Anfangs ist zu erwähnen, dass Johann Gottfried Herder in der frühen Bundesrepublik unpolitisch gelesen werden sollte und eher ein „Fußnotendasein“ besaß; auch wurde der Humanist keiner expliziten Wissenschaft zugeordnet. Innerhalb dieser Arbeit „Die „Herder – Verlegenheit“ der frühen Bundesrepublik […]“ wird aufgezeigt, was von Johann Gottfried Herder nach Ende des Dritten Reiches blieb und welche Ergebnisse die Herderforschung innerhalb der Germanistik darlegt.
2 Ein Resümee der Herder - Rezeptionen im Dritten Reich
Zur Zeit des Dritten Reiches wurden die Schriften des Humanisten Herder weitgehend politisch aufgegriffen und passte diese der Ideologie des Hitler - Regimes an; man sprach sogar von einer
„Herder – Renaissance“ nach 1933. Friedrich Berger, damals Privatdozent in Tübingen, deutet diese Hochschätzung Herders einerseits so „[…], dass Herder in den vergangenen Jahrzehnten weniger gewürdigt worden ist als ihm gebührt, und andererseits, dass Anzeichen dafür vorhanden sein müssen, dass das Interesse für ihn gewachsen ist“ .
Es wurde innerhalb des Hitler - Regimes behauptet, dass Affinitäten zwischen dem Staats- und Gesellschaftssystem und den Vorstellungen Herders bestünden. Benno von Wiese behauptete gar, dass der Humanist „der erste Prophet des untergehenden Abendlandes“ gewesen sei. Man glaubte quasi, ein Staatssystem erreicht zu haben, welches Herder prophezeit hatte.
Alle nationalsozialistischen Bilder, die von Herder im Dritten Reich existierten, mündeten jedoch in die Metapher des „großen Erziehers“ hinein, d. h. teilweise wurde der Humanist mit Adolf Hitler gleichgesetzt (beispielsweise durch Friedrich Berger) oder er galt als „Prophet“ und „Seher“.
Vor allem Äußerungen Herders gegenüber dem Judentum wurden von den Nationalsozialisten missbraucht; wohingegen seine Humanitätsidee und die religiösen Überzeugungen weniger Beachtung fanden.
Summa summarum waren die Rezeptionen eher uneinheitlich: Das Bild Johann Gottfried Herders zur Zeit des Hitler – Regimes war nicht fest umrissen; der Humanist galt zuweilen als „[…] Begründer der Rassenkunde, und mal als Antisemit, mal als Erzieher der Nation und mal als Gewährsmann deutscher Kulturüberlegenheit […]“ .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein Resümee der Herder - Rezeptionen im Dritten Reich.
- Die Herder - Forschung nach 1945
- Was bleibt von Herder?
- Herder - Rezeptionen innerhalb der Germanistik von 1945 - 1960.....
- Zusammenfassung......
- Literatur..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit „Die „Herder – Verlegenheit“ der frühen Bundesrepublik […]“ untersucht die Rezeption des Humanisten Johann Gottfried Herder in der frühen Bundesrepublik Deutschland (1945-1960). Sie beleuchtet, wie Herders Werk nach dem Ende des Dritten Reiches interpretiert wurde und welche Rolle er in der Germanistik spielte. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen, die sich aus der missbräuchlichen Verwendung von Herders Schriften im Nationalsozialismus ergaben, und untersucht, wie die Nachkriegsgeneration mit diesem Erbe umging.
- Die Rezeption von Herders Werk im Dritten Reich und die Instrumentalisierung seiner Ideen durch die nationalsozialistische Ideologie.
- Die Herausforderungen der Herder-Forschung nach 1945, insbesondere die Auseinandersetzung mit der missbräuchlichen Verwendung von Herders Schriften im Nationalsozialismus.
- Die Rezeption von Herders Werk in der Germanistik der frühen Bundesrepublik und die Frage nach seiner Relevanz für die Zeit.
- Die Entwicklung des Bildes von Herder in der frühen Bundesrepublik und die Suche nach einer unbelasteten Interpretation seiner Schriften.
- Die Bedeutung von Herders Werk für die deutsche Kultur und Identität in der frühen Bundesrepublik.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Kontext der Arbeit dar. Sie beleuchtet die besondere Situation der Herder-Rezeption in der frühen Bundesrepublik, die durch die Instrumentalisierung seines Werkes im Nationalsozialismus geprägt war.
Das zweite Kapitel bietet einen Überblick über die Rezeption von Herders Werk im Dritten Reich. Es zeigt auf, wie die nationalsozialistische Ideologie Herders Schriften für ihre Zwecke missbrauchte und ihn als „großen Erzieher“ und „Prophet“ des Nationalsozialismus darstellte. Die Analyse beleuchtet die selektive Verwendung von Herders Schriften und die Verzerrung seiner Ideen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Herder-Forschung nach 1945. Es untersucht die Herausforderungen, die sich aus der missbräuchlichen Verwendung von Herders Schriften im Nationalsozialismus ergaben, und analysiert die unterschiedlichen Ansätze der Nachkriegsgeneration, mit diesem Erbe umzugehen. Das Kapitel beleuchtet die Debatte um die Verantwortung Herders für die nationalsozialistische Ideologie und die Suche nach einer unbelasteten Interpretation seiner Schriften.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Johann Gottfried Herder, die Herder-Rezeption, die frühe Bundesrepublik, das Dritte Reich, die Germanistik, die Nationalsozialistische Ideologie, die Humanitätsidee, die Nation, die Kulturgeschichte und die deutsche Identität.
- Arbeit zitieren
- Franziska Schau (Autor:in), 2008, Die "Herder-Verlegenheit" der frühen Bundesrepublik (1945-1960), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113881
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