sondern dass es effektiv und interessant gestaltet werden kann, um die Kinder in der Schule wie auch außerhalb zum Sporttreiben zu motivieren. Es wird immer wichtiger, dass Kinder ein Gesundheitsbewusstsein entwickeln. Viele Erwachsene wissen nicht, wie sie ihren Körper fit halten und ihr Herz-Kreislauf-System trainieren können. Umso wichtiger scheint es den Schülern dieses Bewusstsein mit auf den Weg zu geben.

Durch Runden laufen um den Sportplatz oder einen 800m Lauf, werden die Kinder mit Sicherheit nicht für einen Ausdauersport sensibilisiert. Sie werden schnell die Lust am langen Laufen verlieren und sie womöglich nie wieder finden. Während dieser Examensarbeit habe ich meine Aufgabe darin gesehen, darzustellen, wie das aerobe Training in der Grundschule Einzug gewinnen und bestehen kann.

Ich werde eine fünfwöchige Unterrichtseinheit zum Thema Ausdauer vorbereiten und in der Schule umsetzen, um aufzuzeigen, dass es interessant, spannend und abwechslungsreich sein kann ein Ausdauertraining durchzuführen.

1.3 Aufbau der Arbeit

Im Folgenden gebe ich einen Überblick über den Aufbau der vorliegenden Arbeit.

Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen (Kapitel 2 und 3) und einen praktischen Teil (Kapitel 4).

Im ersten Teil der Arbeit (Kapitel 2) wird die allgemeine Ausdauerfähigkeit des Menschen dargestellt. Zu Beginn werden die biologischen Grundlagen von Ausdauerfähigkeit erläutert und anschließend die Adaptionserscheinungen des Organismus auf ein Ausdauertraining beschrieben. In diesem Teil der Arbeit werde ich nicht ins Detail gehen, da ich meinen Schwerpunkt auf das Kapitel drei lege.

Im zweiten Teil der Arbeit (Kapitel 3) gehe ich auf die Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule ein. Es wird erläutert, wie eine Ausdauerschulung im Grundschulalter aussehen kann und warum sie durchgeführt werden sollte. Kapitel drei und vier beziehen sich auf den Sportunterricht in der Grundschule, weshalb ich diese beiden Kapitel ausführlicher bearbeite.

Das anschließende 4. Kapitel Erprobung einer Unterrichtseinheit zum Thema Ausdauer ist der dritte Teil der vorliegenden Arbeit. Nachdem ich in diesem Kapitel kurz auf die Rahmenbedingungen der Schule eingehe, folgen zwei exemplarische Stunden der Einheit mit Lernzielen, Inhalt, Unterrichtsverlauf und Reflexion. Die beiden Unterrichtsstunden habe ich als Beispiel der Unterrichtseinheit ausgewählt. Im Anhang werden weitere Unterrichtsvorbereitungen zu finden sein.

Eine Zusammenfassung, ein Fazit sowie einen Ausblick werden in Kapitel 5 Schlussbemerkung aufgezeigt.

Bezeichnungen für Personen oder Personengruppen werden im Allgemeinen in männlicher Form wiedergegeben. Die weibliche Form ist jedoch stets mit eingeschlossen.

2 Allgemeine Ausdauerfähigkeit des Menschen

2.1 Begriffserklärung und Definition von Ausdauer

Dank umfangreicher Forschungen der Sportmedizin und Biochemie ist das Basiswissen der Ausdauer im Verhältnis zu anderen Teilgebieten der Trainingslehre grundlegender und umfassender. Dies bedeutet jedoch nicht, dass über Ausdauerleistungen schon alles erforscht ist. Der Ausdauerbegriff hat in der Trainingslehre noch keine allgemein akzeptierte Definition gefunden. DIETRICH zeigt auf, dass „Ausdauer … die Fähigkeit (ist) eine bestimmte Leistung über einen möglichst langen Zeitraum aufrechterhalten zu können“ (DIETRICH/CARL/LEHNERTZ, 1991, S. 173).

FREY/HILDEBRANDT „(verstehen) ganz allgemein … unter Ausdauer die Fähigkeit, einem Reiz, der zum Abbruch oder zur Minderung einer Belastung auffordert, möglichst lange widerstehen zu können“ (FREY/HILDEBRANDT, 1994, S. 110).

In der vorliegenden Arbeit möchte ich den Schwerpunkt auf die Form der körperlichen Ermüdungswiderstandsfähigkeit setzen, die im Sport bei längerdauernden Belastungen benötigt wird. Neben der körperlichen Ermüdungswiderstandsfähigkeit gibt es jedoch noch zwei weitere Formen, die im Sport ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, hier jedoch nicht weiter erläutert werden; die geistige und die emotionale Ermüdungswiderstandsfähigkeit (vgl.: FREY/HILDEBRANDT, 1994, S. 110).

Ausdauerleitungen sind immer abhängig von verschiedenen Einflussgrößen. Darunter zählen der Energiestoffwechsel (siehe Kapitel 2.2.1), die anlagebedingte Ausdauerfähigkeit (siehe Kapitel 2.2.2), die Sauerstoffaufnahme (siehe Kapitel 2.2.3), das optimale Körpergewicht, die Technikökonomie und der Wille zum Durchhalten (vgl.: DIETRICH/CARL/LEHNERTZ, 1991, S. 173).

Die Ausdauer lässt sich in verschiedene Arten unterteilen. Man unterscheidet unter dem Aspekt

- des Anteils an beteiligter Muskulatur die allgemeine und lokale Ausdauer. (1)
- der muskulären Energiebereitstellung die aerobe und anaerobe Ausdauer. (2)
- der Zeitdauer die Kurz -, Mittel - und Langzeitausdauer. (3)
- der beteiligten motorischen Hauptbeanspruchsformen die Kraft -, Schnellkraft - und Schnelligkeitsausdauer (4) (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 141 und f.).

(1) Die allgemeine Ausdauer umfasst mehr als ein Siebtel bis ein Sechstel

der gesamten Skelettmuskulatur. Sie wird begrenzt durch die Sauerstoffausnutzung und das Herz-Kreislauf-Atmungssystem (vgl.: GAISL, 1979, S. 240). Die lokale Ausdauer umfasst weniger als ein Siebtel bis ein Sechstel der Gesamtmuskelmasse (vgl.: HABER/PONT, 1977, S. 358).

Neben der allgemeinen und lokalen Muskelausdauer unterscheidet man noch zwischen der allgemeinen und speziellen Ausdauer. Die allgemeine Ausdauer wird auch Grundlagenausdauer genannt. Verstanden wird darunter die sportartunabhängige Form. Hingegen versteht man unter der speziellen Ausdauer die für eine Sportart spezifische Form. Die lokale sowie die spezielle Ausdauer überschneiden sich in vielen Punkten und können zum Teil ebenfalls synonym verwendet werden. (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 141).

(2) Bei der anaeroben Ausdauer steht nicht ausreichend Sauerstoff für die Verbrennung der Energieträger zur Verfügung. Die Energie wird „anoxydativ“ gestellt. Im Gegensatz zur anaeroben Ausdauer steht bei der aeroben Ausdauer genügend Sauerstoff zur „oxidativen“ Verbrennung zur Verfügung (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 142).

Es hat sich erwiesen, dass es sinnvoll ist eine Unterteilung in Kurz-, Mittelzeit- und Langzeitausdauer vorzunehmen, da es in den häufigsten Fällen zu keiner reinen „anoxydativen“ bzw. „oxodativen“ Energiebereitstellung kommen kann (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 142).

(3) Die Kurzzeitausdauer (KZA) wird hauptsächlich durch anoxydative Energiebereitstellung bestritten. Dieser Ausdauerform werden Belastungen von 45 Sekunden bis zu zwei Minuten zugeordnet. Die Mittelzeitausdauer (MZA) entspricht einer Belastung von zwei bis acht Minuten und stellt den Teilbereich „einer zunehmend aeroben Energiegewinnung dar“. Alle Belastungen, die über acht Minuten hinausgehen, beinhaltet die Langzeitausdauer (LZA). Diese wird fast ausschließlich durch die aerobe Energiegewinnung bestritten (vgl.: KEUL, 1975, S. 632).

(4) Die Ausdauer steht in Wechselbeziehung mit den Leistungsfaktoren Kraft und Schnelligkeit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Wechselbeziehungen der Leistungsfaktoren Ausdauer, Kraft

und Schnelligkeit (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 139).

„Die Kraftausdauer ist die Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Organismus bei lang andauernden Kraftleistungen“ (HARRE, 1976, S. 125).

„Unter Schnelligkeitsausdauer – sie wird auch als Stehvermögen bezeichnet – versteht man die Fähigkeit, die maximale Laufschnelligkeit möglichst lange aufrecht erhalten zu können“ (WEINECK, 2004 b, S. 426).

„Die Schnellkraftausdauer umfasst die Fähigkeit, wiederholte schnellkräftige Arm- beziehungsweise Beinbewegungen oder Rumpfbewegungen durchführen zu können. Maßgeblich für die Schnellkraftausdauer ist eine schnelle Erholungsfähigkeit der beteiligten Muskulatur“ (http://www.richtigfit.de/rf/lexikon/k/kraft/).

Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die verschiedenen Aus- dauerfähigkeiten „aus energetischer Sicht“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: „Die verschiedenen Ausdauerfähigkeiten im Zusammenhang

mit der Energiebereitstellung, dem Umfang und der Intensität der Belas- tung“ (WEINECK, 2004 b, S. 142).

Die folgenden Kapitel befassen sich mit den biologischen Grundlagen von Ausdauer und den Adaptionserscheinungen des Organismus.

2.2 Biologische Grundlagen von Ausdauerfähigkeit

Der Organismus, vorwiegend die Organsysteme, die zur Energiebereitstellung und Sauerstoffversorgung benötigt werden, wird bei einer Ausdauerbelastung stark beansprucht. Ausdauerbewegungen kommen jedoch nicht ohne Bewegungssteuerung aus. Im Folgenden werde ich nur auf einige „sportbiologische Grundlagen eingehen, die zur Charakterisierung der Ausdauertypen und zur Erklärung von Trainingswirkungen herangezogen werden können“ (vgl.: GROSSER/STARISCHKA/ ZIMMERMANN, 2004, S. 119).

2.2.1 Energiebereitstellung in der Muskelzelle

„Die zentrale Rolle bei der Kontraktion der Muskelfaser spielt die Spaltung des Adenosintriphosphats in Adenosindiphosphat und anorganisches Phosphat (ATP -> ADP + P)“ (GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004, S. 119).

Die aus diesem Vorgang freiwerdende Energie wird für den Kontraktionsvorgang der Muskelfaser genutzt. Das ATP ist im Muskel unabdinglich. Nicht nur die Kontraktion der Muskelfaser wird durch das ATP eingeleitet, sondern unter anderem auch die Aufrechterhaltung der Membraneigenschaft (z.B.: Natrium-Kalium-Pumpe) steht in Abhängigkeit zur Spaltung des ATPs. Auf Grund dessen sinkt der ATP Gehalt auch unter starker Belastung kaum ab und die Muskelfaser hat viele Wege der ATP-Resynthese. Durch diese schnelle Resynthese[1] wird eine Engpasssituation des ATPs verhindert (vgl.: GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004,S. 119; WEINECK, 2004 a, S. 43).

Bei der ATP-Resynthese unterscheidet man die anaerobe (ohne Sauerstoff) und die aerobe (mit Sauerstoff) Energiegewinnung.

Die anaerobe Energiegewinnung

Zu Anfang jeder Belastung ist es für den Muskel erforderlich die Energie zum Teil auf anaerobem Wege zu gewinnen. Die Spaltung des ATPs als energieliefernde Reaktion reicht nur für Sekundenbruchteile aus. Die vereinfachte Darstellung stellt die Spaltung von ATP dar (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 44).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nachdem das ATP gespalten wurde, muss es schnellstmöglich wieder aufgefüllt werden, um weitere Muskelkontraktionen zu ermöglichen. Diese Auffüllung des ATPs mit hoher Geschwindigkeit wird durch den Kreatinphosphatspeicher möglich. Durch die Phopsphate Kreatin und ATP beträgt die Gesamtarbeitszeit des Muskels bei Erwachsenen 5-7 Sekunden und bei Kindern 3-5 Sekunden. Die folgende Darstellung stellt die Resynthese des ATPs unter Zuhilfenahme des Kreatinphosphates dar (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 44).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Energiegewinnung erfolgt nur über sehr kurzen Zeitraum anaerob alaktazid. Schon bei Sprints von 30 Metern Länge kommt es zu Laktatzunahmen[2]. Durch Belastungen solcher Art werden „die zelleigenen Vorräte an energiereichen Phosphaten (ATP, KP) (…) vollständig erschöpft.“ Bei allen Belastungen bei denen der Sauerstoff nicht genügt, stellt der folgende Vorgang den bevorzugten „Energiegewinnungsprozess“ dar. „Das Maximum der Glykolyse liegt bei 45 Sekunden“. Nach Beendigung der Belastung wird der größte Teil des angefallenen Laktats in der Muskelzelle wieder zu Glykogen aufgebaut (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 44).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die aerobe Energiegewinnung

Bei Belastungen über einer Minute nimmt die aerobe Energiegewinnung zu.

Bei der Verbrennung mit Sauerstoff entstehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben Glukose können bei aerober Verbrennung auch die Energieträger Fette und Eiweiße herangezogen werden. Die Eiweiße werden nur in extremen Notsituationen (z.B.: Hunger oder extreme Dauerbelastungen) verbrannt (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 47).

Es lässt sich festhalten, dass das ATP als primäre Energiequelle durch das Kreatinphosphat, die anaerobe Glykolyse und die aerobe Energiebereitstellung abgelöst wird, „wobei sich die einzelnen Speicher jeweils auf Kosten des nachfolgenden auffüllen. Die Energiebereitstellung erfolgt dabei nicht streng hintereinander, sondern sich überlappend“, was in der folgenden Abbildung dargestellt wird (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 48).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Der Anteil der verschiedenen energieliefernden Substrate an der Energiebereitstellung (vgl.: KEUL/DOLL/KEPPLER, 1969, S. 38).

Die wichtigsten Energielieferanten Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße muss der Körper laufend zu sich nehmen. Im Großen und Ganzen wird der Energiebedarf im Ruhezustand von Kohlenhydraten und Fetten abgedeckt. Den größten Energiespeicher des Organismus stellen jedoch die Fette dar (vgl.: WEINECK; 2004 a, S. 48).

2.2.2 Muskelfasertypen

Jeder menschliche Muskel ist aus verschiedenen Muskelfasern aufgebaut. Sie unterscheiden sich in ihrer Kontraktionsgeschwindigkeit und ihrer Ermüdungsresistenz. Somit ist die individuelle Ausdauerleistungsfähigkeit ebenfalls von der Zusammensetzung der Muskelfasertypen abhängig, auf die im Folgenden eingegangen wird (vgl.: GROSSER/STARISCHKA/ ZIMMERMANN, 2004, S. 127; WEINECK, 2004 a, S. 49).

Nach BADTKE unterscheidet man drei verschiedene Arten der Muskelfasertypen, die Slow-Twitch-Fasern, (ST-Fasern), die Fast-Twitch-Fasern glykolytischer Prägung (FTG-Fasern) und die Fast-Twitch-Fasern oxidativer Ausprägung (FTO-Fasern). Der erst genannte Muskelfasertyp wird als „ermüdungsresistente Faser“ bezeichnet und zeichnet sich durch reichlich aerobe Enzyme (für Glykogen[3] - und Fettstoffwechsel), Mitochondrien, Triglycerin und Myoglobin[4] aus. Die FTG-Fasern werden als „Kurzleister für höhere Intensitäten“ bezeichnet und zeichnen sich durch mehr anaerobe Enzyme, Phosphat- und Glykogenspeicher aus. Der letztgenannte Muskelfasertyp weist die stärkste Anpassungserscheinung durch Training auf und nimmt eine Art Mittelstellung ein (vgl.: BADTKE, 1995, S. 25; GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004, S. 127 und f.).

Die folgende Tabelle informiert noch einmal über die Unterschiede der einzelnen Muskelfasertypen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Die wesentlichen Merkmale der einzelnen Muskelfasertypen (BADTKE, 1995, S. 25).

Die folgende Abbildung stellt –als Beispiel eines Schnell- bzw. Ausdauersportlers- die ST- und FT-Faserverteilung im Bereich des Oberschenkelmuskels eines Sprinters und eines Radrennfahrers dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: ST- und FT-Faserverteilung im Bereich der Oberschenkelmuskulatur eines Sprinters (a) und eines Radrennfahrers (b). FT-Fasern = grau und ST-Fasern = schwarz (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 51 wo er sich auf HOWALD, 1984, S. 89 bezieht).

„Die Anlage bzw. der prozentuale Anteil der verschiedenen Muskelfasern ist genetisch festgelegt“ (WEINECK, 2004 a, S. 52).

