Die Arbeit soll die Chancen, sowie die Risiken, welche sich durch Krypto-Token als alternative Finanzierungsform ergeben, untersuchen. Hieraus abgeleitet und um das Phänomen der Finanzierung eines Startups durch Krypto-Token genauer zu untersuchen, ergibt sich als übergeordnete Forschungsfrage: Welche Chancen und Risiken ergeben sich durch Krypto-Token als alternative Finanzierungsform für deutsche Startups? Im Verlauf des einleitenden Kapitels wird auf den Stand der Forschung & Forschungslücken und die Zielsetzung eingegangen, sowie der Aufbau der Masterarbeit aufgezeigt.
Im zweiten Kapitel wird zu Beginn der Startup Begriff definiert und abgegrenzt. Weiter wird auf den Einfluss der Startups im Kontext zur Wirtschaft eingegangen und abschließend werden die gängigsten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups und die damit verbundenen Finanzierungsentscheidungen erläutert. Im dritten Kapitel wird zunächst auf die zugrundeliegende Technologie, die Blockchain und deren wichtigsten Anwendungsgebiete Kryptowährungen und Smart Contracts eingegangen. Im Anschluss daran werden die verschiedenen Tokenarten, das Potenzial von Krypto-Token und die Krypto-Token-basierten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups erläutert. Abschließend wird der Ablauf von Krypto-Token als Finanzierungsalternative für Startups dargestellt.
Mithilfe des qualitativen Ansatzes soll das vierte Kapitel ein tiefergehendes Verständnis der Krypto-Token im Startup Kontext schaffen, welches aus den subjektiven Gedanken und Einschätzungen der Startups gewonnen werden sollen, um neues Wissen und Verständnis zu schaffen. Im fünften Kapitel werden die Ergebnisse der Experteninterviews erarbeitet und anschließend im sechsten Kapitel zusammengefasst und diskutiert. Das siebte Kapitel beinhaltet das Fazit.
Inhaltsverzeichnis
I. Abstract
II. Abbildungsverzeichnis
III. Tabellenverzeichnis
IV. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Stand der Forschung & Forschungslücken
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2. Startups
2.1 Definitionen & Abgrenzung
2.2 Der Einfluss von Startups auf die Wirtschaft
2.3 Startup-Finanzierung
2.4 Finanzierungsentscheidungen - Startups
3. Krypto-Token
3.1 Blockchain-Technologie & Anwendungsgebiete
3.1.1 Blockchain
3.1.2 Kryptowährungen
3.1.3 Smart Contracts
3.2 Arten von Token
3.2.1 Payment Token
3.2.2 Security Token
3.2.3 Utility Token
3.2.4 Asset-backed Token
3.3 Das Potenzial von Krypto-Token
3.3.1 Exkurs: Startup-Challenges
3.3.2 Das Potenzial von Krypto-Token für Startups
3.3.3 Zusammenfassende Gegenüberstellung des Potenzials von Krypto-Token in Bezug auf Startups
3.4 Krypto-Token-basierte Finanzierungsmöglichkeiten für Startups
3.4.1 Initial Coin Offering (ICO) & Abgrenzung zu anderen Finanzierungsalternativen am Beispiel ICO
3.4.2 Security Token Offering (STO)
3.4.3 Initial Exchange Offering (IEO)
3.4.4 Continuous Security Offering (CSO)
3.4.5 Zusammenfassung der Vor- und Nachteile durch Krypto-Token-basierte Finanzierungsmöglichkeiten für Startups
3.5 Der Ablauf von Krypto-Token als Finanzierungsalternative für Startups
3.5.1 Vorbereitung & Whitepaper
3.5.2 Marketing
3.5.3 Pre-sale & public-sale
3.5.4 Zusammenfassende Herausforderungen in Bezug auf die Durchführung von Krypto-Token
4. Methodologie
4.1 Untersuchungsdesign
4.2 Datenerhebung
4.3 Stichprobe & Expertenauswahl
4.4 Durchführung der Experteninterviews
4.5 Aufbereitung der Daten
4.6 Datenanalyse
5. Erarbeitung & Darstellung der Ergebnisse
5.1 Entscheidungskriterien deutscher Startups im Hinblick auf Krypto-Token Finanzierung
5.2 Vorteile durch Krypto-Token Finanzierung für deutsche Startups
5.3 Nachteile durch Krypto-Token Finanzierung für deutsche Startups
5.4 Herausforderungen für deutsche Startups bei der Durchführung von Krypto-Token Finanzierungen
5.5 Chancen durch Krypto-Token Finanzierung für deutsche Startups
5.6 Risiken durch Krypto-Token Finanzierung für deutsche Startups
6. Zusammenfassung & kritische Diskussion der Ergebnisse
6.1 Entscheidungskriterien für deutsche Startups im Hinblick auf eine Finanzierung mit Krypto-Token
6.2 Vor- und Nachteile für deutsche Startups durch die Finanzierung mit Krypto-Token
6.3 Herausforderungen für deutsche Startups bei der Durchführung von Krypto-Token als Finanzierungsalternative
6.4 Chancen und Risken durch Krypto-Token als alternative Finanzierungsform für deutsche Startups
6.5 Ganzheitliche Gegenüberstellung der Erkenntnisse
7. Fazit
7.1 Beitrag für die Praxis & Wissenschaft
7.2 Limitation & weiterführende Forschungen
8. Literaturverzeichnis
9. Anhang
A Interviewleitfaden
B Einverständniserklärung
C Transkription der Experteninterviews*
D Kategorienübersicht & Kategoriensystem
E Extrahiertes Material & Paraphrasierung
F Vertrauliche Dokumente
G Anmerkung
H Abbildungen
I. Abstract
There are currently a variety of financing options for startups to finance the company. However, it is problematic that many startups fail due to a lack of funding. In the course of blockchain technology, crypto tokens were developed, which can be used as an alternative financing variant for startups. It is necessary to understand this new financing variant and, in particular, to identify the potential and challenges with regard to the startups. This results in the overarching research question for this master's thesis: "What opportunities and risks arise from crypto tokens as an alternative form of financing for German startups?". In addition, 3 further partial research questions were derived from the existing research gaps and the literature in order to substantiate the research. The aim of the work is to combine the existing literature with practice and to generate new knowledge from it. In order to answer the research question and the partial research questions, a qualitative study was carried out on the basis of expert interviews. The information and data obtained are processed and evaluated using a qualitative content analysis according to Mayring. The research results show that community, financing and technology could be identified as opportunities through the investigation, which also coincide in terms of content with the theoretical preliminary considerations. Furthermore, negative image, business compatibility, regulations, failure and target group: acceptance & dependency could be identified as risks by the underlying research, whereby the risks business compatibility, failure and target group: acceptance & dependency are to be classified as new findings. In addition, it emerges that the opportunities and risks from the literature and the research results partly overlap thematically or in terms of content with the results of the partial research questions. Further research could relate to European or global differences and relationships, as the present study is aimed at German startups.
II. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: (große Darstellung im Anhang)
Abbildung 2: (große Darstellung im Anhang)
III. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht - Chancen und Risiken von Krypto-Token für Startups
Tabelle 2: Vor- und Nachteile von Krypto-Token-basierten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups anhand der Literatur
Tabelle 3: Generalisierte Vor- und Nachteile von Krypto-Token-basierten Finanzierungsmöglichkeiten für Startup
Tabelle 4: Herausforderungen bei der Durchführung von Krypto-Token Finanzierung für Startups
Tabelle 5: Expertenübersicht
Tabelle 6: Zusammenfassung: Vor- und Nachteile von Krypto-Token-basierten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups
Tabelle 7: Vorläufige Kategorienübersicht
Tabelle 8: Finalisierte Kategorienübersicht
IV. Abkürzungsverzeichnis
BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen
BIP Bruttoinlandsprodukt
CSO Continuous Security Offering
DeFi Dezentralisierte Finanzierung
DLT Distributed-Ledger-Technologie
DSGVO Datenschutz-Grundverordnung
ICO Initial Coin Offering
IEO Initial Exchange Offering
ILP Initial Loan Procurement
IOT Internet of Things
IPCO Initial Public Coin Offering
IPO Initial Public Offering
ITO Initial Token Offering
KYC Know Your Customer
STO Security Token Offering
VC Venture Capital
1. Einleitung
“The blockchain is an incorruptible digital ledger of economic transactions that can be programmed to record not just financial transactions but virtually everything of value” (Tapscott & Tapscott, 2021).
