Unser Interesse an einem klaren Personenbegriff bzw. -konzept ist primär moralischer und rechtlicher Art und entsteht aus Problemen bei der Zuschreibung von Verantwortung und Schuldfähigkeit. Kann eine Person für eine frühere Handlung verantwortlich gemacht werden, und wenn ja, wie begründet man die Entscheidung, dass es sich um die gleiche und nicht etwa um eine andere Person handelt? Einem anderen wichtigen Aspekt des Themas personale Identität begegnen wir in der Abtreibungs- und Euthanasiedebatte, nämlich wann ein Wesen als Person zu betrachten ist, und was die Bedingungen dafür sind.
Wir berühren somit, wenn wir über personale Identität sprechen, im Grunde drei Themen:
1. Was ist eine Person?
Welche Wesen zählen zur Klasse der Personen?
2. Was ist Identität?
Hier können wir noch einmal unterscheiden zwischen:
2a. Identität im sozialpsychologischen Sinn; dabei wird das Thema unter einem praktischen Aspekt behandelt, nämlich unter der Frage, wie sich die konkrete Identität (im Sinne von Wesen, Eigenart, Charakter, Biografie) einer einzelnen Person durch Sozialisation u.a. konstituiert.
Und
2b. Identität der Person als metaphysisches Problem: Wie kann etwas, obwohl es sich verändert, dennoch über die Zeit hinweg das gleiche bleiben? Man muss bei der Behandlung des Themas personale Identität genau darauf achten, diese drei Fragestellungen nicht zu vermischen, obwohl sie natürlich zweifelsohne in Zusammenhang miteinander stehen.
Der Argumentationsweg meiner Arbeit wird in drei Phasen verlaufen: Zuerst werde ich die Debatte über die personale Identität in der analytischen Metaphysik am Beispiel ausgewählter Gedankenexperimente eingehender darstellen (Frage 2b). Über diese Betrachtungen gelange ich zu einigen zentralen Fragen aus dem Bereich der Philosophie des Geistes, auf die ich in Kapitel 3 eingehen werde. In Kapitel 4 sollen dann stärker empirische Ansätze zur Klärung des Personenbegriffes (Frage 1 und 2a) thematisiert werden. Im abschließenden Kapitel 5 werde ich zu meiner eigenen Beurteilung der Thematik gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gedankenexperimente
- Die Debatte über die personale Identität in der analytischen Metaphysik ein kurzes Resümee
- Bernard Williams: "Das Selbst und die Zukunft"
- Ein Körpertausch zweier Personen oder doch nicht?
- Bernard Williams: Gedankenexperiment aus der Innenperspektive ein Appell an das 'Cartesianische Ego' des Lesers
- John Perry: "Kann das Ich sich teilen?"
- Ein weiteres Gedankenexperiment
- Personale Identität als logisches und sprachphilosophisches Problem
- Robert Nozick: "Personale Identität in der Zeit"
- Die Theorie des direkten Nachfolgers
- Das Paradox zweier gleichberechtigter Nachfolger
- Christine M. Korsgaard: "Personale Identität und die Einheit des Handelns: Eine Kantianische Antwort auf Parfit"
- Die Person als Handlungssubjekt
- Wie frei bin ich außerhalb paternalistischer Übergriffe? Ein Exkurs in die Moralphilosophie
- Abschließende Worte
- Philosophie des Geistes
- Überleitung: Innenperspektive (erste Person-Perspektive)
- Descartes, Skeptizismus, Dualismus und Realismus
- Idealismus
- Materialismus und Physikalismus
- Empirismus und Rationalismus
- Stellungnahme
- Einordnung der Problematik im Zusammenhang mit der personalen Identität
- Naturalismus und empirische Erklärungsansätze der personalen Identität
- Vorwort
- Was ist Naturalismus?
- Naturalismus, Apriorismus in der Erkenntnistheorie und Intuition als Mittel zur Erkenntnis
- Kathleen Wilkes' "Real People"
- Gedankenexperimente
- Die sechs Bedingungen der Personalität von Daniel Dennett
- Grenzfälle von Personen: Neugeborene und Föten
- Grenzfälle von Personen: Geisteskranke
- Einheit und Kontinuität des Bewusstseins
- Grenzfälle von Personen: Multiple Persönlichkeiten
- Kommissurotomie und zwei Bewusstseine
- Über die Begriffe 'Geist' und 'Bewusstsein'
- Dualismus, Geist und Bewusstsein aus Sicht der Neurophysiologie
- Die Person als soziales Wesen in Dialektik mit ihrer Umwelt
- 'Person' als normativer Begriff
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Begriff der personalen Identität, ausgehend von Gedankenexperimenten der analytischen Metaphysik hin zu naturalistischen Erklärungsansätzen. Ziel ist es, verschiedene Perspektiven auf die Frage nach der Identität einer Person über die Zeit zu beleuchten und ein umfassenderes Verständnis des Problems zu entwickeln.
- Personale Identität als metaphysisches Problem
- Analyse von Gedankenexperimenten zur personalen Identität
- Philosophische Positionen zur Philosophie des Geistes (Dualismus, Materialismus etc.)
