Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Derzeitige Situation
3. Begriffsbestimmungen
3.1 Stress
3.2 Psyche
3.3 Psychischer Stress
4. Auswirkungen der Pandemie
4.1 Auswirkungen der Pandemie auf das alltägliche Leben
4.1.1 Soziale Distanz
4.1.2 Existenzielle Probleme
4.2 Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche
4.2.1 Einsamkeit
4.2.2 Existenzängste
4.2.3 Depression
4.2.4 Aggression durch Frustration
4.2.5 Angst vor Infektionen
5. Verschiedene Altersgruppen
5.1 Kinder und Jugendliche
5.2 Alte Personen
5.3 Alleinstehende
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Seitdem Ende des Jahres 2019 ein Ausbruch einer Lungenentzündung mit noch unbekannter Ursache in Wuhan in China bestätigt wurde, gibt es häufig nur ein Thema über das öffentlich und auch privat gesprochen wird. Vorerst wurde die Lungenentzündung im Januar 2020 zu einer Epidemie in China und schlussendlich im März 2020 durch die WHO offiziell zu einer weltweiten Pandemie mit dem Namen „COVID 19“ erklärt. Seit dieser Zeit treffen die Regierungen der verschiedenen Länder immer neue Maßnahmen, um die Pandemie in Schach zu halten und um die Bewohner der einzelnen Länder zu beruhigen und zu beschützen. Somit ist das Thema bis heute hin sehr aktuell und bleibt auch aufgrund der unvorhersehbaren Zukunft noch durchaus von Belangen für die Menschheit. Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, mich in Form meiner Bachelorarbeit näher mit der Corona Krise zu befassen.
Diese Arbeit wird sich allerdings nicht im Allgemeinen auf die Corona Krise beziehen, sondern sich mit den Auswirkungen, die diese Pandemie mit sich bringt, beschäftigen. Der Leitsatz für diese wissenschaftliche Arbeit wird also „Die Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Menschen“ sein.
Um ein ausreichendes Bild von diesen Auswirkungen erhalten zu können, wird im Laufe der Arbeit erst auf die derzeitige Situation eingegangen. Ich werde also beschreiben, inwiefern sich das Virus verbreitet hat, wie weit die Impfstoffe entwickelt sind und auch wie die derzeitige Situation von der deutschen Regierung gehandhabt wird, also welche Einschränkungen momentan dem alltäglichen Leben im Wege stehen.
Danach finden diverse Begriffsbestimmungen statt, welche mit der Psyche und Stress zu tun haben, um ein umfassenderes Verständnis davon zu haben, wo psychische Auswirkungen der Corona Krise stattfinden.
Der Hauptteil der Arbeit wird sich um die Auswirkungen der Pandemien drehen. Hier wird unterschieden, zwischen den Auswirkungen, die die Pandemie auf das alltägliche Leben mit sich bringt und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die menschliche Psyche.
Anschließend wird der Fokus auf verschiedene Altersgruppen gelegt, um darstellen zu können, ob man anhand des Alters oder auch den Lebensumständen (Familie, Single) verschieden schwere oder typische Auswirkungen durch die Pandemie feststellen kann. Zu guter Letzt werde ich selbst ein Fazit zu der gesamten Thematik ziehen.