Die Blockchain Technologie beinhaltet ein enormes Potenzial und befindet sich bislang erst am Anfang der Entwicklungen. Sie bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten beispielsweise im Gesundheitswesen durch Gesundheitsplattformen oder durch dezentrale Architekturen, um Algorithmen von künstlichen Intelligenzen zu managen (Li et al., 2019, S. 204-205). Weiter ergibt sich durch die Technologie die Möglichkeit Vermögenswerte zu Tokenisieren und Finanzierungstoken für Startups zu schaffen, damit diese Ihre Projekte mit Token finanzieren können (Chen, 2018, S. 1-3). Zudem sind die Forschungen in den Bereichen Startups und Tokenisierung von Vermögenswerten derzeit allgegenwärtig und aktuell. Dies ist daraus abzuleiten, dass sich verschiedene Forschungseinrichtungen und Forscher derzeit mit den genannten Themengebieten beschäftigen und laufend neue Publikation veröffentlicht werden. Als Beispiel für die aktuelle Startup Forschung kann die Academy of Management aufgeführt werden. Diese hat die Verteilung von Eigentumsverhältnissen zwischen den Startup Mitgliedern untersucht und führen auf, dass eine ungleiche Eigentumsverteilung der Mitglieder zu mehr Innovation und Schaffung von mehr erfinderischen Neuheiten beiträgt (Mueller et al., 2020, S. 1-6). In Bezug auf die Tokenisierung von Vermögenswerten kann beispielsweise auf eine aktuelle Forschung zur Tokenisierung von Immobilien aufgeführt werden, wodurch Blockchain-basierte Lösungen von Ethereum erläutert werden, welche die bestehenden Immobilien-Investition-Systeme effizienter gestalten können (Gupta et al., 2020, S. 87-90). Hinzu kommt, dass bereits einige Studien durchgeführt wurden, um das Potenzial der Blockchain-Technologie, welche auch die Basis für die Tokenisierung von Vermögenswerten ist, zu prognostizieren. Der Studie “Time for Trust“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge, wird die Blockchain-Technologie bis zum Jahre 2030 rund 1,76 Billionen US-Dollar zum globalen BIP beitragen, was einen Anteil von 1,4 Prozent entspricht (PricewaterhouseCoopers, 2020). Ähnliche Ergebnisse spiegeln sich auch in dem Whitepaper vom Unternehmen Plutoneo wider, worin ebenfalls die Entwicklungen der Blockchain-Technologie und auch die Entwicklungen der Tokenisierung von Vermögenswerten mithilfe eines Simulators prognostiziert wurden. Hierbei wurden sogenannte Security Token (Wertmarken mit tokenisierten Rechten, welche Merkmale von Wertpapieren beinhalten) getrennt von Kryptowährungen betrachtet. Hieraus ist ersichtlich, dass der Zuwachs zum Europäischen BIP fast ausschließlich durch Kryptowährungen resultiert. Auf globaler Ebene wird erwartet und prognostiziert, dass sich der Markt für Security Token in der EU zum Jahre 2022 weiter positiv entwickelt und im Jahr 2022 ein Volumen von rund 0,52 Billionen Euro erreicht und dadurch auch den Marktanteil durch Kryptowährung im Jahr 2022 von rund 0,42 Billionen Euro übersteigen wird (Plutoneo, 2020). Aus den dargestellten Studien und Prognosen kann geschlossen werden, dass sich die Blockchain-Technologie und auch die Tokenisierung von Vermögenswerten erst noch am Anfang ihrer Entwicklung befinden und diese zukünftig einen großen Einfluss auf die weltweite Wirtschaft haben wird. Die aktuellen Entwicklungen in der Startup-Szene sind hingegen deutlich problematischer zu sehen. Dies ergibt sich zum einen aus einer Studie von bitkom, welche aufzeigt, dass Startups in Deutschland für die kommenden zwei Jahre zusätzliches Kapital benötigen, dies gaben 71 Prozent der Befragten an. Der durchschnittliche Kapitalbedarf für die kommenden zwei Jahre ist ebenfalls zum Vorjahr auf rund 3,3 Millionen Euro gestiegen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen vor allem durch die Corona-Pandemie wurden die optimistischen Einschätzungen der Startups in Bezug auf die Erfüllbarkeit des benötigten Kapitals vom Frühjahr revidiert, wodurch die Startups allgemein einer erfolgreichen Finanzierung nun deutlich pessimistischer gegenüberstehen (Bitkom e.V., 2020). Zum anderen ergibt sich die Problematik aus einer Untersuchung, welche 101 Startups und dessen Gründe für das “Scheitern” analysiert hat. Hierbei war das Ergebnis, dass ca. ⅓ der Befragten anführen, der Grund des Scheiterns ist auf eine fehlende Finanzierung zurückzuführen (CB Insights, 2020). In der Literatur ist in diesem Kontext oft auch vom “Valley of death” die Rede, hierbei handelt es sich Savaneviciene et al. (2015, S. 1052-1056) zufolge, um eine Finanzierungslücke, welche die Innovations- und Kommerzialisierungsfähigkeit von Startups im Frühstadium betrifft. Außerdem wurden hierzu bereits Untersuchungen durchgeführt, dass beispielsweise Crowdfunding als Form der Finanzierung die Finanzierungslücke von Startups verringern kann (Hervé & Schwienbacher, 2018, S. 1514-1520). Weiter werden die Startups und die Startup Kultur benötigt, um Innovation und neue Ideen zu entwickeln und sind dadurch elementar für das Wachstum der Wirtschaft. Weiter schaffen Startups Arbeitsplätze, fördern den Wettbewerb sowie den Strukturwandel und sind für eine ausgeglichene Machtverteilung auf dem Markt relevant (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2018). Aufgrund der aufgezeigten Studien und den daraus resultierenden Erkenntnissen, dass Startups zunehmend mehr Kapital benötigen, um sich zu finanzieren und fehlende Finanzierung ein häufiger Grund für das Scheitern von Startups ist, könnten die erwähnten positiven Effekte für die Wirtschaft gefährdet sein. Die Tokenisierung von Vermögenswerten, genauer Krypto-Token, könnte jedoch Startups bei der aufgezeigten Problematik zugutekommen, indem die Startups Token ausgeben, um ihr angestrebtes Wachstum zu realisieren und sich durch die alternative Finanzierungsform mit Token zu finanzieren (Gan et al., 2020, S. 914-919). Die vorliegende Arbeit greift die dargestellten Problematiken auf und soll die Chancen, sowie die Risiken, welche sich durch Krypto-Token als alternative Finanzierungsform ergeben untersuchen. Hieraus abgeleitet und um das Phänomen der Finanzierung eines Startups durch Krypto-Token genauer zu untersuchen, ergibt sich als übergeordnete Forschungsfrage - Welche Chancen und Risiken ergeben sich durch Krypto-Token als alternative Finanzierungsform für deutsche Startups? Im weiteren Verlauf dieses einleitenden Kapitels wird im Folgenden auf den Stand der Forschung & Forschungslücken und die Zielsetzung eingegangen, sowie der Aufbau der Masterarbeit aufgezeigt.
1.1 Stand der Forschung & Forschungslücken
In diesem Kapitel wird zunächst kurz auf den Forschungsstand bezüglich Startups und Tokenisierung von Vermögenswerten eingegangen. Anschließend werden spezifische Forschungslücken identifiziert und Teil-Forschungsfragen abgeleitet.
Stand der Forschung - Startups:
Startups sind junge und zumeist noch nicht etablierte Unternehmen, welche eine innovative Geschäftsidee verfolgen und häufig auf externe Finanzierungen angewiesen sind (Achleitner, 2018). In der Literatur werden Startups laufend erforscht, hierbei wurde beispielsweise bereits untersucht, wie sich die Diversität des Teams und deren Erfahrungen auf ein Startup auswirkt. Hierbei wurde festgestellt, dass Ressourcenheterogenität positive Effekte auf die profitable Unternehmensgründung hat (Muñoz-Bullon et al., 2015, S. 80-85). In einer anderen Untersuchung konnte festgestellt werden, dass die Implementierung von Managementsystem in der frühen Startup-Phase zu höherem Wachstum für das junge Unternehmen führt, wodurch auch die organisatorischen Abwicklungen effizienter gehandhabt werden könnten (Davila et al., 2010, S. 79-82). Bezüglich des Investitionskontextes für Startups ist ersichtlich, dass vorhandene Patente die Informationsasymmetrie zwischen dem Startup und einem potenziellen Investor verringern, was zur schnelleren Finanzierung beiträgt (Conti et al., 2013, S. 592-595). Weiter wurden bereits alternative Finanzierungsformen wie das Crowdfunding im Startup Kontext als mögliche Finanzierungsquelle analysiert und auch dargestellt welche Crowdfunding Typ sich für den jeweiligen Startup-Lebenszyklus eignen (Paschen, 2017, S. 179-185).
Stand der Forschung - Tokenisierung von Vermögenswerten:
Durch die Tokenisierung von Vermögenswerten werden Rechte an physischen Vermögenswerten in digitale Token umgewandelt, wodurch verschiedenste Objekte wie Immobilien, Rohstoffe, Wertpapiere und andere Gegenstände tokenisiert werden können. Dies ermöglicht es, dass auch Investoren mit geringem Kapital in diese Güter investieren können (Rudzeyt et al., 2020, S. 1-6). Hierzu wurde in der Literatur bereits erforscht, wie beispielsweise ein Geschäftsmodell charakterisiert werden muss, damit eine Plattform für den Finanzmarkt implementiert werden kann, um Vermögenswerte zu tokenisieren (Davydov & Khalilova, 2019, S. 2-5). Andere Forschungen hingegen beschäftigten sich zudem mit der Anwendung der Tokenisierung im Bereich IOT wodurch unveränderliche digitale Zwillinge für industrielle IOT-Anwendungen generiert werden können (Mazzei et al., 2020, S. 432-436). Aufgrund der vielfältigen Anwendungen durch die Blockchain Technologie sind daher die Forschungen in der Literatur breit gestreut, jedoch kann mit Bezug zur Tokenisierung noch aufgeführt werden, dass bereits viele Forschungen in Bezug auf Regulierungen von Tokens durchgeführt wurden und werden, da je nach Art des Tokens länderspezifische Regulierungen vorgenommen werden und diese teilweise Prospektpflichtig sein könnten (Hacker & Thomale, 2018, S. 645-650).
Forschungslücken & Teil-Forschungsfragen:
Aufgrund des dargestellten Literatur-Überblicks wird deutlich, dass die Forschungen in den Bereichen sehr aktuell sind und bereits wichtige Erkenntnisse für die Wissenschaft geliefert wurden. Als Forschungslücke kann jedoch aufgeführt werden, dass zwar beispielsweise Initial Coin Offering (ICO) als Finanzierungsmöglichkeit für Startups untersucht wurde, hier jedoch nur Ähnlichkeiten zu klassischem Crowdfunding und Venture-Märkten identifiziert wurden (Ante et al., 2018, S. 80). Weiter wurde bereits die Wirtschaftlichkeit von Blockchain Technologien untersucht und aufgeführt, dass diese zur Verminderung von Transaktionskosten und Informationsasymmetrie beitragen können (Ahluwalia et al., 2020, S. 1). Außerdem existieren in der aktuellen Literatur bereits diverse Untersuchungen zu ICO‘s, was eine unregulierte Methode des Crowdinvestings darstellt (Chohan, 2017, S. 1-3). Hierbei wurde beispielsweise bereits herausgefunden, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit von ICO`s unter anderem von der Verfügbarkeit der Codequelle und der Organisation eines Token Vorverkaufs höher ist (Adhami et al., 2018, S. 64-75). Eine andere Forschung hingegen hat bereits untersucht, wie ICO`s in der Praxis von Webseiten bewerten werden und festgestellt, dass dies beispielsweise abhängig von den Schlüsselinformationen ist (Hartmann et al., 2018, S. 36-38). In der Forschung wurden zudem bereits Entscheidungsdimensionen untersuchte, welche als Motivator der Startups gelten, um ICO`s durchzuführen (Schückes & Gutmann, 2020, S. 9-16). Als Forschungslücke kann hier jedoch aufgeführt werden, dass sich die Literatur bislang nicht damit auseinandergesetzt hat, welche Kriterien allgemein für Startups, in Bezug auf die Entscheidungskriterien von Krypto-Token als mögliche Finanzierungsform von Bedeutung sind. Daraus abgeleitet ergibt sich die erste Teil-Forschungsfrage (TF1) - Welche Kriterien sind für deutsche Startups im Hinblick auf die Entscheidung für eine Finanzierung mit Krypto-Token relevant?
