Mit seinem Urteil in Sachen „Inspire Art Ltd.“ vom 30.09.2003 hat der Europäische Gerichtshof zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren zu Gunsten der Niederlassungsfreiheit von Gesellschaften nach Art. 43 und 48 EG entschieden. Im Anschluss daran ist eine lebhafte Diskussion über die Frage entstanden, ob die Rechtsform der deutschen Kapitalgesellschaft bzw. das gesamte deutsche Kapitalgesellschaftsrecht kraft dieser Entscheidung überholt ist. Dem Urteil zu Folge steht nämlich fest, dass eine Kapitalgesellschaft, die in einem EU-Mitglieds¬staat wirksam gegründet wurde, in allen anderen Mitgliedstaaten als solche anzuerkennen ist, auch wenn sie ihren tatsächlichen Verwaltungssitz und ihre Haupttätigkeit im Aufnahmestaat hat.
Demnach wird befürchtet, dass künftig mit einer wachsenden Zahl von Gesellschaften mit fremdem Gesellschaftsstatut (eines anderen EG-Mitgliedstaates) und Sitz in Deutschland zu rechnen ist.
Die unternehmerische Entscheidung vor der Gründung einer Gesellschaft beschränkt sich nicht mehr auf die Wahl zwischen der deutschen GmbH und anderen möglichen Gesellschaftsformen, sondern es sind nach der aktuellen Rechtsprechung des EuGH zur Niederlassungsfreiheit auch ausländische Rechtsformen zu berücksichtigen.
Ein besonderes Augenmerk fällt hierbei auf die englische private limited company (Ltd.) , deren angeblich so „einfache und kostengünstige Gründung“ sowohl in zahlreichen Kleinanzeigen als auch im Internet bereits beworben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- A. Problemstellung
- B. Deutsches Gesellschaftsrecht vs. Europäisches Gemeinschaftsrecht
- I. Die Niederlassungsfreiheit
- 1. Allgemeines
- 2. Ausübungsformen der Niederlassungsfreiheit
- II. Sitztheorie
- III. Gründungstheorie
- VI. Die Rechtsprechung des EuGH zur Niederlassungsfreiheit
- 1. Daily Mail (1988)
- 2. Centros (1999)
- 3. Überseering (2002)
- 4. Inspire Art (2003)
- I. Die Niederlassungsfreiheit
- C. Die rechtlichen Grundlagen der zu vergleichenden Gesellschaftsformen
- I. Deutsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung
- 1. Die Rechtsnatur der GmbH
- 2. Die Kapitalausstattung
- 3. Der Gründungsvorgang
- 4. Der Gesellschaftsvertrag
- 5. Die Rechts- und Haftungsverhältnisse vor Entstehung der Gesellschaft
- a) Die Vorgründungsgesellschaft
- b) Die Vorgesellschaft
- c) Die GmbH als juristische Person
- 6. Die Organisationsverfassung
- a) Die Geschäftsführer
- b) Die Gesellschafter
- c) Der Aufsichtsrat
- d) Der Abschlussprüfer
- 7. Die Kapitalaufbringung und Kapitalerhaltung
- a) Kapitalaufbringung
- b) Kapitalerhaltung
- aa) Keine Auszahlung des Gesellschaftsvermögens
- bb) Rückgewähr eigenkapitalersetzender Gesellschafterdarlehen
- cc) Erstattung zurückgezahlter Darlehen
- dd) Erwerb eigener Geschäftsanteile
- ee) Kapitalherabsetzung
- 8. Die steuerliche Behandlung
- a) Persönliche Steuerpflicht
- b) Sachliche Steuerpflicht
- 9. Die Haftung
- a) Die Haftung der Geschäftsführer
- b) Haftung der Gesellschafter
- 10. Die Auflösung der Gesellschaft/ Insolvenzverfahren
- II. Die englische Private Limited Company
- 1. Die Rechtsnatur der Private Limited Company
- 2. Die Kapitalausstattung
- 3. Der Gründungsvorgang
- 4. Der Gesellschaftsvertrag
- a) Das „memorandum of association“
- b) Die „articles of association“
- 5. Die Rechts- und Haftungsverhältnisse vor Entstehung der Gesellschaft
- 6. Die Organisationsverfassung
- a) Das Direktorium („board of directors“)
- b) Die Gesellschafter/ Hauptversammlung („general meeting“)
- c) Der Sekretär („company secretary“)
- d) Der Abschlussprüfer („auditor“)
- e) Die staatliche Kontrolle
- aa) Untersuchung durch Inspektoren
- bb) Untersuchung von Dokumenten der Gesellschaft
- 7. Die Kapitalaufbringung und Kapitalerhaltung
- a) Kapitalaufbringung
- b) Kapitalerhaltung
- aa) Kapitalherabsetzung
- bb) Erwerb eigener Anteile
- cc) „financial assistance“
- dd) Gewinnausschüttung
