„Eine Chance zum Wohlfühlen“ ist eine Fachbereichsarbeit zur Erlangung des Gesundheits- und Krankenpflegediploms. Diese Arbeit zeigt die grundlegenden Dinge einer guten und individuellen Pflege, die das Wohlbefinden im Kranken-haus fördert und soll eine Art Ratgeber für das diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonal sein. Es werden Möglichkeiten bzw. Konzepte wie Basale Stimulation und Kinästhetik beschrieben, mit deren Hilfe eine Patientin, ein Patient in ihren, seinen Defiziten so unterstützt werden kann, dass es sowohl für die Pflegeperson als auch für die/den zu Pflegenden möglichst angenehm ist. Außer-dem werden die Grundlagen der Pflege wie Kommunikation und Berührung näher beschrieben und deren Wichtigkeit erklärt. Zu guter Letzt wird in der Arbeit noch aufgezeigt, was im Alltag einer Pflegeperson verändert werden kann, damit sie die Möglichkeit hat, sich mehr auf Wesentliches, also die Patientin, den Patienten zu konzentrieren und nicht auf unwesentliche Dinge, wie zum Beispiel das Fieber-messen.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition von Wohlbefinden
3 Definition von Wohlbefinden lt. Fragebogenerhebung
4 Was benötigt eine Person, um sich wohl zu fühlen?
4.1 Wohlfühlen im täglichen Leben
4.2 Wohlfühlen während eines Krankenhausaufenthaltes
5 Maßnahmen, die das Wohlbefinden im Krankenhaus fördern
5.1 Individuelle Pflege
5.2 Bezugspflege (Primary Nursing)
5.3 Kommunikation in der Pflege
5.4 Berühren
5.5 Das Konzept der Basalen Stimulation
5.6 Das Konzept der Kinästhetik
5.7 Aromatherapie
6 Arbeitsablauf der Pflegeperson in vierundzwanzig Stunden
7 Tätigkeiten, deren Wirkungen nicht bewiesen sind
7.1 Die Stuhlfrage
7.2 Fieber messen
7.3 Das Bettenmachen
7.4 Das Aufwecken
7.5 Medikamente
8 Erwartungen an die Pflegeperson
9 Resümee
10 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Wohlfühlen im Krankenhaus“ ist ein sehr wichtiges Thema. Da dies so ist, wäre zu vermuten, dass bereits etliche Studien hierzu verfasst worden sind. Jedoch stellte sich im Laufe der Literaturrecherche heraus, dass das nicht der Fall ist.
Diese Arbeit soll einige Voraussetzungen, die notwendig sind, um sich wohl zu fühlen, klar legen und aufzeigen, dass Vieles oft nicht so ist, wie behauptet wird. Hierunter ist zu verstehen, dass Pflegepersonen oft meinen, gestresst zu sein und keine Zeit haben, Patientinnen und Patienten zu pflegen.
Die Leitfragen, die dazu veranlassten, diese Arbeit zu verfassen, waren:
Kann eine Pflegeperson dazu beitragen, dass sich die Patientinnen, die Patienten wohler fühlen im Krankenhaus?
Ist im Krankenhausalltag genügend Zeit vorhanden, um der Patientin, dem Patienten etwas Gutes zu tun?
Diese Leitfragen wurden mittels Fragebogen, auf dem elf Fragen angeführt waren, erhoben. Hierzu wurden dreißig Personen in drei Altersgruppen befragt. Die Altersgruppen teilten sich in 15-30jährige, 31-60jährige und Personen ab 61 Jahren, wobei von allen Altersgruppen jeweils zehn Personen befragt wurden. Der Anteil von weiblichen und männlichen Personen war gleich groß. Der zweite Teil der Arbeit, in dem es um Pflegepersonen und deren Tagesablauf geht, wurde teilweise mittels einer Beobachtungsstudie auf einer bettenführenden Station erhoben. Ergänzend wurde mit Literatur gearbeitet.