In einem anderen Forschungskontext werden ICO`s in der Literatur als attraktive Finanzierungsmöglichkeit dargestellt, um Projekte zu finanzieren. Dies haben den Vorteil, dass sie eine besonders leichte, sowie günstige Art der Finanzierung darstellen und eine aktive Kommunikation mit der potenziellen Zielgruppe bieten (Daneeva, 2018, S. 248-249). Im Kontext zu Startups wird durch die Literatur angeführt, dass ICO’s aufgrund der Schnelligkeit, den niedrigen Kosten und den geringen Compliance-Anforderungen vorteilhaft sind (Boulianne & Fortin, 2020, S. 419-420). Zudem bieten auch STO`s (Security Token Offering) einige Vor- und Nachteile. Sie können einerseits die Eigentumsverhältnisse repräsentieren und können die Eigentumsverwaltungskosten reduzieren. Andererseits bestehen Nachteile im Hinblick der Regulierungen (Momtaz, 2021, S. 3-8). Daraus kann abgeleitet werden, dass sich die Literatur zwar bereits mit den Vor- und Nachteilen von Krypto-Token auseinandergesetzt hat, jedoch im praktischen Kontext mit Startups noch keine Erkenntnisse existieren, um festzustellen, ob Startups die Vor- und Nachteile der Literatur auch tatsächlich als solche einschätzen oder ob es hier unterschiedliche Auffassungen zwischen Theorie und Praxis gibt. Diese Problematik soll aufgegriffen werden, woraus sich folgende zweite Teil-Forschungsfrage (TF2) ergibt - Welche Vor- und Nachteile ergeben sich für deutsche Startups durch die Finanzierung mit Krypto-Token?
Weiter wird in der Literatur zu ICO`s unter anderem bereits über den Prozess der Integration eines ICO in Unternehmen berichtet. Hierbei werden die benötigten Schritte wie beispielsweise das Whitepaper, das Marketing oder auch die zukünftige Unternehmensform genannt, um ein ICO durchzuführen, dargestellt (Hahn & Wons, 2018, S. 17-23). Welche Hürden und Probleme sich jedoch beim Ablauf eines Krypto-Tokens als Finanzierung für ein Startup ergeben, kann hierbei nur abgeleitet werden, da beispielsweise ein STO, welcher im Grunde ein ICO jedoch mit anderen Rechten ist, auch aufwendiger ist (Miglo, 2019, S. 1-4), was im Hinblick auf die begrenzten Ressourcen von Startups (Freiling & Harima, 2019, S. 173-199) zu Problemen bei der Durchführung des Krypto-Tokens als Finanzierungsalternative führen könnte. Darauf aufbauend ergibt sich die dritte Teil-Forschungsfrage (TF3) - Welche Herausforderungen müssen deutsche Startups bei der Durchführung von Krypto-Token als Finanzierungsalternative bewältigen?
1.2 Zielsetzung
Ziel der Arbeit ist es zum mithilfe einer empirischen Untersuchung die theoretischen Erkenntnisse aus der Literatur und derzeitigen Forschung mit der Praxis zu verbinden. Insbesondere soll hier die Technologie der Blockchain, genauer die Krypto-Token im Kontext zu jungen Unternehmen, auch Startups, untersucht werden. Weiter sollen Einschätzung der Startups in Bezug auf die Technologie gewonnen werden, woraus Chancen und Risiken der Technologie mit den Erkenntnissen aus der Literatur abgeglichen werden sollen, um bestehende Übereinstimmungen oder Unterschiede zu identifizieren und den Forschungsstand weiterzuentwickeln. Zum anderen soll herausgefunden werden, welche Entscheidungskriterien im Hinblick auf eine Krypto-Token Finanzierung für Startups von Bedeutung sind. Hierbei ist das Ziel neue Erkenntnisse zu gewinnen, welche zur zukünftigen Entwicklung und Weiterentwicklung der Krypto-Token beitragen könnten, um auf die Bedürfnisse der Startups, mithilfe der Technologie, systematisch eingehen zu können. Weiter sollen bereits bestehende Erkenntnisse über Finanzierung durch Krypto-Token aufgearbeitet und im Kontext zu Startups gesetzt werden. Implizierte Vor- und Nachteile über die Startup Finanzierung mit Krypto-Token auf Basis der Literatur sollen daraus abgeleitet und durch die gewählte Forschungsmethodik mit den Erkenntnissen durch die Startups abgeglichen werden. Außerdem sollen implizierte und tatsächliche Hürden bei der Durchführung von Krypto-Token Finanzierungen erörtert werden, um auch hier einen Beitrag zur Forschung zu leisten, damit die Technologie weiterentwickelt werden kann und das ganzheitliche Verständnis im anvisierten Forschungsgebiet zunimmt. Mit dieser wissenschaftlichen Arbeit soll die Forschung im neuen Themengebiet der Tokenisierung von Vermögenswerten und der Möglichkeit der Krypto-Finanzierung ergänzt werden und die bestehende Lücke, der fehlenden Verbindung zwischen der Theorie und der praktischen Anwendung geschlossen, sowie auch neue Erkenntnisse gewonnen werden. Dadurch soll die Forschung weiter vorangetrieben und aus den resultierenden Ergebnissen weitere Untersuchungsmöglichkeiten für zukünftige Forschungen aufgezeigt werden, um dem ganzheitlichen Verständnis der alternativen Finanzierung mit Krypto-Token einen Schritt näherzukommen.
1.3 Aufbau der Arbeit
Zum Beginn dieser wissenschaftlichen Arbeit wird zunächst auf Startups eingegangen. Dabei werden Startups definiert und eine Abgrenzung zu anderen Unternehmen vorgenommen und der Einfluss für die Wirtschaft durch Startups aufgezeigt. Weiter werden die gängigsten Finanzierungsvarianten abgebildet und auf Finanzierungsentscheidungen von Startups eingegangen. Im Anschluss werden im Kapitel Krypto-Token, diese grundsätzlich beschrieben und die Blockchain als Technologie im Hintergrund, sowie die wichtigsten Anwendungsgebiete von Blockchain zum besseren Verständnis der Thematik dargestellt. Weiter werden die verschiedenen Krypto-Arten, das Potenzial von Krypto-Token, sowie Krypto-Token-basierte Finanzierungsmöglichkeiten für Startups näher erläutert. Das Kapitel Krypto-Token wir mit der Darstellung des Ablaufs einer Krypto-Token Finanzierung, welche die wesentlichen Durchführungsschritte aufzeigt abgeschlossen. Im Nächsten Schritt wird die Methodik der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit aufgezeigt und hierbei auf das Untersuchungsdesign, die Datenerhebung, die Stichprobe & Expertenauswahl, die Durchführung der Interviews, sowie die Datenaufbereitung und Datenanalyse der qualitativen Forschung, welcher dieser Arbeit zugrunde liegt, näher eingegangen. Im Anschluss werden die Ergebnisse der Forschung dargestellt und diese in weiterer Folge diskutiert, sowie interpretiert. Zum Abschluss der wissenschaftlichen Arbeit werden die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst und der Beitrag zur Praxis & Wissenschaft angeführt, sowie die Limitationen & Vorschläge für zukünftige Forschungen dargestellt.
2. Startups
In diesem Kapitel wird zu Beginn der Startup Begriff definiert und abgegrenzt. Weiter wird auf den Einfluss der Startups im Kontext zur Wirtschaft eingegangen und abschließend werden die gängigsten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups und die damit verbundenen Finanzierungsentscheidungen erläutert.
2.1 Definitionen & Abgrenzung
In der Literatur finden sich viele unterschiedliche Definitionen, um Startups zu beschreiben.
Den Autoren Grichnik und Gassmann (2013, S. 54) zufolge, handelt es sich bei Startups um junge, nicht etablierte Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee, welche mit niedrigem Startkapital gegründet werden. Einer anderen Definition zufolge sind Startups im weiten Sinne junge Unternehmen in der Gründungsphase auf der Suche nach einer Finanzierung und im engeren Sinne werde sie als junge, innovative Wachstumsunternehmen im Tätigkeitsbereich des Internets dargestellt (Hahn, 2018, S. 3-4). In der Praxis ergibt sich für Startups als Definition ein vor kurzem gegründetes Unternehmen mit Wachstumspotential und einer innovativen Geschäftsidee (Business Insider, 2020).
Für die vorliegende wissenschaftliche Arbeit werden Startups in Anlehnung an die dargestellten Ausführungen als junge, innovative Unternehmen mit Wachstumspotential, welche in der Regel ein geringes Kapital besitzen und einen Finanzierungsbedarf aufweisen, definiert.
In Abgrenzung zu Startups finden sich Deutschland unterschiedliche Arten der Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen. Außerdem werden Existenzgründung, Selbstständigkeit und Unternehmensgründung häufig als Synonym verwendet, welche jedoch jeweils eine eigene Bedeutung besitzen. Die Selbstständigkeit beschreibt als Oberbegriff alle wirtschaftlichen Tätigkeiten, welche auf Risiko und Rechnung des Selbstständigen durchgeführt werden. Bei einer Existenz- oder Unternehmensgründung handelt es sich im Vergleich zu den freien Berufen um eine gewerbliche Gründung. Der Unterschied zwischen Existenz- und Unternehmensgründung besteht darin, dass ersteres eine Realisierung der unternehmerischen Selbstständigkeit einer natürlichen Person beschreibt und die Unternehmensgründung auf die Schaffung einer neuen und selbstständigen Wirtschaftseinheit, das Unternehmen, gerichtet ist (Olschewski, 2015, S. 12–14). Die Unternehmensgründung wiederum kann auf Basis, der zu Beginn des Kapitels dargestellten Definition von Startups differenziert werden, wodurch klassische Unternehmensgründungen, der genannten Definition nicht entsprechen und Startup Gründungen in die dargestellte Definition einzuordnen sind.
2.2 Der Einfluss von Startups auf die Wirtschaft
Startups haben einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft, auf die zukünftigen Entwicklungen und schaffen zudem neue Arbeitsplätze. Neugründungen von Unternehmen haben eine hohe arbeitsmarktpolitische Relevanz, da diese zu neuen Arbeitsplätzen führen. Die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze und deren Art ist jedoch abhängig von der jeweiligen Form der Gründung. Die Anzahl an Gründungen von innovativen Startups im Vergleich zu Existenzgründern ist zwar geringer, jedoch beinhalten die Startups das Potenzial deutlich mehr Arbeitsplätze zu schaffen als Existenzgründer (Olschewski, 2015, S. 9–10). Hierbei konnte in einer Untersuchung festgestellt werden, dass der erste positive Effekt in Bezug auf den Beschäftigungsanstieg unmittelbar mit der Gründung eines Startups zusammenhängt. Der Höhepunkt dieses Effekts und damit die Anzahl an neuen Arbeitsplätzen wird der Untersuchung zufolge nach 8 Jahren erreicht (Neumann, 2020, S. 10-12). Außerdem bringen Startups neue Impulse und Ideen in die Märkte, sie sorgen für Bewegungen im Markt und Modernisierungen. Weiter führen disruptive Ansätze zum Wandel von tradierten Strukturen und stellen häufig den derzeit geltenden Rechtsrahmen infrage, was häufig zur Überarbeitung und Weiterentwicklung der Märkte und des rechtlichen Rahmens führt und weitere Innovation hervorbringen beziehungsweise (bzw.) dafür den Weg ebnen kann. Außerdem sorgt ein innovatives Startup für mehr Wettbewerb in einer Branche und dies resultiert in einer höheren Produktivität, was zu einem Wirtschaftswachstum beiträgt. Startups sind also ein wichtiger Treiber für die Wirtschaft, für Technologien und letztlich auch für den Wohlstand in einer Volkswirtschaft (BMWi, 2018, S. 26-27). Hinzu kommt, dass der Literatur zufolge innovative Unternehmensgründungen also Startups auch von Erkenntnissen aus der Wissenschaft profitieren, wodurch dies in neue Produkte umgewandelt wird. Weiter tragen innovative Startups mehr zum wirtschaftlichen Zuwachs bei, als alternative Gründungen und dieser Beitrag ist am höchsten, wenn es sich hierbei um ein innovatives, wissensintensives und Technologie-intensives Startup handelt (Neumann, 2020, S. 13-15).
