Der Wandel in der psychologischen Ethik


Dossier / Travail, 2021

15 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Definition von Moral und Ethik

Geschichte der psychologischen Forschung
Little Albert – John B. Watson
Milgram Experiment – Stanley Milgram
Stanford Prison – Philip Zimbardo

Entwicklung der ethischen Landschaft
Berufsethische Richtlinien
Die Rolle der Ethikkommission

Betrachtung der Experimente unter ethischen Richtlinien

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Psychologie und Ethik haben viele gemeinsame Schnittpunkte, vor allem in der Forschung und der Anwendung (Wirtschaftspsychologische Gesellschaft, 2021).

Im Rahmen der Literatur des Moduls wird vor allem Bezug auf die klinische Praxis genommen, die folgende Hausarbeit wird hingegen die psychologische Forschung behandeln, da auch sie in der Geschichte einen umfassenden Wandel erlebte.

Im Laufe der Zeit erlangte die psychologische Forschung eine größere Sichtbarkeit in der Gesellschaft und stieß eine immer wiederkehrende Debatte um die ethische Vertretbarkeit der psychologischen Forschung an (Felnhofer & Heurix, 2011, S. 35). Besonders drei Experimente der Psychologie gelten als Fehltritte, die für die Wichtigkeit der ethischen Themen sensibilisieren. Darunter das Milgram Experiment von Stanley Milgram, das Stanfort Prison von Philip Zimbardo und das Experiment um Little Albert von John B. Watson (Felnhofer & Heurix, 2011, S. 36ff.).

Nach der Definition von Moral und Ethik werden die drei Experimente im Rahmen der Hausarbeit dargestellt und anhand der Entwicklung ethischer Richtlinien im Hinblick auf das heutige Regelwerk reflektiert, um so die Frage zu beantworten, welchen Einfluss der Wandel der psychologischen Ethik auf die Durchführung von Experimenten hat.

Definition von Moral und Ethik

Das Wort Moral hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache und wurde vom Wort „moralis“ als „die Sitten betreffend“ übersetzt. Es gelten also Werte und Regeln als moralisch, die in einer Gesellschaft allgemein anerkannt sind. Der Begriff „Moral“ wird mittlerweile auch dazu benutzt, um eine gute Einstellung zu beschreiben (Bundeszentrale für politische Bildung, 2021).

Die Ethik gilt als philosophisches Teilgebiet, das die Moral als einen wichtigen Gegenstand ansieht (Simon, 2001, S. 3). Das Wort Ethik stammt ursprünglich vom griechischen Wort „ethos“ ab, was als „Sitte“ oder „Brauch“ übersetzt wird, allgemeiner ausgedrückt stellt die Ethik die gegebene oder vorgefundene menschliche Natur dar. Besonders geprägt wurde der Begriff von Aristoteles, Sokrates und weiteren Philosophen, die einen Grundstein für das heutige Denken und Handeln legten. Als Ziel verfolgten sie allgemeingültige Werte und Normen für das Zusammenleben zu schaffen (www.businesson.de, 2013).

Ethik lässt sich in drei Anwendungsbereiche teilen: normative Ethik, Metaethik und deskriptive Ethik.

Die normative Ethik beschäftigt sich mit grundlegenden Normen des menschlichen Verhaltens und versucht diese rational zu begründen.

Von der normativen Ethik ausgehend werden zwei weitere Formen unterschieden:

Die Metaethik gilt als Wissenschaftstheorie der Ethik, sie fokussiert nicht mehr das Handeln an sich, sondern dessen Urteile.

Im Rahmen der deskriptiven Ethik werden moralische Phänomene ohne jegliche moralische Wertung betrachtet und beschrieben (Alfred Simon, S. 6).

Auch die Psychologische Ethik wird den Bereichsethiken zugeordnet (Pieper & Thurnherr, 1998, S. 9). Im Rahmen der Psychologischen Ethik ist man sich über das hohe, freiheitsgefährdende Manipulationspotential bewusst und versucht dahingehend der Verantwortung der Psychologie gegenüber Menschen gerecht zu werden (Pieper & Thurnherr, 1998, S. 11).

Geschichte der psychologischen Forschung

Little Albert – John B. Watson

Im Experiment zum Thema „Conditioned Emotional Reactions“ von John B. Watson und Rosalie Rayner fungierte Albert B. 1920 als Versuchsperson. Zum Zeitpunkt der Hauptuntersuchung war er elf Monate alt und galt als gesund und gut entwickelt (Watson & Rayner, 1920, S. 1).

