Der Grund meines Anliegens über das Schulsystem der Deutschen Demokratischen Republik zu schreiben liegt nahe. Die schon lange andauernden Debatten, um das Schulsystem der Bundesrepublik Deutschland, das schlechte Abschneiden unserer Schüler in der Pisastudie, sowie der immer wieder auftauchende Vorwurf, man müsse sich Länder wie Finnland oder Schweden zum Vorbild nehmen, haben mich bzw. müssen mich als angehende Pädagogin sensibilisiert(en). Besonders aus aktuellem Anlass, nämlich die bundesweit bekannten Schwierigkeiten an der Berliner Rütlischule taten ihr Übriges, um Gedanken über Schulsysteme anzustellen. Die Worte der Rektorin der Rütli-Schule rütteln wach: “Hier leistet sich eine Gesellschaft noch immer ein Schulsystem aus dem Kaiserreich und scheint einer anderen Einsicht nicht zugänglich." Es scheint als wären viele mit dem bestehenden dreigliedrigen Schulsystem unzufrieden. Vor allem an den Hauptschulen sind die vielen Probleme nicht mehr zu übersehen. Oft werden Hauptschulen nur noch als „Restschule“ oder „Brennpunkt-Schule“ bezeichnet. Auch die Statistiken zeigen deutlich, dass dem dritten Glied des Systems immer mehr Schüler verloren gehen. Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen das. Zwischen 2002 und 2005 verlor die Hauptschule 5,6%. Die Diskussionen, um das dreigliedrige System werden immer lauter und vehementer. Während CDU und Philologenverband dafür plädieren das System beizubehalten, da es ihrer Meinung nach am besten der Begabung eines jeden Kindes gerecht werden kann , setzt sich die SPD für Ganztagsschulen ein. Kinder dürfen nicht zu bald getrennt werden heißt es im Parteiprogramm der SPD. Die Aufteilung auf unterschiedliche Schularten verstärkt den Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und sozialem Umfeld. Das veraltete Modell komplett abzuschaffen, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die GEW spricht von einem längst überholten Modell der Ständegesellschaft aus dem 19. Jahrhundert. Sie fordert eine Einrichtung, in der alle Kinder bis zum Ende ihrer Pflichtschulzeit zusammen lernen. Letztlich genug Gründe, um über Schulsysteme zu schreiben. Der Beweggrund speziell das Schulsystem der ehemaligen DDR zu analysieren, ergab sich durch einen Bekannten, der aus der ehemaligen DDR stammt und dort noch siebeneinhalb Jahre zu Schule ging. [...]
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Entwicklung des Schulsystems der DDR
2.1 Die Ideologie von Marx und Engels als Basis des Deutschen Demokratischen Republikanischen Schulsystems
2.2 1945-1949 Zeit der antifaschistisch- demokratischen Schulreform
2.2.1 Der Aufbau von Verwaltungsorganen als Basis für die Neugestaltung von Erziehungsinstitutionen
2.2.2 Der Unterricht wird wieder aufgenommen
2.3 1949 bis 1960 Zeit des Aufbaus der sozialistischen Schule
2.3.1 Der Anfang und die Weiterentwicklung des polytechnischen Unterrichts
2.3.2 Die zehnstufige polytechnische Oberschule
2.4 Ab 1961/62 Zeit der Gestaltung eines einheitlichen sozialistischen Bildungssystems
2.4.1 Entwicklung ab dem Jahre 1961
2.4.2 Entwicklung ab dem Jahre 1971
2.4.3 Die Umgestaltung seit 1989
2.5 Zusammenfassung
3 Der Unterricht
3.1 Die übergeordneten Ziele im Bildungssystem der DDR
3.2 Der Unterricht in der Deutschen Demokratischen Republik am Beispiel ausgewählter Unterrichtsfächer
3.2.1 Allgemeinbildung
3.2.2 Der polytechnische Unterricht
3.2.2.1 Der Werk- und Schulgartenunterricht
3.2.2.2 Einführung in die sozialistische Produktion
3.2.2.3 Technisches Zeichnen
3.2.2.4 Produktive Arbeit
3.2.3 Das Unterrichtsfach Russisch
3.2.3.1 Ziele im Fach Russisch
3.2.3.2 Didaktik im Fach Russisch
3.2.4 Staatsbürgerkunde
3.2.4.1 Ziele im Fach Staatsbürgerkunde
3.2.4.2 Didaktik im Fach Staatsbürgerkunde
3.2.5 Sport
3.2.5.1 Ziele im Sportunterricht
3.2.5.2 Didaktik des Sportunterrichts
4 Resümee und Analyse
Anhang
Interviewleitfaden:
Interviews:
Interview mit Frau Müller
Interview mit Herrn Maier
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Stundentafel der Jahre 1945/1946
Abbildung 2 Im Hintergrund das in dem der I. Pädagogische Kongress stattfand; vorne beseitigen Frauen die Trümmer des 2. Weltkriegs
Abbildung 3 Stundentafel von 1951/52
Abbildung 4 Das Schulsystem in der DDR nach Einführung der Stufen 9 und 10
Abbildung 5 Stundentafel von 1958/1959
Abbildung 6 Stundentafel von 1970/1971
