[...] Bei dieser symmetrischen Information zwischen
Anbietern und Nachfragern sorgt allein der Preismechanismus für eine optimale Bereitstellung
der Güter.2
In der Realität des heutigen Wirtschaftslebens kann ein derartiges, auf vollkommener Information
basierendes Verhalten der Wirtschaftssubjekte nicht erwartet werden. Die Konsumenten
und Intermediäre können sich unmöglich im Sinne der traditionellen Preistheorie rational
verhalten und sich eine Übersicht über sämtliche Güter, deren Anbieter, Preise und Qualitäten
verschaffen. Verursacht wird dieses Informationsdefizit durch die Komplexität der Produkte
und die große Zahl von Anbietern, Produkten und Produktvarianten mit denen sie konfrontiert
werden.3
Wenn die Konsumenten oder Intermediäre die Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung
aber nicht leicht verifizieren können, dann tendieren einige Anbieter dazu, Güter
schlechter Qualität anzubieten oder nur mit geringer Sorgfalt eine Dienstleistung auszuführen,
ohne den Preis anzupassen.4 Dieses Verhalten aufgrund asymmetrischer Information und die
damit verbundenen Transaktionskosten können zu Fehlallokationen führen und das effiziente
Funktionieren eines Marktes erheblich beeinträchtigen. Mit der vorliegenden Arbeit soll das Ziel verfolgt werden, die aus der asymmetrischen Information
resultierenden Organisationsprobleme und die daraus generierten Lösungsmöglichkeiten
in der deutschen Kfz-Branche zunächst zu beschreiben.
Die Wirkung der Schuldrechtsreform, als staatlicher Maßnahme zur Vermeidung bzw. Verminderung
dieser Informationsasymmetrien, soll untersucht und anhand einer Befragung verifiziert
werden. Ausgehend von praktizierten Maßnahmen zur Verringerung der Qualitätsunkenntnis
und der alten Gesetzeslage werden die vom Gesetzgeber neu eingebrachten Rechtsvorschriften
mit den für die Akteure positiven und negativen Änderungen im Rahmen der
Institutionsökonomie diskutiert. Basierend auf der Käufer/Verkäufer-Beziehung zwischen
dem Kunden und dem Vertragshändler sowie der Werkstatt, soll weiterhin geprüft werden,
welche Wirkung die Schuldrechtsreform auf die Rollenverteilung der betroffenen Akteure in
der Kfz-Branche hat. Insbesondere sollen dabei potentielle Marktreaktionen in der Kfz-
Branche aufgezeigt werden.
2 Vgl. Emons (2001), S 664.
3 Vgl. Lamouroux (1979), S. 17.
4 Vgl. Milgrom u. Robert (1992), S. 167.
Inhaltsverzeichnis
- Erklärung
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Verwendete Abkürzungen
- 1 Einleitung
- 1.1 Die Problemstellung
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2 Grundlagen zur Informationsasymmetrie und Qualitätsunkenntnis
- 2.1 Informationsdefizite der Marktteilnehmer
- 2.2 Ausprägungen und mögliche Folgen asymmetrischer Information
- 2.2.1 Adverse Selektion
- 2.2.2 Moral Hazard
- 2.3 Die Zunahme der Informationsasymmetrie aufgrund der Qualitätsunkenntnis
- 2.3.1 Neoklassisch-homogene Güter
- 2.3.2 Such- bzw. Inspektionsgüter
- 2.3.3 Erfahrungsgüter
- 2.3.4 Vertrauens- bzw. Glaubensgüter
- 2.4 Thorethische Lösungsmöglichkeiten
- 2.4.1 Marktinterne qua litätssichernde Institutionen
- 2.4.1.1 Signaling
- 2.4.1.2 Screening
- 2.4.2 Wirtschaftspolitische Maßnahmen
- 2.4.2.1 Die Einführung von Informationspflichten
- 2.4.2.2 Qualitäts- und Sicherheitsstandards
- 2.4.2.3 Staatliche Zulassungsbefähigungen
- 2.4.2.4 Die Verpflichtung zu Gewährleistungs- bzw. Haftungsregelungen
- 2.4.2.5 Die Produzentenhaftung
- 2.4.1 Marktinterne qua litätssichernde Institutionen
- 3 Status quo der Kfz-Branche vor Umsetzung der Schuldrechtsreform
- 3.1 Zuordnung des Gutes "Kfz" in bezug auf die Qualitätsunkenntnis
- 3.2 Die Beziehungsstruktur in der Kfz-Branche
