Welche Faktoren begünstigen die Entstehung bzw. die Entwicklung von Tabak- und Alkoholkonsum innerhalb der Jugendphase? Zu welchem Zeitpunkt in ihrer Entwicklung sind Jugendliche besonders anfällig, in eine Konsumabhängigkeit zu geraten? Welche Möglichkeiten werden angeboten, um frühzeitig eine Konsumabhängigkeit abzuwenden oder zu verringern? Welche Beratungs- und Präventionsmaßnahmen werden davon in der Praxis eingesetzt bzw. wie hoch ist ihre Wirksamkeit? Welcher Stellenwert kann den Resilienz- und Schutzfaktoren zugesprochen werden? Diesen Fragen geht die vorliegende Arbeit nach.
Da nicht alle Jugendlichen in ihrer Entwicklung vom Substanzkonsum gefährdet sind, ist es notwendig, der Frage nachzugehen, warum einige mehr und einige weniger davon betroffen sind und welche Faktoren dazu beitragen, in eine Sucht zu geraten, damit auch bei diesen Jugendlichen anhand der Merkmale frühzeitig präventive Maßnahmen eingesetzt werden können.
Zu Beginn dieser Arbeit wird erläutert, was "psychotrope Substanzen" bzw. "Drogen"sind, wie sie definiert werden und warum Substanzen wie Tabak und Alkohol noch heute bei Jugendlichen eine große Rolle spielen. In den nachfolgenden Kapiteln wird zunächst auf die aktuelle Lage bzw. Situation eingegangen, welche durch die Begriffsbestimmung von legalen und illegalen Drogen und deren kritische Konsumformen anhand eines epidemiologischen Berichts sowie der Auseinandersetzung mit den Folgen dargelegt wird. Darauf auf-bauend schließt die Jugendphase mit ihren Entwicklungsaufgaben an, welche ausführlich dargestellt wird, um den Ursachen und Hintergründen von Tabak- und Alkoholsüchten nachzugehen. Zudem werden die Spezifika über die Vulnerabilität jugendliches Risikoverhalten gegenüber den Substanzen ausführlich betrachtet sowie die Begriffe "Resilienzfaktoren" und "Schutzfaktoren" welche für eine gesunde Entwicklung des Jugendlichen von enormer Bedeutung sind, erläutert.
Anschließend wird im fünften. Kapitel auf "Vulnerabilität und Risikofaktoren", die begünstigend auf den Substanzkonsum wirken, eingegangen. Es wird besonders jenen Faktoren Beachtung geschenkt, welche ausschlaggebend für die Jugendphase sind. Hierbei handelt es sich um personenbezogene und umweltbezogene Risikofaktoren. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst, reflektiert und bewertet.
Inhaltsverzeichnis
I. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Terminologie
2.1 Psychotrope Substanzen
2.2 Gebrauch von psychotropen Substanzen und deren Wirkung
2.2.1 Substanz Tabak
2.2.2 Substanz Alkohol
3. Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit bei Jugendlichen
3.1 Einteilung der psychotropen Substanzen gemäß ICD-
3.2 Substanzmissbrauch oder schädlicher Gebrauch?
3.3 Substanzabhängigkeit oder Sucht?
3.4 Riskanter Gebrauch/riskanter Alkoholkonsum
4. Empirische Daten zur Entwicklung eines Alkohol- und Tabakkonsums Jugendlicher
4.1 Methodik der Erhebung
4.2 Empirische Daten zum Alkohol-, Tabak-, E-Zigaretten- und E-Shisha-Konsum
5. Jugend und ihre Vulnerabilität für Alkohol und Tabak
5.1 Phänomen Lebensphase „Jugend“
5.2 Entwicklungsaufgaben innerhalb der Jugendphase
5.3 Psychologische und soziologische Merkmale
6. Schutz- und Resilienzfaktoren der heutigen Jugend
7. Prävention und Beratung
7.1 Begriff „Prävention“
7.2 Dimensionen der Suchtprävention
7.3 Konzepte und Strategien zur Alkohol- und Tabakprävention
8. Projekte zu Alkohol- und Tabakprävention im Kontext der Resilienzförderung
8.1 Präventionsprogramm „Alkohol“
8.2 Präventionsprogramm „Tabak“
8.3 Präventionsprogramm Alkohol und Tabak
8.4 Kritische Auseinandersetzung mit den Präventionsprogrammmen
9. Beratung
9.1 Begriff „Beratung“ und ihre Merkmale
9.2 Angebote der Drogen- und Suchtberatung
9.3 Praxisbeispiel zur Suchtberatung und Prävention zu Tabak und Alkohol
9.3.1 „Erwachsen werden“ – Lions Quest
9.3.2 Kritische Auseinandersetzung mit dem Praxisbeispiel
10. Fazit und Ausblick
Literatur
Abbildungsverzeichnis
I. Abkürzungsverzeichnis
bspw. beispielsweise
BtmG. Betäubungsmittelgesetz
BZgA. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
bzw. beziehungsweise
DAK. Deutschen Angestellten- Krankenkasse
DHS. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
DIMDI. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
DSM-IV. Vierte Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Handbuchs Psychi- scher Störungen
ICD-10. 10 Revision der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen
IFT. Institut für Therapie- und Gesundheitsf orschung
JuSchG. Jugendschutzgesetz
WHO. World Health Organisation
z. B. zum Beispiel
Inflation ist wie Nikotin oder Alkohol. In kleinem Maße stimulierend, man darf nur kein Kettenraucher oder Alkoholiker werden“ (André Kostolany o. J.).
