Problematiken des Einsatzes privater Militär- und Sicherheitsdienstleister am Beispiel der Anstellung der damaligen Firma Blackwater im Irak


Hausarbeit, 2021

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Ausdifferenzierung der Begriffe des Söldners und privater Militär- und Sicherheitsfirmen

3. Die Entwicklung privater militärischer Dienstleistung nach dem Kalten Krieg

4. Rolle von PMSCs bei militärischen Interventionen sowie Beweggründe für Regierungen diese anzustellen

5. Entstehung der Firma Blackwater

6. Blackwater und der Irak Krieg

7. Das Fallbeispiel des Nisur-Platz
7.1 Hergang des Vorfalls
7.2 Militärische Konsequenzen
7.3 Strafrechtliche Belangbarkeit

8. Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Öffnet man heute die Internetseite www.constellis.com ist der erste erscheinende Schriftzug, platziert vor dem Foto eines Transporthubschraubers, „We Go Where Others Won't and Do What Others Can't“ (Constellis, o.D.). Die Aussage, Dinge tun zu können, die anderen nicht möglich sind, hat im Bezug auf private Militär- und Sicherheitsdienstleister eine besonders gravierende Bedeutung.

Constellis Holdings ging aus Zusammenschlüssen diverser Firmen sowie mehreren Namensänderungen, darunter auch Xe Services und Academi (Beuth, 2021), aus einer Firma hervor, die wie keine zweite eine weltweite mediale Aufmerksamkeit auf das Schaffen privater Militär- und Sicherheitsdienstleister im Rahmen des Irak Krieges lenkte: Blackwater USA. Dieser Name wird im Folgenden auch fortführend zur Bezeichnung der Firma verwendet, da dies im Großteil des für diese Arbeit relevanten Zeitraumes der aktuelle Name war.

Firmen wie Blackwater sind dem Großteil der Bevölkerung am ehesten noch immer unter dem Begriff der Söldner geläufig und werden auch immer noch mit draufgängerischen bezahlten Kämpfern, den Dogs of War, assoziiert. Dieses Bild von relativ unorganisierten Gruppen die ihre Kampfkraft dem meistbietenden War Lord zur Verfügung stellen entspricht jedoch nicht mehr der Realität kontemporärer privater Militär- und Sicherheitsdienstleistung. Heute beherrschen straff organisierte internationale Unternehmen den Markt und arbeiten mit bestens trainiertem und ausgerüstetem Personal für westliche Regierungen als essenzieller Bestandteil militärischer Interventionen im Ausland. Besonders der Irak Krieg 2003 und die damit verbundene Involvierung von Blackwater in die dortige Militäroperation der USA steht für eine neue Dimension der Relevanz von privaten Militär- und Sicherheitsdienstleiste für solche Auslandseinsätze.

Während Kriege immer gewalttätig sind, stehen Firmen wie Blackwater jedoch ganz besonders in Kritik mit ihren Mitarbeitern besonders brutal und rücksichtslos vorzugehen, ohne dabei, anders wie Angehörige des Militärs oder gängige Zivilisten, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden zu können.

Aus diesem Grund beschäftigt sich die folgende Arbeit mit der Frage, welche Problematiken mit dem Einsatz von privaten Militär- und Sicherheitsfirmen im Rahmen staatlicher militärischer Interventionen einhergehen.

Zunächst werden hierfür die Begriffe des Söldners sowie privater Militär- und Sicherheitsdienstleister definiert und ausdifferenziert. Anschließend wird die Entwicklung solcher privaten Dienstleister seit dem Kalten Krieg umrissen um dann deren Aufgabenspektrum im Rahmen staatlicher Einsätze sowie Beweggründe für Regierungen, diese anzustellen, aufzuzeigen.

Da in dieser Arbeit beispielhaft die Rolle von Blackwater im Rahmen des Irak Krieges und der damit einhergehende US-Militäreinsatz im Land betrachtet wird, soll als nächstes die Entstehungsgeschichte der Firma zusammengefasst werden, bevor deren Einsatz im Irak Krieg beschrieben wird.

