Durch die Entgrenzung von Erwerbsarbeit und Privatleben steigen die Anforderungen an die Subjekte zum Ausbalancieren beider Sphären. Zudem steigt im Zuge des Reflexiv-Werdens der Lebensführung in der Spätmoderne auch das Erfordernis zur aktiven Herstellung von Zweierbeziehungen. Die Forschungsfrage lauter daher wie folgt: „Welche Strategien zur ‚Ausbalancierung‘ von Erwerbsarbeit und Freizeit wenden spätmoderne Subjekte in Zweierbeziehungen an?“. Zur Untersuchung der Forschungsfrage wurden fünf leitfadengestützte Einzelinterviews erhoben und anhand der Grounded Theory ausgewertet.
‚Work-Life-Balance‘ (‚WLB‘) als Begriff geht davon aus, dass Berufs- und Privatleben miteinander in Einklang gebracht werden müssen. Somit wird zum einen impliziert, dass zwischen beiden Bereichen Konfliktpotential herrscht und zum anderen, dass dieses durch Akte des ‚Balancierens‘ bewältigt werden könne. Worin genau diese bestehen und um welche Art von ‚Balance‘ es überhaupt geht, bleibt weitgehend offen und obliegt daher individueller Deutungsarbeit. Aktuell lässt sich nicht nur im Alltagsgebrauch, sondern auch in personalbetrieblichen Kontexten und wissenschaftlichen Debatten eine zunehmend häufiger werdende Verwendung des Begriffes verzeichnen.
Gar wird er verstärkt als eine Art „Zauberwort“ gebraucht, als ob dessen Thematisierung bereits an sich die (Erwerbs-)Welt ein Stückchen besser machen und zur Lösung verschiedenster Problemlagen wie zeitlicher Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, der Bewältigung von Zeit- und Leistungsdruck und des Erlebens von mentaler Ausgeglichenheit beitragen würde. Dass ein Konzept, das sich explizit dem ‚Leben‘ sowie dessen Verhältnis zur Erwerbsarbeit widmet, überhaupt erforderlich wird und sich derart großer Beliebtheit erfreut, ist keineswegs selbstverständlich. Vielmehr wirft dies einige Fragen auf, die allesamt im Wesentlichen mit stark veränderten und gestiegenen Anforderungen an die Lebensführung in Verbindung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wandel von Arbeit, Staat und Subjekt
- 2.1 Moderne Subjektivierung als Selbstführung – Wandel der Macht in der Moderne...
- 2.2 Die,Entgrenzung von Erwerbsarbeit und Privatleben........
- 2.2.1 Die Erosion tradierter Strukturen als Merkmal des Postfordismus
- 2.2.2 Ursachen und Folgen der,Entgrenzung von Erwerbsarbeit und Privatleben......
- 2.2.3 Kritik am arbeitssoziologischen Subjektivierungs- und Entgrenzungsdiskurs .......
- 3. Das, Ausbalancieren von Freizeit und Erwerbsarbeit – neue Handlungsanforderungen zur Gestaltung des Verhältnisses der Sphären....
- 3.1 Die Erosion tradierter Grenzen als Ursache gestiegener Handlungsanforderungen in der späten Moderne -, Reflexivierung der Lebensführung‘.
- 3.2, Work-Life-Balance' als gouvernementales Konzept: Lebensführung im Schnittpunkt von Selbst- und Fremdführung .
- 3.3 Grenzen und Möglichkeiten zur Handlungsmacht hinsichtlich des,Ausbalancierens'
- 4. Soziologie der Zweierbeziehung..
- 4.1 Einführung in den soziologischen Gegenstand der Zweierbeziehungen.........
- 4.2 Zum Wandel der Zweierbeziehung in der reflexiven Moderne....
- 4.2.1 Das Aufkommen des romantischen Liebesideals
- 4.2.2 Die partnerschaftliche Liebe als neues diskursives Leitbild
- 4.3 Exkurs: Die Zweierbeziehung als,Trägheitsmoment' im Wandel der Geschlechterverhältnisse
- 4.4 Familie und Zweierbeziehung als Herstellungsleistungen
- 4.4.1 Familie als Herstellungsleistung
- 4.4.2 Zweierbeziehung als Herstellungsleistung.