2.3 Startup-Finanzierung
Die Wahl der Finanzierungsform im Zuge einer Startup Gründung spielt eine besondere Rolle für Startups, da diese die Basis einer erfolgreichen Gründung ist und einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens hat (Kailer et al., 2014, S. 59). Die Auswahl der geeigneten Finanzstruktur hat eine maßgebliche Bedeutung im Hinblick auf eine Unternehmenswertsteigerung und auf die Bewertung eines potenziellen Exits. Außerdem soll die Finanzierungsform die Liquidität sicherstellen und diese beeinflusst zusätzlich die Wachstumsgeschwindigkeit des Startups, da von der Finanzierungsform abhängt, ob sich die Gründer regelmäßig mit neuem Kapital versorgen müssen oder ob sich diese auf das Kerngeschäft konzentrieren können (Hahn, 2018, S. 33). Je nach Vorhaben können verschiedene Finanzierungsformen in Betracht gezogen werden, welche anschließende bewertet werden müssen, um einen Mehrwert für die zukünftige Unternehmensentwicklung zu bieten. Hierbei ist beispielsweise die geplante Ertragslage ein wichtiger Faktor, welcher berücksichtigt werden muss, um die dazu passende Finanzierungsform zu identifizieren (Kailer et al., 2014, S. 59–61). Je nachdem wie die Kapitalaufbringung ausgestaltet wird, hat dies starke Auswirkungen auf wirtschaftliche und steuerliche Sachverhalte. Die Ausgestaltung der Finanzierung steht jedem Unternehmen frei und Bedarf in der Regel eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik, um eine geeignete Auswahl zu treffen (White & Wittmann, 2014, S. 65). Im Folgenden werden die gängigsten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups mit den wesentlichen Inhalten in reduzierter Form dargestellt.
Selbstfinanzierung (ohne Eigenkapital):
Das Startup verfügt über kein Eigenkapital und finanziert sich bei dieser Finanzierungsart nur durch die angebotenen Leistungen oder Dienstleistungen, welche sich aus der Geschäftsidee heraus ergeben (Hahn, 2018, S. 21). Die Gründer können hierbei nicht auf klassische Finanzierungsformen zurückgreifen und bedienen sich an anderen Möglichkeiten, um das Unternehmen aufzubauen. Hierbei könne die Gründer beispielsweise ohne Entlohnung für Ihr Startup arbeiten oder sich mit einem anderen Job absichern (Kollmann, 2013, S. 12-14).
Privat Equity:
Insbesondere in der Wachstumsphase können Startups eine Privat Equity Finanzierung anstreben, um dadurch das Wachstum mithilfe des Beteiligungskapitals zu finanzieren. Hierzu hat das Startup idealerweise bereits den operativen Vertrieb aufgenommen und kann eine Nachfrage der Produkte bzw. der Dienstleistung, sowie eine Etablierung am Markt verzeichnen. Durch eine Privat Equity Finanzierung kann das Startup den Break-Even-Point überwinden und das Wachstum weiter ausbauen. Die Investoren sind hierbei am Unternehmen beteiligt und verfolgen das Ziel, eine Wertsteigerung ihrer Anteile zu erreichen, welche mit Gewinnen in der Zukunft veräußert werden sollen. In der Praxis ist diese Art der Finanzierung als Management Buy-Out, Management Buy-In, Leverage Buy-Out oder auch als Rekapitalisierung zu finden (Hahn, 2018, S. 63).
Venture Capital:
Venture Capital bezeichnet eine Beteiligungsfinanzierung an sehr jungen Unternehmen, beispielsweise Startups, welche für den Investor mit hohen Gewinnchancen aber auch hohem Verlustpotenzial verbunden ist (Börner & Grichnik, 2005, S. 90). Die Finanzierung ist hierbei zeitlich begrenzt und der Kapitalgeber erhält in dieser Zeit keine Dividenden, wodurch auf eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals verzichtet wird. Die Intention des Venture Capital Investors liegt darin, dass er am Ende des Anlagezeitraums mit einem positiven Gewinn aussteigen kann, indem das gesamte Unternehmen verkauft wird und der Investor dadurch Teile des Gewinns erhält oder das Unternehmen mithilfe eines Börsengangs die Beteiligung des Investors handelbar macht. Neben der finanziellen Unterstützung beteiligt sich der Investor, aufgrund der Unternehmensbeteiligung und den damit verbundenen Kontroll- und Mitspracherechten, auch an der Entwicklung des Unternehmens, um dies weiter aufzubauen. Hierbei bringt der Kapitalgeber sein Knowhow, Sachmittel und sein Netzwerk in das Unternehmen ein (Breuer, 2001, S. 514-517).
Business Angels:
Unter einem Business Angel ist eine Privatperson zu verstehen, die häufig in der Frühphase eines Startups, in das Unternehmen investiert und hierbei Knowhow und Kapital bereitstellt.
Durch eine Beteiligung am Unternehmen profitiert der Business Angel durch den Wertzuwachs, welcher durch das Startup generiert wird. Aufgrund dessen, dass ein Business Angel im Normalfall allein agiert, kann dieser das benötigte Kapital schneller zur Verfügung stellen als beispielsweise VC (Hahn, 2018, S. 46).
Darlehen und Kredite:
Diese Finanzierungsform zeichnet sich dadurch aus, dass der Kapitalgeber eine sogenannte Gläubigerstellung innehat und der Gläubiger kein Mitspracherecht erhält. Ein Fremdkapitalgeber besitzt daher nur das Recht auf eine Rückzahlung des Kreditbetrags und hierbei auf die vereinbarten Tilgungs- und Zinszahlungen, welche das Unternehmen unabhängig von der Unternehmensentwicklung, also auch bei Verlusten, aufbringen muss. Jedoch hat der Kapitalgeber bei einem Kredit oder Darlehen keinen Anspruch auf Gewinnbeteiligungen oder dem Vermögenszuwachs des Unternehmens (Kailer et al., 2014, S. 63-64). Kredite und Darlehen zeichnen sich dadurch aus, dass diese Sicherheiten benötigen, einer Verzinsung unterliegen und befristet sind (Kollmann & Kuckertz, 2003, S. 32).
Mezzanin Finanzierung:
Eine Mezzanin Finanzierung besteht aus Eigen- und Fremdkapital und kann daher als eine Mischform mit einem hybriden Charakter gesehen werden (Kollmann, 2013, S. 17). Abhängig von der Ausgestaltung können diese entweder eine eigenkapitalähnliche oder eine fremdkapitalähnliche Struktur aufweisen. Diese Art der Finanzierung stellt einen attraktiven Mittelweg zwischen Risiko und Rendite dar. Gründer profitieren davon, dass eine Mezzanin Finanzierung günstiger ist als eine reine Eigenkapitalfinanzierung und das hierdurch einer Verwässerung der Anteile vorgebeugt werden kann. Investoren haben hierbei sowohl die Möglichkeit von der Wertsteigerung zu profitieren und variable Rückzahlung zu vereinbaren (Kollmann & Kuckertz, 2003, S. 17-18). Kennzeichen einer Equity Mezzanin Finanzierung also einer eigenkapitalähnliche Finanzierungsform sind beispielsweise erfolgsabhängige Vergütungen, Verlustbeteiligungen, unbefristete Laufzeiten oder vereinbarte Nachrangigkeiten im Insolvenzfall. Merkmale einer Debit Mezzanine Finanzierung, auch als fremdkapitalähnliche Finanzierung bezeichnet, sind hingegen eine befristete Laufzeit, vereinbarte Zinszahlungen und ein fest vereinbarter Rückzahlungsanspruch (Becker, 2010, S. 222).
Crowdfunding:
Grundsätzlich beschreibt Crowdfunding eine Finanzierung eines unternehmerischen Projekts oder Vorhabens, das mit monetären Mitteln realisiert werden soll. Weiter sind hierbei eine Vielzahl an Unterstützer beteiligt, die Anhand von standardisierten Finanzierungsverträgen in individuellen Höhen investieren können. Die Abwicklung der Prozesse findet zudem ausschließlich über eine internetbasierte Plattform statt. Crowdfunding kann daher als eine bankenunabhängige und alternative Finanzierungsform angesehen werden (Günther & Riethmüller, 2019, S. 3-7). Crowdfunding wird unter anderem auch als Schwarmfinanzierung bezeichnet und beinhaltet 3 wesentliche Akteure: Startups, Investoren und die Crowdfunding-Plattform. Die Startups befinden sich zumeist in der Frühphase, um mittels Crowdfunding ihre Produkte bzw. das Geschäftsmodell zu finanzieren (Hahn, 2018, S. 190-191). Das Ziel hierbei ist, die Idee oder das Projekt mit fremden Quellen zu finanzieren, da dies nicht aus eigener Kraft realisiert werden kann. Hierzu wird das Projekt vorgestellt und um Unterstützung gebeten. Damit dies funktioniert wird die Crowd, also eine Vielzahl an Personen benötigt, welche das Projekt mit Kapital unterstützt (Schramm & Carstens, 2014, S. 6). Die Crowdfunding-Plattform ist der Vermittler zwischen der Angebots- und Nachfrageseite, also zwischen Startups und Investoren. Die Plattform stellt hierbei die Prozesse und das technische Knowhow zur Verfügung und kann außerdem das Projekt mit Marketingmaßnahmen unterstützen (Hahn, 2018, S. 191-192).