Um die Problematiken konkret zu erläutern werden die Tötungen von Zivilisten durch Blackwater -Mitarbeiter auf Bagdads Nisur-Platz im Jahr 2007 sowie deren Nachgang als Fallbeispiel herangezogen. Zunächst wird der Hergang des Vorfalls beschrieben, bevor dann sowohl militärische als auch juristische Konsequenzen der Ereignisse analysiert werden. Abschließend wird die Arbeit in einem Fazit konkludierend zusammengefasst.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Formulierungen im Text die männliche Form gewählt, jedoch sind diese Angaben nicht geschlechtsspezifisch.

2. Ausdifferenzierung der Begriffe des Söldners und privater Militär- und Sicherheitsfirmen

Während der Begriff des Söldners gesellschaftlich geläufig ist und von den meisten Menschen als Bezeichnung für ökonomisch motivierte, nicht-staatliche Militärdienstleister in Kriegsgebieten genutzt wird, so ist dieser Wirtschaftssektor doch facettenreicher. Um das Handeln von Blackwater im weiteren Verlauf dieser Arbeit besser einordnen zu können, ist es daher notwendig zunächst genauer zu definieren, welche unterschiedlichen Akteure im privaten Militär- und Sicherheitsgewerbe agieren.

Artikel 47 des Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte definiert den Begriff des Söldners als eine Person, die im In- oder Ausland angeworben wurde, um an Kampfhandlungen in bewaffneten Konflikten teilzunehmen, ohne dabei staatlichen Streitkräften anzugehören. Die Motivation zur Teilnahme an Kampfhandlungen ist hier primär die persönliche Bereicherung durch materielle Vergütung seitens des Auftraggebers (vgl. Schweizerische Eidgenossenschaft, 2018).

Einzelne Individuen, welche ihre Dienste dem lukrativsten Auftraggeber unterstellen werden als freiberufliche Söldner oder Freelance Mercenaries bezeichnet. Diese Personen arbeiten also direkt für die jeweiligen Auftraggeber und sind nicht bei privaten Firmen angestellt. Diese Söldner gelten oftmals als weniger kontrollierbar und unethischer handelnd, da Kontrolle und Einfluss durch Strafverfolgung auf diese durch die Regierungen ihrer Ursprungsländer gering ist. Meist arbeiten diese Söldner in Regionen, in denen keine großen Militär- und Sicherheitsdienstleister tätig sind, sowie im Auftrag von Gruppierungen und Staaten, die auf Grund von Vergehen bereits von internationalen Repressalien betroffen sind. Neben finanziellen Anreizen ist Abenteuerlust für diese Individuen oftmals eine zusätzliche Motivation der Tätigkeit als Söldner nachzugehen (vgl. Brooks, 2000, S.130f).

Während diese Charakteristika das gesellschaftlich weit verbreitete Bild des Söldners widerspiegeln, so arbeitet ein Großteil der Arbeitnehmer nicht individuell freiberuflich, sondern ist bei privaten Firmen angestellt, da diese verlässlichere Lohnzahlungen leisten und für Hilfen wie etwa medizinische Notfallversorgung und Rettung sorgen. (vgl. ebd., S.130f). Diese werden als private Sicherheitsfirmen (englische Kurzform: PSC) oder als private Militärfirmen (englische Kurzform: PMC) bezeichnet. Georg Weingartner schreibt: „Von Söldnern im engeren Sinne unterscheiden sich PMCs jedoch grundsätzlich dadurch, dass sie bis dato praktisch ausschließlich für offizielle, im völkerrechtlichen Sinn legitimierte Regierungen, nicht aber für inoffizielle bewaffnete Gruppierungen oder private tätig wurden. […] Während Söldner im engeren Sinn zumeist verdeckt angeheuert sowie auf einer Ad-hoc Basis organisiert und bezahlt werden, handelt es sich bei PMCs um Unternehmen, die in ihrem Sitzstaat rechtmäßig im Firmenbuch eingetragen sind.“ (Gurka, 2009, S.2)