Abbildung 7 Stundenanteil der einzelnen Fachrichtungen in Prozent
Abbildung 8 Lehrerin und Schülerin beim Sähen im Garten
Abbildung 9 Die Produktive Arbeit: Bild links ein Schüler bei der Arbeit in einem Betrieb; Bild rechts Schülerinnen beim Melken auf einem Bauernhof
Abbildung 10 Stundenverteilung der Fremdsprachen in den einzelnen Jahrgangsstufen und Schultypen
Abbildung 11 Themenvorschläge im Fach Russisch
Abbildung 12 Schülerinnen bei einer Sportstunde
1 Einleitung
Der Grund meines Anliegens über das Schulsystem der Deutschen Demokratischen Republik zu schreiben liegt nahe. Die schon lange andauernden Debatten, um das Schulsystem der Bundesrepublik Deutschland, das schlechte Abschneiden unserer Schüler in der Pisastudie, sowie der immer wieder auftauchende Vorwurf, man müsse sich Länder wie Finnland oder Schweden zum Vorbild nehmen, haben mich bzw. müssen mich als angehende Pädagogin sensibilisiert(en). Besonders aus aktuellem Anlass, nämlich die bundesweit bekannten Schwierigkeiten an der Berliner Rütlischule taten ihr Übriges, um Gedanken über Schulsysteme anzustellen. Die Worte der Rektorin der Rütli-Schule rütteln wach: “Hier leistet sich eine Gesellschaft noch immer ein Schulsystem aus dem Kaiserreich und scheint einer anderen Einsicht nicht zugänglich."[1] Es scheint als wären viele mit dem bestehenden dreigliedrigen Schulsystem unzufrieden. Vor allem an den Hauptschulen sind die vielen Probleme nicht mehr zu übersehen. Oft werden Hauptschulen nur noch als „Restschule“ oder „Brennpunkt-Schule“ bezeichnet. Auch die Statistiken zeigen deutlich, dass dem dritten Glied des Systems immer mehr Schüler verloren gehen. Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen das. Zwischen 2002 und 2005 verlor die Hauptschule 5,6%.[2] Die Diskussionen, um das dreigliedrige System werden immer lauter und vehementer. Während CDU und Philologenverband dafür plädieren das System beizubehalten, da es ihrer Meinung nach am besten der Begabung eines jeden Kindes gerecht werden kann[3], setzt sich die SPD für Ganztagsschulen ein. Kinder dürfen nicht zu bald getrennt werden heißt es im Parteiprogramm der SPD. Die Aufteilung auf unterschiedliche Schularten verstärkt den Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und sozialem Umfeld.[4] Das veraltete Modell komplett abzuschaffen, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die GEW spricht von einem längst überholten Modell der Ständegesellschaft aus dem 19. Jahrhundert. Sie fordert eine Einrichtung, in der alle Kinder bis zum Ende ihrer Pflichtschulzeit zusammen lernen.[5] Letztlich genug Gründe, um über Schulsysteme zu schreiben. Der Beweggrund speziell das Schulsystem der ehemaligen DDR zu analysieren, ergab sich durch einen Bekannten, der aus der ehemaligen DDR stammt und dort noch siebeneinhalb Jahre zu Schule ging. Bei zahlreichen Gesprächen fiel auf, dass sein Allgemeinwissen, speziell naturwissenschaftliches, physikalisches und technisches Wissen sehr vielseitig ist. Dies schuf Neugier und das Verlangen mehr über das Schulkonzept der DDR in Erfahrung zu bringen. Erkenntnisse, dass sogar die Führenden der Pisastudie das Konzept der ehemaligen DDR übernahmen, wie z.B. Finnland, berechtigt erst recht, den Unterricht der ehemaligen DDR näher zu betrachten.[6] Bereits in den 60er Jahren führten sie ein ähnliches System ein. Wie vielen bekannt sein dürfte, war das DDR-System ein Gesamtschulsystem. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass das Gesamtschulsystem in zahlreichen Ländern Anwendung findet, in denen die Pisastudie erfolgreicher ausfiel, als in Deutschland, das überwiegend nach dem dreigliedrigem Schulsystem unterrichtet.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei wesentliche Teile:
Im ersten Teil der Arbeit wird die Entstehung sowie die Entwicklung der ehemaligen “DDR-Schule” aufgezeigt. Im zweiten Teil, dem Hauptteil der Arbeit, werden spezielle Fächer, die für die ehemalige DDR typisch waren näher dargelegt. Ein anschließender Interviewteil soll das Schulsystem näher untersuchen. Hierbei wird kein Anspruch auf empirische Gültigkeit erhoben, was die geringe Zahl der Interviews auch nicht zulässt. In einer abschließenden Beurteilung werden die einzelnen Gliederungspunkte nochmals von einer anderen Perspektive beleuchtet, wobei ein Vergleich mit unserem Schulsystem stattfindet.