2. Derzeitige Situation
Wie oben schon beschrieben, beginnt die Arbeit mit einer Darstellung der derzeitigen Situation. An dem 2. November 2020 wird ein sogenannter „Teil Lockdown“ ins Leben gerufen. Demnach sind soziale Kontakte zunächst auf zwei Haushalte begrenzt, die Gastronomie und Tourismusbranche muss ebenso für den gesamten Monat schließen. Die Schulen und der Handel bleiben weiter geöffnet. Der Teil Lockdown wird als Maßnahme eingeführt, weil zu dieser Zeit jegliche Rekorde der neuen Coronafälle gebrochen werden. Die USA registrieren zu der Zeit das erste Mal 100.000 Neuinfektionen an einem Tag. Auch andere europäische Länder wie Italien und Frankreich verzeichnen neue Höchstwerte.1 Trotz der verschärften Lebensbedingungen gibt ein Blick auf die Coronazahlen Grund zur Sorge, denn diese steigen weiterhin stark an. Es gibt viele Länder, die neue Höchstwerte verzeichnen. Unter diesen befindet sich auch Deutschland mit mehr als 20.000 Neuinfektionen pro Tag. Mittlerweile sind viele Menschen nicht mehr mit den Entscheidungen und den Coronamaßnahmen, die das alltägliche Leben beschränken, einverstanden. Schon am 7. November demonstrieren beispielsweise mehrere 10.000 Leute in Leipzig gegen die Corona- Maßnahmen. Am 20.11.2020 beantragen die Unternehmen Biontech und Pfizer die Zulassung ihres Impfstoffs. Am 02.12.2020 beschließen Bund und Länder eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 10.01.2021. Wegen der hohen Zahlen bei den Coronavirus- Infektionen kommen Bund und Länder in Deutschland am 13.12.2020, zu dem Entschluss das öffentliche Leben in Deutschland weiter herunterzufahren und den Lockdown zu verschärfen. Hierzu wird der Einzelhandel bis zum 10.01.2021 geschlossen.2 Trotz der Beschränkungen erreicht Deutschland am 19.12.2021 mit 31.553 neuen Coronafällen einen neuen Höchststand. Zudem kommt, dass in Großbritannien eine neue Variante des Coronavirus entdeckt wird, die sich ausbreitet. In Deutschland und vielen anderen EU-Ländern wird am 27.12.2020 mit den ersten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Hier werden zuerst die Senioren der Altersgruppe 80+ geimpft, da diese als besonders gefährdet betrachtet werden.3 Am 01.01.2021 erteilt die WHO dem Impfstoff von Biontech und Pfizer eine Notfallzulassung. Am 05.01.2021 wird der Lockdown erneut verlängert und verschärft. Man darf sich ab sofort nur noch mit einer weiteren Person treffen, die nicht zum eigenen Haushalt gehört. Dazu kommt, dass der Bewegungsradius auf 15 Kilometer begrenzt wird, wenn man in einer Region lebt, in der die 7 Tage- Inzidenz über 200 liegt.4 Die EU vereinbart am 09.01.2021 mit dem Pharmaunternehmen Biontech und seinem Partner Pfizer einen Vertrag über 300 Millionen Impfdosen. Schon am 11.01.2021 nehmen einige Impfzentren den Betrieb auf. Am 19.01.2020 wird der Lockdown bis zum 14. Februar verlängert, der wiederum am 10.02.2021 bis zum 7. März verlängert wird. Rund um den 16.02 heben einige Städte ihren 15 Kilometer Radius auf. Ab dem 01.03.2021 gibt es Selbsttests für Zuhause käuflich zu erwerben, die Friseurgeschäfte dürfen wieder öffnen. Am 03. März einigen sich Bund und Länder darauf, den Lockdown bis zum 28. März auszudehnen. Zudem legen sie einen Öffnungsplan fest, der an den Inzidenswert gekoppelt ist.5 Ab dem 08.03.2021 dürfen Blumenläden, Buchhaltungen und Gartenmärkte wieder öffnen. Es dürfen sich wieder bis zu 5 Personen aus zwei Haushalten treffen. Am 11.03.2021 wird der neue Impfstoff von dem Pharmaunternehmen Johnson & Johnson von der EU Kommission zugelassen. Der Vorteil dieses Impfstoffes ist, dass nur eine Impfung erforderlich ist, um einen wirksamen Schutz gegen das Virus zu haben. Seit dem 07.05.2021 sind Erleichterungen für Geimpfte und Genesene Menschen beschlossen worden. Für die genannten Personen entfallen Ausgangsbeschränkungen/ Kontaktbeschränkungen und die Pflicht einen negativen Corona Schnelltest bei Friseuren und Einkaufsläden vorzeigen zu müssen.
3. Begriffsbestimmungen
Bevor ich wirklich auf die Auswirkungen der Corona Pandemie zu sprechen komme, möchte ich vorerst noch gewisse Begriffe anführen und diese verständlich erklären. In der weiteren Arbeit benutze ich die Begriffe im Sinne der folgenden Definitionen.
