Die Multikulturalismuspolitik der kanadischen Regierung und ihre Auswirkungen auf die kanadische Identität


Trabajo Intermedio/Parcial, 2006

20 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Gliederung

1 Die Geschichte Kanadas
1.1 Die ersten Bewohner Kanadas
1.2 Die ersten Europäer
1.3 Der Konflikt zwischen den Kolonialmächten
1.3.1 Eine gemeinsame Verfassung für Kanada
1.4 Das Wachstum der dritten Gruppe

2 Die Gesellschaftsstruktur des heutigen Kanada

3 Kanadas Multikulturalismus Politik
3.1 Die Entstehung des Multikulturalismusgedanken
3.2 Die Anfänge der kanadischen Multikulturalismuspolitik
3.3 Die Inhalte der kanadischen Multikulturalismuspolitik

4 Probleme einer multikulturellen Realität
4.1 Kritik in der Theorie
4.2 Probleme in der Gesellschaft

5 Die “Canadian Identity“
5.1 Die Sprachbarriere

6 Fazit

7 Anhang

8 Quellenangaben

1 Die Geschichte Kanadas

Kanada ist das zweitgrößte Land der Erde mit einer Gesamtfläche von 9 979 197 km2. Mit seinen ca. 31 Millionen Einwohnern (Ohlhoff 2000, 12) ist es zwar weit davon entfernt auch eines der Bevölkerungsreichsten Länder der Erde zu sein, jedoch gehört es eindeutig zu den Ländern in denen die meisten Ethnien und Kulturen vertreten sind. Diese Tatsache erklärt sich durch seine Geschichte. Um die kanadische Multikulturalismuspolitik besser verstehen zu können, bedarf es eines näheren Blickes auf Kanadas bewegte Vergangenheit.

1.1 Die ersten Bewohner Kanadas

Die ersten Menschen auf kanadischer Erde waren Paläoindianische Jagdvölker. Sie wanderten über die Beringstraße 35 000 v. Chr. nach Nordamerika ein (Ranft 2002, 8) und besiedelten die Gebiete von Neufundland bis hin zu den kanadischen Rocky Mountains (Ohlhoff 2000, 12). Sie waren lange Zeit die einzigen Bewohner des heutigen Kanada. Erst vor ca. 5000 Jahren fingen Steinzeitmenschen der Dorset-Kultur an die Küstenregionen der Arktis zu besiedeln, wurden jedoch vor etwa 1000 Jahren von den aus dem heutigen Alaska eingewanderten Thule, den Vorfahren der heutigen Eskimos, verdrängt.

1.2 Die ersten Europäer

Die ersten Europäer auf kanadischer Erde waren Wikinger aus Norwegen und Dänemark. Sie landeten etwa 900 nach Christus an der Küste Neufundlands (Ohlhoff 2000, 13). Sie schafften es jedoch nicht dauerhaft Siedlungen zu errichten. Die Gründe dafür sind nicht bekannt, jedoch wird vermutet, dass die kleinen Seefahrergruppen den permanenten Angriffen der Indianer nicht standhalten konnten (Ohlhoff 2000, 21). Danach dauerte es noch 1400 Jahre bis erneut ein Europäer Fuß auf kanadischen Boden setzte. Giovanni Caboto, oder auch John Cabot, wie er im Englischen genannt wird, fand im Auftrag Englands nur fünf Jahre nach Christopher Columbus den Weg nach Nordamerika. Auch er, wie sein Vorgänger, hatte vor den Seeweg nach Asien zu entdecken. 1497 landete Cabot, irgendwo zwischen Neufundland und Labrador, an der Küste Nordamerikas. Cabot besetzte das Land im Namen der englischen Krone und kehrte, in der Überzeugung die Nordostküste Asiens entdeckt zu haben, zurück nach England. Er fuhr zwar ein Jahr später noch einmal nach Nordamerika, kehrte aber nicht mehr zurück (Rektorat der Universität Mannheim 1982, 9). 1534 versuchte der Franzose Jacques Cartier im Auftrag von Francois I. eine Nordwestroute in den Orient zu finden und landete in der Gaspesie. Cartier erforschte den St.-Lorenz-Strom bis hin zum heutigen Montreal und Québec (Ohlhoff 2000, 22). Er gründete Befestigungen in „Neu-Frankreich“, wie das Gebiet um den St.-Lorenz-Strom von den Franzosen genannt wurde (Rektorat der Universität Mannheim 1982, 10), und in seinen Aufzeichnungen wurde der Name Canada zum ersten Mal gefunden (Ohlhoff 2000, 22), das von dem indianischen Kanata abgeleitet wurde und „Ortschaft“ oder „Ansiedlung“ bedeutet (Rektorat der Universität Mannheim 1982, 10).