2 Die Entwicklung des Schulsystems der DDR
2.1 Die Ideologie von Marx und Engels als Basis des Deutschen Demokratischen Republikanischen Schulsystems
Auch wenn der Schwerpunkt meiner Arbeit auf dem Zeitabschnitt nach dem Zweiten Weltkrieg liegt, ist es für das Verständnis der Entwicklung und des Aufbaus des Schulsystems der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik wichtig, die Ideologie und somit die Voraussetzungen kennen zu lernen. Die Grundlage des sozialistischen Bildungssystems liegt weit zurück und stammt von Karl Marx (1818-1883)- er prägte vor allem den Begriff der polytechnischen Bildung, für die aufgrund von betrieblichen Produktionsprozessen Notwendigkeit bestand[7] - und Friedrich Engels (1820-1895). Nicht umsonst definierte sich die Pädagogik der DDR als marxistisch und leninistisch. Allerdings konnte nie mit eindeutiger Sicherheit gesagt werden, dass Marx ein bestimmtes Bildungssystem konzipiert hat, aber in jedem Fall tätigen Marx und Engels Aussagen über Schule, Erziehung und Bildung. So war eine der ersten Forderungen Engels im Jahr 1847, der Apel nach Erziehung des Nachwuchses auf Staatskosten mit Ausrichtung auf industrielle Prozesse: “Erziehung sämtlicher Kinder, von dem Augenblick an, wo sie der ersten mütterlichen Pflege entbehren können, in Nationalanstalten und auf Nationalkosten. Erziehung und Fabrikation zusammen”.[8] Hier deutete sich zum ersten Mal an, dass ein Schwerpunkt der Ausbildung auf der arbeitstechnischen Seite liegt. Weiterhin war der Erziehungsbegriff (1866) von Marx sehr richtungweisend, worin er die geistige und körperliche Erziehung sowie die polytechnische Ausbildung (=Vermittlung allgemeiner Prinzipien aller Produktionsprozesse) formulierte. Diese und viele weitere von Marx und Engels verfassten Aussagen wurden somit für ihre Nachfolger handlungsweisend.[9] Die Bedeutung der Lehren von Engels und Marx bestätigten sich auch im Interview mit Herrn Klawunn: “Oft lernten wir passagenweise die Manifeste der beiden Theoretiker der ehemaligen DDR auswendig.“[10]
Im Jahre 1919 wurde zum ersten Mal von der freien sozialistischen Jugend, der von Edwin Hoernle (kommunistischer Politiker und Pädagoge) erarbeitete Plan eines kommunistischen Schulprogramms, vorgelegt. Er richtete sich gegen die von der Weimarer Verfassung generierte Schulbildung, welche wohl eher für die westdeutschen Bundesländer maßgeblich war. Ganz oben befand sich der Schulrat, bestehend aus Schülern und Lehrern, das so genannte Vollzugsorgan. Dazu kam die dreistufige Spielschule, welche man zwischen dem dritten und achten Lebensjahr besuchte. Darauf aufbauend die Grundschule vom achten bis zum 14. Lebensjahr. Und die Fachschule mit praktischer Ausbildung in der Landwirtschaft oder der Produktion vom 14.-18. Lebensjahr. Nach der Fachschule bestand je nach Eignung noch die Möglichkeit zum Hochschulstudium.
1925 und 1929 verdeutlichte die KPD erneut ihr Schulprogramm, das in keinerlei Verbindung mit dem der Weimarer Verfassung stand.[11] Die marxistischen Ansätze ziehen sich bis zum Ende der DDR durch das Erziehungsprogramm. Somit wurde also zum Großteil der Grundstein des Schulsystems der DDR bereits in den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts gelegt. Auch deutliche Parallelen zur Einheits- und Arbeitsschule der Sowjetunion finden sich in diesem Schulsystem.
2.2 1945-1949 Zeit der antifaschistisch- demokratischen Schulreform
2.2.1 Der Aufbau von Verwaltungsorganen als Basis für die Neugestaltung von Erziehungsinstitutionen
Dass Deutschland am achten und neunten Mai vor den Siegermächten kapitulierte und in die vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde, ist der geschichtliche Hintergrund, warum sich die DDR mit einem völlig andersartigen Erziehungssystem entwickelte. Schon weit vor allen anderen Besatzungsmächten und weit vor der Kapitulation, nämlich bereits im April 1945, wurden deutsche Kommunisten von der Sowjetunion mit dem Auftrag nach Berlin gesandt, mit der Gestaltung einer Zentralverwaltung zu beginnen. Obwohl Berlin als Einheit gesehen wurde, was sich anfangs durch eine gemeinsame Debatte um das Schulsystem zeigte, war die Aufteilung in Zonen die Grundlage für eine spätere Trennung Berlins.
Schon im Mai 1945 bestand ein Rat aus 16 Mitgliedern, der für die weitere Entwicklung der SBZ (Sowjetische Besatzungszone) bedeutend war. So geschah es auch in allen weiteren Teilen der neuen Bundesländer. Es dauerte nicht lange und es wurde im Juni 1945 die SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland), das oberste Entscheidungsorgan der SBZ gebildet. Die SMAD begann bereits zwei Monate später mit der Schaffung einer deutschen Zentralverwaltung unter anderem eine Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVV). Ihre Aufgabe war die Anordnungen der SMAD umzusetzen und zu kontrollieren. Somit war ein erstes Zentralverwaltungssystem geschaffen und die zentralistische Struktur der DDR bahnte sich an. Eine wichtige Forderung der SMAD war die Wiedereinführung antifaschistischer, also linksorientierter Parteien, wie KPD und SPD. Sie sollten später als „rechte Hand“ der Sowjetunion fungieren, um ihre Vorstellungen vom Sozialismus besser verwirklichen zu können.[12] Bereits im August 1945 wurde von der DZVV ein Notprogramm für einen neuen Schulbetrieb vorgestellt. Das Konzept zielte vorerst darauf ab die Analphabetenquote zu senken. Die pädagogischen Mittel und Methoden sowie Lehrmaterialien waren überwiegend aus der Zeit von 1933. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass aufgrund der Folgen des Krieges zunächst keine neuen Materialien hergestellt werden konnten, bzw. erst neue Unterrichtsmethoden erstellt wurden.