Ziel dieser Fachbereichsarbeit ist es, aufzuzeigen, was eine Pflegeperson tun kann, um einer Patientin, einem Patienten den Aufenthalt im Krankenhaus so zu gestalten, dass sie/er sich wohl fühlt. Zusätzlich soll diese Arbeit zeigen, dass Pflegepersonen oft unnötige Arbeiten, deren positive Wirkungen nicht bewiesen sind, verrichten, sich dadurch selbst in Stress bringen und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten dadurch einschränken.
2 Definition von Wohlbefinden
Um Wohlbefinden definieren zu können, ist es wichtig zu wissen, dass es sich aus physischem Wohlbefinden (positive körperliche Empfindungen, z.B. Vitalität), psychischem Wohlbefinden (positive Gefühle, Stimmungen und Beschwerdefreiheit, z.B. Freude) und sozialem Wohlbefinden (positive subjektive Einschätzung der sozialen Kontakte, soziale Unterstützung) zusammensetzt. Das heißt also, grundsätzlich gehört dazu, dass sich ein Mensch gesund, fit, geliebt, ausgeglichen und kompetent fühlt. Ein entscheidender Faktor ist, dass Beziehungen zu anderen Menschen vorhanden sind, denn ohne Kommunikationspartnerinnen, Kommunikationspartner oder Bezugspersonen bzw. soziales Umfeld, kann sich ein Mensch nicht wohl fühlen. Wohlbefinden kann nicht nur definiert werden als Ausbleiben von Krankheiten und Gebrechen. Sicher wirken sich Krankheiten und Gebrechen darauf aus, jedoch wenn dies die Definition wäre, würde dies heißen, dass ein älterer Mensch, auf Grund von Alterserscheinungen, kein Wohlbefinden mehr empfinden könnte, was erwiesenermaßen nicht zutrifft. Durch das Gehirn, welches dafür zuständig ist, das eigene Wohlbefinden zu messen und wahrzunehmen, ist es auch möglich zu erkennen, ob eine andere Person ebenfalls Wohlbefinden signalisiert. Körperhaltung, Mimik, Gestik und Bewegung sind ablesbare Merkmale des Wohlbefindens. Weiters ist es von äußeren Einflussfaktoren abhängig, wie z.B. Temperatur, Licht und Geräuschen sowie von inneren Faktoren wie z.B. Ernährungs- und Flüssigkeitshaushalt, Antrieb und Psyche. Auch Freiheit ist ein sehr wichtiger Punkt für das Wohlbefinden. Ein Mensch, der mehr Freiräume hat, wird zufriedener sein, als ein Mensch, dem alles vorgegeben wird. Schließlich kann Wohlbefinden in zwei Typen unterteilt werden: Einerseits das so genannte „Aktuelle Wohlbefinden“, das das momentane Erleben einer Person, z.B. angenehme, positive Gefühle, beschreibt. Andererseits das „Habituelle Wohlbefinden“, welches das für eine Person typisches Wohlbefinden ausdrückt. (vgl. o.V., Gesund und Vital 2007, o.S.; o.V., Gesundheitsjahr 2006, o.S.; o.V., Newzz 2007, o.S.) Da die Begriffsdefinition „Wohlbefinden“ nun allgemein geklärt ist, beschäftigt sich der nächste Punkt damit, wie die Befragten des Fragebogens „Wohlbefinden“ definieren.
