Die vorliegende Arbeit ist wie folgt aufgebaut. In einem ersten Schritt soll anhand aktueller Literatur, ein theoretischer Hintergrund gebildet werden. Dieser setzt sich aus drei Unterkapiteln zusammen. Im ersten Unterkapitel wird auf die Arbeitsform der Schichtarbeit allgemein eingegangen, dieses beinhaltet zunächst eine Definition des Begriffs „Schichtarbeit“, dann werden die unterschiedlichen Schichtsysteme, Gründe für Schichtarbeit und gesetzlichen Regelungen zur Schichtarbeit vorgestellt. Im zweiten Unterkapitel werden, die mit Schichtarbeit assoziierten, physischen und psychischen Auswirkungen von Schichtarbeit beschrieben und unter Bezugnahme aktueller Studien dargestellt. Dies dient dazu, die Ergebnisse aus der Forschung, mit den eigenen, in der späteren Diskussion zu vergleichen.
Das dritte Unterkapitel umfasst das Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“, nachfolgend BGM genannt und soll Grundlagen für die Maßnahmenableitung aus den Ergebnissen bieten. Nach Kapitel 2 und den zuvor beschriebenen Inhalten der Unterkapitel, soll in Kapitel 3, das Forschungsvorgehen im Detail beschrieben und dessen Ergebnisse in Kapitel 4 dargestellt werden. Aus den Ergebnissen in Kapitel 4 sollen konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen an die Krankenhäuser und die Beschäftigten, in Kapitel 5 abgeleitet werden. In Kapitel 6 sollen die Ergebnisse der Befragung interpretiert und mit Studien aus dem Theorieteil in Relation gesetzt werden. Am Ende von Kapitel 5 wird die verwendete Methodik kritisch betrachtet. In Kapitel 7 erfolgt abschließend eine prägnante Darstellung der relevantesten Ergebnisse. Abschließend wird ein Ausblick auf zukünftige Forschung gegeben
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Gender-Erklärung
Abstract
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Schichtarbeit
2.1.1 Definition Nacht- und Schichtarbeit
2.1.2 Schichtsysteme
2.1.3 Gründe für Schichtarbeit
2.1.4 Gesetzliche Regelungen
2.1.5 Arbeitsorganisation und arbeitswissenschaftliche Empfehlungen
2.2 Physische und psychische Auswirkungen von Schichtarbeit auf die Gesundheit
2.2.1 Störungen des circadianen Rhythmus
2.2.2 Schlafstörungen
2.2.3 Gastrointestinale Beschwerden
2.2.4 Metabolische Auswirkungen
2.2.5 Kardiovaskuläre Störungen
2.2.6 Muskel-Skelett-Erkrankungen
2.2.7 Krebs
2.2.8 Psychische Beeinträchtigungen, Befindlichkeit und Auswirkungen auf das Sozialleben
2.3 Betriebliches Gesundheitsmanagement
2.3.1 Ziele des Betrieblichen Gesundheitsmanagement
2.3.2 Prävention und Gesundheitsförderung
2.3.3 Betriebliche Gesundheitsförderung
3 Material und Methoden
3.1 Erhebungsverfahren
3.2 Ein- und Ausschlusskriterien
3.3 Konstruktion des Fragebogens
3.4 Auswahl der Stichprobe
3.4 Statistische Auswertung des Fragebogens
4 Ergebnisse
4.1 Arbeitsverhältnisse und Situation im Schichtbetrieb
4.2 Physische Belastungsfaktoren und Erkrankungen/ Verifikation der Hypothesen
4.3 Auswirkungen auf das Sozialleben und Gesundheitsverhalten der Schichtarbeiter
5 Maßnahmen und Handlungsempfehlungen
5.1 Verhältnispräventive Maßnahmen
5.1.1 Arbeitsorganisation
5.1.2 Schichtplangestaltung
5.2 Verhaltenspräventive Maßnahmen
5.2.1 Schlaf
5.2.2 Ausgleich und Entspannung
6 Diskussion
6.1 Belastungen, gesundheitliche Beeinträchtigungen und Erkrankungen der Schichtarbeiter
6.2 Vergleich mit anderen Studien und Annahmen aus der Literatur
6.3 Methodenkritik
7 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Schichtsysteme
Abb. 2: Rechtssysteme
Abb. 3: Tagesperiodische Schwankungen
Abb. 4: Hypnogramm
Abb. 5: Altersverteilung der Schichtsysteme
Abb. 6: Gründe für Unzufriedenheit mit dem Schichtsystem
Abb. 7: Anzahl der Nachtschichten bei den Nachtarbeitern
Abb. 8: Anzahl freier Tage nach der letzten Schicht
Abb. 9: Erholungszeit
Abb. 10: Dauer der wöchentlichen sportlichen Aktivität
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Ergebniswerte zu Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz
Tab. 2: Ergebniswerte unterschiedlicher Beschwerden
Tab. 3: Erkrankungen der Schichtarbeiter
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gender-Erklärung
Die in der Abschlussarbeit gewählte männliche Form bezieht sich immer zugleich auf weibliche und männliche Personen. In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet.