Ende August, Anfang September wurden erste Richtlinien für die Klassen eins bis acht aufgestellt. Letztlich erarbeitete die DZVV für das Schuljahr 1945/1946 erstmals folgende Stundentafel. In den ersten vier Schuljahren wurde Deutsch, Musik, Werken, Rechnen und Gymnastik unterrichtet. Ab der fünften Klasse kam eine Fremdsprache dazu sowie Geschichte, Erdkunde, Naturkunde, Physik, Werken, Algebra und Geometrie. Die genaue Stundenverteilung kann der folgenden Abbildung entnommen werden:[13]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Stundentafel der Jahre 1945/1946
Quelle: Ferrari-Demski 1997: Zur Entwicklung der achtklassigen allgemein bildenden Einheitsschule in der SBZ bzw. in der DDR in den Jahren 1945 bis etwa 1951/52, S.29
Betrachtet man die obige Grafik, fällt auf, dass das Fach Religion nicht aufgeführt ist. Dies liegt daran, dass der Religionsunterricht von der SBZ abgeschafft wurde, da man einen Widerspruch zwischen den unterrichteten Inhalten des Religionsunterrichts und den ideologischen Ideen des kommunistischen Systems sah. Alle privaten Schulen wurden ebenfalls verboten, um eine einheitliche Erziehung der Bevölkerung zu erzielen.[14]
Im Oktober forderten KPD und SPD die Entnazifizierung, Entmilitarisierung, die Gewährleistung des Friedens sowie eine neue demokratische Struktur für Deutschland. Eng verknüpft mit diesen Forderungen war die Ansicht der beiden Parteien, nur mit einer einhergehenden Neugestaltung der Schule die genannten Ziele zu erreichen. Dazu sollte ein kompletter Austausch des alten Verwaltungsapparates sowie der Lehrerschaft stattfinden.[15] In vielen Städten waren zu diesem Zeitpunkt bis zu 72% der Pädagogen, in Thüringen sogar an die 90% der NSDAP angehörig.[16] Mehr als zwei Drittel von den 40.000 Lehrern, die in der DDR Mitglied der Nazipartei oder einer ähnlich gesinnten Parteien waren, wurden in den zwei folgenden Jahren entlassen.[17] Insgesamt sollen etwa 520.000 ehemalige NSDAPler von ihren Aufgaben suspendiert worden sein.[18] Der “Neue Lehrer” war fortschrittlich, demokratisch, sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein und auch so handeln. Gefordert wurden zudem die Aufhebung des Bildungsprivileges sowie Trennung von Kirche und Schule. Der erhebliche Mangel an Lehrkörpern wurde bewältigt, indem man Tausende von Faschismusgegnern als Lehrkräfte einsetzte. Auch viele junge Menschen aus der Arbeiterklasse stellten sich - nach einer kurzen Anlernzeit- zu Verfügung. Zudem unterstützten zahlreiche Menschen, die aus den Konzentrationslagern und Zuchthäusern zurückkamen die SBZ, damit schnellstmöglich wieder ein geregelter Schulbetrieb und damit die Erziehung der Jugend erfolgen konnte.
Der langsame und auch mühevolle Neuanfang der deutschen Schule wurde dabei von den Bildungsoffizieren der Sowjetunion unterstützt. Sie standen für Rat und Tat zur Seite. Insbesondere waren sie eine große Hilfe bei der Beseitigung der materiellen Schwierigkeiten. Verheerend war zu diesem Zeitpunkt der Zustand der Schulgebäude. So konnte gerade einmal in ¾ aller Schulen noch unterrichtet werden. Die Einrichtungen waren zum Teil völlig unbrauchbar. Kaputte und fehlende Möbel, Öfen und Unterrichtsmittel erschwerten den langsam anlaufenden Schulbetrieb zusätzlich. Überall fehlte es an Kleidung und Essen. Ein Großteil der Kinder war durch die lange Kriegszeit zu Analphabeten geworden und hatte sich in kriminellen Banden organisiert. Man sprach vom Verfall der Jugend. Von all den Schwierigkeiten lies man sich nicht beirren und setzte sein Vorhaben um.
