Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg löste nicht nur einen politischen, sondern auch einen gesellschaftlich-kulturellen Wandel aus. Die Menschen fanden sich in einem Chaos entgegengesetzter Ideologien und revolutionärer Gedanken wieder. Auch vor den Formen der Kunst machte die Revolution keinen Halt. So wie die Ordnung des Lebens ins Wanken geriet, so erschwerte sich auch die Beziehung der Künstler zueinander, zur zerrütteten Gesellschaft und zum Kunst(hand)werk an sich. Die unterschiedlichen Lebens- und Kunstauffassungen teilten die Künstler in verschiedene Lager. Einige waren bereit, ihre Schöpfungen gegen materielle Werte aufzuwiegen und sich dem Willen der Gesellschaft anzupassen, andere wiederum kapselten sich mit ihresgleichen als „Märtyrer“ im Zeichen der Kunst von der Außenwelt ab. Nur in einer handvoll Männer und Frauen lebte der aufrichtige Glaube „an die Erlösung des Menschen durch die ... Gestaltung der Welt“1 weiter. Einer, der sein schöpferisches Lebenswerk untrennbar mit diesem Glauben verband, war der ungarische Künstler Lászlò Moholy-Nagy. In dieser Arbeit geht es mir darum herauszufinden, welche Rolle Moholy-Nagy in diesem künstlerischen Umbruch zuzuschreiben ist. Um diese Frage zu erörtern, möchte ich im Besonderen Moholys Filmmanuskript "Dynamik der Großstadt" untersuchen, das 1921/22 während seiner Berliner Zeit entstand. Meiner Meinung nach wird der "Dynamik der Groß-Stadt" zu wenig Beachtung geschenkt – im Lebenswerk von Moholy-Nagy und für die Bedeutung der Kunstwelt allgemein. Ich werde diese These im Laufe meiner Arbeit ausführlicher erläutern. Ich möchte zuerst damit beginnen darzustellen, wer Moholy-Nagy war und was ihn zu dem einzigartigen Künstler gemacht hat, als der er heute bekannt ist. Aufbauend auf diesen Punkten werde ich zeigen, wie seine Erfahrungen im Leben, im Speziellen seine Kriegserlebnisse, und die Begegnung mit anderen Künstlern, Einfluss auf seine künstlerische Tätigkeit ausgeübt haben. Bei meinen Untersuchungen beziehe ich mich neben Moholys erstem eigenen Werk „Malerei, Fotografie, Film“ auf „Fotos und Fotogramme“ von Andreas Haus, „Moholy-Nagy“ von Krisztina Passuth und auf „Moholy-Nagy, ein Totalexperiment, von seiner zweiten Frau Sibyl Moholy-Nagy.
[1 Moholy-Nagy, Sibyl: Laszlo Moholy-Nagy, ein Totalexperiment. Neue Bauhausbücher 13, Mainz-Berlin 1972, S. 13]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- MOHOLY-NAGY: KÜNSTLER ZWISCHEN ZWEI WELTKRIEGEN
- Biografie
- Krieg und Kunst
- MOHOLY IN BERLIN
- Suprematismus, Dadaismus, Aktivismus und Konstruktivismus
- Theoretisch Schriften und Manifeste
- SKIZZE ZU EINEM FILMMANUSKRIPT
- Montagecharakter der Dynamik der Großstadt
- Das Medium der Fotografie
- Bewegung, Tempo und Dynamik
- Lichterfahrungen in der Großstadt
- Ziel des Filmversuchs
- Montagecharakter der Dynamik der Großstadt
- AUSBLICK
- SCHLUSSWORT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der künstlerischen Rolle von László Moholy-Nagy im Umbruch der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Im Fokus steht dabei sein Filmmanuskript „Dynamik der Großstadt“, das während seiner Berliner Zeit entstand. Ziel ist es, die Bedeutung dieses Werks im Kontext von Moholys Gesamtwerk und der Kunstwelt im Allgemeinen zu beleuchten.
- Die künstlerische Entwicklung von László Moholy-Nagy im Kontext der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
- Die Bedeutung des Filmmanuskriptes „Dynamik der Großstadt“ für Moholys Werk und die Kunstwelt
- Der Einfluss von Kriegserlebnissen und Begegnungen mit anderen Künstlern auf Moholys Schaffen
- Die Rolle von Fotografie, Bewegung, Tempo und Lichterfahrungen in Moholys Filmkonzept
- Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstströmungen wie Suprematismus, Dadaismus, Aktivismus und Konstruktivismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet den gesellschaftlich-kulturellen Wandel nach dem Ersten Weltkrieg, der auch die Kunstwelt prägte. Es wird auf Moholys künstlerisches Schaffen und dessen besondere Bedeutung im Kontext dieses Umbruchs eingegangen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von „Dynamik der Großstadt“ und stellt die Frage nach dessen Relevanz.
Kapitel 2 befasst sich mit Moholys Biografie und zeichnet die wichtigsten Stationen seines Lebens nach. Es werden seine Kriegserlebnisse und die Begegnungen mit anderen Künstlern hervorgehoben, die seinen künstlerischen Weg prägten.
Kapitel 3 beleuchtet Moholys Zeit in Berlin und widmet sich den verschiedenen Kunstströmungen, denen er sich zu dieser Zeit zuwandte. Es werden die Einflüsse von Suprematismus, Dadaismus, Aktivismus und Konstruktivismus auf seine künstlerische Entwicklung erörtert.
Kapitel 4 befasst sich mit Moholys Filmmanuskript „Dynamik der Großstadt“. Es wird der Montagecharakter des Films analysiert, wobei der Schwerpunkt auf den Aspekten Fotografie, Bewegung, Tempo und Lichterfahrungen liegt. Schließlich wird das Ziel des Filmversuchs beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen László Moholy-Nagy, Filmmanuskript, „Dynamik der Großstadt“, Fotografie, Bewegung, Tempo, Lichterfahrungen, Suprematismus, Dadaismus, Aktivismus, Konstruktivismus, Kunstströmungen, Künstlerischer Umbruch, Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, Kriegserlebnisse, Künstlerische Entwicklung, Kunstwelt.
- Arbeit zitieren
- Amely Braunger (Autor:in), 2002, Laszlo Moholy-Nagy und die Dynamik der Großstadt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11366