Der überwiegende Teil der Bevölkerung hat eine genetisch festgelegte Verteilung der Muskelfasertypen von 50% FT-Fasern und 50% ST-Fasern. Selten kann es, wie bei Sprinter Carl Lewis, auch zu einer Verteilung von etwa 90% FT-Fasern und ca. 10% ST-Fasern kommen. Lediglich im Hochleistungssport wurde eine Umwandlung von FT-Fasern in ST-Fasern festgestellt. Die Umwandlung von langsam zuckenden Fasern[5] in schnell zuckende Fasern[6] ist jedoch unmöglich, „da die Schnelligkeit nicht über vergleichbar lange Trainingswirkungszeiten mit verändertem Impulsmuster trainiert werden kann wie die Ausdauer“. Beendet der Sportler jedoch das Ausdauertraining, wandeln sich die Muskelfasern wieder in ihre anfängliche Prozentverteilung um (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 53).

2.2.3 Maximale Sauerstoffaufnahme

„Die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit stellt das Bruttokriterium der Ausdauerleistungsfähigkeit dar und spielt bei allen aeroben Ausdauerleistungen (…) eine wichtige Rolle“ (WEINECK, 2004 a, S. 260).

Die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) kann auf dem Fahrrad oder dem Laufbandergometer gemessen werden. Die Berechnung des Herzminutenvolumens und der „arteriovenösen Sauerstoffdifferenz“ ist eine weitere Möglichkeit die VO2max zu messen (vgl.: GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004, S. 125).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Maximale Sauerstoffaufnahme bei Untrainierten und ausdauertrainierten Hochleistungssportlern (vgl.: GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004, S. 125).

Zwei Einflussgrößen sind zu berücksichtigen. Zum einen der zentrale Faktor Herzminutenvolumen, der Auskunft über die Herzarbeit und die Sauerstoffbindungskapazität des Blutes gibt. Zum anderen der periphere Faktor, der durch die Kapillarisierung, den Myoglobingehalt und die Anzahl und Größe der Mitochondrien zum Ausdruck kommt. Um die maximale Sauerstoffaufnahme zu vergrößern ist es notwendig alle Faktoren anzupassen. Eine Schwerpunktverschiebung zum zentralen oder peripheren Faktor kann durch die Belastungsgestaltung „Umfang“ und „Intensität“ im Training erreicht werden. (vgl.: GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004, S. 125 und f.; WEINECK, 2004 a, S. 260).

Die VO2max kann in Absolut- und Relativwerten angegeben werden. Bei nicht ausdauertrainierten Frauen liegen die Absolutwerte (l/min) bei 2 l/min und bei Männern bei etwa 3 l/min. Werte von ausdauertrainierten Frauen und Männern können zwischen 4 und 8 l/min betragen. Die Relativwerte (ml/kg/min) von nicht ausdauertrainierten Frauen liegen zwischen 32 – 38 ml/kg/min, die eines Mannes zwischen 40 – 55 ml/kg/min. Die Werte einer ausdauertrainierten Sportlerin bzw. Sportlers können zwischen 60 – 90 ml/kg/min betragen (vgl.: MEYER/KINDERMANN, 1999, S. 285).

„Die Bedeutung der absoluten und relativen Angaben der VO2max hängt von der Sportart ab.“ In Sportarten bei denen das eigene Körpergewicht nur zum Teil getragen werden muss, wie zum Beispiel beim Radfahren, überwiegt die Bedeutung der absoluten gegenüber der relativen maximalen Sauerstoffaufnahme. Ein hoher Absolutwert ist für die Bewertung der Ausdauerleistungsfähigkeit hoch einzuschätzen. In allen anderen Sportarten ist die relative Sauerstoffaufnahme von größerer Bedeutung (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 262).

Die maximale Sauerstoffaufnahme ist von einigen Punkten abhängig, auf die im Folgenden kurz eingegangen wird.

Beteiligte Muskulatur

Nur wenn möglichst große Muskelmassen bei einer Bewegung zum Einsatz kommen, können Höchstwerte in der maximalen Sauerstoffaufnahme erreicht werden (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 260).

Körpergewicht

Die maximale Sauerstoffaufnahme hängt unter anderem von der „Größe der eingesetzten Muskelmasse“ ab. Auf Grund dessen erreicht ein Sportler mit einem größeren Körpergewicht bei gleichen Voraussetzungen eine höhere maximale Sauerstoffaufnahme. Absolut gesehen besitzt eine fettleibige Person eine höhere maximale Sauerstoffaufnahme als eine Person mit niedrigem Körpergewicht.[7] Der Übergewichtige besitzt relativ gesehen, bezogen auf das Körpergewicht, geringere VO2max-Werte (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 260 und f.).

Lebensalter

Bis zum 30. Lebensjahr steigt die maximale Sauerstoffaufnahme konstant an und fällt von diesem Zeitpunkt zunehmend ab. Bis zum 50. Lebensjahr kann die maximale Sauerstoffaufnahme mit regelmäßigem Training konstant gehalten werden (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 261).

Geschlecht

Bis zum 10.-12. Lebensjahr sind keine geschlechtsspezifischen Differenzen in Bezug auf die maximale Sauerstoffaufnahme zu erkennen. Mädchen erreichen ihre VO2max mit dem Alter von 14 bis 16 Jahren, Jungen zwischen 18 und 19 Jahren. Mit etwa 30 Jahren liegen die Werte einer Frau ca. 25-30% unter denen eines gleichaltrigen Mannes. Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede sind festzustellen, wenn die maximale Sauerstoffaufnahme auf das fettfreie Körpergewicht bezogen wird (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 261).

Neben den für die maximale Sauerstoffaufnahme relevanten Punkten möchte ich im Folgenden kurz die leistungsbegrenzenden Faktoren erwähnen, ohne näher darauf einzugehen, da dies für die vorliegende Arbeit nicht von großer Bedeutung ist.

Die maximale Sauerstoffaufnahme ist von internen und externen Faktoren abhängig. Zu den internen Faktoren zählen die Lungenventilation, die Diffusionskapazität der Lunge, das Herzminutenvolumen, die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes, die periphere Sauerstoffverwertung und die Muskelfaserzusammensetzung. Desweiteren zählen zu den externen Faktoren der Belastungsmodus, die Größe der eingesetzten Muskelmasse, die Körperposition, der Sauerstoffpartialdruck und das Klima (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 263).

2.3 Adaptionserscheinungen des Organismus

Ein über Jahre praktiziertes Ausdauertraining ruft Anpassungserscheinungen am Herz-Kreislauf-System, in der Muskulatur und im Blut hervor. Das System lässt sich in einer differenzierten Form beeinflussen. Verschiedene Trainingsmethoden bewirken unterschiedlich starke Anpassungserscheinungen. Es gibt Trainingsmethoden, die einen Einfluss auf die Anzahl der Kapillaren haben, hingegen nicht zu einer Vergrößerung des Herzens beitragen. In diesem Kapitel werde ich näher auf die Ausbildung eines Sportherzens, die verbesserte Kapillarisierung und die strukturellen und biochemischen Veränderungen im Muskel und im Blut eingehen (vgl.: MARÈES, 2003, S. 299; WEINECK b, 2004, S. 157 und f.).

2.3.1 Ausbildung des Sportherzens

Nach den Sportwissenschaftlern MARÈES und WEINECK wird seit 1899 das vergrößerte Herz durch Ausdauerbelastung „Sportherz“ genannt.

„(…) Im Vergleich zum Normalherz erbringt das „Sportherz“ die gleiche Leistung bei einer niedrigeren Herzfrequenz und weist somit einen geringeren Sauerstoffbedarf im Myokard[8] auf“ (MARRÉES, 2003, S. 299).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Schematische Darstellung von Herzmuskelfasern mit zugehöriger Kapillare im Laufe der Entwicklung bzw. im Verlauf eines Ausdauertrainings: a) Säuglingsherz, b) Erwachsenenherz, c) Sportherz (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 160).

Das Sportherz entsteht durch eine Vergrößerung der Herzhöhlen[9] und einer Dickenzunahme der Herzwände[10]. Das kritische Herzgewicht von über 500g wird jedoch nie überschritten. Bei Herzen über 500g wäre die Blutversorgung des Herzmuskels nicht mehr optimal (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 160).

Im Gegensatz zum Skelettmuskel ist der Herzmuskel ununterbrochen tätig und deshalb auf eine ökonomische aerobe Energiegewinnung angewiesen. Die Spezialisierung auf diese „Art der Energieerzeugung“ wird durch die hohe Anzahl an Mitochondrien deutlich.[11] Im Ruhezustand wird 80% der Energie von der Oxydation der Fettsäuren geliefert, die „Glukose und das Laktat sind nur mit 10% am Energiestoffwechsel des Herzens beteiligt“. Der Anteil des Laktats bei der Energiebereitstellung erhöht sich bei Belastung (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 159).

„Je größer das Herz ist, desto mehr Milchsäure kann es verstoffwechseln und desto mehr kann es damit indirekt die allgemeine Ermüdungsgrenze hinausschieben helfen“ (WEINECK, 2004 b, S. 160).

Die Anpassungserscheinung „Sportherz“ führt vor allem zu einer Vergrößerung des Schlagvolumens[12], einer Steigerung des maximalen Herzminutenvolumens[13], einer Zunahme der maximalen Sauerstoffaufnahme und einer niedrigeren Herzfrequenz[14] im Ruhezustand.

Interessant ist, dass alle unten beschriebenen Folgen des Sportherzens miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig bedingen.

Vergrößerung des Schlagvolumens

Ein hohes Schlagvolumen ist die Grundlage für eine ökonomische Herzarbeit. Beim Ausdauertrainierten ist das Schlagvolumen sowohl bei körperlicher Arbeit als auch in Ruhe vergrößert. In Ruhe hat der Trainierte ein Schlagvolumen von etwa 105ml der Untrainierte hingegen nur 60-70ml. Bei Belastung erhöht sich das Schlagvolumen des Ausdauertrainierten um das Doppelte. Maximalwerte liegen bei ca. 200ml (vgl.: MARÈES, 2003, S. 301; WEINECK, 2004 b, S. 160 f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Beziehung zwischen Herzvolumen und maximalem Schlagvolumen (vgl.: MARÈES, 2003, S. 301 wo er sich auf ASTRAND/CUDDY/SALTING/STENBERG 1964, S. 268 bezieht).

Die Herzfrequenz

Die Vergrößerung des Schlagvolumens macht es möglich, dass das Sportherz in Ruhe das gleiche Herzminutenvolumen mit entsprechend niedrigerer Herzfrequenz fördern kann. Das Sportherz eines Sportlers kann mit einem SV von 180ml ein Herzminutenvolumen von 7,2 l/min. mit nur 40 Schlägen/min. pumpen. Ein untrainiertes Herz mit einem SV von 90 ml benötigt für das gleiche Herzminutenvolumen eine HF von 80 Schlägen/min (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 177).

Die maximale Herzfrequenz liegt bei einem trainierten sowie bei einem untrainierten Sportler während einer Belastung bei ca. 200 Schlägen/min. In Ruhe hat der Ausdauertrainierte eine HF von etwa 40 Schlägen/min während das Herz eines Untrainierten 70/min schlägt. Bei Belastung kann sich die HF eines Ausdauertrainierten bis zum Fünffachen und die eines Untrainierten bis zum Dreifachen steigern (vgl.: MARÈES, 2003, S. 302; WEINECK, 2004 b, S. 161).

Aufgrund der kleineren Herzen und kürzeren Herzmuskelfasern, haben Kinder und Jugendliche sowohl bei Belastung als auch in Ruhe eine höhere Herzfrequenz. Bis zu 240 Schläge/min können möglich sein (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 131 f.).

Steigerung des maximalen Herzminutenvolumens

Folge der hohen Herzfrequenz und des erhöhten Schlagvolumen ist die Steigerung des Herzminutenvolumens bei einem trainierten Sportler. Die Werte des Herzminutenvolumens liegen bei einem Trainierten mit 30-40 l/min fast doppelt so hoch, wie bei einem Untrainierten (vgl.: MARÉES, 2003, S.302).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Beziehung zwischen Herzvolumen und maximalem Herzminutenvolumen (vgl.: MARÈES, 2003, S. 302 wo er sich auf ASTRAND/CUDDY/SALTING/STENBERG 1964, S. 268 bezieht).

Zunahme der maximalen Sauerstoffaufnahme

Durch das vergrößerte Herzvolumen kann auch eine größere Menge Sauerstoff aufgenommen werden. Mit zunehmender Herzgröße steigt auch die maximale Sauerstoffaufnahme. Beim Untrainierten liegt die maximale Sauerstoffaufnahme bei 3,0-3,5 l/min. Der Trainierte hingegen kann Werte von 5-6 l/min erreichen. Bei gleichen Ruhewerten kann der Untrainierte seine Sauerstoffaufnahme um das 12fache steigern und der trainierte Sportler um das 20fache (vgl.: MARÈES, 2003, S. 309).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Beziehung zwischen Herzvolumen und maximaler Sauerstoffaufnahme (vgl.: MARÈES, 2003, S. 302 wo er sich auf ASTRAND/CUDDY/SALTING/STENBERG 1964, S. 268 bezieht).

Die nachfolgende Tabelle unterstreicht noch einmal, dass das Schlagvolumen, die Herzfrequenz und das Herzminutenvolumen auf das Engste miteinander korrelieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Schlagvolumen, Herzfrequenz und Herzminutenvolumen (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 176).

„Die Ausbildung eines Sportherzens ist weder geschlechts- noch altersabhänig: Bei entsprechendem Training entwickeln sowohl Frauen als auch Kinder und Jugendliche ein überdurchschnittlich leistungsfähiges Herz mit den aufgezeigten morphologischen und funktionellen Veränderungen “ (WEINECK, 2004 a, S. 142).

2.3.2 Strukturelle und biochemische Veränderungen im Muskel

Verbesserte Kapillarisierung

Der Begriff Kapillarisierung[15] kann unterschiedliche Anpassungserscheinungen kennzeichnen. Es könnte sich um eine Öffnung von Ruhekapillaren, um eine Verlängerung und Erweiterung der Kapillaren oder um eine Kapillarneubildung handeln (vgl.: HOLLMANN/HETTINGER, 2000, S. 268).

„Unter „verbesserter Kapillarisierung“ des Muskels im Verlauf

eines Ausdauertrainings können eine Zunahme der Zahl der Kapill-

aren pro cm² Muskelquerschnitt und eine größere Zahl bei Arbeit

durchströmter Kapillaren, die in Ruhe nicht geöffnet sind, ver-

standen werden“ (vgl.: MARÈES, 2003, S. 307).

In Ruhe sind etwa 3-5% der vorhandenen Kapillaren geöffnet. Während eines Ausdauertrainings öffnen sich sämtliche Kapillaren und die Zahl der offenen Kapillaren steigt auf das 30-50fache an. Durch den Anstieg der zusätzlich geöffneten Kapillaren ist gewährleistet, dass weiterhin optimale Bedingungen für den Sauerstoff- und Substrataustausch gegeben sind (vgl.: STRAUZENBERG/ SCHWIDTMANN, 1976, S. 499).

Ebenfalls führt ein Ausdauertraining zur Erhöhung der Kapillarendichte durch Kapillarenneubildung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Links: Untrainierter Muskel mit geringer Kapillarversorgung und fehlenden Querverbindungen. Rechts: Trainierter Muskel mit deutlich mehr Kapillaren und den Querverbindungen über die Muskelfaser hinweg (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 157 wo er sich auf VANNOTTI/PFINSTER, 1934, S. 127 bezieht).

Die Austauschfläche zwischen dem „Kapillarblut“ und der Muskelzelle wird durch die Öffnung fast aller Kapillaren um einiges größer. Der Sauerstoff muss normalerweise einen langen Weg überwinden, um von den roten Blutkörperchen in die Mitochondrien zu gelangen. Durch die zusätzlich durchflossenen Kapillaren an allen Seiten der Muskelzelle kann der Sauerstoff schneller und besser übertreten. Die arbeitende Muskulatur kann auf diese Weise besser mit Sauerstoffversorgt werden (vgl.: MARKTWORTH, 2006, S. 74).

Das folgende Zitat des Sportwissenschaftlers WEINECK unterstreicht noch einmal die verbesserte Kapillarisierung als Anpassungserscheinung eines Ausdauertrainings.

„Je besser die Grundlagenausdauer, desto besser die Kapillarendichte und damit die Versorgungslage des Muskels“ (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 159).

Muskelfaserverschiebung

Durch den bestimmten Einsatz unterschiedlicher Trainingsmethoden können vor allem die Muskelfasertypen trainiert werden, die für eine spezielle Lei-stung von Bedeutung sind. Es entsteht keine Umwandlung von FT-Fasern zu ST-Fasern, jedoch eine Verschiebung innerhalb der ST-Fasern (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 54).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Faserquerschnittsveränderung nach speziellem Training (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 54).

Vermehrung der Mitochondrien im Muskel

Die Mitochondrien[16] nehmen an Zahl und Größe während eines Ausdauertrainings zu. Somit wird die Gesamtoberfläche ebenfalls bis zu 40% größer (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 72).

„Je mehr Enzymsysteme eine Muskelzelle besitzt, desto mehr Energie kann sie auf dem sogenannten aeroben Abbauweg für ihre mechanische Spannungsentwicklung nachliefern“ (MARKWORTH, 2006, S. 72).

Erhöhung des Glykogengehalts

Das Ausdauertraining bewirkt neben der Vermehrung der Mitochondrien im Muskel ebenfalls eine Erhöhung des Glykogengehalts[17]. Der Glykogengehalt in einem ausdauertrainierten Muskel kann sich verdoppeln, so dass die Muskelzelle eine längere Zeit Arbeit verrichten kann (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 72).

Steigerung des Myoglobingehalts

Durch ein Ausdauertraining steigt ebenfalls der Myoglobingehalt[18] der Muskelzelle an. Durch diesen Anstieg verbessert sich die aerobe Energiegewinnung (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 73).

Ein Ausdauertraining bewirkt neben der Vermehrung der Mitochondrien, der Glykogendepots und des Myoglobins, dass in der Muskelzelle der Gehalt an energiereichen Phosphaten[19] und Kalium ansteigt. Durch diesen Anstieg verbessert sich die Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 73).

2.3.3 Strukturelle und biochemische Veränderungen im Blut

Die Adaptionserscheinungen des Blutes durch Ausdauertraining werden in kurzfristige und längerfristige Anpassungen unterschieden. Von größerer Bedeutung jedoch sind die längerfristigen, auf die ich im Folgenden näher eingehen möchte.

Längerfristige Anpassungen

Bei ausreichender Dauer und Intensität des Ausdauertrainings kommt es zu einer Vergrößerung des Blutvolumens[20]. Das vergrößerte Blutvolumen stellt eine „wichtige Voraussetzung für die Ausdauerleistungsfähigkeit dar“ (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 163).

„Durch die absolute Zunahme an Erythrozyten[21] und Hämoglobin[22] erhöht sich die Sauerstofftransportkapazität des Blutes. Durch die relative Abnahme des Erythrozytenanteils – der Hämatokrit[23] sinkt von 45 auf 42 Vol.-% - erniedrigt sich die Viskosität des Blutes: Das Herz kann die durch die verringerte Druckarbeit eingesparte Energie für ein erhöhtes Herzzeitvolumen verwenden“ (WEINECK, 2004 a, S. 165).

Beim Ausdauertrainierten steigen im Blut die Konzentrationen an Kalzium- und Kaliumionen an. Dieser Anstieg ist für einen „normalen Ablauf der Muskelkontraktionen bei längerandauernder Belastung und für die Funk-tionsfähigkeit des Nervensystems von Bedeutung“ (WEINECK, 2004 a, S. 167).

„Die Blutverteilung im Körper wird darüber hinaus ebenfalls verbessert, wodurch der Trainierte schneller in der Lage ist eine Umverteilung seines Blutvolumens herbeizuführen“ (WEINECK, 2004 a, S. 167).

Nach einem Ausdauertraining ist der Trainierte, auf Grund der verbesserten Gesamtsituation, vermehrt in der Lage, „(…) den an die roten Blutkörperchen gebundenen Sauerstoff effektiver auszuschöpfen“ (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 167).

Das nachfolgende Zitat von WEINECK unterstreicht noch einmal, dass das Ausdauertraining zu komplexen Veränderungen des Gesamtorganismus führt.

„Betrachtet man zusammenfassend das gesamte Herz-Kreislauf-System mit dem Herzen als Antriebspumpe, dem Gefäßsystem als Verteilersystem und dem Blut als multifunktionalem Transportmittel, so läßt sich erkennen, daß Training – insbesondere Ausdauertraining – zu komplexen adaptiven Veränderungen führt, die insgesamt eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Gesamtorganismus ermöglichen“ (WEINECK, 2004 a, S. 167 und f.).

2.4 Zusammenfassende Übersicht: Allgemeine Ausdauerfähigkeit des Menschen

Begriffserklärung und Definition

„Ausdauer ist die Fähigkeit, eine bestimmte Leistung über einen möglichst langen Zeitraum aufrechterhalten zu können“ (MARTIN/CARL/ LEHN- ERTZ, 1991, S. 172).

Die Ausdauer lässt sich in verschiedene Arten unterteilen:

- allgemeine und lokale Ausdauer
- aerobe und anaerobe Ausdauer
- Kurz-, Mittel- und Langzeitausdauer
- Kraft -, Schnellkraft - und Schnelligkeitsausdauer

Biologische Grundlagen von Ausdauerfähigkeit

- Energiebereitstellung in der Muskelzelle

- Anaerobe Energiegewinnung

1-2 Sekunden: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5-7 Sekunden: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

bis 45 Sekunden: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Aerobe Energiegewinnung

über 1 Minute: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Muskelfasertypen

- Slow-Twitch-Faser, (ST-Fasern) = ermüdungsresistente Fasern, reichliche aerobe Enzyme, Mitochondrien und Myoglobin.

- Fast-Twitch-Fasern glykolytischer Prägung (FTG-Fasern) = Kurzleister für höhere Intensitäten, mehr anaerobe Enzyme, Phosphat- und Glykogenspeicher.

- Fast-Twitch-Fasern oxidativer Ausprägung (FTO-Fasern) = Mittelstellung, stärkste Anpassungserscheinung auf Training.

Adaptionserscheinungen des Organismus

- Ausbildung des Sportherzens

- Das Sportherz entsteht durch eine Vergrößerung der Herzhöhlen und einer Dickenzunahme der Herzwände. Das kritische Herzgewicht von über 500g wird jedoch nie überschritten.

- Die Anpassungserscheinung „Sportherz“ führt vor allem zu einer Vergrößerung des Schlagvolumens, einer Steigerung des maximalen Herzminutenvolumens, einer Zunahme der maximalen Sauerstoffaufnahme und einer niedrigeren Herzfrequenz im Ruhezustand.

- Strukturelle und biochemische Veränderungen im Muskel

- Verbesserte Kapillarisierung

- Muskelfaserverschiebung

- Vermehrung der Mitochondrien im Muskel

- Erhöhung des Glykogengehalts

- Steigerung des Myoglobingehalts

- Strukturelle und biochemische Veränderungen im Blut

- Bei ausreichender Dauer und Intensität des Ausdauertrainings kommt es zu einer Vergrößerung des Blutvolumens. Das vergrößerte Blutvolumen stellt eine wichtige Voraussetzung für die Ausdauerleistungsfähigkeit dar:

3 Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule

3.1 Gründe für eine Förderung

Die in der Einleitung gestellte Frage, ob das Ausdauertraining Einzug in den Sportunterricht der Grundschule nehmen sollte, kann in diesem Kapitel eindeutig beantwortet werden.

Die Gründe für den Einsatz von Ausdauertraining und eine Förderung aerober Ausdauer im Sportunterricht der Grundschule werde ich im Folgenden näher erläutern.

3.1.1 Auftrag der Schule

Zu Beginn des dritten Kapitels „Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule“ möchte ich auf die Frage eingehen, was vom Schulsport in der heutigen Zeit erwartet wird beziehungsweise welche Ziele der Schulsport verfolgen sollte.

JÜNGST zeigt auf, dass es unter anderem die Aufgabe sein sollte, die Verbesserung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten anzustreben und den Schülern ein Gesundheitsbewusstsein zu vermitteln. Kinder können in ihrer Umgebung immer weniger Flächen zum Spielen und zur Bewegung nutzen, als es noch vor Jahren der Fall war. Der Schulsport muss diesem entgegenwirken und den Schülern als Ausgleich einen qualifizierten Sportunterricht bieten (vgl.: JÜNGST, 2002, S. 51-52).

Während ich meine Erfahrungen als Praktikantin in der Grundschule gesammelt habe, konnte ich feststellen, dass sehr viele Kinder den Sportunterricht vor anderen Schulstunden bevorzugen. Bei Unterhaltungen mit Lehrern und auch älteren Schülern einer weiterführenden Schule konnte ich diese Aussage hingegen seltener zur Kenntnis nehmen. An dieser Stelle möchte ich noch weiter gehen und zum Ausdruck bringen, dass es enorme Unterschiede in der Einstellung zu einem Ausdauerlauf, genauer gesagt einem Ausdauertraining, zwischen jüngeren und älteren Schulkindern gibt.

Zu dieser Unterschiedlichkeit in Bezug auf ausdauerndes Laufen im Schulsport, hat WOLTERS eine Befragung an Schülern der dritten, siebten, neunten und zwölften Jahrgangsstufe durchgeführt. Die Umfrage entspricht in keiner Weise strengen Forschungskriterien, dennoch lässt sich aus den Aussagen der Schüler einiges erkennen (vgl.: WOLTERS, 2002, S. 4).

Die Meinungen der Kinder und Jugendlichen gehen sehr weit auseinander. Während Kinder mit Laufen überwiegend positive Empfindungen verbinden, rufen sich Jugendliche mit dem Begriff ausdauernd Laufen meist negative Gefühle in Erinnerung (vgl.: WOLTERS, 2002, S. 5-7).

Kinder bringen eine Suche nach Spannung und Entdeckung, kindliche Neugier und Spontanität mit. Wer diese Möglichkeiten nutzt und den Kindern interessante und abwechslungsreiche Aufgabenstellungen gibt, der wird sie zum längeren und langsamen Lauf bringen können (vgl.: SCHEER 2001, S. 11).

An dieser Stelle möchte ich einige Zitate von Kindern der zweiten Klasse nach der Einheit ‚Ausdauer’ (siehe Kapitel 4) wiedergeben.

„Das Laufen hat mir großen Spaß gemacht.“

„Wenn man langsam läuft, kann man länger laufen und sich dabei noch unterhalten.“

„Alleine macht es nicht so Spaß zu laufen, aber mit Freunden schon.“

Die Motivation der Kinder zum Laufen lässt sich deutlich an den Zitaten erkennen. Diese vorhandene Motivation sollte der Schulsport nutzen und den Kindern ein umfangreiches Ausdauertraining anbieten.

Die Bedeutung des Laufens könnte nach SCHERLER nicht unterschiedlicher sein.

„Für Kinder ist Laufen Alltagsbewegung. Sie laufen in Straßenkleidung, in alltäglicher Umgebung und zu beliebigen Zeiten. Sie laufen so lange und so weit, wie es ihnen in den Sinn kommt: bis zur Straßenecke, zur Haustür, bis sie einen Freund eingeholt oder bis sie keine Lust mehr haben. Wenn sie schnell laufen, spielt die Laufzeit kaum eine Rolle. Die Geschwindigkeit zu erleben oder beim Wettlauf vor den anderen zu liegen, zählt mehr. Sie laufen nicht nur geradeaus, sondern auch in Kurven und im Zickzack; nicht nur auf ebenem Boden, sondern auch und oft gerade über Unebenheiten und Hindernisse. Sie kombinieren das Laufen mit anderen Bewegungen wie hüpfen, hinken, springen, drehen. Es wird mit vielen anderen Bedeutungen verbunden: verfolgen, verstecken, anschleichen, erlösen.“( SCHERLER, 1981, S. 81 und f.).

Kinder verbinden mit Laufen viel mehr als eintöniges Rundenlaufen im Stadion oder in der Halle. Jüngere Schüler verknüpfen die unterschiedlichsten Bewegungsangebote wie hüpfen, drehen oder springen mit laufen, um sich das Angebot attraktiver zu gestalten.

SCHERLERs Aussage über die Bedeutung des Laufens für Kinder spiegelt sich gleichermaßen in den Stellungnahmen der Schüler der dritten Klasse wieder (vgl.: WOLTERS, 2002, S. 7).

Nach dem HESSISCHEN RAHMENPLAN GRUNDSCHULE muss der Sportunterricht unterschiedlichen Zielen folgen und verschiedene Aufgaben bewältigen. Zum einen sollte der Unterricht Kennenlernen von Bewegungen mit freiem Experimentieren verbinden und zum anderen Bewegungsdefizite der Kinder ausgleichen. Die Freude an der Bewegung soll aufrechterhalten und gefördert werden, in dem sich der Unterricht vielfältige Bewegungs- und Körpererfahrungen zum Ziel macht. Hiermit leistet der Sportunterricht einen wichtigen Beitrag zur gesunden Entwicklung der Kinder. Die Ausbildung der konditionellen Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit) und die Entwicklung von überdauerndem Interesse an Bewegung und Spiel stehen neben vielen weiteren Fertigkeiten und Kenntnissen, die die Schüler in ihrer Grundschulzeit im Fach Sport erwerben sollen (vgl.: HKM, 1995, S. 222).

Der HESSISCHE RAHMENPLAN GRUNDSCHULE umfasst im Teil Sport sechs verschiedene Handlungsbereiche. Zu Ihnen gehören Spielen, Turnen, Sich-rhythmisch-Bewegen und Tanzen, Laufen – Springen – Werfen, Rollen – Gleiten – Fahren und Schwimmen. In meiner Arbeit möchte ich ausschließlich auf den Bereich Laufen – Springen – Werfen eingehen und an diesem Aufgaben und Ziele für ein Lauftraining in der Grundschule aufzeigen (vgl.: HKM, 1995, S. 225).

Das Handlungsfeld Laufen – Springen - Werfen weist darauf hin, dass Laufen eine Grundform der Alltagsmotorik ist, die alle Kinder bereits anwenden. Im Sportunterricht sollen sie Anlagen und Erfahrungen in diesem Bereich erweitern und verfeinern. In der späten Kindheit sind Kinder in einer sensiblen Phase, in der sie leicht neue Bewegungen lernen und nachvollziehen können. Der Lehrer ist dafür verantwortlich diese sensiblen Phasen ausnutzen, um ein „Fundament in technischer Hinsicht“ zu legen. Standardisierte Techniken des Laufens spielen in der Grundschule jedoch noch keine Rolle. Anregende und ungewöhnliche Sportgeräte sind in den Unterricht ebenso einzubeziehen, wie der natürliche Lebensraum des Kindes und das Umfeld der Schule. Der individuelle Könnenszuwachs und die Anstrengungen müssen bei Kindern mit motorischen Defiziten im motorischen Bereich im Vordergrund stehen. Leistungsvergleiche hingegen sollen sich auf Mannschaftswettkämpfe beschränken und dürfen keine übergeordnete Rolle spielen (vgl.: HKM, 1995, S. 232).

Der Handlungsbereich Laufen – Springen – Werfen macht es sich zum Ziel die motorischen Grundeigenschaften (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Bewegungskoordination) der Kinder zu verbessern (vgl.: HKM, 1995, S. 232).

Die Anregungen und Beispiele des RAHMENPLANS GRUNDSCHULE zum Bereich Laufen teilen sich in zwei Rubriken auf. Das erste und zweite Schuljahr werden zusammengefasst betrachtet, sowie das Dritte und Vierte. Die Schüler sollen von der ersten bis zur vierten Klasse

- Unterschiede des Laufens kennenlernen und am Ende der Grundschulzeit im Lauf Hindernissen ausgewichen sein, Geländeläufe absolviert, sowie Lauf- und Fangspiele erlebt haben.
- erfahren haben, wie es sich anfühlt auf unterschiedlichem Grund (Wiese, Schulhof, Hallenboden, usw.), bergauf, bergab, gegen den Wind und mit dem Wind zu laufen.
- während des Laufens lernen den Herzschlag, die Atmung, die Anspannung und Entspannung, das Schwitzen und die Ermüdung wahrnehmen.
- in der Lage sein einen Dauerlauf in der Halle, auf dem Sportplatz oder dem Pausenhof von drei bis zehn Minuten zu absolvieren.
- lernen sich in unterschiedlichen Lauftempi vorwärts, rückwärts, schneller, langsamer, alleine und in einer Gruppe fortzubewegen.
- Lauftempi bewusst variieren zu können und beim Laufen eine koordinierte Bein- und Armbewegung zu entwickeln (vgl.: HKM, 1995, S. 233).

Bei FREY/HILDEBRANDT geht es im Sportunterricht hauptsächlich darum, Grundlagen für sportliche Bewegungen zu schaffen. Sinnvoll ist es nicht die Kinder in der Grundschule schon zu „kleinen Spezialisten“ in einem bestimmten sportlichen Bereich zu machen, sondern sie vielmehr zu einer Vielseitigkeit zu erziehen (vgl.: FREY/HILDEBRANDT, 1995, S. 70).

Die konditionellen Fähigkeiten Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit müssen gleichmäßig beansprucht werden, um eine Basis für die unterschiedlichsten Sportarten zu erreichen (vgl.: FREY/HILDEBRANDT, 1995, S. 71).