„Die Veränderung der Stimmungslage ist das Wertvollste, was der Alkohol dem Menschen leistet, und weshalb dieses „ Gift “ nicht für jeden gleich entbehrlich ist“ (Sigmund Freud o. J.).
1. Einleitung
In unserer Gesellschaft sowie bei genauerer Betrachtung der Historie des Menschen wird deutlich, dass der Mensch und der Konsum von legalen Substanzen nicht voneinander zu trennen sind. Im Laufe der menschlichen Geschichte gibt es kaum Kulturkreise, welche keinen Tabak und Alkohol konsumiert haben, das Gleiche gilt für illegale Substanzen. Gerade die illegalen Drogen haben sich mittlerweile gesellschaftlich etabliert und sind in der heutigen Zeit kaum noch wegzudenken. Zudem hat bereits das Recherchieren nach aktuellen Statistiken ausgereicht, um zu erkennen, dass Tabak und Alkohol in der heutigen Gesellschaft einer der Hauptgründe für verschiedene Erkrankungen sind und ebenfalls zu vielen Todesfällen führen. Vor allem das Jugendalter verdient hierbei besondere Aufmerksamkeit, da die Jugendlichen in dieser Phase in der Regel zum ersten Mal mit psychoaktiven Substanzen (Tabak und Alkohol) in Kontakt kommen, welches mit zahlreichen Studien bewiesen werden konnte. Seit der Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichts aus dem Jahr 2014 und der aktuellen Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2019 sind vermehrt Berichte zum Tabak- und Alkoholkonsum Jugendlicher in den Medien zu finden. Im „Spiegel Gesundheit Online“ vom 07.04.2021 heißt es: „Junge Menschen trinken und rauchen mehr – Viele Menschen greifen seit der Pandemie häufiger zu einem Drink. Eine Umfrage zeigt nun, welche Altersgruppen davon besonders betroffen sind. Es sind vor allem junge Leute“ (Spiegel Gesundheit 2021). Das Thema und die Präsenz in den Medien sowie die Ergebnisse der Drogenaffinitätsstudie 2019 zeigen deutlich, dass Substanzen wie Tabak und Alkohol und auch andere psychotrope Substanzen im Leben der Jugendlichen eine immense Rolle spielen. Zu den Ergebnissen des Berichts äußerte sich die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig in einer Pressemitteilung vom 26.11.2020 wie folgt: „Den größten Schaden richten von allen Drogen nach wie vor der Tabak- und Alkoholkonsum an – und das mit Abstand“ (Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2020). Ebenfalls stellt sie fest, dass Prävention nur funktioniert, wenn Jugendliche in ihren Lebenswelten abgeholt werden, da dies aktuell nicht mehr nur über Flyer, Fachliteratur und Workshops zu erreichen ist, auch wenn soziale Medien, Chats und YouTube für die Kinder und Jugendlichen eine große Rolle spielen. Deswegen braucht es eine neue europaweite Dogenstrategie, in der nicht nur die Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Vordergrund steht, sondern eben auch die Prävention, die Frühintervention und die Schadensminderung von Drogen in den Mittelpunkt gerückt werden müssen (vgl. ebd.). Demzufolge muss es vor allem in diesen Lebensphasen verschiedene Motivationsfaktoren für Tabak- und Alkoholkonsum sowie die Abstinenz von psychoaktiven Substanzen geben.
Aus dieser Perspektive sollen in den nachfolgenden Aufführungen folgende Fragen beantwortet werden: Welche Faktoren begünstigen die Entstehung bzw. die Entwicklung von Tabak- und Alkoholkonsum innerhalb der Jugendphase? Zu welchem Zeitpunkt in ihrer Entwicklung sind Jugendliche besonders anfällig, in eine Konsumabhängigkeit zu geraten? Welche Möglichkeiten werden angeboten, um frühzeitig eine Konsumabhängigkeit abzuwenden oder zu verringern? Welche Beratungs- und Präventionsmaßnahmen werden davon in der Praxis eingesetzt bzw. wie hoch ist ihre Wirksamkeit? Welcher Stellenwert kann den Resilienz- und Schutzfaktoren zugesprochen werden?
Da nicht alle Jugendlichen in ihrer Entwicklung vom Substanzkonsum gefährdet sind, ist es notwendig, der Frage nachzugehen, warum einige mehr und einige weniger davon betroffen sind und welche Faktoren dazu beitragen in eine Sucht zu geraten, damit auch bei diesen Jugendlichen anhand der Merkmale frühzeitig präventive Maßnahmen eingesetzt werden können.
