Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung der interkulturellen Identitäten im Kontext der Immigration in den Werken des marokkanischstämmigen französischen Autors Tahar Ben Jelloun. Durch die französische Kolonialgeschichte und die sich ab den 50erJahren anschließende Immigrationsbewegung aus den Maghrebstaaten1 in den prosperierenden Westen entwickelte sich eine kulturelle Konstellation und ein ökonomisches Gefälle, die zu massiven Konflikten führten. Diese Konflikte betreffen sowohl die Politik der genannten Staaten als auch das Verhalten der Menschen, die in diesen Staaten leben. Tahar Ben Jelloun ist in Marokko geboren, wuchs dort auf und emigrierte als Erwachsener nach Frankreich. Die Thematik der Immigration und des Verhältnisses zwischen Orient und Okzident greift er in nahezu all seinen Werken auf. Durch das ‚Insider-Wissen‘, die professionelle interkulturelle Kompetenz und die persönliche Betroffenheit, ist ein persönlicher Bezug und eine Empathie zu den Figuren in seinen Werken stets präsent.Das Hauptziel der Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, wie die Protagonisten in ihrer Identitätsfindung zwischen den Kulturen in seinen Werken dargestellt werden und welche Rolle die Immigration dabei spielt. Das besondere Augenmerk richtet sich deshalb auf die Analyse der repräsentativen Protagonisten, die Tahar Ben Jelloun in seinen Romanen zeichnet, sowie der individuellen Schicksale, die den Begriff der „interkulturellen Identitäten“2 plakativ widerspiegeln.Die Untersuchung geht exemplarisch vor und beschränkt sich im Wesentlichen auf drei späte Werke Ben Jellouns, die thematisch besonders relevant sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung und Methodik
- Identität - interkulturelle Identität
- Immigration
- Sozio-kulturelle Hintergründe der postkolonialen maghrebinischen Literatur französischer Sprache
- Unterschiede zwischen französischer und arabischer Kultur
- Ursachen und Auswirkungen der Immigration auf die Gesellschaft
- Immigration in der postkolonialen maghrebinischen Literatur
- Interkulturelle Identitäten im Werk von Tahar Ben Jelloun
- Tahar Ben Jelloun: Schreiben aus dualer Perspektive zwischen Marokko und Paris
- Generationenkonflikte und multiperspektivische Blicke auf zwei Heimaten in Les yeux baissés (1991)
- Der Titel – die Metaphorik des gesenkten Blicks
- Kniza – zwischen Traum und Realität, Vergangenheit und Zukunft
- Die Eltern - Die Immigrantengeneration der 60er und 70er Jahre
- Der Baum als Metapher für die Wurzeln des eigenen Ichs
- Zusammenfassung
- Aufstrebende Karrierefrauen und männliche Verlierer zwischen den Kulturen in Les raisins de la galère (1996)
- Nadia - eine beurette im Kampf um Gleichberechtigung
- Arabische Männer: Aggressive Machos und lethargische Versager?
- Das Motiv des Hauses: Zuflucht, Heimat und Brücke
- Zusammenfassung
- Jugendliche Schicksale der 90er und hybride Geschlechterrollen in Partir (2006)
- Der Titel und die Paratexte
- Korruption, Gewalt, verleugnete Sexualität: Azel im „,entre-deux" zwischen Arm und Reich
- Emanzipierte Frauen als Wegweiser für eine gelungene Emigration?
- Zusammenfassung
- Islamistischer Fundamentalismus als Ausweg?
- Fazit
- Compte-rendu
- Literatur
- Primärliteratur
- Tahar Ben Jellouns Werke in chronologischer Reihenfolge
- Zitierte Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Internetressourcen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung interkultureller Identitäten im Kontext der Immigration in den Werken des marokkanischstämmigen französischen Autors Tahar Ben Jelloun. Ziel der Arbeit ist es, die Identitätsfindung der Protagonisten in seinen Werken zu analysieren und die Rolle der Immigration dabei zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse repräsentativer Protagonisten und deren individuelle Schicksale, die den Begriff der „interkulturellen Identitäten“ widerspiegeln.
- Die Herausforderungen der Identitätsfindung in einem multikulturellen Kontext
- Die Auswirkungen der Immigration auf die Lebenswelten der Protagonisten
- Die Darstellung von Generationenkonflikten und kulturellen Differenzen
- Die Rolle der Sprache und der Kultur in der Konstruktion von Identität
- Die Suche nach Zugehörigkeit und Heimat in einer globalisierten Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der interkulturellen Identitäten im Kontext der Immigration ein und erläutert die Fragestellung sowie die Methodik der Arbeit. Dabei werden die zentralen Begriffe Identität, interkulturelle Identität und Immigration definiert und in Bezug auf die inhaltliche Thematik der Werke betrachtet. Anschließend wird ein Kapitel über die sozio-kulturellen Hintergründe der maghrebinischen Kultur und Literatur vorgestellt, um die im Folgenden analysierten Werke thematisch vorzubereiten.
Kapitel 2 bildet den Hauptteil der Arbeit und widmet sich zunächst dem Autor Tahar Ben Jelloun. Die ausführliche Beschäftigung mit dem Autor rechtfertigt sich durch seinen biografischen Bezug zu den Werken, seine didaktisch-aufklärende Intention sowie seine ethnisch-kulturelle Herkunft. Seine eigenen interkulturellen Erfahrungen sowie seine spezifische Ausbildung beeinflussen sowohl Stil als auch Thematik nachhaltig. Das Herzstück der Untersuchung bildet dann die Analyse der drei Romane Les yeux baissés (1991), Les raisins de la galère (1996) und Partir (2006). Die Wahl fiel auf gerade diese drei Romane, weil sie die Entwicklung der Emigration aus dem Maghreb zwischen den 50er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts repräsentativ widerspiegeln. Außerdem stellen sie auch die Entwicklung der persönlichen Schwerpunkte und den kritischen Blick des Autors auf die Immigration zwischen 1991 und 2006 dar.
Die Analyse von Les yeux baissés beleuchtet die Geschichte von Kniza, einem jungen Marokkaner, der in Frankreich aufwächst und mit den Herausforderungen der Integration konfrontiert ist. Der Roman zeigt die Konflikte zwischen den Kulturen, die Kniza erlebt, und die Auswirkungen der Immigration auf seine Identität. Die Analyse von Les raisins de la galère konzentriert sich auf die Geschichte von Nadia, einer jungen Frau mit marokkanischen Wurzeln, die in Frankreich eine erfolgreiche Karriere anstrebt. Der Roman beleuchtet die Schwierigkeiten, die Nadia als beurette im Kampf um Gleichberechtigung erlebt, und die Rolle der Kultur in der Konstruktion von Identität. Die Analyse von Partir befasst sich mit den Schicksalen von Jugendlichen, die in den 90er Jahren aus dem Maghreb nach Frankreich emigrieren. Der Roman zeigt die Auswirkungen von Korruption, Gewalt und Islamistischem Fundamentalismus auf die Lebenswelten der Protagonisten und die Herausforderungen der Integration in eine fremde Kultur.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen interkulturelle Identitäten, Immigration, Maghreb, Frankreich, Tahar Ben Jelloun, postkoloniale Literatur, Generationenkonflikte, kulturelle Differenzen, Integration, Heimat, Zugehörigkeit, Sprache, Kultur, Identität, beurette, Islamistischer Fundamentalismus.
- Arbeit zitieren
- Anne Grimmelmann (Autor:in), 2007, Interkulturelle Identitäten. Immigration in späten Werken von Tahar Ben Jelloun, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114197