3.1 Stress
Stress ist ein oftmals unbedarft genutzter Begriff, der hinsichtlich seiner Bedeutung und seines Ausmaßes von vielen anders bzw. falsch verstanden wird. Gemeint sind gewissermaßen Symptome, die in Belastungssituationen auftreten und die Teile eines Prozesses sind, um sich an verändernde Umweltbedingungen anzupassen. Doch wie lautet die Definition von Stress?
Grundsätzlich kommt der Begriff „Stress“ aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Druck“ oder „Anspannung“.
Stress führt zu psychischen und physischen Reaktionen des Körpers, hervorgerufen durch bestimmte äußere Reize, die auf eine Person einwirken. Diese äußeren Reaktionen sind als Stressoren bekannt. Um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden, verhält sich eine Person, die unter Stress steht, anders als in einer Normalsituation. Gleichzeitig stellt Stress aber auch eine körperliche so wie geistige Belastung für den Menschen dar, so dass diese zu verschiedenen Krankheiten führen kann.6
Der Begriff Stress wird je nach Disziplin und theoretischem Ansatz unterschiedlich definiert, was eine allgemeine Stressdefinition erschwert. Persönlich finde ich die Anschauung der Medizin auf Stress am treffendsten, weshalb ich diese Definition hier vorstellen möchte.
Die Medizin definiert Stress als einen „Zustand des Organismus, der durch ein spezifisches Syndrom (wie erhöhte Sympathikusaktivität, vermehrte Ausschüttung von Katecholaminen, Blutdrucksteigerungen u.a.) gekennzeichnet ist, jedoch durch verschiedene unspezifische Reize (wie Infektionen, Verletzungen, oder auch Ärger und Freude, Leistungsdruck und anderen Stressfaktoren) ausgelöst werden kann. Unter Stress können auch die äußeren Umstände selbst verstanden werden, an die der Körper nicht in genügender Weise adaptiert ist. Psychischer Stress entsteht infolge einer Diskrepanz zwischen spezifischen Anforderungen und subjektivem Bewältigungsverhalten. Andauernder Stress kann zu Allgemeinreaktionen im Sinne eines allgemeinen Anpassungssyndroms führen.”7
3.2 Psyche
Laut Definition ist die Psyche „Die Gesamtheit des menschlichen Fühlens, Empfindens und Denkens“.8 Doch was genau bedeutet das und wofür ist die Psyche zuständig?
Die menschliche Psyche ist verantwortlich für die seelischen Prozesse eines Menschen. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Reaktionen hängen von dem jeweiligen Zustand der Psyche ab. Zu der Psyche gehören Geist, Seele und Bewusstsein. Eine bloße Psyche, ohne eine Verbindung zum eigenen Körper, gibt es nicht. Oft kommt es vor, dass die Begriffe Seele und Psyche gleichgestellt werden. Die Begriffe haben allerdings unterschiedliche Bedeutungen. Die Seele hängt mit den Gefühlen zusammen, wohingegen die Psyche die Summe der Wahrnehmungen und der Denkprozesse erfasst. Die Psyche speichert alles ab und verarbeitet Erinnerungen. Diese Erinnerungen können auch verzerrt werden, um damit verbundene Ängste und Stresssituationen bewältigen zu können.9 Des Weiteren werden der Psyche auch die sprachlichen Fähigkeiten, sowie die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, zugeschrieben.
Die Psyche stellt ein Feld dar, das sich außerhalb menschlicher Materie bewegt. In dieser Innenwelt spiegelt sich das eigene Ich, das andere Menschen nicht sehen können. Welche Impulse wir haben oder auf welche Weise wir Dinge verarbeiten, ist auch nur dem jeweiligen Individuum zugänglich.
3.3 Psychischer Stress
Stress im Allgemeinen wurde oben bereits als Reaktion auf äußere Stressoren beschrieben. Wie auch oben bereits erwähnt, muss hier noch einmal zwischen zwei Arten von Stress unterschieden werden. Zum einen gibt es den physischen Stress, welcher sich in Form von Kopfschmerzen oder erhöhtem Puls äußern kann und zum anderen den psychischen Stress. Da diese Arbeit sich mit den Folgen der Corona Pandemie auf die Psyche des Menschen beschäftigt und auch an das Fach Psychologie angelehnt ist, sollte dem psychischen Stress daher noch einmal gesondert Aufmerksamkeit geschenkt werden. Deshalb werden einige Beispiele folgen.