Abstract
Im Gesundheitswesen, im Handel und Gastgewerbe, sowie vielen weiteren Branchen, arbeiten zahlreiche Beschäftigte in einer 24-Stunden-Arbeits- und -Dienstleistungswelt (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV), 2012, S. 11). Am Beispiel der Gesundheitsversorgung wird deutlich, wie unumgänglich Schichtarbeit ist. Die Versorgung von Patienten in Krankenhäusern muss hierfür rund um die Uhr gegeben sein (Beermann, 2008, S. 2). Es weisen zahlreiche Studien auf gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund von Schichtarbeit hin.
Durch Schichtarbeit kann es zu einer physiologischen Desynchronisation kommen, das heißt, dass der Körper gegen seine „innere Uhr“ arbeiten muss. Somit ist die Arbeit kurzfristig mit einer erhöhten körperlichen und psychischen Beanspruchung verbunden und kann langfristig zu einem höheren Risiko für gravierende Erkrankungen führen. Infolgedessen kann es z.B. zu Schlafstörungen, gastrointestinalen Beschwerden, kardiovaskulären Störungen und zur Beeinflussung des Wohlbefindens kommen (Angerer, 2017, S. 404ff, Beermann, 2008, S. 4).
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss von Schichtarbeit auf die Gesundheit von Pflegekräften. Ziel ist es, zunächst eine Erkenntnis darüber zu gewinnen, wie sich Schichtarbeit auf die Gesundheit von Pflegekräften auswirkt und welche Faktoren die Gesundheit beeinflussen.
Dazu wurden Pflegekräfte von Krankenhäusern des Katholischen-Karl-Leisner Klinikums zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand befragt. Insgesamt nahmen daran 83 Pflegekräfte teil. Die Stichprobe wurde dabei in zwei Gruppen aufgeteilt, in die Gruppe der Tagarbeiter (n= 13) und die Gruppe der Nachtarbeiter (n= 70).
Dabei zeigte sich, dass sich Nachtarbeiter signifikant stärker von kurzen Schichtwechseln und vom Umgang mit Kollegen belastet fühlen. Auch die gesundheitlichen Beeinträchtigungen „Erhöhte Tagesschläfrigkeit“, „Kopfschmerzen“, „Konzentrationsstörungen“, „Energielosigkeit“, „Erschöpfung“ und „Bauch-, Magenschmerzen“ sowie „Stimmungsschwankungen“ waren signifikant stärker bei den Nachtarbeitern ausgeprägt.
Anhand der Ergebnisse wurden präventive Handlungsempfehlungen abgeleitet. Auf Grundlage der Ergebnisse, ist es empfehlenswert, den Mitarbeitern präventive VIII Maßnahmen zu ermöglichen. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement bietet dafür einen Ansatz und sollte die Thematik Schichtarbeit besonders berücksichtigen.
Als Präventionsmaßnahmen werden verhaltenspräventive Maßnahmen, wie zum Beispiel ein erholsamer Schlaf, aber auch verhältnispräventive Maßnahmen, wie die Optimierung des Schichtplans, genannt.
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
In Europa und den USA führen etwa 15-20% der Erwerbstätigen, Schichtarbeit in Verbindung mit Nachtarbeit aus. Davon arbeitet der überwiegende Teil im Gesundheitswesen, mit einem Anteil von etwa 30%. Von diesen wiederrum der Großteil im Pflegesektor (Ferri et al., 2016, S. 203).