3.1.2 Voraussetzungen der Kinder

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch wenige Untersuchungen über die Skelettmuskulatur und das Herz-Kreislauf-System bei Kindern. Die Annahme Kinder seien für eine Ausdauerbelastung noch nicht in der Lage, kann heute durch neuere Untersuchungen eindeutig widerlegt werden. Anpassungserscheinungen wie in Kapitel 2.3 näher erläutert wurden, lassen sich mit Ausnahmen ebenso bei Kindern nachweisen. Unter anderem reagiert der Körper des Kindes mit einer Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme, verbesserter Lungendiffusion und einer verbesserten Kapillarisierung (siehe Kapitel 2.3.2). Ein kindgemäßes Ausdauertraining ist in keinem Falle wirkungslos. Es zeigt sich, dass durch eine Ausdauerbelastung ebenso andere Leistungsfaktoren wie Schnelligkeit und Kraft trainiert werden (vgl.: KATZENBORGNER, 2004, S. 35).

Obwohl Kinder in der Lage sind Ausdauerbelastungen zu verarbeiten und Anpassungserscheinungen aufzeigen, gibt es einen entscheideten Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen, auf den ich nun näher eingehen möchte.

Aerobe Ausdauer

Die Trainierbarkeit der aeroben Ausdauer des Kindes ist vor nicht allzu langer Zeit Gegenstand einer kontroversen Diskussion gewesen. Unterschiedliche Auffassungen von Sportwissenschaftlern standen sich diesbezüglich gegenüber.

In Bezug auf die fehlende Trainierbarkeit der aeroben Ausdauer bei Kindern argumentieren SCHMÜCKER und HOLLMANN mit der geringen Konzentration an Testosteron bei Kindern gegenüber Erwachsenen (vgl.: SCHMÜCKER/HOLLMANN, 1973, S. 234). Demgegenüber begründet WEINECK, dass „Kinder und Jugendliche…demnach sowohl aus kardiopulmonaler als auch aus metabolischer Sicht hervorragend für Ausdauerbelastungen im aeroben Bereich geeignet (sind)“ (WEINECK, 2004 b, S.215).

Heutzutage zeigen uns einige Untersuchungen, dass sich ein aerobes Ausdauertraining positiv auf den kindlichen Organismus auswirkt. Somit gibt es keinen zu frühen Beginn für eine aerobe Ausdauerschulung, höchstens einen zu späten (vgl.: BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, S.124).

Die folgenden Untersuchungen bestätigen diese positiven Auswirkungen auf den kindlichen Organismus.

Nach einem dreimonatigen Ausdauertraining von 11jährigen Schülern (3 mal 30 min wöchentlich), konnte bei dem 12-min-Lauf nach Cooper eine Laufstreckenverlängerung von 17% festgestellt werden. Nach einer Studie von GÄRTNER und CRASSELT lässt sich feststellen, dass ebenfalls mit einem Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule positive Ergebnisse erzielt werden können. Setzt der Lehrer Ausdauerreize von 15 Minuten in drei Sportstunden pro Woche, zeigt sich, dass eine dreimonatige Ausdauerbelastung für Kinder zwischen 7 und 14 Jahren erhebliche Laufstreckenzuwächse aufweist (vgl.: DE MARÈES, 2003, S. 507).

Anaerobe Ausdauer

Die anaerobe Leistungsfähigkeit eines Kindes ist im Vergleich zu der anaeroben Kapazität eines Erwachsenen erheblich eingeschränkt. Kinder sind weniger gut in der Lage ohne Sauerstoffzufuhr zu arbeiten. Sie benötigen einen längeren Zeitraum, um sich nach einer anaeroben Belastung zu erholen und das angefallene Laktat wieder abzubauen. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb eine Belastung im anaeroben Bereich für Kinder als nicht gut angesehen wird. Der Laktatanstieg und der Streßhormonanstieg sind eng miteinander verbunden. Der Anstieg des Laktats während einer anaeroben Belastung ist für Kinder ein nur schwer zu ertragender Streßfaktor. (vgl.: KATZENBOGNER, 2004, S. 36; WEINECK, 2004 b, S. 217 und f.).

Zwei Gründe sind zu nennen, weshalb ein so hoher Anstieg von Streß- bzw. Leistungshormonen für Kinder ungünstig und alters unangebracht ist. Berühmten Sportwissenschaftlern wie WEINECK oder KATZENBOGNER scheint es nicht sinnvoll Kinder in so frühem Alter schon an ihre „psychophysischen Belastbarkeit“ heranzuführen. Sie bringen die zu hohe Belastbarkeit im Kindesalter mit der hohen Aussteiger-Quote bei den Jugendlichen in Zusammenhang. Auf Grund einer zu frühen Leistungssteigerung sollen die körpereigenen Schutzmechanismen des kindlichen Organismus nicht unbeachtet gelassen werden (vgl.: KATZENBOGNER, 2004, S. 36; WEINECK, 2004 b, S. 217).

Das nachfolgende Zitat von KATZERNBOGNER unterstreicht noch einmal, dass die anaerobe Leistungsfähigkeit des Kindes eingeschränkt ist.

„So liegt die anaerobe Kapazität eines 8jährigen um 45 bis 50 Prozent niedriger als die eines 14jährigen“ (KATZENBOGNER, 2004, S 36).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Kinder die gleichen Voraussetzungen für ein aerobes Ausdauertraining mitbringen, wie Erwachsene. Sie verfügen im aeroben Bereich sogar über eine höhere Leistungsfähigkeit (vgl.: DORDEL, 2003, S. 283).

Kinder im Grundschulalter sind sehr lauffreudig. Der natürliche Bewegungsdrang sollte genutzt werden, um den Schülern das ausdauernde Laufen näher zubringen (vgl.: MÜLLER, 2001, S. 9).

Zum Ende des Kapitels 3.1.2 möchte ich kurz die guten körperlichen und psychischen Voraussetzungen, das günstige Last-Kraft-Verhältnis von Kindern nennen und die Regelung sowie Abstimmung mit anderen Organsystemen nennen, weshalb sie ein Ausdauertraining ohne Bedenken durchführen können. Näher darauf eingehen möchte ich nicht, da diese Aspekte keine Relevanz für die Planung eines Ausdauertrainings haben. (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/OSTROWSKI/ ROST, 1999, S. 366 wo er sich auf PAHLKE/ISRAEL, 1980, S.48 bezieht).

3.1.3 Auswirkungen auf das Lernen

Durch einfache und komplexe Bewegungen im Kleinkindalter und in der frühen Schulzeit, vernetzen und erhalten sich Nervenzellen. Bis zum 8.-10. Lebensjahr werden etwa ein Drittel der nicht verschalteten Nervenzellen im Gehirn wieder abgebaut. Die in der Kindheit aufgebauten Verbindungen im Gehirn, durch jegliche Form der Bewegung, werden später teilweise für geistige Aufgaben genutzt. Da Ausdauertraining meist mit komplexen Bewegungen, wie zum Beispiel beim Fußballspielen, durchgeführt wird, trägt es dazu bei, dass viele Nervenzellen verschaltet werden (vgl.: DICKREITER, 1999, S. 84).

„Ein allgemeines alters- und leistungsgerechtes Ausdauertraining wirkt sich immer positiv auf die Hirnleistung aus“ (JASPER,1990, S. 254).

Ausdauerbelastung steigert die Durchblutung der Muskelzelle, (siehe Kapitel 2.3.2) dies gilt ebenso für die Durchblutung des Gehirns. Folge dessen ist eine Leistungssteigerung des Kurzzeitspeichers und eine erhöhte Lernfähigkeit (vgl.: DICKREITER, 1999, S. 85).

Die erhöhte Aufnahmefähigkeit der Kinder nach einer Belastung konnte ich während meines Praktikums erleben. Nach einer langen Einheit im Klassenraum wirkten die Schüler unausgelastet, angespannt und unruhig. Ohne eine Bewegungspause wäre es dem Lehrer nicht möglich gewesen mit dem Unterricht fortzufahren. Aus diesem Grunde durften die Schüler einige Runden um den Schulhof oder das Schulgebäude laufen. Die Unruhe und die Anspannung der Kinder waren nach dieser Belastung ausgeglichen und der Unterricht konnte mit erhöhter Aufmerksamkeit seitens der Kinder fortgesetzt werden.

3.1.4 Auswirkungen auf die Psyche

Ausdauersportarten wirken sich positiv auf die Psyche aus. In der Literatur werden hauptsächlich drei Bereiche angesprochen Stressabbau, positive Körpererfahrungen und die Persönlichkeit.

Stressabbau

Bewegungen können nicht nur zur Aktivierung, sondern ebenso zur Beruhigung eingesetzt werden. Ausdauersportarten haben eine besänftigende Wirkung, wobei ebenfalls die Stressreaktion ausgeglichen, die Stresstoleranz erhöht und der Stressabbau beschleunigt wird (vgl.: DICKREITER, 1999, S. 86).

Das Stresshormon Adrenalin, welches durch ständige Stressreize ausgeschüttet wird, „steigert die allgemeine Alarmbereitschaft und bewirkt die Auslösung einer Reihe von psychophysischen Reaktionen (…, Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck,…), die auf die Dauer zu negativen Folgen für das Allgemeinbefinden führen können“ (WEINECK, 2004 b, 692).

Einige Folgen der anhaltenden Stressbelastungen können unter anderem Schlaflosigkeit, Aggressivität und Abnahme körperlicher Leistungsfähigkeit sein. Die aufgestaute Energie durch die anhaltenden Stressbelastungen kann ein Ausdauertraining abbauen. Durch eine körperliche Leistungsbereitschaft kommt es zu keiner „Summation der Stressreize“, sondern die „Alarmbereitschaft“ wird immer wieder entladen (vgl.: WEINECK, 2004 b, 692).

„ Sportliche Betätigung ist…das wichtigste präventive und therapeutische Mittel gegen Stress…“ (WEINECK, 2004 b, S. 692).

Stresssituationen in der Schule sind meist die Angst vor zu großen Anforderungen, zum Beispiel durch eine Klassenarbeit. Der Sportunterricht und speziell die sportliche Belastung im Ausdauerbereich können helfen den Leistungsdruck besser zu verarbeiten und sich auf die eigentlichen Anforderungen zu konzentrieren.

Positive Körpererfahrungen

Autoren wie KATZENBOGNER, DESPEGHEL und TREUTLEIN sprechen im Zusammenhang mit Ausdauerbelastung und gesundheitlicher Prävention ebenso das körperliche Wohlbefinden an. Ausdauerbelastungen können Kindern positive Körpererfahrungen wie Glück, Freude und Faszination ermöglichen (vgl.: TREUTLEIN, 1990, S. 14) und wirken sich entspannend auf die psychische Verfassung aus (vgl.: KATZENBOGNER, 2004, S. 53).

Persönlichkeit

Eine Ausdauereinheit im Unterricht wirkt sich nicht nur positiv auf den Stressabbau und das Wohlbefinden der Kinder aus, sondern kann zudem

ihr Selbstvertrauen verbessern und ihr Selbstwertgefühl stärken. Durch Ausdauerbelastungen bekommen Schüler das Gefühl ihr Können einzuschätzen und werden sich bewusst, was sie alles leisten können. (vgl.: BALZ, 1990, S. 22).

Viele Kinder äußern ihre Ängste über ein bevorstehendes Ausdauertraining und zeigen somit ihr geringes Selbstvertrauen.

„So viele Minuten kann ich nicht laufen.“

„Das ist zu lang. Das schaffe ich nicht.“

Die Ausdauerbelastungen werden Kindern zeigen, dass sie Anforderungen, die sie vor kurzer Zeit kaum für möglich gehalten haben, gewachsen sind. Es zeigt sich relativ schnell, dass sich mit wenig Aufwand Fortschritte im Ausdauerbereich erzielen lassen (vgl.: KATZENBOGNER, 2004, S. 53).

3.1.5 Gesundheitliche Prävention

Im Gegensatz zur früheren Freizeitgestaltung der Kinder hat sich die heutige stark verändert. Durch den erhöhten Medienkonsum kennen viele Kinder das Spielen auf der Straße nicht mehr. Studien zeigen, dass viele Schulanfänger einfache motorische Aktivitäten wie Seilspringen nicht mehr ausführen können (vgl.: WEINECK, 2004 a, 385).

Jeder Weg, ob zur Schule, zum Verein oder zu Freunden, wird meist mit dem Auto oder dem Bus zurückgelegt. Kinder übernehmen diese Haltungsweisen von ihren Eltern. Einige Folgen dieses Bewegungsmangels sind kindliches Übergewicht, Haltungsschwächen und eine mangelnde Herz-Kreislaufentwicklung (SCHEER, 2001, 11).

Autoren wie HOLLMANN und HETTINGER haben festgestellt, dass bei den 8- bis 18jährigen Schülern über 30% übergewichtig sind und 20-25% einen leistungsschwachen Kreislauf erkennen lassen (vgl.: HOLLMANN/HETTINGER, 1980, 596).

Der Bewegungsmangel führt nicht nur zu Adipositas[24] und Haltungsschwächen bei Kindern, vielmehr kann die Ausbildung positiver Kreuzadaptionen[25], wie dies bei ausdauertrainierten Kindern und Jugendlichen zu beobachten ist, nicht erfolgen (vgl.: WEINECK, 2004 a, 390).

Die Schule ist die einzige Institution, die alle Kinder und Jugendliche erreichen kann. Kein Verein und kein Nachmittagsangebot haben diesen Zugang zu allen Kindern.

Infolgedessen sollte die Schule den Kindern unter anderem eine präventive Maßnahme gegenüber Herz-Kreislauferkrankungen und Adipositas bieten (vgl.: BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, 123).

Dem chronischen Bewegungsmangel und seinen Folgen jedoch kann die Schule alleine nicht entgegenwirken bzw. kompensieren. Eine Kooperation mit Vereinen ist nötig. Den Schülern soll unter anderem durch den Sportunterricht vermittelt werden, dass körperliche Betätigung und gesundheitliches Wohlbefinden in großem Zusammenhang miteinander stehen (vgl.: WEINECK, 2004 a, 391).

Gesunde und glückliche Kinder werden es in ihrem Leben einfacher haben. Sie können ausgelassen lachen und toben und haben ein gesundes Selbstbewusstsein. Sinnlos sind Krankheiten, die nicht auftreten müssen (vgl.: DESPEGHEL, 2005, 24).

Das nachfolgende Zitat von SCHEER unterstreicht noch einmal, dass ein Ausdauertraining in Bezug auf die gesundheitliche Prävention sinnvoll erscheint.

„Das kindliche Training soll die Grundlagen für eine gesunde körperliche…Entwicklung schaffen und verbreiten“ (SCHEER, 2001, 11).

3.2 Möglichkeiten und Umsetzung einer Förderung

3.2.1 Prinzipien der Unterrichtsgestaltung

Eine Einheit zum Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule muss gut geplant und organisiert werden. Um durch aerobes Training Adaptionen des kindlichen Organismus zu erzielen und dabei Kinder zu motivieren, sich auch außerhalb des Sportunterrichts zu bewegen, müssen folgende Prinzipien der Unterrichtsgestaltung beachtet werden.

Kindgemäßes Training

Wer Kinder in ihrer Freizeit beobachtet, wird feststellen, dass sie Laufen unbewusst in Spiele integrieren. Die Schule sollte ausdauerndes Laufen nicht ausschließlich dem Trainieren zuordnen. In der Grundschule scheint es sinnvoller das Spielerische in den Vordergrund zu stellen und den Kindern zu veranschaulichen, warum sie laufen. Für einen Wettkampf zu trainieren, welcher in weiter Zukunft liegt, ist für Kinder nicht erfolgsversprechend genug.

Ein abwechslungsreiches Ziel sofort zu erreichen scheint für Kinder attraktiver. Sie „wollen mit ihrem Handeln in der Regel unmittelbar spürbare und auch von anderen zu erkennende Wirkungen erzielen“ (LANGE, 2002, S. 15).

Der Sportunterricht muss dafür sorgen, dass Kinder solche Ziele (siehe 3.2.5) erreichen können. Geschieht dies nicht, werden sie ihr Interesse Anreizen widmen, die sie spontan in der Gegenwart erleben können (vgl.: LANGE, 2002, S. 15).

Kinder laufen nicht als Selbstzweck, sondern „in Hinblick auf eine von…[Ihnen] nachvollziehbare und als attraktiv wahrnehmbare Funktion“ (LANGE, 2002, S. 17).

Differenzierte und individuelle Förderung

„Die Differenzierung des Unterrichts solle einerseits jeden Schüler entsprechend seiner besonderen Fähigkeiten optimal fördern, anderseits aber auch einer möglichst großen Zahl von Schülern ein möglichst hohes Bildungsniveau vermitteln“ (BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, S. 130 zitiert nach SÖLL 1979, S. 80).

Die Gründe für die Notwendigkeit einer Differenzierung des Unterrichts sind unterschiedliche Leistungen und unterschiedliche Leistungsfähigkeiten der Schüler einer Klasse. Betrachtet man diesen Aspekt, scheint es umso wichtiger die Schüler während des Sportunterrichts nicht vorzuführen, um sie nicht bloßzustellen (vgl.: BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, S. 130 f).

„Die geringere Leistung wird für den Schüler erst in dem Augenblick ein Problem, in dem sie im Vergleich zu anderen als Schwäche, als Defizit, als Fehlverhalten qualifiziert und seine Person damit gleichzeitig abqualifiziert wird“ (BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, S. 131 zitiert nach VOLKHAMER, 1979, S. 97).