Als Grundlage des Experiments diente die klassische Konditionierung und sollte belegen, dass Ängste und Phobien Lernprozessen zugrunde liegen (Dorsch, 2016).

Im Alter von neun Monaten wurde Albert zum ersten Mal untersucht. Im Rahmen dessen wurden ihm eine weiße Ratte, ein Hase, ein Hund, ein Affe, Masken mit und ohne Haare, Baumwolle und eine brennende Zeitung gezeigt. Alle Gegenstände sah er zu diesem Zeitpunkt das erste Mal, er zeigte bei der Präsentation der Tiere und Gegenstände keine Angstreaktion (Watson & Rayner, 1920, S. 1). Des Weiteren wurde Albert das erste Mal mit dem schlagenden Hammer gegen eine Metallstange konfrontiert. Dieses Geräusch löste in ihm Angst aus und wurde für das Hauptexperiment als unkonditionierter Reiz verwendet (Watson & Rayner, 1920, S. 1).

Die Hauptuntersuchung begann mit der Konfrontation einer weißen Ratte und dem zeitgleichen Hammerschlag, sobald Albert seine Hand in Richtung der Ratte ausstreckte, um diese zu berühren. Darauf reagierte er mit Angst und weinte. Dieses Verfahren wurde über zwei Sitzungen sieben Mal wiederholt, was darin resultierte, dass im Folgenden die bloße Konfrontation ohne das Schlagen des Hammers in Angstreaktion mündete (Watson & Rayner, S. 1f.).

Zusätzlich wollte Watson herausfinden, ob Angst generalisierbar ist. Dafür präsentierte er Albert in den nächsten Sitzungen einen Hasen, einen Hund, Baumwolle, eine Maske und weitere pelzige Objekte. Die Konfrontation erfolgte teilweise mit und ohne den Hammerschlag und zeigte, dass die alleinige Konfrontation mit den Tieren und Objekten Angstreaktionen hervorruft. Erfolgt die Konfrontation zusätzlich mit dem Geräusch, tritt eine verstärkte Angstreaktion auf (Watson & Rayner, 1920, S. 3).

Watson und Rayner zeigten mit dem Experiment an Albert B., dass Angst konditionierbar ist und generalisiert werden kann. Nach Beendigung ihrer Untersuchung sollte es zur „Re-konditionierung“ kommen, damit sich Albert weiterhin altersgerecht entwickeln kann. Dies blieb allerdings aus, da das Kind dem Krankenhaus und somit auch der Untersuchung entzogen wurde (Watson & Rayner, 2011, S. 3).

Milgram Experiment – Stanley Milgram

Das Milgram-Experiment wurde 1961 vom amerikanischen Sozialpsychologen Stanley Milgram durchgeführt. Als Basis seines Experiments sah er die Tatsache, dass in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 Millionen Menschen systematisch umgebracht wurden (Milgram, 1982, S. 17). Ein solches Ausmaß ist auf den Gehorsam als psychologischen Mechanismus zurückzuführen, der individuelles Handeln an politische Zwecke bindet (Milgram, 1982, S. 17). Beobachtungen lassen vermuten, dass Gehorsam eine Verhaltenstendenz darstellt, die ethisches Empfinden und das Moralverhalten überlagert (Milgram, 1982, S. 17).

Im Verlauf der Geschichte zeigt sich immer wieder, dass Menschen im Falle eines Befehls in der Lage sind, andere Menschen umzubringen, weil sie sich verpflichtet fühlen, einen Befehl auszuführen (Milgram, 1982, S. 18).

Auf dieser Basis untersuchte Milgram, wie lang sich Versuchspersonen Anordnungen des Versuchsleiters fügen, bevor sie den Befehl verweigern und die geforderte Handlung nicht durchführen (Milgram, 1982, S. 19).

Für seine Untersuchung gewann Milgram einen Querschnitt männlicher Bürger von New Haven im Alter von 20 bis 50 Jahren als Versuchspersonen (Milgram, 1982, S. 31ff.).

Pro Durchführung des Experiments wurde eine uneingeweihte Versuchsperson benötigt. Die Rolle des Versuchsleiters und des Opfers, beziehungsweise des Schülers war festgelegt, wobei der Versuchsleiter von einem leidenschaftslosen und streng wirkenden Biologielehrer einer Highschool porträtiert wurde und das Opfer durch einen 47-jährigen Buchhalter, der als freundlich und liebenswürdig eingeschätzt wurde (Milgram, 1982, S. 32f.).

