Die Ursachen von Armut und ihrer räumlichen Konzentration


Dossier / Travail, 2002

20 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. HAUPTTEIL
2.1 Ökonomische Umstrukturierung
2.2 Lokalpolitische Regulation
2.3 Wohnungspolitik
2.4 Soziale Ungleichheit und sozialer Wandel
2.4.1 Sozio-ökonomische Polarisierung
2.4.2 Sozio-demographische Entdifferenzierung
2.4.3 Sozio-kulturelle Heterogenisierung
2.5 Segregation
2.6 Ausgrenzung
2.7 Die Banlieue der französischen Großstädte

3. SCHLUSS

4. LITERATURVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

Armut nimmt zu. Vor allem in Großstädten und sie konzentriert sich in diesen Städten in speziellen Wohnquartieren. Diese Armut findet vor dem Hintergrund einer gesamtgesellschaftlichen Wohlstandsentwicklung statt, dem sogenannten „Fahrstuhleffekt“[1]. Dieser besagt, dass die Gesellschaft im Durchschnitt von Jahr zu Jahr über eine höhere Geldmenge verfügt. Kritisiert wird an diesem Begriff von Beck, dass er dabei aber die Einkommensunterschiede vernachlässigt, die der Mittelwert nicht kenntlich machen kann.

Es gab die These der „Armut im Wohlstand“, nach der die zunehmende Armut Folge einer Wachstums- und Wettbewerbskonkurrenz ist, weil diese Konkurrenz eine sozio-ökonomische und sozialräumliche Polarisierung erzeugt.

Alisch und Dangschat aber vertreten die These der „Armut durch Wohlstand“[2]. Um diese These genauer zu verstehen, muss man die Ursachen kennen, wie Armut entsteht, wie sie sich ausweitet und wie sich Armut räumlich konzentriert. Das wiederum begreift man erst, wenn man die globalen, regionalen und lokalen Zusammenhänge von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung und die Regulation durch (lokale) Politik und der Verwaltung kennt.

Ziel soll es deshalb sein, genau diese Ursachen, anhand von drei Blickwinkeln herauszuarbeiten. Erster Gesichtspunkt soll die Regionalökonomie sein. Dazu gehören ökonomische Umstrukturierung, internationale Arbeitsteilung und deren Auswirkung auf die räumliche Polarisierung. Zweiter Punkt ist die Politologie, mit Stadtentwicklung und Regulation. Dritter Blickwinkel, um auf die Ursachen zu stoßen, ist die Soziologie. In diesem Zusammenhang gehören zu ihr der Soziale Wandel, die soziale Ungleichheit, residentielle Segregation und Ausgrenzung.

An den theoretischen Teil anschließend soll dargestellt werden, inwieweit hochgradige Segregation und Konzentration von Armut in der Praxis auch schon in Europa vorhanden ist. In manchen Vorstädten französischer Großstädte gibt es zwar keine durch ethnische oder nationale Homogenität gekennzeichneten Gettos, aber dennoch Stadtviertel mit einem hohen Immigrantenanteil und enormen sozialen Problemen, die sogenannte „Banlieue“. Die französische Mittelschicht und die aufstiegsorientierten Immigrantenfamilien verlassen diese Viertel, so dass die weniger erfolgreichen Immigranten mit der französischen Unterklasse die in diesen Vorstädten so typische Mischung aus Armut und Zuwanderung bilden.

2. HAUPTTEIL

2.1 Ökonomische Umstrukturierung

Wichtigste Analyseebene ist hier die globale Ebene, da hier die ökomomisch-technischen Umstrukturierungen und der Soziale Wandel ablaufen.

Die internationale Arbeitsteilung verknüpft die Räume weltweit. Unternehmen wirtschaften in Märkten, wo die Produktionsbedingungen die Lohnstückkosten gering halten. Transportkosten fallen deshalb nicht so sehr ins Gewicht, da der Transport als Lagerung genutzt werden kann. Dies wiederum fördert die Standortfreiheit, was der wirtschaftlichen Stärkung der Schwellenländer dient. Die Folge sind strukturelle Arbeitslosigkeit in den industrialisierten Ländern.

Mit der steigenden Produktivität wurden dann weitere Arbeitsplätze entbehrlich, was einerseits zu einer großräumigen Polarisierung (zum Beispiel der weltweite Nord-Süd-Konflikt oder in den alten deutschen Bundesländern das Süd-Nord-Gefälle), andererseits im Kleinen zu sozialräumlichen Unterschieden, wie funktionale Spezialisierung oder Segregation.