Auch in der Ausdauerschulung gibt es immer wieder Übungsformen, die die Leistungsunterschiede zwischen den Schülern besonders deutlich machen. Auf diese Spiele bzw. Spielformen sollte verzichtet werden. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es in der Grundschule während einer Ausdauereinheit nicht sinnvoll ist, die Schüler eine bestimmte Anzahl von Runden laufen zu lassen. Bei dieser Form der Belastung wird die Aussage des Zitats von VOLKHAMER noch einmal deutlich. Im Vergleich zu Stärkeren erkennen schwächere Schüler beim Laufen der Runden, diese großen Leistungsunterschiede. Eine zu laufende Minutenanzahl ist vernünftiger. Die Kinder können in ihrem eigenen Tempo laufen und erkennen nicht direkt, dass die Leistungsfähigkeiten zwischen den Schülern unterschiedlich sind.

Ziel der Differenzierung sollte es sein jedem Schüler optimale Übungsmöglichkeiten zu bieten und ihn nicht zu entmutigen, sondern zu ermutigen (vgl.: BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, S. 131).

Schwache Schüler sollten während einer Ausdauereinheit psychisch und physisch nicht überfordert und starke Schüler nicht unterfordert werden. Setzt ein Lehrer bei allen Schülern gleiche Belastungsreize an, bewirken sie nicht den gleichen Effekt. Anpassungserscheinungen treten bei untrainierten Schülern auf, während bei den Trainierten kaum Anpassungserscheinungen ausgelöst werden oder sogar ein Leistungsrückgang eintreten kann (vgl.: BREITHECKER/LIEBISCH, 2005, S. 131).

Sicherheit und Gesundheit

Wie in Kapitel 3.1.2 schon näher erläutert wurde, sind Kinder für aerobe Belastungen gut und für anaerobe Belastungen wegen des Anstieges an Laktat und Stresshormonen weniger gut geeignet.

Gesunde Kinder verfügen über eine Art Schutzmechanismus. Bei ihnen ermüdet der Skelettmuskel deutlich früher als der Herzmuskel. Bevor das Herz geschädigt werden kann, muss die Belastung verringert werden. Jahrelang wurde Kindern im Schulsport wenig zugetraut und zugemutet, sie wurden zu gering belastet. Die Gefahr einer Unterbelastung ist weitaus größer als das Risiko einer Überforderung. Um eine Unter- bzw. Überbelastung festzustellen, kann die Pulsmessung angewendet werden. Sie ist ein relativ grobes Verfahren, jedoch das einzige, das auch im Schulsport verwendet werden kann. Lehrer sollten sich an der Richtgröße Puls 160 orientieren, da mit dieser Dosierung kaum Fehler gemacht werden können (vgl.: FREY/HILDEBRANDT, 1995, S. 75).

Zu Anfang einer Ausdauereinheit sollten die Kinder darauf hingewiesen werden, sich bei Unwohlsein sofort an den Lehrer zu wenden. Nicht nur die Kinder können ihr eigenes Wohlempfinden bei einer Laufeinheit einschätzen. Der Lehrer kann durch äußere Anzeichen erkennen, ob ein Kind mit der Einheit überfordert ist. Flache und schnelle Atmung, starkes Schwitzen bei geringen Belastungsintensitäten und ein weißes Mund-Nasen-Dreieck bei hochrotem Kopf sind einige Anzeichen für eine Überforderung.

Auf Grund einer zusätzlichen Belastung für das Immunsystem sollte während eines beginnenden oder vorhandenen Infekts kein Ausdauertraining durchgeführt werden.

Erziehung zum Training

Die Schule hat unter anderem die Aufgabe die Schüler für ein lebenslanges Sporttreiben zu begeistern. In der Grundschule kann der Lehrer die Eigenmotivation der Schüler für eine Bewegung nutzen. Sie können an Belastungen herangeführt werden und entwickeln meist eine positive Einstellung dazu. Hauptsächlich sollte es um das Kennenlernen einer regelmäßigen Belastung und „einer positiven Einstellung zum eigenen Körper und zur Anstrengung“ gehen. Dieses Heranführen muss wie in allen sportlichen Bereichen der Grundschule mit Spaß und Freude erfolgen (vgl.: FREY/ HILDEBRANDT, 1995, S. 134).

3.2.2 Einsetzbare Methoden

„Die Freude am Ausdauertraining steht und fällt mit der Art der Durchführung“ (WEINECK, 2004 b, S. 226).

Die Durchführung der Ausdauerschulung muss sich an den „natürlichen“ Bewegungsgewohnheiten der Kinder orientieren. Für Kinder ist nicht alles geeignet, was das Ausdauertraining zu bieten hat. Es muss eine Auswahl getroffen werden, welche Trainingsmethoden für das Kindertraining im Ausdauerbereich brauchbar sind (vgl.: WEINECK, 2004 b S. 226 wo er sich auf MEDLER, 1989, S. 58 bezieht).

Nach WEINECK sollte das oberste Ziel einer Ausdauerschulung sein, die Freude am langen und langsamen Laufen zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Zu Beginn sollten keine kontinuierlichen Belastungen durchgeführt werden, ohne dass andere Dinge, wie zum Beispiel das Prellen eines Balles, im Vordergrund stehen. Zu Anfang des Ausdauertrainings sollten eher 1-, 2- oder 3-Minuten-Läufe absolviert werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Kinder von der eigentlichen Belastung des Laufens durch andere Dinge wie zum Beispiel kleine Zusatzaufgaben abgelenkt werden. Wie im vorigen Kapitel 3.2.1 näher erläutert wurde, sollte die Methodenauswahl kindgemäß sein, da Kinder am liebsten spielend lernen (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 227).

Demzufolge sind die Haupttrainingsmethoden für das Kindertraining die Dauer- und die Intervallmethode. Diese Methoden müssen so eingesetzt werden, dass sie unterschiedliche Inhalte präsentieren und somit bei den Schülern für Abwechslung sorgen. Die Wiederholungsmethode und die Wettkampfmethode sind hingegen nicht geeignet. Für Abwechslung kann der Lehrer ebenfalls sorgen, indem er neben dem Laufen Fortbewegungsgegenstände wie Inliner oder Schlittschuhe einsetzt (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 226).

Neben den Haupttrainingsmethoden von WEINECK gehört für MARTIN ebenfalls die kombinierte Trainingsmethode dazu (vgl.: MARTIN/ NICOLAUS/OSTROWSKI/ROST, 1999, S. 368).

Dauermethode

Für die Ausdauerschulung von Grundschulkindern ist die Dauermethode mit kontinuierlicher Geschwindigkeit ideal, da sie zur Entwicklung der Grundlagenausdauerfähigkeit angewandt werden kann. Charakteristische Merkmale dieser Methode sind zum einen eine lang andauernde, gleich bleibende Belastung und zum anderen eine „definierte und kontrollierte Belastungsintensität“. (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/ OSTROWSKI/ROST, 1999, S. 370).

Für Kinder im Grundschulalter ist es schwer eine kontinuierliche Geschwindigkeit einzuhalten. Sie neigen meist dazu zu Beginn loszurennen.

Durch ein Vorauslaufen des Lehrers könnte dieses Problem beseitigt werden. Der Lehrer sollte das Tempo laufen, das auch vom schwächsten Schüler gelaufen werden kann. Wurde das Tempo von den Kindern aufgenommen, kann der Lehrer durch einen Schüler ersetzt werden (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 231).

Das folgende Beispiel der Dauermethode mit kontinuierlicher Geschwindigkeit kann gut in der Grundschule angewendet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Laufen im Irrgarten (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 230).

Zu Abbildung 11: Bei dieser Spielform soll eine große Strecke zurückgelegt werden. Die Aufmerksamkeit der Kinder wird auf die Wegsuche gelenkt, um die Anstrengung zu vergessen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Dreieckslauf; Beispiel zur Gestaltung des Dauertrainings mit kontinuierlicher Geschwindigkeit (vgl.: MARTIN/KAROß/KÖNIG/ SIMSHÄUßER, 1994, S. 256).

Zu Abbildung 12: An jeder Ecke steht eine Gruppe von Kindern. Auf ein Signal hin, umlaufen sie die Figur, bis sie wieder an ihrem Platz angekommen sind. Innerhalb dieser Zeit sollen die Kinder den nächsten Lauf zurücklegen. Die Kinder versuchen nach und nach ihre Geschwindigkeit so zu dosieren, dass sie gleichzeitig mit dem Signal an ihrem Platz ankommen.

Der Dreieckslauf mit unterschiedlich langen Seiten ist eine weitere Form dieses Trainings. Die Seiten müssen mit einer gleichen Zeitvorgabe umlaufen werden. Dieser Lauf bietet mehrere Variationsmöglichkeiten (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/OTROWAKI/ROST, 1999, S. 370).

Die Dauermethode mit wechselnder Geschwindigkeit ist für das Training im Grundschulbereich nur geeignet, wenn bestimmte Modelle eingesetzt und Veränderungen[26] vorgenommen werden. Das Ziel dieser Methode ist ein Wechsel von aerob <-> aerob-anaerob <-> anaerob. Zu beachten ist jedoch, dass die Streckenlänge und Belastungsdauer dem Leistungsstand der Kinder angepasst werden müssen. Das folgende Beispiel der Dauermethode mit wechselnder Geschwindigkeit kann gut im Grundlagentraining angewendet werden (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/OSTROWSKI/ROST, 1999, S. 370).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Viereckslauf; Beispiel zur Gestaltung des Dauertrainings mit wechselnder Geschwindigkeit (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/ OTROWAKI/ROST, 1999, S. 370)

Zu Abbildung 13: Traben, Steigerungsläufe und Auslaufen wechseln sich in diesem Viereckslauf ab. Dem Leistungsstand der Kinder sollte die Belastungszeit von 10 bis 20 Minuten angepasst werden.

Intervallmethode

Die Intervallmethode ist die Hauptmethode für die Verbesserung der Kurzzeit- und Mittelzeitausdauerdisziplinen. Sie ist gekennzeichnet durch eine Kombination aus Belastungs- und Erholungsphasen, wobei die Erholungsphasen als lohnende Pausen dienen sollen. Die lohnende Pause kann daran erkannt werden,

- dass die Pausen aktiv gestaltet werden sollen, um den Erholungspuls nicht absinken zu lassen.
- dass zwischen den Läufen keine vollständige Erholung abgewartet wird.

Die Intervallmethode ist ebenfalls gekennzeichnet durch „variierende

Belastungskomponenten“. Die Komponenten

- Länge der Strecken (Teilumfänge),
- Geschwindigkeit (Belastungsdauer und –intensität),
- Anzahl der Wiederholungen und Serien (Belastungsumfang) und
- Pausenlänge und -gestaltung (Belastungsdichte und Erholungsphasen) können variiert eingesetzt werden (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/ OTROWSKI/ROST, 1999, S. 371; WEINECK, 2004 b, S. 174).

Es kann zwischen der intensiven und der extensiven Intervallmethode unterschieden werden. Im Folgenden möchte ich lediglich auf die extensive Intervallmethode eingehen, da die Intensive zur Entwicklung der anaroben Kapazität eingesetzt wird. (siehe Kapitel 3.1.2). Im Vordergrund der extensiven Intervallmethode steht die Verbesserung der aeroben Kapazität, wobei auch anaerobe Prozesse mit einbezogen werden. Das folgende Beispiel zeigt, dass auch die Intervallmethode spielerisch im Ausdauertraining des Grundschulunterrichts eingesetzt werden kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 14: Figurenlauf (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 228)

Zu Abbildung 14: Der Lehrer „zeichnet“ mit der Linienmaschine den Umriss eines Tieres auf das Spielfeld. Der Umriss muss dann im Wechsel von zwei oder drei verschiedenen Gruppen durchlaufen werden.

Der Figurenlauf kann in unterschiedlichen Variationen stattfinden.

Kombinierte Methode

Durch das gleichzeitige Lösen von unterschiedlichen Aufgaben während der Ausdauerbelastung werden die Kinder von der eigentlichen Monotonie abgelenkt. Diese Methode wird speziell zur Entwicklung der Grundlagenausdauerfähigkeit eingesetzt.

Das folgende Beispiel zeigt, dass es interessante Übungsmöglichkeiten zur Ausdauerschulung gibt, die mit Sicherheit den Kindern ausreichend Abwechslung vermitteln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 15: Beispiel eines Laufparcours mit 7 Aufgabenstellungen (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/OTROWSKI/ROST, 1999, S. 369).

Zu Abbildung 15: Während die Kinder Runden in der Sporthalle laufen, müssen sie unterschiedliche Aufgaben bewältigen

- Umlaufen von drei Bänken
- Einbeinsprünge rechts und links
- Unterlaufen eines Tunnels
- Slalomsprint um vier Hütchen
- Kniehebellauf auf dem Weichboden
- Schrittsprünge (Matte – Graben – Matte – Graben)
- Ball bis zum Fähnchen und zurück prellen

Die Belastungsdauer beträt etwa 10 bis 15 Minuten. Wichtig ist, dass die Schüler sich ihre Belastungsintensität frei wählen dürfen.

3.2.3 Ausdauertraining im übrigen Sportunterricht

Während meiner Arbeit bin ich bisher ausschließlich auf die Disziplin Laufen in einem Ausdauertraining eingegangen, da es die einfachste und unkomplizierteste Form ist die Schulung im Grundschulunterricht durchzuführen. Neben dem Laufen können jedoch auch andere Sportarten herangezogen werden, um die Ausdauerleistungsfähigkeit bei Kindern zu verbessern. Es kann sogar möglich sein, dass es für Lehrer erfolgreicher ist mit anderen Disziplinen die Motivation der Kinder bezüglich einer Ausdauereinheit zu steigern.

In der Regel beginnen Lehrer mit der Vermittlung von Laufen und Radfahren, da dies zyklische[27] Bewegungsabläufe sind, die den Kindern leicht fallen. Seltener werden den Kindern azyklischen[28] Bewegungen wie Schwimmen oder Inline-Skating angeboten (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/ OTROWSKI/ROST, 1999, S. 366).

Je abwechslungsreicher den Kindern das Laufen angeboten wird, desto mehr Freude werden sie während einer Ausdauereinheit haben. Möchte ein Lehrer den Schülern während dieser Ausdauerschulung etwas Motivierendes bieten, sollte er zusätzlich noch andere Sportarten mit einbeziehen. Da Inline-Skating eine Trend- und Funsportart ist, werde ich sie hier als Beispiel anführen.

Sicherlich stellt sich in der Grundschule immer die Materialfrage. Sind für meine geplante Unterrichtseinheit genügend Inliner vorhanden? Sollte dies nicht der Fall sein, wie kann ich meine geplante Einheit durchführen? Mit Sicherheit können viele Schüler einige Materialien, wie zum Beispiel Inliner, von zu Hause mitbringen oder von Freunden ausleihen. Eine andere Möglichkeit bietet sich dem Lehrer beim Deutschen Sportbund. Dort können Inliner gegen eine geringe Gebühr ausgeliehen werden.

Sicherlich ist es in der Sporthalle nicht immer erlaubt mit Inlinern zu fahren. Dieses Problem kann jedoch häufig umgangen werden, da viele Schulen einen geeigneten Schulhof haben, auf dem der Lehrer den Kindern einige Grundkenntnisse des Inline-Skatings vermitteln kann. Nach einigen Sportstunden kann die Lehrkraft einen Ausflugstag organisieren, an dem die gesamte Klasse mit genügend Aufsichtspersonen einen Inline-Skating-Tag veranstaltet.

Einige Stunden Inline-Skating und ein Ausflugstag verbessern mit Sicherheit nicht die aerobe Ausdauerfähigkeit. Die Kinder sollen mit solch einer Unterrichtseinheit Spaß am Fahren finden. Unbewusst werden sie herangeführt, wie sie in Zukunft ihre konditionelle Basis aufbauen und verbessern können.

3.2.4 Möglichkeiten zur Förderung außerhalb des Sportunterrichts

Der Sportunterricht ist an den meisten Schulen mit zwei bis drei Einzelstunden pro Woche angesetzt. Neben der Förderung der aeroben Ausdauer hat der Sportunterricht sehr viele andere Bereiche abzudecken. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Lehrkräfte und Betreuungspersonen den Schülern Möglichkeiten bieten sich auch außerhalb des Sportunterrichts zu bewegen.

Kleine Spiele, wie sie im Unterricht ebenfalls zur Förderung der aeroben Ausdauerfähigkeit eingesetzt werden, werden von Kindern in Pausen meist selbst organisiert. Sie benötigen oftmals nur einen Ort und die Zeit, um ihren Bewegungsbedürfnissen nachzugehen.

Die Lehrkräfte können den Kindern durch die Tägliche Bewegungszeit, Ganztagsschulen und die Nachmittagsangebote diesen Ort und die benötigte Zeit zur Verfügung stellen.

