Unterrichtsstunde: Minijobs im Rahmen der externen Personalbeschaffung

Fallorientierte Erarbeitung, Anwendung und Visualisierung ausgewählter rechtlicher, betriebs- und volkswirtschaftlicher Sichtweisen unter besonderer Berücksichtigung der Erweiterung der Präsentationskompetenz


Lesson Plan, 2005

27 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


1. Angaben zur Lerngruppe

1.1 Lerngruppenzusammensetzung

Die 03EB1 ist eine Mittelstufenklasse des Bildungsganges Einzelhandel, die im Block unterrichtet wird und sowohl den Ausbildungsberuf Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel als auch Verkäufer/in umfasst. Von den 9 Schülerinnen und 10 Schülern im Alter von 17 bis 25 Jahren, machen 5 Schüler/innen den Abschluss zum/zur Verkäufer/in. Neben 14 deutschen Schülern bilden 2 türkische SchülerInnen, 1 italienische Schülerin, 1 jugoslawische Schülerin und 1 kroatische Schülerin die Klassengemeinschaft. Partner der Berufsausbildung sind Edeka (2 Schüler[1] ), Ikea (2 Schüler), Galeria Kaufhof (5 Schüler), Deutsche Post (7 Schüler), Orlen Tankstelle (2 Schüler) sowie der Lebensmittelmarkt Bilgin Market (1 Schüler).

1.2 Besonderheiten der Lerngruppe

Die nachfolgende Übersicht gibt einen Einblick in die Vorbildung der Lerngruppe:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Schüleraktivität und das Leistungsniveau kann somit als relativ heterogen eingestuft werden. Es können vier Leistungsträger und fünf äußerst schwache Schüler wahrgenommen werden. Die Defizite der schwächeren Schüler liegen mehr im sprachlichen als im schriftlichen Bereich, da in der Klasse, insbesondere im Hinblick auf Klassenarbeiten eine enorme Lernbereitschaft festzustellen ist. Auch im Zusammenhang mit der Abschluss- bzw. Zwischenprüfung besitzen die Schüler einen auffällig hohen Ehrgeiz, was sich insbesondere dadurch bemerkbar macht, dass sie großen Wert legen auf eine Ergebnissicherung und Prüfungsvorbereitung in Form von Besprechungen der alten Prüfungsaufgaben. Es ist anzumerken, dass zwei Schüler sehr hohe Fehlzeiten aufweisen. So ist einer der beiden Schüler dem Unterricht bereits seit mehreren Wochen ferngeblieben. Die zurückhaltende Teilnahme der schwächeren Schüler am Unterrichtsgeschehen, kann durch einen motivierenden Unterrichtseinstieg und anschauliche Unterrichtsmaterialien durchbrochen werden. Die Atmosphäre in der Klasse kann als familiär bezeichnet werden. Dieses Klassenklima wird sicherlich durch die Rahmenbedingungen des Blockunterrichtes gefördert. Da die Klassenmitglieder sehr kommunikativ sind, kommt es gelegentlich zu Privatgesprächen. Diese Störungen lassen sich aber in der Regel durch persönliche Ansprache unterbinden.

Die Lerngruppe ist mir im Rahmen der Hospitation mit Beginn des Blockunterrichts seit Anfang Februar mit drei Stunden in der Woche bekannt. Seit Mitte März unterrichte ich in der Klasse regelmäßig drei Stunden in der Woche den Themenkreis 8: Personalwesen des Faches Einzelhandelsbetriebslehre.[2] Meine Unterrichtserfahrungen in dieser Klasse sind sehr positiv, da die Schüler mir gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich sind.

1.3 Ausprägungen der Kompetenzbereiche in der Lerngruppe

Zur Fachkompetenz

Durch die eineinhalbjährige Ausbildung der Schüler konnten diese bereits vielfältige berufliche Erfahrungen sammeln, die sich gut in den Unterricht einbringen. Die Lerngruppe ist mit den Zweigen der Sozialversicherung und den sozialversicherungsrechtlichen Bestimmungen vertraut. Sie wissen, welche Aufgabenbereiche dem Personalwesen zuzuordnen sind und welche Varianten die Personalbeschaffung haben kann. Daneben kennen sie zahlreiche Quellen der internen und externen Personalbeschaffung. Darüber hinaus sind die Schüler in der Lage, die jeweiligen Vor- und Nachteile beider Beschaffungsvarianten abzuwägen.

