Eine aktive und effiziente Steuerung der eigenen Kapitalbasis ist eine der zentralen Herausforderungen, die sich Kreditinstituten bei der Ausübung ihres Geschäftsbetriebs darbietet. Die Notwendigkeit der Optimierung des Kapitalmanagements resultiert aus der zentralen Bedeutung des Eigenkapitals im kreditwirtschaftlichen Sektor. Dem Bankkapital kommt dabei die Rolle des begrenzenden Faktors für die Volumen- und Risikostruktur und dadurch für die Geschäftspolitik einer Bank zu. Es stellt per se die knappste und teuerste Ressource eines Kreditinstituts dar.
Auf das Kapitalmanagement einer Bank wird von verschiedenen Interessengruppen Einfluss ausgeübt. So ist beispielsweise primäres Ziel der Eigentümer einer Bank die Maximierung der Eigenkapitalrendite. Die Struktur des Kapitals besitzt für sie daher durch die geringeren Kosten des Fremdkapitals und damit tendenziell höheren Gewinnen eine wichtige Bedeutung. Als weitere Gruppen mit divergierenden Interessen sind Fremdkapitalgeber und Ratingagenturen zu nennen. Eine zentrale Rolle beim bankbetrieblichen Kapitalmanagement kommt den Anforderungen der Bankenaufsicht zu. Im Rahmen der von ihr verfolgten Ziele des Gläubigerschutzes und der Erhaltung eines stabilen Bankensystems definiert sie bestimmte Mindestkapitalanforderungen. Kernkapital stellt dabei den qualitativ höchstwertigen Bestandteil und gleichzeitig den Begrenzungsfaktor für das gesamte bankaufsichtliche Eigenkapital dar.
Im Rahmen des Managements des Engpassfaktors Kernkapital eröffnen sich verschiedenartige Alternativen zur Erweiterung der vorhandenen Basis. Die Thesaurierung von Gewinnen stellt dabei die einzige Möglichkeit der Kernkapitalgewinnung von innen dar. Das Geschäftsjahr 2006 brachte für die deutschen Kreditinstitute eine Stabilisierung der Ertragslage mit sich. Für das Jahr 2007 ist aufgrund der schwer zu überblickenden Auswirkungen der Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt trotz vorhandener Prognoseschwierigkeiten eine rückläufige Entwicklung der Ertragslage zu erwarten. Zwar sind nicht sämtliche deutsche Banken in diesem Sektor engagiert. Durch die gestiegene Unsicherheit an den Finanzmärkten und die dadurch bewirkte Neubewertung von Risiken dürften sich jedoch Auswirkungen auf die kapitalmarktnahen Erträge und Aufwendungen nahezu aller deutschen Kreditinstitute ergeben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Grundlagen des bankaufsichtlichen Eigenkapitalbegriffs
- 2.1. Bankenaufsicht
- 2.1.1. Erklärungsansätze für Bankenaufsicht
- 2.1.2. Rechtlicher Rahmen der Bankenaufsicht
- 2.1.3. Institutioneller Rahmen der Bankenaufsicht
- 2.1.4. Internationalisierung der Bankenaufsicht
- 2.1.4.1. Grundlagen
- 2.1.4.2. Baseler Ausschuss
- 2.1.4.3. Europäische Union
- 2.1.4.4. CEBS
- 2.2. Eigenkapitalanforderungen als zentrales Regelungselement der Bankenaufsicht
- 2.2.1. Grundlagen des regulatorischen Eigenkapitalbegriffs
- 2.2.2. Eigenkapital als Bezugsgröße für bankaufsichtliche Normen
- 2.2.3. Meilensteine der Bankenaufsicht in Bezug auf den Eigenkapitalbegriff
- 3. Kernkapital als Element des bankaufsichtlichen Eigenkapitals
- 3.1. Das aufsichtsrechtliche Eigenkapital und seine Bestandteile
- 3.1.1. Grundlagen
- 3.1.2. Haftendes Eigenkapital
- 3.1.2.1. Kernkapital
- 3.1.2.2. Ergänzungskapital
- 3.1.3. Drittrangmittel
- 3.2. Kernkapital als Determinante für die Eigenmittel
- 4. Innovative Formen des Kernkapitals und deren bankaufsichtliche Behandlung
- 4.1. Grundlagen und Definitionen innovativer Kernkapitalformen
- 4.1.1. Grundlagen
- 4.1.2. Der zeitbezogene Definitionsansatz
- 4.1.3. Der Definitionsansatz im weiteren Sinne
- 4.1.4. Der hybridkapitalbezogene Definitionsansatz
- 4.1.5. Der rückzahlungsanreizbezogene Definitionsansatz
- 4.1.6. Ableitung einer Definition für innovatives Kernkapital
- 4.2. Ausgestaltungsformen innovativer Kernkapitalinstrumente
- 4.2.1. Grundlagen
- 4.2.2. DZ Bank Tier 1 Perpetual Limited Recourse Securities
- 4.2.3. HSH Nordbank SPHERE Securities
- 4.2.4. St. George Step-up Preference Shares
- 4.2.5. Würdigung der Instrumente aus bankbetrieblicher Sicht
- 4.3. Aufsichtsrechtliche Reaktion auf innovative Kernkapitalformen
- 4.3.1. Die Leitlinien des Baseler Ausschusses vom Oktober 1998