3 Definition von Wohlbefinden lt. Fragebogenerhebung
Bei der Frage nach „Was bedeutet für Sie der Begriff Wohlbefinden?“, wurden viele verschiedene Antworten gegeben, was darauf schließen lässt, dass für jeden Menschen „Wohlbefinden“ anders zu definieren ist. Die Begriffe, die bei dieser Frage am häufigsten genannt wurden, drehten sich in erster Linie um Gesundheit. So wurden zum Beispiel „gesund sein“, „einen gesunden Körper haben“, „wenn einem nichts fehlt“, „Schmerzfreiheit“ und „keine Beschwerden haben“ genannt. Weiters ist es für die Befragten wichtig, dass sie Ruhe im Leben haben und so wenig Stress wie nur möglich, denn mit Stress sei es nicht möglich, sich wohl zu fühlen. Was auch sehr hoch bewertet wurde, ist das Umfeld eines Menschen. So nannten die meisten derjenigen, die den Fragebogen ausfüllten, dass es für sie wichtig sei, Freunde zu haben, mit denen sie reden können, Zeit zu haben, diese Freunde zu treffen, Aufmerksamkeit von anderen zu bekommen und freundlich von ihnen behandelt zu werden und natürlich eine Familie zu haben, die sich um einen sorgt und immer für einen da ist. Es gab auch einige Einzelnennungen, was wiederum zeigt, dass jeder Wohlbefinden anders definiert. Zu diesen Einzelnennungen gehörten zum Beispiel Reinlichkeit, oder seine Hobbys ausüben zu können. Auch Dinge, die für einen Menschen selbstverständlich sind, wurden genannt, vom Essen über guten Schlaf bis hin zu Kleidung, jedoch wurden diese Dinge nur von den wenigsten genannt. Des Weiteren gehört für einige der Befragten noch dazu, dass Körper und Seele im Einklang sind und dass sie keine Angst haben müssen. Zu guter Letzt haben einige der Befragten die Frage auf einen Krankenhausaufenthalt umgelegt und haben genannt, dass im Krankenhaus Wohlfühlen nur möglich ist, wenn alles getan wird, dass es einem besser geht, wenn Schmerzen ernst genommen werden und einem Medikamente dagegen gegeben werden. Nun ist klar, dass die Begriffsdefinition für Wohlbefinden eine sehr breite ist, weshalb es wichtig ist, auf die Wünsche eines jeden einzelnen Menschen einzugehen. Was sich Patienten während eines Krankenhausaufenthaltes wünschen um sich wohlfühlen zu können, wird im nächsten Punkt behandelt.
4 Was benötigt eine Person, um sich wohl zu fühlen?
Auf diese Frage war es schwer, eine Definition in der Literatur zu finden - deshalb wurde sie mittels Fragebogen erhoben. Grundsätzlich unterteilt sich dieses Kapitel in: Was braucht ein Mensch im Allgemeinen, um sich wohl zu fühlen? und Was braucht ein Mensch speziell im Krankenhaus, um sich wohl zu fühlen?
4.1 Wohlfühlen im täglichen Leben
Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse, von denen ihm einige wichtiger und einige weniger wichtig sind. Damit ist klar, dass nicht alle die gleichen Dinge brauchen, um sich wohl zu fühlen. Laut Fragebogenerhebung durch dreißig Personen, die bereits einen Krankenhausaufenthalt hinter sich hatten, wurde erhoben, dass für die meisten Menschen die Familie das Wichtigste ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Tatsache darauf zurückzuführen ist, dass von der Familie im Allgemeinen der meiste Rückhalt kommt und sie immer präsent ist. Familienmitglieder kennen einen meist am besten und wissen, was einem gut tut bzw. was zu einem bestimmten Zeitpunkt gerade benötigt wird. An zweiter Stelle stehen Freundinnen, Freunde und Bekannte, weil auch sie da sind, wenn sie gebraucht werden und schließlich könnte, wie jeder weiß, ohne Freundinnen oder Freunde und Gespräche kein Mensch lange überleben. Natürlich entspricht diese Reihung nicht ausnahmslos allen Befragten, sondern repräsentiert den Durchschnitt. Nach diesen häufigeren Nennungen folgten dann die individuellen Vorstellungen, was der bzw. die Einzelne zum Wohlfühlen braucht. Von den Menschen, die auf einen zukommen, werden sich Freundlichkeit, Wärme, Vertrauen, Fürsorge und ein gutes Miteinander - Auskommen erwartet. Dies sind sozusagen die Grundlagen, um sich wohl zu fühlen, denn ohne diese fünf Punkte würde sich jeder alleine und ausgeschlossen vorkommen. Weiters ist es wichtig, Sicherheit zu verspüren und in einem angenehmen und netten Klima zu leben, in dem einen andere Personen menschlich behandeln. Aber um sich in dem angenehmen Klima auch wohlfühlen zu können, ist es vonnöten, dass auch Zeit für Ruhe und Urlaub vorhanden ist, um sich zu entspannen - denn Stress fördert das Wohlbefinden mit Sicherheit nicht. Gesundheit und gesunde Ernährung sind auch zwei wesentliche Punkte des Wohlbefindens, denn wenn es Körper, Geist und Seele nicht gut geht, ist Wohlfühlen nicht möglich. Genau so wichtig sind gesunder Schlaf und gute Luft, um das Gehirn „auszulüften“ und frei zu machen für neue Aufgaben. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist es möglich, Spaß im Leben zu haben, Freude zu empfinden, den Lieblingsbeschäftigungen, wie z.B. Fernsehen oder Musik hören und der täglichen Arbeit in Haus und Garten, nachzugehen.