Dort ist Schichtarbeit unerlässlich, da rund um die Uhr die Versorgung von Patienten sichergestellt werden muss. Durch Schichtarbeit kann zwar einerseits die Patientenversorgung gewährleistet werden, andererseits können jedoch biologische und soziale Rhythmen der Arbeiter gestört werden. Das kann zu zahlreichen gesundheitlichen Risiken wie Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Depressionen und Angstzuständen führen (Bracci et al., 2014, S. 295, Flo et al., 2012, S. 2ff, Vetter et al., 2016, S. 1726ff).
Neben diesen Risiken, sind Pflegekräfte im Schichtdienst auch vom Strukturwandel betroffen, der sich in der gegenwärtigen Arbeitswelt abzeichnet. Dieser Wandel ist geprägt von Arbeitsverdichtungen, höherem Zeitdruck, Komplexität der Arbeitsaufgaben und Umstrukturierungsmaßnahmen. Das stellt die Arbeitswelt vor besondere Herausforderungen. Diese sind vor allem im Gesundheitswesen bemerkbar. Durch eine immer älter wertende Gesellschaft, bedingt durch den demografischen Wandel, findet eine wachsende Nachfrage an Pflegedienstleistungen statt. Gleichzeitig stehen potentiell immer weniger Pflegekräfte zur Verfügung oder Pflegekräfte kehren dem System den Rücken zu. Hinzu kommt, die zusätzliche Belastung durch Nacht- und Schichtarbeit, die Belastungen in der Arbeitswelt der Pflegekräfte und die Auswirkungen auf die Gesundheit forciert (Beermann und Kretschmer, 2015, S. 205, Piller, 2019).
Darüber hinaus müssen neben den steigenden Belastungen und den gesundheitlichen Risiken, Arbeitszeitmodelle gesetzliche und tarifvertragliche Regelungen berücksichtigen, gleichzeitig jedoch den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht werden.
In der Praxis ist dies allerdings schwierig umzusetzen. Arbeitszeitmodelle führen häufig zu Dysbalancen der Work-Life-Balance. Dies kann zu Unzufriedenheit der Mitarbeiter führen und wird mit höheren Krankenständen assoziiert (Knape et al., 2018, S. 1f).
1.2 Zielsetzung
Zu konstatieren bleibt, dass bisher wenig Augenmerk auf den Einfluss von Schichtarbeit auf die Gesundheit in Bezug auf die Arbeitsform der Schichtarbeit und die Arbeitsverhältnisse allein gelegt wurde. Die vorliegende Arbeit entwickelt einen vielversprechenden Ansatz, ebenjene Forschungslücke zu füllen.
Aus den Ergebnissen vorangegangener Forschung und der zuvor dargelegten Relevanz von dem Einfluss der Schichtarbeit auf die Gesundheit von Pflegekräften, lassen sich folgende Forschungsfragen definieren:
1. Wie wirkt sich Schichtarbeit auf die Gesundheit von Pflegekräften im Krankenhaus aus?
2. Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit von schichtarbeitenden Pflegekräften?
3. Welche präventiven Maßnahmen lassen sich aus den Ergebnissen ableiten?
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden drei Hypothesen aufgestellt:
Hypothese 1: Schichtarbeitende Pflegekräfte mit Nachtarbeit, sind stärker belastet als schichtarbeitende Pflegekräfte ohne Nachtarbeit.
Hypothese 2: Schichtarbeitende Pflegekräfte mit Nachtarbeit, sind häufiger gesundheitlich beeinträchtigt als schichtarbeitende Pflegekräfte ohne Nachtarbeit.
Hypothese 3: Schichtarbeitende Pflegekräfte mit Nachtarbeit, sind häufiger von Erkrankungen betroffen als schichtarbeitende Pflegekräfte ohne Nachtarbeit.
Die Beantwortung der Forschungsfragen und den im Zuge dessen aufgestellten Hypothesen sollen anhand eines reliablen und möglichst replizierbaren Forschungsvorgehens erfolgen. Dieses umfasst eine Befragung mit schichtarbeitenden Pflegekräften im Krankenhaus (n = 83).