Zur Lern- und Methodenkompetenz

Die Lernbereitschaft der Lerngruppe ist im oberen Bereich anzusetzen. Die Schüler haben Erfahrungen in der Erarbeitung fachlicher Inhalte in den Sozialformen der Partner- und Gruppenarbeit. Die anschließende Präsentation der Ergebnisse vor dem Plenum bereitet einigen Schülern immer noch Schwierigkeiten, so dass diese Schüler Hemmungen haben, in der Präsentationsphase aktiv zu werden. Nach einer direkten Aufforderung zur Präsentation wurden die Probleme dieser Schüler durch folgende Aussagen deutlich: „präsentieren können die Anderen doch eh viel besser,“ „ich komme mir komisch vor, weil ich mich selber nicht sehen kann.“

Somit ist die Präsentationskompetenz dieser Schüler förderungsbedürftig. Aus diesem Grund wurde ein Präsentationsleitfaden gemeinsam mit den Schülern erarbeitet. Die Folien- und Kartengestaltung als Präsentationsmittel bereitet den Schülern keine größeren Schwierigkeiten.

Zur Sozialkompetenz

Kennzeichen der Klasse ist ein familiäres Klassenklima, das sich am freundlichen und hilfsbereiten, aber auch kritikfähigen Umgang untereinander bemerkbar macht. Dieser innere Zusammenhalt wurde insbesondere deutlich, als den Schülern mitgeteilt wurde, dass es in Zukunft keinen Blockunterricht mehr geben wird und die Klassenmitglieder auf verschiedene Teilzeitklassen aufgeteilt werden. Obwohl die Schüler keine Probleme haben, in neuen Gruppen zusammenzuarbeiten, kann beobachtet werden, dass bei freier Gruppenbildung immer dieselben, meist gleichgeschlechtliche Konstellationen zustande kommen.

2. Didaktische Schwerpunkte

2.1 Vorgaben der Richtlinien / Legitimation des Themas

Obwohl seit dem 01.08.2004 für die Ausbildungsberufe Verkäufer/in und Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel erstmals ein Rahmenlehrplan wirksam geworden ist, der nach dem Lernfeld-Konzept strukturiert ist, wird diese Blockklasse noch nach dem alten Rahmenlehrplan unterrichtet. Nach diesem lässt sich das Thema des Unterrichtsbesuches in den Themenkreis 8 des Faches Einzelhandelsbetriebslehre einordnen. Dieser Themenkreis sieht unter anderem die Behandlung folgender Lerninhalte vor:

- Personalpolitik: Beschaffung, Auswahl, Einsatz und Beurteilung
- Personalkosten
- Sozialleistungen
- gesetzliche
- freiwillige

In der Zielformulierung für das Fach Einzelhandelsbetriebslehre heißt es: „Durch grundlegende wirtschaftliche Einsichten, erweitert durch Kenntnisse und Fähigkeiten, die für den Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel erforderlich sind, sollen sie Wertungen unter unterschiedlichen Interessenslagen vornehmen können, z.B. von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.“[3] Die didaktische Jahresplanung des Berufskollegs sieht in der Mittelstufe die Behandlung der Unterrichtsreihe „Personalwesen“ für das 2. Ausbildungsjahr vor.

2.2 Einbettung des Themas in den unterrichtlichen Kontext

In der nachfolgenden Übersicht wird die heutige Unterrichtstunde im Zusammenhang mit der Unterrichtsreihe dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die heutige Stunde stellt auf der einen Seite eine Erarbeitung sowie Anwendung des gesetzlichen Rahmens für geringfügige Beschäftigung bezogen auf drei konkrete Praxisfälle dar, andererseits soll die Präsentationskompetenz der Lerngruppe erweitert und durch den Einsatz der Videokamera den Schülern vergegenwärtigt werden. Da die Schüler im Deutschunterricht das Thema „Nonverbale Kommunikation“ behandeln, wird dem Deutschlehrer die Videosequenz im Sinne eines fächerverknüpfenden Unterrichts zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang kann mit den Schülern auch gemeinsam überprüft werden, ob die von ihnen zuvor erstellten Präsentationsregeln eingehalten wurden.[4]

Zur Abrundung der Minijob-Thematik ist eine Expertenrunde mit einem Referenten der Minijob-Zentrale geplant. Diese Expertenrunde wird in den Politikunterricht ausgelagert, da in diesem Rahmen auch politische Aspekte der Minijob-Thematik aufgegriffen werden.