Diese zwei Firmentypen können theoretisch folgendermaßen unterschieden werden. PSCs sind Dienstleister, die passive Sicherheitsmaßnahmen in Regionen mit verstärkter Gefahrenlage, beispielsweise Kriegsgebiete, anbieten. PMCs stellen Personal zur Ausbildung und dem Training von Sicherheitspersonal oder aber sie nehmen mit eigenen Einheiten selbst an Kampfhandlungen in Kriegsgebieten teil (vgl. Brooks, 2000, S.129f). Eine solch trennscharfe Unterscheidung der Firmentypen ist jedoch in der Praxis in den meisten Fällen nicht möglich, da sich die Aufgabenfelder in der realen Umsetzung nicht klar unterscheiden lassen oder Überschneidungen auftreten. So sind viele der erbrachten Dienstleistungen nicht eindeutig in rein zivile oder militärische Sektoren einzuordnenn. Ein Beispiel für eine solche Überschneidung wäre der Schutz eines militärischen Objekts wie einer Basis innerhalb eines Kriegsgebietes durch einen privaten Dienstleister (vgl. Gurka, 2009, S.1). Aufgrund dieser fließenden Definitionsabgrenzung werden private Dienstleister im Zuge dieser Arbeit zusammenfassend als Private Military Security Companies, kurz PMSCs, betitelt.

3. Die Entwicklung privater militärischer Dienstleistung nach dem Kalten Krieg

Das Ende das Kalten Krieges 1991 beendet auch die extreme militärische Rivalität zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der damaligen Sowjetunion. Stark ausgebaute militärische Strukturen wie Geheimdienste und stehende Heere zum Schutz der nationalen Sicherheit der jeweiligen Staaten verlieren an Wichtigkeit und werden daher drastisch reduziert. Die Folge ist eine große Zahl am militärisch ausgebildetem Personal, das in die Arbeitslosigkeit entlassen wird und fortan seine militärische Expertise auf dem freien Weltmarkt anbietet (vgl. Nossal, 2007, S.29f).

Allgemein entwickelt sich ein größerer Handlungsrahmen für transnationale Akteure im globalen politischen Kontext, was zunehmend zu Vernetzungen zwischen diesen Akteuren und einzelnen Staaten führt. Mit Beginn der 90er-Jahre kommt es zu einer stetig zunehmenden Akzeptanz von Privatisierung. Ähnlich wie in diversen anderen Teilen der Wirtschaft gelangt man zunehmend zu der Auffassung, dass private Dienstleister effektiver, effizienter und oftmals billiger arbeiten als staatliche Akteure, auch im Bereich der militärischen Sicherheitsdienstleistung (vgl. ebd. S.30ff).

Da sich sowohl die USA als auch die Sowjetunion aus diversen Regionen der Welt zurückziehen, entfällt für viele Staaten die Möglichkeit sich bei Gefahren für die eigene Souveränität an eine der Großmächte zu wenden, um militärische oder geheimdienstliche Unterstützung zu bekommen. Der Zerfall staatlicher Gewaltmonopole erfordert für die Regierungen oftmals die Anstellung privater Dienstleister um die eigene Handlungsfähigkeit zu sichern (vgl. ebd. S.30).

4. Rolle von PMSCs bei militärischen Interventionen sowie Beweggründe für Regierungen diese anzustellen

Die Aufgabenfelder der PMSCs sind enorm vielfältig. Neben der direkten Teilnahme von Mitarbeitern an bewaffneten Auseinandersetzungen und dem Schutz von militärisch relevanten Gebieten, Gebäuden aber auch Personen werden zudem lokale militärische oder polizeiliche Sicherheitskräfte durch private Firmen ausgebildet. Die Bewachung und Führung von Einrichtungen wie Gefängnissen fällt ebenfalls teilweise in die Verantwortung von PMSCs. Weitere Aufgaben, die mehr hintergründig übernommen werden, sind strategische Beratungstätigkeiten, taktische Aufklärung sowie Informationsbeschaffung beziehungsweise Spionageabwehr sowohl in Form von Personal als auch durch Bereitstellung und Schulung an technischem Equipment. Zudem werden logistische Dienstleistungen wie das Erbauen von Stützpunkten oder die Versorgung von staatlichen Truppen mit Lebensmitteln, Trinkwasser sowie Elektronik und militärischem Material erbracht (vgl. Gurka, 2009, S.2).