- 3.2.1 Der Aufbau und die Entwicklung der Beziehungsstruktur in der Wertschöpfungskette vom Teilelieferanten zum Automobilhersteller
- 3.2.2 Der Aufbau und die Entwicklung der Beziehungsstruktur vom Automobilhersteller zum Kunden
- 3.2.3 Unsicherheiten und Möglichkeiten der Akteure bei der Kfz-Wartung und -Reparatur
- 3.3 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verminderung der Informationsasymmetrie
- 3.3.1 Marktinterne "freiwillige" Aktionen und Institutionen
- 3.3.2 Staatliche Maßnahmen
- 3.4 Fazit zum Status quo der Kfz-Branche
- 4 Die Bedeutung von Gewährleistungs- bzw. Haftungsregelungen zur Lösung von Informationsasymmetrien in der Kfz-Branche
- 4.1 Die Rechtsfragen beim Neuwagen- und Ersatzteilekauf und deren Wirkung bezüglich der Qualitätsunkenntnis nach alter Rechtslage
- 4.2 Die Rechtsfragen bei der Kfz-Wartung und -Reparatur und deren Wirkung bezüglich der Qualitätsunkenntnis nach alter Rechtslage
- 4.3 Erläuterung der relevanten Änderungen und Ergänzungen durch die Schuldrechtsreform
- 4.3.1 Der Neuwagen- und Ersatzteilekauf nach neuer Rechtslage
- 4.3.2 Wartung und Reparatur nach neuer Rechtslage
- 5 Denkbare Konsequenzen der Schuldrechtsreform für die deutsche Kfz-Branche
- 5.1 Konsequenzen für die System- und Teilelieferanten
- 5.1.1 Lieferung von Einzelteilen oder Systemkomponenten an die Automobilhersteller
- 5.1.2 Der Vertrieb von Ersatzteilen der Teilelieferanten über den freien Teilehandel an Werkstätten und Do-it-yourself-Kunden
- 5.2 Anpassungsmaßnahmen der Automobilhersteller
- 5.3 Folgen für die Vertragshändler
- 5.4 Anpassungsmaßnahmen und Probleme im Sektor der Reparatur und Wartung
- 5.1 Konsequenzen für die System- und Teilelieferanten
- 6 Stellungnahmen der Vertragswerkstätten zu den Anpassungsmaßnahmen an die Schuldrechtsreform
- 6.1 Vorgehensweise bei der Untersuchung
- 6.2 Ergebnisse der Stellungnahmen der Vertragswerkstätten
- 7 Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit der Wirkung der Schuldrechtsreform auf den deutschen Kfz-Handel. Sie analysiert die Auswirkungen der neuen Rechtslage auf die verschiedenen Akteure der Branche, insbesondere die System- und Teilelieferanten, die Automobilhersteller, die Vertragshändler und die Werkstätten.
- Informationsasymmetrie und Qualitätsunkenntnis im Kfz-Handel
- Die Rolle von Gewährleistungs- und Haftungsregelungen
- Die Auswirkungen der Schuldrechtsreform auf die verschiedenen Akteure der Branche
- Anpassungsmaßnahmen der Akteure an die neue Rechtslage
- Die Bedeutung der Vertragswerkstätten im Kfz-Handel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit vor und skizziert den Gang der Untersuchung. Das zweite Kapitel behandelt die Grundlagen der Informationsasymmetrie und Qualitätsunkenntnis, während das dritte Kapitel den Status quo der Kfz-Branche vor der Schuldrechtsreform analysiert. Das vierte Kapitel widmet sich den Auswirkungen der Schuldrechtsreform auf die verschiedenen Akteure der Branche, wobei die Rechtsfragen beim Neuwagen- und Ersatzteilekauf sowie bei der Kfz-Wartung und -Reparatur im Fokus stehen. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Anpassungsmaßnahmen der Akteure an die neue Rechtslage, während das sechste Kapitel die Stellungnahmen der Vertragswerkstätten zu diesen Maßnahmen analysiert. Die Arbeit schließt mit einer Schlussbetrachtung.
Schlüsselwörter
Schuldrechtsreform, Kfz-Handel, Informationsasymmetrie, Qualitätsunkenntnis, Gewährleistung, Haftung, Vertragshändler, Werkstätten, Anpassungsmaßnahmen, Status quo.
- Citar trabajo
- Christian Roßmann (Autor), 2002, Die Wirkung der Schuldrechtsreform auf den deutschen Kfz-Handel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11258