Gerhard Schröder bezeichnete die Familienpolitik in Deutschland noch als „Gedöns“ - dies
hat sich sicherlich grundlegend geändert, denn während sie jahrzehntelang ein Nischendasein
fristete, hat sich seit 2003 das politische und öffentliche Interesse an Familienfragen - man
beobachte etwa die Wahlkämpfe - radikal geändert. Und hier ist es besonders der Ausbau von
Kinderbetreuungseinrichtungen im Krippenbereich, der eine verbesserte Vereinbarkeit von
Familien- und Erwerbstätigkeit und daraus resultierend eine erhöhte Fertilität in sozial
relevanten Mittelstands-Schichten garantieren soll.1 Im Bereich der Kindertagesstätten zeigt
sich nun besonders deutlich die enge Verbindung von Bürger zum Staat, „(…) die
persönlichen Ansichten in Bezug auf Kindheit, Privatheit und Öffentlichkeit und die
Rollenverteilung der Geschlechter in der Gesellschaft“2 - und diese wiederum sind durchaus
unterschiedlich: So zeigen sich gerade in den neuen Bundesländern, im Bezug auch auf die
außerhäuslichen Kitas, grundlegend unterschiedliche Familienvorstellungen zu den alten
Bundesländern. Und gerade in den Kitas offenbart sich dieser zentrale Paradigmenwechsel in
der Familienpolitik der alten Bundesländer, die sich in der Vergangenheit vor allem auf
Erbringung finanzieller Hilfen in Form von Steuerfreibeträgen und direkten monetären
Transfers konzentrierte, nun aber gerade in den Kinderbetreuungseinrichtungen einen
infrastrukturellen Ausbau unternimmt, um der gestiegenen Erwerbsbeteiligung von Frauen
und der daraus resultierenden niedrigen Geburtenrate Rechnung zu tragen. Aufgrund der
zentralen Planung ist der Bedarf dieser Einrichtungen jedoch keineswegs gedeckt und auch in
qualitativer Hinsicht kann Deutschland an die anderen europäischen Länder kaum anschließen
- die hiesige Kinderbetreuung ist mittelmäßig.3 Der Grund ist in der Finanzierungsart zu
suchen - und hier liegt auch ein konkreter Ansatz für Reformen: Die Implementierung eines
Gutscheinmodells scheint damit ein bedarfsgerechteres, flexibleres und vielfältigeres Angebot
zu versprechen, da es auf ein höheres Maß an Wahlfreiheit und Effizienz für die
Leistungsempfänger setzt. Dieses Gutscheinmodell ist nun das Thema der Seminararbeit, das
vor allem am Kita-Gutscheinsystem Hamburgs vorgestellt werden soll.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzeption
- Realisation
- Nachsteuerung
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert das Kita-Gutscheinsystem in Hamburg, das im August 2003 eingeführt wurde. Ziel ist es, die Konzeption, Realisation und Auswirkungen des Systems zu untersuchen und seine Eignung als Instrument zur Verbesserung der Qualität und Effizienz der Kinderbetreuung zu bewerten.
- Konzeption des Kita-Gutscheinsystems in Hamburg
- Einführung des Gutscheinsystems als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen
- Erwartungen an das Gutscheinsystem hinsichtlich Qualitätssteigerung, Wettbewerb und Kostenreduktion
- Analyse der Auswirkungen des Gutscheinsystems auf die Kinderbetreuung in Hamburg
- Bewertung der Effektivität des Gutscheinsystems im Hinblick auf die angestrebten Ziele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert die Bedeutung der Kinderbetreuung im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Förderung der Frauenerwerbstätigkeit. Die Konzeption des Kita-Gutscheinsystems in Hamburg wird im zweiten Kapitel vorgestellt. Dabei werden die Ziele und die Funktionsweise des Systems erläutert. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Realisation des Gutscheinsystems und den Herausforderungen, die sich bei der Umsetzung ergeben haben. Das vierte Kapitel analysiert die Nachsteuerung des Systems und die Anpassungen, die im Laufe der Zeit vorgenommen wurden. Das Resümee fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und bewertet die Effektivität des Kita-Gutscheinsystems in Hamburg.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Kita-Gutscheinsystem, die Kinderbetreuung in Hamburg, die Qualitätssteigerung, die Effizienzsteigerung, die Kostenreduktion, die Nachfrageorientierung, die Kundenmacht, die Wettbewerbssteigerung, die Frauenerwerbstätigkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
- Arbeit zitieren
- David Liebelt (Autor:in), 2008, Das Kita-Gutscheinsystem Hamburgs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112654