Da die Kriterien für allgemeines Wohlbefinden nun geklärt wurden, widmet sich der nächste Abschnitt jenen Faktoren, die notwendig sind, um sich im Krankenhaus wohl zu fühlen.
4.2 Wohlfühlen während eines Krankenhausaufenthaltes
Bereits im Vorhinein, wenn ein Krankenhausaufenthalt vor der Türe steht, sinkt bei den meisten Menschen das Wohlbefinden. Sie betreten das Krankenhaus und fühlen sich unwohl. Doch das müsste nicht so sein, wenn Pflegepersonen auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen etwas mehr eingehen würden. Im Fragebogen wurde erhoben, dass es Patientinnen und Patienten sehr stört, wenn der Altersunterschied im Zimmer zwischen ihnen und Mitpatientinnen, Mitpatienten sehr groß ist. Es ist verständlich, dass ein jüngerer Mensch lieber mit gleichaltrigen Leuten oder fast gleich alten Menschen im Zimmer liegt als mit einer/einem über 80jährigen. Auch wünschen sich die Befragten, dass sich der Besuch von Mitpatientinnen, Mitpatienten angemessen verhält. Es kann sonst leicht sein, das Personen in ihrer Ruhe gestört werden, welche aber einen wichtigen Beitrag zu einer schnelleren Genesung darstellt. Um sich wohl fühlen zu können, ist es auch wichtig, seinen täglichen Beschäftigungen nachzukommen. Hierbei wurde oft das Fernsehen erwähnt, das ohnehin eines der wenigen Dinge ist, das im Krankenhaus ausgeübt werden kann. Es wäre den Befragten wichtig, dass es keinen Kostenbeitrag mehr dafür gibt, da es auf die Dauer doch etwas teuer wird. Ehemalige Patientinnen und Patienten würden sich außerdem wünschen, dass es außer Mineralwasser und Tee vielleicht auch etwas anderes zu trinken geben würde, wie z.B. ein Bier zum Mittagessen oder zumindest Saft. Es würde auf jeden Fall zum Wohlfühlen der befragten Personen beitragen, wenn sie das trinken könnten, was sie zuhause auch trinken. Schließlich wurde noch genannt, dass es für die Patientinnen und Patienten sehr wichtig ist, dass das Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzte freundlich sind und immer ein offenes Ohr haben. Außerdem sollte die Aufklärung über die eigene Erkrankung genauer erfolgen und eine gute Pflege, welche durch im nächsten Kapitel angeführte Pflegemaßnahmen ermöglicht werden kann, garantiert sein. Wenn diese Punkte eingehalten würden, wäre es für die Patientin, den Patienten schon ein Stück leichter, sich wohler zu fühlen. Wie weiter oben bereits angesprochen, handelt der nächste Punkt von Maßnahmen, die das Pflegepersonal in die Pflege einfließen lassen kann, um der Patientin, dem Patienten den Aufenthalt angenehmer zu gestalten.
5 Maßnahmen, die das Wohlbefinden im Krankenhaus fördern
Es gibt sehr viele Maßnahmen, die das Wohlbefinden fördern können. Diese Maßnahmen sind meist schon so einfach durchzuführen, dass es einem oft gar nicht bewusst ist, dass diese zum Wohlbefinden beitragen. Einige Beispiele dafür sind nun im Nachfolgenden angeführt. Der erste und wichtigste Punkt ist die individuelle Pflege.