- 5.,Work-(Life-)Relationship-Balance' – Das, Ausbalancieren von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen .
- 5.1 Die Bedeutung der (partnerschaftlichen) Lebensführung für das,Ausbalancieren'
- 5.2 Personen in Doppelkarrierepartnerschaften als ArbeitskraftmanagerInnen .………………... .
- 5.3 Forschungsfrage
- 6. Forschungsdesign.
- 6.1 Konzeption des Leitfadens...........
- 6.2 Die Anwendung der Grounded Theory als Auswertungsmethode..
- 7. Überblick über das Sample
- 7.1 Frau A...
- 17.2 Frau B..
- 7.3 Herr C.
- 7.4 Herr D...
- 7.5 Herr E..
- 8. Ergebnisse
- 8.1 Typen des,Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen
- 8.1.1 Typ I:,Getrennte Unterschiede'.
- 8.1.2 Typ II:,Vermischte Gleichheit'.
- 8.1.3 Typ III:,Verbundene Elemente ähnlicher Logik' bzw.,Hand in Hand‘. _
- 8.1.4 Zwischenfazit: Die Bedeutung von Zweierbeziehung für das,Ausbalancieren von Freizeit und Erwerbsarbeit.
- 8.2 Grundelemente der Herstellung von Zweierbeziehung.
- 8.3 Die strategische Synchronisation zweier,Ausbalancierstrategien‘.
- 8.3.1 Zentrale, Synchronisationsstrategien'
- 8.3.2 Spezifische Strategien zur Synchronisation der,Ausbalancierstrategien'.
- 8.3.3 Die,Synchronisationsstrategien' als Bestandteil des,Balancierens
- 8.4 Exkurs: Die Herausbildung von,Ausbalancierstrategien' als Ergebnis der Verschränkung zweier Lebensführungen.
- 8.5 Fazit aus der Empirieauswertung.
- 9. Diskussion
- 10. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Strategien des,Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen im Kontext der späten Moderne. Die Arbeit befasst sich mit den Herausforderungen, die sich durch die ‚Entgrenzung' von Erwerbsarbeit und Privatleben für die Lebensführung von Personen in Zweierbeziehungen ergeben. Die Untersuchung basiert auf der Annahme, dass die Lebensführung in Zweierbeziehungen eine zentrale Rolle im Umgang mit diesen Herausforderungen spielt.
- Die ‚Entgrenzung' von Erwerbsarbeit und Privatleben in der späten Moderne
- Die Rolle der Zweierbeziehung als Lebenskonstellation im Kontext der ‚Entgrenzung'
- Strategien des ‚Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen
- Die Bedeutung der Synchronisation von Lebensführungen in Zweierbeziehungen
- Die Herausbildung von ‚Ausbalancierstrategien' als Ergebnis der Verschränkung zweier Lebensführungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel führt den Begriff der ‚Work-Life-Balance' ein und stellt die Problematik des ‚Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit im Kontext spätmoderner Lebenskonstellationen dar. Es wird argumentiert, dass das Konzept der ‚Work-Life-Balance' eine zentrale Bedeutung für die Selbstführung und die Bewältigung von Herausforderungen im Arbeits- und Privatleben erlangt hat. Die Arbeit konzentriert sich auf die Lebensführung in Zweierbeziehungen und untersucht, wie die paarinterne Synchronisation von Lebensführungen das ‚Ausbalancieren' von Freizeit und Erwerbsarbeit beeinflusst.
- Kapitel 2: Wandel von Arbeit, Staat und Subjekt
Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen von Arbeit, Staat und Subjekt in der späten Moderne. Es wird der Wandel der Subjektivierung als Selbstführung im Kontext neoliberaler Machtverhältnisse untersucht. Weiterhin wird die ‚Entgrenzung' von Erwerbsarbeit und Privatleben als ein wesentliches Merkmal des Postfordismus betrachtet. Die Folgen dieser Entwicklung für die Lebensführung von Individuen werden diskutiert.
- Kapitel 3: Das, Ausbalancieren von Freizeit und Erwerbsarbeit – neue Handlungsanforderungen zur Gestaltung des Verhältnisses der Sphären....