Durch Bewegte Pausen und die Kooperation mit Vereinen kann das Bewegungserhalten der Kinder nur indirekt beeinflusst werden. Die Vereine können den Kindern eine aktive Freizeitgestaltung bieten.

Tägliche Bewegungszeit

Die offiziellen Pausen und der Sportunterricht können dem Bewegungsverhaltenden der Kinder nicht gerecht werden. Es sollte nicht nur die Aufgabe eines Sportlehrers sein den Bewegungsdrang der Schüler zu stillen. Alle Lehrkräfte können und sollten in den Unterrichts Bewegungsphasen einbauen (vgl.: HKM, 1995, S. 21).

Bewegungsphasen während des Unterrichts wirken sich positiv auf die Hirnleistung und somit auf das Lernen der Kinder aus. Sie sind danach aufnahmefähiger und können sich eine längere Zeit ohne Pause konzentrieren (siehe Kapitel 3.1.3).

Vor allem an Schultagen ohne Sportunterricht sollten die Kinder die Tägliche Bewegungszeit zur Verfügung gestellt bekommen. Die Bedeutung dieser Bewegungszeit liegt im Rhythmus zwischen Konzentration und Erholung, Anspannung und Entspannung. Kinder werden während dieser Zeit kreativ und erkennen und lösen Probleme. Die Dauer der Bewegungsphasen reichen von kurzen Einheiten im Klassenraum oder auf dem Flur bis hin zu Längeren auf dem Schulhof oder in der Turnhalle (vgl.: HKM, 1995, S. 286).

Teilweise können die Bewegungszeiten für die Förderung der aeroben Ausdauerfähigkeit der Schüler eingesetzt werden. Durch einfache und bekannte Spiele ohne großen Materialaufwand lassen sich diese Phasen sehr gut ausschöpfen.

Kinder können während der Täglichen Bewegungszeit Vertrauen zu sich selbst gewinnen, dass eigene Können weiterentwickeln und lernen sich selbst einzuschätzen. Des Weiteren werden sie das Ziel erreichen etwas leisten zu können, ohne dies zu müssen. Sie strengen sich an und erkennen die Bedeutung des Übens (vgl.: STÜBING/LUTZ, 1992, S. 54-55).

Bewegte Pause

In den meisten Grundschulen gibt es eine Frühstückspause, während der die Kinder im Klassenraum Essen und Trinken dürfen und sollen. Der Vorteil ist darin zu sehen, dass kein Kind auf dem Schulhof isst und es somit unbefreit spielen und sich bewegen kann.

Für eine Förderung der aeroben Ausdauer, genügt es meist schon, wenn die Schüler genügend Fläche auf dem Schulgelände zur Verfügung gestellt bekommen, um sich bewegen und Spiele aus dem Sportunterricht spielen zu können.

Nachmittagsangebote

Die betreuenden Grundschulen bieten zusätzlich zu einer Hausaufgabenbetreuung Nachmittagsangebote an. Auch Grundschulen, die keine Betreuungszeit auf Grund von Lehrermangel anbieten können, sind meist dazu in der Lage dazu zusätzliche Nachmittags AG’s zur Verfügung zu stellen. Diese Nachmittagsangebote können ehemalige Lehrer, Eltern oder Studenten leiten.

Durch eine ausreichende Anzahl dieser Angebote können die Schüler während dieser Betreuungszeit oder nach ihrem Unterricht ihren Interessen und Neigungen nachgehen. Neben Nachhilfeangeboten in fast allen Fächern gibt es meist eine große Auswahl an sportlichen, künstlerischen und musischen Angeboten.

Die Förderung der aeroben Ausdauerfähigkeit kann während der Betreuungszeit sowohl zur Entspannung eingesetzt werden, als auch nachmittags in Sportangeboten zum aktiven Ausgleich. Es ist möglich in verschiedenen Angeboten wie Leichtathletik, Fußball oder Handball die Integration des Ausdauertrainings vorzunehmen.

Ganztagsschulen

Es stellt sich zu Anfang die Frage, ob und wie die Ganztagsschule Bewegung in ihr Konzept einbindet. Kann die Ganztagsschule auf Grund des „größeren Zeitbudgets“ den Kindern mehrere Bewegungsangebote über den Tag verteilt anbieten? Wie können Anspannung und Entspannung, Ruhe und Bewegung in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden? Es muss gelingen die Bewegung in alle Fächer einzubeziehen, damit ein bewegtes Lernen stattfinden kann. Zum anderen muss die unterrichtsfreie Zeit gut organisiert sein, um den Kindern die Möglichkeiten zu bieten ihren sportlichen Interessen auch außerhalb des Unterrichts nachgehen zu können (LAGING, 2006, S. 77-81).

Da die Aktivitäten an der Ganztags-Grundsschule organisatorisch ähnlich aufgebaut sind wie die Nachmittagsangebote an „normalen Grundschulen“, kann auch die Ausdauer in gleicher Form gefördert werden.

Betreuende Grundschulen

Seit einigen Jahren gibt es in Hessen immer mehr betreuende Grundschulen. Sie haben es sich zum Ziel gemacht Kinder berufstätiger Eltern vor und nach dem Unterricht zu betreuen und zu versorgen. Während dieser Zeit können die Schüler ihre Hausaufgaben erledigen, soziale Kontakte pflegen und ihrem Bewegungsdrang nachgehen. Meist sind es keine ausgebildeten Lehrer, die dieses Betreuungsangebot leiten. In der Regel sind Eltern, Studenten oder Sozialpädagogen für die Betreuung der Schüler zuständig.

Eine Integration der Förderung aerober Ausdauer in das Betreuungsangebot ist sehr gut möglich. Um Kinder auch gezielt fördern zu können, sollte es möglich sein, dass die Betreuungspersonen durch einen Vortrag der Sportlehrer Grundlagen der Trainingsgestaltung erhalten. Wie in Kapitel 3.1.3 näher erläutert wurde, kann das Ausdauertraining zu Beginn der Betreuungszeit zur Entspannung eingesetzt werden. Durch die erhöhte Aufnahmefähigkeit nach dieser Bewegung können die Schüler konzentrierter ihre Hausaufgaben konzentrierter erledigen (siehe Kapitel 3.1.4).

Kooperation mit Vereinen

Sportlich interessierte Kinder sind meist auch in ihrer Freizeit aktiv. Sie gehen in Vereinen ihren Interessen nach und trainieren auf bestimmte Wettkämpfe oder Spiele hin. Um ebenso körperlich weniger leistungsfähige Kinder ebenso dazu zu bringen Sport zu treiben, bietet sich eine Kooperation zwischen Schule und Vereinen in der näheren Umgebung an. Die Kinder können so erfahren, dass „sich Bewegen“ Spaß machen kann.

Der Schulsport kann den Bewegungsdrang der Kinder nicht alleine stillen (vgl.: HKM, 1995, S. 20).

Da die Häufigkeit des Trainings großen Einfluss auf die Steigerung der aeroben Kapazität hat, können Kinder von außerschulischen Angeboten nur profitieren.

Viele Kinder verbringen ihre Freizeit nicht mehr mit Spielen im Freien, sondern sitzen oft vor ihrem Computer oder Fernseher. Die Kooperation zwischen Schule und Verein kann dazu beitragen, dass die Kinder ihre Freizeit wieder aktiv gestalten und beispielsweise das Fahrrad bevorzugen um ihre Freunde zu besuchen.

3.2.5 Motivationsanreize

Einen Dauerlauf zu absolvieren erscheint für viele Kinder uninteressant, langweilig und anstrengend. Für sie sind im Sportunterricht meist andere Übungs- und Spielformen spannender. Um sie dennoch für die Einheit Ausdauer zu begeistern, sollte der Lehrer den Kindern Motivationsanreize bieten.

Der Gesundheitsaspekt einer Ausdauerschulung, spielt für die meisten Kinder kaum eine Rolle. Ebenso wenig können sie sich etwas unter gesteigerter Leistungsfähigkeit vorstellen oder können ihr positives Gefühl nach einem Ausdauertraining nicht mit dem langen Dauerlauf in Verbindung bringen. In der Grundschule muss stattdessen ein Training stattfinden, welches den Schülern Freude und Spaß bereitet und sich zugleich als Ausdauertraining eignet (vgl.: DESPEGHEL, 2005, S. 60).

LANGE gibt in seinem Artikel „Attraktive Formen des Laufens“ eine Antwort auf die Frage, wie Schüler Spaß am Laufen bekommen können. Zu Beginn stellt der Autor ein entscheidendes Motivationsproblem dar. Für Schüler scheint es weitaus interessanter, andere Inhalte des Leichtathletiktrainings, wie zum Beispiel Sprünge, zu absolvieren. Auf Grund dessen ist es sehr wichtig, dass der Lehrer spannende Möglichkeiten findet, alle Kinder zu begeistern und in den Unterricht mit einzubeziehen. Da die Schüler meist keinen Gefallen finden am stupiden „Runden laufen“, „muss im Training jeglicher Monotonie entgegengewirkt werden“ (vgl.: LANGE, 2000, S. 4).

Einen monotonen Dauerlauf durchzuführen liegt nicht im Interesse der Grundschulkinder. Sinnvoller ist es die Ausdauerbelastung mit unterschiedlichen Aufgaben zu erweitern. Durch viele neue Herausforderungen nehmen die Kinder die Belastung nicht mehr als anstrengend und monoton wahr. Vielmehr ist es ihre Aufgabe ein bestimmtes Ziel zu erreichen (vgl.: LANGE, 2000, S.5).

Neben Anreizen für Kinder eine Ausdauerbelastung auszuüben sollen im Folgenden einige Möglichkeiten gezeigt werden, wie der Lehrer mit seinen Schülern ein interessantes und abwechslungsreiches Ausdauertraining durchführen kann.

Orientierungslauf

Die Klasse wird in kleine Gruppen eingeteilt und in ein bekanntes Gelände geschickt. Dies kann ein nahes Feld oder ein schulnaher Wald sein. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten einen Orientierungslauf (OL) zu veranstalten. Die Gruppen laufen entweder Ziele im Gelände an und bekommen dort vorhandene Schriftzeichen, Symbole oder Aufdrucke. Möglich ist auch, dass sie zu Beginn Bilder bekommen und versuchen müssen in einer bestimmten Reihenfolge zu verschiedenen Gegenständen zu gelangen (vgl.: SCHEER, 2001, S. 14).

Solch ein OL erzeugt bei den Schülern Spannung und lässt die zu leistende Strecke fast in Vergessenheit geraten.

Hallenrallye (Puzzlelauf, Memorie, etc.)

Die Hallenrallye lässt den kreativen Einfällen der Lehrer freien Spielraum. Ich möchte im Folgenden zwei Rallyearten darstellen, den Puzzlelauf und das Memorie.

Puzzlelauf

Die Klasse wird in Kleingruppen zu je drei bis vier Kinder eingeteilt. Jede Gruppe hat das Ziel ihr eigenes Puzzle (siehe Anhang) zu erwerben und zu lösen. Erwerben können die Kinder ihre Puzzleteile an zehn unterschiedlichen Stationen (siehe 4.6.6). Nachdem sie zusammen eine Station bewältigt haben, nehmen sie ihr Puzzleteil, legen es an ihren Platz und laufen drei Runden in der Halle. Für die Schüler ist es spannend zu erkennen, welches Motiv sich aus ihren einzelnen Puzzleteilen ergibt. Das Ziel ist wieder einmal interessanter, als wahrzunehmen, welch körperliche Belastung sie vollbringen.

Memorie

Die Klasse wird in Kleingruppen zu höchstens drei Kindern eingeteilt. Besteht die Klasse aus einer ungeraden Zahl, ist es sinnvoller eine Zweiergruppe aus leistungsstarken Schülern zu bilden, da bei einer Vierergruppe die Belastung während dieser Einheit zu gering wäre. Jede Gruppe erhält einen Ergebniszettel (A1…A5…E1…E5) und einen Stift. Hinter einem abgegrenzten Bereich legen die Gruppen ihre Zettel an einen Platz und der Lauf kann beginnen. Ein Kind aus jeder Gruppe läuft einen Parcours ab, um zum Ende hin auf die Vorgabe (siehe Anhang) schauen zu können, die in einem Kasten liegt. Dieses Kind merkt sich ein Kästchen, zum Beispiel B4, und läuft zu seiner Gruppe zurück um das Symbol, die Zahl oder den Buchstaben auf dem Ergebniszettel einzutragen. Während dessen kann jeweils ein anderes Kind aus jeder Gruppe los laufen, um sich das zweite Kästchen auf der Vorlage anzuschauen. Der Lauf ist beendet, wenn alle Gruppen ihren Ergebniszettel vervollständigt haben.

Laufabzeichen

Als Anreiz und Zielsetzung kann der Lehrer den Schülern den Erwerb eines Laufabzeichens anbieten. Durch ein regelmäßiges Ausdauertraining von ein paar Wochen, hat jedes Kind sehr gute Chancen eines von sechs der vom DLV angebotenen Laufabzeichen erwerben.

Die Abzeichen zeichnen Sportler aus, die eine bestimmte Zeit in beliebigem Tempo zurücklegen. Sechs Stufen des Laufabzeichens werden unterschieden: 15, 30, 60, 90 und 120 Minuten laufen ohne Pause und als letzte Stufe der Marathonlauf. Für jede Stufe gibt es eine Ausweiskarte, die mit Name, Vorname, Geburtsjahr, Erfüllungsort und Abnahmedatum versehen wird

Für die Schüler der Grundschule eignen sich die ersten beiden Laufabzeichen von 15 und 30 Minuten. Sehr leistungsstarke Kinder der dritten oder vierten Klasse können versuchen 60 Minuten ohne Pause zu laufen, um das dritte Laufabzeichen zu erwerben (vgl.: http://www.fc-puchheim.de/Veranstaltungen/2007/DLV-Laufabzeichen.html; http://www.lvnordrhein.de/contenido/cms/upload/breitensport/abzeichen/DLV-Laufabzeichen.pdf)

Crossläufe

Viele Schulen haben es sich zur Aufgabe gemacht ihre Schüler während eine Schuljahres auf einen Waldlauf, Crosslauf oder Stadtlauf vorzubereiten. Für die Schüler ist es ein großer Anreiz, ihre Schule auf einem Wettkampf vertreten zu können. Sie sind meist aufgeregt und können es kaum erwarten für ihre Schule an den Start zu gehen. Diese Eigenmotivation der Schüler sollten die Lehrer nutzen.

Die Fähigkeit der aeroben Ausdauer kann die Lehrkraft während eines gesamten Schuljahres fördern. Neben gezielten Ausdauereinheiten kann die Kapazität ebenfalls bei einer Einheit Fußball oder kleiner Spiele erhöht werden.

Die Kinder sollten auf solch einen Lauf nicht nur physisch, sondern besonders auch psychisch vorbereitet werden. Der Lehrer kann mit den Schülern eine Strategie besprechen. Es muss ihnen bspw. erläutert werden, dass es bei solch einem Lauf ebenfalls nicht sinnvoll ist am Anfang die gesamte „Power“ zu verbrauchen. Ein gleichmäßiges Tempo ist nützlicher und bringt der Schule vielleicht einen Sieg.

Biathlon

Es gibt sehr unterschiedliche Arten einen Biathlon mit Schülern durchzuführen. Im Folgenden werde ich an einem Beispiel für einen Hallenbiathlon beschreiben und aufzeigen, dass es spannend, interessant und abwechslungsreich sein kann das Laufen von Runden mit Würfen zu kombinieren.

Die Klasse wird in Kleingruppen von etwa drei Kindern eingeteilt. Jede Gruppe beginnt an einer Wurfstation. Hat die Gruppe an dieser Station drei Treffer erzielt darf sie drei Runden im Laufparcours laufen. Auf einem Ergebnisblatt kann die Gruppe sich vermerken, welche Stationen sie gemeistert haben. Die Gruppe wählt eine neue Station aus und beginnt mit dem nächsten Durchgang. Bei diesem Biathlon wird bei einem nicht getroffenen Wurf auf eine Strafrunde verzichtet, da kein negatives Herausstellen einzelner Schüler in den Vordergrund rücken soll. Nur die Gruppenleistung soll von Bedeutung sein (vgl.: STANDKE, 1999, S. 122).

Laufen und Malen

Das Laufen in Verbindung mit Ausmalen ruft bei Kindern immer Freude, Spaß und Spannung hervor. Jedes Kind bekommt eine Malvorlage und Malstifte. Nachdem die Schüler die vorgegebenen Minuten gelaufen sind, dürfen sie einen Teil der Malvorlage ausmalen. Zum Ende der Stunde haben die Schüler ein fertig ausgemaltes Tier oder Landschaftsbild. Durch das Ziel ihr eigenes Bild bunt auszumalen, merken die Kinder meist die Belastungen von einigen Minuten nicht.

3.3 Zusammenfassende Übersicht: Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule

Gründe für eine Förderung

- Auftrag der Schule
- Die Schule sollte den Bewegungsverarmungen der Kinder entgegenwirken und auch regelmäßige Bewegungszeiten außerhalb des Sportunterrichts bieten.
- Voraussetzungen der Kinder

Kinder sind in der Lage Ausdauerbelastungen zu verarbeiten und Anpassungserscheinungen aufzeigen.