5.1 Individuelle Pflege
Um individuelle Pflege durchführen zu können, muss einem bewusst sein, dass jeder Mensch, wie bereits bekannt, andere Grundbedürfnisse hat. Es ist wichtig, dass Pflegepersonen den Menschen ganzheitlich sehen, das heißt, nicht nur körperliche Bedürfnisse wahrnehmen, sondern versuchen, auch auf die psychischen und seelischen Bedürfnisse der Patientin, des Patienten einzugehen, und all diese zu erfüllen. Bei der individuellen Pflege steht die Patientin, der Patient im Mittelpunkt, was sich dadurch äußert, dass jeder Punkt am Tagesplan mit ihm besprochen wird und versucht wird, trotz aller Untersuchungen usw. für die Patientin, den Patienten einen so normalen Tagesablauf wie möglich zu erhalten. Auch Punkte wie z.B. Vorlieben bei der Körperpflege oder Schlafgewohnheiten könnten bereits bei der Aufnahme im Anamneseblatt erhoben und so in den Tagesablauf integriert werden, sodass sie den jeweiligen Bedürfnissen der Patientin, des Patienten entsprechen. Bei der individuellen Pflege spielt auch der Pflegeprozess eine sehr bedeutende Rolle. Mittels Pflegeprozess wird eine ausführliche Anamnese bereits zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes erstellt. Aus dieser Anamnese und weiteren Gesprächen mit der Patientin, dem Patienten leiten sich dann die Pflegediagnosen, die sich an Einschränkungen und Ressourcen der bzw. des jeweiligen Kranken, orientieren, ab. Der nächste Schritt wäre die Planung von Maßnahmen, die die Patientin, den Patienten in ihrem/seinem Alltag im Krankenhaus unterstützen. Hierbei ist es wichtig, dass die Pflegeperson diese Maßnahmen gemeinsam mit der oder dem Eingeschränkten, erarbeitet. So kann es nicht passieren, dass etwas geplant wird, was die Patientin, der Patient vielleicht gar nicht will. Diese gemeinsam erarbeiteten Punkte helfen nun die alltäglichen Arbeiten so durchzuführen, dass sich Patientin, Patient und nicht zu vergessen, auch die Pflegeperson wohlfühlen. Nach der Durchführung erfolgen noch die genaue Dokumentation der pflegerischen Maßnahmen und die Evaluation, ob daran noch irgendetwas verbessert werden kann. Für all diese Schritte ist es wichtig, ein gewisses Vertrauen zu der Patientin, dem Patienten aufzubauen, denn ohne Vertrauen ist es zumeist nicht möglich, genügend Informationen für individuelle Pflege zu bekommen. Auch sehr wichtig ist es der Patientin, dem Patienten, genügend Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen, denn ohne diese kann Vertrauen nicht aufgebaut werden. Eng mit diesem Thema verbunden ist der nächste Unterpunkt.