2.2.2 Der Unterricht wird wieder aufgenommen
Am 1.Oktober 1945 ordnete die SMAD die Vorbereitung des Unterrichts an 10.946 von den 11.000 Schulen in der SBZ an.[19] Auch wenn weitere 3104 Schulen leichte bis mittelschwere Schäden aufwiesen, es an Papier und Stiften fehlte und anfangs Tageszeitungen oder Schulbücher aus den Jahren 1933 als Lehrmaterial verwendet wurden[20], so konnten etwa 2,35 Millionen Kinder wieder die Schule besuchen. Bereits kurze Zeit später konnten die Schulen mit vier Millionen neu erstellten Lehrmaterialien versorgt werden, die nicht selten Übersetzungen sowjetischer Lehrbücher waren.[21] Neue Lehrpläne waren ebenfalls vorhanden. Sie machten relativ genaue Angaben, welche Ziele in den einzelnen Unterrichtsfächern erzielt werden sollten. Folgende Fächer wurden bis zu dieser Zeit wieder gelehrt: Mathe, Physik, Chemie, Biologie, Deutsch sowie eine Fremdsprache. Besondere Bedeutung in dieser Zeit muss dem Geschichtsunterricht erteilt werden. Dieser wurde erst ein Jahr später eingeführt und war meist ein Aufzeigen der deutschen Geschichte aus Sicht der SBZ.[22] Die gegründete Zentralverwaltung für Volksbildung erarbeitete im Mai/Juni 1946 das erste, neue und demokratische Schulgesetz, nämlich “Das Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule“, das von den meisten Ländern mit kleinen Abweichungen angenommen wurde.[23] So heißt es in der Festschrift zum 10. Jahrestag:
“Die neue Schule sollte `frei sein von allen Elementen des Militarismus, des Imperialismus, der Völkerverhetzung und des Rassenhasses`. Sie sollte so aufgebaut sein, dass sie allen Jugendlichen, Mädchen und Jungen, Stadt- und Landkindern, ohne Unterschied des Vermögens ihrer Eltern das gleiche Recht auf Bildung und seine Verwirklichung entsprechend ihren Anlagen und Fähigkeiten garantiert. Der Schule wurde das Ziel gestellt, die Jugend zu selbständigen denkenden und verantwortungsbewusst handelnden Menschen, die fähig und bereit sind, sich voll in den Dienst der Gemeinschaft des Volkes zu stellen, zu erziehen.”[24]
Dies sollte in Zukunft uneingeschränkt für alle Kinder gelten. Das neue Schulsystem beinhaltete auf der ersten Stufe den Kindergarten, daran anschließend, etwa im Alter von sechs Jahren die achtjährige einheitliche Grundschule. Die so genannte Einheitsschule wurde die Grundlage des neuen Schulsystems. Hierauf folgte entweder der Besuch der Oberschule für weitere vier Jahre oder eine berufliche Ausbildung.
Ebenfalls ein großer Fortschritt war es, den gravierenden Unterschied von Schulbesuchern zwischen Kindern auf dem Land und der Stadt auszugleichen. Während des Zweiten Weltkrieges waren gerade 10% der Kinder, die auf dem Land lebten Oberschüler, danach waren es bereits 50%. Somit kamen auch endlich viele dieser Kinder in den Genuss einer Schulausbildung. Anstrengung wurde auch im Bereich der Bildung behinderter oder schwer erziehbarer Kinder unternommen, auf die im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen wird. Herr Klawunn sprach im Interview ebenfalls von den eingerichteten Sonderschulen, die es schlechteren Schülern ermöglichten einen Abschluss als Teilfacharbeiter zu machen und somit die Chance auf einen Arbeitsplatz erhöhten. Die Interviews lassen die Vermutung zu, dass diese Einrichtungen von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen wurden.[25] Sehr große Beachtung ist allerdings den vier Pädagogischen Kongressen zu widmen. Wie die Vorstellungen und Pläne der neuen Schule umgesetzt werden konnten war Thema des I. Pädagogischen Kongresses im August 1946.
Abbildung 2 Im Hintergrund das in dem der I. Pädagogische Kongress stattfand;vorne beseitigen Frauen die Trümmer des 2. Weltkriegs
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Günther 1959: Die Schule der DDR, S.13
Auf dem II. Kongress September 1947 ging es schon darum, das ganze System, das bis dahin schon relativ gut funktionierte qualitativ zu verbessern und ein einheitliches Konzept für den Unterricht in der gesamten allgemeinbildenden Schule zu erreichen. Unter anderem sollte das Niveau der Pädagogen wieder angehoben werden. Womit auch eine fortschrittliche Unterrichtsweise gefordert wurde.
Der III. Kongress im Jahr 1948 war eher politisch bestimmt, woran die voranschreitende Trennung Deutschlands Schuld war. Von den Lehrern wurde gefordert, dass sie sich politisch engagieren und “(…) an der Formung der neuen Gesellschaft aktiv teilnehmen (…)”, wie es in Volk und Wissen heißt.[26]
Ein anderes wichtiges Ereignis neben dem III. Pädagogischen Kongress, war die Gründung des Verbandes der Jungen Pioniere im Dezember des gleichen Jahres. Er sah seine Aufgabe in der Erziehung der Kinder und Jugendlichen durch sinnvolle Freizeitangebote. Dieser Verband war neben der Schule eine sehr wichtige Einrichtung. Der allgemeine Wiederaufbau in der SBZ ging einigermaßen gut voran. Ein Zweijahresplan der Arbeiterpartei Deutschland gab dem Volk das zuversichtliche Versprechen zu Wohlstand und Glück. Natürlich war darin wieder eine Verbesserung des Bildungsniveaus gefordert. Dies war vor allem wichtig, um das oberste Ziel zu verwirklichen, nämlich die Lösung der bedeutenden volkswirtschaftlichen Aufgaben. Dazu mussten Lehrer weiterhin besser qualifiziert und ihre materielle Lage begünstigt werden. Besonders auf dem Lande gab es noch besonderen Nachholbedarf.