- Aerobe Ausdauer: Es gibt keinen zu frühen Beginn für ein aerobes Ausdauertraining, höchstens einen zu späten.
- Anaerobe Ausdauer: Die anaerobe Leistungsfähigkeit eines Kindes ist im Vergleich zu der anaeroben Kapazität eines Erwachsenen erheblich eingeschränkt.
- Auswirkungen auf das Lernen

Ein allgemeines alters- und leistungsgerechtes Ausdauertraining wirkt sich immer positiv auf die Hirnleistung aus.

- Auswirkungen auf die Psyche

Ausdauersportarten wirken sich positiv auf die Psyche aus.

- Streßabbau
- Positive Körpererfahrung
- Persönlichkeitsbildung
- Gesundheitliche Prävention:

Die Schule hat die Möglichkeit den Kindern eine präventive Maßnahme gegenüber Herz-Kreislauferkrankungen und Adipositas zu bieten und sollte diese auch nutzen.

Möglichkeiten und Umsetzung einer Förderung

- Prinzipien der Unterrichtsgestaltung:
- Kindgemäßes Training
- Differenzierte und individuelle Förderung
- Sicherheit und Gesundheit
- Erziehung zum Training
- Einsetzbare Methoden
- Dauermethode: Für die Ausdauerschulung von Grundschulkindern ist die Dauermethode mit kontinuierlicher Geschwindigkeit ideal geeignet.

- Intervallmethode: Für die Ausdauerschulung mit Grundschulkindern ist die Extensive Intervallmethode gut geeignet.

- Kombinierte Methode: Durch das gleichzeitige Lösen von unterschiedlichen Aufgaben während der Ausdauerbelastung werden dir Kinder von der gelegentlichen Monotonie abgelenkt.

- Ausdauertraining im übrigen Sportunterricht

Laufen ist die einfachste Form ein Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule durchzuführen. Neben dem Laufen kann zur Motivation der Schülerebenfalls ein Fahrrad oder Inliner eingesetzt werden.

- Möglichkeiten zur Förderung außerhalb des Sportunterrichts
- Tägliche Bewegungszeit
- Bewegte Pause
- Nachmittagsangebote
- Ganztagsschulen
- Betreuende Grundschulen
- Kooperation mit Vereinen
- Motivationsanreize
- Orientierungslauf
- Hallenrallye
- Laufabzeichen
- Crossläufe
- Biathlon
- Laufen und Malen

4 Erprobung einer Unterrichtseinheit zum Thema Ausdauer

Im folgenden Kapitel werde ich zunächst die räumlichen Voraussetzungen und die Schulhofgestaltung der Schule vorstellen, um dann gesondert auf den Aspekt Sportunterricht einzugehen. Besonders werde ich auf die Bereiche Sport und Bewegung eingehen.

Die Informationen über den Sportunterricht habe ich vorwiegend aus Gesprächen mit Lehrern und dem Schulprogramm entnommen wurden.

Nach der kurzen Vorstellung der Beethovenschule werde ich auf die Ziele, die didaktischen Überlegungen und die Inhalte der Einheit ‚Ausdauer’ eingehen.

4.1 Beethovenschule in Offenbach am Main

Die Beethovenschule liegt in Offenbach am Main. Zum Einzugsgebiet der Grundschule gehören Offenbach Stadtmitte, Lauterborn und Tempelsee. Seit 1995 hat sich die Schule von einer Dreizügigen zu einer Vierzügigen entwickelt, wobei die Klasse 2 momentan sogar Fünfzügig ist. Die Grundschule wird von 400 Schülern in 18 Klassen besucht, die von 22 Lehrern unterrichtet werden. Die Klassengröße liegt zwischen 20 und 25 Schülern. Die Schule verfügt über 17 Klassenräume, einen Vorklasseraum, einen Musikraum, eine Schulbücherei, einen Computerraum und eine Sporthalle.

Das Schulgelände besteht aus einem großen gepflasterten Schulhof und leider sehr wenigen Grünflächen. Auf dem Schulhof sind Spielflächen aufgemalt, es gibt zwei Tischtennisplatten, ein Klettergerüst mit Rutsche, sowie einen Basketballkorb. In Regenpausen können sich die Kinder neben den Klassenräumen auch in der Aula aufhalten.

Die Beethovenschule richtet einmal im Jahr für die dritten und vierten Klassen die Bundesjugendspiele aus. Die Klassen eins und zwei haben weder Bundesjugendspiele noch einen Spiel- und Bewegungstag.

Nach Initiative der Lehrer nehmen im Sommer einige Klassen an dem Coca-Cola-Lauf, dem Stadtlauf und der Stadtmeisterschaft im Fußball teil.

Rahmenbedingungen des Sportunterrichts

Der Sportunterricht findet für alle Klassen zweistündig statt. Die dritte Stunde kann von den Klassenlehrern in zehnminütigen Phasen als tägliche Bewegungszeit oder als zusätzliche Sportstunde genutzt werden.

Der Unterricht findet in einer kleinen Turnhalle direkt auf dem Schulgelände statt. Sie verfügt über diverse Sportgeräte, wie Kästen, Matten, Rollbretter und Kleingeräte. Trotz der geringen Hallengröße sind die Sportgeräte in zahlreicher Form vorhanden.

4.2 Darstellung der Lerngruppe

In die Klasse 2e der Beethovenschule wird von 12 Mädchen und 9 Jungen besucht. Darunter befinden sich 11 Migrantenkinder aus 7 verschiedenen Nationalitäten. Die Jahrgänge der Kinder erstrecken sich von 1997 bis 1999.

Die Klasse 2e hatte wenig Vorerfahrung im Bereich des Ausdauertrainings. Einige Spiele zur Förderung der aeroben Ausdauerfähigkeit kannten die Schüler. Während der 5-wöchigen Ausdauerbelastung lernten die Kinder viele neue Spiele und Übungsformen kennen, die sie ebenfalls sehr gut in ihre Freizeit integrieren können.

4.3 Ziele der Unterrichtseinheit

Ziel der Unterrichtseinheit ist es den Kindern einen Einblick in das Thema Ausdauer zu geben. Es können mit Sicherheit nach diesen fünf Wochen keine Anpassungserscheinungen oder eine Verbesserung der aeroben Leistungsfähigkeit festgestellt werden. Jedoch kann das Training den Prozess bis zum vollständigen Erreichen der Adaptionserscheinungen sinnvoll unterstützen.

Vielmehr ist es das Ziel den Schülern unterschiedliche Spiel- und Übungsformen vorzustellen und sie mit dem ausdauernden Laufen in Berührung zu bringen. Die Schüler sollen während dieser fünf Wochen ein Zeitgefühl entwickeln, ihr individuelles Tempo in einem Lauf finden und sich mit ihrer Laufgeschwindigkeit an eine Gruppe anpassen können. Diese Lernziele sollen mit Freude und Spaß erreicht werden. Ferner ist es wichtig, dass die Schüler die Grenzen ihrer Ausdauerleistungsfähigkeit erkennen und entsprechend darauf reagieren können. Am Ende der Unterrichtseinheit können die Schüler zeigen, was sie gelernt haben. Es sollte ihnen dann möglich sein so viele Minuten am Stück ohne Pause zu laufen, wie sie Jahre alt sind.

Als längerfristige Lernziele sollten die Kinder Freude am ausdauernden Laufen entwickeln, ihren Puls messen können und die Regeln des Laufes einhalten.

4.4 Didaktisch-Methodische Überlegung

Das Laufen ist eine Grundfertigkeit, die in fast allen Sportarten zur Geltung kommt. Es gehört zudem noch zu den Grundformen der Alltagsmotorik, die alle Kinder bereits im Kleinkind- und Vorschulalter in vielfältiger Form anwenden (vgl.: HKM, 1995, S. 232).

Den Kindern sollten in dieser Einheit reizvolle Bewegungsangebote vorgestellt werden. Durch die unterschiedlichen Aufgaben, die die Schüler zusätzlich erfüllen müssen und die damit verbundenen variierenden Bewegungsmöglichkeiten, ergeben sich gute Fördermöglichkeiten der koordinativen Fähigkeiten.

Gegen Ende dieser Einheit habe ich mich des Öfteren für eine Gruppenarbeit entschieden, da die Schüler mit ihren eigenen Laufleistungen bereits am Anfang vertraut gemacht worden sind. In den Gruppen sollen die Schüler sich gegenseitig helfen und anregen.

Den Schwerpunkt der Einheit habe ich auf das Kennenlernen unterschiedlichster Spiel- und Übungsformen gelegt. Die Kinder sollten das Laufen in vielfältigen Situationen erproben, erweitern und dabei eine Ausdauerschulung kennen lernen.

Insgesamt sollten folgende Schwerpunkte für die Einheit gelten:

Spaßorientiert, phantasiereich, vielfältig und kindgerecht

4.5 Verlaufsplan der Einheit

Hauptlernziel der 1. Woche: - Zeitgefühl für ausdauerndes Lau- fen entwickeln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.6 Exemplarische Stunden aus der Einheit ‚Ausdauer’

4.6.1 Lernziele der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007

Durch die Übungsform „Joggi der Hase“ können die Kinder die Grundtechniken des Dauerlaufens im individuellen Tempo anwenden. Sie können sich auf sich konzentrieren, ohne zusätzliche Aufgaben während des Dauerlaufens zu bewältigen.

4.6.2 Inhalt der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007

Den Einstieg der Stunde stellt das bewegungsintensive Spiel „Feuer, Wasser, Blitz“. Dies ist ein bekanntes und beliebtes Spiel bei Schülern, bei dem immer alle zeitgleich in Bewegung sind. Um dem Bewegungsdrang der Schüler nach dem Umziehen nachzukommen, kann das Spiel sofort starten. Die Kinder, die später aus den Umkleiden kommen, steigen nach und nach in das Spiel ein. Es braucht keine lange Erklärungszeit, um mit dem Spiel zu beginnen. In das Spiel „Feuer, Wasser, Blitz“, lässt sich das Aufbauen der Rundenbegrenzungen sehr gut integrieren.

Nach dem Abschluss des Spiels versammeln sich die Kinder auf Zuruf von mir in der Mitte der Halle. Jedes Kind erhält von mir seinen eigenen Joggi und Stifte. Die Schüler sollen sich überlegen was der Stundeninhalt sein könnte und ihre Meinungen äußern. Ich ergänze gegebenenfalls die Äußerungen der Kinder. Damit nicht alle Schüler von einer Ecke starten werden Gruppen gebildet. Während des Laufens wird Musik gespielt, um die Schüler ein wenig von der Belastung abzulenken. Stoppt die Musik, gehen alle zu ihren Joggis und malen das entsprechende Körperteil aus. Nach etwa einer Minute legen die Schüler die Stifte auf den Boden und begeben sich erneut zu ihrer Startmarkierung. Die nächsten Minuten können gestartet werden. Nachdem die Hälfte des Hasen Joggi ausgemalt ist, zeigen die Kinder sich gegenseitig ihre Ergebnisse. Nach der Vorstellungsrunde wird diese Übungsform beendet und der „Joggi“ für die kommende Sportstunde aufbewahrt. Die Schüler können in einer Reflexionsrunde beschreiben, wie sie sich während des Laufens gefühlt haben und ob es Probleme gab. Sie können Vorschläge machen, was sie sich zusätzlich noch für die kommende Sportstunde in Bezug auf den „zweiten Teil des Hasen Joggis“ wünschen.

Der Abbau der Rundenbegrenzungen erfolgt in relativ kurzer Zeit vor dem Abschlussspiel „Rübenziehen“. Da das Spiel allen Kindern bekannt ist, reicht eine kurze Erklärung aus, um zu starten. Diese Spielform ist sehr gut geeignet, damit sich die Schüler von der großen Belastung der vorangegangenen Übungsform erholen können.

Als Abschluss der Unterrichtseinheit legen sich alle Schüler auf den Boden und werden nacheinander von mir angetippt, um sich umziehen zu gehen. So entsteht kein Gerangel auf dem Weg zur Umkleide.

4.6.3 Unterrichtsverlauf der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.6.4 Reflexion der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007

Die Unterrichtsstunde am 11. Juni 2007 ist sehr gut verlaufen. Alle Schüler waren mit Spaß und Freude dabei.

Das Spiel „Feuer, Wasser, Blitz“ kannten alle Schüler und somit war ein langes Erklären nicht nötig. Das Spiel war ein guter Einstieg in die Stunde, da jedes Kinder in Bewegung war.

Im Hauptteil war es das Ziel ihren eigenen Hasen Joggi zur Hälfte auszumalen. Nicht viele Kinder hatten nach einer bestimmten Minutenanzahl ein falsches Körperteil ausgemalt. Da dies aber trotzdem zum Ziel beiträgt, nur über einen anderen Weg, habe ich diesen Fehler nicht bemängelt.

Meine Befürchtung, dass die Schüler nach ein paar Minuten Laufzeit ihren gesamten Hasen ausmalen, ist glücklicherweise nicht eingetreten.

Am Ende der Stund haben mir viele Kinder gesagt, dass ihnen der Unterricht Spaß gemacht hat.

„Heute hat mir Sport sehr viel Spaß gemacht.“

„Das Malen fand ich toll.“

Jedoch konnte ich auch bemerken, dass es eine Anstrengung für einige Schüler war 20 Minuten mit Pausen zu laufen. Zu Beginn habe ich mir überlegt, welche leistungsschwächeren Schüler Probleme bekommen könnten. Zu meinem Erstaunen haben diese Schüler sehr gut durchgehalten und sind ihr eigenes gleichmäßiges Tempo gelaufen. Gegen meine Erwartungen waren zwei leistungsstarke Schüler am Ende der Einheit sehr erschöpft. Mir ist während des Laufens aufgefallen, dass diese beiden Schüler zu Beginn immer losgerannt und ein ungleichmäßiges Tempo gelaufen sind. Die nächste Belastungszeit bin ich vor den Schülern gelaufen, um ihnen zu zeigen, was ein gleichmäßiges Tempo bedeutet. Sie konnten es umsetzen, vergaßen dies jedoch schnell wieder.

Ich denke, dass der Einsatz der Musik bei dieser Unterrichtseinheit sehr wichtig war. Die Schüler konnten während des Laufens abschalten oder sich mit ihren Mitschüler unterhalten.

Das Abschlussspiel „Rübenziehen“ hat den Kindern so großen Spaß gemacht, dass sie es in den kommenden Sportstunden immer wieder spielen wollten. Es war ein guter Ausgleich zu der anstrengenden Belastung während des Laufens. Die Schüler haben fair gespielt und beabsichtigten nicht in die Umkleide zu gehen, da sie immer wieder ein neues Spiel beginnen wollten.

4.6.5 Lernziele der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007

Durch das Puzzlespiel können die Schüler das Laufen in gleichmäßigem

Tempo innerhalb einer Gruppe üben. Neben der Unterrichtsstunde vom 11. Juni müssen die Schüler am 18. Juni zu dem Laufen noch zusätzlich bewegungsaktive Aufgaben erfüllen.

4.6.6 Inhalt der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007

Den Einstieg dieser Stunde bildet das „Musik-Stopp“ Spiel. Da die Kinder dieses nicht kennen, ist eine Erklärung nötig. Nach dem Umziehen treffe ich mich mit den Kindern im Kreis und erkläre Ihnen das Einstiegsspiel. Es ist wichtig, dass die Kinder verstehen, dass bei Beenden der Musik eine Bewegung ausgeführt werden soll, die ich, oder ein krankes Kind, ihnen zuruft.

Während die Schüler spielen, hole ich die benötigten Gegenstände für de Stationsarbeit aus dem Geräteraum und sortiere sie an einer Stelle. Nach Beendigung des Spiels gebe ich den Schülern ein Signal, so dass sie sich in den Kreis setzen. Jeder Schüler bekommt von mir ein kleines Tierkärtchen. Aufgabe ist es nun, dass die Kinder sich ohne mich zu einer Gruppe zusammenschließen (z.B. Tiger zu Tiger und Zebra zu Zebra; siehe Anhang). In der Zwischenzeit baue ich die Stationen fertig auf und lege alle Puzzleteile –bis auf eines von jeder Gruppe- an die jeweilige Station. Haben sich die Gruppen gefunden, bekommt jede Gruppe ein Anfangspuzzleteil und die Erklärung der Stationen kann beginnen.

Die Schüler gehen zusammen mit mir die Stationen ab. Gegebenenfalls macht ein Kind eine schwierige Station vor, so dass alle wissen, worum es sich handelt.