- 8. Die steuerliche Behandlung
- a) Persönliche Steuerpflicht
- b) Sachliche Steuerpflicht
- 9. Die Haftung der „directors“
- 10. Die Auflösung der Gesellschaft
- D. Vergleich der Unterschiede beider Rechtsformen unter Einbeziehung ökonomischer Gesichtspunkte
- I. Vorteile bei der Verwendung einer Private Limited Company
- 1. Keine Mindeststammkapitalaufbringung
- 2. Keine Mitbestimmung
- 3. Keine notarielle Beurkundung bei Anteilsübertragungen
- II. Risiken und Nachteile bei der Verwendung einer Private Limited Company
- 1. Anerkennung der Rechtsform im Geschäftsverkehr
- 2. Sprachliches Verständnis
- 3. Handlungsfähigkeit vor Eintragung ins Handelsregister
- 4. Gründungsvorgang /Kosten der Gründung und der laufenden Verwaltung
- 5. Zusätzlicher Aufwand bei Errichtung einer Zweigniederlassung
- 6. Organisationsverfassung und rechtliche Komplexität
- 7. Kapitalaufbringung /Kapitalerhaltung
- 8. Haftung der Geschäftsführer
- 9. Insolvenz
- 10. Besteuerung der Körperschaften
- 11. Haftungsrisiken für Rechts- und Steuerberater
- I. Vorteile bei der Verwendung einer Private Limited Company
- E. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Vergleich der englischen Private Limited Company und der deutschen GmbH. Ziel ist es, die Vor- und Nachteile beider Rechtsformen aufzuzeigen und somit Entscheidungshilfe für Unternehmen zu bieten, die sich für eine internationale Expansion entscheiden. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Grundlagen beider Gesellschaftsformen und beleuchtet die Unterschiede in Bezug auf Gründung, Organisation, Kapitalaufbringung, Haftung und Steuerrecht. Darüber hinaus werden ökonomische Gesichtspunkte berücksichtigt, um die praktische Relevanz des Vergleichs zu unterstreichen.
- Niederlassungsfreiheit im europäischen Gemeinschaftsrecht
- Rechtliche Grundlagen der GmbH und der Private Limited Company
- Vergleich der Organisationsstrukturen und der Kapitalaufbringung
- Unterschiede in der Haftung und der steuerlichen Behandlung
- Ökonomische Aspekte und praktische Relevanz des Vergleichs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problemstellung und erläutert die Bedeutung des Vergleichs zwischen der deutschen GmbH und der englischen Private Limited Company im Kontext der internationalen Expansion. Anschließend wird das deutsche Gesellschaftsrecht im Verhältnis zum europäischen Gemeinschaftsrecht beleuchtet, wobei die Niederlassungsfreiheit und die Rechtsprechung des EuGH im Fokus stehen.
Im nächsten Kapitel werden die rechtlichen Grundlagen der GmbH und der Private Limited Company detailliert dargestellt. Hierbei werden die Rechtsnatur, die Kapitalausstattung, der Gründungsvorgang, der Gesellschaftsvertrag, die Rechts- und Haftungsverhältnisse vor Entstehung der Gesellschaft, die Organisationsverfassung, die Kapitalaufbringung und Kapitalerhaltung, die steuerliche Behandlung, die Haftung und die Auflösung der Gesellschaft/ Insolvenzverfahren analysiert.
Im darauffolgenden Kapitel werden die Unterschiede beider Rechtsformen unter Einbeziehung ökonomischer Gesichtspunkte verglichen. Dabei werden die Vorteile und Nachteile der Private Limited Company im Vergleich zur GmbH herausgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Private Limited Company, die GmbH, die Niederlassungsfreiheit, das Gesellschaftsrecht, die Kapitalaufbringung, die Haftung, die steuerliche Behandlung, die internationale Expansion und die ökonomischen Gesichtspunkte. Die Arbeit analysiert die Vor- und Nachteile beider Rechtsformen und bietet Entscheidungshilfe für Unternehmen, die sich für eine internationale Expansion entscheiden.
- I. Deutsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung
- Arbeit zitieren
- Diplom-Betriebswirtin Pila Wirtz (Autor:in), 2004, Vor- und Nachteile der englischen Private Limited Company im Vergleich zur deutschen GmbH , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113030