Zensurgeschichte


Seminararbeit, 2003

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wissenschaftliche Voraussetzungen der Aufklärungsbewegung

3. Veränderungen im Kommunikationssystem
3.1. Alphabetisierung und Pflege der Nationalsprache
3.2. Das Leseverhalten

4. Die Diskussionskultur der Aufklärung
4.1. Lesegesellschaften und andere Organisationstypen
4.2. Kritik als Instrument

5. Reform statt Revolution

6. Resümee

1. Einleitung

Diese Hausarbeit soll einen kurzen Überblick über die Zeit der Aufklärung unter medienwissenschaftlichem, vor allem mediengeschichtlichen Aspekten geben. Nach einer Einführung in die Gegebenheiten dieser Zeit im ersten Kapitel geht das zweite Kapitel dann speziell auf das Kommunikations- und Mediensystem im 18.

Jahrhundert ein. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den neu entstehenden Zeitschriften, ein anderer auf den für die Aufklärungsgesellschaft typischen Institutionen wie den Lesegesellschaften. Im dritten Kapitel wird auf das sich etablierende öffentliche Räsonnement eingegangen und die Frage diskutiert, ob sich in diesem bereits eine Öffentlichkeit im heutigen Sinne zu bilden beginnt.

Das vierte Kapitel beschäftigt sich noch einmal mit gesellschaftlichen Aspekten, unter welchen es die spezifischen Besonderheiten der deutschen Aufklärungsbewegung im Gegensatz zu den zeitgleich stattfindenden Entwicklungen im übrigen Europa, speziell in Frankreich und England, darstellt.

2. Wissenschaftliche Voraussetzungen der Aufklärungsbewegung

Die Aufklärung war eine Bewegung, die, beginnend in Großbritannien und Frank- reich, im Laufe des 18. Jahrhunderts nahezu ganz Europa umfasste und viele ver- schiedene Lebensbereiche berührte: So hatte sie Einfluss sowohl auf die Naturwis- senschaften als auch die Philosophie und Theologie. Sie veränderte die Rechtsauf- fassung und in vielen Ländern auch sehr konkret die Herrschaftsform und Sozial- ordnung.

Die Aufklärung stellte sich dem bereits seit dem Mittelalter dominanten Offenba- rungsglauben und dem damit verbundenen theozentrischen Weltbild entgegen, sie widersetzte sich dem übermächtig scheinenden Diktum der Kirche und machte den Menschen zum Mittelpunkt all ihrer Überlegungen. In diesem neuen anthropozen- trischen Weltbild sollte nicht mehr der Glaube, sondern allein der menschliche Ver- stand regieren.

Die Voraussetzungen für diesen Umbruch wurden schon lange vor den Anfängen der Aufklärungsbewegung, die im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert auftraten, geschaffen. Bereits 300 Jahre zuvor wurden Entdeckungen gemacht und Überlegungen angestellt, die das herrschende Weltbild stark ins Wanken brachten. Für Kirchner sind vor allem folgende Ereignisse in dieser Hinsicht von entscheiden- der Bedeutung1: Die Seefahrer Christoph Columbus und Vasco da Gama widerleg- ten mit ihren Schiffsreisen nach Amerika und Indien in den Jahren 1492 beziehungs- weise 1498 die Vorstellung, dass die Erde eine Scheibe sei.

Etwa 50 Jahre später begründete dann Nikolaus Kopernikus mit seinen 1543 veröf- fentlichten Schriften „De revolutionibus orbium colestium“ das heliozentrische Welt- bild. Seine Erkenntnisse setzte Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts um und entwickelte Gesetze über den Lauf der Planeten.

Auch der Italiener Galileo Galilei war ein Verfechter des heliozentrischen Weltbildes. Mit seinen quantitativen Versuchen und Gedankenexperimenten wurde er außerdem zum Begründer der modernen Naturwissenschaften, die sich dann weiter ausdiffe- renzierten. In diesem Bereich hat der Brite Isaac Newton große Verdienste. Er schuf die Grundlagen für die theoretische Physik.