Stationsaufbau

1. Station Springe Seil auf der Stelle (15 mal)
2. Station Prelle den Basketball mit der linken und rechten Hand auf der Stelle (je 15 mal)
3. Station Halte zwei Tücher in der Luft oder jongliere wenn du kannst (zähle dabei langsam bis 15)
4. Station Bewege einen Medizinball nur mit den Füßen auf einer Linie entlang (10 Meter)
5. Station Schlage den Luftballon mit der linken Hand 10 mal hoch und stehe dabei auf einem Bein.
6. Station Lege dich auf die Matte und fahre mit den Beinen Fahrrad (zähle dabei langsam bis 30)
7. Station Versuche den Reifen um deine Hüfte kreisen zu lassen (Hulla-Hup).
8. Station Steige vorwärts und rückwärts durch einen senkrecht gehaltenen Reifen ohne ihn zu berühren
9. Station Balanciere mit einem Säckchen auf dem Kopf über eine Bank
10. Station Springe auf der Stelle auf einem Bein (je 10 mal) (siehe Anhang).

Nachdem ich erläutert habe, dass zwischen den Stationen immer drei Runden um den Parcours gelaufen werden müssen, können die Kinder beginnen. Als wichtigste Regel habe ich ihnen mitgegeben, dass sie als Grup-pe immer zusammen bleiben müssen. Solange die Schüler Runden laufen und die Stationen bewältigen, kann ich als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und aufkommende Probleme lösen. Das Ziel, zum Ende hin ein ferti- ges Puzzle zu haben, haben die Kinder immer vor Augen.

Haben alle ihre Puzzleteile im Rahmen der Bewegungsaufgaben erworben, findet eine Reflexionsrunde statt. Die Gruppen können ihre fertigen Puzzle vorstellen und Probleme äußern, die während der Übungsform aufgetreten sind.

Der Abbau erfolgt durch die Mithilfe der Schüler und kann so schneller stattfinden. Da das Abschlussspiel „Rübenziehen“ allen Kindern bekannt ist, benötigt die Klasse keine weiteren Erläuterungen, um mit dem Spiel zu beginnen.

Als Abschluss der Unterrichtseinheit legen sich alle Schüler auf den Boden und werden nacheinander von mir angetippt, um sich umziehen zu gehen. So entsteht kein Gerangel auf dem Weg zur Umkleide.

4.6.7 Unterrichtsverlauf der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.6.8 Reflexion der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007

Die Unterrichtsstunde am 18. Juni ist sehr gut verlaufen. Alle Schüler waren mit Spaß, Freude und Neugier dabei. Das „Musik-Stopp“ Spiel begeisterte die Schüler. Ein Kind, dass an diesem Tag nicht an dem Sportunterricht teilnehmen konnte, durfte die Musik aus und an machen und der Klasse einige Bewegungsaufgaben zurufen.

Das Ziel, während des Puzzlelaufs ihr eigenes Puzzle zu legen, ließen die Kinder nicht mehr aus den Augen. Die meisten Schüler bewältigten alle Stationen ordentlich und erledigten ebenfalls die von mir vorgegebene Rundenanzahl. Von vielen Kindern konnte ich Begeisterung wahrnehmen.

„Können wir den Puzzlelauf noch einmal machen?“

„Die Übungen haben mir Spaß gemacht.“

Mir sind während der Übungsform zwei Dinge aufgefallen, die ich zu Beginn erklärt habe, auf die ich aber anscheinend nicht deutlich genug eingegangen bin. Manche Schüler sind nach der Bewältigung der Station nicht in ihrer Gruppe geblieben, sondern wollten schnellstmöglich die Runden laufen. Auf den Fehler musste ich diese Schüler immer wieder hinweisen. Zum anderen haben einige Gruppen ihre Puzzleteile immer mitgenommen und festgehalten. Ich hätte deutlicher sagen müssen, dass sich jede Gruppe einen Platz in der Mitte der Halle sucht und dort das Puzzle hinlegt. Auf Grund dessen habe ich die betreffenden Gruppen angesprochen und ihnen einen Ort gezeigt, an dem sie ihre Teile ablegen können.

Die Belastung war für die Klasse genau richtig. Durch das Rundenlaufen und die Übungen an den Stationen waren die Schüler immer in Bewegung.

Das Spiel „Rübenziehen“ ist ein sehr guter Abschluss, um sich von der Leistungsanforderung während des Hauptteils zu erholen.

4.7 Zusammenfassende Übersicht: Erprobung einer Unterrichtseinheit zum Thema Ausdauer

Beethovenschule in Offenbach

Das Schulgelände besteht aus einem großen gepflasterten Schulhof und leider sehr wenigen Grünflächen, auf denen die Kinder ihre Pausen verbringen könnten.

- Rahmenbedingungen des Sportunterrichts

Der Sportunterricht findet für alle Klassen zweistündig statt. Die dritte Stunde kann von den Klassenlehrern als tägliche Bewegungszeit oder zusätzliche Sportstunde genutzt werden.

Darstellung der Lerngruppe

Die Schüler hatten wenige Vorerfahrungen im Bereich Ausdauertraining.

Ziele der Unterrichtseinheit

Ziele der Unterrichtseinheit sind

- den Kindern einen Einblick in das Thema Ausdauer zu geben.

- den Kindern unterschiedliche Spiel- und Übungsformen vorzustel-

len.

- den Kindern die Grenzen einer Ausdauereinheit zu vermitteln.

- den Schülern Spaß und Freude am Ausdauertraining zu vermitteln.

Didaktisch-Methodische Überlegung

Für die Einheit sollten folgende Schwerpunkte gelten:

Spaßorientiert, phantasiereich, vielfältig und kindgerecht

Verlaufsplan der Einheit

Hauptlernziele: - Zeitgefühl für ausdauerndes Laufen entwickeln

- Die erlernten Grundtechniken des Dauerlaufens

im individuellen Tempo anwenden.

- Das Laufen in gleichmäßigem Tempo innerhalb

einer Gruppe übernehmen.

- Den Körper beim Laufen erleben und vielfältige

Lauferfahrungen machen.

- Ausdauerschulung zur Verbesserung der physi-

schen Ermüdungswiderstandsfähigkeit.

Exemplarische Stunden aus der Einheit Ausdauer

- Lernziele der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
- Inhalt der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
- Unterrichtsverlauf der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
- Reflexion der Unterrichtsstunde vom 11. Juni 2007
- Lernziele der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
- Inhalt der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
- Unterrichtsverlauf der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007
- Reflexion der Unterrichtsstunde vom 18. Juni 2007

5 Schlussbemerkung

5.1 Zusammenfassung

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine mögliche Ausdauereinheit in der Grundschule und die Darstellung trainingswissenschaftlicher und didaktischer Gesichtspunkte aufzuzeigen. Die zentrale Fragestellung wie eine Ausdauereinheit im Sportunterricht der Grundschule aussehen könne und was ein Lehrer bei der Durchführung beachten müsse, wurde im Hauptteil der Arbeit beantwortet.

Zunächst stellte ich die allgemeine Ausdauerfähigkeit des Menschen dar und ging auf die biologischen Grundlagen von Ausdauerfähigkeit und möglichen Anpassungserscheinungen ein. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, bearbeitete ich dieses Thema nur in Kürze, da ich den Hauptaspekt meiner Arbeit auf die trainingswissenschaftlichen und didaktischen Grundsätze für die Grundschule gelegt habe.

Die Förderung der aeroben Ausdauer in der Grundschule bearbeitete ich ausführlich, um einen Einblick in die Gründe für eine Förderung und die Umsetzung in der Grundschule zu geben. Die Theorie zur Möglichkeit und Umsetzung von Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule setzte ich in meiner Einheit um.

Es wurde deutlich, dass aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit von großer Bedeutung für die Gesundheit und körperliche Entwicklung von Kindern im Grundschulalter ist.

5.2 Fazit

Meine geplante Einheit Ausdauer konnte ich in der Beethovenschule in Offenbach gut durchführen. Sicherlich ist es für Sportlehrer nicht immer einfach eine solche Unterrichtseinheit über fünf Wochen hinweg umzusetzen, da der Rahmenplan nicht nur die Schulung der konditionellen Fähigkeit Ausdauer vorschreibt, sondern gleichermaßen die Förderung der Kraft, Schnelligkeit und der koordinativen Fähigkeiten. Dementsprechend bleiben für die Förderung der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit nicht immer fünf aufeinander folgende Wochen Zeit, wie ich sie in meiner Erprobung hatte.

Unter den didaktischen und trainingswissenschaftlichen Gesichtspunkten müssen einige Grundsätze beachtet werden, um den Schülern ein interessantes und altersgerechtes Training anbieten zu können (siehe 3.2.1 und 3.2.2).

Ich kam zu dem Ergebnis, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, den Schülern Ausdauer näher zu bringen und gleichermaßen deren konditionelle Fähigkeit zu schulen. Die Schule sollte diese Möglichkeiten wahrnehmen und versuchen sie umzusetzen, um bei den Kindern Erfolge zu erzielen. Die Auswirkungen auf das Lernverhalten (siehe 3.1.3), die Psyche (siehe 3.1.4) und das Herz-Kreislaufsystem begründen den Einsatz eines Ausdauertrainings im Sportunterricht der Grundschule.

5.3 Ausblick

Um den Schülern ein interessantes, altersgerechtes und adäquates Ausdauertraining anbieten zu können, ist es wichtig, dass die Sportstunden gut geplant sind und ausreichend Abwechslung beinhalten. Nicht nur durch eine, über fünf Wochen hinweg geplante Unterrichtseinheit, kann die konditionelle Fähigkeit Ausdauer geschult werden, sondern ebenso kann diese durch viele verschiedenen Spiel- und Übungsformen in jeder Sportstunde Einzug in die Grundschule finden.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit Gedanken zur Förderung aerober Ausdauer im Sportunterricht der Grundschule. In weiteren Studien könnte die Umsetzung an den Schulen und die Reaktion der Kinder auf eine Ausdauereinheit untersucht werden.

[...]


[1] Wiederaufbau

[2] „Laktat (=Salz der Milchsäure) aus der anaeroben Glykolyse fällt bereits in Ruhe und bei niedrigen Belastungsintensitäten in der Muskelzelle an und ist im Blut (…) nachweisbar. Laktat ist ein noch energiereiches Stoffwechselzwischenprodukt. Im arbeitenden Muskel wird es zwar in den weniger belasteten Fasern mit hohem aeroben Enzymbesatz verstoffwechselt, mit seiner Anreicherung verändert es aber den Säurewert (…). Diese Übersäuerung unterdrückt die Enzymaktivität, so dass die Intensität der Muskelarbeit deutlich reduziert werden muss. Mit zunehmender Anreicherung in der Muskelzelle wird das Laktat an das Blut abgegeben. Aus dem Blut wird es während der Belastung durch Verbrennung im Herzmuskel (…) und Aufnahme in Leber und Niere beseitigt. Ungefähr 3 Stunden nach einer Belastung ist das angefallene Blutlaktat wieder abgebaut. (…) Körperliche Aktivitäten mit geringer Intensität (…) kann den Laktatabbau wesentlich beschleunigen“ (GROSSER/STARISCHKA/ZIMMERMANN, 2004, S. 122).

[3] Glykogen = energiereiches Kohlenhydrat in fast allen Körperzellen (vgl.: DUDEN Fremdwörterbuch, 2004, S. 177).

[4] Myoglobin = roter, sauerstoffbindender Farbstoff, dient als Sauerstoffkurzspeicher (vgl.: MARÉES, 2003, S. 28).

[5] Langsam zuckende Muskelfasern = ST-Fasern

[6] Schnell zuckende Muskelfasern = FT-Fasern

[7] „Allerdings stehen von dieser erhöhten VO²max nur etwa 55% dem aktiven Gewebe (Muskulatur) zur Verfügung; die restlichen 45% gehen für die Versorgung des überschüssigen Fettanteils verloren“ (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 260 wo er sich auf Miller/Blyth, 1955, S. 139 bezieht).

[8] Myokard = Herzmuskel (vgl.: DUDEN Fremdwörterbuch, 2004, S. 311).

[9] Die Vergrößerung der Herzhöhlen kann in der Fachsprache auch als Dilatation bezeichnet werden (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 160).

[10] Die Dickenzunahme der Herzwände kann in der Fachsprache auch als Hypertrophie bezeichnet werden (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 160).

[11] Beim Herzmuskel betragen die Mitochondrien bis zu 30% des Gesamtzellvolumens, beim Skelettmuskel je nach Ausdauertrainingszustand vergleichsweise nur 5-10% (vgl.: WEINECK, 2004 b, S. 159).

[12] „Das Schlagvolumen (SV) entspricht derjenigen Menge Blut, die bei jeder Kontraktion aus der Herzkammer in die Blutbahn ausgeworfen wird. Es beträgt in Ruhe etwa 70 ml und erhöht sich bei Belastung“ (WEINECK, 2004 a, S. 132).

[13] „Das Herzminutenvolumen gibt die Menge Blut an, die pro Zeiteinheit vom Herzen in die Blutbahn befördert wird“ (WEINECK, 2004 a, S. 132).

[14] „Unter Herzfrequenz (HF) wird die Anzahl der Herzschläge pro Minute verstanden. Sie beträgt in Ruhe beim Untrainierten 60 – 80 Schläge“ (WEINECK, 2004 a, S. 132).

[15] Kapillare = Haargefäß, kleinstes Blutgefäß (vgl.: DUDEN Fremdwörterbuch, 2004, S. 233).

[16] In den Mitochondrien sind die Enzymsysteme angesiedelt, in denen die Muskeltreibstoffe Zucker und Fettsäuren in Anwesenheit von Sauerstoff und hoher Energieausbeute zerlegt werden (vgl.: MARKWORTH, 2006, S. 72).

[17] „Das Glykogen ist die Speicherform des Zuckers und bildet das „Treibstoffvorratslager“ der Muskelzelle“ (MARKWORTH, 2006, S. 72).

[18] „Myoglobin ist der rote Farbstoff der Muskelzelle, der für den Transport des Sauerstoffs aus den Kapillaren von der Muskelzellmembran zu den Mitochondrien verantwortlich ist und möglicherweise auch als Sauerstoffspeicher der Zelle dient“ (MARKWORTH, 2006, S. 73).

[19] Adenosin-Triphosphat und Kreatinphosphat

[20] „Das durchschnittliche Blutvolumen eines untrainierten Erwachsenen beträgt etwa 5 l, entsprechend 7 – 8% des Körpergewichts“ (WEINECK, 2004 b, S. 158).

[21] Eryothrozyt = rotes Blutkörperchen (vgl.: DUDEN Fremdwörterbuch, 2004, S. 140).

[22] Hämoglobin = Farbstoff der roten Blutkörperchen (vgl.: DUDEN Fremdwörterbuch, 2004, S. 184).

[23] Hämatokrit = Volumenanteil der festen Bestandteile (Zellen) des Blutes (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 159).

[24] Adipositas = Fettsucht, Fettleibigkeit (vgl.: DUDEN Fremdwörterbuch, 2004, S. 23).

[25] Die positive Kreuzadaptionen lassen sich allgemein durch einen besseren gesundheitlichen Zustand charakterisieren. Als Faktoren dieser gelten unter anderem: erhöhte Konzentrationsfähigkeit, gesteigerte Sauerstofftoleranz, verbesserte Infektabwehr und Stimmungslage (vgl.: WEINECK, 2004 a, S. 390 und f.).

[26] Die Dauermethode muss dem Leistungsstand und der Trainingszielsetzung der Kinder angepasst werden. Die Teilstreckenlängen und die Belastungsdauer muss einem Kindertraining entsprechen (vgl.: MARTIN/NICOLAUS/OSTROWSKI/ROST, 1999, S. 370).

[27] „Von zyklischen Bewegungen spricht man dann, wenn sich in einer Bewegungsfolge gleichartige Teilphasen ständig wiederholen. Bei der genauen Analyse des Bewegungsablaufes ergibt sich hier eine Phasenverschmelzung der Vorbereitungs- und Endphase zur Zwischenphase. (…) Zyklische Bewegungsabläufe sind z.B. Gehen, Laufen, Schwimmen, (…)“ (HERBERT, 1992, S. 85).

[28] „Azyklische Bewegungsabläufe verlaufen in sich abgeschlossen. (…) Derartige sportliche Bewegungsabläufe lassen immer eine deutliche Gliederung des zeitlich-räumlichen Ablaufs in folgende drei Teilphasen erkennen: Vorbereitungs-, Haupt- und Endphase. Beim azyklischen Bewegungsablauf kann keine dieser Phasen weggelassen oder ausgetauscht werden“ (HERBERT, 1992, S. 80). Azyklische Bewegungsabläufe sind z.B. Weitsprung oder Speerwurf.

Final del extracto de 103 páginas

Detalles

Título
Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule. Vorteile und mögliche Umsetzung
Universidad
Justus-Liebig-University Giessen
Calificación
2
Autor
Año
2007
Páginas
103
No. de catálogo
V112577
ISBN (Ebook)
9783656965855
ISBN (Libro)
9783656965862
Tamaño de fichero
1549 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Möglichkeiten, Ausdauertrainings, Sportunterricht, Grundschule
Citar trabajo
Corinne Reheis (Autor), 2007, Ausdauertraining im Sportunterricht der Grundschule. Vorteile und mögliche Umsetzung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112577

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