Zu Beginn dieser Arbeit wird erläutert, was „psychotrope Substanzen“ bzw. „Drogen“ sind, wie sie definiert werden und warum Substanzen wie Tabak und Alkohol noch heute bei Jugendlichen eine große Rolle spielen. In den nachfolgenden Kapiteln wird zunächst auf die aktuelle Lage bzw. Situation eingegangen, welche durch die Begriffsbestimmung von legalen und illegalen Drogen und deren kritische Konsumformen anhand eines epidemiologischen Berichts sowie der Auseinandersetzung mit den Folgen dargelegt wird. Darauf aufbauend schließt die Jugendphase mit ihren Entwicklungsaufgaben an, welche ausführlich dargestellt wird, um den Ursachen und Hintergründen von Tabak- und Alkoholsüchten nachzugehen. Zudem werden die Spezifika über die Vulnerabilität jugendliches Risikoverhalten gegenüber den Substanzen ausführlich betrachtet sowie die Begriffe „Resilienzfaktoren“ und „Schutzfaktoren, welche für eine gesunde Entwicklung des Jugendlichen von enormer Bedeutung sind, erläutert.
Anschließend wird im 5. Kapitel auf „Vulnerabilität und Risikofaktoren,die begünstigend auf den Substanzkonsum wirken, eingegangen. Es wird besonders jenen Faktoren Beachtung geschenkt, welche ausschlaggebend für die Jugendphase sind. Hierbei handelt es sich um personenbezogene und umweltbezogene Risikofaktoren. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst, reflektiert und bewertet.
2. Terminologie
In den nachfolgenden Kapiteln werden die Begriffe „Droge“ und „psychotrope Substanzen“ synonym verwenden, wobei der Begriff „psychotrope Substanzen“ definiert werden soll, um anschließend die Wirkungsweisen und ihre Verbreitungen darzustellen. Dabei werden illegale und legale Substanzen genauer betrachtet und kategorisiert, um detaillierter aufzuzeigen, welche Substanzen zu den legal erworbenen Substanzen gehören und welche zu dem illegalen Gebrauch zählen. Insbesondere wird im weiteren Verlauf auf psychotrope Substanzen eingegangen, welche für diese Arbeit relevant sind und für die heutige Jugend eine bedeutende Rolle spielen.
2.1 Psychotrope Substanzen
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten als Psychotrope (auch psychoaktive Substanzen genannt) alle Stoffe, welche „unmittelbar [und] verändernd auf die Funktion(en) des zentralen Nervensystems einwirken“ (Schneider 2009: 21). Das bedeutet, dass jeder Wirkstoff als Droge bezeichnet werden kann, welche physische und psychische Funktionen verändert, wobei Nahrungsmittel komplett davon ausgeschlossen sind (vgl. WHO 2021a).
Im Allgemeinen wirken psychotrope Substanzen auf die Konsumenten beruhigend, anregend, dämpfend, stimulierend oder angstlösend (vgl. Buddeberg 2004: 548). Deshalb können diese Stoffe durch ihre Wirkungsweise die menschlichen psychischen sowie die mentalen Prozesse im Organismus beeinflussen, indem diese ein Signal entweder zur Abschwächung (Beruhigung) oder Verstärkung (stimulierend) an das Gehirn übermitteln (vgl. Schneider 2009: 21; Dilling 2009: 149).
Die Wirkung solcher Substanzen findet überwiegend im limbischen System statt, genauer im Hippocampus, welcher genau zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte liegt und für die Verarbeitung der Informationen, Emotionen und Erinnerungen verantwortlich ist. Allerdings haben psychotrope Substanzen unterschiedliche Wirkungen auf den menschlichen Körper. Diese können in Halluzinogene, Stimulanzien und Sedativa unterteilt werden, welche je nach Wirkung auf die physischen und psychischen Bereiche zu längeren oder kurzfristigen Wirkungen führen. Insbesondere die Hormonsteuerung wird durch das Konsumieren von solchen Substanzen stark beeinflusst (vgl. Medlexi 2021; Weichold/Silbereisen 2009: 220-229).
Gesellschaftlich betrachtet, wird der Begriff „Droge“ generell mit illegalen Substanzen in Verbindung gebracht, sodass das Konsumieren von legalen Substanzen wie Alkohol, Tabak und Koffein ebenso wie ihre Wirkungsweise verharmlost werden. Der Grund dafür ist, dass laut dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) ausschließlich psychotrope Substanzen gesetzlich verboten sind und somit auch strafrechtlich verfolgt werden, wohingegen der Gebrauch von illegalen Substanzen ohne strafrechtliche Konsequenzen bleibt, da diese Stoffe zwar eine Rauschwirkung hervorrufen, jedoch keinen anerkannten Nutzen im medizinischen Bereich mit sich bringen (§ 1 Abs. 2 BtMG) (vgl. Schneider 2009: 21).