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit ist wie folgt aufgebaut. In einem ersten Schritt soll anhand aktueller Literatur, ein theoretischer Hintergrund gebildet werden. Dieser setzt sich aus drei Unterkapiteln zusammen. Im ersten Unterkapitel wird auf die Arbeitsform der Schichtarbeit allgemein eingegangen, dieses beinhaltet zunächst eine Definition des Begriffs „Schichtarbeit“, dann werden die unterschiedlichen Schichtsysteme, Gründe für Schichtarbeit und gesetzlichen Regelungen zur Schichtarbeit vorgestellt. Im zweiten Unterkapitel werden, die mit Schichtarbeit assoziierten, physischen und psychischen Auswirkungen von Schichtarbeit beschrieben und unter Bezugnahme aktueller Studien dargestellt. Dies dient dazu, die Ergebnisse aus der Forschung, mit den eigenen, in der späteren Diskussion zu vergleichen. Das dritte Unterkapitel umfasst das Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“, nachfolgend BGM genannt und soll Grundlagen für die Maßnahmenableitung aus den Ergebnissen bieten. Nach Kapitel 2 und den zuvor beschriebenen Inhalten der Unterkapitel, soll in Kapitel 3, das Forschungsvorgehen im Detail beschrieben und dessen Ergebnisse in Kapitel 4 dargestellt werden. Aus den Ergebnissen in Kapitel 4 sollen konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen an die Krankenhäuser und die Beschäftigten, in Kapitel 5 abgeleitet werden. In Kapitel 6 sollen die Ergebnisse der Befragung interpretiert und mit Studien aus dem Theorieteil in Relation gesetzt werden. Am Ende von Kapitel 5 wird die verwendete Methodik kritisch betrachtet. In Kapitel 7 erfolgt abschließend eine prägnante Darstellung der relevantesten Ergebnisse. Abschließend wird ein Ausblick auf zukünftige Forschung gegeben.
2 Theoretischer Hintergrund
In den folgenden Unterkapiteln wird zunächst die Arbeitsform der Schichtarbeit definiert und im weiteren Verlauf auf die unterschiedlichen Systeme und die Gründe für die Einführung von Schichtarbeit eingegangen. Zudem werden gesetzliche Regelungen und der Punkt Arbeitsorganisation und arbeitswissenschaftliche Empfehlungen behandelt.
2.1 Schichtarbeit
2.1.1 Definition Nacht- und Schichtarbeit
Charakteristisch für das Arbeitszeitmodell der Schichtarbeit ist, dass der Arbeitsplatz innerhalb der Betriebszeit von mehreren Arbeitnehmern zu ungleichen Zeiten besetzt wird, die sich untereinander ablösen. Je nach Lage der Arbeitszeit, führen diese entweder Früh-, Spät-, oder Nachtschichten aus (Angerer und Petru, 2010, S. 88).
Allerdings liegt unter dem Begriff Schichtarbeit keine einheitliche Definition vor. Vielmehr zeichnet sich eine „Babylonische Sprachverwirrung“ ab. Das ist begründet durch die Begriffs- und Bedeutungsvielfalt, die im Zusammenhang mit Schichtarbeit sowohl im alltäglichen als auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch vorhanden ist (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), 2012b).
Nach Knauth und Hornberger (1997) ist Schichtarbeit wie folgt definiert: „Unter Schichtarbeit faßt [sic] man alle jene Formen der Arbeitsorganisation zusammen, bei denen Arbeit entweder zu wechselnder Zeit (Wechselschicht) oder zu konstanter, aber ungewöhnlicher Zeit (z.B. Dauernachtschicht) ausgeführt werden muß [sic] “(Knauth und Hornberger, 1997).
Demgegenüber steht die Regelarbeitszeit, die die Arbeitszeit von 6 bis 17 Uhr auf Grundlage der fünftägigen und 40-stündigen Arbeitswoche einschließt (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), 2012b).