2.4 Finanzierungsentscheidungen - Startups
Die Entscheidungen bzw. die Auswahl der Finanzierungsform hat einen erheblichen Einfluss auf das junge Unternehmen. Damit ein Startup seine Tätigkeiten durchführen und den operativen Betrieb aufnehmen kann werden finanzielle Ressourcen benötigt, welche vom Unternehmen bereitgestellt werden müssen. Die Entscheidung bezüglich der Finanzierungsform und dem Einsatz zwischen Eigen- und Fremdkapital haben einen Einfluss auf den Geschäftsbetrieb, die Unternehmensperformance, das Ausfallrisiko und das Potenzial Expansionen durchzuführen (Cassar, 2004, S. 272). Ein wichtiger Unterschied zwischen Startups und beispielsweise börsenorientierten Unternehmen ist, dass Startups wenig bis keine Information über das Unternehmen bereitstellen können (Coleman et al., 2014, S. 107), wodurch sich die Finanzierung des Unternehmens zumeist schwieriger gestaltet (Cassar, 2004, S. 273-274). In einer Untersuchung konnte bereits festgestellt werden, welche Faktoren bei der Finanzierungsentscheidung von Startups relevant sind. Zum einen wurde aufgeführt, dass Sicherheit in Form von Sachanlagen oder Produkten mehr zur Überwindung der Informationsasymmetrie beiträgt als charakteristische Eigenschaften der Gründer. Zum anderen wurde auch dargestellt, dass größere Startups einen leichteren Zugang zum Kapitalmarkt haben und dass wertorientierte Unternehmen weniger Fremdkapital im Vergleich zum Eigenkapital besitzen (Coleman et al., 2014, S. 117-124). Eine andere Forschungsarbeit liefert hierbei ähnliche Ergebnisse, welche besagt, dass Startups mit einem Wachstumsziel eher auf Fremdkapital zurückgreifen, um hier von den frühzeitigen Netzwerkeffekten zu profitieren und die Unternehmensentwicklung zu sichern (Cassar, 2004, S. 277-278). Weiter kann aufgeführt werden, dass in der Literatur bereits die Vor- und Nachteile der verschiedenen Finanzierungsarten für Startups aufgezeigt wurden und dass sich hierbei manche Finanzierungsformen, je nach Phase des Unternehmens, besser oder schlechter für das Startup eignen (Oranburg, 2020, S. 59-75). Im Kontext zu Krypto-Token könnten bereits Entscheidungskriterien anhand einer Untersuchung abgeleitet werden, welche für Startups bei der Wahl einer Krypto-basierten Finanzierungsform eine wesentliche Rolle spielen. Hierbei kann aufgeführt werden, dass Startups eine Finanzierung durch ICO`s wählen, da dies eine einfache und attraktive Methode ist, um das benötigte Kapital zu sammeln und dadurch auch eine Gemeinschaft mit den Investoren gebildet werden kann. Außerdem schafft der Trend der Token-Ökonomie neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle für Startups, aber auch persönliche Intentionen der Gründer spielen bei der Entscheidung der Finanzierung mit Krypto-Token eine wichtige Rolle (Schückes & Gutmann, 2020, S. 9-15). Fraglich bleibt jedoch welche Kriterien für Startups tatsächlich im Entscheidungsprozess, insbesondere in Bezug auf neue alternative Finanzierungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Finanzierung des Startups durch Krypto-Token, von Bedeutung sind, da die Untersuchung von Schückes & Gutmann nur auf ICO’s gerichtet ist, Startups aber auch beispielsweise Finanzierungen mittels STO’s oder anderen Krypto-Token Finanzierungsarten durchführen können, was in den Forschungen von Schückes & Gutmann nicht berücksichtigt wurde. Die Literatur bietet zwar erste allgemeine Erkenntnisse und Hilfestellungen zur Entscheidungsfindung bzw. auch Faktoren, welche hierbei einen Einfluss haben an, jedoch konnten keine spezifischen Forschungen im Kontext zu Krypto-Token als Finanzierungsvariante aufgefunden werden, welche diesen Umstand berücksichtigen. Hierbei kann auf die bereits im Kapitel 1 (Kapitel 1.1, S. 11) dargestellte Forschungslücke verwiesen werden, wodurch auch die Forschungsfrage TF1 abgeleitet wurde.
3. Krypto-Token
In der Literatur werden kryptografische Vermögenswerte oft unter dem Sammelbegriff Kryptoassets dargestellt und mit dem Begriff Krypto-Token referenziert (Voshmgir, 2019, S. 139). Hierbei muss außerdem zwischen den Begriffen „Tokenisierung“ und „Token“ unterschieden werden. Bei der Tokenisierung handelt es um eine virtuelle Abbildung eines Wertes bzw. eines Vermögenswerts mit seinen enthaltenden Pflichten, Rechten und möglicher Übertragbarkeit (Weiß, 2019). Tokenisierung stellt daher den Prozess der Unterteilung und Abbildung auf Basis der Blockchain-Technologie dar (OECD, 2020, S. 11). Ein Token ist der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) zufolge eine digitalisierte Form eines Vermögenswerts, dem eine gewisse Funktion oder ein bestimmter Wert zugesprochen werden kann (Weiß, 2019). Weiter werden die Einzelteile durch die Tokenisierung als Token bezeichnet, wodurch eine Einheit in beliebige viele Teile aufgeteilt werden kann und jedem Einzelteil ein Recht, Wert oder eine Pflicht zugrunde liegt (OECD, 2020, S. 11). Weiter stellt ein Token aus technischer Perspektive einen programmierbaren Wert bzw. Vermögenswert oder auch ein Zugriffsrecht dar und dieser Wert oder das Recht wird auf Basis der Blockchain mit einem Smart Contract verwaltet. Token können zum einen digitale Vermögenswerte darstellen und zum anderen auch reale bzw. auch physische Werte in der Blockchain abbilden wie beispielsweise Wertanlagen oder physische Berechtigungen (Voshmgir, 2019, S. 139-144). Krypto-Token werden daher häufig als Tauschmittel verstanden, wodurch beispielsweise Produkte, ein Service oder andere Privilegien erworben werden können. Die Tokens können daher für verschiedene Zwecke genutzt werden. Sie können als interne Rechnungseinheit dienen, zur Überprüfung der Blockchain beitragen, Transaktionen erleichtern, Manipulationen auf der Blockchain verhindern oder Zugriffsrechte gewähren. Weiter kann die Verteilung der Token auf unterschiedlichen Arten erfolgen. Zum einen kann ein Unternehmen die Token in einem als Airdrop bezeichneten Prozess kostenlos zur Verfügung stellen, hierbei ist zu verstehen, dass die Token kostenlos an einige Nutzer verteilt werden. Außerdem kann das ausstellende Unternehmen die Token gegen Zahlung beispielsweise durch Krypto- oder Fiatwährung ausgeben. Hierbei können die Token zur Finanzierung von Projekten dienen und gelten dadurch als beliebte alternative Finanzierungsform (Drasch et al., 2020, S. 561). Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird zunächst auf die zugrundeliegende Technologie, die Blockchain und deren wichtigsten Anwendungsgebiete Kryptowährungen und Smart Contracts eingegangen. Im Anschluss daran werden die verschiedenen Tokenarten, das Potenzial von Krypto-Token und die Krypto-Token-basierten Finanzierungsmöglichkeiten für Startups erläutert. Abschließend wird der Ablauf von Krypto-Token als Finanzierungsalternative für Startups dargestellt.
3.1 Blockchain-Technologie & Anwendungsgebiete
In diesem Kapitel wird im Folgenden auf die Blockchain Technologie als grundlegende Technologie der Krypto-Token eingegangen. Weiter werden hierzu die wichtigsten Anwendungsgebiete auf Basis der Blockchain, die Kryptowährungen und die Smart Contracts dargestellt. Dies Kapitel dient lediglich als Überblick für den Leser, damit dieser die grundlegenden Mechanismen nachvollziehen kann, hierbei werden die Ausfertigungen auf die wichtigsten Inhalte reduziert.
3.1.1 Blockchain
Das Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlichte im Jahr 2008 ein Whitepaper über einen neues elektronisches Zahlungssystem, welches auf einem dezentralen Netzwerk aufbaut. Damit dieses Zahlungssystem funktioniert wurde die Kryptowährung Bitcoin im Whitepaper entwickelt, welche ähnliche wie Bargeld von Peer-to-Peer (Von PC zu PC) Transaktionen durchführen kann. Hierbei wurde auch das Grundsystem der Blockchain beschrieben (Nakamoto, 2008). Auf der technischen Seite stellt die Blockchain eine dezentrale Datenbank dar, welche auf allen im Netzwerk befindlichen Rechnern gespiegelt und abgebildet wird (Mitschele, 2018). Vereinfacht werden bei der Blockchain mehrere Blöcke, welche Informationen enthalten, aneinandergehängt. Durch diese Aneinanderreihung der Blöcke bzw. der Informationen kann die Informationskette von den Beteiligten überprüft und validiert werden (Pur, 2018). Die Blockchain kann unter anderem auch als “Ledger” bezeichnet werden, was ein dezentrales Kassen- oder Transaktionsbuch darstellt (Himmer, 2019, S. 5). Durch die Verwendung von algorithmischen und kryptografischen Verfahren ermöglicht die Blockchain, dass Daten und Informationen unveränderlich aufgezeichnet und über das gesamte Netzwerk synchronisiert werden. Neue Information bzw. ein neuer Datensatz kann von einem Netzwerk-Beteiligten initiiert werden, indem ein neuer Datenblock erstellt wird. Die neuen Informationen zu diesem Datenblock werden über das gesamte Netzwerk in verschlüsselter Form verteilt, die enthaltenen Transaktionsdetails sind anonym und werden nicht veröffentlicht. Die Netzwerkteilnehmer bestimmten anhand der vordefinierten algorithmischen Validierungsmethode, auch Konsensmechanismus genannt, die Gültigkeit des neuen Blocks (Natarajan et al., 2017). Mithilfe des Konsensverfahrens werden neue Blöcke generiert und im Anschluss an die Blockchain angehängt (Fill & Meier, 2020, S. 4), da ein Konsensmechanismus einen Algorithmus bezeichnet, welcher eine Einigung zwischen den Netzwerkteilnehmern und den Status des Netzwerks erzielt (Metzger, 2018). Zu den gängigsten Konsensmechanismen gehören „Proof of Stake“ und „Proof of Work“, wobei der Mechanismus Proof of Work am meisten Verwendung findet (Mika & Goudz, 2019, S. 44). Beim Konzept des Proof of Work Mechanismus müssen die am Blockfindungsprozess beteiligten Nodes auch Miner genannt eine Aufgabe in Form eines Wettbewerbs lösen. Die Rechenaufgabe an sich ist relativ aufwendig, jedoch kann die spätere Überprüfung einfach durchgeführt werden. Ist ein Teilnehmer auf das richtige Ergebnis gestoßen, wird dieses den anderen Teilnehmern zur Validierung zur Verfügung gestellt und er erhält für seinen Aufwand eine Belohnung. Das Proof of Stake Modell beruht auf einem zufälligen Auswahlprozess, worin Kriterien wie Vermögen des Knotens, Staking-Alter und Zufall eine Rolle spielen (Saleh, 2020, S. 1164). Weiter wird jeder dieser neuen Blöcke mit einem kryptografischen sicheren Hash, ein Transaktionsdatum, sowie einen Zeitstempel versehen. Durch die aufeinander aufbauende Datenspeicherung der Daten in der Blockchain werden die Blöcke dadurch unveränderbar gemacht und können nachträglich nicht mehr abgeändert werden, ohne das gesamte System der Blockchain zu beschädigen. Mit diesem Vorgehen wird eine Manipulation der Daten auf der Blockchain erheblich erschwert und durch den Konsensmechanismus wird eine prüfende Instanz für die Transaktionen überflüssig. (Fill & Meier, 2020, S. 4-8). In einem dezentralen Netzwerk werden von jedem Nutzer zwei Aufgaben übernommen, die Transaktionsüberwachung und die Transaktionsdokumentation. Mithilfe der Blockchain Technologie ist es möglich, digitale Verzeichnisse zu generieren, in denen für alle Teilnehmer die Transaktionen nachvollziehbar und dokumentiert sind. Hierbei werden die bestehenden Verzeichnisse in Form von Ketten der Computer linear erweitert, welche im Netzwerk wie neue Kettenglieder eingebunden werden. Aufgrund dieser Verkettung der Blockchain Blöcke ergibt sich für die Blockchain die Bezeichnung als Blockkette (Kompetenzzentrum Öffentliche IT, 2014). Durch die Verwendung der Blockchain ist es möglich Daten sicher, transparent und genau zu speichern, welche von allen Zugangsberechtigten eingesehen werden können. Damit ein Transaktionsdatensatz verändert werden kann, wird die Zustimmung durch das Netzwerk benötigt, wodurch die Transaktionen nahezu fälschungssicher sind (Narayanan et al., 2016). Die Blockchain-Systeme können verschiedene Arten unterteilt werden. Zum einen können öffentliche Blockchain-Systeme aufgeführt werden, worin keine Restriktionen beim Auslesen der Transaktionsdaten und bei der Publizierung von Transaktionen bestehen. Weiter existieren private Blockchains, diese gewähren nur ausgewählten Teilnehmern die Möglichkeit Transaktionen innerhalb des Systems vorzunehmen und diese einzusehen. Eine weitere Form ist die permissionless Blockchain, welche jedem Teilnehmer erlaubt, auf Basis der zugrundeliegenden Regeln, Transaktion zu bestätigen und Blöcke zu erzeugen. Abschließen sind die permissioned Blockchain-Systeme zu nennen, worin Transaktionen und Blöcke nur von ausgewählten Netzwerkknoten erzeugt werden (Himmer, 2019, S. 11). Zusammengefasst ist eine Blockchain ein gegen Fälschungen gesicherte Datenstruktur, welche durch kryptografische Verschlüsselung und durch die Verkettung der Blöcke gesichert ist. Änderungen werden mithilfe eines Registers und der Zeitfolge festgehalten, nachvollziehbar und ohne eine Instanz im Mittelpunkt dargestellt (Wilkens & Falk, 2019, S. 3). Weiter kann aufgrund des aktuellen Entwicklungsstands und einer fehlenden Standardisierung nicht von einer übergreifenden Blockchain gesprochen werden, die Blockchain stellt vielmehr ein Grundkonzept dar, welches individualisiert und angepasst werden kann (Bogensperger et al., 2018).
