Ist Wedekinds Lulu als ein „monstre“ konstruiert, die ihre Sinnlichkeit mit Brutalität einsetzt, um das männliche Kollektiv zu massakrieren, wie es das Gewaltphantasma um 1900 postulieren will? Um dieser und der Frage nach der Problematik der Weiblichkeitsimaginationen um 1900 nachzugehen werden im Folgenden verschiedene Motive von Frank Wedekinds letzter Fassung des Lulu-Komplex (Version 1913) aufgegriffen und analysiert. Auf diskursgeschichtliche Aspekte, etwa Sigmund Freuds Psychoanalyse oder Otto Weiningers Geschlechtertheorie, wird verwiesen, um den Zusammenhang von zeitgenössischer Sexualwissenschaft und Literatur zu verstehen. Um eine geeignete Begrifflichkeit für das suggestiv-böse "monstre"-Bild, dessen Schnittmenge mit der zentralen Figur der Lulu abgeglichen werden soll, zu verwenden, wird der um 1900 populäre Weiblichkeitstypus der femme fatale gewählt. Die Kategorien "Urwesen", "Triebwesen" und "Machtwesen", die in der Begriffsbestimmung der femme fatale eine wichtige Rolle spielen, werden dabei ausführlich skizziert.
Inhaltsverzeichnis
- Männliche Gewaltphantasien um 1900
- Lulu als Imago der Femme fatale
- Das Urwesen
- Das Triebwesen
- Das Machtwesen
- Das Patriarchat
- Die Bourgeoisie - Der Leitfaden des Patriarchats
- Die Demi-Monde: Gestalten der Halbwelt
- Das Dirnenmilieu: Heterotopie des bürgerlichen Raums
- Auswertung: Die Wurzel des Bösen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung weiblicher Sexualität in populären Medien der Weimarer Republik anhand von Frank Wedekinds Lulu-Tragödie. Die Analyse fokussiert auf die Konstruktion von Lulu als Femme fatale und die damit verbundenen männlichen Gewaltphantasien im Kontext des frühen 20. Jahrhunderts.
- Männliche Gewaltphantasien und die Angst vor weiblicher Sexualität um 1900
- Lulu als vielschichtiges Bild der Femme fatale: Urwesen, Triebwesen und Machtwesen
- Das Patriarchat und seine verschiedenen Manifestationen in der Gesellschaft
- Die Rolle der Weiblichkeit in Kunst und Literatur des Fin de Siècle
- Analyse der "Wurzel des Bösen" in Wedekinds Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Männliche Gewaltphantasien um 1900: Der Prolog zu Wedekinds Lulu-Tragödie wird als Manifest männlicher Phantasien interpretiert, die die Frau als "Bestie" und Bedrohung darstellen. Die Arbeit beleuchtet die weitverbreitete Angst vor weiblicher Sexualität um 1900, die in wissenschaftlichen Schriften, philosophischen Werken (Weininger, Jung, Nietzsche) und künstlerischen Darstellungen (Stuck, Klimt, Klinger) zum Ausdruck kommt. Die weibliche Sexualität wird pathologisiert und als Quelle von Kriminalität und Skandal angesehen, was die herrschende Doppelmoral und den sexualisierten Geschlechterantagonismus widerspiegelt. Der Text analysiert, wie diese Ängste in stilisierten und perniziösen Bildern weiblicher Figuren in Kunst und Literatur verarbeitet werden, wobei Schönheit mit Tod und Gefahr assoziiert wird.
Lulu als Imago der Femme fatale: Dieses Kapitel untersucht die vielschichtigen Aspekte von Lulus Figur als Femme fatale. Es werden verschiedene Facetten ihrer Persönlichkeit beleuchtet, wie das "Urwesen", das "Triebwesen" und das "Machtwesen". Die Analyse konzentriert sich darauf, wie Lulu als Projektionsfläche für männliche Ängste und Begierden dient und wie ihre Ambivalenz und zerstörerische Kraft dargestellt werden. Die verschiedenen Interpretationen der Figur und ihre Bedeutung im Kontext der damaligen Gesellschaft werden eingehend besprochen. Es wird untersucht, wie Wedekind die Ambivalenz der weiblichen Sexualität und die gesellschaftlichen Reaktionen darauf darstellt.