Allerdings ist bei dem medizinischen Nutzen zu prüfen, inwieweit die Verwendung von beispielsweise verschreibungspflichtigen Medikamenten als legale Substanz für die Förderung der Gesundheit dienlich ist oder ob gerade die Verabreichung von diesen Arzneimitteln (auch schon geringe Dosen) zu schädlichen Wirkungen wie Rauschzuständen führt und das Suchtpotenzial dieser Effekte gefördert wird, wenn sie ohne medizinische Notwendigkeit vom Konsumenten eingenommen werden. Denn auch legale Substanzen wie rezeptfreie Medikamente, industriell hergestellte Reinigungsmittel, Deosprays sowie Gewürze können bei falscher Anwendung psychotrope Effekte auslösen und für Konsumenten lebensbedrohlich werden und bis zum Tod führen (vgl. PraxisVita 2020).
Wie bereits erwähnt, wirken psychoaktive Substanzen auf das zentrale Nervensystem und verändern die Befindlichkeiten, das Bewusstsein sowie die Verhaltensweisen des Konsumenten, womit gleichermaßen der Begriff „Drogen“ definiert ist. Den Drogen werden üblicherweise alle Substanzen zugeordnet, welche eine Abhängigkeit (Sucht) hervorrufen. Hier werden im Rahmen des BtMG genau drei Kategorien von Suchtmitteln unterschieden und zugeordnet, welche zu legalen und illegalen Suchtmitteln gehören und dem Betäubungsmitteln zugeschrieben werden und als Betäubungsmittel gelten.
Zu den legalen Suchtmitteln gehören unter anderem Alkohol und Tabak und diese unterliegen keiner Strafandrohung, da diese in Deutschland legal konsumiert, eingeführt und verkauft werden können. Bedingung ist, dass der Konsument das 18. Lebensjahr vollendet hat. Dies ist für Kinder und Jugendliche im Jugendschutzgesetz (§ 10 Abs. 1 JuSchG) geregelt, welches ebenfalls aussagt, dass sie in der Öffentlichkeit keine branntweinhaltigen Getränke trinken und nicht rauchen dürfen, wohingegen sonstige alkoholische Getränke (alkoholische Getränke, die durch Gärungsprozesse entstehen) bereits mit 16 Jahren erworben und konsumiert werden dürfen (§ 9 Abs. 1 JuSchG).
In die Kategorie der illegalen Suchtmittel werden alle Substanzen eingeordnet, welche ohne medizinische Verordnung und im Übereinkommen über psychotrope Stoffe von 1971 nicht aufgelistet sind, und wer diese erwirbt oder weiterverkauft, begeht eine Straftat.
Zu den Betäubungsmitteln zählen Präparate, welche bewusstseinsdämpfend sowie enorm schmerzlindernd wirken, wobei viele schmerzlindernde Präparate auf legale Weise und auch ohne Rezept zu erwerben sind, oder andere Substanzen. Beispielsweise zählt die Substanz „Heroin“ zu den Betäubungsmitteln und fällt somit unter den illegalen Erwerb laut dem BtMG (vgl. Kleinemeier 2004: 12f).
Anzumerken ist, dass gerade die legalen Substanzen wie Kaffee, Tee, Tabak und Alkohol in Europa täglich konsumiert werden (vgl. Sack/Thomasius, 2009: 18) und unterschätzt wird, was die gesundheitlichen Folgeschäden durch die Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol und Tabak betrifft. Im folgenden Kapitel werden die legalen Substanzen Alkohol und Tabak beschrieben und in Verbindung zum Konsum gesetzt, um anschließend die Unterschiede zwischen dem Missbrauch schädlicher Substanzen und einer Abhängigkeit oder Sucht durch deren Gebrauch bei Jugendlichen darzustellen.
2.2 Gebrauch von psychotropen Substanzen und deren Wirkung
Um im Verlauf dieser Arbeit näher auf den Gebrauch und der Motivation von Jugendlichen sowie den damit verbundenen Konsum der Substanzen einzugehen, ist es an dieser Stelle notwendig, die relevanten Substanzen sowie ihre Wirkungen auf den Körper darzulegen.
2.2.1 Substanz Tabak
Schon die Ureinwohner rauchten, kauten und schnupften getrocknete Tabakblätter während kultischer und medizinischer Rituale. Ursprünglich kommt die Pflanze (Nicotiana ta-bacum) aus den nord- und südamerikanischen Gegenden und sollte für Heilzwecke eingesetzt werden. Jedoch wurde die Pflanze nie zu medizinischen Zwecken eingesetzt, sondern wurde zum Statussymbol und von den Konsumenten in Pfeifen oder in Form von Zigarren geraucht. Um der Nachfrage nach Tabak gerecht werden zu können, stellte die Industrie fertige Zigaretten her und garantierte den Zugang zum Tabakkonsum für jedermann (vgl. DHS 2021b). Es ist festzustellen, dass Tabak neben Alkohol die am weitesten verbreitete Substanz ist, welche das hohe Potenzial besitzt, Konsumenten in eine Suchtabhängigkeit zu führen. Zudem enthält dieser noch über 5.000 weitere gesundheitsschädliche Substanzen wie beispielsweise „Blei, Cadmium, Benzol, Formaldehyd, Aluminium und Kohlenmonoxid“ (ebd.), welche zudem nachweislich krebserregend sind.