- 4.3.2. Die Pressemitteilung des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen vom 27. Oktober 1998
- 5. Innovative Instrumente als Problemfeld der Bankenaufsicht
- 5.1. Grundlagen
- 5.2. Schwierigkeiten bei der Erreichung eines Level Playing Fields
- 5.2.1. Allgemeine Problematik
- 5.2.1.1. Grundlagen
- 5.2.1.2. Rechtliche Durchsetzbarkeit der Baseler Leitlinien
- 5.2.2. Unterschiedliche nationale Umsetzungen der Baseler Leitlinien
- 5.2.2.1. Auslegungsproblematik
- 5.2.2.2. Status quo in Europa
- 5.2.2.3. Status quo in Deutschland
- 5.2.3. Zwischenresümee
- 5.3. Aufrechterhaltung der Qualität des Kernkapitals
- 5.3.1. Qualitative Anforderungsmerkmale an Kernkapital
- 5.3.2. Dauerhaftigkeit und hybride Kernkapitalinstrumente
- 5.3.2.1. Innovative Instrumente
- 5.3.2.2. Weitere hybride Instrumente
- 5.3.3. Haftungsfunktion und hybride Kernkapitalinstrumente
- 5.3.3.1. Innovative Instrumente
- 5.3.3.2. Weitere hybride Instrumente
- 5.3.4. Verlustausgleichsfunktion und hybride Kernkapitalinstrumente
- 5.3.4.1. Innovative Instrumente
- 5.3.4.2. Weitere hybride Instrumente
- 5.3.5. Zwischenresümee
- 6. Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Thematik des innovativen Kernkapitals bei Kreditinstituten und den damit verbundenen Herausforderungen für die Bankenaufsicht. Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung und Ausgestaltung innovativer Kernkapitalformen zu analysieren und deren Auswirkungen auf die bankaufsichtliche Regulierung zu untersuchen. Dabei werden die verschiedenen Definitionsansätze für innovatives Kernkapital beleuchtet, die wichtigsten Ausgestaltungsformen vorgestellt und die Reaktion der Bankenaufsicht auf diese Entwicklungen analysiert.
- Definition und Abgrenzung innovativer Kernkapitalformen
- Auswirkungen innovativer Kernkapitalformen auf die bankaufsichtliche Regulierung
- Herausforderungen für die Bankenaufsicht im Umgang mit innovativen Kernkapitalformen
- Entwicklung eines Level Playing Fields für traditionelle und innovative Kernkapitalformen
- Zukünftige Entwicklungen im Bereich des innovativen Kernkapitals
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Thematik des innovativen Kernkapitals bei Kreditinstituten ein und erläutert die Relevanz des Themas für die Bankenaufsicht. Es werden die wichtigsten Begriffe und Definitionen im Zusammenhang mit dem bankaufsichtlichen Eigenkapitalbegriff eingeführt.
Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen des bankaufsichtlichen Eigenkapitalbegriffs dargestellt. Es werden die verschiedenen Erklärungsansätze für Bankenaufsicht, der rechtliche und institutionelle Rahmen der Bankenaufsicht sowie die Internationalisierung der Bankenaufsicht beleuchtet. Darüber hinaus werden die Eigenkapitalanforderungen als zentrales Regelungselement der Bankenaufsicht erläutert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Kernkapital als Element des bankaufsichtlichen Eigenkapitals. Es werden die Bestandteile des aufsichtsrechtlichen Eigenkapitals, insbesondere das haftende Eigenkapital und das Kernkapital, sowie die Bedeutung des Kernkapitals für die Eigenmittel der Kreditinstitute dargestellt.
Im vierten Kapitel werden verschiedene Ausgestaltungsformen innovativer Kernkapitalinstrumente vorgestellt und deren bankaufsichtliche Behandlung analysiert. Es werden die wichtigsten Definitionsansätze für innovatives Kernkapital erläutert und die Reaktion der Bankenaufsicht auf diese Entwicklungen dargestellt.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Herausforderungen, die innovative Kernkapitalformen für die Bankenaufsicht darstellen. Es werden die Schwierigkeiten bei der Erreichung eines Level Playing Fields für traditionelle und innovative Kernkapitalformen sowie die Probleme bei der Aufrechterhaltung der Qualität des Kernkapitals im Kontext innovativer Instrumente analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen innovatives Kernkapital, Bankenaufsicht, Eigenkapitalanforderungen, hybride Kernkapitalinstrumente, Level Playing Field, Qualität des Kernkapitals, Basel II, Basel III, Bankenregulierung, Finanzkrise.
- Citar trabajo
- Sven Reimer (Autor), 2008, Innovatives Kernkapital bei Kreditinstituten als Herausforderung für die Bankenaufsicht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113495