„Zum Verständnis der höheren Geselligkeit der Renaissance ist endlich wesentlich, zu wissen, daß das Weib dem Manne gleich geachtet wurde. [...] Vor allem ist die Bildung in den höchsten Ständen wesentlich dieselbe wie beim Manne. Es erregt den Italienern der Renaissance nicht das geringste Bedenken, den literarischen und selbst den philologischen Unterricht auf Töchter und Söhne gleichmäßig wirken zu lassen; da man ja in dieser neuantiken Kultur den höchsten Besitz des Lebens erblickte, so gönnte man sie gerne auch den Mädchen.“
Die Frauengestalten auf die sich Burckhardts Urteil stützt, gehören alle einer höfischen Renaissance an, deren Idealbild Castiglione in seinem Libro del Cortegiano modellierte. Leon Battista Alberti hat in seinem Buch Vom Hauswesen ein ganz anderes Ideal geformt, nämlich das einer bescheidenen Hausfrau, die dem Mann untertan still im Hintergrund wirkt. (Text 1) „Diese und ähnliche Vorstellungen sind, auch wenn sie sich konkrete Frauengestalten zum Vorbild nahmen, nicht nur Beschreibungen eines Idealtypus, sondern vor allem die Vorstellungen der Männer über die Frauen ihrer Zeit.“ Das führt zu dem Schluss, dass die Frau der Renaissance mit der Virago, die Burckhardt beschrieben hat, wohl nichts gemein hat. Ihre Stellung war sogar besonders gering unter den damals herrschenden Normen und Gesetzen. Und auch wenn in Italien, zumindest an den Höfen und in den Häusern der führenden Patriziergeschlechter, die geistige Gleichbefähigung der Geschlechter Anerkennung fand, konnte doch von einer Gleichberechtigung keine Rede sein. Wenn also die perfekte Hofdame Castigliones in erster Linie eine Adlige ist, was erwartete man(n) dann von Frauen eines anderen Standes? Inwieweit spiegelt sich das Dritte Buch vom Hofmann, als Regelwerk zur Formung einer perfekten donna di palazzo, in den Erziehungsschriften für das weibliche Geschlecht seiner Zeit?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Baldassare Castiglione II Libro del Cortegiano
- Aufbau und Inhalt des Libro III
- 1.1 Aufgaben und Kenntnisse der Hofdame
- 1.2 Das Gleichstellungsthema
- 1.3 Die raggionamenti d'amore
- 2. Das Rollenverständnis der Renaissance
- 2.1 Die kirchliche Meinung
- 2.2 Die philosophische Argumentation
- 2.3 Die medizinische Beurteilung
- 3. Die Erziehung der Frau
- 3.1 Erziehungsschriften des 14. und 15. Jahrhunderts
- 3.2 Juan Luis Vives und die Meinung des 16. Jahrhunderts
- 3.3 Die Frau und das Streben nach Bildung
- 3.4 Castigliones Beitrag zur „Frauenfrage"
- Schlusswort
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert das dritte Buch von Baldassare Castigliones „Il Libro del Cortegiano“ und untersucht die Darstellung der „donna di palazzo“ im Kontext der Erziehungsschriften für das weibliche Geschlecht der Renaissance. Ziel ist es, die Rolle der Frau im höfischen Leben der Renaissance zu beleuchten und Castigliones Beitrag zur „Frauenfrage“ zu analysieren.
- Die Rolle der Frau im höfischen Leben der Renaissance
- Die Darstellung der „donna di palazzo“ in Castigliones „Il Libro del Cortegiano“
- Die Bedeutung von Bildung und Erziehung für die Frau
- Die Gleichstellungsthemen in Castigliones Werk
- Der Vergleich von Castigliones Idealbild mit anderen Erziehungsschriften der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Rolle der Frau in der Renaissance. Sie zeigt auf, dass die Frau der Renaissance in der Regel eine untergeordnete Rolle einnahm, obwohl es an den Höfen und in den Häusern der führenden Patriziergeschlechter eine gewisse geistige Gleichbefähigung gab.
Das erste Kapitel analysiert den Aufbau und Inhalt des dritten Buches von Castigliones „Il Libro del Cortegiano“. Es wird die Rolle der Hofdame im höfischen Leben beleuchtet und die Bedeutung der „raggionamenti d'amore“ für die Darstellung der Frau im Werk hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Rollenverständnis der Frau in der Renaissance. Es werden die kirchliche Meinung, die philosophische Argumentation und die medizinische Beurteilung der Frau in dieser Zeit beleuchtet.
Das dritte Kapitel untersucht die Erziehung der Frau in der Renaissance. Es werden Erziehungsschriften des 14. und 15. Jahrhunderts sowie die Meinung des 16. Jahrhunderts, vertreten durch Juan Luis Vives, analysiert. Darüber hinaus wird das Streben der Frau nach Bildung und Castigliones Beitrag zur „Frauenfrage“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „donna di palazzo“, die Erziehung der Frau in der Renaissance, Castigliones „Il Libro del Cortegiano“, die Gleichstellungsthemen, die „raggionamenti d'amore“ und die Rolle der Frau im höfischen Leben.
- Quote paper
- Josephine Klingebeil (Author), 2007, Castigliones "Libro del Cortegiano" Libro III "La donna di Palazzo" im Kontext der Erziehungsschriften für das weibliche Geschlecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113207