Auf dem IV. Pädagogischen Kongress August 1949 sollte durch die Verleihung von 28 Titeln “Verdienter Lehrer des Volkes” die Bemühungen der Pädagogen in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt werden. Die neu formulierten Forderungen waren:
- eine Anhebung des Leistungsniveaus
- die Bekämpfung des Faschismus
- ein verbesserter Unterricht in Allgemeinbildung
- Ehrung des Nationalgutes
- Erziehung zu Nationalbewusstsein und Disziplin.
An die Lehrer gab es die Anweisung sich mit Reformpädagogik zu beschäftigen, wozu auch die sowjetische Pädagogik zählte.
Mit dem Ende der 40iger Jahre war auch die Entwicklung der neuen Schule erstmal abgeschlossen. Alle Neuerungen und Verbesserungen, wie sie auf den Pädagogischen Kongressen gefordert wurden waren soweit erfüllt.
Im Gegensatz zu Westdeutschland hatte es der östliche Teil schneller und konsequenter geschafft, die Überbleibsel der Nazizeit zu beseitigen. Dies war besonders der guten Zusammenarbeit von Arbeitern, Bauern und sonstiger demokratischer Kräfte zu verdanken, die sich sehr um den Wiederaufbau bemühten. Als nächster Schritt forderte der Umschwung von antifaschistisch- demokratischen Zügen zum Aufbau des Sozialismus auch eine Veränderung des Schulsystems.[27] Dieser wird im folgenden Gliederungspunkt näher beschrieben.
2.3 1949 bis 1960 Zeit des Aufbaus der sozialistischen Schule
2.3.1 Der Anfang und die Weiterentwicklung des polytechnischen Unterrichts
Die Phase 1949 bis 1952 ist keineswegs nur eine Verbesserung der begonnenen Schulpolitik, sondern macht ganz deutlich, dass hier die erste Reformphase beendet ist und stellt zugleich Richtlinien für einen neuen Abschnitt auf. Dieser Abschnitt war der Neuaufbau eines sozialistischen Schulwesens, der sich allerdings nicht aus einer Wandlung des Bildungssystems entwickelte, sondern von oberster Stelle auferlegt wurde.[28] Mit Gründung des Arbeiter-und-Bauern-Staates am 7. Oktober 1949 und somit der Deutschen Demokratischen Republik wurden die 1946 festgelegten Erziehungs- und Bildungsmaßnahmen für die DDR verbindlich. Zudem sicherte die Verfassung jedem Bürger eine entsprechende Bildung zu, sowie jedem Kind die Möglichkeit, sich all seiner Fähigkeiten, im geistigen, körperlichen und sittlichen Bereich, zu entwickeln. Vor allem Kinder, dessen Eltern finanziell nicht in der Lage waren ihren Kindern eine Ausbildung zu finanzieren, sollten unterstützt werden. Durch den erfolgreichen Wiederaufbau des Landes und die Patenschaft vieler Betriebe konnten staatliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, um neue Bildungsstätten zu errichten. Weiterhin wurden die Lehrer erneut dazu angehalten, die Anforderungen der allgemein- und berufsbildenden Schulen zu erhöhen. Dabei war von der westdeutschen Pädagogik strikt Abstand zu nehmen. Als Vorbild galt die Pädagogik der Sowjetunion. Im Juli 1950 am III. Parteitag der SED wurde in einem Fünfjahresplan neben einer erneuten Anhebung des Bildungsniveaus und des Unterrichts die zehnstufige Schule gefordert. Eine Umsetzung der Forderung erfolgte bereits ein Jahr später an 100 Schulen. Die Hauptaufgabe lag in der Ausbildung gut qualifizierter Facharbeiter. Zudem sollten die Kinder zu Friedensverteidigern erzogen werden, was aufgrund des in Korea ausgelösten Krieges sehr aktuell war. Dafür wurden die Lehrer dementsprechend vorbereitet. Auf sämtlichen Lehrerkonferenzen bekamen sie Fortbildungen, Materialien und Bücher der sozialistischen Pädagogik, die von nun an das große Vorbild war. Eine Erziehung nach marxistisch-leninistischen Ansichten war die Hauptzielrichtung. Auch Zeitschriften, wie z.B. “Pädagogik” und “Die neue Schule” brachten den Lehrern die sowjetische Pädagogik immer näher. 1951/52 wurden die Nachkriegslehrpläne, die mittlerweile sehr kritisch betrachtet wurden, durch neue ersetzt. Im Folgenden die überarbeitete Stundenaufteilung des Lehrplans aus dem Jahr 1951/52:
Abbildung 3 Stundentafel von 1951/52
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Döbert, Hans 1995: Curricula in der Schule: DDR und ostdeutsche
Bundesländer, Band 58/3, S.21
Ein Vergleich zeigt auf den ersten Blick keine großen Veränderungen zur Stundenverteilung aus dem Jahr 1945/46. Die Veränderungen betrafen eher qualitative Aspekte als quantitative. Auf der einen Seite wurden durch die neuen Lehrpläne die Ansprüche an die Schüler angehoben auf der anderen Seite engten sie die Arbeit der Lehrer ein, da sie bis auf die letzte Stunde ausgearbeitet waren. All diese Maßnahmen, Veränderungen oder Forderungen dienten zur Vorbereitung eines sozialistischen Staates.