Aktuell sind Schnupf- und Kautabak sowie Zigarren aus der Mode gekommen, wohingegen Shishas und E-Zigaretten immer attraktiver werden, vor allem bei Jugendlichen. E-Zigaretten sind handgerechte kleine elektronische Geräte, welche mit aromatisiertem Liquide und/oder nikotinhaltigen Liquids (Flüssigkeiten) verkauft werden. Shishas sind Wasserpfeifen, welche mithilfe eines gekühlten Wasserschlauches und Tabak Rauch eingeatmet wird. Hier gibt es zudem vielfältige Geschmacksrichtungen, welche oft einen süßen Geschmack im eingeatmeten Rauch hervorhebt. Die beiden neuen Trends des Rauchens unterscheiden sich in der Ausführung und Zusammensetzung. Die Wasserpfeife wird geraucht, wohingegen die E-Zigarette inhaliert wird. Ein Zug an der Wasserpfeife entspricht einem Rauchgehalt von zehn Zigaretten. Bei den E-Zigaretten wird das Liquids in Form von Aerosol inhaliert, wobei dieses aus „Propylenglykol und/oder Glyzerin, Aromastoffe[n] und zumeist Nikotin in unterschiedlichen Konzentrationen“ (ebd.) besteht.
Prinzipiell gilt, dass die Risiken des Rauchens in mit und ohne Nikotinwirkung unterschieden werden müssen, welches im Zusammenhang mit den E-Zigaretten (die mit und ohne Nikotin Liquids inhaliert werden können), steht.
Demzufolge muss die Frage beantwortet werden, inwieweit sich E-Zigaretten auf die Gesundheit unseres Körpers auswirken. Fest steht, dass der Nikotingehalt sowie weitere schädliche Stoffe im Tabak hochgradig schädigend für den Körper sind, und das gilt nicht nur für die Raucher, sondern gleichermaßen für den Passivraucher, welcher den Rauch unmittelbar mit einatmet. Auch die E-Zigarette birgt gesundheitsschädliche Folgen, wie beispielsweise an Herz-, Atemwegs- und Lungenkrankheiten zu erkranken. Dasselbige gilt für Jugendliche und werdende Mütter, wobei hier kein gravierender Unterschied festzustellen ist, welche Form des Rauchens weniger schädigend ist (vgl. ebd.).
Nikotin wirkt über viele Neurotransmitter, wo beispielsweise Dopamin, Serotonin und Noradrenalin (Botenstoffe) freigesetzt werden, was sich unterschiedlich auf die Konsumenten auswirkt. Je nach Konsum und Suchtverhalten zeigen sich unterschiedliche Symptome wie Herzrasen, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, Appetitlosigkeit oder verringertes Hungergefühl (vgl. Adlkoffer 2000: 46). Zudem hat Nikotin eine dämpfende, angstlösende, stimulierende sowie beruhigende Wirkung auf den Konsumierenden und dämpft nebenbei das Hungergefühl (vgl. Schneider 2009: 71). Seit Dezember 2018 gibt es in Deutschland eine neuere Variante von E-Zigaretten, deren Design einem USB-Stick ähnelt, welche in den Vereinigten Staaten unter dem Namen ‚Juul‘ an Popularität gewonnen hat (vgl. Orth/Merkel 2020: 17). Allerdings treten wie bei allen Suchterkrankungen gesundheitliche Schäden bei einem jahrelangen Missbrauch dieser Stoffe auf. Typisch sind solche Erkrankungen bei älteren Konsumenten feststellbar, welche über einen langen Zeitraum viel konsumiert haben. Junge Personen oder Jugendliche, welche früh Tabak konsumieren, erkranken häufiger an Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen als Gleichaltrige, welche nicht rauchen. Ebenso neigen Jugendliche, die rauchen, eher dazu, andere illegale Substanzen zu probieren oder auch in die Alkoholabhängigkeit zu fallen (vgl. Anderson 1997: 14).
2.2.2 Substanz Alkohol
Als psychoaktive Substanz gehört der Alkohol zu den traditionellen Genussmitteln wie Kaffee und Tee in gesellschaftlichen Kreisen dazu und ist kaum noch wegzudenken. Zudem hinterlässt der Alkoholkonsum bei den Konsumenten einen positiven Effekt, da der Genuss von Alkohol auf den menschlichen Körper anregend und stimmungssteigernd wirkt und zugleich die Kommunikationsbereitschaft steigert. Folglich ist der Alkohol aufgrund seiner angenehm empfundenen Wirkungen bei den Konsumenten sehr beliebt.