5.2 Bezugspflege (Primary Nursing)
Bezugspflege bedeutet, dass eine Pflegeperson für eine Patientin, einen Patienten, von der Aufnahme an bis zur Entlassung zuständig ist. Das heißt, die Pflegeperson führt die Aufnahme durch, schreibt das Anamneseblatt, die Pflegeplanung, macht die Evaluierung, ist zuständig für die Koordinierung der Therapien der Patientin, des Patienten, bereitet die Entlassung vor und führt diese auch durch. Die Pflegeperson stellt außerdem den Kommunikationsmittelpunkt dar. Sie informiert Ärzte und Teammitglieder über den zum jeweiligen Zeitpunkt aktuellen Zustand der Patientin, des Patienten und nimmt auch alle Wünsche von ihr/ihm wahr und versucht diese zu erfüllen. Für die Bezugspflege ist es wichtig, dass sich der Dienstplan der Pflegenden nach Aufnahme und Entlassung der Patientinnen, Patienten richtet, da dies nur von der zuständigen Person durchgeführt werden soll. Im Gegensatz dazu kann die tägliche Pflege auch von anderen Pflegepersonen durchgeführt werden, da die zuständige Pflegeschwester, der zuständige Pfleger nicht jeden Tag Dienst haben kann. Dabei ist es wichtig, dass sich die Pflegepersonen, die die Pflege für diesen Tag übernehmen, strikt an die Pflegeplanung der/des Hauptpflegenden halten und nur in Notsituationen eigene Entscheidungen treffen. Zusätzlich ist jede Pflegeperson nicht nur für eine Patientin, einen Patienten zuständig, sondern sie übernimmt die Hauptpflege für mehrere Patientinnen, Patienten. Durch Zettel, die aufgehängt werden, oder ähnliche Systeme wird für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses bekannt gegeben, welche Pflegeperson für welche Patientin, welchen Patienten zuständig ist. Für die Betroffenen selbst bietet dieses System ein hohes Maß an persönlicher Vertrautheit und Sicherheit, da sie zu Beginn des Aufenthaltes bereits informiert werden, wer für sie zuständig ist. Sie können sich nun mit allen Problemen und Fragen an die zugeteilte Hauptperson wenden, wodurch gewährleistet ist, dass Vertrauen aufgebaut wird. (vgl. o.V., Pflegewiki 2008, o.S.; Arets 1999, S. 54f) Sehr stark mit Bezugspflege ist das Thema Kommunikation verbunden, dass im Folgenden näher behandelt wird.
5.3 Kommunikation in der Pflege
Ohne soziale Kontakte und Gespräche könnte ein Mensch nicht überleben. Dies hat schon Montagu in seiner Forschung bestätigt. Er hat Säuglinge von ihren Ammen berühren lassen, aber es durfte nicht mit den Neugeborenen gesprochen werden. Keines der Kinder überlebte dieses Experiment, alle starben nach kurzer Zeit. (vgl. Montagu 1974, zit. in Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 22)
Das gleiche Problem würde sich ebenso ergeben, wenn eine Person, auch Erwachsene, gar keinen Kontakt zur Um- und Außenwelt hätte. Damit wäre es für diese Person gar nicht möglich, seelisches, körperliches und geistiges Wohlbefinden zu spüren, weil dafür, wie am Beginn dieser Arbeit definiert, der Kontakt zu anderen Personen Voraussetzung ist. Wobei unter Kontakt zu verstehen ist, dass ein Mensch sowohl spricht als auch berührt, lächelt, zwinkert oder Gebärdensprache anwendet. (vgl. Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 5f)
Grundsätzlich werden unter dem Begriff „Kommunikation“ Mimik, Gestik, Körperhaltung, Geräusche, Sprache, Berührungen und Emotionen zusammengefasst. Alle diese Möglichkeiten des Ausdrucks werden während einer Unterhaltung auf den Gesprächspartner in Form von Nachrichten übertragen. Hierbei gibt es einen Sender der Botschaft und einen Empfänger. Der Empfänger bekommt auf der verbalen Ebene die Botschaft übermittelt und zusätzlich über die nonverbale Ebene, wie es dem Sender der Botschaft dabei geht. Erzählt zum Beispiel eine Patientin oder ein Patient einer Pflegeperson von einem Schicksalsschlag, so hört die Pflegerin oder der Pfleger eine traurige Botschaft und wird in Mimik, Gestik und Stimmlage ebenfalls Trauer erkennen. Bei Patientinnen oder Patienten, die eine psychische Erkrankung haben oder sich vor anderen Leuten nicht öffnen wollen, kann es sein, dass verbaler und nonverbaler Teil der Botschaft nicht zusammenpassen, hier spricht man von einer nicht gegebenen Kongruenz. Dadurch kann keine gute Kommunikation stattfinden. (vgl. Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 13f)
