Hat nicht jeder von uns schon einmal eine Szene erlebt, in der eine hilflos, am Ende ihrer Kräfte, erscheinende Mutter im „Kampfe“ mit ihrem tobenden Kind um ein neues Spielzeug als eine unautoritäre Person erlebt wurde, die es nicht einmal schafft ihr Kind für fünf Minuten ruhig zu halten? Bei einer solchen Szene denkt ein jeder womöglich zuerst an eine misslungene Erziehung oder eine schlechte Familienbeziehung, wahrscheinlich aber nicht an ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (AD(H)S), das es dem Kind praktisch unmöglich macht, sich in einer solchen Situation angemessen zu verhalten. Seine mangelnde Impuls- und Selbststeuerungskontrolle zwingt es sozusagen zum Ausrasten, wenn es dieses gewünschte Spielzeug nicht bekommt. Aber nicht nur die Impulsivität, sondern auch die Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität, sowie soziale und emotionale Inkompetenzen gehören zu einer solchen Störung hinzu. Heutzutage sind diese Störungsmerkmale gut bekannt und zählen zu den meist diagnostizierten im Kindesalter. So werden beispielsweise in Kinder- und Jugendpsychiatrischen Einrichtungen Häufigkeitsraten von bis zu 20 % angegeben, wobei die Symptome bei 60-70 % der Betroffenen auch noch im Erwachsenenalter fortbestehen bleiben. Wie man sieht, kann es also von großer Bedeutung sein schon früh im Leben eines betroffenen Kindes mit Hilfe anzusetzen, um ihm sein Leben als AD(H)S Erwachsenen leichter und unkomplizierter zu gestalten und Verständnis von Seiten anderer zu ermöglichen. Dies kann aber nur durch hinreichende Aufklärung der Bevölkerung geschehen, weshalb es für mich wichtig erschien, mich mit dem Thema AD(H)S auseinanderzusetzen und möglicherweise ein bisschen zu dieser Aufklärung beitragen zu können. Bestärkt in meinem Denken wurde ich durch zahlreiche Eltern betroffener Kinder, die einerseits, genau wie ich, der Meinung waren, dass es noch vieler Informationen und Recherchen bedarf, bis die Störung AD(H)S als solche von der Gesellschaft anerkannt und nicht weiterhin als eine Modeerkrankung abgestempelt wird, und die andererseits dankbar erschienen, dass es doch noch Menschen gibt, die sich für die Probleme ihrer Kinder interessieren, sie ernst nehmen und sich für diese „Zappelkinder“ (so eine Mutter) einsetzen und dabei nicht nur ihre Schwächen, sondern auch ihre zahlreichen Stärken erkennen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung und Zusammenfassung
- 2. Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom
- 2.1 Historischer Hintergrund und Definitionsversuche
- 2.2 Diagnostik
- 2.2.1 Klassifikation nach DSM-IV
- 2.2.2 Drei Hauptsymptome
- 2.2.2.1 Unaufmerksamkeit
- 2.2.2.2 Impulsivität
- 2.2.2.3 Hyperaktivität
- 2.2.2.4 Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ohne Hyperaktivität
- 2.2.3 Komorbiditäten
- 2.2.4 Differentialdiagnose
- 2.2.5 Diagnostischer Prozess
- 2.3 Mögliche Ursachen
- 2.3.1 Genetische Faktoren
- 2.3.2 Schädigung von Hirnregionen
- 2.3.3 Neurologische Befunde
- 2.3.4 Prä- und perinatale Einflüsse
- 2.3.5 Schadstoffe und Nahrungsmittelallergien
- 2.3.6 Psychosoziale Bedingungen
- 2.4 Epidemiologie
- 2.5 Verlauf
- 2.5.1 Säuglingsalter und Kleinkindalter
- 2.5.2. Vorschulalter
- 2.5.3. Grundschulalter
- 2.5.4. Jugendalter
- 2.5.5. Erwachsenenalter
- 2.6 Therapiemöglichkeiten
- 2.6.1 Medikamentöse Behandlung
- 2.6.2 Homöopathie
- 2.6.3 Verhaltenstherapie
- 2.6.4 Familientherapie
- 2.6.5 Spieltherapie
- 2.6.6 Ergotherapie und Psychomotorik
- 2.6.7 Sprachtherapie, LRS-Training, Konzentrationstraining
- 2.6.8 Entspannungstraining (Biofeedback, Progressive Muskelrelaxation, Yoga)
- 2.7 Positive Aspekte des ADHS
- 3. Emotionen
- 3.1 Definitionsversuche
- 3.2 Basisemotionen und selbstbezogene Emotionen
- 4. Emotionale Kompetenz und Emotionswissen
- 4.1 Definition
- 4.2 Emotionswissen
- 4.3 Emotionswissen als Wissen über die expressive Komponente von Emotionen - Emotionserkennung
- 4.3.1 Säuglingsalter
- 4.3.2 Kleinkind- und Schulalter
- 4.4 Emotionswissen als Wissen über emotionsauslösende Situationen - Situationsbeschreibung für Emotionen
- 4.5 Zusammenhang zwischen Emotionswissen und AD(H)S
- 4.6 Zusammenhang zwischen emotionalen und sozialen Fähigkeiten
- 5. Soziale Kompetenz und Problemverhalten
- 5.1 Definitionsversuche
- 5.2 Entwicklung des Sozialverhaltens
- 5.3 Problemverhalten bei Kindern
- 5.3.1 Verhaltensauffälligkeiten
- 5.3.2 Emotionale Auffälligkeiten
- 5.3.3 Umschriebene Auffälligkeiten
- 5.4 Zusammenhang zwischen Problemverhalten und AD(H)S
- 6. Fragestellungen und Hypothesen
- 6.1 Fragestellungen und Hypothesen zur Fähigkeit der Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung
- 6.1.1 Einfluss der Unterschiede der AD(H)S Kinder auf die Fähigkeit zur Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung
- 6.1.2 Einfluss der soziodemographischen Daten auf die Fähigkeit zur Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung der AD(H)S Kinder
- 6.2 Fragestellungen und Hypothesen zu Problemverhalten und sozialer Kompetenz
- 6.2.1 Einfluss der Unterschiede der AD(H)S Kinder auf das Problemverhalten und die soziale Kompetenz
- 6.2.2 Einfluss der soziodemographischen Daten auf das Problemverhalten und die soziale Kompetenz der AD(H)S Kinder
- 6.3 Fragen zum Zusammenhang zwischen Problemverhalten und sozialer Kompetenz und der Fähigkeit zur Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung
- 6.1 Fragestellungen und Hypothesen zur Fähigkeit der Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung
- 7. Datenerhebung und Datenauswertung
- 7.1 Untersuchungsdesign
- 7.1.1 Untersuchungsgruppe
- 7.1.2 Kontrollgruppe
- 7.2 Soziodemographisches Datenblatt
- 7.3 Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)
- 7.4 ADHD Rating Scale IV
- 7.5 Emotionserkennungstest
- 7.6 Operationalisierung
- 7.7 Datenauswertung und statistische Verfahren
- 7.1 Untersuchungsdesign
- 8. Ergebnisse
- 8.1 Beschreibung der Stichprobe
- 8.1.1 Gegenüberstellung der Untersuchungsgruppe und der Kontrollgruppe
- 8.1.2 Beschreibung der Untersuchungsgruppe bezüglich der soziodemographischen Daten
- 8.2 Unterschiede in der Fähigkeit zur Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung zwischen der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe
- 8.2.1 Emotionsbenennung
- 8.2.2 Emotionserkennung
- 8.2.3 Situationserklärung
- 8.2.4 Unterschiede zwischen den AD(H)S Kindern
- 8.1 Beschreibung der Stichprobe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Diplomarbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) bei Kindern auf verschiedene Bereiche ihrer Entwicklung, insbesondere auf ihre emotionale Kompetenz und ihr soziales Verhalten. Die Studie untersucht, wie Kinder mit ADHS im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit der Benennung, Erkennung und Erklärung von Emotionen umgehen, und welche Auswirkungen dies auf ihr Problemverhalten und ihre soziale Kompetenz hat.
- Einfluss von ADHS auf die emotionale Kompetenz von Kindern
- Untersuchung der Fähigkeit zur Emotionsbenennung, Emotionserkennung und Situationserklärung
- Zusammenhang zwischen emotionaler Kompetenz und sozialem Verhalten bei Kindern mit ADHS
- Analyse von Problemverhalten und sozialer Kompetenz bei Kindern mit ADHS
- Bedeutung soziodemographischer Faktoren für die Entwicklung von ADHS
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik und fasst die wichtigsten Punkte der Arbeit zusammen. Kapitel 2 widmet sich dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) und beleuchtet seinen historischen Hintergrund, verschiedene Definitionsversuche, die Diagnostik, mögliche Ursachen, Epidemiologie, Verlauf und Therapiemöglichkeiten. Kapitel 3 befasst sich mit dem Konzept der Emotionen und definiert verschiedene Theorien und Ansätze. Kapitel 4 untersucht die emotionale Kompetenz und das Emotionswissen von Kindern und erörtert die Bedeutung dieser Fähigkeiten für die soziale Entwicklung. Kapitel 5 widmet sich dem Thema der sozialen Kompetenz und des Problemverhaltens bei Kindern und analysiert deren Beziehung zu ADHS. Kapitel 6 formuliert die Forschungsfragen und Hypothesen der Studie, die die Zusammenhänge zwischen ADHS, emotionaler Kompetenz und sozialem Verhalten untersuchen. Kapitel 7 beschreibt die Datenerhebung und -auswertung der Studie, einschließlich des Untersuchungsdesigns, der eingesetzten Messinstrumente und der statistischen Verfahren. Kapitel 8 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung und analysiert die Unterschiede zwischen den ADHS-Kindern und der Kontrollgruppe in Bezug auf emotionale Kompetenz, Problemverhalten und soziale Kompetenz.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), emotionale Kompetenz, Emotionsbenennung, Emotionserkennung, Situationserklärung, Problemverhalten, soziale Kompetenz und soziodemographische Faktoren. Die Studie untersucht den Einfluss von ADHS auf die emotionale Entwicklung und das soziale Verhalten von Kindern und analysiert die Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Bereichen.
- Arbeit zitieren
- Magister Martine Bache (Autor:in), 2008, Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom bei Kindern. Auswirkungen auf Emotionen, Problemverhalten und soziale Kompetenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114112