Durch die Aufnahme von alkoholischen Getränken wird der Körper während und nach der Aufnahme beeinflusst und es kommt zu erhöhter Dopaminausschüttung (Glückshormone) oder zu neuronalen Hemmungen, welche die Bereitschaft zur Kommunikation beim Konsumenten verbessern. Es kann aber auch zu erheblichen emotionalen Störungen kommen. Dies ist vom Alkoholkonsum des Individuums abhängig. Allerdings gibt es neben diesem positiven Effekt auch negative Effekte, welche bei regelmäßigem und übermäßigem Konsum zu physischen, psychischen sowie sozialen schwerwiegenden Langzeitfolgen führen. Bei zu hohem und regelmäßigem Konsum kommt es zu Störungen „der Aufmerksamkeit, Urteilskraft, Koordinationsfähigkeit und Sprache“ (DHS 2021a), welche erheblich beeinträchtigt sind. Infolgedessen benötigt der Konsument irgendwann größere Mengen alkoholische Getränke, um den positiven angenehmen Effekt des Rausches aufrechtzuerhalten. So wird der Körper an immer größere Mengen Alkohol gewöhnt, sodass die Toleranz gegenüber der sedierenden Wirkung immer höher wird. „Diesen Vorgang, der ein Prinzip der Sucht ist, nennt man Toleranzentwicklung“ (ebd.).
Es ist offensichtlich, dass übermäßiger und regelmäßiger Alkoholkonsum als problematisch zu betrachten ist, wenn es mehrmals im Monat zum übermäßigen Konsum kommt, gerade bei Jugendlichen. Hier zeigen schulpflichtige Jugendliche negative Verhaltensformen, wenn sie beispielsweise regelmäßig die Schule schwänzen aufgrund von regelmäßigen Partygängen an Wochenenden, welche dann die Konsequenzen tragen müssen (vgl. Silbereisen 1998: 1056ff). Ebenfalls ist bekannt, dass häufiges und übermäßiges Trinkverhalten zu erhöhten Unfällen und Gewalttaten von Jugendlichen führt, welche auf dem Zusammenhang zwischen Trinkverhalten und kriminellem sowie antisozialem Verhalten basieren (vgl. Anderson 1997: 14). Zudem entstehen bei Abhängigkeiten erhebliche gesundheitliche Folgen wie unter anderem „Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse, des Herzens sowie des zentralen und peripheren Nervensystems und der Muskulatur“ (DHS 2021a). Demzufolge gehört der Konsum von alkoholischen Getränken „zu den ‚Top Ten‘ aller Stoffe“ (ebd.), welche insbesondere im Mund- und Rachenraum, in der Speiseröhre, im Darm und in der Brust Krebserkrankungen auslösen. Neben diesen Folgen ist der Alkoholkonsum während einer Schwangerschaft ebenfalls hochgradig gefährlich, da der Genuss von alkoholhaltigen Getränken oder jeder Schluck zu erheblichen Entwicklungsschäden des Kindes führt (vgl. ebd.).
3. Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit bei Jugendlichen
Im Folgenden werden Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit nach den diagnostischen Kriterien definiert, da der Gebrauch von psychotropen Substanzen in geringen Mengen als sogenanntes „Genussmittel“ auch immer gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Die Schäden oder gesundheitlichen Folgen, welche durch den missbräuchlichen Konsum von Alkohol und Tabak entstehen, sind abhängig von der Substanz und weisen unterschiedliche gesundheitliche Folgeschäden auf. An dieser Stelle muss geklärt werden, wann von einem Substanzmissbrauch und wann von einer Abhängigkeit zu sprechen ist und wie diese unterschieden werden können. Wie viele Jugendliche in Deutschland von Substanzmissbrauch und dessen schädlichen Folgen betroffen sind, lässt sich anhand des BZgA Forschungsberichts 2020 „Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2019“ darstellen.
3.1 Einteilung der psychotropen Substanzen gemäß ICD-10
Laut Dilling (2009) muss zwischen den medikamentösen Substanzklassen und dem daraus folgenden hohen Potenzial, welches zum Missbrauch führt, deutlich unterschieden werden, da der Gebrauch von illegalen wie legalen Substanzen bei den Konsumenten zu einem erhöhten Missbrauch dieser Substanzen führt (vgl. Dilling 2009: 149). Um hier eine Segmentierung vornehmen zu können, ist es notwendig, die unterschiedlichen diagnostischen Mittel zu erläutern, um Diagnosen in Bezug auf Substanzkonsum zu untermauern. Dazu werden im Rahmen der 10. Revision der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) der WHO und mithilfe der vierten Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Handbuchs Psychischer Störungen (DSM-IV), mit dem eine Kategorisierung der verschiedenen Substanzklassen sich zuordnen lässt, zur Verfügung gestellt (vgl. Dilling et al. 2014: 107).
