Als Anfang Juni 2007 tausende Menschen nach Heiligendamm fuhren, um an den Protesten gegen den G8-Gipfel teilzunehmen, reaktivierte sich die sonst
marginal erscheinende deutsche Linke, trieb die Mobilisierung in zahlreichen Kampagnen tatkräftig voran und verband damit große Erwartungen, so war auf einem Plakat ,,Gute Nacht, G8 - we are winning" zu lesen. Bei vielfältigen Aktionen bot sich die Möglichkeit, eigene linke Inhalte in die Öffentlichkeit zu rücken und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Die so oft betonte Heterogenität der ,Bewegung der Bewegungen′ zeigte sich im breiten Spektrum der mobilisierenden Gruppen und Initiativen. Gewerkschaften, Umweltgruppen, Frauengruppen, Dritte-Welt-Initiativen, Menschenrechts- und Bürgerrechtsgruppen, kirchliche Kreise selbst Neonazis und allen voran ATTAC waren auf den Protesten gegen die ,,Mächtigen der Welt" vertreten um routiniert ihre jeweils spezifischen Themen mit dem Globalisierungsprozess zu verbinden. Das Gipfeltreffen in Heiligendamm bot einen willkommenen Anlass, um den Protest möglichst vielfältig und spektakulär in Szene zu setzen. Einer großen medialen Öffentlichkeit konnten sich die No-Globals dabei jedenfalls gewiss sein. Medien und Politik fokussierten vordergründig die Gewaltexzesse des Protests was in Wechselwirkung zur Militanzdebatte innerhalb der Bewegung stand - das Gipfeltreffen erschien nicht selten als ordnungspolitisches Problem.
Was aber sind die Inhalte der Globalisierungsgegner; welche Forderungen verbunden sich mit dem Protest; weshalb ließen sich 80.000 Menschen zu einer Bündnisdemonstration nach Rostock mobilisieren; und was verbindet die No-Globals in ihrem Protest? Um diese Fragen soll es meiner Arbeit gehen. Um dies zu erörtern, werde ich zunächst eine ideologiekritische Perspektive eröffnen und das Vorhandensein antisemitischer Tendenzen in der Antiglobalisierungsbewegung beleuchten. Im zweiten Teil frage ich im Rahmen einer massenpsychoanalytischen Perspektive danach, wie die der Protest auf den Einzelnen wirkt und was den Einzelnen dazu veranlasst Teil einer Massenbewegung zu sein. Anschließend werde ich zeigen, in welcher Weise die Bewegung mit Kritik umgeht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Antisemitische Mobilisierung in der Linken
- Der Begriff des modernen Antisemitismus
- Antizionismus
- Antizionismus in der Antiglobalisierungsbewegung
- Zur Aktualität antizionistischer Agitationen der No-Globals
- Antiamerikanismus in der Antiglobalisierungsbewegung
- Kompatibilität zu rechter Globalisierungskritik
- Die kollektive Identität der Antiglobalisierungsbewegung
- Das Individuum in der Masse
- Die Freudsche Massenpsychologie und deren Weiterführung
- Massenbildung
- Die autoritäre Reaktion
- Die Kritikresistenz der No-Globals
- Das Individuum in der Masse
- Was kommt nach Montag?
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Antiglobalisierungsbewegung und untersucht die regressiven Bedürfnisse ihrer Anhänger. Sie beleuchtet antisemitische Tendenzen innerhalb der Bewegung und untersucht die Massenpsychologie, die zur Mobilisierung und Kritikresistenz der No-Globals beiträgt.
- Antisemitische Mobilisierung in der Linken
- Massenpsychologie und die kollektive Identität der No-Globals
- Kritikresistenz der Antiglobalisierungsbewegung
- Ideologiekritik und die regressiven Bedürfnisse der No-Globals
- Die Rolle des Antizionismus und Antiamerikanismus in der Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Antiglobalisierungsbewegung ein und stellt die Forschungsfrage nach den Inhalten und Motiven der No-Globals. Sie beleuchtet die Heterogenität der Bewegung und die mediale Aufmerksamkeit, die den Protesten zuteil wurde.
Das Kapitel „Antisemitische Mobilisierung in der Linken“ analysiert den modernen Antisemitismus und seine Rolle in der linken Agitation. Es beleuchtet den Antizionismus als spezifische Form des Antisemitismus und untersucht dessen Präsenz in der Antiglobalisierungsbewegung. Das Kapitel beleuchtet auch den Antiamerikanismus und die Kompatibilität der linken Globalisierungskritik mit rechter Kritik.
Das Kapitel „Die kollektive Identität der Antiglobalisierungsbewegung“ untersucht die Massenpsychologie und ihre Bedeutung für die Mobilisierung und Kritikresistenz der No-Globals. Es analysiert die Freudsche Massenpsychologie und deren Weiterführung, die Massenbildung und die autoritäre Reaktion. Das Kapitel beleuchtet auch die Kritikresistenz der No-Globals und die Gründe für ihre Abwehr von Kritik.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Antiglobalisierungsbewegung, No-Globals, Antisemitismus, Antizionismus, Antiamerikanismus, Massenpsychologie, Kritikresistenz, ideologiekritische Perspektive, regressives Bedürfnis, linke Agitation, Globalisierungskritik.
- Arbeit zitieren
- Martin Hilpert (Autor:in), 2007, Die Antiglobalisierungsbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113002