Die nächste Bedeutende Reise in den neuen Kontinent unternahm der Engländer Sir Henry Frobisher. Er segelte auf seinen Reisen die Küste ab und entdeckte schließlich auf seiner dritten Reise die Meerenge Hudson Street, welche zur für die Engländer wirtschaftlich unglaublich wichtigen Hudson Bay führt. Die Hudson Bay wurde nach Henry Hudson benannt, der sie einige Zeit später intensiv erforschte. Hudsons Forschungen schufen die Grundlage für den Pelz- und Fischhandel in dieser Region. Karl der II. von England stellte im Jahre 1670 der Hudson Bay Co. einen Freibrief aus, der sie zur mächtigsten Handelsgesellschaft machte und in späteren Jahrhunderten eindeutig die Stellung der Engländer als Kolonialmacht stärkte. Der letzte wichtige Entdecker war Samuel de Champlain, der sich im Jahre 1603 mit der weiteren Erforschung des St.-Lorenz Gebietes beschäftigte und später an strategisch wichtigen Punkten Befestigungsanlagen und Siedlungen gründete, wie zum Beispiel Port Royal und Québec City.

1.3 Der Konflikt zwischen den Kolonialmächten

Es war zu dieser Zeit, als der Konflikt zwischen der englischen und französischen Kolonialmacht in Kanada anfing sich zuzuspitzen. Champlain war der Meinung, dass sich die Vormachtstellung Frankreichs in Kanada nur mit Hilfe der Indianer ausbauen ließe. Daher begann er Eingeborenen- und Indianerstämme gegen andere feindliche Gruppen und Stämme einzusetzen. Auch die Engländer gingen so vor. Indianische Stammesfeindschaften wurden für europäische Machtkämpfe missbraucht. Der Konflikt zwischen Engländern und Franzosen zog sich durch die ersten drei Jahrhunderte auf dem neuen Kontinent (Rektorat der Universität Mannheim 1982, 10,11). Im Jahre 1756 begann in Kanada der „French and Indian War“ parallel zum siebenjährigen Krieg in Europa. Englische und französische Gruppen wurden von Indianergruppe unterstützt und kämpften um die Herrschaft Kanadas. Mit dem Fall von Québec City 1759 und Montreal ein Jahr darauf fiel auch die Entscheidung, welche 1763 im Frieden von Paris offiziell besiegelt wurde. Frankreich trat die gesamte nordamerikanische Kolonie an England ab. Jedoch wird dieser offizielle Akt, welcher fernab von Unbeteiligten dieses Krieges unterschrieben wurde, bis heute nicht von den französischen Siedlern anerkannt und als Verrat empfunden. Die Siedler hielten weiterhin an ihrer Sprache, Kultur und Religion fest. Den Engländern war daran gelegen weitere Ausschreitungen und Spannungen zu verhindern und daher verabschiedete das englische Parlament 1774 den Québec Act. Darin wurde dem früheren Neu Frankreich zugesichert seine Sprache und Religion weiterhin erhalten zu können (Ohlhoff 2000, 28,29). In den Jahren nach dem Frieden von Paris wurde entlang der Atlantikküste die Forderung nach der Loslösung vom Mutterland England immer lauter. Am 4. Juli 1776 verfassten die dreizehn britischen Kolonien am Atlantik die Unabhängigkeitserklärung. Ihr Versuch die französischen Kolonisten zu einer Zusammenarbeit gegen England zu bewegen scheiterte jedoch, da diese die Zugeständnisse des Québec Aktes nicht aufs Spiel setzten wollten. Diese Weigerung wurde über 200 Jahre später in der Official Language Bill von der englischen Regierung belohnt und Französisch wurde neben Englisch zur offiziellen Landessprache erklärt (Rektorat der Universität Mannheim 1982,13).

1.3.1 Eine gemeinsame Verfassung für Kanada

Das seit 1763 als Britisch Nord-Amerika bekannte Land versucht weiterhin seine Unabhängigkeit zu erreichen. Erst 1864 führt eine Versammlung, bestehend aus wenigen Delegierten, über die politische Zukunft des Landes zur Schaffung einer Verfassung, des BNA Act (British North America Act), welcher bis 1867 fertig gestellt und besiegelt wurde (Rektorat der Universität Mannheim 1982, 13). Durch ihn wurden die Provinzen Ontario, Québec, Nova Scotia und New Brunswick zu Provinzen der Dominion of Canada, einer parlamentarischen Monarchie. Die weiteren Provinzen des heutigen Kanada schlossen sich nach und nach bis 1949 mit Neufundland als letzter Provinz der Dominion of Canada an (Ohlhoff 2000, 30). Die Verfassung befasste sich vorwiegend mit den Belangen der englischen und französischen Bewohner Kanadas. Dennoch gab es bereits zu dieser Zeit eine 8% starke Gruppe an Bewohnern Kanadas, die weder britischer noch französischer Herkunft waren.