Laut der ICD-10 Kapitel V [F] soll die Identifikation der konsumierten psychotropen Substanz(en) in möglichst vielen Informationsquellen erfolgen, um einen Gebrauch von Substanzen als Abhängigkeit oder als schädlichen Gebrauch einzuordnen und zu bewerten. Dazu ist es notwendig, dass der Konsument eigene Angaben über sein Konsumverhalten macht, ärztliche Untersuchungen wie die Analyse von Blutproben oder anderen Körperflüssigkeiten, charakteristische psychische oder physische Anzeichen ebenso weitere Angaben wie beispielsweise welche Substanzen der Konsument besitzt oder welche Angaben beispielsweise Freunde, Bekannte und Angehörige diesbezüglich machen. Im Fokus soll ausschließlich die Hauptsubstanz stehen, was bedeutet, dass nur Substanzen oder Substanzklassen berücksichtigt werden, welche zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Krankheitsbild oder das Suchtproblem verursacht oder dazu beigetragen haben. Zudem sollen Zusatzdiagnosen „kodiert werden, wenn andere Substanzen oder Substanzklassen aufgenommen wurden und Intoxikationen (vierte Stelle .0), schädlichen Gebrauch (vierte Stelle .1), Abhängigkeit (vierte Stelle .2) und andere Störungen (vierte Stelle .3-.9) verursacht haben“ (WHO, DIMDI 1994-2018). Im Kontext mit dem Klassifikationssystem ICD-10 werden Alkohol [F10], Opioide [F11], Cannabinoide [F12], Sedativa oder Hypnotika [F13], Kokain [F14], andere Stimulanzien [F15], Halluzinogene [F16], flüchtige Lösungsmittel [F18], Konsum und Gebrauch multipler und anderer psychotroper Substanzen [F19] als Hauptsubstanz berücksichtigt (vgl. DIMIDI 1994-2018).
3.2 Substanzmissbrauch oder schädlicher Gebrauch?
Zu dem „schädlichen Gebrauch“ wird von der WHO (2010b) nach dem ICD-10 Kapitel V [F] (vierte Stelle .1) festgelegt, dass der Konsum von psychotropen Substanzen zur Gesundheitsschädigung führt, welche als physische Störung „etwa in Form einer Hepatitis nach Selbstinjektion der Substanz oder als psychische Störung z.B. als depressive Episode durch massiven Alkoholkonsum“ (WHO 2010b: 98) auftreten kann. Das bedeutet, dass eine tatsächliche Schädigung der physischen oder der psychischen Gesundheit des Konsumenten diagnostiziert werden muss, da nicht jede akute Intoxikation (Rausch) gleichzeitig beweist, dass ein „Gesundheitsschaden“ vorliegt, welcher für die Diagnose des „schädlichen Gebrauchs“ notwendig ist (vgl. ebd.). Ebenso kritisieren die Autoren Sting und Blum (2003) die Verzerrung zwischen Gebrauch und Missbrauch und betonen, dass hier schon der Fokus auf die Sucht sowie die Prävention gelegt wird, um den Konsumenten vor Abhängigkeit und den daraus entstehenden Folgeschäden zu bewahren. Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren eine Gleichsetzung zwischen schädlichem Gebrauch und Missbrauch eingeschlichen hat und nicht mehr voneinander getrennt betrachtet wird (vgl. Sting/Blum 2003: 32f).
Der Begriff „Substanzmissbrauch“ findet im DSM-IV Verwendung und beschreibt den Begriff als ein mangelndes angepasstes Verhalten bezüglich des Konsums, welcher trotz der Erkenntnisse über gesundheitliche Folgen nicht eingestellt wird oder werden kann aufgrund von hohen sozialen, beruflichen, physischen oder psychischen Belastungen (vgl. American Psychiatric Association 2003: 103).
Es lässt sich feststellen, dass das Hauptmerkmal des Substanzmissbrauchs, ähnlich wie im DSM-IV Handbuch beschrieben, ein falsches oder schlecht angepasstes Konsummuster ist, welche sich durch Wiederholungen des Substanzgebrauchs manifestiert und nachteilige Konsequenzen hat (vgl. Petermann/Roth 2006: 14). Um positive Resultate bei einem schlecht angepassten Konsumverhalten zu erlangen, muss der Konsument innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens eins von den vier Kriterien vorweisen, welche den Gebrauch in gefährlichen Situationen, Probleme der Rollenerfüllung, rechtliche Probleme, interpersonelle sowie soziale Probleme betreffen (vgl. Laging 2009: 379).
3.3 Substanzabhängigkeit oder Sucht?
Im Jahr 1950 definierte die WHO den Begriff „Sucht“ als einen periodischen Zustand oder eine chronische Intoxikation, welcher bzw. welche durch den Gebrauch von Drogen für die Gesellschaft und den Konsumenten selbst schädigend ist. 14 Jahre später wurde der Begriff „Sucht“, welcher sich zuvor ausschließlich auf Rauschsubstanzen bezog, durch die Begriffe „psychische und physische Abhängigkeit“ ersetzt (vgl. Sting/Blum 2003: 27 f).
Laut Comer (2001) handelt es sich bei einer Substanzabhängigkeit oder Sucht um weitere fortgeschrittene Störungen, welche durch den Konsum der Substanzen ausgelöst werden (vgl. Comer 2001: 306).
