Zur Zeit vollzieht die Gesellschaft einen Wandel von der Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungs- und Hochtechnologiegesellschaft. Dieser Wandel bedingt eine zunehmende Bedeutung immaterieller Werte, wie Humankapital, Rechte oder Marktpositionen, als Wertpotenzial für die Zukunft der Unternehmen.
Die Konsequenz ist, dass der Anteil an materiellen Vermögenswerten am Gesamtwert des Unternehmens, insbesondere in Dienstleistungs- und Technologieunternehmen, zunehmend geringer wird. Diese sind jedoch der Hauptgegenstand der Bilanzierung. Dies führt zwangsläufig dazu, dass Marktkapitalisierung und Bilanzwert von Unternehmen zunehmend diver-gieren. Anschaulich lässt sich diese Tendenz nachvollziehen, wenn man das Verhältnis von Marktpreis und Buchwert im Zeitablauf graphisch dar-stellt, wie nachfolgend am Beispiel des Dow Jones Industrial Average.
In der Konsequenz muss die Frage gestellt werden, in wieweit die derzeitigen Rechnungslegungssysteme in der Lage sind, immaterielle Werte adäquat darzustellen bzw. welche Veränderungen notwendig sind, um eine angemessene Darstellung zu sichern. Dazu wird die Ansicht geäußert, dass insbesondere das deutsche Bilanzrecht bisher nur unzureichend auf diesen Wandel reagiert hat und damit den Informationsbedürfnissen der Kapitalmärkte nur unzureichend Rechnung trägt. Die Ursache liege einerseits in mangelnden Konkretisierbarkeit und Bewertbarkeit immaterieller Werte. Andererseits prägt der Grundsatz des Gläubigerschutzes und der Objektivierung den handelsrechtlichen Jahresabschluss, so dass eine Bilanzierung immaterieller Werte problematisch ist. Insoweit besteht ein erhebliches Spannungsverhältnis zwischen Informations- und Objektivierungsbedürfnissen. Nach wie vor werden immaterielle Werte als „ewige Sorgenkinder des Bilanzrechts“ gesehen.
Innerhalb der immateriellen Werte spielt das Humankapital eine zentrale Rolle. Die Menschen mit ihren Erfahrungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Motivationen stellen die entscheidenden Werttreiber der Unternehmen dar. Ungeachtet dieser Tatsache erscheinen Investitionen in das Human-vermögen i.d.R. nur als Aufwand gewinnmindernd in der Gewinn- und Verlustrechnung. Dies führt zu Informationsasymmetrien zwischen Unternehmensführung und Kapitalanlegern. Um diese zu vermeiden, müssen geeignete Möglichkeiten gefunden werden, die im Rahmen des Jahresabschlusses die erforderlichen Informationen liefern.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Begriffliche Grundlagen
- Immaterielle Werte
- Humankapital
- Bilanzierungsfähigkeit von Humankapital
- Bilanzierung nach HGB
- Grundsätze der Bilanzierung
- Ansatzfähigkeit von Humankapital als Vermögensgegenstand
- Weitere Bilanzierungsmöglichkeiten
- Bilanzierung nach IFRS
- Bilanzierung von Humankapital nach IAS 38
- Weitere Bilanzierungsmöglichkeiten
- Notwendigkeit der ergänzenden Berichterstattung
- Humankapital in der Berichterstattung
- Derzeitiger Stand der Berichterstattung
- Formen der Darstellung von Humankapital in der Berichterstattung
- Systematisierung der Ansätze
- Überblick wichtiger Verfahren
- Eignung der Verfahren zur externen Darstellung von Humankapital
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Bilanzierung von Humankapital. Ziel der Arbeit ist es, den aktuellen Stand der Forschung in diesem Bereich darzustellen und eine kritische Analyse der verschiedenen Ansätze zur Bilanzierung von Humankapital vorzunehmen. Dabei werden sowohl die handelsrechtlichen Vorgaben des HGB als auch die internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) berücksichtigt.
- Begriffliche Abgrenzung von Humankapital und immateriellen Werten
- Analyse der Bilanzierungsfähigkeit von Humankapital nach HGB und IFRS
- Bewertung von Humankapital und die Herausforderungen der Bewertungspraxis
- Darstellung von Humankapital in der externen Berichterstattung
- Kritische Würdigung der verschiedenen Ansätze zur Bilanzierung und Berichterstattung von Humankapital
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Bilanzierung von Humankapital ein und erläutert die Problemstellung sowie den Gang der Untersuchung. Kapitel 2 befasst sich mit den begrifflichen Grundlagen und definiert die Begriffe "immaterielle Werte" und "Humankapital". Kapitel 3 analysiert die Bilanzierungsfähigkeit von Humankapital nach HGB und IFRS. Dabei werden die relevanten Vorschriften und die verschiedenen Ansätze zur Bilanzierung von Humankapital diskutiert. Kapitel 4 befasst sich mit der Darstellung von Humankapital in der externen Berichterstattung. Es werden verschiedene Ansätze zur Darstellung von Humankapital vorgestellt und deren Eignung für die externe Berichterstattung bewertet. Die Zusammenfassung und der Ausblick fassen die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und geben einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich der Bilanzierung von Humankapital.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Bilanzierung von Humankapital, immaterielle Werte, HGB, IFRS, IAS 38, Bewertung von Humankapital, externe Berichterstattung, Wissensmanagement, Human Resource Accounting, Intellectual Capital.
- Quote paper
- Dipl.-Kfm. Lutz Völker (Author), 2005, Bilanzierung von Humankapital - Stand der Forschung und kritische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113847