Auch die Nachtarbeit grenzt sich von dieser Form ab. Diese ist eine Form der Schichtarbeit. Dabei wird Nachtarbeit als Arbeit definiert, die mehr als zwei Stunden der Nachtzeit beträgt. Gemäß Arbeitsschutzgesetz (ArbZG) ist Nachtzeit, die Zeit von 23 bis 6 Uhr, in Bäckereien und Konditoreien die Zeit von 22 bis 5 Uhr. Nachtarbeiter 13 sind entsprechend ArbZG, Arbeitnehmer, die entweder Nachtarbeit in wechselnden Schichten zu absolvieren haben oder an mind. 48 Tagen im Kalenderjahr (§ 2 Abs. 1 u. 2 ArbZG). Die Nachtarbeit für Pflegekräfte wird entweder über den jeweiligen Tarifvertrag, der Betriebsvereinbarung oder über den Arbeitsvertrag geregelt. Die Mehrzahl der Arbeitgeber in der Pflege bezieht sich dabei auf den TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) (König und Raiß, 2015b). Im TVöD-B für Pflege und Betreuung z.B. betrifft die Nachtarbeit die Zeit zwischen 21 und 6 Uhr ($7 Abs.5 TVöD-B). Allerdings beginnt in gewissen Einrichtungen der Pflege, die Nachtarbeit bereits ab 20 Uhr (König und Raiß, 2015b).
2.1.2 Schichtsysteme
Trotz der Uneinigkeit zur Begrifflichkeit der Schichtarbeit, gibt es innerhalb dieser Arbeitsorganisation eine Menge verschiedener Schichtsysteme. Diese lassen sich insbesondere durch Zeitraum, Lage, Aufteilung und Rhythmus der Arbeitszeit unterscheiden. (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), 2012a). Allerdings ist die Diversität an Arbeitszeitmodellen und Schichtsystemen in der heutigen Zeit ist so groß, dass eine einfache Zuordnung der Arbeitszeitsysteme nicht mehr möglich ist. Hinzu kommt, dass die Anzahl bestehender Schichtpläne unübersichtlicher geworden ist (Beermann, 2005, Beermann, 2010, S. 71f). Grundsätzlich ist allerdings zwischen zwei verschiedenen Schichtsystemen zu unterscheiden, dem permanenten und dem Wechselschichtsystem (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), 2012, S. 61). Diese beiden Schichtsysteme sind in Abb. 1 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Schichtsysteme (modifiziert nach (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) e. V. , 2006, S. 2)
Unter einem permanenten Schichtsystem wird verstanden, dass ein Beschäftigter nur eine bestimmte Schicht ausführt. Darunter fallen dauerhafte Früh-, Spät-, oder Nachtschichten sowie geteilte Schichten, die zu gleichbleibenden Zeiten ausgeführt werden. Die Krankenpflege ist ein klassisches Beispiel für Arbeit in permanenten Systemen. So arbeiten u.a. einige Beschäftigte ausschließlich in einem Dauernachtdienst. Dieses permanente Schichtmodell ist allerdings eher im amerikanischen Raum zu finden und bildet,bis auf Bereiche wie die Krankenpflege,in Deutschland eher die Ausnahme (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) e. V., 2006a, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), 2012, S. 61, Sczesny, 2007).
Aus diesem Grund findet für Deutschland und die übrigen EU-Länder das Wechselschichtsystem, auch rotierendes System genannt, bevorzugt Geltung (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) e. V., 2006a). Kennzeichnend für Wechselschichtarbeit ist dabei, dass ein regelmäßiger Wechsel der täglichen Arbeitszeit stattfindet (§ 7 Abs. 1TVöD).Hierunter wird bei den wechselnden Arbeitszeitmodellen unterschieden, ob die Tätigkeiten mit oder ohne Nachtarbeit ausgeführt werden und ob Arbeit an Wochenenden und/oder Feiertagen stattfindet oder nicht (Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) e. V., 2006a).
Zu den Wechselschichtsystemen gehören:
- Systeme mit einer Betriebszeit von 168 Stunden pro Woche, das heißt mit ununterbrochener Laufzeit, an denen dementsprechend auch durchgehend nachts und an Wochenenden sowie Feiertagen gearbeitet wird. Diese nennen sich vollkontinuierliche Systeme, auch Konti-Systeme genannt. Konti-Systeme finden sich vor allem in Bereichen wieder, in denen eine 24-Stunden- Versorgung realisiert werden muss (z.B. Versorgung im Krankenhaus).