Aus der Perspektive eines intervenierenden Staates gibt es diverse Gründe, die Anstellung von PMSCs einer Entsendung regulärer staatlicher Truppen vorzuziehen.

Oftmals bieten privat-wirtschaftliche Akteure ihre Dienste wesentlich kostengünstiger an. Zudem ist es ihnen teilweise möglich effizienter zu arbeiten. Insbesondere die stark voranschreitende technische Entwicklung, auch in Bereichen wie der Bedienung sowie Instandhaltung von Waffen- oder Informationstechnologiesystemen, führt zu einer Spezialisierung und damit Monopolisierung bestimmter Bereiche durch private Dienstleister (vgl. Schneiker, 2007, S.75). Trotz der insgesamt kosteneffektiveren Anstellung, beläuft sich das Honorar des einzelnen Mitarbeiters einer PMSC oftmals auf das drei- bis vierfache im Vergleich zum Sold bei staatlichen Streitkräften. Dieser finanzielle Anreiz macht die privatwirtschaftliche Arbeit besonders für ehemalige Militärspezialkräfte, Mitglieder von Geheimdiensten und hochrangige Offizieren äußerst attraktiv (vgl. Gurka, 2009, S.2f). Somit bieten PMSCs oftmals Mitarbeiter mit großem Erfahrungsschatz und sehr guter Ausbildung.

Außerdem kann der Einsatz von PMSCs aus außenpolitischer Perspektive interessant sein, da beispielsweise internationale Embargos oder Obergrenzen für festgelegte staatliche Truppenkontingente umgangen werden können (vgl. Schneiker, 2007, S.75). Die von Regierungen bereitgestellten Mittel zur Anstellung von PMSCs werden nicht als Teil des Verteidigungshaushalts klassifiziert, da diese dem zivilen Sektor zugehörig sind. Somit kann de Facto ein Mehrausgabe an finanziellen Mitteln für militärische Zwecke erfolgen, während das Risiko öffentlicher Kritik verringert wird (vgl. Gurka, 2009, S.8).

Insbesondere bieten PMSCs einzelnen Staaten die Möglichkeit mit einer großen Truppenstärke in Kriegs- und Krisengebieten zu intervenieren, auch ohne mit anderen Staaten Verhandlungen über internationale Abkommen zur gemeinsamen Entsendung von Truppen führen zu müssen, oder auf die Umsetzung dieser Abkommen warten zu müssen (vgl. ebd., Scahill, 2008, S.417).

Auch im Bezug auf etwaiges Fehlverhalten, Misserfolge oder Todesfälle fällt es einer Regierung leichter sich von PMSCs zu distanzieren, als die Handlungen eigener Truppen und Befehlshierarchien öffentlich zu rechtfertigen (vgl. Schneiker, S.75). Getötete Mitarbeiter eines privaten Dienstleister fließen nicht mit in die Statistik gefallener Soldaten ein. Zudem werden entstehende Kosten und Kompensationen durch Verletzung oder Tod ihrer Angestellten meisten von den privaten Firmen selbst getragen (vgl. Gurka, 2009, S.2 & 8).