In Stresssituationen treten häufig Emotionen wie Wut und Angst auf. Wenn der Stress länger anhält, dann leidet schlussendlich das psychische Wohlbefinden, da sich oft ein anhaltendes Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung einstellt. Das wiederum kann unter anderem zu Depressionen, Angstzuständen und Erschöpfung führen oder bestehende psychische Erkrankungen noch weiter verstärken. Die Depressionen und Angstzustände sind die resultierende Folge, also der psychische Stress, der durch die Stresssituationen entsteht. Mit diesen Stressreaktionen versucht der Körper des Menschen mit den schwierigen Situationen, denen er ausgesetzt ist, zurecht zu kommen. Oft ist es auch so, dass dauerhaft gestresste Menschen gesundheitsschädliche Verhaltensweisen annehmen. Als Beispiel essen sie zu schnell, rauchen verstärkt oder trinken zu viel Alkohol.10 In Punkt 4.2 der Arbeit wird genauer auf einzelne Beispiele von psychischen Erkrankungen (Depression, Existenzängste), welche aus Stress resultieren, eingegangen.
4. Auswirkungen der Pandemie
Wie in der Einleitung schon erwähnt, wird der Hauptteil der Arbeit von den Auswirkungen der Pandemie handeln. Hier wird noch einmal differenziert zwischen den Auswirkungen, die sich auf das alltägliche Leben beziehen und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Da die psychischen Belastungen für die Menschen aus den Einschränkungen, die das öffentliche Leben betreffen, resultieren, werden zuerst die Auswirkungen, die das Leben einschränken, die sozusagen die Ursache darstellen, behandelt.
Hier habe ich fünf verschiedene Beispiele herausgesucht, die ich im Folgenden näher erläutern möchte.
4.1 Auswirkungen der Pandemie auf das alltägliche Leben
4.1.1 Soziale Distanz
Der Begriff der sozialen Isolation ist in der Psychologie seit langem etabliert. Dabei handelt es sich einerseits um die subjektive Entfernung zu einer Person oder zu Mitgliedern einer Gruppe. Dabei hängt das Maß sozialer Distanz im entscheidenden Maße von den Vorurteilen gegenüber den Menschen ab.
Weiterhin wird die soziale Distanz auch durch den räumlichen Abstand zwischen den miteinander interagierenden Personen gekennzeichnet. Hier wird zwischen vier verschiedenen Distanzen unterschieden. Die öffentliche Zone beschreibt alle Entfernungen über 3,60 Meter. Die Soziale Zone oder auch Gesellschaftliche Distanz genannt befindet sich im Bereich von 1,20- 3,60 Metern. Die persönliche Zone liegt im Bereich von 0,60- 1,20 Metern und die intime Zone beginnt ab einer Entfernung von 60 Zentimetern.11
Da der Mensch ein soziales und bedürftiges Wesen ist, handelt er im aktuellen Lockdown wider seiner Natur. Wir sind von Geburt an auf soziale und körperliche Zuwendung und Nähe angewiesen. Wird dies auf längere Zeit verweigert oder entzogen, können schwerwiegende Probleme entstehen. Diverse Experimente mit sozialer Deprivation, also der Entzug bzw. die Entbehrung von sozialen Beziehungen oder Kontakten, sowie auch das Beispiel des Kaspar Hauser (1812-1833) zeigen die Folgen von sozialer Bindungslosigkeit oder Bindungsverlust. Hierbei sind negative Auswirkungen auf Wohlempfinden, Leistungsfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung festgestellt worden.12
Die bislang gewohnte Nähe- Distanz- Relativität ist durch die Pandemie plötzlich zerlegt worden und aufgrund verschiedener Beschränkungen nicht mehr umsetzbar. Distanz und Abstand stehen neuerdings für Schutz, Fürsorge und Respekt, wohingegen Nähe mit Gefahr und Bedrohung in Verbindung gebracht wird.