2.3 Hauptintention

Der didaktische Schwerpunkt der heutigen Stunde besteht darin, die Schüler mit den gesetzlichen Regelungen für Minijobs vertraut zu machen, ihnen die unterschiedliche sozialversicherungsrechtliche Behandlung zu verdeutlichen und sie für die Entwicklung der Beschäftigungsverhältnisse im Einzelhandel zu sensibilisieren. Damit ist nicht gemeint, dass die Schüler sich mit dieser Situation abfinden, sondern vielmehr die Pro- und Contraargumente für sich selbst abwägen und über die Zusatzmöglichkeiten, z.B. Verzicht auf die Versicherungsfreiheit in der Rentenversicherung informiert sind. Die Fragestellung zum Umfang der geringfügigen Beschäftigung stellt sich insbesondere im Einzelhandel, da diese Form des Beschäftigungsverhältnisses seit Beginn der 90er Jahre zu einem quantitativ bedeutsamen Segment (jeder dritte Beschäftigte im Einzelhandel ist ein Minijobber[5] ) und hier insbesondere der Frauenbeschäftigung geworden ist (vgl. Abb. 2).

Darüber hinaus soll die Präsentationskompetenz geschult und optimiert werden. Da einige Schüler bereits im Mai die Verkäuferprüfung machen und im Rahmen dieser Prüfung eine Warenpräsentation bevorsteht, ist diese Schulung von besonderer Bedeutung.

2.4 Didaktische Transformation

Die Vielschichtigkeit der Minijob-Thematik verlangt nach einer didaktischen Reduktion. Im Mittelpunkt der heutigen Stunde stehen nur die dauerhaft geringfügigen Minijobs. Die kurzfristigen Minijobs werden ebenso wie die Minijobs in Privathaushalten nicht behandelt, da für diese Arten von Minijobs eigene gesetzliche Regelungen bestehen, die sich von denen der dauerhaft geringfügigen Minijobs unterscheiden. Zudem wird auf die „komplizierte“ Formel zur Berechnung der Arbeitnehmerbeiträge in der Gleitzone verzichtet.

Der Originaltext (Infobroschüre der Minijob-Zentrale „Minijobs – Informationen für Arbeitgeber“) wurde um Redundanzen gekürzt und an einigen Stellen zwecks besseren Verständnisses umformuliert.

Die Erarbeitung der sozialversicherungsrechtlichen Behandlung von Minijobs erfolgt, eingebettet in eine authentische Ausgangssituation, anhand von drei Praxisfällen.

Mit dieser Unterrichtseinheit werden folgende Unterrichtsprinzipien berücksichtigt:

- Praxisnähe (Minijobs als dominantes Beschäftigungsverhältnis im Einzelhandel),
- Anschauung (realistische Ausgangssituation, plastische Darstellung der Bewerber),
- Schüleraktivität (Schulung und Optimierung der Präsentationskompetenz) sowie die
- Fächerverknüpfung (Textanalyse, schriftliche Vorbereitung der Präsentation, sprachliches Ausdrucksvermögen und Nonverbale Kommunikation bilden Verknüpfungspunkte zum Deutschunterricht. Zudem werden die politischen Aspekte im Politikunterricht aufgegriffen).

Diese Überlegungen werden im folgenden Abschnitt näher erläutert.

2.5 Methodisches Vorgehen

Die heutigen zwei Stunden finden in dem neuen Multifunktionsraum statt, da die zweite Stunde mit Hilfe einer Videokamera aufgezeichnet wird. Im Sinne eines fächerverknüpfenden Unterrichts wird die Videosequenz im Deutschunterricht, unter den Aspekten der Nonverbalen-Kommunikation und der Einhaltung der zuvor erstellten Präsentationsregeln, analysiert. Um die Schüler an die neue Umgebung zu gewöhnen, haben die letzten Unterrichtsstunden bereits in diesem Raum stattgefunden.