1.4 Das Wachstum der dritten Gruppe

Diese dritte Gruppe wuchs noch weiter, als zwischen 1896 und 1914 etwa drei Millionen Immigranten, vorwiegend aus Osteuropa nach Kanada einwanderten. Diese Immigranten siedelten sich vor allem in den Prairieprovinzen an, so dass der Anteil der dritten Gruppe 1911 in Manitoba, Saskatchewan und Alberta zwischen 30% und 40% lag (Rektorat der Universität Mannheim 1982, 14).

Nach dem zweiten Weltkrieg sah sich Kanada zum ersten Mal mit einer ganz anderen Art von Zuwanderung konfrontiert. Unmittelbar nach dem Krieg kam die erste große Welle der Heimatvertriebenen. Nach 1956 flohen 37 000 Verfolgte des ungarischen Aufstands nach Kanada und das Ende des Prager Frühlings 1968 brachte weitere 11 000 Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei nach Kanada. Obwohl Kanada das Komitee der Vereinten Nationen mitbegründete, dass die UNO-Konvention über Flüchtlinge von 1951 plante und durchsetzte, trat es selbst erst 1969 dieser Konvention bei, welche Standards und den Status von Flüchtlingen festlegte. Nach dem Beitritt entwickelte Kanada eine neue Flüchtlingspolitik, in der es einen jährlich wachsenden Anteil an Flüchtlingen als reguläre Einwanderer akzeptierte. Daraufhin kam es zu mehreren Wellen von Flüchtlingen. Im Jahre 1972 flohen ca. 8000 ugandische Asiaten nach Kanada. Zwischen 1975 und 1985 wanderten etwa 100 000 indochinesische Flüchtlinge ein. In der Folgezeit gab es immer mehr Zuwanderung aus dem asiatischen Raum (Indien, Sri Lanka, Iran, Pakistan) und dem südamerikanischen Kontinent (Vollmer 1992, 109,110). In den siebziger Jahren wurde in Kanada ein so genanntes points system für Einwanderung eingeführt, welches unabhängig von der Herkunft des Einwanderers Punkte nach sozialen und wirtschaftlichen Kriterien vergibt und versucht sich an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen: ”…the 1967 points system assigned no explicit weight to country of origin, but reflected continuing efforts to integrate immigration policy more closely with labour-market conditions.“ (Kelley 1998, 348,349). Dieses farbenblinde System führte erneu zu einem großen Zuwachs der dritten Gruppe, so dass sich die Gesellschaftsstruktur Kanadas stark veränderte.

2 Die Gesellschaftsstruktur des heutigen Kanada

Das heutige Kanada setzte sich aus vier Bevölkerungsgruppen zusammen, welche teilweise in sich aus weiteren Kleingruppen bestehen.

1. Die erste Gruppe sind die first nations bestehend aus den Indianerstämmen, Eskimos und Métis. Diese Gruppe hat 11 Sprachfamilien und weit über 600 bands. Ähnlich wie die Ureinwohner der Vereinigten Staaten sind auch die first nations in den letzten Jahrhunderten zu einer Minderheit geworden. 2001 stammten nur noch 1,9% der Bevölkerung Kanadas aus reinen Ureinwohnerfamilien und 4,5% aus Familien mit nur einem Elternteil oder Vorfahren aus der Gruppe der first nations.

[...]

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Die Multikulturalismuspolitik der kanadischen Regierung und ihre Auswirkungen auf die kanadische Identität
Universidad
University of Marburg
Calificación
2
Autor
Año
2006
Páginas
20
No. de catálogo
V114221
ISBN (Ebook)
9783640152216
ISBN (Libro)
9783640154418
Tamaño de fichero
433 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Multikulturalismuspolitik, Regierung, Auswirkungen, Identität
Citar trabajo
Sahar Farman (Autor), 2006, Die Multikulturalismuspolitik der kanadischen Regierung und ihre Auswirkungen auf die kanadische Identität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114221

Comentarios

  • No hay comentarios todavía.
Leer eBook
Título: Die Multikulturalismuspolitik der kanadischen Regierung und ihre Auswirkungen auf die kanadische Identität



Cargar textos

Sus trabajos académicos / tesis:

- Publicación como eBook y libro impreso
- Honorarios altos para las ventas
- Totalmente gratuito y con ISBN
- Le llevará solo 5 minutos
- Cada trabajo encuentra lectores

Así es como funciona