3.1.2 Kryptowährungen
Die grundlegende Basis von Kryptowährungen, damit diese funktionieren können, ist das Vertrauen der Nutzer und Nutzerinnen in die neuartige Technologie. In der Vergangenheit mussten die Nutzer beispielsweise bereits dem Papiergeld als bedrucktes Papier und den höheren Wert im Vergleich zum reinen Materialwert vertrauen. Eine ähnliche Konstellation ist bei Kryptowährungen gegeben. Hier müssen die Nutzer darauf vertrauen, dass das Konzept, welches hinter der Kryptowährung steht, funktioniert und die Währung ohne Kontrolle, ohne Administration und dadurch auch ohne Finanzintermediäre auskommt. Ein wichtiges Element der digitalen Währung ist, dass Transaktionen zwischen den Endgeräten problemlos durchgeführt werden können. Kryptowährungen nutzten im Vergleich anderen digitalen Zahlungsweisen, wie beispielsweise Online-Überweisungen, keine Banken als Knotenpunkte und sind dadurch dezentral organisiert, wodurch jeder der die Software besitzt Teil des Netzwerks sein kann (Rosenberger, 2018, S. 17–19). Bei einer Kryptowährung werden die Zahlungen direkt zwischen dem Sender und dem Empfänger ohne eines Finanzintermediärs abgewickelt. Weiter werden hierbei Verschlüsselungstechniken verwendet und mithilfe eines verteilten Netzwerks, auch als Peer-to-Peer Netzwerke bezeichnet, Transaktionen sicher und effizient durchgeführt. Prinzipiell unterscheiden sich die Algorithmen in den verschiedenen Kryptowährungen, die Transaktionsprozesse folgen jedoch ähnlichen Grundprinzipien, welche im Folgenden am Beispiel von Bitcoin aufgezeigt werden (Brühl, 2017, S. 135-136). Die erste und auch die bekannteste Kryptowährung, die auf einem verteilten Datenbanksystem beruht, ist der “Bitcoin”. Hierbei gilt das Whitepaper von Satoshi Nakamoto als Durchbruch des dezentralen Geldsystems (Tolkmitt & Wittrin, 2020, S. 21-23). Satoshi Nakamoto definierte hierbei den Bitcoin wie folgt:
“We define an electronic coin as a chain of digital signatures. Each owner transfers the coin to the next by digitally signing a hash of the previous transaction and the public key of the next owner and adding these to the end of the coin. A payee can verify the signatures to verify the chain of ownership.” (Nakamoto, 2008).
Beim Bitcoin werden demnach alle Transaktionen in der verteilten Datenbank dargestellt und in weiterer Folge zu Blöcken zusammengefasst welche anschließend miteinander verknüpft werden, wodurch eine fälschungssichere und vollständige Abbildung der Transaktionsblöcke, die sogenannte Blockchain, entsteht. Alle Nutzer des Netzwerks können sämtliche Transaktionen auf der Blockchain einsehen, jedoch ist für Außenstehende nicht ersichtlich, welcher Nutzer tatsächlich Inhaber von Geldeinheiten bzw. Bitcoins ist. Getätigte Transaktionen können zwar von den Netzwerkteilnehmern eingesehen werden, die Transaktionen selbst können jedoch nicht rückgängig gemacht werden. Im Gegensatz zu klassischen Geldschöpfungsprozessen, welche auf das Zusammenwirken von Bank basieren, funktioniert Bitcoin mit einem definierten Anreizsystem. Hierbei werden die Teilnehmer, welche die Echtheit von Transaktionen, durch das Lösen von mathematischen Aufgaben validieren mit Geldeinheiten also Bitcoins belohnt. Diesen Prozess der Validierung und der damit verbundenen Gewinnung von neuen Bitcoins bezeichnet man als Mining. In den Kryptowährung Systemen sind die maximal erzeugbaren Geldeinheiten in der Regel aufgrund des Systems begrenzt, während das klassische Währungssystem keinen Begrenzungen unterliegt. Außerdem wird auch der Schwierigkeitsgrad des Konsensmechanismus also der Proof-of Work Methode innerhalb des Bitcoin-Netzwerks im Laufe der Zeit angepasst, damit im Durchschnitt im 10-Minuten-Takt ein neuer Block erzeugt wird (Brühl, 2017, S. 136-138).
3.1.3 Smart Contracts
Der Begriff “Smart Contracts” wurde von Nick Szabo geprägt, welcher ein Konzept beschrieb, mit dem webbasierte Computer-Protokolle Verträge abbilden oder auch überprüfen können. Weiter zeigte er auf, wie die Vertragsverhandlung, sowie die Durchsetzung des Vertrags auf technischer Seite unterstützt werden kann (Szabo, 1997, S. 1-4). Demnach kann unter einem Smart Contract ein ausführbares Programm verstanden werden, dass die Logik der festgelegten vertraglichen Bedingungen anhand eines Wenn-Dann-Aufbaus auf der technischen Seite realisiert und beim anschließenden eintretenden Ergebnis gewisse Aktivitäten oder Transaktionen automatisiert durchführt (Furrer & Deck, 2019, S. 287-288). Hierbei können Smart Contracts im Hinblick auf Ihre Komplexität stark variieren, da die Verträge einfach konzipiert sein können, wodurch eine Transaktion in wenigen Sekunden abgewickelt werden kann oder diese auch sehr Komplex gestaltet werden können, in dem viele Transaktionen, Regeln, Rechte oder Pflichten im Smart Contract eingebunden werden (Kõlvart et al., 2016, S. 134). In Verbindung mit der Blockchain-Technologie ergibt sich für einen Smart Contract der Vorteil, dass der Code des Vertrags dezentral in der Blockchain gespeichert, öffentlich einsehbar und der Code an sich unveränderbar ist, was eine dritte Partei grundsätzlich überflüssig macht (Giese et al., 2016, S. 49–54). Damit der programmierbare Code der Blockchain zugeführt werden kann. muss dieser zum einen in die jeweilige Programmiersprache der Blockchain umgewandelt werden und anschließend erstellt werden. Durch das Erstellen des Smart Contracts wird dieser selbst zu einem Akteur innerhalb des Netzwerks, der Smart Contract wird zu einem Netzwerkteilnehmer der Blockchain, welcher ausschließlich nach den definierten Regeln des programmierten Codes agiert (Wilkens & Falk, 2019, S. 9). Bei Ethereum handelt es sich beispielsweise um eine dezentrale Blockchain Plattform, welche in der Lage ist Smart Contracts auszuführen (Grech et al., 2018, S. 1-2). Auf der Plattform Ethereum existieren hierfür zwei unterschiedliche Formen von Accounts, welche Informationen austauschen können. Die externen Accounts des jeweiligen Nutzers können mithilfe eines Private-Keys angesprochen werden, die Contract-Accounts der Smart Contracts können nur über den Code gesteuert werden. Dadurch können die Nutzer sowohl untereinander als auch mit dem Smart Contract interagieren (Wilkens & Falk, 2019, S. 9-10). Die Interaktion der Teilnehmer stellen somit ein Interaktionsnetzwerk zwischen den Smart Contracts und den jeweiligen Teilnehmern dar.
Mithilfe des Public-Keys kann vereinfacht dargestellt der Netzwerknutzer, von anderen Netzwerknutzern Transaktionen empfangen. Der Private Key hingegen ist dazu da, dass der Netzwerknutzer eine Transaktion empfangen bzw. entgegennehmen kann (Paar & Pelzl, 2016, S. 176). Der Smart Contract erhält, wie auch jeder andere Netzwerkteilnehmer, einen Public-Key, damit kann der Smart Contract Transaktionen empfangen, wie beispielsweise Guthaben. Handelt es sich außerdem um eine öffentlichen Blockchain kann jeder Nutzer den Ersteller, den Zeitpunkt und die Transaktionsliste des Smart Contracts einsehen. Der Smart Contract besitzt im Vergleich zu den anderen Nutzern jedoch keinen Private-Key, dadurch kann dieser nach Erstellung nicht mehr verändert werden (Wilkens & Falk, 2019, S. 10-11). Zusammenfassend stellt ein Smart Contract eine virtuelle Abbildung eines Vertrags dar, welcher als ausführbares Programm auf der Blockchain eingebunden wird. Beim Eintreten von bestimmten Ereignissen können dann automatisierte Transaktionen durchgeführt werden, wie beispielsweise Tilgungszahlungen, Gutschriften oder Anpassungen der Versicherungsprämien (Brühl, 2017, S. 142).