Da Kirchner diese Erkenntnisse für die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung einer neuen Sichtweise auf die Welt hält, sind für ihn auch die Naturwissenschaften die „eigentliche(n) Träger der neuen Weltanschauung“2.

Die neuen Strömungen, die etwa zeitgleich oder wenig später im Bereich der Philo- sophie auftraten, sind meines Erachtens aber als mindestens genauso wichtig einzu- stufen, wenn sie auch ohne den Impuls, der von den fundierten und einschneidenden Ergebnissen der Naturwissenschaftler ausging, nicht möglich oder zumindest nicht so einflussreich gewesen wäre. Zumindest machte sich die Philosophie die modernen Naturwissenschaften zum Vorbild: Mit dem Ehrgeiz, nicht mehr nur „Magd der Theologie“3 zu sein, will sie sich emanzipieren und von tradierten Dogmen lösen. Dabei will sie neues Wissen nach naturwissenschaftlichem Modell empirisch aus Erfahrungen, Beobachtungen und Versuchen ableiten.

Als erster Philosoph der Neuzeit, der diesen Ansatz anwendet, gilt der Franzose René Descartes (1596-1650). Er veröffentlichte schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts seine Abhandlungen, die die Philosophie der Aufklärung entscheidend prägten. In seinem „Discours de la méthode“ (veröffentlicht 1637) und seinen „Prin- cipia philosophiae“ (veröffentlicht 1644) trat er für die empirische Methode ein. Als Ausgangspunkt für alles Wissen sollte nur noch der menschliche Verstand dienen. So ist auch sein berühmter Ausspruch „Cogito, ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) zu verstehen.

Etwa zeitgleich beziehungsweise etwas später setzt sich auch in Großbritannien diese neue Philosophie durch. Als wichtigste Vordenker des englischen Empirismus gelten Francis Bacon (1561-1626), John Locke (1632-1704) und David Hume (1711- 1776).

Ausgehend von ihren Initiatoren in Frankreich und England erreicht die Aufklärungs- philosophie auch Deutschland mit seinen Vertretern Gottfried Wilhelm Leibniz (1646- 1716), Christian Wolff (1679-1754) und Immanuel Kant (1724-1804).

3. Veränderungen im Kommunikationssystem

3.1. Alphabetisierung und Pflege der Nationalsprache

Hinsichtlich der Möglichkeiten des Lesens, der wissenschaftlichen Kommunikation und der Partizipation an oder auch nur Wahrnehmung von Staatsgeschäften war Deutschland am Ende des 17. Jahrhunderts stark gegliedert. Gründe hierfür lagen in der Verwendung von Fremdsprachen für bestimmte Teilbereiche der Kommunikation, im kaum vorhandenen Schulsystem und im Selbstverständnis des absolutistischen Herrschers.

Zunächst einmal wurde in Deutschland bei weitem nicht nur in deutscher Sprache kommuniziert. So wurde als Gelehrtensprache Latein verwendet, das heißt alle Vor- lesungen an der Universität wurden auf Latein gehalten und alle wissenschaftlichen Publikationen erschienen in dieser Sprache. Somit kamen sie für den größten Teil der Menschen als Lesestoff allein schon wegen mangelnder Sprachkenntnis nicht in Frage. Friedrich der Große drückte dies in Zahlen einmal folgendermaßen aus: „Die Dominanz des Lateinischen schließt 25,9 von 26 Millionen aus.“4.

Am Hof und unter Diplomaten wiederum wurde Französisch gesprochen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die französischen Könige, allen voran Sonnenkö- nig Ludwig XIV., als Prototypen für die absolutistische Herrschaftsform galten und Vorbilder für die höfische Kultur waren, durch die sich solche Herrscher typischerweise auszeichneten.

[...]


1 s. Kirchner 1958, S.2

2 ebd., S.2

3 ebd., S.3

4 zit. nach Möller 1986, S.19

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Zensurgeschichte
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Pressegeschichte als Zensurgeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V112960
ISBN (eBook)
9783640129201
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zensurgeschichte, Pressegeschichte, Zensurgeschichte
Arbeit zitieren
M.A. Gesa Lüß (Autor:in), 2003, Zensurgeschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112960

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