Von klein auf spielten Tiere in meinem Leben eine wichtige Rolle. Egal ob Hund, Katze oder Hase - alles was „plüschig“ war, übte auf mich eine enorme Anziehungskraft aus und, wie das bei Mädchen so oft der Fall ist, spielte das Pferd bald eine besondere Rolle in meiner „Tier-Narretei“. Seit ich mit 13 Jahren „endlich“ reiten lernen durfte, begleiten mich die sensiblen Vierbeiner, mehr oder weniger konstant durch mein Leben. Schließlich lag es für mich nahe, mein Hobby mit meinen Berufsvorstellungen zu verbinden und ich interessierte mich zunehmend für das Berufsbild der Reitpädagogin. Unter anderem durch das „Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten“ kann eine solche Zusatzqualifikation im Bereich Heilpädagogisches Reiten/Voltigieren erworben werden, welche eine abgeschlossene, berufsbegleitende Fortbildung darstellt.
Öfters hatte ich die Gelegenheit hier und da in eine Therapiestunde hineinzuschnuppern, um jedoch auch längerfristig Einblick in die therapeutische Arbeit mit dem Pferd zu bekommen, suchte ich mir einen Praktikumplatz. Fündig wurde ich auf dem Erlenweiherhof in Bayern. Die Gemeine Winkl/Pittriching, in welcher der Hof ansässig ist, liegt ca. 25km südlich von Augsburg. Dort hatte ich die Gelegenheit einiges über das therapeutische Reiten zu erfahren. Ein Tag der offenen Tür präsentierte das ganze Spektrum an therapeutischer Arbeit, welches auf dem Hof, dem Sitz des gemeinnützigen Vereins „Pferde für Menschen e.V.“, angeboten wird.
Den meisten und engsten Kontakt hatte ich jedoch zu einer Gruppe Jugendlicher im Heilpädagogischen Reiten. Über drei Quartalskurse hinweg war ich bei der Arbeit mit den Jungen zwischen 15 und 18 Jahren dabei. Die Erfahrungen, die ich dabei sammeln konnte sind deshalb auch Thema meines Praxisteils, wobei ich versuchen werde die Wirkungen des Heilpädagogischen Reitens exemplarisch an einem der Jugendlichen aufzuzeigen. Mit ihm hatte ich den zeitlich längsten und engsten Kontakt und kann so, ergänzt durch Informationen der Reitpädagogin, seinen Weg im Heilpädagogischen Reiten, als Beispiel für einen möglichen Verlauf, aufzeigen.
Zunächst möchte ich aber damit einsteigen, einen kurzen Überblick über das therapeutische Reiten zu geben. Nach einem kleinen Exkurs zu tiergestützter Therapie im Allgemeinen, gehe ich näher auf das Therapiepferd, seine Voraussetzungen und Aufgaben ein.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anmerkungen
- Therapeutisches Reiten - was ist das eigentlich?