Im Rahmen der ICD-10 Kapitel V [F] (vierte Stelle .2) wird unter „Abhängigkeitssyndrom“ Folgendes definiert:
„Eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln. Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, und anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen. Dem Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung und manchmal ein körperliches Entzugssyndrom. Das Abhängigkeitssyndrom kann sich auf einen einzelnen Stoff beziehen (z.B. Tabak, Alkohol oder Diazepam), auf eine Substanzgruppe (z.B. opiatähnliche Substanzen), oder auch auf ein weites Spektrum pharmakologisch unterschiedlicher Substanzen“ (WHO, DIMIDI 1994-2018).
Zudem werden für die Diagnose der Substanzabhängigkeit im DSM-IV folgende Kriterien definiert, wobei mindestens drei der sieben Kriterien diagnostiziert werden müssen, um eine Abhängigkeit festzustellen:
1. Toleranzentwicklung sowie die Steigerung der Dosismengen
2. In konsumfreien Phasen entwickelt der Konsument Entzugssymptome
3. Länger andauernder Konsum als beabsichtigt
4. Gescheiterte Versuche, welche zur Beendigung des Konsums führen sollen
5. Ständige Beschäftigung mit der Substanz (Gedanken kreisen nur um die Substanz)
6. Vernachlässigung wichtiger Aktivitäten (beruflich oder die Freizeit betreffend)
7. Regelmäßiger Konsum trotz psychischer oder physischer Probleme (vgl. Laging 2009: 379)
3.4 Riskanter Gebrauch/riskanter Alkoholkonsum
Im Allgemeinen wird ein Trinkverhalten, welches sich negativ sowohl auf die gesundheitliche als auch die psychosoziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen auswirken kann, als „riskanter Gebrauch“ von Alkohol oder als „riskanter Alkoholkonsum“ bezeichnet. Durchgesetzt hat sich in den letzten Jahren der Begriff „riskanter Gebrauch“, welcher mit hoher Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens zu einer substanzbezogenen Störung führt. Hier wird zwischen dem Eintreten eines Ereignisses und dem Faktor „Risiko“ als Mass genommen und für den Zusammenhang als ein „relatives Risiko“ bezeichnet, welches die Mortalitätsrate erhöht. Zwar existieren allgemeine Anhaltspunkte, welche zu den „tolerierbaren oberen Alkoholtrinkmengen“ gehören, die einerseits Richtwerte darstellen, ab wann eine Gesundheitsgefährdung eintritt oder der Konsum weniger gesundheitsschädlich ist. Auf der anderen Seite besteht hierbei das Risiko, dass die Konsumenten die tolerierbare obere Alkoholtrinkmenge missverstehen und den Wert als risikolos einstufen und diesen somit für ihren täglichen Konsum manifestieren (vgl. Schlieckau 2015: 29).
Ein riskanter Alkoholkonsum liegt vor, wenn der Konsument regelmäßig und täglich mehr als 24 g reinen Alkohol zu sich nimmt, wobei bei Frauen der Reinalkohol bei 12 g liegt. 24 g reiner Alkohol entsprechen „für Männer 5 Gläser und mehr mit je etwa 10 Gramm Alkohol bei einer Trinkepisode, d. h. etwa 1,25 Liter Bier oder etwa 0,6 Liter Wein und mehr“ (DHS 2021a). Für Frauen entsprechen 12 g reiner Alkohol „4 Gläser oder mehr, d. h. etwa 1,0 Liter Bier oder 0,5 Liter Wein und mehr“ (ebd.). Dieses Trinkmuster wird ebenfalls als „Binge-drinking“, „Rauschtrinken, „Besäufnis“ oder „Trinkgelage, „Komasaufen“ (Schlieckau 2015: 25ff) bezeichnet oder in der Öffentlichkeit wie Medien verwendet. Im Prinzip sollen die Werte Auskunft über die Verbreitung des gefährlichen und riskanten Trinkverhaltens geben, welche auf der Grundlage von Untersuchungen des durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsums von reinem Alkohol pro Tag basieren und als Grenzwerte zur Orientierung für ein gesundes Konsumverhalten für Erwachsene dienen. Allerdings zielen die Grenzwerte nur auf Erwachsene ab und lassen sich nicht auf Kinder und Jugendliche projizieren und anwenden. Daher gilt nach wie vor, dass Kinder überhaupt keinen Alkohol trinken sollten. Jugendliche sollten dies ebenfalls unterlassen, da der Konsum erhebliche negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat (vgl. DHS 2020: 27ff).
4. Empirische Daten zur Entwicklung eines Alkohol- und Tabakkonsums Jugendlicher
Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2019 untersucht in regelmäßigen Abständen den Konsum von illegalen und legalen Substanzen speziell bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche in Deutschland leben. Zum ersten Mal wurde die Studie im Jahr 1973 durchgeführt und wird seitdem im Abstand von drei bis vier Jahren wiederholt. Diese Studie findet anhand einer repräsentativen Querschnittsbefragung statt und gibt Informationen über die aktuelle Situation bezüglich des Alkohol- und Tabakkonsums von Jugendlichen. Ebenso baut sie auf vorherigen Studien auf, sodass Veränderungen im Konsum sowie Trendverläufe ersichtlich werden und Vergleiche zu den Vorjahren hergestellt werden können (vgl. BZgA 2020: 7).
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