Als Einstiegsmotivation dient eine praxisorientierte Ausgangssituation (vgl. Seite 14). Die Personalabteilung des Lebensmitteldiscounters LIDA sucht im Rahmen der externen Personalbeschaffung in einer regionalen Tageszeitung nach einer Verkaufskraft auf 400,00 Euro-Basis. Auf die Zeitungsannonce haben sich drei Bewerber/innen gemeldet. Die Schüler sollen als Auszubildende im Einzelhandel ihre Vorerfahrungen mit Minijobbern in ihren Betrieben verbalisieren.

Anschließend stellen sich die Schüler selbst die Aufgabe, dass sie mit Hilfe der gesetzlichen Regelung für Minijobs die Personalkosten und die Sozialversicherungspflicht der drei Bewerbe prüfen sollen. Während der arbeitsteiligen Gruppenarbeit ist jede Gruppe jeweils für einen Bewerber zuständig (vgl. Seite 16-18). Bei der Gruppeneinteilung und der entsprechenden Bewerberzuweisung wird im Sinne einer Binnendifferenzierung darauf geachtet, dass die leistungsstärkeren Schüler einen komplexeren Fall (mehrer Minijobs, Hauptbeschäftigung und zwei Minijobs) bearbeiten. In dieser Erarbeitungsphase müssen die Schüler in einem ersten Schritt den Informationstext (vgl. Seite 21) analysieren und verstehen, sowie in einem zweiten Schritt die dort enthaltenden Informationen auf ihre Bewerberprofile (vgl. S. 19-20) anwenden. Durch den Wechsel der Sozialform soll eine zusätzliche Lernmotivation gewährleistet werden. Neben drei Gruppen, die für die Bewerber zuständig sind, gibt es eine weitere Gruppe, die sich mit der Erarbeitung und Vorstellung der allgemeinen Informationen zur Minijobregelung beschäftigt (vgl. S. 15). Die Ergebnisse der Schüler sollen auf Plakate und farbigen Karten festgehalten werden. Dabei symbolisieren die verschiedenfarbigen Ergebniskarten verschiedenartige Weisen Sachverhalte zu analysieren, Problemlösungen anzugehen und im Gespräch zu argumentieren. Die gelbe Karte versinnbildlicht die Personalkosten des Unternehmens und die blaue Karte die Sozialversicherungs- und Steuerpflicht der Bewerber (vgl. S. 22-23).

Da in dieser Stunde ein fachlich anspruchsvolles Thema von den Schülern selbständig erarbeitet wird, steht jeder Gruppe eine Jokerkarte zur Verfügung, die eingesetzt werden kann um Hilfestellung zu bekommen.

[...]


[1] Zur Vereinfachung des Leseflusses sind mit der Bezeichnung Schüler im laufenden Text Schülerinnen und Schüler gleichermaßen gemeint.

[2] Vgl. Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen 1989.

[3] Vgl. Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen 1989, .S. 22.

[4] Vgl. auch Kapitel.3: „Zur Lern- und Methodenkompetenz“.

[5] Vgl. Warich, Bert (2004), S. 6.

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Details

Title
Unterrichtsstunde: Minijobs im Rahmen der externen Personalbeschaffung
Subtitle
Fallorientierte Erarbeitung, Anwendung und Visualisierung ausgewählter rechtlicher, betriebs- und volkswirtschaftlicher Sichtweisen unter besonderer Berücksichtigung der Erweiterung der Präsentationskompetenz
Grade
1,0
Author
Year
2005
Pages
27
Catalog Number
V113772
ISBN (eBook)
9783640148080
ISBN (Book)
9783640148233
File size
953 KB
Language
German
Keywords
Unterrichtsstunde, Minijobs, Rahmen, Personalbeschaffung
Quote paper
Diana Ivanjic (Author), 2005, Unterrichtsstunde: Minijobs im Rahmen der externen Personalbeschaffung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113772

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