5. Entstehung der Firma Blackwater

Erik Prince, der Gründer von Blackwater, wird als Sohn einer wohlhabenden christlich-erzkonservativen Familie in Holland, Michigan geboren (vgl. Scahill, 2008, S.68). Als junger Mann tritt Prince dem US-Militär bei und leistet einen Teil seines Dienstes beim Navy SEAL Team 8 in Norfolk, Virginia ab. Während seiner Zeit in dieser Einheit entstehen auch die ersten Kontakte zu Personen, mit denen Prince später die Firma aufbauen wird. (vgl. ebd., S.79). Prince verlässt das Militär und verkauft nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1996 das Familienunternehmen, Fabriken zur Herstellung von Druckgussmaschinen, für 1,35 Milliarden US-Dollar (vgl. ebd., S.93). Im Dezember des selben Jahres gründet er Blackwater Lodge and Training Center, kauft für circa 1,3 Millionen über 5000 Hektar Land in North Carolina und eröffnet 1998 die Trainingseinrichtungen für „firearms and related security training.“ (ebd., S.97) Der Name Blackwater rührt hierbei von den schwärzlich wirkenden Gewässern des Great Dismal Swamp in der Nähe der Einrichtungen (vgl. ebd., S.97ff). Zu dem Zeitpunkt der Planung von Blackwater Mitte der 90er-Jahre ist das US-Militär bereits seit mehreren Jahren im Begriff sich zu verkleinern. Ein Teil dieser Sparmaßnahmen sind Trainingseinrichtung für die Truppen. Durch den Mangel an Übungsorten oder dem schlechten Zustand dieser, versteht sich Blackwater zunächst als privater Anbieter von Trainingsmöglichkeiten für militärische Truppen und Spezialkräfte (vgl. ebd., S.94). Durch dieLage nur eine halbe Stunde entfernt von der größten Navy-Base des Landes, der Norfolk Naval Station, kommt es zu einem starken Zulauf von SEAL-Angehörigen. Zudem besteht eine örtliche Nähe zu Washington D.C und damit den Geheimdiensten und der Bundespolizei. Da das Areal keine Siedlungen im direkten Umfeld hat, macht die Abgelegenheit das Trainingszentrum zudem für Geheimdienste attraktiv (vgl. ebd., S.99).

Anfang des Jahres 2000 erhält Blackwater von der US-Regierung einen General-Service -Administratio n-Vertrag über eine Dauer von fünf Jahren. Dies ist eine staatlich genehmigte Preisliste für Dienstleistungen sowie Waren für staatliche Institutionen. In diesem Fall sind das von Blackwater bereitgestellte Trainingseinrichtung, -einheiten und -materialien für Angehörige der US-Streitkräfte beziehungsweise der Polizei. Dieser Vertrag ermöglicht es der Regierung diese Dienste direkt bei Blackwater in Anspruch zu nehmen, ohne dafür zuvor eine Ausschreibung tätigen und etwaige Gebote anderer Anbieter einholen zu müssen. In der ersten Vertragslaufzeit bis 2005 sollen sich die Ausgaben auf circa 125.000 US-Dollar belaufen. Dieses Budget wird bei der ersten Verlängerung um weitere fünf Jahr auf sechs Millionen US-Dollar aufgestockt. Jedoch belaufen sich die Zahlungen an Blackwater bereits nach einem Jahr der zweiten Vertragslaufzeit auf knapp elf Millionen Dollar (vgl. ebd., S.103f).

6. Blackwater und der Irak Krieg

Am 20.03.2003 marschiert die Koalition der Willigen, mit Truppen aus den USA sowie unterstützend aus Großbritannien und Australien, unter Führung der damaligen US-Regierung George W. Bushs in den Irak ein. Das Ziel ist der Sturz des Regimes unter Saddam Hussein. Während Bush den Krieg bereits am 01.05. des selben Jahres im Rahmen seiner „Mission Accomplished“-Rede für beendet erklärt, so ziehen erst 2011 die letzten US-Truppen aus dem Land ab. Doch auch dies bedeutet bis zum heutigen Tag keine friedlichen und sicheren Zustände im Irak (vgl. Landeszentrale für politische Bildung (a), o.D.). Mit dem Abzug der US-Truppen belaufen sich die Zahlen auf 4.500 getötete und 32.000 verwundete US-Soldaten sowie schätzungsweise 100.000 getötete Zivilisten (vgl. Landeszentrale für politische Bildung (b), o.D.). Auch eine weitere Gruppe an Personen nimmt im Rahmen des Irak Kriegs eine besondere Stellung ein: PMSCs und allen voran die damalige Firma Blackwater.