Die schnelle Veränderung an diese vermeintlich unerschütterliche Vorstellung zeigt, wie schnell Menschen in der Lage sind, sich anzupassen.
Doch auch Beispiele aus dem alltäglichen Leben zeigen, wie wichtig eine ausgewogene Nähe-Distanz-Relativität ist. Nimmt man als Beispiel eine Partnerschaft von zwei erwachsenen Menschen, kann man sehen, dass Fernbeziehungen oftmals nicht für den Rest des Lebens halten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die gegenwärtige Unverfügbarkeit körperlicher Nähe die aufbrechenden romantischen Gefühle, unser Datingverhalten und auch unsere Sexualität blockiert. Ebenso würde eine dauerhaft aufgezwungene Nähe zweier Partner eine Beziehung über kurz oder lang scheitern lassen.
Dies zeigt schlussendlich wie wichtig eine ausgewogene Nähe- Distanz- Relativität für den Menschen ist. Aufgrund der momentan vorherrschenden Beschränkungen für die Menschen, die das alltägliche Leben und auch die sozialen Kontakte betreffen, kann diese Relativität nicht ausgewogen vorliegen.
4.1.1.1 Kontaktbeschränkungen
Beginnend möchte ich die Kontaktbeschränkungen aufführen, welche durch die gesamte Pandemie hinweg immer bestehend gewesen sind. Mittlerweile gelten seit ca. einem Jahr bestehende Bestimmungen. Diese wurden zwar des Öfteren geändert, sind aber seit dem ersten Aussprechen der Bundeskanzlerin, Angela Merkel am 22.03.2020 stets präsenter Bestandteil des öffentlichen Lebens. An diesem Tag wird beschlossen, dass sich fortan nur noch maximal zwei Personen in der Öffentlichkeit treffen dürfen. Durch die Maßnahmen der Kontaktbeschränkungen und der zusätzlichen Maskenpflicht erzielt die Regierung den gewünschten Effekt, die Zahl der Neuinfektionen niedrig zu halten. Da dies zunächst gelingt, werden die Corona Regeln am 11.05.2020 gelockert. Es gilt weiterhin eine Maskenpflicht, aber es ist wieder erlaubt, sich mit Mitgliedern aus zwei Haushalten zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der erste Lockdown beendet.13 Die erzielten Resultate sind nur von kurzer Dauer und die Fallzahlen steigen wieder rasant an. Dauerhafte Kontaktbeschränkungen sind die Folge.
Seit dem 08.03.2021 wurden die Kontaktbeschränkungen gelockert. Es sind private Zusammenkünfte des eigenen Haushalts mit einem weiteren Haushalt möglich. Insgesamt dürfen dabei nicht mehr als fünf Personen zusammenkommen. Kinder bis 14 Jahre werden hier nicht mitgezählt. Diese Regel gilt für private Zusammenkünfte und auch für den Aufenthalt in der Öffentlichkeit.
Bund und Länder haben allerdings beschlossen, eine sogenannte Notbremse einzurichten. Sollte in einem Bundesland oder einer Region die 7-Tage-Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100 ansteigen, treten erneut die Regeln in Kraft, die vor den Lockerungen am 08. März gegolten haben. Zu der Zeit war es nur erlaubt, sich mit einer weiteren Person, die nicht aus dem eigenen Haushalt kommt, zu treffen. Auch hier gilt das Mindestalter von 14 Jahren.
Wenn die 7-Tage-Inzidenz unter 35 Neuinfektionen liegt, kann der eigene Hausstand mit zwei weiteren Haushalten zusammenkommen. Hier gibt es allerdings eine Grenze von zehn Personen.14 Diese Bestimmungen haben viele Familien und Menschen vor Herausforderungen gestellt, auf die ich im späteren Verlauf der Arbeit noch genauer eingehen werde.