Zusätzlich kann die Kommunikation erschwert sein, wenn es einer Person nicht gut geht, weil zum Beispiel eine Krankheit vorliegt oder wenn im Moment gar keine Gesprächsbereitschaft vorhanden ist, weil zum Beispiel die Gedanken ganz woanders sind. Wie daraus eindeutig hervorgeht, kann es also sehr schwierig sein mit einer Patientin oder einem Patienten im Krankenhaus zu kommunizieren, weil es ihr/ihm meist nicht gut geht und Patientinnen, Patienten oft über ihre Erkrankung nachdenken. Erschwerend kommt hinzu, dass jede Nachricht, die eine Person von einer anderen bekommt, persönlich umgeformt wird. Das heißt, dass jeder Mensch in eine Nachricht etwas hineininterpretiert, Dinge deshalb oft falsch verstanden oder aufgefasst werden und es in weiterer Folge zu Missverständnissen kommt. (vgl. Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 17f)
Ebenso einflussreich in der Kommunikation sind Sach- und Beziehungsebene. Es ist wichtig zu wissen, dass, wenn ein Mensch einem anderen gegenüber negativ eingestellt ist, keine zufrieden stellende Kommunikation stattfinden kann. Für gute Kommunikation ist es wichtig, zuerst eine Beziehung zu einem Menschen aufzubauen, bzw. wenigstens neutral gegenüber dieser Person eingestellt zu sein, denn sonst kann es passieren, dass der Inhalt der Botschaft gar nicht wahrgenommen wird. Hierdurch wird deutlich, dass es nicht einfach ist, im Krankenhaus zu kommunizieren, jedoch wenn sich die Pflegeperson etwas bemüht, die Patientin, den Patienten etwas genauer kennen zu lernen, wird es auch mit der Kommunikation besser klappen. Auch Entscheidungsfreiheit trägt einen wesentlichen Teil zu guter Kommunikation bei. Wenn eine Patientin, ein Patient selbst entscheiden kann, was sie/er haben will und wann, wird sie/er sicher offener für Gespräche sein, als wenn sie/er ständig bevormundet wird. (vgl. Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 21)
Nun noch einige Bausteine, die ein Gespräch positiv beeinflussen können: Bevor man ein Gespräch beginnt, sollte klar gestellt werden, ob die Gesprächspartnerin, der Gesprächspartner überhaupt sprechen möchte und genügend Zeit für ein Gespräch hat. Wenn dies geklärt ist, kann das Gespräch durch eine einladende Geste oder einen netten Satz begonnen werden. Es ist wichtig, dass während des ganzen Gespräches dem Gegenüber Respekt, Wertschätzung und Akzeptanz entgegengebracht wird. Wichtig ist, den Blickkontakt zur Gesprächspartnerin, zum Gesprächspartner zu halten, Empathie zu zeigen und die Meinungen der anderen, des anderen zu akzeptieren. Auch sollte darauf geachtet werden, wie viel Nähe geduldet wird. Es wäre gut zu wissen, dass während eines Gespräches natürlich auch Fragen gestellt werden können und auch Platz für Schweigen gegeben ist - es muss nicht immer geredet werden. Der wichtigste und gleichzeitig auch letzte Punkt für ein gutes Gespräch ist aber aktives Zuhören. Nur wer gut zuhören kann, kann auch gut beraten. Unter aktivem Zuhören ist zu verstehen, dass der Mensch, der mit einem kommuniziert, alle Sinne auf einen richtet und auf das Erzählte des Gegenübers eingeht. (vgl. Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 93ff)
Im Fragebogen wurde erhoben, wie viel Zeit die Pflegepersonen am Tag, in ein Gespräch mit den Patientinnen und Patienten investiert haben. Hierbei war es traurig festzustellen, dass bei einundzwanzig Personen je nur zehn Minuten am Tag für gemeinsame Gespräche verwendet wurden, wobei Kommunikation eigentlich ein sehr wichtiger Punkt ist, um zu wissen, wie es einem Menschen geht.
„Ein gutes Gespräch kann ein Geschenk sein, kann wie ein rettender Strohhalm wirken, kann neue Perspektiven eröffnen und Ordnung in chaotische Seelenzustände bringen.“ (Specht-Tomann; Tropper 2007, S. 97)
Da trotz allem jedoch nur mit Kommunikation alleine keine gute Pflege gewährleistet sein kann, wird im nächsten Kapitel das Thema Berührung behandelt.
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