Theaterkritik in den Berliner Abendblättern unter der Leitung von Heinrich von Kleist


Essay, 2003

6 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Theaterkritik in den Berliner Abendblättern unter der Leitung von

Heinrich von Kleist

Die Berufung August Wilhelm Ifflands nach Berlin

Am 14. November des Jahres 1796 wird August Wilhelm Iffland durch König Friedrich Wilhelm III. zum „Direktor an der Spitze des Nationaltheaters“ nach Berlin berufen. Der Hof hatte den von ihm gestellten Forderungen:

„1. Aufhebung des ganzen iezigen Theaters.
2. unumschränkte Macht über alles.
3. Pension.
4. Bei gewissenhafter Verwaltung und monatl. Rechenschaft keine Verantwortung
des ökonomischen Calcüls...“[1]

gänzlich entsprochen. Damit vereinte Iffland in seiner Person eine bis dahin ungekannte Machtfülle und vereinigte innerhalb kürzester Zeit Verwaltung und künstlerische Leitung des Theaters in seiner Person: Er wählte die zu spielenden Stücke aus, entschied über die Besetzung, führte Regie und stand selber auf der Bühne.

Durch seine unermüdliche Arbeit, getragen durch finanzielle Unterstützung von Seiten des Hofes, fand die künstlerische Leistung des Berliner Nationaltheaters bald Anerkennung auch außerhalb der Stadtgrenzen und den gestiegenen Bedürfnissen entsprach der König mit einem neuen Theaterbau am Gendarmenmarkt, dessen Eröffnung am 01. Januar des Jahres 1802 stattfand.

Als jedoch Preußen 1806 im 4. Koalitionskrieg gegen das napoleonische Frankreich unterliegt, der König fliehen muß und im Oktober desselben Jahres Napoleon in Berlin Einzug hält, zieht dies auch für das Nationaltheater Konsequenzen nach sich. Nicht nur muß Iffland, zumindest zeitweilig, auf finanzielle Subventionen verzichten, auch zwingt ihn die Sorge, die französische Besatzungsmacht könne eine eigene Theatergruppe aus Frankreich engagieren, den Spielplan den französischen Wünschen anzupassen.

Iffland und die Romantik

Ifflands Gestaltung des Spielplans läßt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: Da „Schiller’s die Verkommenheit in herrschenden Kreisen entblößenden Jugenddramen (...) die Stücke (waren), für deren vollendete Darstellung er die schauspielerischen Mittel, wie kein Anderer, besaß“[2], bildeten diese selbstverständlich einen festen Bestandteil des Repertoires, weniger als die Stücke Goethes, worauf später noch einzugehen ist. Auch die von ihm selbst verfaßten, zahllosen „in seiner Zeit äußerst populäre(n) „Familiengemälde”, (denen allerdings) die Anerkennung der Kritik versagt“[3] blieb, wurden oft gegeben. Daneben „bevorzugte er die allermäßigsten Bühnentalente, deren Stücke, wie die eigenen die er schrieb, das Publicum unterhielten, ohne es zu einer höheren Idee empor zu tragen. Iffland war der rechte Theaterdirector nach dem Geschmacke des Berliner Durchschnittsbürgers.“[4]

Anstoß an der Zusammensetzung des Spielplans nahmen nicht nur der märkische Adel sowie das Militär, deren dramatische Darstellung in gesellschaftspolitischer Hinsicht keineswegs als positiv bezeichnet werden konnte. Auch die Vertreter der neu entstandenen Bewegung der Romantik fühlten sich durch Iffland ungerecht behandelt, da dieser romantischen Stücken keinen Platz auf seiner Bühne einräumen wollte. Reinhold Steig führt diese Tatsache vor allem darauf zurück, daß Iffland „weder als Schauspieler, noch als Theaterdirector diejenige Fülle geistiger Gaben (besaß), die nöthig gewesen wäre, um das Neue fruchtbar zu umfangen.“[5] Ruth Freydank hingegen ist der Auffassung, daß Iffland durchaus „bemüht (war), den dramatischen Produktionen der Romantiker seine Bühne zu öffnen (da er) 1802 (...) August Wilhelm Schlegels »Jon«“[6] inszeniert hatte.

[...]


[1] Brief Ifflands vom 3.3.1790 in: Ruth Freydank, Theater in Berlin Von den Anfängen bis 1945, S. 139,
Argon Verlag, Berlin, 1988

[2] Reinhold Steig, Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe, S. 168, Spemann, Berlin, Stuttgart, 1901

[3] Microsoft Encarta 2001, Wilhelm August Iffland

[4] Reinhold Steig, Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe, S. 168, Spemann, Berlin, Stuttgart, 1901

[5] ebenda, S. 169

[6] Ruth Freydank, Theater in Berlin. Von den Anfängen bis 1945, S. 146, Argon Verlag, Berlin, 1988

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Theaterkritik in den Berliner Abendblättern unter der Leitung von Heinrich von Kleist
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)  (Fakultät der Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Der Theaterbesuch - Spuren eines Ereignisses in Literatur, Philosophie und Theaterkritik des 19. Jahrhunderts
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
6
Katalognummer
V113924
ISBN (eBook)
9783640146932
Dateigröße
377 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ohne Literaturverzeichnis. Werke werden komplett in den Fußnoten zitiert.
Schlagworte
Theaterkritik, Berliner, Abendblättern, Leitung, Heinrich, Kleist, Theaterbesuch, Spuren, Ereignisses, Literatur, Philosophie, Theaterkritik, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Angela Schaaf (Autor:in), 2003, Theaterkritik in den Berliner Abendblättern unter der Leitung von Heinrich von Kleist, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113924

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Theaterkritik in den Berliner Abendblättern unter der Leitung von Heinrich von Kleist



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden