Kommunikation bei Menschen mit Autismusspektrum


Studienarbeit, 2016

23 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung und Themeneingrenzung

2. Kommunikation
2.1 Definition
2.2 Kommunikationsmodelle
2.3 Kommunikationsmodell nach Shannon und Weaver

3. Autismus-Spektrum-Störung
3.1 Definition und Klassifikation
3.2 Formen
3.3 Störungsbedingte Probleme

4. TEACCH-Ansatz
4.1 Grundlagen des TEACCH Ansatzes
4.2 Förderung des Verstehens
4.3 Förderung des Mitteilens

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kommunikationsquadrat

Abbildung 2: Elemente der Kommunikation nach Shannon & Weaver

Abbildung 3: Visualisierter Handlungsplan

1. Einleitung und Themeneingrenzung

In der Behindertenhilfe kommen Mitarbeiter zunehmend nicht nur mit geistig, psychisch oder körperlich behinderten Menschen in Kontakt, sondern auch mit Klienten, deren Verhalten dem autistischen Formenkreis zuzuschreiben ist.

In der Praxis stellt sich der Umgang mit diesem Klientel als komplexe Aufgabe mit vielen Barrieren in der Kommunikation und der sozialen Interaktion dar, auf die es mit verschiedenen pädagogischen Interventionsmöglichkeiten einzugehen gilt. Diese Interventionsmöglichkeiten haben das Ziel, die Interaktion mit Menschen, die von einer autistischen Störung betroffen sind, zu erleichtern.

Die einleitende Fragestellung lautet daher: Wie können Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung adäquat bei der Kommunikation unterstützt werden?

Deshalb wird zunächst der Begriff der Kommunikation genauer definiert. Darauf aufbauend werden zwei verschiedene Modelle von Schulz von Thun und Shannon & Weaver vorgestellt, um sowohl den inhaltlichen als auch den technischen Aspekt von Kommunikation zu berücksichtigen.

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich dann der eigentlichen Autismusspektrumstörung. Hier wird zunächst auf die Klassifikation des autistischen Formenkreises nach der ICD-10 eingegangen und der Begriff anhand der sogenannten Trias genauer definiert.

Im Folgenden werden vier verschiedene Formen des Autismusspektrums detaillierter beleuchtet, darunter das Asperger-Syndrom, der frühkindliche Autismus, der atypische Autismus und der hochfunktionale Autismus. Der besondere Schwerpunkt des zweiten Teils wird auf den störungsbedingten Interaktionsproblemen, die sich sowohl in der Kommunikation als auch in der sozialen Interaktion niederschlagen, liegen.

Deswegen soll danach explizit auf die störungsbedingten Probleme eingegangen werden, die Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung vor Herausforderungen stellen. Diese sollen mit den in Kapitel 2 dargestellten Kommunikationsmodellen von Schulz von Thun und Shannon & Weaver in Verbindung gebracht werden.

In Kapitel vier werden aufbauend auf den Inhalten der vorherigen Kapitel mögliche Ansätze vorgestellt, die die Kommunikation und soziale Interaktion autistischer Menschen verbessern können. Konkret werde ich mich dabei auf den TEACCH-Ansatz beziehen.

Im letzten Kapitel werden die Kernaussagen der Arbeit zusammengefasst.

2. Kommunikation

Kommunikation stellt bei der Arbeit mit Autisten die größte Hürde dar. Deswegen sollen im Folgenden der Begriff der Kommunikation genauer definiert und danach verschiedene Kommunikationsmodelle dargestellt werden, die zunächst grundlegend für die menschliche Kommunikation gelten. Dabei wird zunächst auf das Modell von Schulz von Thun, dass eher den inhaltlichen Aspekt der Kommunikation betrachtet, eingegangen, um im Anschluss ein eher technisch orientiertes Modell von Shannon und Weaver vorzustellen, dass seinen Schwerpunkt auf die Übertragung einer Nachricht legt.

2.1 Definition

Kommunikation nimmt im Leben eines Menschen eine wesentliche Rolle ein. Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit mit Kommunikation und sind im Austausch mit anderen Menschen, auch wenn uns dies nicht immer bewusst ist (vgl. insgesamt Röhner & Schütz, 2016, S. 1).

Obwohl der Mensch so viel Zeit damit verbringt, scheint eine einheitliche Definition nur schwer möglich zu sein, da in der Alltagsvorstellung nur vage Bestimmungen des Kommunikationsbegriffs bestehen (ebd.).

Der Terminus „Kommunikation“ leitet sich von dem lateinischen Wort „communicatio“ ab, was so viel wie Mitteilung oder Unterredung bedeutet. Die Auffassungen bezüglich des Verständnisses von Kommunikation sind sehr unterschiedlich und reichen von Dialogen von Angesicht zu Angesicht bis hin zu Vermittlung von Inhalten über die Werbung (ebd., S. 2).

Der kleinste gemeinsame Nenner aller Definitionsversuche ist die Einbeziehung von Sender, Nachricht und Empfänger. Kommunikation hat aber auch weitere Merkmale die festgehalten werden können (ebd. S. 5).

Kommunikation stellt zunächst einmal einen Prozess dar, der zwischen mindestens zwei Personen abläuft. Ob es sich um einen Dialog oder nur um einen Monolog handelt ist dafür nicht von Belang. Die Personen tauschen Zeichen und Symbole, in Form von Lautsprache, Gebärdenunterstützter Sprache, in Schriftform oder über Gestik und Mimik, aus. Damit Kommunikation grundsätzlich stattfinden kann, müssen die beteiligten Personen ein gemeinsames Zeichen- und Symbolrepertoire haben, da sonst eine Verständigung unmöglich wird (ebd. S.5).

Eine Nachricht besteht aus eben diesen Zeichen und Symbolen, wobei die Nachricht beim Sender verschlüsselt und später beim Empfänger entschlüsselt werden muss. Gelingt dies nicht, kommt es zu Missverständnissen (vgl. insgesamt Röhner & Schütz, 2016, S. 5).

Des Weiteren setzt zwischenmenschliche Kommunikation verschiedene Mittel und Modalitäten voraus. Im direkten Kontakt kann dies die Sprache oder der mimische Ausdruck sein, in der mediengestützten Kommunikation beispielsweise die Funkverbindung (ebd. S. 5).

Außerdem darf nicht vernachlässigt werden, dass Kommunikation kontextabhängig ist. Das bedeutet, dass der Prozess sowohl von intrapersonellen als auch externen Faktoren abhängig ist. So ist es zum Beispiel von Bedeutung aus welcher Situation die Gesprächspartner kommen, da sich persönliche Befindlichkeiten (Freude, Angst, Trauer) positiv aber auch negativ auswirken können (ebd. S. 5f.).

Vor allem im Berufsfeld der Sozialen Arbeit findet Kommunikation auch im Zwangskontext statt, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt, da ein Gesprächspartner möglicherweise gar nicht daran interessiert ist eine Unterhaltung zu führen.

Während des Kommunikationsprozesses führen die Akteure sowohl sichtbare als auch unsichtbare Aktivitäten aus. Sichtbar sind zum Beispiel Gesten und Mimik, unsichtbar dagegen beispielsweise die Eindrucksbildung vom Gesprächspartner (ebd. S. 5).

Ein weiteres Merkmal von Kommunikation ist der interaktive Prozesscharakter. Das heißt, dass sich Sender und Empfänger wechselseitig während des Prozesses beeinflussen.

Als letztes Merkmal ist die Zielorientierung zu nennen. Kommunikation erfolgt niemals willkürlich, sondern verfolgt immer ein bestimmtes Ziel. Dabei kann es sich lediglich um die Suche nach Unterhaltung, aber auch um komplexere Zielstellungen handeln. Allerdings muss dies nicht immer vollständig bewusst ablaufen (ebd. S. 6).

Nachdem nun die Grundlagen und Merkmale zwischenmenschlicher Kommunikation erläutert wurden, werden sich die nächsten Kapitel genauer mit dem Kommunikationsprozess und verschieden Kommunikationsmodellen beschäftigen.

2.2 Kommunikationsmodelle

2.2.1 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun

Das Modell nach Friedemann Schulz von Thun ist das wohl bekannteste Kommunikationsmodell und findet auch in der Praxis häufig Anwendung.

Das Modell lässt sich am einfachsten in Form eines Quadrates darstellen (Kommunikationsquadrat). Schulz von Thun geht davon aus, dass jede Nachricht in der zwischenmenschlichen Kommunikation über vier Aspekte verfügt. Diese werden anhand der vier Seiten eines Quadrates dargestellt (vgl. insgesamt Schulz von Thun, Zach, Zoller, 2012, S. 114). Diese Seiten werden nun anhand der folgenden Abbildung genauer erläutert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kommunikationsquadrat (Quelle: URL: http://www.bo-komm.de/wp-content/uploads/2015/02/Quadrat.png)

Die erste Seite ist der Sachinhalt. Er gibt an worüber der Sender informieren möchte. Hier ist nur die rein sachliche Information maßgebend, die auf Zahlen, Daten und Fakten basiert. Diese Art der Nachricht ist leicht dadurch zu erkennen, dass man ihren Inhalt eindeutig als richtig oder falsch bezeichnen kann (ebd. S. 115).

Als Selbstkundgabe wird das bezeichnet, was ich von mir selbst zeige oder zu erkennen gebe. Hier geht es vor allem darum, was der Person wichtig ist. Es ist daher nötig sich in sein Gegenüber hinein zu versetzen (ebd. S. 116).

Die dritte Seite bezieht sich auf die Beziehungsebene. Sie sagt etwas darüber aus, was ich von meinem Gegenüber halte und wie ich zu ihm stehe. Die Letzte Seite ist der Appell. Hier wird der Gesprächspartner dazu aufgefordert etwas zu tun, damit das eigene Ziel erreicht werden kann. Es stellt sich daher die Frage, was der Sender mit seiner Nachricht beim Empfänger bewirken wollte (vgl. insgesamt Schulz von Thun, Zach, Zoller, 2012, S. 116).

Wie sich diese vier Seiten in der Praxis auswirken lässt sich am besten an einem Beispiel erklären. Nehmen wir an, ein Ehepaar fährt gemeinsam in die Stadt und die Frau hält an einer roten Ampel. Als die Ampel umschaltet, sagt der Ehemann: „Es ist grün.“.

Zunächst könnte die Nachricht nur auf der Sachebene interpretiert werden. Die Aussage ist an sich nicht wertend und stimmt objektiv mit dem überein, was zu sehen ist. Es handelt sich also um die reine Wiedergabe einer Information. Die Farbe, die auf der Ampel aufleuchtet, ist grün.

Oder handelt es sich um eine Selbstkundgabe des Mannes? Möglicherweise hat der Mann wenig Zeit oder einen Termin den er nicht verpassen darf. Er könnte sich also auch zu erkennen geben und mit seiner Aussage deutlich machen, dass er es eilig hat.

Vielleicht handelt es sich bei seiner Aussage aber auch um einen Beziehungshinweis. Was denkt er von seiner Frau, wenn er diese Aussage trifft? Möglicherweise hält er sie für unaufmerksam oder für eine schlechte Autofahrerin.

Natürlich kann mit der Aussage „Es ist grün“ auch ein Apell verbunden sein. Er sagt, dass die Ampel grün ist, damit seine Ehefrau losfährt. In diesem Fall könnte man gedanklich ergänzen: „Die Ampel ist grün. Fahr los!“.

An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, dass der objektive Inhalt einer Nachricht in seiner Botschaft sehr verschieden sein kann. So besteht das erste Problem darin, dass das Gesagte nicht unbedingt dem entsprechen muss, was vom Sender gemeint ist. Was wiederum der Empfänger versteht kann sich nochmals von der Intention des Senders unterscheiden.

Schulz von Thun bezeichnet die Seiten einer Nachricht in seinem Modell als Vier-Schnäbel und Vier-Ohren. Diese Tatsache kann in einem Gespräch zu Missverständnissen führen. Wenn der Mann beispielsweise über den Apellschnabel kommuniziert und die Ehefrau dies als Beziehungshinweis auffasst. Obwohl der Mann seine Frau dazu bringen wollte, los zu fahren, wertet sie die Aussage als persönlichen Angriff und als eine Kritik an ihrer Fahrweise. Dieses Missverständnis kann wiederum in einem Streit enden, den der Mann eigentlich gar nicht provozieren wollte. Daher ist es wichtig, Botschaften klar zu formulieren, damit solche Missverständnisse vermieden werden können (vgl. insgesamt Schulz von Thun, Zach, Zoller, 2012, S. 117ff.).

Schulz von Thun hat damit ein anschauliches Modell geschaffen, dass die Vieldeutigkeit von Sprache veranschaulicht und mögliche Probleme beim Verständnis einer Nachricht beleuchtet.

2.3 Kommunikationsmodell nach Shannon und Weaver

Das Kommunikationsmodell nach Claude E. Shannon und Warren Weaver ist in den 1940er Jahren entstanden und mittlerweile ein Klassiker der Kommunikationspsychologie. Das Modell entspringt allerdings nicht dem psychologischen Bereich, sondern hat einen technisch mathematischen Ursprung. Das Modell legt seinen Schwerpunkt lediglich auf die Übertragung und den Empfang einer Nachricht. Die konkrete Bedeutung einer Botschaft wird dabei nicht berücksichtigt. Ziel dieses Modells war ursprünglich die Optimierung der Kommunikation und die Verminderung von Störeinflüssen. Dabei sind sechs verschiedene Elemente für den Kommunikationsprozess von Bedeutung. Diese werden in der folgenden Grafik detaillierter dargestellt (vgl. insgesamt Röhner & Schütz, 2012, S. 17).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Elemente der Kommunikation nach Shannon & Weaver (Quelle: Röhner & Schütz, 2012, S. 18)

Grundsätzlich ist für die Übertragung einer Information die Aufmerksamkeit aller Gesprächspartner erforderlich. Des Weiteren sollten diese über ein weitgehend identisches Zeichen- und Bedeutungswissen verfügen (ebd. S. 17).

Ausganspunkt des Kommunikationsprozesses ist der Sender. Er ist die Informationsquelle, der die Nachricht auswählt und sie mit Hilfe eines Sendegerätes kodiert. Die Übermittlung erfolgt über ein Signal, dass über einen spezifischen Kanal übertragen wird. Damit der Adressat das Signal aufnehmen kann, muss dieses über ein Empfangsgerät dekodiert werden (vgl. insgesamt Röhner & Schütz, 2012, S. 17f.).

Die Signalübertragung kann allerdings durch verschiedene Störquellen negativ beeinflusst werden. So kann eine hohe Umgebungslautstärke ein Gespräch beeinflussen, indem nicht mehr alle relevanten Informationen vom Empfänger aufgenommen werden können. Dies führt dazu, dass die gesendete Nachricht nicht in allen Details mit der empfangenen Nachricht übereinstimmt. Dadurch kommt es zu einer falschen Interpretation durch den Empfänger, der dann wiederum eine für den Sender unerwartete Reaktion zeigt. Deshalb ist ein Feedback besonders wichtig, damit im Falle einer Übertragungsstörung, die Information erneut gesendet werden kann (ebd. S. 18).

3. Autismus-Spektrum-Störung

3.1 Definition und Klassifikation

Der Begriff der Autismus-Spektrum-Störung wird in der internationalen Klassifikation ICD-10 (International Classification of Diseases) noch nicht verwendet. Er ist allerdings mittlerweile gebräuchlich und wird daher auch in der Klassifikation in der Zukunft verwendet werden (vgl. insgesamt Bölte, 2009, S. 36f.).

Bisher wird diese Art der Informations- und Wahrnehmungsstörung als tiefgreifende Entwicklungsstörung bezeichnet. Störungsbilder des autistischen Formenkreises sind unter anderem der frühkindliche oder infantile Autismus (F84.0), das Asperger-Syndrom (F84.5) sowie der Atypische Autismus (F84.1) (ebd. S. 36f.).

Die Klassifikation ist anhand spezifischer problematischer Verhaltensweisen aufgebaut. Autistische Verhaltensweisen sind im Wesentlichen in drei kritisch auffällige Bereiche unterteilt. Diese Gliederung wird häufig klassische Trias genannt und erstrecken sich auf soziale, kommunikative und imaginative Aspekte. Letztere schließen auch restriktives, stereotypes und repetitives Verhalten mit ein. Zusätzlich können Menschen, die an einer autistischen Störung leiden, weitere Verhaltensprobleme und körperliche Erkrankungen aufweisen, wobei diese nicht grundsätzlich dem Autismusspektrum zugeordnet werden können (ebd. S. 33f.).

Störungen der sozialen Interaktion betreffen viele Bereiche, die für die meisten Menschen selbstverständlich scheinen und kein Problem darstellen. Für Autisten sind Gestik und Mimik sowie Grußverhalten ein Buch mit sieben Siegeln. Aufgrund ihrer Verarbeitungsstörung fällt es ihnen schwer, Verhaltensweisen anderer Menschen zu verstehen sowie Mimik und Gestik, wie zum Beispiel ein Lächeln, richtig zu deuten. Dies trübt zugleich die Fähigkeit Empathie für das Gegenüber zu empfinden sowie eigene Gefühle richtig einordnen und der Außenwelt mitteilen zu können. Da diese Menschen daher nur über mangelhafte soziale Fähigkeiten verfügen, werden sie von ihrer Umgebung häufig missverstanden oder als wenig normkonform und aggressiv erlebt (ebd. S. 34).

Der zweite auffällige Bereich betrifft die verbale und nonverbale Kommunikation. Dabei können die Sprache, also vor allem die Verwendung der Grammatik, als auch das Sprechen gestört sein. Bei schwer betroffenen Menschen entwickelt sich kaum aktive oder passive Sprache. Dies wird meist nur in geringem Maße durch nonverbale Kommunikation kompensiert (ebd. S. 34).

Aber auch Autisten, die eine fließende Sprache beherrschen, haben oft einen ungewöhnlichen Sprachgebrauch. Häufig sind Wortrituale und Neologismen zu finden. Zusätzlich kann, wie oben erwähnt, das Sprechen, in Form von Stocken, lautem oder leisem Sprechen, beeinträchtigt sein (vgl. insgesamt Bölte, 2009, S. 34).

Betroffene Menschen haben Probleme ein wechselseitiges Gespräch zu führen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Konversation einen rein sozialen Anlass hat und dies durch mangelnde soziale Fähigkeiten nicht verarbeitet werden kann. Eine eingeschränkte Verarbeitung gilt auch für Wortspiele, Sprichwörter, Ironie und Zynismus, da Sprache in der Regel wortwörtlich aufgefasst wird (ebd. S. 34).

Imaginative Verhaltensweisen beinhalten restriktives, stereotypes und repetitives Verhalten. Dazu gehören zum einen wiederkehrende, ungewöhnliche Bewegungen wie zum Beispiel Oberkörperschaukeln, Flattern oder Verdrehen des Körpers, zum anderen auch ein auffälliges Interesse an Gerüchen, Geräuschen und Lichteffekten sowie der Oberflächenbeschaffenheit. In schwereren Fällen kann auch autoaggressives Verhalten auftreten. Die Veränderung von Routinen wird von den Betroffenen als sehr einschneidend erlebt und führt häufig zu Widerstandsphänomenen (ebd. S. 34).

Zusätzlich entwickeln viele Autisten ungewöhnliche Interessen an bestimmten Themen, aber auch normale Interessen, die dafür umso intensiver sind und daher sichtlich das Familienleben stören, da diese meist viel Zeit in Anspruch nehmen (ebd. S. 34).

Häufig ist auch eine Bindung dieser Menschen an Objekte zu erkennen. Ein Verlust dieser Objekte führt zu Unverständnis und Unruhe (ebd. S. 34).

3.2 Formen

Das folgende Kapitel wird auf drei Formen des Autismusspektrums eingehen, die explizit im ICD-10 genannt sind. Eine Einteilung in Asperger-Syndrom, frühkindlicher Autismus und atypischen Autismus hat auch weiterhin Bestand, obwohl die Grenzen zwischen den einzelnen Krankheitsbildern oft fließend sind. Zusätzlich wird die Form des hochfunktionalen Autismus genauer erläutert.

3.2.1 Asperger Syndrom

Bisher ist es nicht geklärt, ob das Asperger-Syndrom eine eigene diagnostische Einheit bildet, denn es gibt viele Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, dass es sich um eine eher schwache Form des Autismusspektrums handelt. Aktuell wird das Syndrom allerdings noch als eigene diagnostische Einheit in der ICD-10 aufgeführt (vgl. insgesamt Jorgensen, 2007, S. 35)

Menschen mit Asperger-Syndrom zeichnen sich zum einen durch eine starke qualitative Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion aus. Dies gilt für alle Formen des Autismusspektrums. Zum anderen haben die Betroffenen eine gewisse Anzahl eingeschränkter, stereotyper und sich wiederholender Interessen (ebd. S. 20f.).

Menschen mit Asperger-Syndrom sind im kognitiven und sprachlichen Bereich in der Regel nicht entwicklungsverzögert und besitzen eine durchschnittliche Intelligenz. Die Sprache wirkt oft hochgestochen und auswendig gelernt. Kinder mit Asperger-Syndrom entwickeln sich bis zum 3. Lebensjahr wie jedes andere Kind. Das heißt, dass sie ein angemessenes Explorationsverhalten ausbilden und damit Neugier und Interesse an ihrer Umgebung zeigen (ebd. S. 20 f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Kommunikation bei Menschen mit Autismusspektrum
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)
Note
2,2
Autor
Jahr
2016
Seiten
23
Katalognummer
V1139893
ISBN (eBook)
9783346515674
ISBN (Buch)
9783346515681
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Autismus, TEACCH, Asperger
Arbeit zitieren
Bachelor Benjamin Reingruber (Autor:in), 2016, Kommunikation bei Menschen mit Autismusspektrum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1139893

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