3.2 Arten von Token
Derzeit existieren bislang noch keine allgemeinen oder rechtlich anerkannten Kriterien, um Token zu charakterisieren, da ein Token grundsätzlich frei programmierbar und somit verschiedene Eigenschaften und Funktionen annehmen kann (Markheim & Berentsen, 2021, S. 8). Token beinhalten zudem die Problematik, dass diese Eigenschaften von mehreren Token-Kategorien besitzen und daher schwer zu klassifizieren sind (Blemus & Guegan, 2019, S. 2-8). In der Literatur werden die Tokens zumeist in Payment Token, Security Token, Uitlity Token und Asset-backed Token klassifiziert. Diese vier Kategorien von Tokens werden im Folgenden genauer dargestellt.
3.2.1 Payment Token
Ein Payment Token wird häufig auch als Kryptomünze oder auch als Kryptowährung bezeichnet und tritt in der Literatur auch unter dem Begriff “Exchange Token“ und “Currency Token” auf. Weiter umfassen Payment Token Vermögenswerte, welche als Tauschmittel zum Zwecke einer Investition oder als Wertaufbewahrungsmittel Verwendung finden. Im Gegensatz zu anderen Token Arten werden Payment Token keine Rechte zugesprochen und Ihnen wird kein materieller Wert, abgesehen zur Verwendung als Tauschmittel, beigemessen. Außerdem verfolgt diese Kategorie von Token das Ziel, dass diese zur Bezahlung von Dienstleistungen oder Waren über eine Distributed-Ledger-Technologie Plattform, auch DLT-Plattform genannt, verwendet werden können. Die Wertigkeit des Tokens ergibt sich aus dem Wert, der dem Token durch die Benutzer zugesprochen wird (EBA, 2019, S. 6-8). Der Bafin zufolge werden Payment Token als digitale Anlageformen bezeichnet, welche keine Finanzinstrumente darstellen, kein gesetzliches Zahlungsmittel sind und die keine Rechte verbriefen. Weiter existieren bei Payment Token bzw. bei Kryptowährungen keine verantwortlichen Institutionen, die diese ausgibt oder sie überwacht. Durch Verschlüsselungstechnologien werden sie abgesichert und über dezentrale Netzwerke werden sie verwaltet (BaFin, 2018, S. 157-159). Außerdem sind Payment Token an keine bestimmte Plattform gebunden und können dadurch außerhalb ihrer nativen Umgebung als Währung eingesetzt werden (Liu & Wang, 2019, S. 127). Mithilfe von Payment Token bzw. Kryptowährungen können Nutzer von den niedrigen Transaktionsgebühren profitieren. Unternehmen beispielsweise können sich durch die Verwendung von Kryptowährungen erhebliche Kosten einsparen, da bei herkömmlichen Transaktionen wie Banküberweisungen oder Kreditkarten im Vergleich höhere Gebühren anfallen. Außerdem ist in diesem Zusammenhang eine Transaktion immer möglich und nicht an spezifische Zeiten gebunden. Investoren haben mit Kryptowährung wie Bitcoin beispielsweise auch die Möglichkeiten hohe Renditen zu verzeichnen und profitieren vor allem durch eine Anlage in der Frühphase. Durch die Akzeptanz der breiten Maße wird der Wert von Bitcoin zusätzlich weiter steigen und potenzielle Gewinnmöglichkeiten offenbaren (FAUZI et al., 2020, S. 697-699). Weiter ist zu erwähnen, dass Payment Token von vielen Nutzern verwendet und als alternative Währung akzeptieren werden, wodurch das Vertrauen in die Währung besteht. Insbesondere bei Investoren, welche via Kryptowährungen oder Token investieren, haben Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptiert. Hinzu kommt, dass auch bereits einige Institutionen, Unternehmen und Regierungen Payment Tokens verwenden und gutheißen (Nica et al., 2017, S. 6-9). Kryptowährungen stehen jedoch auch im Verdacht, dass Kriminelle ihre Geschäfte mit Bitcoin und Co abwickeln, wodurch zukünftige Regularien nicht auszuschließen sind. Außerdem sind trotz der Blockchain Technologie Sicherheitsbedenken nicht auszuschließen, da bereits im Jahr 2013 Blockchain Knotenpunkte von Bitcoin attackiert wurden. Obwohl dieser Versuch scheiterte, werden Hacker künftig weitere Wege und Lücken im System versuchen zu offenbaren, um einen Angriff auf das System zu starten (FAUZI et al., 2020, S. 699-700). Außerdem besteht das Risiko eines instabilen Systems, wenn beispielsweise die Miner im dahinterliegenden System nicht mehr genug Anreize haben ihre Aufgaben weiter auszuführen (Nica et al., 2017, S. 13-18).
3.2.2 Security Token
Ein Security Token beinhaltet eigenkapitalähnliche bzw. wertpapierähnliche Strukturen, was vergleichbar mit klassischen Aktien oder auch einer Unternehmensbeteiligung ist. Dadurch wird dieser Token häufig für Investitionszwecke verwendet, welche mit Beteiligungs- oder Mitspracherechten und Gewinnbeteiligungen einhergeht. Weiter wird hierdurch ein gewisses Recht gewährt, welche sich in finanziellen Rechten oder Stimmrechten ergeben (Hahn & Wons, 2018, S. 10–11). Security Token werde als finanzielle Wertpapiere konkretisiert, welche den Investoren Rechte verleihen und den Sicherheitsvorschriften entsprechen. Der Token an sich repräsentiert Rechte aus Vermögenswerten, welche dem Token zugrunde liegen, diese können sich beispielsweise aus einer Immobilie, den Cashflow eines Unternehmens oder einem Sammlerstück, wie einem Gemälde, ergeben (Deloitte, 2019, S. 6-7). Bei dieser Art eines Tokens ist eine Ausrichtung in Bezug auf den Wertzuwachs erkennbar, wodurch ein finanzieller Anreiz für potenzielle Investoren geschaffen wird, welche in Form von Belohnungen oder Dividenden an den Investor ausgeschüttet werden können. Abhängig von der spezifischen Ausfertigung des Blockchain Projekts können hierbei auch Genehmigungen notwendig sein, wie beispielsweise durch die BaFin. Die regulatorischen Vorschriften müssen eingehalten werden, da ansonsten Strafen verhängt werden können. Security Token können also als erlaubnispflichtige wertpapierähnliche Token mit dem Ziel der Wertsteigerung zusammengefasst werden (Hönig, 2019, S. 35). Im Vergleich zum herkömmlichen Eigen- und Fremdkapital bieten Security Token einige Vorteile. Zum einen können große Vermögenswerte aufgeteilt werden und die Liquidität kann erhöht werden, da es einfach und effizienter ist Security Token an einer Krypto-Börse zu listen. Zum anderen ergeben sich für Security Token geringere Ausgabegebühren und sie ermöglichen den Zugang zu globalem Kapital. Außerdem kann aufgeführt werden, dass diese Token im Gegensatz zu Aktien zeitlich und geografisch unabhängig gehandelt werden können. Weiter können spezifische Anpassungen wie beispielsweise Vesting-Formulierungen oder Anlegerbeschränkungen problemlos integriert werden (Liu & Wang, 2019, S. 126-127). Zudem bieten Security Tokens höhere Rechtssicherheit und Transparenz in Bezug auf die implizierten Rechte durch den Token für Investoren (Feldmeier, 2019). Dies kann dadurch abgeleitet werden, dass diese Token den jeweiligen länderspezifischen Vorschriften und Regulierungen unterliegen, welche zwar mehr Sicherheiten implizieren aber auch zu mehr Aufwand bei der konformen Ausgestaltung und Einhaltung der Vorschriften führt (Ante & Fiedler, 2020, S. 2-3). Allerdings bestehen Bedenken hinsichtlich des Missbrauchs, indem die Preise der Tokens von Investoren oder Krypto-Börsen manipuliert werden könnten (Liu & Wang, 2019, S. 133) und außerdem sind diese Tokens, aufgrund der Komplexität, eher für erfahrene Anleger von Relevanz (Feldmeier, 2019).
3.2.3 Utility Token
Als Utility Token werden Token bezeichnet, welche mit einem definierten Nutzen in Verbindung stehen und hierbei ein Recht oder einen Zugang zu einem Produkt, einer Dienstleistung oder einer Anwendung auf Basis einer Blockchain-Infrastruktur gewähren (Himmer, 2019, S. 24). Diese Form der Token beinhalten eine Funktionalität, welche sich im Whitepaper des Projekts darstellen lässt. Ein Utility Token unterliegt jedoch nicht dem Wertpapiergesetz, da hier keine finanziellen Anreize geschaffen werden und der Fokus hierbei auf eine Revolutionierung des betreffenden Marktes mit der Investition liegt. Dadurch zielen die Anleger bei diesen Investments nicht auf einen Wertgewinn ab, sondern auf das in Aussicht gestellte Produkt, den Service oder das gewährte Recht. Ein Utility Token kann demnach als handelbarer Funktionstoken ohne Wertsteigerung und Regularien verstanden werden (Hönig, 2019, S. 34-38). Mithilfe einer Ausgabe von Utility Tokens kann das Projektteam nicht nur Investoren, sondern auch zukünftige Kunden ansprechen und die erzielten finanziellen Mittel können zur Produktweiterentwicklung verwendet werden. Weiter besteht die Möglichkeit durch eine spätere Veräußerung von einbehaltenen Token und der Produktnutzung selbst eine nachhaltige Refinanzierungsquelle zu schaffen (Himmer, 2019, S. 25). Für Utility Tokens ergibt sich aufgrund der fehlenden Regulierungen, der Höhe des umgesetzten Kapitalvolumens und dem Vorgehen von manchen Projektbetreibern, welche versuchen Regulierungen zu umgehen und ihre Token als Nutzungs-Token anzubieten, ein potenzielles Betrugsrisiko (Baranes et al., 2021, S. 2).