- Teilkontinuierliche Schichtsysteme beinhalten Nachtarbeit, allerdings findet keine Wochenendarbeit statt.
- Diskontinuierliche Systeme umfassen eine Arbeitszeit von 120 Stunden. Die Systeme sind entweder mit oder ohne Wochenendarbeit, aber es findet keine Nachtarbeit statt (Angerer und Petru, 2010, S. 88, Beermann, 2008, S. 1, Sczesny, 2007, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), 2012c).
Weiterhin können Schichtdienstmodelle nach der Anzahl der zu absolvierenden Schichten differenziert werden. Unterschieden wird dabei zwischen den nachfolgenden Systemen:
- Beschäftigte im 1-Schicht-System führen durchgehend nur jeweils eine bestimmte Schicht aus, entweder Tages-, Früh-, Spät- oder Nachtschichten (Angerer und Petru, 2010, S. 88, Schmal, 2015, S. 6).
- Tätigkeiten im zweischichtigen Arbeitsverhältnis erfolgen durch einen Wechsel von zwei Schichten, beispielweise der regelmäßige Übergang von Früh- und Spätschichten. Hierzu zählt u.a. auch der Pflegebereich. In diesem Bereich arbeitet der Tagdienst oftmals in einem 2-Schichtsystem mit Wochenendarbeit. In der Nacht findet die Arbeit in dem Fall in einem permanenten System, also in Dauernachtarbeit statt.
- Bei 3-Schichtsystemen kommt zusätzlich noch die Nachtschicht hinzu. Das heißt, dass Früh-, Spät- und Nachtschichten abwechselnd ausgeführt werden (Angerer und Petru, 2010, S. 88, Sczesny, 2007).
Die Systeme lassen sich ebenso nach ihrer Schichtrotation klassifizieren. Dabei bildet die Schichtrotation den Turnus innerhalb einer gewissen Zeitspanne ab. Je nach Abfolge der Schichten, gibt es Systeme, die entweder vorwärts oder rückwärts rotieren. Sieht der Schichtplan z.B. einen Wechsel von einer Frühschicht zu einer Spätschicht, bis hin zu einer Nachtschicht vor. Dann handelt es sich dabei um ein vorwärtsrotierendes System. Rückwärtsrotierende Systeme wechseln entgegengesetzt. Zusätzlich werden vorwärts- und rückwärtsrotierende Systeme nach Länge der jeweiligen Schichtabfolge konkretisiert, so kann es z.B. kurz-vorwärtsrotierende Systeme geben. Verwendet bei der Schichtplanung des jeweiligen Systems werden dafür häufig die Abkürzungen, F für Frühschicht, S für Spätschicht und N für Nachtschicht. Die Aufeinanderfolge FFFFF—SSSSS—NNNNN ist ein Beispiel für ein lang-vorwärts-rotierendes System und kennzeichnet, dass ein Beschäftigter von Montag bis Freitag zunächst Frühschicht, dann Spätschicht und zuletzt Nachtschicht leistet (Gesellschaft für Arbeits- Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung e. V. (GAWO), o. J., o. S. , Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa), 2019a).
2.1.3 Gründe für Schichtarbeit
Die Notwendigkeit und Einführung von Schichtarbeit kann zahlreiche Gründe haben, die sich je nach Branche und Unternehmen voneinander abgrenzen. Im Gesundheitswesen muss z.B. die Versorgung von Patienten im Krankenhaus rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sichergestellt sein und ist aus diesem Grund unumgänglich. Obwohl die Gründe je nach Branche und Betrieb, aufgrund der verschiedenen Anforderungen, voneinander abweichen, haben Schichtbetriebe, wie in Kapitel 2.1 erwähnt, in der Regel das Ziel, die Betriebszeiten über die Wochenarbeitszeit der Beschäftigten auszuweiten (Beermann, 2008, S. 1, Beermann, 2010, S. 71f, Sczesny, 2007).
[...]
- Arbeit zitieren
- Moritz Meger (Autor:in), 2020, Einfluss von Schichtarbeit auf die Gesundheit. Analyse des Gesundheitszustands von Pflegekräften in einem Krankenhaus mit präventiven Handlungsempfehlungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1130876
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.