Im Juli 1952 begann die SED mit dem Aufbau des Sozialismus. Natürlich ergab sich auch daraus wieder ein Umbruch für das Schulsystem. Eine große Erneuerung begann mit der Einführung des polytechnischen Unterrichts. Die SED forderte als eine neues Bildungsziel, die Schüler so zu erziehen, dass sie:
- den Aufbau des Sozialismus unterstützen
- höchste Leistungen in der Herstellung erbringen
- zu jederzeit das Vaterland verteidigen.
Diese Aufgabe sollte von nun an von entsprechend ausgebildeten Lehrern erfolgen. Das Zentralinstitut für Pädagogik arrangierte einen Kongress, um Hilfen für die Umsetzung der polytechnischen Bildung zu geben. Dieser polytechnische Unterricht umfasste allerdings nur Grundlagen. Zu diesem Zeitpunkt war nicht zu erwarten, dass die Polytechnik ein Schwerpunkt der DDR-Schule werden würde. Das zeigte sich auch daran, dass weder spezielle Einrichtungen noch staatliche Organisationen an einer Weiterentwicklung des polytechnischen Unterrichts arbeiteten. Natürlich wurde der Vorschlag eines polytechnischen Unterrichts nicht von allen positiv aufgefasst. Debatten über die Einbeziehung der körperlichen Arbeit in den Unterricht hatten auf einem Kongress der KPdSU im Oktober 1952 eingesetzt und endete, ohne viel bewirkt zu haben, schon im Mai 53.[29] Fischer schreibt, dass man die Einwände gegen die bisherige Schulpolitik gut an damaligen Zeitschriftenartikeln, wie z.B. aus der Zeitschrift “Pädagogik” erkannte. Leser wurden hierin aufgefordert, sich zur Situation der Schulbildung zu äußern, worauf folgende Gedanken in den Raum gestellt wurden:
“Soll man den Bildungsprozess für alle Schüler bis zum beendeten 16. Lebensjahr gleichmäßig verlaufen lassen?” oder “Wie würde der Bildungsprozeß bei unseren Kindern verlaufen, wenn wir es wagten, ihnen mehr und anderes anzubieten, als was sie am Kontrolldiktat und in der Jahresabschlussprüfung auf Heller und Pfennig wieder vorzeigen müssen.”[30]
Weitere Themen, die heftig in der Kritik standen, waren: die Menge an Schulstoff, zu anspruchsvolle Lehrpläne, merkwürdige Prüfungspraktiken, verfälschte Erfolgsergebnisse, Überforderung einiger Schüler durch das einheitliche Schulsystem u. v. m.[31] Die Entwicklung der Schule verzögerte sich daraufhin etwas. 1956 gab es landesweite Versuche, in denen Schüler während der Schulzeit in Produktionsbetrieben tätig waren. Und erst mit dem zweiten Fünfjahresplan, der im April 1956 entwickelt wurde, gab es klare Richtlinien für den Aufbau des Sozialismus und klare Vorgaben für die Schule. Gefordert wurden jetzt Kinder, deren Handeln klar und überlegt war. Sie sollten über ausreichende Kenntnisse der Polytechnik verfügen, und diese auch umsetzen können. Nur so könnte man der modernen und sozialistischen Fabrikarbeit gerecht werden. Der polytechnische Unterricht musste zu diesem Zwecke obligatorisch für alle Schulen werden. Auch der Werkunterricht sowie die Arbeit im Schulgarten waren wieder aktuell. Bis 1965 sollten alle Kinder in einer solchen Einrichtung untergebracht sein. Wie man dem Interview mit Herrn Klawunn entnehmen kann, konnte diese Vorgabe nicht verwirklicht werden. Obwohl das Gesetz seit mittlerweile sieben Jahren bestand, war es für Herrn Klawunn noch keine Pflicht die zehnte Klasse zu besuchen.[32]
Die Pädagogen waren, durch den V. Pädagogischen Kongress (10. bis 16. Juli 1958) beeinflusst, ermutigt, immer wieder neue Methoden zu erproben, um den polytechnischen Unterricht zu verbessern. So z.B. arbeiteten einige Schulen sehr eng mit landwirtschaftlichen Organisationen zusammen. Die Schüler hatten dadurch die Möglichkeit auf den Feldern mitzuarbeiten, in der Tierpflege Erfahrung zu sammeln oder andere landwirtschaftliche Arbeiten kennen zu lernen. Ziel war der praxisnahe Unterricht sowie eine gute Einstellung zum Lernen und zur Arbeit zu gewinnen. Andere Methoden den polytechnischen Unterricht zu gestalten waren Praktika in den Fabriken oder Arbeitseinsätze in den Ferien, die allerdings freiwillig waren. Diese Art des Unterrichts wurde bei Schülern und Lehrern gleichermaßen gut angenommen. Die gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb war zudem ein Beweis, dass viele Arbeiter das System ebenfalls unterstützten. Oftmals wurden die Arbeiter in die Überlegungen, den polytechnischen Unterricht zu verbessern, miteinbezogen. Andere