Das Patriarchat: Dieser Abschnitt analysiert das Patriarchat als zentralen Rahmen für das Verständnis von Lulus Schicksal und den männlichen Gewaltphantasien. Die Rolle der Bourgeoisie als Träger des Patriarchats, die Gestalten der Halbwelt ("Demi-Monde") und das Dirnenmilieu als Heterotopie des bürgerlichen Raums werden untersucht. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie das Patriarchat die weibliche Sexualität kontrolliert und reguliert und welche Konsequenzen dies für Frauen wie Lulu hat. Die gesellschaftlichen Strukturen und Normen werden im Detail erläutert und in Bezug zu Lulus Handlungen und ihrem Schicksal gesetzt.
Schlüsselwörter
Lulu, Frank Wedekind, Femme fatale, Männliche Gewaltphantasien, Weibliche Sexualität, Patriarchat, Weimarer Republik, Fin de Siècle, Doppelmoral, Psychologie, Kunst, Literatur.
Häufig gestellte Fragen zur Lulu-Tragödie von Frank Wedekind
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung weiblicher Sexualität in Frank Wedekinds Lulu-Tragödie im Kontext der Weimarer Republik. Der Fokus liegt auf der Konstruktion Lulus als Femme fatale und den damit verbundenen männlichen Gewaltphantasien um 1900.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit untersucht männliche Gewaltphantasien und die Angst vor weiblicher Sexualität um 1900, die vielschichtigen Aspekte von Lulu als Femme fatale (Urwesen, Triebwesen, Machtwesen), das Patriarchat und seine Manifestationen in der Gesellschaft, die Rolle der Weiblichkeit in der Kunst und Literatur des Fin de Siècle und schließlich die "Wurzel des Bösen" in Wedekinds Werk.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu männlichen Gewaltphantasien um 1900, Lulu als Imago der Femme fatale, das Patriarchat (mit Unterkapiteln zur Bourgeoisie, Demi-Monde und dem Dirnenmilieu) und eine abschließende Auswertung ("Die Wurzel des Bösen"). Sie enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der Kapitel und ein Schlüsselwortverzeichnis.
Wie wird Lulu in der Arbeit dargestellt?
Lulu wird als vielschichtige Figur der Femme fatale interpretiert, die als Projektionsfläche für männliche Ängste und Begierden dient. Ihre Ambivalenz und zerstörerische Kraft stehen im Mittelpunkt der Analyse. Die Arbeit untersucht, wie Wedekind die Ambivalenz der weiblichen Sexualität und die gesellschaftlichen Reaktionen darauf darstellt.
Welche Rolle spielt das Patriarchat?
Das Patriarchat bildet den zentralen Rahmen der Analyse. Die Arbeit untersucht die Rolle der Bourgeoisie als Träger des Patriarchats, die Gestalten der Halbwelt und das Dirnenmilieu als Heterotopie des bürgerlichen Raums. Der Fokus liegt darauf, wie das Patriarchat die weibliche Sexualität kontrolliert und reguliert und welche Konsequenzen dies für Frauen wie Lulu hat.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf wissenschaftliche Schriften, philosophische Werke (Weininger, Jung, Nietzsche) und künstlerische Darstellungen (Stuck, Klimt, Klinger) um die weitverbreitete Angst vor weiblicher Sexualität um 1900 zu belegen. Die Analyse basiert auf Wedekinds Lulu-Tragödie und untersucht deren Bedeutung im Kontext der damaligen Gesellschaft.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lulu, Frank Wedekind, Femme fatale, Männliche Gewaltphantasien, Weibliche Sexualität, Patriarchat, Weimarer Republik, Fin de Siècle, Doppelmoral, Psychologie, Kunst, Literatur.
- Arbeit zitieren
- Sophia Wimmer (Autor:in), 2020, Wedekinds Lulu zwischen Gesellschaft, Erotik und Gewalt. Männliche Gewaltphantasien, La Femme fatale und das Patriarchat um 1900, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1127241