- Die Hippotherapie
- Reiten als Sport für Behinderte
- Das Heilpädagogische Reiten und Voltigieren
- Die Reittherapie
- Tiere helfen Menschen
- Das Therapiepferd
- Das Pferd als Kontaktvermittler
- Die Rolle der Reitpädagogin
- Geistige Behinderung
- Geistige Behinderung aus Sicht der Wissenschaften
- Zum Problem der Definition
- Von der Defizitorientierung zur Kompetenzorientierung
- Heilpädagogisches Reiten mit Menschen mit geistiger Behinderung
- Fördermöglichkeiten im sensomotorischen Bereich
- Koordination und Gleichgewicht
- Grob- und Feinmotorik
- Wahrnehmungsfähigkeit und Integration
- Losgelassenheit und Entspannung
- Fördermöglichkeiten im kognitiven Bereich
- Konzentration
- Gedächtnis
- Orientierung in Raum und Zeit
- Sprache
- Fördermöglichkeiten im sozial-emotionalen Bereich
- Abbau von Ängsten
- Selbsteinschätzung
- Selbstwertgefühl
- Beziehungsfähigkeit
- Gruppenfähigkeit
- Verantwortungsbewusstsein
- Psychischen Prozesse im Heilpädagogischen Reiten
- Beziehungsbildung: Klient - Pferd - Pädagogin
- Psychische Leistungen als Ziele im Heilpädagogischen Reiten
- Durchhaltevermögen und Ausdauer
- Durchsetzungsvermögen
- Flexibilität
- Mut, Selbstvertrauen und Leistungsbereitschaft
- Selbständigkeit und Unabhängigkeit
- Freude zulassen
- Praxisteil
- Der Erlenweiherhof
- Die Angebote, die Pferde und das Team
- Das Konzept - ein ganzheitlicher Ansatz
- Die Kurse
- Die Kursteilnehmer
- Markus
- Thomas
- Michael
- Christoph
- Marcel
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit untersucht die Fördermöglichkeiten des heilpädagogischen Reitens mit Jugendlichen mit geistiger Behinderung unter besonderer Berücksichtigung psychischer Prozesse. Sie beleuchtet die Rolle des Pferdes als Kontaktvermittler und die Bedeutung der Beziehung zwischen Klient, Pferd und Pädagogin. Die Arbeit geht auf verschiedene Fördermöglichkeiten im sensomotorischen, kognitiven und sozial-emotionalen Bereich ein und analysiert die psychischen Leistungen, die durch das heilpädagogische Reiten gefördert werden können.
- Fördermöglichkeiten des heilpädagogischen Reitens
- Bedeutung der Beziehung zwischen Klient, Pferd und Pädagogin
- Psychische Prozesse und Leistungen im heilpädagogischen Reiten
- Sichtweisen auf geistige Behinderung und ihre Auswirkungen auf den pädagogischen Ansatz
- Praxiserfahrungen im heilpädagogischen Reiten mit Jugendlichen mit geistiger Behinderung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit führt in das Thema des heilpädagogischen Reitens ein und beschreibt die Motivation und den Hintergrund der Autorin.
- Therapeutisches Reiten - was ist das eigentlich?: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über verschiedene Formen des therapeutischen Reitens, darunter die Hippotherapie, Reiten als Sport für Behinderte, das heilpädagogische Reiten und die Reittherapie.
- Tiere helfen Menschen: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Rolle von Tieren in der Therapie, insbesondere mit dem Therapiepferd, seiner Bedeutung als Kontaktvermittler und der Rolle der Reitpädagogin.
- Geistige Behinderung: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Perspektiven auf geistige Behinderung, geht auf Definitionen ein und thematisiert den Wandel von der Defizitorientierung hin zur Kompetenzorientierung.
- Heilpädagogisches Reiten mit Menschen mit geistiger Behinderung: Dieses Kapitel beschreibt die vielfältigen Fördermöglichkeiten im sensomotorischen, kognitiven und sozial-emotionalen Bereich, die das heilpädagogische Reiten bietet.
- Psychischen Prozesse im Heilpädagogischen Reiten: Der Fokus dieses Kapitels liegt auf der Beziehungsbildung zwischen Klient, Pferd und Pädagogin und auf den psychischen Leistungen, die im heilpädagogischen Reiten gefördert werden können.
- Praxisteil: Das Kapitel beschreibt die Arbeit des Erlenweiherhofs und präsentiert konkrete Beispiele aus der Arbeit mit Jugendlichen mit geistiger Behinderung im heilpädagogischen Reiten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Heilpädagogisches Reiten, Geistige Behinderung, Fördermöglichkeiten, Psychische Prozesse, Beziehungsgestaltung, Tiergestützte Therapie, Hippotherapie, Reittherapie, Kontaktvermittlung, Kompetenzorientierung, Praxiserfahrungen und Sonderschulpädagogik. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung und Entwicklung von Jugendlichen mit geistiger Behinderung durch den Einsatz des heilpädagogischen Reitens.
- Arbeit zitieren
- Simone Pruß (Autor:in), 2005, Fördermöglichkeiten des heilpädagogischen Reitens mit Jugendlichen mit geistiger Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112981