- Naturalistische Erklärungsansätze der personalen Identität
- Der normative Begriff 'Person'
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der personalen Identität ein und benennt die zentralen Fragestellungen: Was ist eine Person? Was ist Identität (im sozialpsychologischen und metaphysischen Sinn)? Sie skizziert die drei wichtigen Aspekte des Themas: die Zuschreibung von Verantwortung, die Abtreibungs- und Euthanasiedebatte und die Frage nach der diachronen Identität. Die Arbeit kündigt eine Betrachtung des Problems aus diesen drei Perspektiven an, wobei der Fokus auf der Klärung des Personenbegriffs liegt.
Gedankenexperimente: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Gedankenexperimente von Philosophen wie Bernard Williams, John Perry, Robert Nozick und Christine Korsgaard. Es untersucht, wie diese Experimente die Frage der personalen Identität beleuchten und welche Probleme sie aufwerfen, insbesondere im Bezug auf die Kontinuität des Selbst über die Zeit. Die Kapitel beleuchten die verschiedenen philosophischen Positionen und ihre Argumente kritisch.
Philosophie des Geistes: Dieses Kapitel behandelt verschiedene philosophische Positionen zur Natur des Geistes, wie Dualismus, Materialismus, Idealismus, Empirismus und Rationalismus. Es wird untersucht, wie diese Positionen die Frage der personalen Identität beeinflussen und welche Implikationen sie für unser Verständnis des Selbst haben. Der Zusammenhang zwischen den philosophischen Positionen und der Problematik der personalen Identität wird herausgearbeitet.
Naturalismus und empirische Erklärungsansätze der personalen Identität: Dieses Kapitel präsentiert naturalistische Ansätze zur Erklärung der personalen Identität. Es beleuchtet den Naturalismus als philosophische Position und untersucht, wie empirische Forschung, zum Beispiel die Arbeit von Kathleen Wilkes und Daniel Dennett, zur Klärung des Problems beitragen kann. Grenzfälle der Personalität wie Neugeborene, Geisteskranke und Personen mit multiplen Persönlichkeiten werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Personale Identität, Gedankenexperimente, analytische Metaphysik, Philosophie des Geistes, Naturalismus, Dualismus, Materialismus, Bewusstsein, Selbst, Kontinuität, Verantwortung, Abtreibung, Euthanasie, normativer Begriff 'Person'.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: [Titel des Textes einfügen]
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit befasst sich mit dem Begriff der personalen Identität. Sie untersucht verschiedene Perspektiven auf die Frage nach der Identität einer Person über die Zeit, beginnend bei Gedankenexperimenten der analytischen Metaphysik bis hin zu naturalistischen Erklärungsansätzen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die personale Identität als metaphysisches Problem, analysiert verschiedene Gedankenexperimente, untersucht philosophische Positionen zur Philosophie des Geistes (Dualismus, Materialismus etc.), erörtert naturalistische Erklärungsansätze und beleuchtet den normativen Begriff „Person“. Die Rolle von Verantwortung, Abtreibungs- und Euthanasiedebatte und diachrone Identität werden ebenfalls angesprochen.
Welche Gedankenexperimente werden analysiert?
Die Arbeit analysiert Gedankenexperimente von Bernard Williams ("Das Selbst und die Zukunft"), John Perry ("Kann das Ich sich teilen?"), Robert Nozick ("Personale Identität in der Zeit") und Christine M. Korsgaard ("Personale Identität und die Einheit des Handelns: Eine Kantianische Antwort auf Parfit"). Diese Experimente dienen der Untersuchung der Kontinuität des Selbst über die Zeit.
Welche philosophischen Positionen zur Philosophie des Geistes werden betrachtet?
Die Arbeit behandelt verschiedene Positionen zur Natur des Geistes, darunter Dualismus, Materialismus, Idealismus, Empirismus und Rationalismus. Es wird untersucht, wie diese Positionen die Frage der personalen Identität beeinflussen und welche Implikationen sie für unser Verständnis des Selbst haben.
Wie werden naturalistische Erklärungsansätze behandelt?
Die Arbeit präsentiert naturalistische Ansätze zur Erklärung der personalen Identität. Sie beleuchtet den Naturalismus als philosophische Position und untersucht, wie empirische Forschung (z.B. Wilkes und Dennett) zur Klärung des Problems beitragen kann. Grenzfälle der Personalität (Neugeborene, Geisteskranke, multiple Persönlichkeiten) werden diskutiert.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Zielsetzung ist es, verschiedene Perspektiven auf die Frage nach der Identität einer Person über die Zeit zu beleuchten und ein umfassenderes Verständnis des Problems zu entwickeln.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Personale Identität, Gedankenexperimente, analytische Metaphysik, Philosophie des Geistes, Naturalismus, Dualismus, Materialismus, Bewusstsein, Selbst, Kontinuität, Verantwortung, Abtreibung, Euthanasie, normativer Begriff 'Person'.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Gedankenexperimenten, Philosophie des Geistes, Naturalismus und empirischen Erklärungsansätzen, und einem Fazit, sowie Literaturangaben. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der personalen Identität aus unterschiedlichen Perspektiven.
- Citation du texte
- M.A. Claudia Hoppe (Auteur), 2004, Personale Identität - Vom Gedankenexperiment zur naturalistischen Sichtweise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112805