Veränderte Beschäftigungsstrukturen (Alleinlebende und alleinerziehende Mütter oder Väter werden eine immer größere Gruppe und müssen Beruf und Hausarbeit miteinander vereinen) und die Zunahme der Arbeitslosigkeit haben Einfluss auf die Zusammensetzung der Gesellschaft in den Städten: Einerseits entsteht eine Polarisierung (soziale Ungleichheit), andererseits eine kulturelle Heterogenisierung (Lebensstile und soziale Milieus verändern sich).

Diese beiden Ursachen, Polarisierung und Heterogenisierung führen dann ihrerseits wieder zu neuen Strukturen zum Beispiel in den Wohn- und Nachbarschaftsbereichen.

Unterschiede zwischen Regionen werden also durch ökonomische und politische Entscheidungen geprägt. Innerhalb einer Region spiegelt sich das in sozio-strukturellen Unterschieden wieder. Edward Soja[3], der dies am Beispiel der Region Los Angeles darstellt, meint, dass je intensiver die ökonomische Umstrukturierung in einem Raum abgelaufen ist, desto stärker zeigen sich im Kleinen wahrscheinlich diese sozio-strukturellen Unterschiede. Das bedeutet, dass gerade in Wirtschaftszentren diese internen Unterschiede besonders stark hervortreten.

2.2 Lokalpolitische Regulation

Zusammen mit dieser veränderten Wirtschaftsstruktur gibt es auch eine neue Form der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Regulation, das heißt, dass sich die lokale Politik und die kommunale Verwaltung ein neues Selbstverständnis geben mussten. Stichwörter sind hier: „urban management“ und „entrepreneuralism“ in der Standortpolitik und ihrer räumlichen Planung.

Zwei Begriffe kennzeichnen die Strategie eine neue lokale Politik durchzusetzen:

- Die wirtschaftliche Kategorie Flexibilisierung bedeutet, dass Entscheidungen leichter handhabbar und reaktiver gestaltet werden sollen. (lean management, lean administration)
- Die juristische Kategorie dazu ist Deregulierung, was bedeutet, dass Entscheidungs- und Eingriffsmöglichkeiten des Staates abgeschwächt werden sollen, um damit Standortvorteile zu schaffen. (schlanker Staat)

Durch die internationale Arbeitsteilung treten die einzelnen Regionen in Konkurrenz zueinander. Aufgabe des urban management ist es daher für ein gutes Wirtschaftsklima zu sorgen. Das kann auch so geschehen, indem Kultur- und Wohnungspolitik und die Stadtentwicklungsplanung dazu instrumentalisiert werden, den Rahmen für Investitionen und Standortverlagerungen möglichst günstig zu halten.

Firmen schreiben neue Produktionsstätten aus und die Stadt richtet sich nach deren Wünschen. Besonders die Innenstadt steht unter einem Umwandlungsdruck, um sich den jeweiligen Veränderungen zum Beispiel im Bürosektor, im Einzelhandel oder im innerstädtischen Wohnungsmarktsegment anzupassen. Dadurch entsteht eine zunehmende funktionale Spezialisierung und eine verstärkte Segregation, was wiederum zu Klagen über das „Sterben des Einzelhandels“ und den „Verlust preiswerten Wohnraums“ führt.

[...]


[1] Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1986, S.124 f

[2] Monika Alisch und Jens S. Dangschat: Armut und soziale Integration. Strategien sozialer Stadtentwicklung und lokaler Nachhaltigkeit, Leske + Budrich Verlag, Opladen 1998, S.66

[3] Edward Soja: Ökonomische Restrukturierung und Internationalisierung in der Region Los Angeles. In: Bors et al (Hrsg.) 1990, S. 170-189

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Die Ursachen von Armut und ihrer räumlichen Konzentration
Université
University of Freiburg  (Institut für Soziologie)
Cours
Städtisches Leben
Note
2,0
Auteur
Année
2002
Pages
20
N° de catalogue
V11268
ISBN (ebook)
9783638174732
Taille d'un fichier
499 KB
Langue
allemand
Annotations
In der Arbeit geht es um Segregation und Ausgrenzung. Veranschaulicht am Beispiel der französischen Banlieue. 315 KB
Mots clés
segregation, ausgrenzung, armut, banlieue
Citation du texte
Patrick Nitsch (Auteur), 2002, Die Ursachen von Armut und ihrer räumlichen Konzentration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11268

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