Dieses Kapitel befasst sich mit dem ‚Ausbalancieren' von Freizeit und Erwerbsarbeit als einer neuartigen Handlungsanforderung in der späten Moderne. Es wird argumentiert, dass die Erosion tradierter Grenzen zu einer verstärkten Reflexivierung der Lebensführung führt. Das Konzept der ‚Work-Life-Balance' wird als ein gouvernementales Konzept betrachtet, das Lebensführung im Schnittpunkt von Selbst- und Fremdführung positioniert. Die Grenzen und Möglichkeiten zur Handlungsmacht hinsichtlich des ‚Ausbalancierens' werden analysiert.
- Kapitel 4: Soziologie der Zweierbeziehung..
Dieses Kapitel widmet sich der Soziologie der Zweierbeziehung als einer wichtigen Lebenskonstellation in der späten Moderne. Es wird der Wandel der Zweierbeziehung im Kontext der reflexiven Moderne untersucht, insbesondere die Entwicklung des romantischen Liebesideals und die Bedeutung der partnerschaftlichen Liebe als diskursives Leitbild. Die Zweierbeziehung wird als ‚Trägheitsmoment' im Wandel der Geschlechterverhältnisse betrachtet, und die Familie und die Zweierbeziehung werden als Herstellungsleistungen analysiert, die auf der Synchronisation von Lebensführungen und der Konstruktion einer gemeinsamen Wirklichkeit basieren.
- Kapitel 5.,Work-(Life-)Relationship-Balance' – Das, Ausbalancieren von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen .
Dieses Kapitel untersucht das ‚Ausbalancieren' von Freizeit und Erwerbsarbeit im Kontext von Zweierbeziehungen. Es wird die Bedeutung der (partnerschaftlichen) Lebensführung für das ‚Ausbalancieren' hervorgehoben, und es werden Personen in Doppelkarrierepartnerschaften als ‚ArbeitskraftmanagerInnen' betrachtet. Das Kapitel stellt die Forschungsfrage der Arbeit, die sich mit der Rolle der Zweierbeziehung im Umgang mit den neuartigen Anforderungen an die Lebensführung im Kontext der ‚Entgrenzung' von Erwerbsarbeit und Privatleben befasst.
- Kapitel 6. Forschungsdesign.
Dieses Kapitel beschreibt das Forschungsdesign der Arbeit. Es werden die Konzeption des Leitfadens für die Interviews und die Anwendung der Grounded Theory als Auswertungsmethode erläutert. Die Arbeit basiert auf einer qualitativen Analyse von Interviews mit Personen in Zweierbeziehungen.
- Kapitel 7. Überblick über das Sample
Dieses Kapitel stellt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interviewstudie vor und gibt einen kurzen Überblick über ihre Lebenskontexte. Die Arbeit analysiert die Interviews mit fünf Personen in Zweierbeziehungen, um verschiedene Strategien des ‚Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit zu identifizieren.
- Kapitel 8. Ergebnisse
Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Analyse. Es werden verschiedene Typen des ‚Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen vorgestellt. Die Arbeit analysiert die Bedeutung der Zweierbeziehung für das ‚Ausbalancieren' und untersucht die Grundelemente der Herstellung von Zweierbeziehungen. Es werden zentrale ‚Synchronisationsstrategien' und spezifische Strategien zur Synchronisation der ‚Ausbalancierstrategien' identifiziert. Das Kapitel beleuchtet auch die Herausbildung von ‚Ausbalancierstrategien' als Ergebnis der Verschränkung zweier Lebensführungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen ‚Work-Life-Balance', ‚Entgrenzung', ‚Selbstführung', ‚Lebensführung', ‚Zwierbeziehung', ‚Synchronisation', ‚Ausbalancierstrategien' und ‚Postfordismus'. Die Arbeit untersucht die Relevanz dieser Begriffe für die Bewältigung von Herausforderungen im Arbeits- und Privatleben im Kontext der späten Moderne.
- Quote paper
- Luzia Winterholler (Author), 2018, "Work-(Life-)Relationship-Balance". Das "Ausbalancieren" von Privatleben und Erwerbsarbeit von Personen in spätmodernen Zweierbeziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1142376