3.2.4 Asset-backed Token
Asset-backed Token können als Anlagegut verstanden werden und beinhalten einen Anspruch auf ein definiertes Asset wie beispielsweise der Anspruch auf Rohstoffe oder Gold (Hahn & Wons, 2018, S. 12). Die zugehörigen Informationen werden dabei auf der Blockchain aufgezeichnet. Außerdem kann dadurch der Vermögenswert geteilt werden und durch den digitalen Token kann das Eigentum an dem Vermögenswert übertragen werden. Durch die Blockchain kann hierbei die Transaktion zurückverfolgt werden und auch Änderungen des Aufenthaltsorts des Assets werden in der Blockchain transparent aufgezeichnet (Kim et al., 2018, S. 336). Diese Art der Token wird auch als Äquivalent von derivativen Wertpapieren auf der Blockchain bezeichnet (Himmer, 2019, S. 26). Einerseits ist hierbei vorteilhaft, dass ein vielfältiger Cashflow mittels Asset-backed Token geschaffen wird, beispielsweise durch die Tokenisierung von Patenten und den resultierenden Forderungen. Weiter können dadurch Lieferkettenfinanzierungen durchgeführt werden, in dem die Token die Forderungen und Verbindlichkeiten der besicherten Schulden abbilden. Außerdem wird dadurch der Due Diligence Prozess und die damit verbundene Prüfung von Personen oder Unternehmen integriert, was zur steigenden Liquidität führen kann (Herrnberger, 2020). Zudem werden keine Intermediäre benötigt, was zu verringerten Kosten führt. Andererseits ergeben sich auch Risiken, da das Vertrauen der Nutzer einen wesentlichen Einfluss auf den Token hat, Herausforderungen bei der Realisierung und der Implementierung entstehen können und zudem die gesetzlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen (Waltl et al., 2018, S. 295-298).
3.3 Das Potenzial von Krypto-Token
Krypto-Token besitzen ein großes Potenzial und bieten eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten und sind daher für eine Vielzahl an Interessensgruppen relevant (Chen, 2018, S. 569). Krypto-Token können als Währung verwendet werden, wodurch die Wertübertragung im Vordergrund steht und der Token als Rechnungseinheit oder Vermögensspeicher verwendet wird. Weiter können Krypto-Token als Validierungsanreiz oder als Nutzungsanreiz Verwendung finden. Ersteres kann zur Datenkonsistenz beitragen und zweiteres gewährt den Nutzern ein Zugriffsrecht, beispielsweise für die Nutzung der jeweiligen Plattform. Außerdem können sie durch eine frühzeitige Einführung als Instrument, um Netzwerkeffekte zu beschleunigen, herangezogen werden. Eine Darstellung des Eigentums an Vermögenswerten oder die Verwendung von Krypto-Token als Finanzierungsinstrument sind weiter wesentliche Anwendungsgebiete (Oliveira et al., 2018, S. 4-5) Institutionen und Regierungen können beispielsweise Krypto-Token nutzen, um Ihre Effizienz in Sachen Buchhaltung, Datenerfassung, Steuern zu optimieren und durch eine transparente und öffentliche Verwaltung der Rechenschaftspflicht nachkommen. Banken hingegen können durch die neue Technologie bessere Überwachungen und Kontrollen durchführen sowie das Risikomanagement optimieren und den grenzüberschreitenden Transfer gewährleisten (Tian et al., 2020, S. 8-9). Damit in weitere Folge des Kapitels das Potenzial von Krypto-Token im Kontext zu Startups dargestellt werden kann, wird zunächst auf die spezifischen Eigenschaften der Startups und deren implizierten Dilemmata eingegangen. Darauf aufbauend werden die Potenziale durch Krypto-Token in Bezug auf die erörterten Problematiken dargestellt und eine argumentative Verbindung zwischen den Problemfeldern von Startups und deren mögliche Lösung mit Krypto-Token dargestellt.
3.3.1 Exkurs: Startup-Challenges
Startups zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine individuelle Geschäftsidee verfolgen, welche nicht nur innovativ ist, sondern vielmehr große Potenziale bietet. Dabei steht ein schnelles Unternehmenswachstum im Vordergrund, welches anhand eines skalierbaren Geschäftsmodellen realisiert werden soll. Im Vergleich zu etablierten Unternehmen ergeben sich für Startups jedoch besondere Rahmenbedingungen, da diese zum einen noch nicht am Markt etabliert sind bzw. erst kürzlich in den Markt eingetreten sind und zum anderen müssen Startups ihre Ressourcenknappheit bewältigen (Amend et al., 2019, S. 8-9). Der Mangel an Ressourcen ist für Startups ein wesentliches Hindernis, da ihrer Gründung häufig neue Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen einhergehen, welche sich durch einen innovativen Charakter auszeichnen und dadurch auch erklärungsbedürftig sind. Für diese neuen Innovationen muss zunächst ein Bewusstsein bei den potenziellen Kunden geschaffen werden und diese müssen am Markt platziert werden. Hierfür benötigt das junge Unternehmen Ressourcen, um dies zu bewerkstelligen, welche im Startup Kontext zumeist nicht zur Verfügung stehen. Dadurch ist die bestehende Ressourcenknappheit folglich ein Charakteristikum, welches Startups zugesprochen wird. Für Startups sind insbesondere die finanziellen Ressourcen eine wesentliche Herausforderung. Die Finanzierung des Unternehmens ist die Grundlage für die Existenz und der zukünftigen Entwicklungen und kann auch als Hebel für das Unternehmen bezeichnet werden. Ihnen stehen zwar prinzipiell viele Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung, jedoch können diese von Startups häufig nicht akquiriert werden, da keine historischen Daten über das Unternehmen vorhanden sind und eine Startup Finanzierung mit Unsicherheiten behaftet ist, was ein enormes Ausfallrisiko darstellt. Dadurch können Startups beispielsweise keine Prototypen entwickeln oder aufgrund des fehlenden Kapitals können bei Produkten nur Einzel-Serien gefertigt werden, wodurch keine Lern- und Skaleneffekte realisiert werden können. Die fehlende finanzielle Ressource ist daher für Startups eine wesentliche Hürde, welche es zu überwinden gilt. In Abhängigkeit von den finanziellen Mitteln kann außerdem das Humankapital also die Humanressourcen aufgeführt werden. Damit das junge Unternehmen Schlüsselpositionen mit dem benötigten Personal besetzen kann, wird zum einen Kapital benötigt und zum anderen ist ein Startup zu Beginn ein unbekanntes Unternehmen mit einer ungewissen Zukunftsaussicht, was sich bei der Personalsuche ebenfalls als problematisch erweisen kann. Startups müssen dabei mit den Gehältern von etablierten Unternehmen konkurrieren, was nur mit ausreichend Kapital funktionieren kann. Weiter stellt qualifiziertes Humankapital einen wesentlichen Faktor dar, um die Ideen und die Entwicklung des Unternehmens weiter voranzutreiben, da die Startups insbesondere von den Erfahrungen und dem Knowhow der Mitarbeiter profitiert. Nicht nur neue Mitarbeit für das Startup anzuwerben stellt häufig ein Problem dar, sondern auch wichtige Angestellte im Unternehmen zu halten. Sind die Mitarbeiter nicht von der Idee oder Funktionsweise überzeugt, können diese nur schwer im Unternehmen gehalten werden. Hinzu kommt, dass im Vergleich zu etablierten Unternehmen, Startups eher scheitern könnten, wenn die Umsetzung nicht funktioniert, da sie in der Regel kein diversifiziertes Portfolio besitzen, um eine Missglückte umsetzen oder Fehlschläge zu kompensieren. Die Ressourcen betreffen, sind qualitative Ressourcen als weitere wesentliche Schwachstelle für Startups zu sehen. Zum einen kann hier Legitimität aufgeführt werden, darunter ist zu verstehen, dass Startups zu Beginn keine Anerkennung oder unternehmerische Erfolge vorweisen können, wodurch Startups Überzeugungen auf eine andere Weise gewährleisten müssen. Aufgrund fehlender Marktmacht, mangelnder Reputation und der fehlenden Legitimität ist es für Startups besonders schwer die benötigten Ressourcen und auch Kooperation zu akquirieren. Startups haben hierbei keine Anknüpfungspunkte, um Kooperation mit Zulieferern, anderen Unternehmen oder Stakeholdern einzugehen, welche jedoch überlebenswichtig für eine Etablierung des Startups und der innovativen Idee sind (Vetter, 2011, S. 63-70). Zusätzlich zu den Charakteristiken von Startups sind in der Literatur diverse weitere Herausforderungen für junge Unternehmen auffindbar. Hierbei kann zwischen Herausforderungen für Plattform Startups und spezifischen Startup Herausforderungen unterschieden werden. Für Plattform Startups können beispielsweise das Kaltstart-, einsamer Benutzer- oder Monetarisierungsdilemma aufgeführt werden. Als allgemeine Dilemmata für Startups können hingegen das Peter Pan- und das Pionierdilemma genannt werden (Salminen, 2014, S. 94-97). Diese werden im Folgenden kurz erläutert:
- Kaltstart Dilemma: Für Plattform Startups bedeutet dies, dass sich Nutzer nicht anmelden und an der Plattform teilnehmen bzw. keine neuen Inhalte erzeugen, wenn die Plattform nicht bereits vorher Inhalte für die Nutzer bietet (Salminen, 2014, S. 99-110).
- Einsamer Benutzer Dilemma: Hierbei gehen neue Plattformnutzer davon aus, dass die Plattform bereits von anderen Nutzern verwendet wird. Sind keine anderen Nutzer auf der Plattform vertreten gibt es keinen Anreiz, dass sich neue Nutzer der Plattform anschließen. Durch Nutzer auf der Plattform werden also neue Nutzer dazu verleitet ebenfalls der Plattform beizutreten. Die Logik dahinter basiert darauf, dass der Gesamtnutzen für einen Nutzer anhand der Verbindungen zu anderen Benutzern gemessen werden kann (Salminen, 2014, S. 119-131).
- Monetarisierungsdilemma: Dieses tritt auf, wenn ein Startup entscheiden muss, ob die angebotene Plattform kostenfrei zur Verfügung gestellt werden soll, was zur Geschäftsunfähigkeit führen kann, da das Unternehmen keine Einkünfte dadurch erzielt oder ob der Plattformdienst monetarisiert werden soll, zulasten der Beitrittsbereitschaft der künftigen Nutzer (Salminen, 2014, S. 142).
- Peter Pan Dilemma: Darunter ist die Problematik zu verstehen, dass Startups bei externen Finanzierungsmitteln, wie VC‘s, ihre Autorität verlieren, da diese häufig ein Mitspracherecht genießen. Das Unternehmen jedoch nicht mehr wettbewerbsfähig ist, wenn das Kapital nicht aufgenommen werden (Salminen, 2014, S. 93-97).
- Pionier Dilemma: Darunter ist die Wahl eines geeigneten Start-Zeitpunkts, um ein Produkt oder Service anzubieten zu verstehen, da dies einen entscheidenden Einfluss auf das Unternehmen hat. Startet hierbei ein Unternehmen zu früh könnte das Unternehmen aufgrund der Ressourcenknappheit scheitern, da das Unternehmen die Kosten nicht tragen kann. Bei einem zu späten Start können möglicherweise nicht genügend Nutzer gewonnen werden, da diese bereits von anderen Anbietern eingenommen wurden (Brem, 2008, S. 115-116).
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