Die Aufgabe bestand darin, dass der Schüler Assoziationspaare bilden soll, dafür wurde ihm eine Reihe von Wortpaaren durch die Versuchsperson vorgelesen (Milgram, 1982, S. 35). Die Versuchsperson fungierte im Experiment als Lehrer und hatte neben dem Vorlesen der Wortpaare auch die Aufgabe, dem Schüler bei jeder falschen Antwort einen elektrischen Schock zu verabreichen. Als Schlüsselbefehl galt, dass der Schock bei jeder falschen Antwort erhöht werden sollte (Milgram, 1982, S. 37). Die Schockstärke reichte von 15 bis 450 Volt (Milgram, 1982, S. 36). Alle Laute und Worte des Opfers waren einer Voltstufe zugeordnet. Diese reichten von leichtem Knurren ab Stufe 75 Volt, über die Bitte des Abbruchs ab 150 Volt, bis hin zum Verstummen ab 330 Volt (Milgram, 1982, S. 40).

Vor der Verabreichung eines jeden Schocks sollte die Stärke laut genannt werden, um die wachsende Steigerung noch zu verdeutlichen.

Erreichte die Versuchsperson die letzte Stufe von 450 Volt, befahl der Versuchsleiter, die Aufgabe unter der Spannung von 450 Volt fortzufahren (Milgram, 1982, S. 37). Erst nach zwei weiteren Versuchen wurde der Versuch durch den Versuchsleiter abgebrochen (Milgram, 1982, S. 37). Im Laufe des Experiments hatte der Versuchsleiter die Aufgabe, die Versuchsperson mit „anspornenden“ Bemerkungen zum Weitermachen zu motivieren. Die Bemerkungen waren in vier Sätze kategorisiert, weigerte sich die Versuchsperson nach dem vierten Satz weiterzumachen, galt das Experiment als beendet.

Als Ergebnis stellte Milgram fest, dass 65% der Versuchspersonen den Befehlen folgten und das Experiment nicht abbrachen, sobald die Schockstärke erreicht war, zu der der Schüler um den Abbruch des Versuchs bittet (Goddemeier, 2008). Das Experiment von Milgram zeigt, dass sich die Menschen des Versuchs in einer Spannung zwischen ethischem Verhalten, das ihnen seit der Kindheit vorgab, andere Menschen nicht zu verletzen und dem Befehl einer Autoritätsperson zu gehorchen, befinden. Letztlich überwiegt aber die Tendenz der Gehorsam das ethische Empfinden (Milgram, 1982, S. 57 ff.).

Stanford Prison – Philip Zimbardo

Für sein Experiment, das die Kraft von sozialer Macht, die Menschen erhalten, wenn sie als Autoritätsperson auftreten, und das daraus folgende Verhalten untersuchen sollte, wählte Philip Zimbardo eine homogene Gruppe von 24 gesunden, männlichen Studenten (Haney, 1973, S. 69).

Sie wurden zufällig der Gruppe der Wärter und Gefangenen zugeordnet, sodass beide Gruppen die gleiche Anzahl an Teilnehmer besaßen (Haney, 1973, S. 73). Die Wärter waren in ihrem Verhalten ohne Limitation gegenüber den Gefangenen (Haney, 1973, S. 72).

Das Experiment fand im Keller der Stanfort University statt, das in ein Gefängniskomplex umgebaut wurde (Haney, 1973, S. 73f.).

Um die Autorität der Wärter zu unterstreichen, wurden diese in Uniformen gekleidet und trugen eine Pfeife, Schlagstöcke und Sonnenbrillen, um Augenkontakt zu vermeiden (Haney, 1973, S. 75). Die Gefangenen hingegen trugen lediglich Kittel, Gummisandalen und eine Kette um ein Fußgelenk. Jeder von ihnen trug eine Identifikationsnummer, um Anonymität zu wahren. (Haney, 1973, S. 75).

[...]

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Der Wandel in der psychologischen Ethik
Université
University of Applied Sciences Hamburg
Cours
Klinische Psychologie
Note
2,0
Auteur
Année
2021
Pages
15
N° de catalogue
V1139639
ISBN (ebook)
9783346515247
ISBN (Livre)
9783346515254
Langue
allemand
Mots clés
Psychologie, Klinische Psychologie, Ethik, Stanford Prison, Stanley Milgram, John Watson, Little Albert, psychologische Ethik
Citation du texte
Nele Knauff (Auteur), 2021, Der Wandel in der psychologischen Ethik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1139639

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