Versuche, die die Schüler an einigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen erprobten, waren der wöchentliche Arbeitstag in den Betrieben, um Erfahrungen in der sozialistischen Produktion zu sammeln. All diese Maßnahmen, die von immer mehr Schulen eingeführt wurden und somit den polytechnischen Unterricht wichtiger werden ließen, gingen nicht ohne Widersacher. Einige fanden keinen Sinn in dem Aufbau einer sozialistischen Schule und versuchten mit verschiedenen reformpädagogischen Ansätzen, die allerdings alle schon als unbrauchbar abgehandelt wurden dagegen vorzugehen. Die Verzögerung, die sich für die Schulentwicklung ergab, konnte erst auf einer Schulkonferenz 1958 von der SED wieder gestoppt werden. Nach wie vor müsse der Aufbau der sozialistischen Schule durch eine Hebung des Bildungs- und Erziehungszieles vorangetrieben werden. Dazu war es nun Zeit, dass ausnahmslos jede Schule den polytechnischen Unterricht einführte und der Bau neuer Oberschulen vorangetrieben werde. Klare Vorgaben brachte die DDR kurze Zeit später auf dem V. Parteitag. Wichtig war, dass der polytechnische Unterricht die Liebe der Kinder zur Arbeit förderte und in allen Fächern ein Gleichgewicht zwischen Praxis und Theorie herstellte. Dies sollte eine optimale Vorbereitung der Kinder auf eine Zeit nach der Schule sein.[33] Zudem erörtere der Politiker und erste Staatssekretär des Zentralkomitees Walter Ulbricht die verschiedenen Wege zur Hochschulreife. Der Weg gehe ausnahmslos über die Berufsausbildung und Berufsbewährung. Dazu musste von den Studienanwärtern ab 1957 ein praktisches Jahr in Produktionsbetrieben geleistet werden.[34] Mit dem 1. September 1957 wurde in allen Schulen der DDR der ”Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion” sowie das neue Fach “Einführung in die sozialistische Produktion in Industrie und Landwirtschaft” zum festen Bestandteil. Diese Erneuerungen konnten neben dem normalen Abschluss zum doppelten Bildungsabschluss “Berufsausbildung mit Abitur” führen. Auf einer Tagung der SED im Jahre 1959 wurde über die Umsetzung der polytechnischen Schule gesprochen und durchaus festgestellt, dass diese neue Art des Unterrichtens die Schule mit den sozialistischen Vorstellungen der Bevölkerung relativ gut verband. Zudem hieß es, in den Thesen, die auf der Sitzung verabschiedet wurden, man brauche unbedingt eine sozialistische Schule, um die Kinder gut auf ein Leben in der sozialistischen Gesellschaft vorbereiten zu können. In „Die Schule der DDR“ heißt es:
[...]
[1] Spiegel-Online (2006), Seite http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,409548,00.html
[2] Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland (2006), Seite http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/schultab17.phphttp://de.wikipedia.org/wiki/Hauptschule#Kritik_und_Reformversuche
[3] Vgl. CDU-Programm (2007), Seite http://www.cdu.de/doc/pdf/az_bildungspolitik_191104.pdf
[4] Vgl. SPD-Programm (2007), Seite http://www.spd.de/show/1704655/150207_broschuere_bildung.pdf
[5] Vgl. Die Bildungsgewerkschaft (2004), Seite http://www.gew.de/Pressemitteilung.html
[6] Vgl. Wikipedia (2007), Seite http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_Finnland#Geschichtliches.
[7] Vgl. Frankiewicz (1972), S.12.
[8] Fischer (1992), S.7.
[9] Vgl. Fischer (1992), S.8 f.
[10] Interview mit Herrn Klawunn , Frage VII, S. 73
[11] Vgl. Fischer (1992), S.18.
[12] Vgl. Ferrari-Demski (1997), S.22 f.
[13] Vgl. Ferrari-Demski (1997), S.26 f.
[14] Vgl. Reble (2004), S. 330
[15] Vgl. Fischer (1992), S.31-33.
[16] Vgl. Günther (1959), S.12.
[17] Vgl. Döbert (1995), S.19.
[18] Vgl. Fischer (1992), S.33.
[19] Vgl. Günther (1959), S.13.
[20] Vgl. Demski-Ferrari (1997), S.32.
[21] Vgl. Günther (1959), S.13.
[22] Vgl. Döbert (1995), S.19 f.
[23] Vgl. Günther (1959), S.13.
[24] Günther (1959), S. 14.
[25] Vgl. Interview mit Herrn Klawunn , Ergänzungsfrage zu Frage V, S. 73
[26] Günther (1959), S.17.
[27] Vgl. Günther (1959), S. 20.
[28] Vgl. Ferrari-Demski (1997), S.116.
[29] Vgl. Fischer (1992), S38 f.
[30] Fischer (1992), S.39.
[31] Vgl. Fischer (1992), S.39.
[32] Vgl. Interview mit Herrn Klawunn , Frage III, S. 20
[33] Vgl. Günther (1959), S. 43-45.
[34] Fischer (1992), S. 40.
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