Im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe II soll in dieser schriftlichen Hausarbeit das Thema Die Konzeption der Ehe in Chrétien de Troyes’ Roman ‘Erec et Enide’ behandelt werden. Chrétien de Troyes (ca. 1135-1190 ) gilt als der eigentliche Begründer und zugleich bedeutendste Autor des höfischen Romans (roman courtois), eine nach ihm jahrhundertelang florierende Erzählgattung, in welcher der legendäre König Artus und seine Ritter der Tafelrunde eine Rolle spielen. In dieser Hausarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Auffassung von Liebe und Ehe Chrétien in seinem ersten höfischen Roman ‘Erec et Enide’ (von etwa 1165 oder um 1170 ) vertritt. Bei der Untersuchung ist zu beachten, dass die moderne Perspektive der Liebesheirat nicht als Folie auf Chrétiens mittelalterliche Konzeption der Ehe angewendet wird. Um Chrétiens Ansicht der Ehe in seinem Werk ‘Erec et Enide’ herauszuarbeiten, soll folgendermaßen vorgegangen werden:
Damit aufgewiesen werden kann, inwiefern Chrétien de Troyes’ Roman atypisch für seine Zeit ist, soll dieser zunächst in seinen historischen Kontext situiert werden. Deswegen wird zu Beginn der Arbeit das Thema Ehe und Liebe im 12. Jahrhundert (Kapitel 2.) multiperspektivisch, d.h. in seiner religiösen, geschichtlichen und rechtlichen Dimension durchleuchtet. Die Bibel gilt im Mittelalter als maßgebliche Autorität. Daher wird zunächst auf Biblische Grundlagen der mittelalterlichen Ehe- und Liebesauffassung (Kapitel 2.1.) eingegangen, um das Fundament des mittelalterlichen Verständnisses der Beziehung von Mann und Frau zu verdeutlichen. Dabei soll mit der Vulgata, der dem heiligen Hieronymus (4.Jh.) zugeschriebenen lateinischen Übersetzung der Heiligen Schrift, gearbeitet werden, weil die Bibel, falls sie den Menschen zugänglich ist, im Mittelalter in dieser Form vorliegt. Anschließend wird Die Position der Kirche zu Ehe und Liebe im Mittelalter (Kapitel 2.2.) erläutert.
. In diesem Kapitel wird insbesondere die Meinung des heiligen Augustinus dargelegt, dessen Schriften enormen Einfluss auf die mittelalterliche Theologie ausüben. Exemplarisch soll sein Werk ‘Confessiones’ genauer betrachtet werden, um sein Bild der Ehe herauszustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ehe und Liebe im 12. Jahrhundert
- Biblische Grundlagen der mittelalterlichen Ehe- und Liebesauffassung
- Die Position der Kirche zu Ehe und Liebe im Mittelalter
- Das Bild der Frau im 12. Jahrhundert
- Das Bild der Frau in 'Erec et Enide'
- Die Schönheit der Enide
- Weitere Wesensmerkmale der Enide
- Die Konzeption der Ehe in Chrétien de Troyes' Roman 'Erec et Enide'
- Der Heiratsantrag
- Der Beginn der Liebe
- Die Hochzeit
- Das Verliegen Erecs
- Die Aventurefahrt
- Das Schweigegebot
- Der Graf Oringles de Limors
- Die Versöhnung
- Das Abenteuer der Joie-de-la-Cour
- Die Krönung
- Zusammenfassung und Auslegung des Romans ‘Erec et Enide' in Hinsicht auf Chrétien de Troyes' Konzeption der Ehe
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Konzeption der Ehe in Chrétien de Troyes' Roman 'Erec et Enide'. Ziel ist es, Chrétiens Auffassung von Liebe und Ehe in seinem ersten höfischen Roman zu analysieren und in den historischen Kontext des 12. Jahrhunderts einzuordnen. Dabei soll die moderne Perspektive der Liebesheirat nicht als Folie auf Chrétiens mittelalterliche Konzeption der Ehe angewendet werden.
- Die Darstellung der Ehe im 12. Jahrhundert aus biblischer, kirchlicher und gesellschaftlicher Perspektive
- Das Bild der Frau in 'Erec et Enide' und ihre Rolle in der Ehe
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Erec und Enide im Roman
- Chrétiens Konzeption der Ehe im Vergleich zu anderen Ehemodellen im Roman
- Die Bedeutung der Aventurefahrt für die Entwicklung der Ehe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach Chrétiens Konzeption der Ehe in 'Erec et Enide' vor. Das zweite Kapitel beleuchtet die Ehe und Liebe im 12. Jahrhundert aus verschiedenen Perspektiven. Es werden die biblischen Grundlagen der mittelalterlichen Ehe- und Liebesauffassung, die Position der Kirche zu Ehe und Liebe sowie das Bild der Frau im 12. Jahrhundert dargestellt.
Das dritte Kapitel analysiert das Bild der Frau in 'Erec et Enide', insbesondere die Schönheit und die weiteren Wesensmerkmale der Enide. Das vierte Kapitel folgt dem Handlungsverlauf des Romans und untersucht die Konzeption der Ehe anhand der Entwicklung der Beziehung zwischen Erec und Enide. Es werden der Heiratsantrag, der Beginn der Liebe, die Hochzeit, das Verliegen Erecs und die Aventurefahrt mit ihren verschiedenen Stationen (das Schweigegebot, der Graf Oringles de Limors, die Versöhnung und das Abenteuer der Joie-de-la-Cour) sowie die Krönung des Ehepaares analysiert.
Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und legt den Roman in Hinblick auf Chrétiens Konzeption der Ehe aus. Es wird die Frage beantwortet, wie der Autor zur Ehe steht und wie er sich die ideale Ehe vorstellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Konzeption der Ehe, Chrétien de Troyes, 'Erec et Enide', höfischer Roman, Liebe, Ritterlichkeit, Aventurefahrt, mittelalterliche Gesellschaft, biblische Grundlagen, Kirche, Frauendarstellung, Schönheit, Treue, Verliegen, Versöhnung, Krönung.
- Quote paper
- Christine Schaffrath (Author), 2007, Die Konzeption der Ehe in Chrétien de Troyes' Roman 'Erec et Enide', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112931