4.1.1.2 Homeschooling/ Homeoffice
Mit der Corona Krise ist ebenso das Homeschooling, das digitale Unterrichten von Schülern und Schülerinnen Zuhause in Deutschland angekommen und hat damit die Schulen und die Eltern vor unerwartete Herausforderungen gestellt. „Homeschooling ist eine Unterrichtsform, in welcher Schülerinnen und Schüler von zu Hause aus digital unterrichtet werden. Die Lehrkräfte vermitteln den Lernstoff über virtuelle Klassenzimmer, gemeinsame Lernplattformen und andere digitale Lernangebote. Alternative Leistungskontrollen, wie digitale Präsentationen und am Computer geschriebene Texte sollen die Schülerinnen und Schüler animieren, auch von Zuhause aus, schulische Leistungen zu erbringen.“15
Aufgrund der sozialen Ungleichheit und des unterschiedlich hohen Eisatzes der Schulen und Lehrkräfte ist der Fernunterricht nicht überall erfolgreich gelungen. Kinder, aus bildungsfernen Haushalten haben oftmals aufgrund der nicht so hohen Bildungsebene der Eltern einen erheblichen Nachteil gegenüber ihren Mitschülern.
Der Bildungsgrad der Eltern kann sich zum Beispiel darauf auswirken, wie leicht es den Eltern fällt, ihre Kinder bei den Schularbeiten zu unterstützen.
Die Schule ist ein Ort, an dem die Schülerinnen und Schüler ein soziales Miteinander und soziale Kompetenzen erlernen. Durch die Schulschließungen verlieren alle Kinder im Homeschooling den pädagogischen Austausch, der im Präsenzunterricht im Vordergrund steht. Hierzu zählen auch der Schulalltag und dessen reguläre Abläufe, wie der Weg zur Schule, die gemeinsamen Mittagspausen mit anderen Mitschülern und Mitschülerinnen und auch das gemeinsame Arbeiten an Schulprojekten.16 Aufgrund des Fehlens dieser Aktivitäten, entgeht den Kindern ein entscheidendes Maß an sozialem Erleben, was wiederum zu einer Verstärkung der sozialen Distanz führt.
Doch auch für Eltern birgt das Homeschooling und auch das Homeoffice einige Veränderungen. Es ist kein Geheimnis, dass das Homeschooling, sowie auch das Homeoffice einen gewissen Mindeststandard an technischer Ausstattung erfordert, der nicht von allen Lehrkräften und ebenso wenig von allen Eltern der Schulkinder ausreichend erfüllt werden kann. Um diesen Standard gewährleisten zu können, fallen wieder zusätzliche Kosten für die Anschaffung an, welche in Zeiten einer Pandemie mit der Kurzarbeit/ Homeoffice und den damit möglicherweise verbundenen Lohnkürzungen zu einem Problem werden können.
[...]
1 vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/jahresrueckblick/corona-chronik-chronologie-coronavirus-102.html#sprung10
2 vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/corona-lockdown-beschluesse-bund-laender-100.html
3 vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/ticker-corona-virus-sonntag-siebenundzwanzigster-dezember-100.html
4 vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/jahresrueckblick/corona-nachrichten-jahresrueckblick-chronologie-100.html#sprung2
5 vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/bund-laender-treffen-inzidenz-lockdown-oeffnungen-100.html
6 vgl. https://www.medisana.de/healthblog/stress-definition/
7 vgl. Pschyrembel (1998) Klinisches Wörterbuch, S.157 ff.
8 vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/Psyche_Seele_Gemuet_Innenleben
9 vgl. https://krank.de/koerperprozesse/psyche/
10 vgl. https://www.psychische-gesundheit-donaueschingen.de/krankheitsbilder-therapien/akutpsychosomatische-schwerpunkte/psychischer-stress-koerperliche-und-psychische-stresssymptome/
11 vgl. https://karrierebibel.de/distanzzonen-intimsphaere/
12 vgl. Volker Beck: Die ungewollte soziale Distanz in Zeiten der Corona- Pandemie: Eine Analyse der psychischen Auswirkungen, 2020, S.55-56
13 vgl. https://reportage.wdr.de/corona-bilanz#die-ersten-lockerungen-87
14 vgl. https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/corona-diese-regeln-und-einschraenkung-gelten-1734724
15 https://www.forum-verlag.com/blog-bes/homeschooling#Block3
16 vgl. https://www.forum-verlag.com/blog-bes/homeschooling#Block3