Mit dem Beginn der Irak-Invasion im März 2003 beginnt auch die bis dato umfangreichste Anstellung privater Dienstleister in einem Krieg. Inklusive aller logistischen und administrativen Aufgabenfelder beläuft sich im Jahr 2007 die Zahl der Mitarbeiter privater Dienstleistungsunternehmen im US-Auftrag auf circa 180.000. Im Vergleich dazu, die Zahl der US-Soldaten im Land liegt zum selben Zeitpunkt bei ungefähr 160.000 (vgl. Scahill, 2008, S.50 & 55f). Der Anteil an PMSCs beläuft sich schätzungsweise auf mehre Zehntausend, jedoch sind genau Zahlen, obwohl durch den Staat angestellt, weder von der US-Regierung noch vom Militär lieferbar (vgl. ebd., S.50).

Für Blackwater beginnt der Einsatz im Irak im Sommer 2003 in Form einer mit 27 Millionen US-Dollar dotierten Schutzoperation für den damaligen US-Botschafter im Irak, Paul Bremer (vgl. ebd., S.20). Teil dieses Vertrags sind, unter anderem, 36 Personenschützer sowie drei Hubschrauber vom Typ Boeing MD-530 plus dazugehörige Piloten (vgl. ebd., S.134ff). In den folgenden Monaten erfolgt eine Spezialisierung von Blackwater auf eine solche Art von Personenschutz und damit einer Ausweitung der Dienstleistungen auf diverse weitere Vertreter der US-Regierung im Irak (vgl. ebd., S.136). So hat die Firma im März 2004 bereits weitere Standorte in Bagdad, Amman und Kuwait (vgl. ebd., S.145). Insbesondere das Bureau of Diplomatic Security des US-Außenministeriums baut seine finanzielle Mittel zur Anstellung von PMSCs stark aus. Ursprünglich als kleine Einheit von Personenschützern zur Sicherung von US-Diplomaten und anderen Regierungsmitarbeitern im Ausland gegründet, wurde sie zu einer mehreren tausend Mann starken Truppe im Zuge des Irakkrieges ausgebaut. Im Zeitraum von 2003 bis 2006 steigen somit auch die Kosten für eben dieses Ministeriums von 50 Millionen US-Dollar auf 613 Millionen (vgl. ebd., S.49). Blackwater wird schnell zum wichtigsten privaten Dienstleister für die USA im Irak (vgl. ebd., S.20). Im Jahr 2008 stellt die Firma über 2800 private Militärkräfte auf irakischem Boden. Wobei von Seiten Blackwaters stets betont wird, dass ein Register mit 21.000 ehemaligen Mitgliedern von Spezial- und Militäreinheiten sowie der Polizei und verschieden Geheimdiensten vorhanden ist. Diese könnten in kürzester Zeit in den Irak entsandt werden. Blackwater unterhält eine eigene Luftflotte mit über 20 Flugzeugen und Kampfhubschraubern und verfügt neben den eigenen Ausbildungszentren auch über firmeninterne Geheimdienst- und Informationsbeschaffungseinheiten (vgl. ebd., S.57). Während der durchschnittliche Mitarbeiter von Blackwater im Irak 600 bis 800 US-Dollar am Tag verdient (vgl. ebd., S.147), schließt die Firma bis zum Jahr 2008 Verträge im Wert von einer Milliarde US-Dollar mit der Regierungen ab. Hierbei sind Verträge mit amerikanischen Geheimdiensten noch nicht mit einberechnet, da diese Summen der Geheimhaltung unterliegen (vgl. ebd., S.57).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Problematiken des Einsatzes privater Militär- und Sicherheitsdienstleister am Beispiel der Anstellung der damaligen Firma Blackwater im Irak
Hochschule
Universität Hamburg  (Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Militärische Interventionen
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
17
Katalognummer
V1130487
ISBN (eBook)
9783346499653
ISBN (Buch)
9783346499660
Sprache
Deutsch
Schlagworte
PMSC Militärdienstleister, Sicherheitsdienstleister, Söldner, Irak, Blackwater
Arbeit zitieren
Felix Früh (Autor:in), 2021, Problematiken des Einsatzes privater Militär- und Sicherheitsdienstleister am Beispiel der Anstellung der damaligen Firma Blackwater im Irak, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1130487

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